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Ammianus-Verlag

Autor

Günter Krieger, Jahrgang 1965, lebt in Langerwehe-Schlich. Die ersten Lebensjahre verbrachte er auf Schloss Merode, wo sein Vater als Kastellan tätig war. Seit 1999 ist Krieger freier Autor und verfasst unter anderem Historienromane, die in seiner Heimat spielen. Erstmals bekannt wurde er durch seine Merode-Trilogie. Im Ammianus Verlag erschienen bisher sein Mittelalterepos »Die gefangenen Seelen« sowie die Trilogie um »Richarda von Gression«.

Mehr über den Autor im Internet:

www.guenter-krieger.de

Der Zeichner:

Zeichnungen des Malers Joseph Krieger illustrieren das vorliegende Buch. Joseph Krieger (1931-2003) war ein Onkel des Autors und gilt bis heute als einer der bedeutendsten Heimatmaler der Region. Seiner Witwe Martha Krieger möchten Autor und Verlag herzlich für ihre Mithilfe danken.

Günter Krieger

Merode

Geschichten rund um ein Schloss

mit Zeichnungen von Joseph Krieger

Impressum

Erste Auflage Oktober 2015

© 2015 Ammianus GbR Aachen

Alle Rechte vorbehalten. Der Druck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und Verbreitung des Werks in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf digitalem oder sonstigem Wege sowie die Verbreitung und Nutzung im Internet dürfen nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung des Verlags erfolgen. Jede unerlaubte Verwertung ist unzulässig und strafbar.

Umschlaggestaltung: Thomas Kuhn unter Verwendung eines Gemäldes von Agnieszka Krieger
Lektorat: Martin Wagner
Zeichnungen von Joseph Krieger, Victor Hugo (mit freundlicher Genehmigung von Ullstein Bild)
Satz: Michael Mingers
Druck: tz-verlag

Printausgabe-ISBN: 978-3-945025-36-9
Ebook-ISBN: 978-3-945025-73-4

www.ammianus.eu
www.facebook.com/AmmianusVerlag

Meinen Eltern Sibylle und Hermann gewidmet,
die auf Schloss Merode vermutlich
die glücklichsten Jahre ihres Lebens verbrachten.

Vorwort

So viele Fenster als Tage im Jahr ...

... besitzt Schloss Merode. Außerdem so viele Türen als Wochen, und Türme als Monate. Dies behauptet zumindest der Volksmund in der »Herrschaft Merode«. Wobei das mit den Fenstern nicht ganz stimmt. Vielleicht war es früher tatsächlich so, wer weiß das schon, denn das Schloss hat im Laufe seiner Baugeschichte ja immer wieder sein Aussehen verändert. Vermutlich handelt es sich bei der Fenstersache eher um einen running gag, denn auch anderen Schlössern wird diese einprägsame Zahl an Fenstern zugeschrieben. Unbestrittene Tatsache aber ist, dass sich Schloss Merode seit seiner Gründung im Besitz derselben Familie befindet. Mehr als 840 Jahre sind vergangen, seit ein königlicher Beamter namens Werner von Kaiser Friedrich Barbarossa mit einem Hofgut in Echtz belehnt wurde. Auf einer nahen Rodung ließ Werner bald einen Sitz anlegen: Merode! Heute ist der Ort ein 800-Seelen-Dorf. Fast eine Seele für jedes Jahr.

Die Familie der Merode gewann im Lauf der Zeit zunehmend an Bedeutung; aus Herren, Baronen und Grafen wurden Freiherren, Fürsten und Prinzen. Im Mittelalter unterstanden sie nominell den Grafen und Herzögen von Jülich, de facto waren sie aber meistens eigenständig und somit nur dem Kaiser unterstellt. Durch Heirat, Erbe und politische Einflussnahme erweiterten die Merode ihre Besitztümer im ganzen Rheinland und entlang der Maas bis nach Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden. So erlangten sie beispielsweise auch die Herrschaften von Petersheim, Westerloo und Houffalize. Mehr als 50 Schlösser gelangten in ihren Besitz, und auf diese Weise stieg auch ihr internationaler Einfluss. Die eigentliche Herrschaft Merode umfasste die heutigen Orte Merode, Schlich, D’horn, Echtz, Konzendorf, Geich und Obergeich. Als »Herrschaft« bezeichnet man den Dörferkomplex bis heute. Seit dem Mittelalter führte durch ihr Gebiet die Aachen-Frankfurter Heerstraße, die zu benutzen auch die angehenden deutschen Könige auf dem Weg zu ihrer Krönung nach Aachen nicht umhin kamen. So dürfte die hiesige Bevölkerung so manch prächtigen Zug aus nächster Nähe bestaunt haben.

Aus der mittelalterlichen Burg Merode mit ursprünglich militärischer Funktion ist längst ein schmuckes, barockes Wasserschloss geworden. Eines der schönsten im Rheinland, darf man sagen, auch wenn ihm der renommierte Fachmann Dr. Harald Herzog etwas unromantisch, aber im Kern wohl berechtigt, architektonischen Selbstzweck fern aller profanen Brauchbarkeit unterstellt. Was soll man dann erst über Neuschwanstein sagen?

Das heutige Erscheinungsbild von Schloss Merode geht weitgehend auf die Bautätigkeit des Feldmarschalls Johann Philipp Eugen Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Von den ursprünglich vier Ecktürmen, dem Kastellanturm, dem Kapellenturm, dem Marquisenturm und dem Prinzessturm, wurde der Letztgenannte nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, wie auch der in Trümmern liegende Nordflügel, nicht wieder aufgebaut. Aber auch die gestutzte Schlossvariante ist imposant genug, um den Betrachter zu beeindrucken.

Seit den 1980er Jahren bewohnt Charles-Louis Prinz von Merode mit seiner Familie das Schloss. Verschiedene Veranstaltungen im Jahresverlauf ermöglichen den Zutritt in den umliegenden Park und in Teile der Schlossgebäude. Traditionell sagt man der Bevölkerung der Herrschaft und der Familie von Merode ein gutes Verhältnis nach. Daran ändert auch ein wild gewordener Graf aus einer alten Sage nichts, der mit seinen Jagdhunden regelmäßig die Feldfrüchte der wenig amüsierten Bauern niederstampfte. Nicht einmal nach seinem Ableben gab der Hundegraf Ruhe, sondern jagte mit seiner Hundemeute als Geisterjäger durch die Lüfte über Merode.

Das vorliegende Buch wurde in der Absicht geschrieben, einige unterhaltsame Streifzüge durch die wechselvolle Geschichte des Schlosses zu unternehmen, wobei die Erlebnisse und Schicksale seiner Besitzer und der Bewohner der umliegenden Herrschaftsdörfer im Mittelpunkt stehen. Meine persönliche Beziehung zum Schloss ist Gegenstand des letzten Textbeitrages: »Das Schloss brennt!«

Dies alles geschieht in Form von kleinen Erzählungen, die, zumal sie mitunter auf Sagen, Legenden oder Anekdoten beruhen, nicht immer Anspruch auf historische Authentizität erheben. Für alle, die es jedoch genau wissen möchten, werden die Kapitel durch Fakten und Erläuterungen zu den geschilderten Ereignissen ergänzt. Eine Zeittafel am Ende des Buches fasst die markantesten geschichtlichen Ereignisse zusammen.

Schloss Merode um 1860