cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 17

 

Planet der sterbenden Sonne

 

Sie landeten auf den Planeten der sterbenden Sonne und fanden – Hass ...

 

von KURT MAHR

 

img2.jpg

 

Perry Rhodan und seine Leute, die auf ihrer Suche nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit auf GOL, dem 14. Planeten des Wega-Systems, gelandet waren, wären dort zweifellos den Energiefressern zum Opfer gefallen, hätte der Unbekannte sie nicht per Fiktivtransmitter wieder in den Weltraum geschleudert.

Aber trotz der erfolgten Rettung aus größter Not ist die Stimmung an Bord der gewaltigen STARDUST gedrückt, denn man befindet sich in einer völlig unbekannten Region des Alls.

Wo ist die Welt, auf der sich nach der Mitteilung des Unbekannten die genauen Sprungkoordinaten für die Rückkehr finden lassen?

Ist es der PLANET DER STERBENDEN SONNE ...?

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Kommandant der STARDUST und Herr der Dritten Macht.

Thora und Crest – Sie sind bereit, die Suche nach dem Planeten der Unsterblichkeit aufzugeben.

Tama Yokida – Er jongliert mit einer Arkon-Bombe, der vernichtendsten Waffe des bekannten Universums.

Fellmer Lloyd – Die Disziplinlosigkeit, die er begeht, bringt die ganze Expedition in Gefahr.

Leutnant Tanner – Er befehligt das Lager am »Spielhügel«.

Tanaka Seiko – Sein mutiertes Gehirn fühlt den Hass, der den Eindringlingen auf Tramp entgegengebracht wird, als physischen Schmerz.

1.

 

»Ich sagte Ihnen doch«, murmelte Crest enttäuscht, »ich sei nicht sicher.«

Perry Rhodan nickte. Vor ihm auf dem Messtisch lagen die Messergebnisse, die die Instrumente aus dem Spektrum, der Leuchtstärke, der Position und der wahrscheinlichen Entfernung eines Sternes ermittelt hatten, von dem Crest noch vor ein paar Minuten glaubte, er sei der arkonidischen Raumfahrt bekannt und man könne sich nach ihm orientieren.

Das war die Situation: Perry Rhodan hatte seine Aktion auf Gol, dem vierzehnten Planeten der Wega, einem Methan-Ammoniak-Riesen mit dem dreifachen Durchmesser des Jupiter und abnormen Schwereverhältnissen auf seiner Oberfläche, mit einer Art merkwürdigem Knalleffekt beendet. Die Aktion, die nur dazu gedient hatte, auf der Suche nach der Welt des ewigen Lebens einen weiteren Hinweis über die Position dieser Welt zu finden, war im Augenblick der höchsten Gefahr durch die Aktivität eines Fiktivtransmitters unterbrochen worden, der drei räumlich voneinander getrennte Gruppen – nämlich Rhodan mit drei Leuten am Standort des Transmitters, Major Nyssen und Captain Klein etwa achtzig Kilometer davon entfernt in einem primitiven Raupenwagen und schließlich die STARDUST II, das gewaltige arkonidische Kugelraumschiff – zu gleicher Zeit von Gol hinwegtransportiert und an einem Punkt des Universums wieder zusammengeführt hatte, der so weit außerhalb aller Schifffahrtsrouten lag, dass niemand ihn kannte.

Wie der Fiktivtransmitter, der nach seinem Umfang ein winziges Staubkorn gegen die gewaltige Achthundert-Meter-Kugel der STARDUST II, ein solches Kunststück hatte zuwegebringen können, das entzog sich der Kenntnis selbst der Leute, die über ein umfassendes naturwissenschaftliches Wissen verfügten. Andererseits beunruhigte sie das Phänomen kaum, wie man vielleicht hätte erwarten sollen.

Was sie in Wirklichkeit beunruhigte, war die Tatsache, dass sie sich in diesem Raum, in dem die STARDUST gelandet war, nicht auskannten. Sie hatten keinerlei Anhaltspunkt, wohin sich das Schiff günstigerweise wenden könne, und so, wie es aussah, würden sie auch keinen finden.

Die fünfzig oder sechzig Sterne, die die Bildschirme zeigten, waren schnell analysiert. Die Daten wurden geordnet und mit den Sternkatalogen verglichen, die die STARDUST an Bord hatte. Dabei hatte sich herausgestellt, dass alle untersuchten Sterne bis auf einen einzigen mit keinem der drei Millionen katalogisierten auch nur die geringste Ähnlichkeit hatten. Der eine, der übrigblieb, war der, auf den sich Crests Hoffnungen stützten. Er hatte eine Reihe von Zügen, die mit einem der arkonidischen Raumfahrt bekannten Stern in einer der Magellan-Wolken außerhalb der Galaxis übereinstimmten, und dies wäre auch eine Erklärung für die außerordentlich geringe Sterndichte in diesem Raum gewesen – dass die STARDUST sich nämlich außerhalb der eigentlichen Galaxis befände.

Die Vermutung hatte jedoch einer intensiven Untersuchung nicht standgehalten. Der eine Stern, den die Vorprüfung übriggelassen hatte, wies ebenso viele Züge auf, die mit denen des Katalog-Sternes in der Magellan-Wolke nicht übereinstimmten.

Was Crest – und auch Rhodan, obwohl er es nicht zugab – noch weitaus mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass die meisten der beobachteten Sterne nahezu abenteuerliche Spektren aufwiesen.

Die Behauptung, dass ein Fixstern ein »schwarzer Körper« im Sinne des Planckschen Strahlungsgesetzes sei, wurde auch von der arkonidischen Wissenschaft nicht bestritten. Demnach war von jedem Fixstern, also auch von den wenigen, die sich im Augenblick auf den Bildschirmen der STARDUST zeigten, ein kontinuierliches Spektrum der Strahlungsleistung zu erwarten, das, je nach Sterntyp, von mehr oder weniger kurzwelligem Ultraviolett über ein Maximum im sichtbaren Gebiet bis weit ins Ultrarot hineinreichte.

Nichts dergleichen war an den Sternen zu beobachten, die Crest so sehr beunruhigten. Manche von ihnen zeigten ein Spektrum, das wenigstens Ansätze machte, dem Strahlungsgesetz zu gehorchen, um dann an irgendeiner Stelle einen völlig unmotivierten Knick zu beschreiben. Andere Spektren vollends glichen überhaupt nichts, was Crest und Rhodan jemals gesehen hatten. Diese Sterne waren selektive Strahler – wie die Flamme einer Wachskerze oder das Licht einer Taschenlampe.

Einer der Sterne hatte ein zerstückeltes Spektrum mit zwei Maxima – davon eines im grünen, das andere im roten Gebiet. Der Effekt war ein bräunlich leuchtender Punkt, eine Erscheinung, wie sie noch niemals jemand am Himmel der Galaxis beobachtet hatte.

 

*

 

»Also«, sagte Rhodan seufzend, »wir haben keine Ahnung, wo wir sind, und ohne dass ein Wunder oder etwas Ähnliches geschieht, werden wir es auch niemals erfahren.«

Er beobachtete die Wirkung, die seine Worte hervorriefen. Er hatte die beiden Arkoniden in die Zentrale gebeten, dazu Reginald Bull, die beiden Majore Nyssen und Deringhouse, und schließlich den Japaner Tako Kakuta als Vertreter des Mutantenkorps.

Crest versank in Mutlosigkeit und gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Thora, der hochgewachsenen, weißhaarigen Arkonidin, mochte ähnlich zumute sein; aber sie kannte die Einstellung des Menschen einem Wesen gegenüber, das die Hoffnung zu schnell aufgab. Deshalb machte sie ein forsches Gesicht und erwiderte Rhodans Blick fest.

Die anderen waren reine Neugierde.

»Und jetzt ...?«, fragte Bull. »Bleiben wir hier hängen und warten auf das Wunder?«

Rhodan nickte ernsthaft.

»Wollen Sie uns nicht wenigstens sagen, auf welches Wunder?«, rief Thora. Ihre Stimme klang gereizt und nervös.

»Ich hoffe, dass ich es Ihnen in ein paar Stunden werde sagen können«, antwortete Rhodan.

»Was haben Sie vor?«

»Ich will mich umsehen – mit einem der Raumjäger.«

»Wollen Sie mit einem Jäger eine Entfernung von ein paar Lichtjahren bis zum nächsten dieser Sterne überbrücken?«, lachte Thora spöttisch.

Rhodan schüttelte den Kopf.

»Nein. Ich werde mich nicht weiter als ein paar astronomische Einheiten von der STARDUST entfernen.«

»Wozu?«

»Dieser Raum«, erklärte Rhodan dozierend, »ist das seltsamste Stück Universum, das Crest – und selbstverständlich auch mir – jemals zu Gesicht gekommen ist. Der nächste von den insgesamt sechsundfünfzig Sternen ist fünf Lichtjahre von unserem augenblicklichen Standort entfernt, der weiteste hundertachtzig Lichtjahre. Jenseits dieser Grenze gibt es noch in gehörigem Abstand eine kaum feststellbare Materieballung, vielleicht eine Galaxis.

Die Sterndichte in dieser Gegend ist also geringer, als man es innerhalb einer Galaxis, und größer, als man es außerhalb erwarten sollte. Die Spektren dieser sechsundfünfzig Sterne reizen jeden Spektralanalytiker zum Lachen. Nach allem, was wir wissen, darf es solche Spektren nicht geben.

Der Verdacht, dass die Struktur des Raumes, in dem wir uns befinden, nicht so ist, wie wir es gewöhnt sind, liegt nahe. Da wir selbst mit unseren empfindlichsten Instrumenten jedoch nichts Ungewöhnliches feststellen können, werde, ich mich jenseits der Schiffswände ein wenig umsehen.«

Deringhouse sprang auf.

»Wäre das nicht eher meine Aufgabe als ...«

Rhodan winkte ab.

»Nein, vergessen Sie's wieder!«, antwortete er ernst. »Wenn meine Vermutungen richtig sind, dann ...«

Er behielt den Rest des Satzes für sich. Mit zögernden, nachdenklichen Schritten ging er zum Telekom und befahl, eine der kleinen, schnellen Maschinen für ihn startbereit in der Nordschleuse der STARDUST zu halten.

 

*

 

Der Jäger sprang förmlich aus dem gewaltigen Schleusenraum hinaus. Rhodan flog nur mit mittelmäßiger Beschleunigung, trotzdem schrumpfte hinter ihm die gewaltige Kugel des Raumschiffes erschreckend schnell zusammen.

Im Laufe weniger Minuten erreichte die Maschine eine Geschwindigkeit von 500 km/sec. Rhodan drosselte das Triebwerk und regelte den Andruckneutralisator so, dass in seiner kleinen Kabine auch während des antrieblosen Fluges irdische Gravitation herrschte.

Die Messinstrumente blieben ruhig. Die Masse der STARDUST wurde angezeigt, weiter nichts.

Nachdem er sich eine Viertelstunde lang geradlinig von der STARDUST entfernt hatte, ohne dass ihm irgend etwas Bemerkenswertes aufgefallen war, erhöhte er die Geschwindigkeit des Jägers.

Mit etwa 2000 km/sec flog er eine weite Schleife, hob die Fahrt in der ursprünglichen Flugrichtung auf und bewegte sich schließlich senkrecht zu seinem bisherigen Kurs.

Nach abermals einer Viertelstunde erhöhte er die Geschwindigkeit mit einer kurzen Schubphase entschlossen auf 10.000 km/sec und richtete den Kurs in einem Winkel von fünfundvierzig Grad sowohl zur ersten, als auch zur zweiten Flugrichtung.

Die Massenanzeige der STARDUST war immer noch deutlich, und die Hülle des Schiffes glänzte als heller Stern schräg hinter dem Raumjäger.

Ein unwirklicher Stern, dachte Rhodan. Das Licht, das die STARDUST reflektierte, irritierte ihn, und er fragte sich, warum. Es gab nichts Natürlicheres als den Anblick eines Schiffes, das sich in eine Art Stern verwandelte, wenn man sich weit genug von ihm entfernte.

Bulls etwas nervöse Stimme unterbrach seine Gedanken.

»Warum meldest du dich nicht? Was ist dort draußen los?«

»Nichts. Absolut nichts.«

Bull knurrte befriedigt.

»Was hattest du erwartet?«

»Ich weiß nicht. Irgend etwas ...«

»Hallo! Hörst du mich noch? Ich fragte: was hattest du erwartet?«

»Und ich sagte: Ich weiß nicht«, antwortete Rhodan.

Sekunden später Bulls harte Stimme: »Ich höre dich nicht mehr, Chef! Was ist los?«

Verblüfft sah Rhodan auf die Schalttafel. Der Kontrollmechanismus wusste offenbar von keinem Schaden. Alles an Bord des Jägers war intakt, auch der Telekom-Sender.

»Rhodan an STARDUST!«, schrie Rhodan. »Hört ihr mich?«

Als Antwort kam eintöniges Rauschen. Der Empfänger blieb tot. Auf der Gegenseite hatte man zwar nicht abgeschaltet; aber man hörte ihn nicht mehr.

Ohne Zweifel konnten sie seinen Kurs mit Hilfe des Massendetektors verfolgen. Sie wussten also, dass sich der Raumjäger noch in Reichweite der STARDUST befand. Sorge befiel ihn, wenn er daran dachte, was Reginald Bull in seiner kompromisslosen, schnellentschlossenen Art jetzt alles tun würde.

Die STARDUST durfte sich nicht bewegen!

Rhodan setzte die Bugdüsen in Gang. Hellleuchtende, lichtschnelle Partikelströme schossen aus den flachen, weitgezogenen Düsenmündungen und schickten sich an, die Vorwärtsfahrt des Raumjägers aufzuheben.

Eine Reihe von Ideen schossen Rhodan durch den Kopf.

Er konnte der STARDUST mit dem leuchtenden Strahl der Impulswaffe ein Signal geben, damit sie wussten, dass er noch am Leben war. Er konnte zu demselben Zweck eine Bombe mit Kurzzünder auslösen oder –

Dann fiel ihm ein, dass Bull aus allen Signalen solcher Art nur herauslesen würde, dass er mit irgendeinem unsichtbaren Gegner zusammengeraten sei. Aus diesem Grunde ließ er davon ab.

Die Bugdüsen brauchten ein paar Minuten, um mit Maximalleistung die Fahrt des Jägers aufzuheben. Noch während des Bremsvorgangs zog Rhodan die Maschine in eine enge Kurve, die harte Anforderungen an das Leistungsvermögen des Neutralisators stellte. Etwa zehn Minuten, nachdem die Verbindung mir der STARDUST abgerissen war, konnte der Jäger in Richtung des Schiffes wieder Fahrt aufnehmen.

Die STARDUST hatte sich noch nicht bewegt. Rhodan las auf den Messinstrumenten ab, dass er etwa eine astronomische Einheit, also 150 Millionen Kilometer, von dem Schiff entfernt war. Wenn er mit höchster Beschleunigung fuhr, konnte er es vielleicht noch erreichen, bevor Bull den Startbefehl gab, um ihn aus dem vermeintlichen Dilemma zu befreien.

Sie mussten auf dem Anzeigeschirm des Massendetektors sehen, dass er sich dem Schiff wieder näherte, und wenn sie die Nerven behielten, würden sie warten!

Er beschleunigte die Maschine nach Höchstwerten. Auf diese Weise würde es nicht länger als eine halbe Stunde dauern.

Die Kursanzeige war auf die STARDUST ausgerichtet und zeigte Null Grad. Aber der schmale, helle Lichtzeiger stand nicht so ruhig auf der Null-Marke, wie es eigentlich hätte sein sollen. Der Lichtbalken zitterte, wanderte ein paar Zehntelmillimeter nach links, kehrte wieder zurück und wanderte wieder ab.

Rhodan vergaß, was er hatte tun wollen, und schaltete das Triebwerk ab. Der Jäger reagierte prompt. Zögernd zwar, aber jetzt unaufhörlich und ohne zurückzukehren, wanderte der schmale Lichtstreifen des Kursanzeigers.

Rhodan beobachtete ihn gebannt. Minus ein Grad – minus zwei Grad – willig folgte die Maschine dem Einfluss einer Kraft, die aus unsichtbaren Quellen kam. Rhodan wusste, dass die Instrumente ihre Aufzeichnungen ständig mitschrieben. Er würde somit die Aufzeichnungen an Bord der STARDUST auswerten können. Aber die Ungeduld hatte ihn gepackt, und während der Jäger Strich für Strich, Grad für Grad seinen Kurs änderte, versuchte er die unsichtbare Energiequelle zu orten.

Die eigentlichen Ortungsgeräte zeigten nichts, nichts außer der Masse der STARDUST, die seitab immer noch bewegungslos im Raum hing.

Der Gravitometer jedoch registrierte geringfügige Schwerkrafteinwirkung und zeigte die Richtung an, in der die Beschleunigung wirkte. Rhodan sondierte den Raum in dieser Richtung mit allen Geräten, die ihm zur Verfügung standen, aber er fand nichts.

Eine Schwerkraftquelle im Nichts!

So lächerlich wie die Spektren der Sterne, die sie beobachtet hatten.

Eine halbe Stunde lang überließ Rhodan seine Maschine willig dem rätselhaften Einfluss. In dieser Zeit wich sie um zehn Grad von ihrem ursprünglichen Kurs ab und drohte an der STARDUST vorbeizuschießen.

Am Ende dieser halben Stunde hörte die Flugrichtung plötzlich auf, sich zu ändern. Der Gravitometer zeigte nichts mehr an, und die Bahn, die der Jäger beschrieb, war die eines freifallenden Gegenstandes in einem Inertialsystem.

Die Gravitation hatte aufgehört zu wirken. Jemand hatte sie abgeschaltet.

Abgeschaltet?

Während er den Kurs korrigierte und den Bug des Jägers nun endgültig auf die blitzende Kugel der STARDUST richtete, versuchte Rhodan auszurechnen, wieviel Energie jemand zur Verfügung stehen müsse, wenn er ein solches Schwerefeld erzeugen wollte wie das, dessen Einfluss die Maschine eben gefolgt war. Die Tatsache, dass die Kursänderung stetig und linear mit der Zeit erfolgt war, wies daraufhin, dass die Quelle des Feldes sehr weit entfernt war – wenigstens drei astronomische Einheiten. Um ein künstliches Schwerefeld zu erzeugen, das sich in solcher Entfernung noch so deutlich bemerkbar machte, brauchte man mehr Energie, als –

Als was? Mehr Energie, als der Erde zum Beispiel insgesamt zur Verfügung stand. Dies war ein Feld, wie es eine Sonne ausstrahlte. Aber Gravitationsfelder einer Sonne veränderten sich nicht so plötzlich, wie es dieses hier getan hatte.

Keine Erklärung, dachte Rhodan resigniert.

Er versuchte ein weiteres Mal, Verbindung mit der STARDUST zu bekommen. Es misslang ihm auch dieses Mal.

Es fiel ihm ein, dass er über irgendein Problem nachgedacht hatte, als Bull ihn anrief, und er versuchte, sich daran zu erinnern. Etwas hatte ihn gestört. Was war es?

Das Licht, das die STARDUST ausstrahlte, richtig!

Nachdenklich starrte er auf den blitzenden Lichtpunkt, den die Kugelhülle des gewaltigen Schiffes auf den Bildschirm zeichnete.

Die Erkenntnis durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag.

Nirgendwo in der Nähe gab es eine Lichtquelle, deren Licht der Schiffskörper reflektieren konnte. Es war lächerlich zu glauben, das Licht von sechsundfünfzig Sternen, von denen der nächste fünf, der weiteste hundertundachtzig Lichtjahre entfernt war, könne ausreichen, um die STARDUST noch in einer Entfernung von mehr als hundert Millionen Kilometern zu einem hell leuchtenden Punkt zu machen.

Von selbst leuchtete das Schiff jedoch nicht.

Also was?, fragte sich Rhodan nervös und voller Ungeduld.

Unter diesen Umständen hätte jeder, der sich von dem Schiff weiter als ein paar tausend Kilometer entfernte, es aus den Augen verlieren müssen. Ein Gegenstand, der kein Licht reflektieren kann, weil keines da ist, und der nicht von selbst leuchtet, ist unsichtbar.

Die STARDUST aber war deutlich sichtbar. Im Gegenteil: sie leuchtete heller als der nächste Stern, und sie hatte es auch getan, als der Jäger sich auf dem am entferntesten Punkt seiner Bahn befand.

Gab es eine Lösung für dieses Rätsel?

Rhodan fand keine, bevor er alle Hände voll damit zu tun bekam, die Maschine mit ihrer nur halbautomatischen Steuerung korrekt an die Riesenkugel der STARDUST heranzubugsieren. Halb im Unterbewusstsein suchte er auf der gewölbten Wandung des Schiffes nach dem Reflex jenes Leuchtkörpers, in dessen Licht die STARDUST so gut zu sehen war, aber er fand keinen.

Statt dessen begann das Telekom plötzlich wieder zu arbeiten.

»Wir lassen die Maschine nicht herein, wenn wir keine Antwort bekommen!«, sagte Bulls aufgeregte Stimme.

»Alles in Ordnung!«, meldete sich Rhodan erleichtert. »Hier bin ich schon!«

Er hörte Bull nach Luft schnappen.

»Warum hast du dich die ganze Zeit über nicht gemeldet?«

»Konnte nicht. Telekom war ausgefallen.«

»Und jetzt ist es plötzlich wieder ...«

»Ja. Wir sprechen später darüber!«

Langsam, sozusagen meterweise, schwebte der Raumjäger auf die Öffnung der großen Nordschleuse zu. Auf der letzten Strecke des Weges nahm ihn ein Leitstrahl in Empfang und zog ihn herein, ohne dass Rhodan noch etwas dazu zu tun brauchte.