Karl von Holtei

Briefe an Ludwig Tieck (Band 1 bis 4)

e-artnow, 2016
Kontakt: info@e-artnow.org
ISBN 978-80-268-6882-8
 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Ampère, Jean Jacques Antoine
I
II
Andersen, Hanns Christian
I
II
Armansperg, Joseph Ludwig, Graf
Arnim, Ludwig Achim von
I
II
III
Arnim, Bettina v. geb. Brentano
I
II
Atterbom, Peter Daniel Amadeus
I
II
III
Aubin, St
I
II
III
?Auguste.?
Bacherer, Dr. G
Baudissin, Wolf Heinr. Friedr. Carl, Graf
I
II
III
Baudissin, Karl, Graf
Bauer, Caroline
Bauernfeld, Eduard von
I
II
Beskow, Bernh. v
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
Böttiger, Karl August
Boisserée, Sulpice
I
II
III
IV
Bothe, Friedrich Heinrich
I
II
Braniß, Christlieb Julius
I
II
III
Brentano, Clemens
I
II
III
IV
V
VI
Brockhaus, Friedrich Arnold
Brühl, Karl Friedrich Moriz Paul, Graf
I
II
III
IV
V
Bürger, Elisa
Büsching, Johann Gustav Gottlieb
C
Carové, Friedr. Wilh
Carus, Karl Gustav
I
II
III
IV
V
VI
Chezy, Wilhelmine Christine v., geb. v. Klencke
I
II
III
Collier, John Payne
Collin, Matthäus von
I
II
III
IV
V
Creuzer, Georg Friedrich
David, Pierre Jean
I
II
Deinhardstein, Johann Ludwig
Devrient, Eduard
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
Devrient, Carl
I
II
Eschenburg, Joh. Joachim
Förster, Karl. Förster, Luise, geb. Förster. Förster, Friedr
I
II
III
IV. (Unvollständig.)
V
VI
Follen, August
I
II
Freytag, Gustav
I
II
Genast, Eduard
I
II
Gerle, W. A
I
II
III
Gerstenbergk, Friedrich von
I
II
Gmelin, Leopold
I
II
Görres, Jakob Joseph von
Goethe
I
II
III
IV
Grabbe, Christian Dietrich
I
II
III
IV
V
Gries, Johann Dietrich
I
II
Haering, Wilhelm
I
II
Hagen, Friedr. Heinrich von der
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Hagen, Ernst August
Hagn, Charlotte von
I
II
Halling, Karl
Hallwachs
I
II
III
Hardenberg, Friedrich Freiherr von
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Hauch, Johann Carsten von
Hauff, Wilhelm
Hebbel, Friedrich
I
II
Hegner, Ulrich
I
II
Heiberg, Johann Ludwig
Hensel, Wilhelm
Hermann, F. R
I
II
Heumann, Georg
I
II
Heydrich, Moritz
I
II
Hirzel, S
I
II
Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus
Holtei, Karl Eduard von
I
II
Hormayr, Joseph Freiherr von
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Humboldt, Alexander Freiherr v
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
Jacobi, Friedr. Heinrich
I
II
Jacobs, Christian Friedr. Wilhelm
I
II
Jagemann, Caroline
Iffland, August Wilhelm.
I
II
III
Immermann, Karl
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
Immermann, Marianne
I
II
III
IV
Ingemann, Bernh. Severin
I
II
Julius, Nik. Henrich
Kadach
Kaufmann, Alexander
I
II
Kerner, Justinus
I
II
III
Killinger, K. A. Freiherr von
I
II
III
IV
V
Kleist, Maria
I
II
III
Koberstein, A
Köchy, Karl
I
II
III
IV
Koenig, Heinrich
Körber, Gottfried, Wilhelm
Körner, Christ. Gottfr
I
II
III
Koester, Hans
Koreff
Kratter, Franz
Krause, Karl Christ. Friedr
Krickeberg, Friederike, geb. Koch
I
II
III
Küstner, Karl Theodor von
Laube, Heinrich
I
II
III
IV
Lebrün, Karl
I
II
Lenz, J. R. von
Loebell, Johann Wilhelm
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
Loeben, Otto Heinr., Graf
I
II
III
IV
V
VI
VII
Löwe, Ludwig
Ludwig, Otto
Lüdemann, Georg Wilhelm von
Mahlmann, Siegfr. August
I
II
Malsburg, Ernst Friedrich Georg Otto, Freiherr von
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
Maltitz, Apollonius, Freiherr von
Marbach, Gotthard Oswald
I
II
Marmier, Xavier.
Martin, Henri und S
I
II
Mendelssohn-Bartholdy, Felix
I
II
III
Menzel, Wolfgang
I
II
III
IV
V
VI
Meyerbeer, J
I
II
III
Minckwitz, Dr. Johannes
I
II
Mnioch, Johann Jacob
Mörike, Eduard
Molbech, Christian
I
II
III
IV
V
Mosen, Julius
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
Müller, Friedr. von
Müller, Karl Ottfried
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
Müller, Wilhelm
I
II
Münch-Bellinghausen, Eligeus Franz Joseph, Freiherr von
I
II
N..... Wilh
I
II
Nicolai, Christoph Friedrich
I
II
Oehlenschläger, Adam Gottlob
I
II
III
IV
Paalzow, Henriette, geb. Wach
I
II
Pauli, L
Pichler, Caroline von, geb. Greiner
I
II
Prutz, Robert
I
II
III
Quandt, Johann Gottlieb von
I
II
Rahbek, Knud Lyne
Rake
Raßmann, Christian Friedrich
Raumer, Karl v
I
II
Recke, Elisa von der
Regis, Johann Gottlob
Rehberg, August Wilhelm von
I
II
III
Reichardt, Johann Friedrich
I
II
III
IV
V
VI
Louise Reichardt,
VII
VIII
Reinbold, Adelheid
I
II
Rellstab, Ludwig
Rettich, Julie, geb. Gley
Ribbeck, August Ferdinand
Richter, Jean Paul Friedrich
I
II
Robert, Ludwig
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
Rochlitz, Friedrich
I
II
III
IV
Rückert, Friedrich
Rühs, Christian Friedrich
Rumohr, Karl Friedrich Ludwig Felix von
I
II
III
IV
V
Sallet, Friedrich von
I
II
Schack, Adolph Friedrich von
I
II
III
Schall, Karl
I
II
III
IV
V
VI
Schenk, Eduard von
I
II
III
Schlegel, August Wilhelm
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XIIa
XIIb
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII
Schlegel, Friedrich
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
Schleiermacher, Friedr. Ernst Daniel
I
II
III
Schlosser, Johann Heinr. Friedrich
I
II
III
Schmidt, Friedr. Ludwig
Schmidt, Heinrich
Schmidt, Friedr. Wilh. Valentin
I
II
III
Schnaase, Karl
Schöll, Adolf
Schopenhauer, Johanna
I
II
III
IV
V
Schütz, Wilhelm von
I
II
III
Schütze, Stephan
Schulze, Friedrich August
I
II
Schwab, Gustav Benjamin
Seckendorf, Gustav Freiherr von
Seidel, Max Johann
Skepsgardh, Otto von
I
II
III
Solger, Karl Wilhelm Ferdinand
I
II
III
Staegemann, Friedrich August von
I
II
Steffens, Henrik
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
Stieglitz, Heinrich
I
II
Stjernström, Eduard
Strachwitz, Moriz, Graf
Strauß, David
I
II
Thorbecke, Johann Rudolph
Ticknor, George
Uechtritz, Friedrich von
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Ulrici, Hermann
I
II
Ungher-Sabatier, Caroline
Vaerst, Eugen, Baron
I
II
III
IV
Varnhagen von Ense, Karl August
I
II
III
IV
V
Rahel Antonie Friderike Varnhagen
VI
VII
VIII
IX
X
Vorholz
Waagen, Gustav Friedrich
I
II
III
IV
Wackenroder, Wilhelm Heinrich
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
Wagner, Gottl. Heinr. Adolph
I
II
III
IV
Weber, Gottfried
Welcker, Friedrich Gottlieb
I
II
Wendt, Amadeus
I
II
III
IV
V
VI
VII
Wiebeking, Charlotte von
Wiese, Sigismund
I
II
III
IV
V
Witte, Karl
I
II
Wolff, Pius Alexander
I
II
III
IV
X
Y..... von
Zedlitz, Josef Christian, Freiherr von
Zieten, Karl Friedrich Daniel von (genannt Liberati)
I
II
III
Nachschrift des Herausgebers

Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Lange beschäftigte ihn der Gedanke, eine Auswahl des reichhaltigen Briefwechsels herauszugeben, in dem er während eines langen litterarischen Lebens mit den verschiedensten Männern gestanden hatte. Diese Sammlung, so weit sie ihn persönlich betrifft, beginnt mit dem Jahre 1792 und enthält der großen Mehrzahl nach Briefe die an ihn gerichtet sind. In chronologischer Reihenfolge theilte er mir die einzelnen Bände mit zur Durchsicht und vorläufigen Bezeichnung des etwa Auszuwählenden. An jeden wichtigen Brief knüpften sich Erläuterungen und häufig neue Erzählungen &c. &c. &c. So ist es zu verstehen, wenn ich dieses Buch „„Erinnerungen a. d. L. d. Dichters nach dessen mündlichen und schriftlichen Mittheilungen““ genannt habe.“

Daß unsere jetzt gedruckte Briefsammlung eigentlich als Anhang, Nachtrag zu Köpke’s vortrefflicher Lebensbeschreibung betrachtet werden will, unterliegt keiner Frage.

Desto drohender tritt die andere Frage hervor: Wie ist die Auswahl gerathen? in wie fern erfüllt ihre Zusammenstellung des Verstorbenen Absicht? in wie fern wird sie den Anforderungen genügen, welche unterrichtete Leser daran machen wollen?

Darauf muss ich erwiedern: Nur Herr Professor Köpke, und gerade Er wäre im Stande gewesen, diese Aufgabe, des Gegenstandes würdig, im Sinne Tiecks zu lösen, wie ja schon aus der hier zum Eingange abgedruckten Stelle seines Vorwortes sich zeigt. Deshalb habe ich, bevor ich mich anschickte, dem mir gegönnten Vertrauen durch die That zu entsprechen, ihn dringend schriftlich ersucht: sämmtliche Papiere ihm zusenden, und die schwierige Redaktion ihm überlassen zu dürfen? Er hat darauf bestimmt und wiederholentlich erklärt: „seine Zeit sey jetzt durch andere Arbeiten zu sehr in Anspruch genommen, und er könne zu dieser Verpflichtung gegenwärtig nicht mehr zurückkehren!“ — Erst darauf habe ich mich entschlossen, wirklich zu beginnen; doch hab’ ich mir’s keinen Augenblick während eines halben Jahres verhehlt, daß es mir an gar vielem dazu gebricht; daß mein langjähriges Verhältniß zu Tieck, mag es immer ein vertrauliches, mag ich in seinem Hause heimisch gewesen sein, doch kaum Ersatz gewährt für mancherlei sonstige mir fehlende Kenntnisse wie Eigenschaften; daß ich’s, mit einem Worte, beim besten Willen vielleicht Wenigen zu Danke machen werde; hab’ aber dennoch die Arbeit auf mich geladen, weil schwerlich ein Anderer da war, der sie williger übernommen, der sie besser gemacht hätte; weil ich es für Schuldigkeit halte, einer guten Sache ohne Eitelkeit zu dienen.

Welche Massen von Papieren müßten sich im Laufe so langen Lebens, und bei Tiecks Stellung in der Welt aufgesammelt haben, wäre nicht doch Vieles verloren gegangen! Ordnung zu halten wurde ihm schwer. Dessen selbst bewußt, hat er, was früher glücklich gerettet war, späterhin vor künftiger Verzettelung sichern wollen; hat es in dicke Quartanten zusammen binden lassen, — für’s Gefühl des Handschriftensammlers ein unseeliger Gedanke! Wie es damit bestellt gewesen, das kann nur wissen, wer sich genöthiget sah, wiederum zu trennen und auseinander zu fasern, was des Buchbinders Kleister, ohne Achtung für morsches Papier und halbverwitterte Schrift dick verklebt hatte. Da ist manch’ ein Riß in’s Lebendige geschehen; da war beim „Beschneiden“ (!) des Convolutes manche Nach- manche Namensunter-Schrift glatt weggesäbelt worden; da hatten sich Bogen, deren Format nicht willig paßte, unerbittlicher Gewalt fügen, und biegen oder brechen müssen, daß sie in Fetzen hingen. Und da sind Lücken entstanden, welche weder des Kopisten Umsicht, noch des Redakteurs Konjekturen auszufüllen vermochten.

Bald zeigte sich, daß eine chronologische Eintheilung mißlich, — nach meinem Dafürhalten unmöglich sey. Ich gerathe dadurch in Widerspruch mit dem von mir so hochverehrten Biographen, der (siehe Oben) von einer solchen Reihenfolge spricht. Wahrscheinlich, daß Tieck in der Anlage so etwas beabsichtigt hat. Durchgeführt ward es keinesweges. Ich fand (mit Ausnahme der Schlegel’schen und Wackenroder’schen Briefe, welche zwei selbstständige Bände bildeten) die meisten übrigen in alphabetischer Folge — außer wo der Buchbinder Konfusion gemacht hatte. Diese Folge habe ich denn auch beibehalten, wo sie mangelhaft war, gründlich hergestellt, so daß sich bald gesammter Vorrath nominell übersehen ließ; wobei jedoch immer noch Noth und Sorge blieben, wegen der Zeitfolge in den Briefen der einzelnen Korrespondenten, denen häufig die Daten fehlten, und bisweilen nicht aus dem Inhalt errathen werden konnten. Eben so blieben Abbreviaturen, Citate, Eigen- und Orts-Namen u. dergl. bei fast unlesbarer Handschrift nicht selten räthselhaft.

Nachdem denn endlich der Vorrath gut oder übel in’s Reine gebracht vor Augen lag, begann erst die strengere Auswahl.

Ausgeschlossen mussten werden

Erstens — sollte nicht der Umfang des Buches über alle Berechnung sich ausdehnen, und es ungebührlich vertheuern — diejenigen Briefe, die nicht an Tieck gerichtet, durch dritte Hand in seinen Besitz gelangt sind.

Zweitens sämmtliche Familienbriefe, aus denen Dr. Köpke unschätzbare Aufschlüsse für seine psychologische Entwickelung des reichen Dichterlebens schöpfen, die ich aber, ausdrücklich ertheilter Anweisung gemäß, nicht abdrucken lassen durfte.

Drittens wurde, meinen Ansichten getreu, im Ganzen unterdrückt, oder wo möglich theilweise herausgestrichen, was Anstoß erregen — was noch Lebende persönlich verletzen — was sie um ihrer lieben Todten willen kränken — was endlich den Schreibern Verdrießlichkeiten, und sind sie begraben, üble Nachrede zuziehen könnte. Ich gestehe aufrichtig, daß mir diese Censur einigemale recht schwer wurde; daß ich bei pikanten Stellen die Feder oft in der Schwebe hielt, noch zögernd, ob ich streichen sollte? Doch unser Verleger war mit mir und mit der Erbin dieses Nachlasses einverstanden: ein auf litterarischen Skandal berechneter Effekt sei unstatthaft, und Ludwig Tiecks Angedenken dürfe durch Spekulationskniffe nicht entweiht werden.

Zählen wir noch dazu den Ausfall vertraulicher Zuschriften von Freunden und Gönnerinnen, welche vor oder nach Seinem Tode zurückverlangt, oder welche, wie Friedr. von Raumer’s und Solger’s, bereits anderweitig veröffentlicht sind, so wurde eine befriedigende Vollständigkeit der Sammlung unerreichbar. Wir mußten uns begnügen an dem Gedanken festzuhalten und ihn lebendig zu machen:

All’ diese, mitunter völlig vereinzelten, auch die an sich scheinbar unbedeutenden Blätter, bilden trotzdem ein Ganzes, stehen in innerem Zusammenhange, weil sie, jedes auf seine Weise, der Nachwelt darthun, in welchem Lichte Ludwig Tieck, seit Beginn eines poetischen Jugendlebens bis zum Abschluß hohen Alters, als Dichter — als Gelehrter — als Kritiker — als Vorleser — als Dramaturg — als Mensch, Freund, Rather, Förderer, Wohlthäter.... nicht minder als saumseeliger Briefschreiber, bei drei sich folgenden Generationen seiner Mitwelt gestanden hat.

Wir leugnen’s nicht: es sind hier und da recht schwache Vertreter besagter Mitwelt zugelassen worden.

Nicht ohne reifliche Ueberlegung.

Zu einem umfangreichen historischen Bilde gehören außer den Hauptpersonen viele, vielerlei Nebenfiguren. Auch die geringsten sind zulässig, wofern ihre charakteristische Eigenthümlichkeit in die Hauptidee der Konception gehört. Wie die Sammlung mit einem Franzosen beginnt; wie sie, durch Engländer, Amerikaner, Schweden, Dänen, Deutsche fortgesetzt, dem Leser Weise, Thoren, Staatsmänner, Dichter, Krieger, Naturforscher, Aerzte, Politiker, Frauen, Mädchen und verlorene Söhne vorführt; wie sie mit einem Schauspieler schließt, der des historischen Feldherrn Urenkelneffe war.... so umfaßt sie Tieck’s Dasein.

Er ist es selbst in unwillkürlichen Zeugnissen von zweihundert Menschen, die untereinander getrennt in ihm einen Vereinigungspunkt gewinnen.

Unsere kurzen, leider oft sehr unvollständigen Einleitungen hegen nicht etwa die eitle Absicht, urtheilen zu wollen. Sie sollen nur dem weniger mit der Litteratur Vertrauten bescheidene Andeutungen geben.

Und solcher Leser wünschen wir der Sammlung eine recht umfassende Anzahl. Sie sind nicht selten die theilnehmendsten — vielleicht weil sie die unbefangensten sind.

Allen aber, Laien wie Kennern, legen wir die Bitte an’s Herz, diese Bücher nicht zu durchblättern, bevor sie nicht Rudolph Köpke’s oben genanntes Werk aufmerksam gelesen haben. Es ist kaum eine zweite Lebensbeschreibung vorhanden, in welcher sich, so offenbar wie in dieser, Pietät, begeisterte Verehrung, gänzliche Hingebung an den Gegenstand mit unparteiischer Wahrheitsliebe verbinden. Wer Tieck noch nicht aus seinen Dichtungen kannte, der mag ihn an Köpke’s Führerhand kennen, mag Beide lieben lernen!

Und nun genug!

Unsere Arbeit unterscheidet sich von den meisten Erzeugnissen anstrengenden geistigen Fleißes dadurch, daß diese die Resultate desselben der Lesewelt vorlegen dürfen, während wir die meiste Bemühung auf dasjenige zu verwenden hatten, was wegbleiben sollte. Darum, wie wir keinerlei Anspruch auf irdischen Lohn und Erwerb dabei machten, hoffen wir auch keinesweges auf Dank und Lob; sind jedes Tadels in Demuth gewärtig. Auch der bitterste wäre nicht im Stande, Werth und Bedeutung Büchern zu rauben, aus denen hervorragende Geister zu Geist und Herz reden; er könnte immer nur den Herausgeber treffen; und dieser fühlt sich im Voraus beruhiget durch das Bewußtsein strengerfüllter Pflicht, die er geübt so weit seine Kräfte reichen. Darüber hinaus kann kein Sterblicher.

Noch einen zweiten Trost bietet die Zuversicht, daß es an edlen Menschen nicht fehlt, die sich gern eine Stunde stiller Weihe gönnen, um sich aus dem Lärm und Streit der Gegenwart in entschwundene Zeiten zu versenken; um sich in litterarische Zustände und Verbindungen, wie sie uns heut zu Tage fremd erscheinen, hinüber zu träumen. Diese werden billigen, daß ich nicht unterschlagen habe, was streng genommen wegfallen konnte. Und ihre Befriedigung mag mich trösten über Vorwürfe, welche von entgegengesetzter Seite nicht ausbleiben dürften.

Der Verleger denkt bei diesem seinen Unternehmen nicht an Gewinn.... doch ja! Die Erinnerung an den Dichter des Phantasus ehrenvoll aufzufrischen gilt ihm dafür!

Breslau im Mai 1864.
Holtei.

Ampère, Jean Jacques Antoine

Inhaltsverzeichnis

Sohn des berühmten Mathematikers und Naturforschers A. M. Ampère, geboren zu Lyon den 12. August 1800, gestorben am 27. März 1864 zu Pau. Er bereiste Italien, Deutschland, Skandinavien, den Orient. Lehrer am collège de France in Paris. Unfehlbar gehörte er zu den wenigen, seltne Ausnahmen bildenden Franzosen, die doch einigermaßen, mindestens so weit es französischem Wesen irgend möglich, in den inneren Geist deutscher Poesie eingedrungen sind. Deren tiefere Bedeutung, hauptsächlich im Verhältnisse zu jenen Ansprüchen, welche seine Landsleute an schöne Litteratur machen, unbefangen zu erfassen, scheint allerdings auch diesem ernsten und männlichen Streben nicht gelungen zu sein; sonst könnten er und sein Freund F. unmöglich an die Spitze der (im ersten Briefe erwähnten) projektirten Uebertragung Tieck’scher Dichtungen jenen von schon veralteten, kaum noch deutscher jetzt lebender Generation verständlichen Anspielungen strotzenden, polemisch-parodischen Scherz „der gestiefelte Kater“ zu stellen beabsichtiget haben. Nichts war minder geeignet Tieck’s Muse in Paris einzubürgern. Vielleicht hat Ampère auf seinen allzu umfassenden Wegen durch die Welt den ursprünglich klaren Blick für deutsche Zustände verloren, der ihm eigen war, als er sich (1827) bei Göthe in Weimar aufhielt, und der ihn befähigt hatte, sich sogar an Hebel’s alemanischen Gedichten wahrhaft zu entzücken. Wie weit sein Forscherdrang ihn trieb, zeigen schon folgende Büchertitel an: La Grèce, Rome et Dante (Paris 1850.) — Litterature et voyages (2 vol. Paris 1834.) — De la litterature française dans ses rapports avec les litteratures étrangères au moyen age (Paris 1833.) — Vieler anderer nicht zu gedenken.

Eines seiner gediegensten Werke dürfte jedenfalls die drei Bände starke Schilderung einer Reise durch Amerika sein, welche reich ist an lehrreichen Wahrnehmungen und Aussprüchen. In diesem Buche sagt er einmal: „Die Regierung der Vereinigten Staaten gleicht einer Lokomotive auf der Schienenbahn. Sie begann ihren Lauf mit weiser Besonnenheit; bald fing man die Maschine zu überheizen an; die Schnelligkeit der Bewegung hat sehr zugenommen; es geht mit vollem Dampfe, und große Strecken werden rasch zurückgelegt. Doch in diesem Lande geschieht es oft, daß der Kessel platzt und die Lokomotive in die Luft fliegt. — Avis aux Américains!“ —

Ampère’s bedeutender Verdiensten unbeschadet soll nicht verschwiegen bleiben, daß er eine kaum zu entziffernde von Nachlässigskeitsfehlern wimmelnde Handschrift führte, und daß für nachstehende Briefe nichts geschehen konnte, als sie buchstäblich zu kopieren,... so weit dies menschenmöglich war.

I

Inhaltsverzeichnis

Paris, le decembre 1823.

Monsieur,

Un de mes plus vifs desirs, en quittant l’allemagne, était de faire profiter mon pays de mon voyage, en contribuant à lui faire connaître les productions des Vôtres. L’attrait particulier qu’ont en vos ouvrages pour mon imagination, depuis le premier moment ou je les ai connus, m’inspirait surtout l’envie d’en voir passer quelque chose dans notre langue. — À essayer de le faire moi même était un espoir dont je me berçais, c’était un plaisir que je me reservais après des travaux longs et pénibles dans les quels je suis plongé maintenant, mais je n’ai plus besoin de l’attendre le plaisir; et heureusement pour mon impatience et pour Vos ouvrages, Monsieur, j’ai été devancé par un de mes amis, qu’une plume élégante et déjà exercée rend moins indigne de Vous traduire. Comme notre public a beaucoup à faire encore, malgré sa bonne volonté et nos efforts pour saisir tout l’agrément de la poésie etrangère et pour goûter un genre de composition aussi original et aussi nouveau pour lui que le sont les Votres, nous commencerons par un choix, qui nous Vous soumettons. Notre pensée était de débuter par le chat botté et quelques nouvelles; mon ami M. E. Fresnel (?), frère d’un de nos plus illustres academiciens enlevé récemment aux (illigible), a déjà traduit le chat botté et „Liebeszauber;“ il va commencer le blond Egbert, il Vous envoye quelques questions aux quelles il (?) Vous prie de répondre, dans l’intérêt de la traduction. En effet il faut bien mettre notre public au courant et nous ne pouvons nous mêmes y être mis que par Vous.

Si ce n’était pas trop abuser de Votre complaisance qui m’est connue, je Vous demanderais de nous envoyer une liste de tout ce que Vous avez publié — si Vous trouviez un moyen de nous faire parvenir quelqu’une de ces nouvelles de Vous qui se trouvent dans des almanachs poétiques et qui sont difficiles à trouver, ce serait pour nous un bonne fortune, entre autres, le Pietro Aponi que je Vous ai entendu lire, avec tant de plaisir.

Veuillez me pardonner, Monsieur, cette importunité, et s’il se peut, accorder à mon ami sa demande, nous vous en remercierons pour nous et pour les lecteurs.

M. Eckermann de Weimar m’a donné de Vos nouvelles. Il a eu le plaisir de Vous voir chez Goethe, il était bien heureux de diner entre Vous deux.

J’ai eu aussi des nouvelles de Mlle. Kraukeln (?) et de M. Weihrauch (?) soyez assez bon pour leurs présenter tous mes souvenirs.

Enfin veuillez bien Monsieur transmettre mes hommages à Madame et à Mademoiselle Tieck et agréer l’assurance de ma profonde admiration et de mon sincere attachement,

Votre devoué Serviteur
J. J. Ampère.
rue de (?) St. Victor No. 19

II

Inhaltsverzeichnis

(Ohne Datum.)

Monsieur.

Je ne sais si Vous Vous souvenez de moi, mais moi je n’ai pu oublier les jours que j’ai passé à Dresde il y a quelques années et Dresde pour moi c’est votre maison, je crois m’aquiter un peu envers Vous en Vous addressant M. le comte de Montalembert, l’un des hommes les plus distingués de notre jeune generation; grand et digne admirateur de Vous Monsieur et de Vos illustres amis F. Schlegel et Novalis. La poésie de l’allemagne du Moyen age est un des principaux objets du plan d’étude qu’il se propose d’entreprendre en allemagne. Cette poésie des „Minne-Singer“ vit en Vous, Monsieur! Permettez à un etranger de rendre ce temoignage à son dernier representant. J’envie beaucoup à Monsieur de Montalembert d’aller la puiser près de Vous. Je ne puix me consoler de son voyage que par l’esperance de l’imiter.

Daignez, Monsieur, faire agreer à tout ce qui Vous entoure, l’hommage des sentiments respectueux que je Vous ai voués avec la plus vive admiration.

J. J. Ampère.

Andersen, Hanns Christian

Inhaltsverzeichnis

Geboren den 2. April 1805 zu Odense auf Fünen. Ein anerkannter, nicht blos in seinem Vaterlande vielgelesener Autor. Seine Selbstanklage, daß er „nicht Deutsch schreiben könne“ widerlegen die im späteren Fortschritte schriftstellerischer Wirksamkeit von ihm gelieferten deutschen Ausgaben, worin er, was Klarheit des Ausdrucks betrifft, hinter Oehlenschläger nicht zurücksteht. Er ist sehr fruchtbar gewesen vom Jahre 1830 bis auf die neueste Zeit. Die Gesammtausgabe seiner Werke (Leipzig 1847–48) enthält in fünfunddreißig Bänden viele in unsere National-Literatur gleichsam übergegangene Schriften, als z. B. Phantasieen und Skizzen — Der Improvisator — Nur ein Geiger — Bilderbuch ohne Bilder — Eines Dichters Bazar — Märchen u. a. m.

I

Inhaltsverzeichnis
Copenhagen, 8. April 1835.

Lieber Herr Hoffrath!

Ob Sie noch meiner gedenken? Ob Sie noch eines jungen dänischen Dichters gedenken, der vor einigen Sommern mit einem Brief von Ingemann bei Ihnen war, und ein kleines Heftchen seiner eigenen Gedichte: „Phantasien und Skizzen,“ überbrachte. Ich hörte Sie zwei Stücke vom Shakespeare vorlesen, Sie erzeigten mir eine Freundlichkeit und Güte, die mein Herz an Sie band. Dies war meine erste Ausflucht in die Welt; nachher habe ich eine größere Reise gemacht. Unser König gab mir anfangs 1833 ein Stipendium um Deutschland, Frankreich, Schweiz und Italien zu bereisen; diese Reise ist jetzt vollbracht, und ich bin wieder in Dänemark. Als ich vorigen Sommer über Dresden zurückreiste, war mein erster Besuch bei Ihnen, allein Sie waren im Bade. Ich sprach Ihre jüngste Tochter, und bat Ihnen meinen Gruß zu überbringen. Ich sollte das Ausland besuchen, um mein poetisches Talent weiter zu entwicklen; ob das Ziel erreicht ist, wird die Zeit lehren; für mich war die Reise jedenfalls besonders anziehend. In Paris wohnte ich dem Julifeste bei und sah die Napoleons-Statue entschleiern. In der Schweiz war ich bei der Weinlese, ich bereiste die schöne Küste von Genua nach Livorno, erreichte Rom eben als Raphael zum zweiten Mal begraben wurde, sah das Carneval und Girandola und endlich einen glänzenden Ausbruch des Vesuvs; ich kann wohl sagen, das bunte Leben in Italien, die großartigen Schönheiten der Natur ergriffen meine Seele, und den Eindruck davon habe ich in einem Roman; „Improvisatoren“ veranschaulicht; der bekannte Novellendichter Cruse, hat ihn schon deutsch übersetzt, und ich schick Ihnen ein Exemplar seiner Uebersetzung. Möchte es mir einen vortheilhaftigen Begriff von meiner poetischen Natur in Ihnen erwecken. Ein liebvoller Händedruck Ihrerseits wird meine größte Aufmunterung sein.

Ich wohne in Copenhagen
Nyharn. Nr. 280.

Dem Dichter
Ludwig Tieck
in Dresden.

Ihr herzlich ergebner
H. C. Andersen.

II

Inhaltsverzeichnis

Copenhagen, 8. April 1842.

Der Buchhändler Longmann aus London, geht zum ersten Mahl nach Deutschland, und da es sein sehnlichster Wunsch ist, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, so erlaube ich mir Ihnen diesen sehr wackeren Mann vorzustellen; indem ich dabei auch die Gelegenheit ergreife mich selbst vor Ihr Gedächtniß wieder einzuführen.

Als ich im vorigen Sommer aus dem Orient zurückkam, suchte ich Sie vergebens in Dresden. Als eine Frucht meiner Reise erscheint jetzt im Dänischen — und bald nachher im Deutschen — eine neue Arbeit von mir: „Der Bazar eines Dichters,“ in sechs Bogengängen: „Deutschland, Italien, Griechenland, der Orient, die Donau und nach Norden!“ Den Bazar „Deutschland“ habe Ihnen und dem Mendelsohn-Bartholdy gewidmet, den Orient, Oehlenschläger und dem österreich. Internuntius Stürmer in Constantinopel.

Die deutsche Ausgabe wird Ihnen in diesem Sommer geschicht werden. Ich kann — wie Sie sehen, — gar nicht Deutsch schreiben!

N. S.

Grüsen Sie Frau von Serre und Dahl (?).
An den Dichter Deutschlands Ludwig Tieck!

Ihr sehr ergebener
H. C. Andersen.

Armansperg, Joseph Ludwig, Graf

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Ehemaliger Präsident der Regentschaft in Griechenland. Lebte später auf seiner Herrschaft Egg bei Deggendorf, an der bayr. öster. Grenze. Die jetzige Inhaberin dieses Besitzes ist seine, des edlen Vaters würdige Tochter, die hochgeachtete, von allen weiblichen Tugenden geschmückte Fürstin Cantacuzeno.

München, den 25. Oktober 1826.

Wohlgeborner Verehrtester Herr Hofrath!

Euer Wohlgeboren sind bereits durch den Vorstand des Obersten Kirchen- und Schulrathes auf vertraulichem Wege in Kenntniß gesetzt worden, daß Se. Majestät der König mein allergnädigster Herr in dem hohen Bestreben, den Glanz der unter Allerhöchst Ihren Auspizien dahier neu aufblühenden Hochschule zu erhöhen, Ihren großen Talenten und anerkannten Verdiensten eine vorzügliche Aufmerksamkeit widmen, und den Wunsch, Sie für Ihre Ludwig Maximilians Universität zu gewinnen, auszudrücken geruht haben.

Allerhöchstdieselben sind ein zu großer Verehrer Ihrer Verdienste, und wünschen zu lebhaft, der deutschen Litteratur, deren Zierde Sie sind, Ihre fernere freie Wirksamkeit zu erhalten, als daß es in Allerhöchst Ihren Absichten liegen könnte, Euer Wohlgeboren bei diesem Rufe dem Zwange eines bestimmten Lehrfaches zu unterwerfen.

Euer Wohlgeboren werden daher den ausgedrückten allerhöchsten Absichten gemäß, bei uns nicht nur durchaus freie Lehrvorträge halten, sondern auch jene ergiebige Geschäftsruhe finden, ohne welche die glücklichen Empfängniße genialer Geister nicht zur Reife und Vollkommenheit gebracht werden können.

Wenn ich hiebei Euer Wohlgeboren Vorlesungen über schöne Litteratur überhaupt, über Geschichte der Poesie, insbesondere über Shakespeare, Dante, Calderon als Aufgabe Ihres hierortigen Wirkens andeute, so geschieht dieses nur beyspielweise, und ohne Beschränkung auf irgend einen Stoff im weiten Gebiete der Kunst und Poesie, in dem Sie, wie in Ihrem Eigenthum, zu walten pflegen.

Die Bedingungen, unter welchen Euer Wohlgeboren in die Dienste Sr. Majestät treten werden, sind ein Gehalt von 2500–2800 f., nebst einigen Getraidbezügen, welche in Geld reluirt werden, eine angemessene Aversal-Summe für Herbeibringung Ihrer zahlreichen Büchersammlung und alle Vortheile, welche die konstitutionelle Dienstespragmatik den bayerischen Staatsdienern gewährt.

Se. Majestät haben bedauert, daß besondere Verhältniße und Erwägungen nicht erlauben, den Werth Ihres Anerbietens durch die Zugabe einer Freiwohnung zu erhöhen.

Indessen glaube ich, daß manche Begünstigungen und Vortheile, welche der Aufenthalt in südlichen Hauptstädten, in Absicht auf Wohlfeilheit und bequemeren Lebensgenuß darbietet, die Entbehrung dieses Vortheiles weniger fühlbar machen werden.

Da ich annehmen darf, daß die Vorträge Euerer Wohlgeboren zu den besuchtesten auf der Hochschule gehören, da Se. Majestät ernstlich bemüht sind, die in vieler Hinsicht verderbliche Honorarienfreiheit in engere Gränzen zurückzuweisen, so eröffnet sich auch hierin, wenn auch nicht gleich im Anfange, doch gewiß in besserer Zukunft eine nicht unergiebige Quelle erhöhten Einkommens.

Auch darf ich Ihnen dem kunsterfahrenen Manne nicht erst umständlich aufzählen, welche reiche Zuflüsse Ihre Studien aus jenen Quellen sich versprechen dürfen, die sich in trefflichen Kunst und Gemäldesammlungen, in einer überreichen Bibliothek, in dem Verkehr mit ausgezeichneten Gelehrten und Künstlern und selbst in der größeren Nähe des italienischen Himmels dem Kunstsinne öffnen.

Wenn alle diese Erwägungen Euer Wolgeboren bestimmen können, dem Rufe Sr. Majestät des Königs, den ich hiemit in amtlicher Eröffnung zu Ihrer Kenntniß bringe, mit entsprechender Erwiederung zu begegnen, so muß ich den Wunsch ausdrücken, Dieselben wollen mir Ihren Entschluß baldgefälligst mittheilen, und übrigens die Versicherung meiner eben so ausgezeichneten als aufrichtigen Hochachtung als einen Tribut der Verehrung ansehen, welche ich Ihren großen Verdiensten um Litteratur und Kunst gewiedmet habe.

Euer Wohlgeboren

ganz ergebenster  
Gr. Armansperg,   
k. b. Staatsminister.

Arnim, Ludwig Achim von

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Geboren den 26. Januar 1781 zu Berlin, gestorben am 21. Januar 1831 auf seinem Gute Wiepersdorf bei Dahme. Indem wir seiner Werke: des Knaben Wunderhorn (1806–8) — der Novellensammlung „Wintergarten“ (1809) — der Gräfin Dolores (1810) — des Studentenspieles und der Pilgerabentheuer „Halle und Jerusalem“ (1811) — der „Schaubühne,“ worin die „Befreiung von Wesel“ ein immer junges, kräftig-deutsches Drama glänzt (1813) — der Kronenwächter (1817) gedenken, in Ehren und Liebe, wie diesem hervorragenden Romantiker gebührt, finden wir darin doch nur ein schwaches Bild seiner, über diesen Erzeugnissen stehenden, unbeschreiblichen Persönlichkeit. Selten wohl haben sich in einem Menschen: poetisches Feuer, anmuthige Ruhe, würdevolle Haltung, umgängliche Milde, wohlwollende Strenge, liebevolle Theilnahme für Anderer Streben, inniger verschmolzen, als in Achim Arnim. Es ist sehr zu bedauern, daß von seinen Briefen an Tieck nur die drei nachstehenden aufbewahrt blieben. Wenn die verloren gegangenen diesen glichen, so wären sie geeignet gewesen, uns den ganzen Mann vor’s Auge des Geistes zu zaubern.

I

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Cassel, den 3. Dezember 1807.

Ich lege eben Müllers edles Schreiben über Kotzebue aus den Händen, das Ihrer Vermittelung sein Daseyn für mich dankt, da fällt mir so manches ein, was ich Ihnen danke und wie ich von mannigfaltigem Jammer bezwungen, Ihnen davon so gar nichts in Sandow gesagt habe; ich ging da neben Ihnen und freute mich, daß mir noch etwas Freude am Grünen geblieben, mit dem ich meiner einsamen Natur nach viel vertraulicher bin, als ich mit Ihnen in einem Tage werden konnte. Jetzt wünsche ich die Stunden zurück, erinnere mich, wie Sie Sich so einsam fühlten und mich ausforderten, Ihnen zu schreiben. Ich hätte Ihnen mancherley zu schreiben, wie wir, ich meine darin Bettine und Clemens Brentano, Sie hieher wünschten, das glauben Sie uns ohne weitres; dann wie wir Ihnen einen angemessenen Wirkungskreis wünschen und planeln, den Sie nicht blos beleben, der Sie auch wiederbelebt. Den möchten Sie aber nicht annehmen wollen, denn in der Gewohnheit liegt das Schönste wie das Schlimmste und das Kunststück der Transfiguration gelingt immer nur einmal vollständig, also davon kein Wort: Sie hören Ihre Stunden sicher heller schlagen als ich. Also zu den Nebenwerken, die mir aber Hauptsachen sind. Ich war bey Dieterich in Göttingen, der sich schmerzlich beklagt, daß Sie die Niebelungen ihm nicht früher geschickt haben, der jetzt fürchtet, durch Hagens Arbeit sey aller Absatz vernichtet, ich glaube das nicht, kann auch nicht wissen, wie weit er sich beklagen kann, ich beklage mich selbst, daß Ihr Werk nicht erschienen, denn Hagen gefällt mir nicht in dem baroken Dialekte, in den langweiligen Anmerkungen und wegen der Auslassung aller andern Erzählungen, die Sie so pasrecht verbunden hatten. Ernste Critiker, (hier giebt es einen sehr gelehrten deutschen Sprach und Literaturkenner, Hr. Kriegssekretär Grimm, er hat die vollständigste Sammlung über alle alte Poesie) tadeln noch mehr, und sind so wie ich ganz überzeugt, das Ganze müsse entweder mit neuem Saft durchdrungen sich selbst neue Wurzeln treiben, oder in seiner Alterthümlichkeit ruhig trocken, unzerbrochen zwischen Papier von einem Geschlechte dem andern übergeben werden. Haben Sie in dieser Hinsicht irgend etwas mit Dietrich zu verhandeln, oder wollen Sie die Herausgabe mit dem Heldenbuche bey Zimmer verbinden, so entbiete ich meine Vermittelung, der erste ist mir ganz nahe und den andern denke ich zu Weihnachten zu sprechen.