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Vorwort

Da saß ich nun und war mit meinem Latein am Ende, verstand nur noch Bahnhof, kapierte überhaupt nichts mehr! Dabei war ich doch stolz wie Oskar, hatte gerade mein Spanisch-Diplom erworben. Frisch überreicht, mit feierlichen Glückwünschen versehen, begleitet von wohlmeinenden Ratschlägen für den zukünftigen Lebensweg ... Der aber führte mich erstmal in die Dominikanische Republik, Urlaub machen! Aber nicht nur am Strand braten, sondern raus aus dem Hotel und rein in den nächsten Bus.

Und da hockte ich nun, in einem VW-Bus, eingequetscht wie eine Ölsardine. Guaguas heißen die Dinger, fahren überall hin und nehmen jeden mit. 16 Mann waren wir, irgendwie verstaut auf provisorischen Bänken mit verknoteten Beinen, festgeklammerten Armen, Hintern an Hintern. Fast zwangsläufig kommt man da in Kontakt – also, auf geht’s, keine Schüchernheit bitte, Gespräch suchen!

¡Qué calor! (So eine Hitze!). Was Blöderes fiel mir nicht ein, aber aller Anfang ist schwer. Mein Sitznachbar erbarmte sich, antwortete und ruckzuck plauderten wir – aber nicht allzu lange. Mein sprachlicher Elan verstummte recht schnell, ich bekam nämlich nicht mehr allzu viel mit. Mein Gegenüber bemerkte es dann auch, begriff, unterbrach sich selbst mitten im Satz: ¡No, estas son cosas del campo! (Nein, das sind Dinge vom Land.) Und mit einem Mal ging’s besser. So, als ob er einen Schalter umgelegt hätte, sprach er langsamer und vor allem deutlicher. Ein klares Zugeständnis an den Fremden, und der verstand wieder besser.

Das Erlebte machte nachdenklich. Später beobachtete ich ähnliche Reaktionen. Untereinander schienen die Dominikaner anders zu sprechen, irgendwie abgehackter, mit vielen Verschleifungen und anscheinend schneller. Es dauerte eine ganze Zeit, bis man sich da einhört, die Feinheiten „dekodiert“. Aber dann macht es umso mehr Spaß mitzureden. Und wenn man nun mal gar nichts versteht, spechen die freundlichen Dominikaner extra langsam für den Ausländer. Hauptsache, er bemüht sich und versucht es nicht auf Englisch.

Mittlerweile reisen alljährlich an die zwei Millionen Touristen an die dominikanischen Strände. Da entstanden viele Arbeitsplätze, englische Sprachkenntnisse wurden zu einer Notwendigkeit, deutsche vereinzelt auch schon. Trotzdem, wir sind die Gäste, warum also nicht einmal mit Spanisch versuchen?

Dieser Kauderwelsch-Band soll Ihnen dabei helfen. Vollständigkeit wird gar nicht erst angestrebt, aber eine fundierte Einführung in die Grundregeln der spanischen Sprache mit genügend praktischen Anwendungsbeispielen wollen wir Ihnen an die Hand geben. Und danach werden viele sprachliche Situationen durchgespielt, mit denen der Tourist in Berührung kommen kann. Immer wird dabei auf das dominikanische Spanisch verwiesen, werden Besonderheiten und Eigentümlichkeiten erklärt. Es soll Ihnen ja nicht so ergehen wie mir, damals, als ich nur noch Bahnhof verstand. Viel Spaß in der Dominikanischen Republik und ¡que le vaya muy bien!

Hans-Jürgen Fründt

Begleitendes Tonmaterial

Zu diesem Buch ist zusätzlich ein AusspracheTrainer als MP3-Download erhältlich unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-spanisch-fuer-dominikanische

Auch erhältlich auf Audio-CD unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-spanisch-fuer-dominikanische-0

Der AusspracheTrainer enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch mit einem image markiert sind.

Hinweise zur Benutzung

Der Kauderwelsch-Band „Spanisch für die Dominikanische Republik“ ist in drei wichtige Abschnitte gegliedert:

Grammatik

Die Grammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Sie will zunächst mit den wesentlichen Regeln des in der Dominikanischen Republik gesprochenen Spanisch vertraut machen. Viele grammatikalische Erscheinungen, zumal Ausnahmen und Feinheiten, müssen bei dieser knappen Darstellung naturgemäß unberücksichtigt bleiben. Aber auch so bietet dieser Abschnitt genügend Stoff, der sicher nicht bei einmaligem Durchgang zu bewältigen, sondern wohl eher Schritt für Schritt unter ständiger Bezugnahme auf den Konversationsteil zu erarbeiten ist.

Wer sich intensiver mit der Grammatik des Spanischen beschäftigen will, kann auf die in großer Zahl vorhandenen Lehrbücher (zum Spanisch allgemein) zurückgreifen.

Konversation

Im Konversationsteil finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen ersten Eindruck davon vermitteln sollen, wie die spanische Sprache „funktioniert“, und die Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später in der Dominikanischen Republik hören werden.

Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung (s. u.) können Sie bald eigene Sätze bilden. Sie können die Beispielsätze als Fundus von Satz-schablonen und -mustern benutzen, die Sie selbst Ihren Bedürfnissen anpassen. Um Ihnen das zu erleichtern, ist ein erheblicher Teil der Beispielsätze nach allgemeinen Kriterien geordnet („Bitten, Danken, Wünschen“, „Begrüßen & Verabschieden“ usw.). Mit etwas Kreativität und Mut können Sie sich neue Sätze „zusammenbauen“, auch wenn das Ergebnis nicht immer grammatikalisch perfekt ausfällt.

Wörterlisten

Die Wörterlisten am Ende des Buches helfen Ihnen dabei. Sie enthalten einen Grundwortschatz von je ca. 1.000 Wörtern Deutsch-Spanisch und Spanisch-Deutsch, mit denen man einen Großteil der Gesprächssituationen meistern kann.

Wort-für-Wort-Übersetzung

Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumuster. Um die sich vom Deutschen unterscheidende Wortfolge spanischer Sätze besser durchschauen zu können, ist die Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift hinzugefügt. Jedem spanischen Wort entspricht ein Wort in der Wort-für-Wort-Übersetzung. Wird ein spanisches Wort im Deutschen durch zwei Wörter wiedergegeben, werden diese zwei Wörter in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden. Zum Beispiel:

¿Hay un hotel aquí?

(es-)hat ein Hotel hier

Gibt es hier ein Hotel?

Werden in einem Satz mehrere Wörter genannt, die man untereinander austauschen kann, steht ein Schrägstrich zwischen diesen:

Soy alemán / suizo / austriaco.

(ich-)bin Deutscher / Schweizer / Österreicher

Ich bin Deutscher / Schweizer / Österreicher.

In Sätzen mit dem Tätigkeitswort „sein“ macht es häufig einen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann den betreffenden Satz spricht, ob eine Frau oder ein Mann angesprochen wird, oder ob man über eine Frau oder einen Mann spricht. Im spanischen Satz und in der Wort-für-Wort-Übersetzung werden beide Formen wie folgt angegeben:

Estoy cansado / cansada.

(ich-)bin müde(m/w)

Ich bin müde.

Hier spricht ein Mann die Variante vor dem Schrägstrich, eine Frau jedoch die Form nach dem Schrägstrich! Näheres dazu steht im Kapitel „Sein & Haben“.

Das Wichtigste im Überbick

Die Rubrik „Das Wichtigste im Überblick“ im Anhang hilft, die wichtigsten Sätze und Formulierungen stets parat zu haben. Hier finden sich außerdem die wichtigsten Angaben zur Aussprache und die Abkürzungen, die in der Wort-für-Wort-Übersetzung und in den Wörterlisten verwendet werden, weiterhin eine kleine Liste der wichtigsten Fragewörter, Richtungs- und Zeitangaben. Denn wer ist nicht schon einmal aufgrund missverstandener Gesten im fremden Land auf die falsche Fährte gelockt worden?

Einfach die gewünschte Satzkonstruktion mit dem entsprechenden Vokabular aus den einzelnen Kapiteln kombinieren.

Wenn alles nicht mehr weiterhilft, dann ist vielleicht das Kapitel „Nichts verstanden? Weiterlernen!“ der richtige Tipp. Es befindet sich ebenfalls in der Rubrik „Das Wichtigste im Überblick“, stets bereit, mit der richtigen Formulierung für z. B. „Ich verstehe leider nicht“ oder „Können Sie das bitte wiederholen?“ auszuhelfen.

Dominikanische Sprache

In der Dominikanischen Republik wird Spanisch gesprochen, oder wie man in vielen Teilen Lateinamerikas sagt, castellano. Indianische Sprachen existieren nicht mehr, vereinzelt konnten sich aber noch Fragmente erhalten, die in den alltäglichen Sprachgebrauch eingeflossen sind. Dazu später mehr.

Die Insellage förderte eine gewisse sprachliche Eigenständigkeit, Einflüsse von außen flossen nur spärlich in den Sprachgebrauch ein. Dadurch erhielt sich das Dominikanische einen eigenständigen Charakter und unterscheidet sich eben auch vom Festland-Spanischen.

Diese Eigenständigkeit zeigt sich besonders in zwei sprachlichen Phänomenen. Dominikaner sprechen oftmals für unsere Ohren recht schnell und tendieren zu Wortverkürzungen und Verschleifungen. Sehr häufig werden Endungen verschluckt oder nur gehaucht, so dass sie kaum hörbar sind, speziell bei einem Wort mit einem -s am Ende.

Dame tre’ kilo’ de plátano’ (eigentlich: Dame tres kilos de plátanos.Gib mir drei Kilo Bananen.) Oder auch: Va ’n p’quito pa’ ’trá’. (eigentlich: Va un poquito para atrás. – Rück noch ein Stückchen weiter nach hinten.), so werden Fahrgäste in eine guagua, einen Kleinbus hineindirigiert. Es dauert halt eine Zeit, bis man sich da eingehört hat.

Das zweite Phänomen ist eine eigentümliche Verschleifung des im Spanischen eigentlich hart gesprochenen Buchstabens „r“. An Wort-enden und vereinzelt in Kombinationen mit einem Konsonanten wird das „r“ nämlich wie ein „l“ gesprochen. Dieses Phänomen ist vor allem im südlichen Bereich anzutreffen. In der Cordillera Central, also etwa in der Inselmitte wird aus dem „r“ sogar ein „i“. Das hört sich dann so an: Statt calor (Hitze) heißt es im Süden calol und in der Inselmitte caloi. Busfahrer rufen auch ihr Reiseziel Hato Mayor als Hato Mayol aus, und wenn der zweifelnde gringo, der glaubt, nicht richtig verstanden zu haben, nachfragt, ob der Bus tatsächlich nach Hato Mayor fahre, kommt prompt zur Antwort: ¡Sí, señol!

Ungewohnt ist auch, dass viele Leute ein „s“ in verschiedene Wörter quetschen, dorthin, wo sie normalerweise nichts zu suchen haben. Beispiele: Istalia statt Italia, oder oskey statt okay. Keine Ahnung, worin der Ursprung dieser Besonderheit liegt, einer speziellen Region kann dieses Phänomen jedenfalls nicht zugeordnet werden. Gerne werden auch Erzählungen etwas übertrieben dargestellt und Wörter durch -azo oder -ísimo aufgeblasen. Beispiele: grandazo statt grande, (etwa: riesengroß statt groß), altísimo (superhoch) statt alto (hoch).

Auf der Halbinsel Samaná haben sich noch sprachliche Reste eines deutlich amerikanisch gefärbten Englisch erhalten. Ehemalige schwarze Sklaven, die im 19. Jahrhundert aus den USA kommend sich hier in der Abgeschiedenheit angesiedelt hatten (damals gab es noch keine Straße nach Samaná), pflegten lange Zeit ihre Sprache. Die isolierte Lage half dabei, mögliche Außenkontakte und Vermischungen zu vermeiden. Französische Sprach-einflüsse sind allerdings gering geblieben, obwohl die gesamte Insel lange Zeit von Frankreich bzw. Haiti dominiert wurde. Eines der markantesten Wörter ist noch der flamboyant-Baum. Weiterhin drückt sich das sprachliche Erbe in manchen Nachnamen aus: Candelier oder Betancourt oder auch Beauchamps.

Der Tourismus brachte zuerst die US-Amerikaner, und so sickerten dann auch englische Worte in die dominikanische Sprache ein, wie das weitverbreitete bai (von ‘goodbye’). Ebenfalls oft zu sehen bei Autovermietern: Se rentan (von ‘to rent’). Weitere abgeleitete Amerikanismen: Yannis keke von ursprünglich „Johnny’s cake“, einem tellergroßen, aus Mehl hergestellten frittiertem Gebäck. Es wird am Strand verkauft und wurde vor langen Jahrzehnten mal im ganzen Land von Mr. Johnny feilgeboten. Colín bezeichnet eine lange Machete, der Name geht auf die ursprüngliche Herstellerfirma Collins aus den USA zurück. Kaugummis sind chiclets, niemand benutzt das spanische goma, und auch dieser Begriff basiert auf dem Markennamen eines Produktes.

Dominikanismen

Vieles wird in der Dominikanischen Republik anders bezeichnet als in Spanien. So heißt z. B. „Fahrkarte“ im Spanischen billete, im dominikanischen jedoch boleto. Meist werden die spanischen Bezeichnungen aber auch verstanden.

deutsch in der Dominikan. Republik in Spanien
Aasgeier zopilote (m) buitre (m)
Auto carro coche
Briefmarke timbre (m) sello
Eintrittskarte boleto entrada
Fahrkarte boleto (auch: tíket) billete (m)
Haus choza casa
Kartoffeln papas patatas
Kleinbus guagua bus
Räuber chapulín asaltante
Schwein puerco cerdo
Urwald monte selva

Spezifisch Ausdrücke für Gegenstände, Personen oder Zustände, die noch aus der Zeit der Tainos stammen, heute aber auch in anderen spanischsprachigen Ländern gebraucht werden.

übernommene Begriffe der Tainos
aguacate Avocado
barbacoa Grillrost
batea kleine Mulde
bohío palmgedeckte Hütte
burén Art Kochplatte
caimito Sternapfel
chin-chín ein bisschen
canoa Einbaum, Kanu
carey Karettschildkröte
caribe Karibik, auch: Angehöriger des Stammes der Kariben
casabe Maniokbrot
guayaba Guave
hamaca Hängematte
huracán Hurrikan
iguana Leguan
lambí Meeresschnecke
maíz Mais
maní Erdnuss
tabaco Tabak
tiburón Hai
yuca Maniokwurzel

Aus dem Englischen übernommene, aber meist verfremdete Wörter, da man sie der spanischen Schreibweise angepasst hat.

englisches Original dominikanische Version
New York Nueba Yol
watchman wachimán (Wachmann)
What’s your name? what’s yo nei?
meeting mitín (steht so auch in Zeitungen)
Pepsi pesi (das mittlere „p“ wird nie gesprochen)
baseball béibol
save a can zafacón (Mülleimer, von „bewahre die Büchse“)

Wortspiele

Häufig wird man in Herrenrunden Wortspiele (meist sexuellen Inhalts) mithören, deren Bedeutung man normalerweise nicht verstehen wird. Hauptsächlich werden dabei Bezeichnungen für den Penis (z. B. picha) verwendet (siehe auch bei den Schimpfwörtern), die Hoden (z. B. huevos) und Tätigkeitswörter mit doppelten Bedeutungen wie z. B. coger, das im Spanischen die Bedeutung von „nehmen“ hat und hier als „eine Frau nehmen“ benutzt wird.

Aussprache & Betonung

Selbstlaute (Vokale)

Die Selbstlaute (a, e, i, o, u) werden wie im Deutschen ausgesprochen, wobei e und o relativ offen gesprochene Laute sind. Zwischen langen und kurzen Selbstlauten wird nicht unterschieden. Aufeinanderfolgende Selbstlaute werden getrennt gesprochen. Die beliebtesten „Fallen“ sind:

ie i und e getrennt sprechen, also nicht wie langes „i“,
sondern wie in „Rijeka“: quiero (ich will)
ei e und i getrennt sprechen, also nicht wie in „Leiter“,
sondern wie in „beinhalten“ (ohne Stimmritzenverschluss
zwischen e und i): aceite (Öl)
eu e und u getrennt sprechen, also nicht wie in „Heu“,
sondern wie in „beunruhigt“ (ohne Stimmritzenverschluss
zwischen e und u): Europa (Europa)

Mitlaute (Konsonanten)

Besondere Schwierigkeiten bereitet die Aussprache des Spanischen nicht. Den einzelnen Buchstaben(verbindungen) entsprechen in den meisten Fällen die gleichen Laute wie im Deutschen. Als zusätzlichen Buchstaben im spanischen Alphabet hat man lediglich das ñ zu lernen.

Die größte Hürde für Deutschsprachige ist sicherlich das „gerollte“ Zungenspitzen-R, das es zudem auch noch in zwei Versionen gibt. Doch keine Angst: Auch mit deutschem „r“ wird man verstanden und zumindest nicht als gringo (US-Amerikaner, die von den Dominakern „gehassliebt“ werden) eingestuft.

Dagegen bedeutet der in ganz Lateinamerika übliche seseo sicherlich eine Erleichterung für den Lernenden: c (vor e und i) sowie z werden wie das deutsche stimmlose scharfe „ß“ ausgesprochen und nicht wie das englische „th“, wie dies in Spanien üblich ist.

Bei folgenden Lauten weicht die Aussprache vom Deutschen ab: