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Nr. 88

 

Der Fall Kolumbus

 

Ein Funkspruch bringt das Verderben – und die Schlacht um Terra entbrennt ...

 

von K. H. SCHEER

 

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Perry Rhodans Entdeckung des auf dem Mond gestrandeten arkonidischen Raumschiffes gab den Anstoß zur politischen Vereinigung der Menschheit und legte den Grundstein für das Solare Imperium, das Sternenreich Terras.

Dass dieses Reich – winzig klein im Vergleich zu den vielen anderen Mächten des Universums – überhaupt noch besteht und nicht im Inferno atomarer Vernichtung verging oder zur Kolonie Arkons degradiert wurde, ist den klugen Schachzügen der Terraner um Perry Rhodan beim großen galaktischen Spiel zuzuschreiben – und dem Glück, das aber auf die Dauer nur der Tüchtige hat.

Doch die geradezu phantastische Glückssträhne, die Perry Rhodan bislang bei seinem Bemühen, die galaktische Position des Solsystems zu verschleiern, erlebt hatte, scheint sich ihrem Ende zu nähern.

Das Solare Imperium der Menschheit hat in letzter Zeit bereits eine ganze Anzahl schwerer Rückschläge hinnehmen müssen, wenn auch DER FALL KOLUMBUS bisher noch nie eingetreten war ...

Nun ist es soweit – und die Frage erhebt sich, ob das noch so junge Sternenreich der Menschheit stark genug ist, um einem direkten Angriff zu widerstehen ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Erster Administrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Die Macht von Arkon hört jetzt auf sein Kommando.

Julian Tifflor – Kommandant der CALIFORNIA.

Sergeant Bidge – Ein Hyperspruch veranlasst ihn, Alarm zu geben.

John Marshall – Chef des Geheimen Mutantenkorps.

Gucky – Einem überdimensionalen Wabenfeld ist auch ein Allroundmutant wie der Mausbiber nicht gewachsen.

Aluf Tehéte – Er erzielt den ersten Abschuss bei der Schlacht um Terra.

Carl Lister – Ein Raumfahrer, der vom Pech verfolgt wird.

1.

 

Sergeant Bidge kontrollierte sorgfältig seine Eintragung in der Funkkladde, gültig für den 11. Mai 2044. Die Zahlen stimmten mit denen der Walzenskalen überein.

Es handelte sich um den Hyperspruch 76-Hy-11-5-44, gesendet im zur Zeit gültigen Flottenrafferkode, Dauer eine Zehntelsekunde, Einfallwinkel laut Richtstrahlanmessung aus Raumsektor M 13-Hercules.

Mit dieser Feststellung wäre Bidges Aufgabe normalerweise erledigt gewesen, wenn die Entzerrungsautomatik zusätzlich zu den üblichen Kennzeichen nicht noch ein besonderes Symbol auf den Lochstreifen gestanzt hätte.

Das Schlusszeichen war im Klartext gegeben worden. So brauchte Sergeant Bidge nicht die langwierige Dechiffrierung des mit einem Möglichkeitsfaktor von 4,6 Milliarden Schlüsseleinheiten versehenen Rafferspruches abzuwarten.

Er hielt den Atem an, als die Maschine durch ein kurzes Klingelzeichen die erfolgte Entzerrung meldete. Was vor Bidge nun sichtbar geworden war, bestand aus einem mit völlig sinnlos erscheinenden Punkten, Strichen und tausendfältig verschachtelten geometrischen Figuren versehenen Plastikstreifen, zu dessen folgerichtiger Abtastung sogar ein hochwertiges Elektronengehirn mehr als eine halbe Stunde benötigte.

So war es für Bidge unmöglich, den wirklichen Sinn der Nachricht annähernd zu erfassen, jedoch konnte er das Schlusszeichen einwandfrei lesen.

»I-Rho-Ad-T«, murmelte er vor sich hin.

Für einen Augenblick überhörte er das monotone Summen und Klacken der laufenden Automaten. Sergeant Bidge war diensthabender Unteroffizier im Dechiffrierungsraum der Solaren Abwehr.

Ein Blick auf die Uhr belehrte ihn, dass er bereits drei kostbare Sekunden vergeudet hatte. Der neben ihm sitzende Funker fuhr zusammen, als Bidge mit Wucht auf den roten Alarmknopf schlug.

»Eh, was ...«

Der durchdringende Heulton der Sirenen ließ den Mann verstummen.

Bidge wartete, bis der Offizier vom Dienst in den automatisch aufgleitenden Panzerschotts sichtbar wurde. Der Dechiffrierungsraum der Solaren Abwehr unterlag den Geheimhaltungsvorschriften erster Klasse.

Major Raynold Abucot, bekannt als pedantischer Vorgesetzter, kam mit sorgfältig berechneten Schritten näher; nicht zu schnell und nicht zu langsam. Sein langes Gesicht war ausdruckslos.

»Wer hat den Alarm ausgelöst?«

Der Sergeant erhob die Hand.

»Ich, Sir.«

Abucots Stirn runzelte sich.

»Wer ist ›ich‹?«, fragte er kühl.

»First Sergeant Bidge, Sir, Unteroffizier vom Dienst.«

»Das klingt korrekter. Was gibt es?«

Die Frage ist aber auch nicht sehr korrekt, dachte Bidge ärgerlich. Abucot schien wieder einmal seinen besonders pedantischen Tag zu haben. Bidge stand auf, nahm Haltung an und meldete in scharf akzentuierter Sprechweise: »Der soeben entzerrte Rafferspruch aus Sektor M 13-Hercules ist mit dem persönlichen Symbol des Ersten Administrators unterzeichnet, Sir; im Klartext, Sir!«

Bidge hätte die beiden letzten Worte nicht mit erhobener Stimme zu sagen brauchen, um Major Abucot zu einem lächerlich wirkenden Hechtsprung zu veranlassen.

Neugierig, mit einem Gefühl plötzlicher Überlegenheit, musterte er den Offizier, dessen Augen den sinnlosen Versuch zu unternehmen schienen, den Plastikstreifen zu durchbohren.

»Tatsächlich!«, sagte Abucot fassungslos. Hilfesuchend sah er sich um. »Ist das auch kein übler Scherz, Sergeant?«

»Ich würde mich hüten, Sir.«

Der hagere Diensthabende schluckte laut. Anschließend schien der Major bemüht zu sein, seine vielgerühmte Fassung unter Beweis zu stellen. Sein schmales Gesicht wurde wieder ausdruckslos.

»Danke sehr. Der Alarm ist beendet.«

Flüchtig an den breiten Schirm der Dienstmütze tippend, stolzierte er auf die offenstehende Sicherheitsschleuse zu. Ehe er jedoch gänzlich darin verschwand, konnten die Männer der Dechiffrierungszentrale noch bemerken, dass Abucots Füße plötzlich in hektische Bewegung gerieten.

Bidge sah wieder auf die Uhr. Unsicher lächelnd meinte er: »Der Alte ist aber ziemlich rasch munter geworden, was? Bis zur Schleuse hat er noch den Unberührbaren spielen können. Ich wette um ein Monatsgehalt, dass er jetzt mit halber Schallgeschwindigkeit durch die Gänge rennt.«

»Sagen wir mit zwanzig Kilometer pro Stunde«, warf ein anderer Funker ein. »Das dürfte eher stimmen.«

»Immerhin noch schnell genug«, brummelte Bidge vor sich hin. Sein Gesicht verkniff sich. »Kann sich jemand daran erinnern, dass Perry Rhodan jemals einen solchen Spruch aus den Antennen gestrahlt hat? Direkt an uns; ohne die Zwischenschaltung eines tief im Raum stehenden Tarnsenders?«

Sergeant Bidge musste einige Augenblicke auf die Antwort warten. Der neben ihm sitzende Mann fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.

»Ich weiß nur, dass mir während meiner Spezialschulung immer wieder eingetrichtert worden ist, die galaktische Position des Planeten Erde sei so geheim, dass es niemand wagen dürfe, Terra direkt anzufunken.«

»Aha! Wegen der Anpeilungsgefahr, nicht wahr? Wie kommt es also, dass ausgerechnet der Mann, der diese Befehle erlassen hat, sein eigenes Verbot in so gefährlicher Art aufhebt?«

Es wurde still im Entschlüsselungsraum der Solaren Abwehr. Die Soldaten sahen sich der Reihe nach an. Man wusste plötzlich, dass im Raum der Milchstraße etwas geschehen war, was man noch nicht absehen konnte.

Von da an konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Zentralebesatzung ausschließlich auf den vollpositronischen Dechiffrierungsautomaten, dessen Spezialschaltung den vorgestanzten Streifen bereits geschluckt hatte.

Eine Minute später rief Major Abucot an. Er verlangte die sofortige Übermittlung des Klartextes. Bidge nickte.

»In etwa zwanzig Minuten, Sir. Die Maschine läuft.«

»Beeilen Sie sich gefälligst«, antwortete Abucot nervös. Dabei wusste er genau, dass es gar nicht schneller gehen konnte.

 

*

 

»... gestatten Sie eine Frage, mein Lieber: sind Sie betrunken?«

Solarmarschall Allan D. Mercant, Chef der Solaren Abwehr, lächelte so mild. Bedächtig legte er einen wundervoll gearbeiteten Brieföffner aus Luursmetall auf die Schreibunterlage seines Arbeitstisches zurück. Durch die hohen Thermalfenster fiel ein schmaler Streifen hellen Sonnenlichtes, der Mercants strohblonden Haarkranz golden aufschimmern ließ.

Er lächelte weiter, als Major Abucot versuchte, seine bereits vorbildliche Haltung noch zu verbessern.

»Sir, ich bitte Sie! Ich bin auf dem schnellsten Wege zu Ihnen geeilt, um Ihnen den Funkspruch persönlich zu überbringen. Bitte sehr, Sir.«

Abucot ging nach vorn, legte den beschrifteten Bogen auf den Tisch und trat sofort wieder zurück.

Mercants glattes, faltenloses Gesicht verriet nichts von der in ihm herrschenden Spannung. Gleichmütig griff er nach der Folie und begann zu lesen.

Schließlich sah er auf. Wenn Abucot erwartet hätte, näher über den Sinn der Nachricht informiert zu werden, so sah er sich grenzenlos enttäuscht. Mercant fragte knapp: »Wie ich sehe, haben Sie die Stärke des fremden Senders an Hand der Messergebnisse berechnen lassen. Sind Sie sicher, dass Ihren Mathematikern kein Fehler unterlaufen ist?«

»Ausgeschlossen, Sir«, beteuerte der Major. »Die Station arbeitet mit einer Sendeenergie von wenigstens fünfzig Millionen Kilowatt auf Hyperfunkbasis. Ich kenne nur einen Planeten, auf dem ein solches Riesengebilde stehen könnte.«

»Und wie heißt der?«

»Arkon III, Sir!«

Mercant nickte mechanisch. Seine feingliedrigen Finger hielten den Bogen mit dem Klartext.

»Vielen Dank, Major. Sie können gehen.«

Fassungslos schritt Abucot an den beiden Wachrobotern vorbei, betrat die Sicherheitsvorschleuse und verschwand.

Erst als eine rote Lampe den erfolgten Verschluss des äußeren Tores anzeigte, wurde der Abwehrchef aktiv. Sein rechter Zeigefinger kippte einen Schalter mit der Aufschrift »Flotten-Oberkommando« nach unten.

Auf dem großen Bildschirm der drahtgebundenen Geheimschaltung erschien das stereotyp lächelnde Plastikgesicht eines Roboters.

»Marschall Freyt, schnell«, sagte Mercant laut und hastig. »Dringlichkeitsstufe eins.«

»Der Marschall wird benachrichtigt, Sir. Bitte gedulden Sie sich einen Augenblick.«

Mercant musste zwei Minuten warten, bis Freyts schmales, ausdrucksvolles Gesicht auf dem Schirm erschien. Er atmete heftig. Anscheinend war er die letzten Meter gerannt.

Der Abwehrchef gönnte ihm keine Verschnaufpause. Sie kannten sich schon zu lange, um in solchen Augenblicken kostbare Zeit für Höflichkeitsbezeugungen zu vergeuden.

»Hyperspruch von Perry Rhodan, Freyt«, erklärte Mercant übergangslos. »Sind Sie allein?«

Freyts Augenfältchen verdichteten sich. Er nickte schweigend.

»Okay, dann bereiten Sie sich auf die phänomenalste Neuigkeit der letzten fünfzig Jahre vor! Perry hat die Funksperre durchbrochen und von Arkon aus direkt die Erde angestrahlt. Die Messdaten sind einwandfrei. Eine Station mit etwa fünfzig Millionen Kilowatt gibt es nur auf dem Kriegsplaneten des Großen Imperiums.«

Marschall Freyt, stellvertretender Oberbefehlshaber der Solaren Raumflotte, atmete noch heftiger.

»Er hat uns direkt angefunkt, ohne vorher einen Außenkreuzer als Relaisstation zu benutzen? Wenn der Spruch angepeilt worden ist, kommen wir ja in Teufels Küche.«

»Die Möglichkeit besteht, jedoch hat er es in Kauf genommen. Die Verhältnisse haben sich über Nacht geändert. Freyt –«, Mercants Stimme klang plötzlich feierlich, »Freyt, das regierende Robotgehirn von Arkon ist besiegt worden! Unser so mühevoll vorbereiteter Einsatz hatte Erfolg. Atlan ist von der tatsächlich vorhandenen Kontroll- und Sicherheitsschaltung des Automaten als aktiv gebliebener Arkonide und direkter Nachkomme eines berühmten Imperators anerkannt worden. Daraus ergibt sich eine Situation, die für uns als folgenschwer anzusehen ist. Von heute an wird sich in unserer galaktischen Politik einiges ändern.«

»Teilt das der Chef mit?«, fiel Freyt erregt ein.

»Ja, ganz einwandfrei. Ich schicke Ihnen den Klartext per Kurier in Ihr Hauptquartier. Perry Rhodan befindet sich mit seinem Einsatzkommando auf Arkon III. Atlan hat die Macht übernommen, jedoch sieht es nach außen hin so aus, als regiere nach wie vor der Riesenroboter. Atlan versteckt sich damit hinter der als gnadenlos bekannten Maschine, deren Autorität es sehr geschickt ausnutzt. Ich halte das ebenfalls für richtig. Wenn bekannt wird, dass nunmehr ein wirklich lebender Arkonide an die Stelle des Regenten getreten ist, dürfte es im Kolonialreich des Großen Imperiums zu schweren Unruhen kommen. Rhodan teilt mit, die Situation sei klar. Das Gehirn arbeitet nur noch selbständig hinsichtlich der vielen Verwaltungs- und Nachschubfragen. Wichtige Entschlüsse werden von Admiral Atlan getroffen, den wir nunmehr als Herrscher und Imperator einzustufen haben.«

Marschall Freyt schwieg für einen Augenblick. Er überlegte. Schließlich meinte er zögernd: »Eine überraschende Situation. Sind Sie sich darüber klar, dass Atlan die Position der Erde besser kennt als Sie und ich?«

Allan D. Mercant zeigte wieder sein berühmtes Lächeln.

»Zu klar! Wenn er bösartig wird, genügt ein Befehl, und die Erde wird von einer Riesenflotte angegriffen. Perry erwägt offenbar gleichartige Möglichkeiten. Sie werden mit dem Funkspruch angewiesen, das Flottenflaggschiff DRUSUS sofort nach Arkon zu schicken. Oberstleutnant Sikerman, der mit dem gleichen Funkspruch zum Oberst befördert wird, soll die DRUSUS führen. Ihm wird befohlen, den Planeten Zalit anzufliegen, die dort zurückgelassenen Wissenschaftler, Techniker und Mutanten an Bord zu nehmen und anschließend auf Arkon III zu landen. Das ist alles, was die Nachricht beinhaltet.«

»Reichlich wenig im Verhältnis zu einer derart revolutionierenden Sachlage«, beschwerte sich der Flottenchef.

»Mir genügt es vollauf. Ich sehe schwere Zeiten kommen, Freyt. Die Zukunft der Menschheit hängt von dem Wohlwollen eines Arkoniden namens Atlan ab. Nachdem er das Robotgehirn übernommen hat, stehen ihm alle Türen offen. Grundsätzlich zweifle ich nicht an seiner Freundschaft zu uns. Da ich aber kein Fremdrassenpsychologe bin, kann ich nicht voraussagen, wie ihm die plötzliche Machtfülle bekommen wird. Bereiten Sie sich auf alles vor und halten Sie die Flotte in Alarmbereitschaft. Schicken Sie Oberst Sikerman vor dem Start zu mir. Ich möchte ihm genaue Unterlagen über die missglückte Druuf-Invasion mitgeben. Es wird Rhodan interessieren, dass es diesen Intelligenzen gelungen ist, im US-Staat Wyoming einen Transmitterstützpunkt auszubauen. Oder nein, warten Sie bitte! Ich komme selbst zu Ihnen. Halten Sie Sikerman zurück. Bis gleich.«

Mercant schaltete ab. Für einen Moment saß er unbeweglich hinter seinem großen Arbeitstisch. Das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich in den gläsernen Armaturen der Schaltanlagen.

Als sich der Abwehrchef erhob, fühlte er unbewusst, wie alt er war. Die auf dem Planeten Wanderer erhaltene Zelldusche musste in Kürze wiederholt werden, wenn der Zellzerfall des künstlich aktivierten Körpers nicht überraschend einsetzen sollte.

Langsam ging Mercant an den salutierenden Wachrobotern vorbei. Seine Rechte umklammerte den Plastikbogen mit der überwältigenden Nachricht.

Der Robotregent von Arkon war abgeschaltet und umprogrammiert worden! Mercant wusste, dass damit eine neue Ära anbrach.

 

*

 

Oberst Baldur Sikerman reichte die Unterlagen mit den streng geheimen Nachrichten seinem persönlichen Wachroboter hinüber. Die Lagebesprechung im Hauptquartier der Flotte war beendet. Es gab keine Fragen mehr.

»Ich wünsche Ihnen eine gute Reise«, sagte Marschall Freyt. »Halten Sie die Augen auf und vermeiden Sie trotz der Ereignisse alles, was zu einer Entdeckung der Erde führen könnte. Im Raum gibt es viele Intelligenzen mit guten Ortungsgeräten. Transistieren Sie im Schutz Ihrer Absorbergeräte und passen Sie auch auf Zalit auf, dass keine unbedachtsamen Worte fallen. Voraussichtlich wird man Sie freundlich empfangen. Nehmen Sie unsere Leute an Bord und fliegen Sie drei Lichtjahre weiter nach Arkon. Wenn Sie entgegen unseren Erwartungen angegriffen werden sollten, ziehen Sie sich sofort zurück. Perry Rhodan muss in diesem Falle einen anderen Weg finden. Teilen Sie dem Chef mit, dass bei uns alles in Ordnung ist.«

»Bis auf die Druufstation in Wyoming«, warf Mercant ein.

»Ja, das berichten Sie Perry Rhodan mündlich. Er wird dann entscheiden, ob Atlan darüber informiert werden soll oder nicht.«

Freyt sah auf die Uhr.

»Es wird Zeit. Riskieren Sie bei den Sprüngen nicht zuviel. Wir legen Wert darauf, Sie gesund und munter im Kugelsternhaufen M 13 ankommen zu sehen. Und ...« Freyt lächelte plötzlich, »... und lassen Sie sich andere Rangabzeichen auf die Schultern heften, Oberst Sikerman.«

Das Superschlachtschiff DRUSUS, letzter Großkampfschiffs-Neubau der Solaren Flotte, startete am 12. Mai 2044, 5:13 Uhr.

Der Raumhafen von Terrania wurde vom grellen Licht der mit Startschub anlaufenden Impulstriebwerke überflutet. Ehe das tiefe Donnern in der unfernen Hauptstadt des Solaren Imperiums die Schläfer hochfahren ließ, hatte der 1500 Meter durchmessende Kugelgigant bereits den freien Raum erreicht, wo Sikerman mit 500 km/sec2 Fahrtbeschleunigung auf Sprungkurs ging. Er hatte die Erlaubnis erhalten, noch innerhalb des Sonnensystems die erste Hypertransition ausführen zu dürfen.

 

*

 

Oberst Poskanow, massiv von Gestalt und bekannt als hervorragender Raumtaktiker, erhielt die erste Ortungsmeldung vom Chef der 4. Sicherungsgruppe, Major Untcher. Poskanow fungierte als Befehlshaber des Raumjagd Verbandes 16 im Bereich des Planetoidengürtels zwischen Mars und Jupiter, Überwachungszone 12-14A-3746.

Sein Flaggschiff, der Schlachtkreuzer OSAGE, fing Untchers Rafferspruch auf, als das angemeldete Superschlachtschiff DRUSUS eben die annähernde Lichtgeschwindigkeit erreichte.

Poskanow erließ als vernünftiger Mann den Befehl, alle verfügbaren Kraftstationen seiner Schiffe auf die hypermechanischen Abwehrschirme zu schalten und vorerst auf jede Kursänderung zu verzichten.

In den Einheiten des Kreuzerverbandes 16 liefen die Triebwerke aus. Unsichtbare Energieschirme legten sich über die glänzenden Kugelrümpfe. So waren die Schiffe gut geschützt, als die gigantische DRUSUS nahe der Marsbahn zur ersten Transition ansetzte.

Obwohl man die Strukturtaster abgesichert hatte, schlugen auf fast allen Schiffen die Absorber durch. Poskanow fühlte, wie die 500 Meter durchmessende OSAGE in allen Verbänden erbebte. Die von der Großtransition erzeugte Strukturerschütterung im Gefüge des vierdimensional-stabilen Raumes glich einer Schockwelle von unvorstellbarer Wucht.

Als die Erscheinungen abklangen, berichteten die Kommandanten der kleinen Einheiten von Schäden an den Außenzellen und Inneneinrichtungen. Vier Gazellen, schnelle Beiboote der Leichten Kreuzer aus der Staatenklasse, meldeten sich zur Werftüberholung ab.

Oberst Poskanow erklärte sich damit einverstanden. Das Beiboot G-275 meldete den energetischen Mantelschirm zur variablen Einengung der freiwerdenden Thermalkräfte unklar.