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Nr. 63

 

Die Mikro-Techniker

 

Eine Raumarmada auf Verbrecherjagd – 20.000 Swoon werden entführt ...

 

von CLARK DARLTON

 

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Die Männer der DRUSUS haben eigentlich allen Grund, über die Handlungsweise des Robotregenten von Arkon, der einen Spion in das Schiff einschmuggelte, um durch ihn die immer noch geheime galaktische Position der Erde zu erfahren, empört zu sein.

Perry Rhodan erkennt jedoch ganz klar, dass der Robotherrscher trotz seines Bündnisses mit den Terranern gar nicht anders handeln konnte.

Der Regent wird niemals ein echter Freund der Menschen sein können, da seine Programmierung ihm wahrscheinlich vorschreibt, im Falle einer unlösbar erscheinenden Situation erst einmal nachzugeben, um schließlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit sofort zu versuchen, den Bündnispartner zu überlisten.

Nur eine Neuprogrammierung des Mammut-Roboters könnte da Abhilfe schaffen!

Aber eine solche Umprogrammierung des Herrschers über das arkonidische Imperium vorzunehmen – dazu wären die Terraner im Moment gar nicht in der Lage.

Außerdem lässt Jost Kulmans Bericht über DIE MIKRO-TECHNIKER darauf schließen, dass der Robotregent bereits ein weiteres Unternehmen gestartet hat, um doch noch sein Ziel zu erreichen ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der große Gegenspieler des Robotregenten von Arkon.

Reginald Bull – Er amüsiert sich über die »Gurken«.

Jost Kulman – Der Mikro-Optiker des Mutantenkorps.

Gucky – Mausbiber haben nun einmal eine Schwäche für »Gurken«.

Berenak – Es gibt ihn gar nicht, und doch scheint sich alles um ihn zu drehen.

Waff – Ein Ingenieur, der sich gern »auf den Arm nehmen« lässt.

Markas – Er soll den Kompensatorpeiler bauen.

Drog – Ein Techniker aus den Reihen der galaktischen Händler.

1.

 

Gucky war wütend.

Dass er auf den dackelähnlichen Muzzel hereingefallen war, der nichts anderes als Robotspion des Regenten von Arkon sein konnte, wurmte ihn bis in den letzten Winkel seiner empfindsamen Mausbiberseele.

»Eigentlich bist du selbst schuld«, wiederholte Bully nun bereits zum zehnten Mal und verbiss nur mühsam das schadenfrohe Grinsen, was ihm allerdings nicht viel half, denn Gucky war ja Telepath und konnte seine geheimsten Gedanken lesen. »Ich habe dich oft genug gewarnt. Wer vertraut schon einem Dackel?«

»Sind Dackel vielleicht keine Hunde?«, fragte Gucky erbost, der gerade diese harmlosen Vierbeiner der Erde ins Herz geschlossen hatte. »Sie sind die treuesten, liebsten, entzückendsten ...«

»Bis auf Muzzel!«, warf Bully ein.

Das hätte er lieber nicht tun sollen, denn schließlich war der Mausbiber auch noch Telekinet, von seiner Eigenschaft als Teleporter ganz zu schweigen.

Ehe Bully wusste, wie ihm geschah, verlor er den festen Metallboden der DRUSUS unter den Füßen und schwebte, plötzlich schwerelos geworden, auf die geschlossene Kabinentür zu. Eine unsichtbare Hand öffnete sie, dann war er aus dem Gang. Verzweifelt strampelte er mit Armen und Beinen, aber er wusste schon aus trüber Erfahrung, dass ihm das nicht viel half. Guckys telekinetische Kraftströme hielten ihn unerbittlich fest.

»Ich werde dir helfen!«, kreischte der empörte Mausbiber. »Scheinheilig heuchelst du Mitleid, dabei zerplatzt du innerlich vor Schadenfreude. Du rothaariger Fettklops!« Das war, um gerecht zu bleiben, sehr übertrieben. Zwar verfügte Bully, Rhodans Freund und Stellvertreter, über eine stabile, untersetzte Gestalt, aber man konnte ihn kaum dick oder gar unförmig nennen. Das mit den roten Haarborsten allerdings stimmte.

»Ich sag's Rhodan!«, drohte er brüllend, aber Gucky lachte nur.

»Wenn du kannst, Dicker!«

Ein Uneingeweihter hätte wahrscheinlich einen Herzschlag bekommen, wenn er dem seltsamen Gespann begegnet wäre. Dicht unter der Gangdecke schwebte Bully dahin, leicht wie eine Feder und jedem Hindernis geschickt ausweichend. Unter ihm watschelte der kaum ein Meter große Mausbiber, dessen Löffelohren senkrecht in die Höhe standen. Die Lippen hatten sich etwas zurückgezogen und gaben den Nagezahn frei, der das Licht der Wandlampen blitzend reflektierte. Mit dem breiten Biberschwanz hielt Gucky das Gleichgewicht und unterstützte damit seine kurzen und nicht besonders sicheren Beinchen.

Glücklicherweise begegnete ihnen kein Uneingeweihter.

Erschrocken setzte der Mausbiber Bully ab, als er den Mann erkannte, der vor ihnen um die Gangecke bog und wie angewurzelt stehenblieb, als er den fliegenden Menschen erblickte. Bully landete etwas unsanft und wäre fast gefallen, aber der Mann kam hinzu und hielt ihn am Arm fest.

»Warum?«, fragte er, mehr nicht.

Bully fand endlich Gelegenheit, seine aufgespeicherte Wut loszuwerden. Mit einem hämischen Seitenblick auf Gucky, der nun nicht mehr grinste, sondern etwas verlegen dastand, begann er: »Dieses kleine Mistvieh fand es mal wieder an der Zeit, seine Kräfte an mir zu erproben. Ganz harmlos kam ich in seine Kabine, da hing ich auch schon an der Decke und ...«

»Stimmt das?«, fragte der Mann und blickte den Mausbiber mit seinen kühlen, grauen Augen an. »Oder lügt er?«

Gucky nickte heftig.

»Natürlich lügt er, Chef. Du bist Telepath und solltest es wissen. Er hat mich beleidigt und nicht in Ruhe gelassen.«

Perry Rhodan sah von einem zum anderen.

»Nun, Bully? Hast du noch etwas zu sagen?«

»Der kann keinen Spaß vertragen«, maulte Bully und rückte die Uniform zurecht. »Noch nie hat er einen Spaß vertragen können, dieser Watschelgänger.«

»Fettwanst!«, revanchierte sich Gucky schrill. Rhodan hob die Hand.

»Wenn ihr wieder anfangt, bleibt ihr das nächste Mal zu Hause«, drohte er. »Ich kann jetzt keine Mitarbeiter gebrauchen, die sich ständig streiten.«

In die Gesichter von Bully und Gucky trat so etwas wie gespannte Neugier.

»Liegt etwas in der Luft?«, fragte Bully. Man sah, wie er sich einen Ruck gab, dann legte er seine Rechte auf die Schulter des Mausbibers. »Wir haben uns doch nicht gestritten, nicht wahr, Gucky?«

»Ach, woher ...!«, zwitscherte Gucky mit einem unschuldigen Augenaufschlag und kreuzte die Vorderpfoten auf der Brust, was ihn wie die personifizierte Harmlosigkeit aussehen ließ. »Wir haben ja nur etwas gespielt ...«

»So, so!«, sagte Rhodan und nickte. »Gespielt habt ihr – ausgezeichnet! Dann darf ich also feststellen, dass eure Meinungsverschiedenheit beendet ist?«

»Sicherlich!«, drängte Bully. »Aber du wolltest uns doch etwas Wichtiges mitteilen ...«

»Wollte ich das?«, tat Rhodan verwundert. »Was denn?«

Bully seufzte.

»Ich geb's auf. Komm', Gucky. Er kann uns doch nicht gebrauchen.«

»Moment!«, hielt Rhodan ihn zurück. »Bevor ihr wieder auf die Idee kommt, mit dem Spiel weiterzumachen, wollte ich euch noch mitteilen, dass Jost Kulman in einer halben Stunde mit seinem Bericht fortfährt. Bisher hatte er ja noch keine Gelegenheit, uns ausführlich zu berichten, was auf Swoofon geschehen ist.«

»In einer halben Stunde?«, zeigte Bully Interesse. »Ich werde kommen. Wo übrigens?«

»In meiner Kabine. Ich möchte künftig vorsichtiger sein; wer weiß, ob der Regent nicht noch mehr Spione an Bord geschmuggelt hat.«

Mit einem kurzen Nicken seines Kopfes ging Rhodan weiter. Bully und Gucky sahen ihm nach, bis er um die nächste Biegung verschwunden war.

»Hm«, machte der Mausbiber und sah nachdenklich zur Decke hoch.

Bully erschrak etwas.

»Vertragen wir uns wieder«, bat er und kraulte Guckys Nacken. »Schließlich habe ich es nicht so böse gemeint.«

Guckys Nagezahn wurde wieder sichtbar, was man in dieser Situation als gutes Zeichen werten durfte.

»Gut, Dicker. Vertragen wir uns. Zwar hast du mich um das Vergnügen gebracht, dich im großen Hangar das Fliegen zu lehren, aber vielleicht ein andermal. Gehen wir jetzt.«

»Wir eilen!«, betonte Bully und schlang seinen Arm um den kleinen Körper des Mausbibers. »Was meinst du, was Rhodan für Augen machen wird, wenn wir vor ihm in seiner Kabine sind?«

Gucky grinste vergnügt. Er konzentrierte sich auf den kleinen Sprung, dann entmaterialisierte er zusammen mit Bully.

Die Luft flimmerte – dann waren sie beide verschwunden, um in der gleichen Sekunde an einer anderen Stelle des riesigen Kugelraumers wieder aufzutauchen.

Als Rhodan eintrat, hockten die beiden bereits auf seinem Diwan und sahen ihm unschuldig entgegen.

 

*

 

Jost Kulman gehörte zur Spezialtruppe Rhodans, die unter der Bezeichnung »Kosmische Agenten« geführt wurden. Diese Agenten, meist Mutanten mit besonderen Eigenschaften, lebten auf den wichtigsten Welten des arkonidischen Imperiums und standen mit der Zentrale auf Terra durch Hyperfunk in Verbindung. So entging Rhodan nichts, was in der Galaxis von Wichtigkeit geschah.

Kulman war Mikro-Optiker. Durch willkürliche Brennweitenverstellung seiner Augenlinsen vermochte er Dinge zu sehen, die man sonst nur mit dem Mikroskop erkennen konnte. Dieser Fähigkeit hatte er es zu verdanken, dass man ihn damals nach Swoofon geschickt hatte.

Denn auf Swoofon lebten die Swoon, die besten und fähigsten Mikromechaniker des bekannten Universums.

Kulman saß in einem Sessel und begegnete Rhodans Blick mit einer deutlichen Verlegenheit.

»Ich weiß, dass Sie völlig im Recht sind, wenn Sie mir Vorwürfe machen wollen«, sagte er unschlüssig. »Schließlich war ich es, der Muzzel mit an Bord der DRUSUS brachte. Fast hätte der Robothund dem Regenten die Position der Erde verraten.«

»Aber auch nur fast«, lächelte Rhodan milde und gab damit bekannt, dass er den Fall Muzzel als erledigt betrachtete. »Sie tragen absolut keine Schuld. Das hätte jedem passieren können. Sie sehen ja, selbst das ganze Mutantenkorps hat sich von der Nachbildung eines Dackels düpieren lassen. Sogar Gucky!«

Der Mausbiber auf der Couch zuckte zusammen. Er warf Bully, der neben ihm saß, einen schnellen Blick zu, grinste verlegen und schwieg.

Jost Kulman schien das Zwischenspiel nicht bemerkt zu haben.

»Ich habe den Funkspruch geschickt«, begann er seinen mit Spannung erwarteten Bericht, »weil die Lage es erforderte. Sie haben mich abgeholt, wie es vereinbart wurde. Leider verzögerte sich mein ausführlicher Bericht bis heute, weil Muzzel ...« Er schwieg verlegen, um dann fortzufahren: »Die Swoon haben den Auftrag erhalten, einen Kompensatorpeiler für Raumschiffe zu bauen, der in seiner Konstruktion bereits festliegt.«

Rhodan beugte sich vor und sah seinen Agenten an. Das Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden, als sei es weggewischt worden.

»Was, bitte?«

Kulman lächelte verlegen.

»Ich habe das Gerät so genannt, weil damit seine eigentliche Aufgabe fest umrissen wird. Die Springer gaben den Auftrag dazu und lieferten auch die Konstruktionspläne. Der Kompensatorpeiler macht künftig alle heimlichen Hypersprünge von Raumschiffen unmöglich. Sie sehen, Sir, dass meine Beobachtung wichtig ist ...«

»Und ob!«, nickte Rhodan und sah nicht gerade sehr erfreut aus. »Was konnten Sie an Einzelheiten erfahren?«

Kulman entschloss sich, weiter auszuholen.

»Wie Sie am besten wissen, Sir, wurde der Kompensator ursprünglich von den Springern entwickelt. Er verhindert eine Ortung von Raumschiffen, die in die Transition gehen. Die Strukturtaster wurden damit so gut wie entwertet. Wenn aber erst einmal der Kompensatorpeiler in Serienanfertigung geht, gibt es keine Geheimnisse mehr. Jedes Schiff kann wieder angepeilt werden, ob es nun einen Kompensator beim Sprung benutzt oder nicht. Die Position der Erde, Sir, wäre nicht mehr lange ein Geheimnis.«

»Eine böse Sache!«, knurrte Bully und sah Crest an, dessen hagere Gestalt unbeweglich in einem Sessel saß. »Nächstens gucken sie uns noch in die Suppentöpfe.«

»Berichten Sie weiter, Kulman«, sagte Rhodan. »Wie weit sind die Vorbereitungen zum Bau gediehen?«

»Zum Glück ist damit noch nicht begonnen worden, Sir. Die Konstruktionspläne trafen erst kürzlich ein. Sie werden noch geprüft, aber man bereitet schon die Errichtung der Werkshallen vor. Es sieht so aus, als wolle man den Peiler gleich massenweise herstellen.«

»Das«, sagte Rhodan hart, »muss unter allen Umständen verhindert werden!« Er beugte sich vor. »Haben Sie eine Ahnung, wie der Peiler funktionieren soll?«

»Ja, in etwa, Sir. Der Kompensatorpeiler hat die Eigenschaft, die Frequenzen eines Strukturkompensators aufzufangen, auch wenn die Erschütterung des Raum-Zeit-Gefüges nicht vernommen werden kann. Durch den Peiler verrät sich also ein Kompensator von selbst, wenn er eingeschaltet wird. Er sendet Eigenschwingungen aus, die auf fünfdimensionaler Ebene erfasst werden können. Das war soweit alles, was ich erfahren konnte.«

»Es ist genug, glaube ich«, stellte Rhodan fest. »Kennen Sie auch die ungefähre Lage der künftigen Fabrik?«

»Ja, sie ist mir bekannt. Man ging damit nicht sehr geheimnisvoll um, obwohl ja Muzzel beweist, dass der Robotregent von Arkon mich erkannt hat. Hätte er mir sonst den Spion angehängt?«

»Das stimmt allerdings«, gab Rhodan zu. »Aber Muzzel hat uns noch etwas anderes bewiesen. Sie sind doch meiner Meinung, Crest?«

Der Arkonide, dem Rhodan alles zu verdanken hatte, nickte.

»Ja, Perry. Sie meinen die Zuverlässigkeit des Regenten. Der Vorfall mit Muzzel hat bewiesen, dass das Robotgehirn auf Arkon nicht daran denkt, ehrliches Spiel mit uns zu treiben. Es wurde so programmiert, dass es immer wieder versuchen wird, die Oberhand über organische Lebewesen zu erhalten. Bündnisse mit Menschen können daher nur dem Selbstzweck dienen, niemals aber einer echten Partnerschaft. Gut, der Regent war in einer Falle, aus der es keinen Ausweg gab. Die Unsichtbaren, die aus dem Nichts heraus angreifen und ganze Planeten entvölkern, scheinen Gegner zu sein, denen der Regent allein nicht beikommen kann. Er verbündete sich also mit uns, um den geheimnisvollen Gegner unschädlich zu machen. Obwohl das bisher nicht gelang und die Unsichtbaren immer – und überall auf uns lauern können, übte der Regent bereits Verrat, indem er versucht, die Position der Erde zu erfahren. Das beweist seine Absicht, nach erfolgter Vernichtung der Unsichtbaren das Bündnis mit der Erde zu brechen und Terra in seine Gewalt zu bringen.«

Rhodan nickte.

»Sie sprechen genau meine Gedankengänge aus, Crest. Aber der Regent soll sich irren. Swoofon gibt uns die Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wir werden die Konstruktionspläne des Kompensatorpeilers vernichten, und außerdem werden wir dem Regenten beibringen, dass wir ihn durchschaut haben. Wenn er seine Methoden nicht ändert, kündigen wir die Abmachungen. Soll er sehen, wie er mit den Unsichtbaren fertig wird, die sein Imperium zu entvölkern drohen.«

Crest schüttelte leicht den Kopf.

»Ich halte es nicht für richtig, die Pläne zu vernichten, Perry. Niemals können wir verhindern, dass der Peiler gebaut wird – wenn nicht heute und auf Swoofon, dann später und auf einer anderen Welt. Die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Sie kennen alle das Gesetz: zuerst existiert die Angriffswaffe, dann die Abwehrwaffe. Kurz darauf kommt die Abwehr gegen die Abwehrwaffe, und schließlich macht eine neue Erfindung auch diese wieder nutzlos. Nein, der Peiler muss gebaut werden! Aber wir können etwas konstruieren, das den ganzen Peiler unwirksam macht, wenn er erst einmal eingesetzt wird. Was wir dafür benötigen, sind lediglich die Konstruktionspläne des Peilers. Wenn Kulman uns sagen kann, wo wir sie finden ...«

Rhodan lächelte nun wieder. Er sah sehr zuversichtlich aus.

»Danke, Crest. Sie haben soeben den Plan umrissen, den wir zur Ausführung bringen werden. Kulman, berichten Sie weiter. Schildern Sie uns, wie es auf Swoofon aussieht, was dort gespielt wird, wie die Bewohner leben und wie sie zum Imperium stehen. Jede Einzelheit kann wichtig sein, auch wenn Sie glauben, sie sei es nicht.«

Der Strukturkompensator, dachte Rhodan, während Kulman mit seiner Schilderung begann, ist unsere wichtigste Verteidigungswaffe. Wenn sie außer Gefecht gesetzt wird, ist unsere Lage bedrohlich. Unsere Stärke ist, dass niemand weiß, wo die Erde zu finden ist. In der Unendlichkeit des Universums ist sie nur ein Staubkorn.

Sie werden dieses Staubkorn nicht finden, versprach sich Rhodan und wandte seine Aufmerksamkeit erneut Kulman zu.

»... werden die Bewohner Swoon genannt. Sie leben ausschließlich auf dem zweiten Planeten der Sonne Swaft, neunhundertzweiundneunzig Lichtjahre von der Erde entfernt. Insgesamt hat dieses System drei Planeten, aber nur der zweite ist bewohnt. Sauerstoffwelt, wüstenhafter Oberflächencharakter, keine nennenswerte Vegetation, ein Viertel der irdischen Schwerkraft. Der Sauerstoffgehalt von Swoofon ist nur gering, aber er reicht noch gerade aus, dass Menschen ohne Atemgeräte auf dem Planeten leben können.«

»Wie kommt es«, fragte Bully, »dass die Swoon als die besten Mechaniker des Universums gelten?«

»Feinmechaniker!«, betonte Kulman. »Ihre Augen sind ähnlich wie die meinen, und sie können Dinge sehen, zu denen jeder normale Mensch ein Mikroskop benötigt. Außerdem besitzen sie äußerst geschickte Hände, die selbst ein Sandkorn ohne optische Hilfsmittel zu formen vermögen. Sie sind ja auch nicht groß, höchstens dreißig Zentimeter.«

»Wer?«, fragte Bully. »Die Hände?«

»Die Swoon!«, belehrte ihn Kulman etwas nachsichtig. Dann entsann er sich, dass sie bisher kaum Zeit gehabt hatten, darüber zu sprechen. »Sie sind sehr klein, diese Bewohner des Planeten Swoofon. Etwa dreißig Zentimeter hoch, sehr schlank und alles andere als humanoid. Sie sehen eher aus wie Gurken mit zwei kleinen Füßen. Oben haben sie vier Arme, an deren Enden die geschickten Hände sitzen.«

Bully schüttelte den Kopf.

»Das kann doch nicht wahr sein ...! Gurken, die Uhren bauen!«

»Sie bauen noch ganz andere Dinge!«, sagte Kulman, und in seiner Stimme war so etwas wie Hochachtung. »Wenn Sie die Swoon erst einmal kennenlernen, werden Sie lernen, sie zu bewundern.«

»Ich habe mir nie viel aus Gurken gemacht«, knurrte Bully. Er sah Gucky an, als erwarte er von dem Mausbiber Zustimmung, aber er wurde bitter enttäuscht.

»Ich glaube«, sagte Gucky ganz ruhig, »dass die Swoon sehr gut meine Freunde werden könnten. Vorurteile, wie Bully sie immer noch hegt, sind nicht meine Schwäche.«

Rhodan nickte ihm zu.

»Du hast schon recht, aber so ernst meint Bully es nun auch wieder nicht. Wäre das der Fall, könnte ich ihn nicht mit nach Swoofon nehmen.«

»Wir wollen ...?«

Rhodan nickte Bully zu.

»Ja, wir werden! Und zwar noch heute!«

»Bravo!«, schrillte Gucky und stand auf, um zur Tür zu watscheln. »Ich werde mich noch ein wenig fein machen. Wir landen doch offiziell?«

»Ich denke schon, Gucky. Warum willst du dich fein machen?«

»Landurlaub unter Gurken – das ist etwas ganz besonderes, Chef. Ich möchte mich nicht blamieren.«

Und weg war er, ohne die Tür zu öffnen.

Bully sah auf die Stelle, an der Gucky eben noch gestanden hatte.

»Seine Urinstinkte brechen durch«, orakelte er. »Wenn er die Gurken-Mechaniker nur nicht mit Mohrrüben verwechselt ... das könnte einigen Ärger geben.«