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Über Hermann Schulz

© privat

Hermann Schulz, geboren 1938 in Ostafrika, leitete von 1967 bis 2001 in Wuppertal den Peter Hammer Verlag. Reisen führten ihn in mehr als fünfzig Länder; Nicaragua besuchte er zwischen 1969 und 2015 mehr als zwanzig Mal.

Seit 1998 veröffentlicht er regelmäßig eigene Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zuletzt sind erschienen: »Mandela & Nelson« (›Das Länderspiel‹ und ›Das Rückspiel‹); »Die Nacht von Dar es Salaam« (2014); »Warum wir Günter umbringen wollten« (2014); »Lady Happy und der Zauberer von Ukerewe« (2016).

 

Tobias Krejtschi, Jahrgang 1980, verbrachte seine Kindheit in Dresden, die Jugendjahre und Schulzeit im fränkischen Odenwald. Er studierte Illustration in Hamburg an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Er arbeitet als freischaffender Illustrator, Autor und Bilderbuchkünstler. Seine Bücher sind mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert. Unter anderem wurde er gemeinsam mit Hermann Schulz für »Die schlaue Mama Sambona« für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Zuletzt sind erschienen: »Ein roter Schuh« (Text: Karin Gruß; 2013), »Nis Randers« (Text: Otto Ernst; 2015) und »Kleopatra« (Text: Will Gmehling; 2015).

Über das Buch

Eines Tages findet Schwester Salvadora einen kleinen Jungen vor der Türschwelle des Kinderkrankenhauses in Managua, der Hauptstadt Nicaraguas. Er heißt Filemón, ist etwa sechs Jahre alt und sehr krank. Filemón bleibt in der Obhut der Schwester, und Doktor Fernando Silva, Arzt des Hauses, kümmert sich um ihn. Groß sind die Sorgen, die sich beide um den Jungen machen, bis Filemón einen Wunsch vorträgt, der die Herzen aller öffnet. Und ein kleines Wunder bewirkt.

 

Eine warmherzige Geschichte für kleine und große Leser

Impressum

Originalausgabe

© 2016 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Umschlag: Tobias Krejtschi

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

eBook-Herstellung im Verlag (01)

 

eBook ISBN 978-3-423-43041-8 (epub)

ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-64022-0

 

Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website www.dtv.de/ebooks

ISBN (epub) 9783423430418

 

 

 

 

»Die Wahrheit ist eine Lüge, die Fernando Silva erzählt!«

 

Eduardo Galeano, Schriftsteller aus Uruguay

Wie sich einem Autor manchmal Geschichten in den Weg stellen

Mein Freund, der Arzt und Dichter Dr. Fernando Silva aus Nicaragua, hat ein beeindruckendes Buch über seine Kindheit am Fluss Rio San Juan geschrieben. Diesen Fluss habe ich vor ein paar Jahren bereist und den Ort El Castillo besucht, wo Fernando geboren wurde. Sein Vater war Kommandant der Polizei und erzählte gern, dass der berühmte englische Lord Nelson sich seine Gehbehinderung auf der Burg zugezogen habe, die von den spanischen Eroberern auf dem Hügel über der Stadt errichtet worden war. Er sei auf den hohen groben Stufen ausgerutscht und schlimm gefallen. Später wurde sogar eine Briefmarke mit dem Lord und der Burg im Hintergrund in den Handel gebracht, eine gesuchte Rarität unter Sammlern historischer Motive.

Dort, an der Grenze zu Costa Rica, liegt eine der schönsten Dschungel-Landschaften der Welt. Das fanden schon vor zweihundert Jahren Reisende aus Europa und Amerika.

In seinem Buch El Comandante erzählt Fernando von diesen Schönheiten, aber auch von vielen anderen erstaunlichen Dingen. Zum Beispiel, dass der amerikanische Schriftsteller Mark Twain mit seinen beiden Söhnen Tom Saywer und Huckleberry Finn eines Tages mit einem Schiff dort angelegt habe; er habe selbst mit den beiden Jungs gesprochen und sei mit ihnen auf die Burg geklettert!

Das kam mir seltsam vor, denn als Fernando ein Kind war, lebte Mark Twain schon lange nicht mehr. Immer wenn wir uns trafen, wollte ich ihn danach fragen. Aber wenn wir zusammensaßen, redete er so viel von alten und neuen, großen und kleinen Ereignissen der Stadt und von seinen neuesten Geschichten, dass ich die Angelegenheit wieder vergaß. Er war immer schon ein wunderbarer Erzähler.

Vielleicht sollte man sich auch manche Fragen besser selbst beantworten, als seine Freunde damit zu nerven! Und wir alle wissen sowieso, dass Tom Saywer und Huckleberry Finn unsterblich sind. Und ihr Vater Mark Twain auch.

 

Vor zwölf Jahren habe ich Fernando zum letzten Mal besucht. Ihm gehe es nicht gut, hatten mir gemeinsame Freunde gesagt. Also fuhr ich zu ihm nach Hause; ich wollte nicht nach Deutschland zurückreisen, ohne ihn gesehen zu haben. Tatsächlich war er deutlich gealtert und lief mühsam an einem Stock. Trotzdem sprach er so lebendig wie immer, vor allem, wenn es um seinen Beruf als Arzt in seiner Kinderklinik La Mascota in Managua, der Hauptstadt des Landes, ging. Ich wusste, er war ein guter Arzt mit langer Erfahrung und hohem Ansehen.

Ich bewunderte ihn noch aus anderen Gründen: Er lud die Schriftsteller der Stadt ein, mit seinen kleinen Patienten Gedichte zu schreiben. Er hatte an seiner Klinik einen großen Garten mit Heilkräutern angelegt, weil er sich nicht allein auf die Medikamente aus Europa und Nordamerika verlassen wollte. Er fragte die alten Bäuerinnen und Bauern in den Bergen seines Landes nach ihren Heilrezepten. Und nutzte sie für seine Patienten.

Ich bedaure, ihn nicht auf solchen Reisen begleitet zu haben. Wenn man in Eile durch fremde Länder reist, verpasst man oft die Dinge, die wirklich wichtig sind.

Als ich Fernando zum letzten Mal traf, war Weihnachten gerade vorüber. Sicher war das der Grund, warum er sich an einen ganz besonderen Heiligen Abend erinnerte. Er erzählte wie immer sehr schnell, manchmal ging es auch arg durcheinander. Was er damals erzählte, gewann ein Eigenleben in meiner Erinnerung. So entstehen ja Geschichten! Wie die von der Reise nach Ägypten.