Die schamlose Studentin

 

 

Die schamlose Studentin

 

Von Susann Bonnard

 

 


 

 

 

Buchbeschreibung:

 

Julia ist eine junge, strebsame Jura-Studentin und in manchen Dingen noch etwas naiv. Doch das ändert sich schnell, als sie sich mit ihrer Nachbarin anfreundet. Simone animiert Julia Dinge zu tun, an die sie vorher nicht mal im Traum gedacht hätte. Sie spielt ein Spiel mit ihr und Julia findet mehr und mehr Gefallen daran. Bei dem Spiel geht es um Sex, Geld und Macht. Aber bis Julia die Spielregeln verstanden hat, ist es zu spät. Das scheinbar amüsante Spiel entwickelt sich zu einem Spiel um alles oder nichts. Für Julia gibt es kein Zurück mehr. Sie hat ihre wahre Natur entdeckt und will ihren eingeschlagenen Weg konsequent zu Ende gehen. Sie will das Spiel gewinnen.

 

 

 

 

 

Über die Autorin:

 

Susann Bonnard, geboren 1992, lebt in Frankfurt und liebt Paris. Sie mag gute Geschichten und schreibt sie gerne auf. Sie ist fasziniert von außergewöhnlichen Menschen und entwickelt solche auch gerne als Romanfiguren in ihren Erzählungen.

 

E-Mail: Susann.Bonnard@traumwelt-verlag.de


 

 

 

Die schamlose Studentin

 

Von Susann Bonnard

 

Traumwelt Verlag

Johanna-Kirchner-Str. 20

60488 Frankfurt am Main

 

info@traumwelt-verlag.de

http://www.traumwelt-verlag.de

 

 

Lektorat: Stefanie Reimann

 

Covergestaltung:

Nuilani – Design und Kommunikation, Ralf Heller

www.nuilani.de - info@nuilani.de

 

Titelbild: fotolia

 

ISBN 978-3-939362-28-9

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© 05.05.2017 Traumwelt Verlag – alle Rechte vorbehalten.

Johanna-Kirchner-Str. 20

60488 Frankfurt am Main

Traumwelt Verlag, Frankfurt am Main

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1

 

Mein Name ist Julia. Julia Bergmann. Ich bin 22 Jahre alt und studiere Jura. Letztes Jahr im Mai bin ich von zuhause ausgezogen und habe mir eine Zweizimmerwohnung in der Innenstadt gemietet. Dank der monatlichen Finanzspritze meiner Eltern bin ich bislang gut im Studium vorangekommen. Meine Noten waren ausgezeichnet und ich träumte davon, eines Tages Staatsanwältin zu werden. Ich lebte ungefähr drei Wochen in meiner neuen Wohnung, als es eines Abends an der Tür klopfte. Meine Nachbarin stand davor. Simone Gerber. Sie war 33 Jahre alt, ledig und sehr attraktiv. Schwarze schulterlange Haare, 1,72 Meter, schlank, mit den Rundungen an den richtigen Stellen. Und sie war völlig skrupellos. Aber bis mir das wirklich bewusst geworden ist, war es schon viel zu spät.

Sie habe den Müll runtergebracht und sich dabei aus ihrer Wohnung ausgeschlossen, erzählte sie mir. Sie nahm das Malheur mit Humor und wollte mein Telefon benutzen, um den Schlüsselnotdienst zu rufen. Es dauerte eine Stunde, bis der Mann vom Notdienst kam. Während dieser Zeit saßen wir bei mir und lernten uns ein bisschen näher kennen. Ich empfand Simone bei unserem ersten Zusammentreffen als äußerst nett und sympathisch. Sie war ein geselliger Typ, aufgeschlossen und sehr interessiert, mehr über mich zu erfahren. Ich erzählte ihr von meinem Studium, meinen Berufswünschen, wo ich am liebsten meinen Urlaub verbrachte und welche Musik ich gerne hörte. Simone konnte sehr gut Gespräche führen, ohne dabei viel von sich selbst zu verraten. Aber das ist mir damals noch nicht aufgefallen. Irgendwann wollte sie natürlich auch wissen, ob ich einen Freund hätte. Hatte ich nicht. Meine letzte Beziehung war vor über zwei Jahren in die Brüche gegangen und seitdem hatte ich dafür weder Zeit noch Interesse. Diese Aussage quittierte Simone mit einem vielsagenden Lächeln. Sie hatte ihre Beute ins Visier genommen.

»Gibt es denn keine netten, gutaussehenden Männer in deinen Kursen und Vorlesungen an der Uni?«, wollte sie wissen.

»Doch, jede Menge. Aber ich will dort nicht rumbaggern«, wehrte ich ab. »Mit Sven verstehe ich mich sehr gut. Wir lernen ab und zu zusammen. Aber da läuft nichts.« Sven und ich hatten vor einiger Zeit die Aufgabe bekommen, gemeinsam ein Referat auszuarbeiten. Wir harmonierten gut miteinander und trafen uns danach öfter zum Lernen oder auch mal nur auf einen Kaffee. Ich hatte mir auch schon Gedanken darüber gemacht, ob da nicht mehr draus werden könnte, aber keiner von uns beiden ergriff die Initiative und so blieb es bei einer rein platonischen Freundschaft. Und das war im Großen und Ganzen okay für mich. Simone wollte sich damit aber nicht zufriedengeben.

»Warum verführst du ihn nicht?«, fragte sie mich ganz beiläufig.

Ich musste lachen. »Ich will mit ihm studieren und zusammen lernen. Sonst nichts.«

»Ach was. Du traust dich nicht, stimmt’s?«

»Stimmt. Und das aus gutem Grund. Wir treffen uns wegen Jura. Wir sind auf Augenhöhe. Da will ich keine Bettgeschichte mit verknüpfen.«

»Und wenn er es eines Tages mit einer anderen Studentin treibt, weil es mit dir ja nur ums Lernen geht, was dann? Wirst du dann eifersüchtig? Oder wäre es dir egal?« Simones Augen funkelten mich herausfordernd an.

Der Gedanke verursachte tatsächlich ein leichtes Ziehen in meiner Magengegend. Aber das wollte ich mir nicht eingestehen. Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Es kommt, wie es kommt«, sagte ich mehr aus Verlegenheit.

»Nein. Es passiert, wenn du willst, dass es passiert«, sagte Simone und schaute mich ernst an. »Du bist viel zu attraktiv, um hier in deiner Bude und an der Uni zu versauern.«

»Ich bin zufrieden. Und so attraktiv bin ich auch wieder nicht, eigentlich nur Durchschnitt«, gab ich ihr bescheiden zur Antwort. Trotzdem nahm ich das Kompliment von ihr gerne zur Kenntnis.

Der Mann vom Schlüsseldienst erschien dann auch und öffnete Simones Wohnung. Sie verabschiedete sich mit einem Küsschen auf die Wange und wollte sich bei nächster Gelegenheit mit einer Flasche Rotwein für meine Hilfsbereitschaft und den netten Abend revanchieren. Ich hatte nichts dagegen.

 

Zwei Tage später saß ich abends mit Sven in meiner kleinen Küche. Wir bereiteten uns gemeinsam auf eine anstehende Klausur vor. Ich musste plötzlich an mein Gespräch mit Simone denken und musterte Sven einen Moment lang heimlich. Sven war ganz bei der Sache und in einen Gesetzestext vertieft. Unmöglich, ihn zu verführen. Der Gedanke kam mir jetzt völlig abwegig vor. Simone war wahrscheinlich auch ziemlich einfach gestrickt, dachte ich bei mir. Die wird ab und zu einen Typen aus einer Bar abschleppen. Jedenfalls war mir in den paar Wochen, in denen ich hier wohnte, noch kein männlicher Besucher bei meiner Nachbarin aufgefallen. Die wollte mir nur imponieren. Egal, jetzt musste ich mich auf Jura konzentrieren. Deswegen war Sven schließlich hier. Wir diskutierten gerade über Paragraphen und deren Anwendung, als es an der Wohnungstür klopfte. Simone stand mit der versprochenen Rotweinflasche in den Händen vor meiner Tür. Ich wollte sie nicht gleich abwimmeln und bat sie herein. Sie trug High Heels und ein schwarzes, knielanges Sommerkleid. Wir gingen in die Küche und ich stellte Simone und Sven einander vor. Erst dann fiel mir wieder mein Gespräch mit Simone ein, und nun war es mir ein bisschen unangenehm, dass die beiden sich jetzt gegenüberstanden.

»Wir sind gerade am Lernen«, sagte ich und hoffte, dass Simone vorschlug, ein andermal mit dem Rotwein wiederzukommen. Aber Sven machte meiner Hoffnung einen Strich durch die Rechnung.

»Wir sind ja mit allem durch. Ich bekomme jetzt auch nichts mehr rein in meinen Kopf. Ich verabschiede mich gleich, dann könnt ihr einen gemütlichen Frauenabend machen.«

»Na gut«, seufzte ich. »Ich kriege auch nichts mehr in meinen Schädel rein. Machen wir also Schluss für heute.«

»Freut mich, dich kennen zu lernen, Sven«, sagte Simone. »Julia hat mir schon von dir erzählt. Der Mann, der sie beim Studieren auf Trapp hält, stimmt’s?«

»Na ja, oder umgekehrt. Wie man es nimmt.« Sven schaute mich etwas verlegen an.

»Bleib doch noch«, bat Simone ihn. »Den Rotwein können wir ja auch zu dritt trinken. Ich kann auch noch eine Flasche Nachschub von drüben holen. Oder magst du lieber ein Bier?«

»Ja, bleib doch noch«, schlug auch ich ihm vor und freute mich auf einen netten Abend. Meine Bedenken waren schon wieder vergessen. Sven ließ sich schnell überreden. Ein Glas Rotwein wollte er gerne noch mit uns trinken, aber nicht allzu lange bleiben.

Wir setzten uns ins Wohnzimmer, ich öffnete die Flasche und stellte Gläser auf den Tisch. Ich hatte nur zwei Sessel, für eine Couch gab es in dem kleinen Zimmer kein Platz. Sven holte sich einen Stuhl aus der Küche, den er zwischen den Sesseln platzierte. Wir prosteten einander zu und saßen entspannt zusammen.

»Ich bin zwei Stunden in der Stadt herumgelaufen«, berichtete Simone. »Ich hätte mir andere Schuhe anziehen sollen. Meine Füße tun höllisch weh.«

Sven und ich blickten auf ihre High Heels, die sich zum Laufen nicht wirklich eigneten. Simone knüpfte die Riemchen auf, mit denen die Schuhe um ihre Fußknöchel festgezurrt waren, und entledigte sich der unbequemen Teile. Sie war barfuß darin herumgelaufen.

»Ein Königreich für eine Fußmassage«, stöhnte Simone und rieb sich mit den Händen über ihre Fußsohlen.

»Vielleicht ist Sven ja so nett«, sagte ich mehr aus Spaß und freute mich ein wenig, ihn nun in Verlegenheit gebracht zu haben. »Ich hole uns mal ein bisschen was zum Knabbern. Chips, Käse und Salami kann ich anbieten.« Ich ging in die Küche, schnitt die Salami und den Käse klein und legte alles auf einem Holzbrett zurecht. Außerdem schüttete ich eine Tüte Kartoffelchips in eine Glasschale. Als ich mit einem Tablett in den Händen wieder ins Wohnzimmer trat, bekam Simone ihren Wunsch gerade erfüllt. Sven saß auf seinem Stuhl nun genau gegenüber von Simone. Sie hielt ihm ihr linkes ausgestrecktes Bein entgegen und Sven massierte ihr artig den malträtierten Fuß. Das andere Bein hatte sie auf seinem Oberschenkel abgelegt.

»Hm, das schaut aber lecker aus«, lobte Simone mein kleines kulinarisches Arrangement. »Wenn du das Licht noch ein bisschen dimmst, wird es richtig gemütlich.«

Ich drehte das Licht meiner Stehlampe herunter und schaltete das Hauptlicht aus. Das wirkte tatsächlich viel gemütlicher, stellte ich fest und musste mir eingestehen, dass ich für Gemütlichkeit zu wenig Sinn hatte. Ich knabberte Salamischeiben und Sven massierte weiter den Fuß mit den rot lackierten Zehennägeln.

»Oh, das tut so gut«, seufzte Simone. »Sven ist ein wahrer Meister im Massieren von zarten Frauenfüßen. Hast du das gewusst, Julia?«

»Nein, das ist mir neu. Bei mir macht er das nie.« Ich wollte, dass es lustig klingt, aber das war mir irgendwie misslungen.

»Vielleicht macht er bei dir weiter, wenn er bei mir fertig ist.« Simone lächelte mich vielsagend an.

»Ich bin ja nicht stundenlang mit High Heels durch die Stadt gelaufen«, wehrte ich ab.

»Jetzt bitte den anderen«, sagte Simone und hielt Sven nun das rechte Bein entgegen. Das linke parkte sie wieder auf seinem Oberschenkel. »Hm, wundervoll«, seufzte Simone und nippte an ihrem Weinglas. »Das fühlt sich sehr erotisch an, so gefühlvoll wie du das machst, Sven.«

Die Blicke von mir und Sven trafen sich und wir schauten uns etwas verlegen an. Svens Fingerspitzen fuhren aber unbeirrt weiter über Simones Fußsohle, um ihren Knöchel und um ihre Zehen herum. Ich trank einen größeren Schluck Rotwein und versuchte irgendwo anders hinzuschauen. Aber mein Blick wanderte zwanghaft immer wieder zurück auf Simones Fuß in Svens Händen. Und auf ihren zweiten Fuß, mit dem sie lasziv über Svens Oberschenkel rieb. Mir fiel wieder ihre Frage ein, wie ich mich fühlen würde, wenn Sven es mit einer anderen Frau treiben würde. Ehrlich gesagt, empfand ich es jetzt sogar leicht erregend, dabei zuzuschauen, wie Simone und Sven sich verhielten. Ich war neugierig, wie es weitergehen würde. Und dabei versuchte ich so unbeteiligt wie möglich zu wirken.

»Versprichst du mir, dass du auch Julias Füße nachher so gefühlvoll behandelst?«, wollte Simone von Sven wissen. Und während sie ihn das fragte, wanderte ihr rechter Fuß langsam über seinen Oberschenkel zwischen seine Beine. Sie rieb ihren Fuß leicht in seinem Schritt. Sven trug eine schwarze Stoffhose.

»Wenn Julia das gerne möchte«, stammelte er und Simone rieb dabei ihren Fuß etwas fester an seiner Hose.

»Genauso möchtest du das, Julia. Oder?« Simone sah mich herausfordernd an und rieb ihren Fuß jetzt offensichtlich an Svens Hose. Die Beule in seiner Hose war nicht mehr zu übersehen. Sven massierte konzentriert den anderen Fuß weiter und wagte es nicht mehr, mich oder Simone anzusehen. Er starrte nur auf den Fuß in seinen Händen. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von dem Fuß an Svens Hose lassen. Die Beule in seiner Hose wurde immer größer. Der Anblick faszinierte mich.

»Ja, genau so«, sagte ich und wunderte mich über mich selbst. Ich hatte es tatsächlich gesagt. Ich schob es auf den Rotwein, der mir die Sinne schon ein wenig vernebelt hatte und goss mir schnell das Glas wieder voll.

»Hast du gehört, Sven? Genau so«, flüsterte Simone verführerisch und spielte mit ihrem Fuß an der ausgebeulten Hose.

Sven schaute mich nun doch an und lächelte etwas verlegen. »Sehr gerne, Julia«, sagte er mit belegter Stimme.

»Was trägst du denn unter deiner Hose?«, wollte Simone wissen, während sie ihm mit ihrem Fuß die Beule massierte. »Boxershorts? Oder eine enge Unterhose?« Sie fragte das ganz ohne Scheu. Ganz offen, als wäre es die normalste Frage der Welt. Und ich war wahnsinnig gespannt, was Sven zur Antwort geben würde.

»Boxershorts«, gestand Sven und errötete leicht.

»Vielleicht ziehst du den Rest besser aus, wenn du Julia die Füße massierst. Das ist bestimmt viel gemütlicher.« Simone lächelte mir zu. »Das findest du doch auch, Julia. Oder etwa nicht?«

»Ja, viel gemütlicher«, kam es mir etwas stockend über die trockene Zunge. Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Der Gedanke daran erregte mich wahnsinnig. Simone zog ihre Beine von Sven zurück, stand auf und streichelte ihm über das Haar. Svens Atem ging schwer, als sie ihm half, sich auszuziehen. Dabei gab sie mir mit einem triumphierenden Blick zu verstehen, dass ich ihren Platz einnehmen sollte. Svens Klamotten fielen zu Boden. Simone drückte ihn sanft zurück auf seinen Stuhl, als er nur noch die Boxershorts trug. Sven und ich saßen uns gegenüber, lächelten uns verlegen, aber auch aufgeregt an. Lasziv hielt ich ihm meinen rechten Fuß entgegen. Sven empfing ihn und begrüßte meine Zehenspitzen mit seinen Lippen. Mein anderer Fuß fand den Weg zu seinen Shorts. Mein Fuß streifte über seine gut sichtbare Beule. Wie hart er sich anfühlte. Wie zart er meinen anderen Fuß küsste und streichelte. Ich hörte ihn leise seufzen, als meine Fußsohle etwas fester über seinen Ständer rieb. Weder Sven noch ich bekamen mit, dass Simone seine auf dem Boden liegenden Kleider aufgehoben hatte und in den Händen hielt.

»Ich muss rüber und noch ein paar Dinge erledigen«, flötete sie uns zu. »Svens Klamotten nehme ich mit.« Sie beugte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr. »Er kann sie später bei mir abholen. Ich tausche sie ein. Gegen seine Boxershorts.« Sie zwinkerte mir zu und verließ meine Wohnung. Ich kümmerte mich nicht weiter darum. Ich wollte nur noch eins. Und Sven ging es genauso. Simone hatte meine Wohnung kaum verlassen, da fielen wir übereinander her. Wir machten es gleich auf dem Fußboden. Schnell und gierig. Danach lagen wir noch eine ganze Weile nebeneinander, blickten uns verliebt in die Augen und streichelten und küssten uns zärtlich.

Irgendwann musste Sven los. Als er sich anziehen wollte, fiel mir erst wieder ein, was Simone mir zum Abschied gesagt hatte. Er schaute mich überrascht an, hatte davon gar nichts mitbekommen.

»Ich komme mit rüber«, sagte ich entschlossen. Ich wollte auf keinen Fall zulassen, dass sie ihn noch einmal verführt, während ich allein in meiner Bude sitze.

»Warum macht sie das?«, fragte Sven. Mittlerweile war er wieder in der Lage, seinen Kopf zum Denken zu benutzen.

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie erst vor ein paar Tagen etwas näher kennen gelernt. Ich glaube, sie ist ein ziemliches Luder«, sagte ich nachdenklich und drückte Sven einen Kuss auf die Lippen. »Aber ich bin froh darüber, sonst hätten wir heute nur Jura gemacht.«

»Stimmt. Wir sollten ihr dankbar sein. Bringen wir es also hinter uns.«

Ich zog mich wieder an. Horchte anschließend im Treppenhaus, ob sich jemand auf der Treppe befand. Es war still und dunkel. Ich öffnete meine Tür, ging schnell die zwei Schritte zur Nachbarwohnung und winkte Sven dann zu mir. Nackt blieb er neben mir stehen. In der Hand hielt er seine Unterhose. Simone machte kurz darauf die Tür auf. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck musterte sie Sven. Er hielt ihr seine Boxershorts entgegen.

»Gib ihm seine Klamotten zurück«, bat ich Simone. »Er muss los.«

Simone kam einen Schritt aus ihrer Wohnung und betätigte den Lichtschalter für das Treppenhaus. Im nächsten Moment hörten wir, wie unten die Haustür geöffnet wurde. Geräuschvoll schritt jemand durch den Hausflur zur Treppe. Wir befanden uns im ersten Stock.

»Das ist bestimmt Frau Lehmann aus der dritten Etage«, sagte Simone leise. »Die kommt immer um diese Zeit von der Arbeit heim. Sie ist Krankenschwester. Wartet hier einen Moment, ich hole Svens Klamotten.« Simone schnappte sich Svens Unterhose. »Schön hier stehen bleiben, ich bin sofort wieder da.«

Simone verschwand in ihrer Wohnung und Sven schaute mich fragend an. Die Schritte auf der Treppe waren immer deutlicher zu hören. Ich kannte Frau Lehmann nur vom Sehen. Ich schätzte sie auf Anfang fünfzig. Sie lebte allein, bisher hatten wir uns nur höflich zugenickt, wenn wir uns im Treppenhaus über den Weg gelaufen sind. Sie kam nun schon auf dem Treppenabsatz an und hätte uns gesehen, wenn wir in meine Wohnung zurückgegangen wären. Daher schubste ich Sven in Simones Wohnung. Aber Simone kam schon wieder zurück und versperrte ihm den Weg. Sie trug nur noch einen seidenen Bademantel. Sie blickte über uns beide hinweg, hielt aber Svens Kleider in den Händen.

»Guten Abend, Frau Lehmann«, rief sie in einem höflichen Ton.

Erschrocken sah ich mich um, da kam sie auch schon auf unserer Etage an und nickte uns zu. Argwöhnisch beäugte sie den nackten Sven.

»Keine Sorge, er zieht sich gleich an. Wenn zwei Nachbarinnen sich einen Liebhaber teilen, wird es halt manchmal etwas kompliziert«, erklärte Simone lachend und reichte Sven seine Kleider.

Frau Lehmann schüttelte den Kopf und stieg die Treppe weiter hoch. Sven zog sich noch im Treppenhaus hastig an.

»Sie tratscht halt viel«, flüsterte Simone uns zu. »Aber nur mit den Leuten aus der Nachbarschaft, die sie schon länger kennt. Bis bald, Julia. Ich muss jetzt ins Bett. Tschüss, Sven. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.«

Etwas ratlos über meine Nachbarin stand ich noch einen Moment im Treppenhaus. Nachdem Sven sich angezogen hatte, brachte ich ihn runter zur Haustür. Wir verabschiedeten uns mit einem Kuss und schwiegen uns über die eben erlebte Episode aus.

 

2

 

Es vergingen zwei Wochen, in denen ich Simone weder sah noch hörte. Ich traf mich nun öfter mit Sven. Wir lernten gemeinsam, wie bisher. Aber wir gingen jetzt auch regelmäßig miteinander aus und manchmal übernachtete ich bei ihm oder er bei mir. Ich bemerkte zwar, dass er verstohlen zu Simones Wohnungstür schaute, wenn er zu mir kam, aber das ignorierte ich. Einmal waren wir im Treppenhaus Frau Lehmann begegnet. Sie musterte Sven von Kopf bis Fuß und ging dann kopfschüttelnd weiter, ohne unsere freundliche Begrüßung erwidert zu haben. Ich nahm mir vor, ihr bei nächster Gelegenheit unter vier Augen eine plausible Erklärung für die peinliche Begegnung im Treppenhaus zu geben.

Ich war allein zuhause und las ein Buch, als Simone wieder an meine Tür klopfte. »Hast du einen Moment Zeit?«, fragte sie mich mit einem freundlichen Lächeln und betrat die Wohnung, ohne meine Antwort abzuwarten. Wir setzten uns in die Küche.

»Bist du im Urlaub gewesen?«, erkundigte ich mich.

Simone schaute mich nachdenklich an, bevor sie lachend den Kopf schüttelte. »Nein, aber ich hatte viel zu tun und war ständig auf Achse.« Sie kramte in ihrer kleinen Handtasche herum und hielt mir dann einen Schlüssel vor die Nase. »Das ist ein Zweitschlüssel zu meiner Wohnung. Kann ich den bei dir hinterlegen? Falls ich mich wieder mal ausschließe. Der Schlüsselnotdienst ist nämlich ganz schön teuer gewesen.«

»Klar, kein Problem«, sagte ich und deponierte ihren Schlüssel in einer Schublade.

»Wenn du willst, kannst du auch einen Zweitschlüssel bei mir lassen«, schlug Simone vor. »Aber wahrscheinlich bist du nicht so dusselig wie ich und schließt dich nicht aus.«

Ich hatte mich noch nie ausgeschlossen. Trotzdem fand ich die Idee vernünftig. Ich hatte einen Zweitschlüssel parat und gab ihn Simone. »Falls Sven mal vor meiner Tür steht, wenn ich nicht da bin, kannst du ihn reinlassen«, kam es mir in den Sinn.

»Treibst du es jetzt regelmäßig mit ihm?« Simone sah mich neugierig an.

Ich nickte. »Wir lernen aber auch weiter zusammen«, schob ich schnell hinterher.

»Von mir kannst du auch noch einiges lernen«, sagte Simone und klang dabei recht resolut.

»So, was denn noch?«, fragte ich etwas keck.

Sie schaute mich skeptisch an. »Lass dich überraschen. Falls du dich traust. Oder magst du keine Überraschungen?«

»Das kommt ganz drauf an.«

»Ich hätte jetzt Lust auf einen Cocktail«, wechselte Simone plötzlich das Thema. »Komm, wir fahren in die Stadt. Ich kenne da eine nette Bar. Oder musst du heute Abend noch Jura lernen?«

»Ich fahre aber nicht mit dem Auto, wenn ich etwas trinke«, wich ich aus. »Auch nicht als Beifahrerin, wenn du etwas trinkst.«

»Wir nehmen die U-Bahn«, entschied Simone.

»Okay«, seufzte ich. Eigentlich war ich schon ziemlich müde. Aber die Rolle der Spielverderberin wollte ich vor Simone nicht übernehmen.

»Ein schönes Kleid trägst du«, stellte Simone fest. »Genau das Richtige für die Bar.«

Ich schaute an mir herunter. Mein hellblaues Kleid war nichts Besonderes. Der leichte Stoff reichte mir bis an die Knie, besonders figurbetont war es nicht. Simone trug wieder ein schwarzes Kleid. Am Rücken war es ziemlich tief ausgeschnitten, vorne reichte ihr der Stoff allerdings bis zum Hals. »Sehr sexy ist es aber nicht«, kommentierte ich mein Outfit.

»Hauptsache, du fühlst dich gut darin. Tust du doch, oder?«

»Ja, klar. Deswegen habe ich es ja an.«

»Ohne was drunter ist es am besten«, sagte Simone und zog sich vor meinen Augen ihren Slip unter ihrem Kleid herunter und ließ ihn auf den Küchenfußboden fallen. Dann schaute sie mich auffordernd an. Ich zögerte einen Moment. Senkte meinen Blick unentschlossen auf die Tischplatte und blickte kurz darauf wieder zu Simone. Schließlich folgte ich ihrem Beispiel, zog mein Kleid hoch und den Slip aus. Ich ließ ihn neben Simones Höschen fallen.

»Geht doch«, seufzte sie. »Komm, gehen wir. Das wird bestimmt noch ein schöner Abend.«

Wir liefen um drei Ecken bis zur nächsten U-Bahn-Station und warteten zehn Minuten auf die Bahn. Es war ein komisches Gefühl, so nackt unter dem Kleid. So, als wäre es für jeden offensichtlich, dass ich nichts drunter habe. Aber da mich niemand anstarrte, gewöhnte ich mich nach einer Weile daran. Als wir in der Bahn saßen, klemmte ich die Beine zusammen und legte die Hände auf meine Oberschenkel. Zu meiner Erleichterung saß mir Simone züchtig mit übereinandergeschlagenen Beinen gegenüber und kam nicht auf die Idee, mit aufreizenden Posen die Aufmerksamkeit fremder Leute auf uns zu ziehen. Wir redeten nicht viel während der Bahnfahrt und stiegen nach vier Stationen auch schon wieder aus. Bis zu der Bar liefen wir noch fünf Minuten. Meine Müdigkeit war mittlerweile verflogen. In der schummrigen Bar verfolgten uns einige verstohlene Männerblicke, als wir auf einen kleinen Tisch in einer Ecke zusteuerten. Jetzt gefiel mir sogar das Gefühl, nichts drunter zu haben. Simone empfahl mir den Havanna Slammer, einen Cocktail mit Aprikosen- und Pfirsichlikör, Zitronen- und Maracujasaft sowie Apfel- und Limettensaft gemischt mit braunem Rum. Der Drink passte zu dem auf kubanisch getrimmten Ambiente der Bar. Da Kuba auch noch auf der Liste meiner Reiseziele stand, freute ich mich auf den Cocktail. Nachdem wir bei einem jungen, verdammt gutaussehenden Latino unsere Bestellung aufgegeben hatten, musterte Simone ganz ungeniert eine Gruppe von sechs Männern, die sich schon leicht angetrunken an einem der anderen Tische zuprosteten.

»Schau nicht so auffällig da rüber«, flüsterte ich. »Die gucken alle schon so notgeil.«

Simone grinste mich an. »Gefällt dir einer von denen?«

»Nein«, sagte ich entschlossen.

»Der Schwarzhaarige in dem roten Hemd ist doch süß.«

»Lass dich von mir nicht abhalten, wenn er dir gefällt«, sagte ich und versuchte unbekümmert zu klingen. »Ich bin ein großes Mädchen, ich komme schon klar.«

»Papperlapapp«, tat Simone meine Bemerkung ab. »Entweder wir haben zusammen Spaß oder wir belassen es bei einem reinen Frauenabend.«

»Dann Frauenabend«, entschied ich.

Der Latino servierte die Cocktails und zeigte uns dabei strahlend weiße Zähne. Simone fing an, sich über meine Vorlesungen zu informieren. Vor allem über die Professoren. Ich musste ihr alle Professoren beschreiben, bei denen ich Vorlesungen besuchte.

»Mit welchem würdest du ins Bett gehen?«, wollte sie anschließend wissen.

»Mit keinem. Ist nicht mein Stil.«

»Papperlapapp. Das ist gegen die Spielregeln. Ist ja auch nur eine rhetorische Frage. Für einen musst du dich entscheiden. Also?«

»Na gut«, seufzte ich. »Rein rhetorisch würde ich mit Professor Bolander ins Bett gehen. Professor Dr. Bernd Bolander.«

»Was hat er, was die anderen nicht haben?«

Ich überlegte einen Moment. Bernd Bolander hatte einiges an sich, was mir gefiel. »Er hat eine sympathische Ausstrahlung, eine tiefe Baritonstimme und einen guten Sinn für Humor. Er sieht athletisch aus und außerdem ist er ledig. Glaube ich jedenfalls, gehört zu haben.«

»Klingt so, als wäre er schwul.«

»Quatsch. Nie im Leben.«

»Warum bist du dir so sicher?«

»Das hätte ich doch bemerkt. Die Studentinnen schwärmen von ihm.«

»Du auch?«

»Ich mag ihn. Nicht mehr und nicht weniger.«

»Das hast du über Sven ja auch gesagt.« Simone grinste mich an.

»Ja. Und jetzt sind wir beide zusammen. Damit ist das Thema Professor sowieso abgehakt.«

»Sei doch nicht immer so voreilig mit deinen Entschlüssen«, kritisierte Simone mich.

»Ich bin nicht voreilig, ich bin konsequent«, hielt ich ihr entgegen.

»Da schätze ich dich aber ganz anders ein, Süße«, erwiderte Simone mit einem Ton, der mir gar nicht gefiel.

Wir bestellten uns bald darauf noch einen zweiten Havanna Slammer, obwohl ich die Wirkung des ersten schon deutlich spürte. Der Barkeeper hatte nicht gerade mit dem Rum gespart. Simone ging auf die Toilette und als sie zurückkam, legte sie auf dem Weg zu unserem Tisch einen kleinen Tanz zur karibischen Musik hin. Sie drehte zwei Runden mit rhythmisch kreisenden Hüften um den Tisch mit den notgeil dreinblickenden Männern, bevor sie sich wieder zu mir gesellte. Die Typen guckten nun extrem anzüglich zu uns herüber und tuschelten aufgeregt miteinander. Simone tat so, als würde sie es gar nicht registrieren. Ich machte mir Sorgen, dass uns die Kerle auf dem Nachhauseweg wieder begegnen würden.

Beim zweiten Cocktail unterhielten wir uns nur noch sporadisch und wenn, dann mit schwerer Zunge. Ansonsten lauschten wir der Musik, während unsere Lippen regelmäßig den Strohhalm umschlossen und wir unseren Alkoholpegel weiter erhöhten. Nachdem wir auch den zweiten Drink leer geschlürft hatten, ließ Simone es sich nicht nehmen, die Rechnung komplett zu begleichen. Sie zahlte mit Karte und gab der Bedienung ein ordentliches Trinkgeld in die Hand.

Wir verließen die Bar und begaben uns auf den Weg zur U-Bahn-Station. Die frische Luft machte uns wieder munter. Wir verweilten vor den Schaufenstern zweier Boutiquen und waren uns einig, dass wir in diesen sündhaft teuren Luxus-Cocktailkleidchen eine verdammt gute Figur abgeben würden.

»Demnächst gehen wir hier mal shoppen«, verkündete Simone.

»Ja, in zehn Jahren habe ich vielleicht genug zusammengespart«, gab ich kichernd zur Antwort.

»Ich rede vom Shoppen, nicht vom Sparen«, klärte Simone mich auf. »Sparen ist was für kleinkarierte Büromäuschen. Aber wir genießen das Leben in vollen Zügen, oder?«

»Zum Beispiel in der U-Bahn.« Ich fand meinen Witz superlustig und hielt mir den Bauch vor Lachen.

»Vor allem auch in der U-Bahn«, sagte Simone und zwinkerte mir zu.

Wir setzten uns wieder in Bewegung. Hinter uns hörten wir ein Gegröle. Ich drehte mich um und erkannte in einiger Entfernung die Männer, die vorhin an dem Tisch in der Bar gesessen hatten. Sie liefen in die gleiche Richtung wie wir. Ich erhöhte unser Lauftempo und hoffte, dass die Typen nicht auch zur U-Bahn-Station wollten.

»Nur keine Panik, die Jungs sind doch harmlos«, zeigte Simone sich unbeeindruckt von der näherkommenden Gruppe.

»Aber die sind total besoffen. Ich habe echt keine Lust, von denen noch dumm angemacht zu werden.«

Jetzt fingen sie auch schon an, uns hinterherzurufen. »Hey, Ladys. Habt ihr Lust noch irgendwo tanzen zu gehen?«

Simone drehte sich um. »Machen wir. Aber nicht mit euch, Jungs.«

»Jetzt provoziere sie doch nicht noch«, stöhnte ich.

Hinter uns diskutierten sie, ob wir wohl lesbisch wären. Wir erreichten die Station und fuhren auf der Rolltreppe nach unten. Die Männer nahmen denselben Weg. Noch hatte ich die Hoffnung, dass sie in die andere Richtung fahren wollten. Aber sie gingen zum gleichen Bahnsteig wie wir.

»Wohin fahrt ihr zwei Hübschen denn?«, erkundigte sich einer der Typen. Ich schaute auf seine Hände und sah den Ehering.

»Willst du mitkommen?«, fragte Simone ihn.

»Wir kommen alle mit«, rief einer aus der Gruppe. Es war ein Kerl mit dicken, roten Bäckchen und Bierbauch.

»Gang Bang hatten wir gestern erst. Machen wir immer nur mittwochs. Da kommt ihr leider einen Tag zu spät, Jungs«, rief Simone ihnen leichtfertig zu.

In der Gruppe wurde es plötzlich still. Die Kerle gafften uns ungläubig an. Ich warf einen Blick auf die Anzeigetafel. Die nächste Bahn sollte in zwei Minuten eintreffen. Es war die letzte Bahn für diesen Tag.

»Ihr braucht es heute doch wieder. Das sieht man doch«, grölte der Typ mit dem Bierbauch.

»Du kriegst doch heute keinen mehr hoch, Dicker. Das sehe ich doch«, rief ich ihm zu und staunte über mich selbst. Der Kerl schnappte nach Luft und wurde noch röter im Gesicht. Seine Kumpels lachten und feixten. Simone deutete ihm mit zwei Fingern an, wie groß sie sein Ding schätzte. Sie hielt ihre Finger bestenfalls drei Zentimeter auseinander.

»Blöde Fotze«, rief der Dicke verärgert und wendete sich von seinen lachenden Kumpels ab.

Aus dem Tunnel hörten wir die U-Bahn heranrauschen. »Wir steigen nicht mit ein«, flüsterte Simone mir zu.

»Aber es ist die letzte Bahn.«

»Wir nehmen ein Taxi. Aber vorher verabschieden wir uns noch standesgemäß von den Jungs. Einverstanden?«

Ich nickte. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was Simone damit meinte. Die U-Bahn hielt quietschend am Bahnsteig. Es waren nur wenige Leute in der Bahn. Die Kerle öffneten die Tür und gingen ins Abteil.

»Hey, Mädels. Kommt, wir tun euch auch nix«, rief der Mann mit dem roten Hemd, den Simone in der Bar so süß fand.

Simone stellte sich hinter mich und flüsterte mir ins Ohr. »Wenn die Türen zu sind und die Bahn losfährt, winkst du ihnen zu und lächelst zuckersüß. Versprochen?«

»Versprochen«, sagte ich in der Gewissheit, dass die Bahn mit den Jungs dann gleich darauf im Tunnel verschwunden wäre.

Die Kerle setzten sich auf die Sitze und guckten uns durch die Fenster an. Simone und ich blieben am Bahnsteig stehen. Die Türen der U-Bahn schlossen sich und der Zug fuhr los.

»Winken und lächeln«, flüsterte Simone noch einmal.

Ich winkte und lächelte und wunderte mich ein wenig, weil die Kerle plötzlich alle aufsprangen, sich die Nasen an den Scheiben plattdrückten und wie eine Horde Affen nach uns gafften, während sich der Abstand zwischen uns und ihnen schnell vergrößerte. Bis ich bemerkte, dass sich Simone hinter mir zu schaffen gemacht hatte. Als die U-Bahn angefahren war, hatte sie mein Kleid am Saum gefasst und mir bis über den Bauch hochgeschoben. Ich stand mit entblößtem Unterleib am Bahnsteig und hatte es gar nicht bemerkt, weil ich von den Reaktionen der Männer so fasziniert war. Erst als ich den Lufthauch der abfahrenden U-Bahn an meinen Schenkeln spürte, wusste ich, was die Jungs so aufgebracht hatte.

»Gutes Gefühl, oder«, flüsterte Simone. Sie hielt mein Kleid immer noch hoch und ich winkte weiter, obwohl die Bahn längst im Tunnel verschwunden war.

»Miststück«, raunte ich ihr zu und musste mir eingestehen, dass ich es ziemlich aufregend fand.

Simone ließ mein Kleid wieder los. »Bist du jemals so geil angeschaut worden?«, wollte sie wissen.

»Bestimmt nicht«, sagte ich voller Überzeugung. Ich spürte, welche Macht ich in den paar Sekunden über diese Typen gehabt hatte und genoss es. Ob das nur am Alkohol oder auch in meiner Natur lag, war mir in dem Moment völlig egal.

»Los, wir sollten von hier verschwinden. Sonst kommen gleich die nächsten notgeilen Typen angelaufen.«

»Das war doch die letzte Bahn«, machte ich Simone darauf aufmerksam, dass nun keine Leute mehr kommen würden.

»Wachmänner können auch notgeile Typen sein. Guck mal da.« Simone zeigte mit dem Finger zur Decke der U-Bahn-Station.

»Oh Scheiße«, entfuhr es mir, als ich die Videokamera sah.

Simone nahm mich an der Hand, lief laut lachend los und zog mich hinter sich her. Hand in Hand rannten wir die Treppenstufen hoch, die Rolltreppe war bereits ausgeschaltet. Oben angekommen verschnauften wir einen Moment. Am Taxistand auf der anderen Straßenseite wartete ein einzelnes Taxi auf Kundschaft. Wir winkten dem Fahrer zu und liefen mit schnellen Schritten zu dem Wagen. Als wir beide auf der Rückbank Platz genommen hatten, nannte Simone dem Fahrer unser Ziel. Ein junger Mann saß hinter dem Steuer. Wahrscheinlich ein Student, der sich mit der Fahrerei das Studium finanzierte. Er machte einen netten, aber etwas schüchternen Eindruck. Er war kaum losgefahren, da standen wir auch schon wieder vor einer roten Ampel.

»Den Anblick deiner Muschi werden die Typen nie wieder vergessen«, gluckste Simone. Die Augen des Taxifahrers starrten in den Rückspiegel. Hinter uns hupte es, die Ampel war schon einige Sekunden wieder auf Grün. Ruckelnd fuhr unser Fahrer los. Ich schaute zu Simone rüber und schüttelte mit leicht empörter Miene den Kopf. Als ich sie breitbeinig mit hochgeschobenem Kleid neben mir sitzen sah, musste ich aber lächeln. Sie war noch nicht fertig mit Spielen und ich verspürte die seltsame Lust mitzuspielen. Ich schob mein Kleid auch hoch. Noch ein Stück höher als Simone es getan hatte. Ich glaubte nicht, dass der Taxifahrer es sehen konnte, aber er ahnte oder spürte es, da war ich mir ganz sicher.

»Die haben sich bestimmt alle noch in der Bahn einen runtergeholt«, erwiderte ich in normaler Lautstärke und schaute dabei zu dem Fahrer. Der errötete, umklammerte mit beiden Händen fest das Lenkrad und hielt seinen Kopf starr nach vorne gerichtet.

»Das will ich doch hoffen«, sagte Simone mit süßer Stimme und räkelte sich auf der ledernen Rückbank.

Kurz darauf hielt das Taxi vor unserem Haus. Da Simone die Cocktails bezahlt hatte, übernahm ich nun die Taxikosten. Ich blieb hinten sitzen und kramte in meiner Handtasche nach der Geldbörse. Die Wirkung des Rums war erstaunlich. Ich fühlte mich wie losgelöst. Ich reichte dem Fahrer einen Geldschein nach vorne. Um ihn entgegenzunehmen, musste er sich zu mir umdrehen. Dabei hat er wohl gesehen, dass ich kein Höschen drunter hatte. Jedenfalls hat er sich beim Wechselgeld drei Mal verzählt, bevor es endlich gepasst hat. Simone saß noch genauso freizügig neben mir. Der arme Kerl kam richtig ins Schwitzen und ich genoss es. Dafür bekam er auch ein ordentliches Trinkgeld. Wir wünschten dem Fahrer noch eine gute Nacht und stiegen aus.

Kichernd stolperten Simone und ich die Treppenstufen zu unseren Wohnungen rauf. Simone hatte an der Haustür ihr Smartphone angeschaltet und las beim Treppensteigen ihre neuesten Nachrichten durch.

»Das war ein toller Abend. Hat echt Spaß mit dir gemacht«, sagte sie, als wir vor unseren Wohnungstüren standen.

»Finde ich auch. Wir können ja öfter mal was zusammen unternehmen«, gab ich ihr erfreut zur Antwort und fragte mich nun doch, was eigentlich in mich gefahren war. Ich hatte mich schlimmer als eine Nutte auf dem Straßenstrich benommen. Aber ich fühlte mich gut dabei. Richtig gut.

»Hey, Julia. Ich würde zu gerne sehen, was die Jungs in der Bahn gesehen haben.«

»Was?« Ich schaute sie verständnislos an.

»Komm schon. Schieb dein Kleid hoch.«

Ich schüttelte verlegen den Kopf. »Ist nicht dein Ernst?«

»Schließ die Augen und zeig mir, was die Jungs gesehen haben«, forderte Simone mich auf.

Wir schauten uns eine Weile still an. Dann schloss ich die Augen. Ich konnte ihr einfach nicht widerstehen. Ich fasste den Saum meines Kleides und hob es mir bis über den Bauch hoch. Ich rührte mich nicht und hielt meine Augen fest verschlossen. Es erregte mich, so in unserem Treppenhaus zu stehen. Ich fragte mich, ob ich so stehen bleiben würde, wenn Frau Lehmann gleich ins Haus und die Treppe hochkommen würde. Angeblich tratschte die Frau ja viel mit den Nachbarn. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, kam es mir in den Sinn. Der Gedanke gefiel mir.

»Frisch rasiert. Perfekt«, kommentierte Simone meinen Auftritt. Ich öffnete die Augen wieder und ließ mein Kleid los. »Schlaf gut, Süße. Und träum was Schönes«, verabschiedete sich meine Nachbarin und verschwand in ihrer Wohnung.

 

3

 

Kurz darauf lag ich in meinem Bett und wurde von wilden Träumen heimgesucht. Simone und ich fuhren mit der U-Bahn. Außer uns befand sich nur noch eine Gruppe angetrunkener Männer im Abteil. Die Kerle ließen ihre Blicke nicht von uns. Ich setzte mich breitbeinig auf den Sitz und schob mein Kleid hoch. Zeigte ihnen meine frisch rasierte Muschi. Simone führte einen von ihnen zu mir. Er kniete sich vor mir auf den Boden, steckte seinen Kopf zwischen meine Beine und leckte mich. So machte es einer nach dem anderen und Simone gab ihnen Anweisungen, wenn sie es nicht richtig machten. Zwischendurch hielt die Bahn an mehreren Stationen. Leute stiegen ein und schauten zu, wie ich geleckt wurde. An der Endstation durchzog mich ein gewaltiger Orgasmus.