Tom Appleton

HESSABI

Roman

Federschwert

Tom Appleton

HESSABI

Roman

Czernin Verlag, Wien

Appleton, Tom: Hessabi / Tom Appleton
Wien: Czernin Verlag 2016
ISBN: 978-3-7076-0570-9

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe
in Print- oder elektronischen Medien

Hessabi

TEIL I

1. Kapitel

(1)

In dieser Geschichte, die acht Jahre meines Lebens erzählt, von 1960 bis 1968, spielen die Beatles eine Rolle, aber damals war mir das nicht klar. Ich lebte in Bonn, nicht etwa in Liverpool oder New York. Bonn war die deutsche Hauptstadt, oder besser: die Hauptstadt Westdeutschlands. Konrad Adenauer, der erste Kanzler der Bundesrepublik, hatte Bonn als Hauptstadt ausgewählt, weil das Klima im Bonner Kessel, diesem Ring aus sieben Gebirgen, sich besser für seine Rosenzucht eignete. Das Klima in Bonn war genau wie das Klima in Singapur, schwül und heiß im Sommer. Es gab kaum genügend Atemluft. Im Winter war es genauso, nur eben sehr viel kälter. Aber es war eigentlich immer regennass, feucht, glitschig. Schnee gab es kaum. Dafür heizten alle Leute mit Bricketts und Koks, die Atemluft war auch dadurch nicht mehr abrufbar. Ich habe Bonn seit damals kaum mehr wiedergesehen. Ich war einmal kurz zu Besuch, als die Stadt noch deutsche Bundeshauptstadt war, im Jahre 88, was auch schon wieder unendlich lange her ist. Die Bäume waren höher gewachsen, und die Menschen waren alle wie ausgewechselt. Der Stadtteil, in dem ich damals gewohnt hatte, Bad Godesberg, war kaum mehr wiederzuerkennen.

Ich beginne wohl am besten mit meinen Eltern. Meine Mutter sah genau so aus wie Maria Callas und sang auch genau wie sie, wenn sie nicht gerade tobte, wobei der Unterschied nicht sonderlich ins Gewicht fiel – genauso wenig wie bei der Callas. Es war immer dieselbe schrille, hysterische Sopranstimme, ein gellendes Schreien, ein grelles Kreischen, das mir wie ein elektrischer Schlag durch alle Glieder fuhr.

Mir wäre es lieber gewesen, mit einer ganz normalen Mutter aufzuwachsen, aber was wissen Kinder schon von ihren Eltern? Meine Mutter hatte die Nazi-Jahre in Deutschland verbracht, vor allem die letzten Kriegsjahre in Berlin, und es war eine Zeit ständiger Anfeindungen, eine Zeit großer Angst gewesen. Die Callas hätte in Nazi-Deutschland gewiss auch keine schöne Zeit erlebt. Meine Mutter war dunkelhaarig und ihre Nase war auffallend groß. Sie sah melancholisch, verträumt und irgendwie »interessant« aus, aber dafür hatte keiner einen Blick. In einer Zeit, als alle Menschen in Deutschland ihr Interesse einzig darauf richteten, arische oder unarische Gesichtsmerkmale an ihren Mitbürgern zu erkennen, und diejenigen mit unarischem Aussehen umzubringen, sahen alle Menschen in meiner Mutter nur das eine: eine Jüdin.

Schon aus purem Selbstschutz wurde sie zur fanatischen Antisemitin, und zugleich zur fanatischen Katholikin. Dass ihre Kreischkanonaden Angstschreie waren, erkannte ich damals nicht. Erst später hörte ich in ihren hasstriefenden Judenverfluchungen denselben heulenden Unterton heraus, der mir aus den Aufnahmen von Goebbelsreden, aber auch aus allen Filmen der Nazizeit, und immer wieder aus den hysterisch tränenfeuchten Stimmen eines Heinz Rühmann oder Hans Albers entgegenwimmerte.

(2)

Wie gesagt, die meisten Kinder wissen gar nichts von ihren Eltern, besonders dann nicht, wenn Eltern und Kinder kein besonders enges Verhältnis zueinander haben. Ich wusste so gut wie gar nichts von meinen Eltern, außer eben – aber auch das nur sehr undeutlich, weil das Thema nie angesprochen wurde – dass sie in Wirklichkeit gar nicht meine Eltern waren. Erst jetzt, in diesem Moment, während ich dies schreibe, wird mir bewusst, dass meine Mutter soeben auf ihren 50. Geburtstag zusteuerte, als ich in diese neue Schule kam. Irgendjemand hatte mir gesagt, und ich vermute, dass es mein Vater war, obwohl ich mir weder meinen Vater noch meine Mutter dabei vorstellen kann, wie sie so etwas überhaupt sagen konnten, dass dies eine Eliteschule wäre, wo lauter Diplomatenkinder hingingen. Ich glaube sogar, man nannte sie eine Europaschule.

Meine Mutter schickte mich auf diese Schule, weil sie nach irgendeinem katholischen Heiligen benannt war. Alles andere war ihr herzlich egal. Mein Vater kümmerte sich um die schulischen Belange überhaupt nicht.

(3)

Mein Vater war damals schon über 60, genauer gesagt, in diesem Jahr war er bereits 67, dazu ziemlich beleibt, ich denke, ungefähr 130 Kilo bei einer Körpergröße von knapp 1,80 Meter. Glatze, aber oberhalb der Nase eine durchgehende buschige dunkle Bürste aus Augenbrauen, und unterhalb der Nase das Gleiche noch mal als weißer Schnurrbart. Rund um den Kopf ein weißer Haarkranz. Er selber war immer in maßgeschneiderte Anzüge gekleidet. Jedenfalls in der Öffentlichkeit. Komplett mit Weste, Krawatte, Manschettenknöpfen. Goldene Schweizer Uhr. Sehr gediegen. Trotzdem wirkte er wie – nicht von dieser Welt. Wie eine ältere, aber auch sehr viel fettere Kopie von Nasreddin Schah, vor allem im Winter, wenn er seine dreieckige, nach oben spitz zulaufende schwarze Lammfellmütze auf dem Kopf trug. Klarerweise in Bonn schon auf 150 Meter als »Ausländer« erkennbar. Sehr dunkel. Auf allen Fotos von damals sieht er fast schwarz aus. Aber die Fotos waren natürlich auch schwarz-weiß.

Ich habe oft gehört, und viele Leute haben es mir immer wieder persönlich bestätigt, dass sie als Kinder vor dem Spiegel standen, ihr eigenes Gesicht studierten, und sich fragten, wie sie wohl mit diesen Monstern verwandt sein könnten, bei denen sie da lebten. Mit ihren Eltern. Ich musste mir diese Frage nicht stellen. Ich wusste es. Ich war mit ihnen nicht verwandt. Ich nannte sie Pedar und Maman, aber der alte Mann war nicht mein Vater, und diese Frau war ganz bestimmt nicht meine Mutter. Und das andere Kind, das bei ihnen lebte, Bahador, war mit Sicherheit nicht mein Bruder. Sie nannten ihn zwar so. »Das ist dein Brüderchen«, sagte meine Mutter, oder: »Sei nett zu deinem kleinen Bruder.« Aber Bahador hatte mit mir genauso wenig Ähnlichkeit, wie die beiden Leute, die sich als unsere Eltern ausgaben. Wir waren wie die Bremer Stadtmusikanten, ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn, willkürlich in einer kleinen Wohnung in Bad Godesberg zusammengesperrt. Durch irgendeinen komischen und vielleicht kosmischen Zufall, den ich nicht kannte. Das Einzige, was uns verband, war, dass wir alle Perser waren, dass wir zu Hause gelegentlich Persisch miteinander sprachen.

Ob meine Mutter wirklich Perserin war, könnte ich dabei nicht einmal beschwören. Ihr Akzent war halb deutsch, halb türkisch, und die Hälfte der Zeit fielen ihr sowieso nur die deutschen Wörter ein. Sie schimpfte – andauernd, 24 Stunden am Tag und wahrscheinlich sogar im Traum – fast nur auf Deutsch. »Ja, euer Vater ist natürlich wieder bei seiner Juden-Schickse. Vor Mitternacht wird er nicht nach Hause kommen, das elende Schwein. Wenn er nicht gleich die ganze Nacht fortbleibt. Oh, warum habe ich nur einen solchen Dreckskerl von einem Mann geheiratet?« Andauernd schrie sie dabei wie am Spieß und die Nachbarn in der Wohnung über uns klopften mit dem Stock. Der alte Herr Scheitz war schon etwas gehbehindert, aber in seiner Wohnung benutzte er den Stock nur, um von oben an unsere Zimmerdecke zu pochen. Meine Mutter erhob dann ihr Gesicht wie eine Wölfin, die den Mond anbetet, und jaulte nur immer ein »Der Herr Scheissss!« oder »Der Herr Scheissss kann mich mal am Arrrsch lecken!« nach oben in die Höhe. Auf dem Papier sieht das nicht nach sehr viel aus, aber in echte Dezibel übersetzt, konnten einem diese Schreie durch Mark und Bein gehen, und ich bin überzeugt, der alte Scheitz hörte es klar und deutlich wie aus einem Megafon in seinem Wohnzimmer. Wenn mein Vater dann endlich nach Hause kam, gab es erst mal eine Extra-Runde. »Du Hurenbock, du gottverdammter, du Scheißkerl, du Stellvertreter des Teufels auf Erden, wo hast du dich wieder herumgetrieben? Du ausgemachter Idiot comme il faut. Warst du wieder bei deiner Juuuden-Huuure, deiner schwanzleckenden Frau Soundso – oder gar bei diesem unappetitlichen Flittchen mit dem fetten Arsch, dem Frollein Sowieso?« – und es folgten in langer Reihe alle Namen der gegenwärtigen und vergangenen Sekretärinnen meines Vaters oder diverser anderer Damen, deren Personalien meiner Mutter zufällig zu Ohren gekommen waren. »Die Frau ist doch verrückt. Warum lässt du dich nicht von ihr scheiden, Pedar?«, fragte ich ihn manchmal. »Lass es gut sein, Adam. Das verstehst du nicht«, sagte er dann.

(4)

Was mein Vater eigentlich machte, was sein Job war, wusste ich nicht. Ich weiß es bis heute nicht. Ich versuche dabei nicht mal, besonders naiv zu wirken, oder besonders unbedarft zu tun. Aber ich weiß es wirklich nicht. Die Väter der meisten Kinder in meiner Klasse waren Diplomaten und waren vor kurzem aus Chile, Ägypten, Amerika oder Indonesien angereist gekommen. Diejenigen, die vor Ort lebten, waren »Regierungsbeamte.« Jobs wie »Elektriker«, »Bäckermeister« oder »Hotelangestellter« kamen so gut wie nicht vor. Mein Vater war auch ein »Regierungsbeamter.« Ich fragte ihn: »Du meinst, bei der deutschen Bundesregierung?« – »Was tut das zur Sache? Sag einfach, dein Vater ist Regierungsbeamter.« – »Ja, aber bei der persischen Regierung oder bei der deutschen Regierung?« – »Regierungsbeamter ist Regierungsbeamter. Alles andere geht niemand etwas an. Dich auch nicht.« Wenn mich jemand gefragt hätte – aber es hat mich nie jemand gefragt –, wo arbeitet dein Vater, was macht er? – hätte ich sagen müssen, keine Ahnung, frag mich was Leichteres.

Er verreiste ab und zu, meistens nach »Wiesbaden«, wobei nie klar war, ob mit »Wiesbaden« der richtige Ort Wiesbaden gemeint war oder irgendein getarnter anderer Ort. Immerhin, in Wiesbaden wohnte sein Bruder, ein »Onkel«, den wir nie zu Gesicht bekamen. Meine Mutter nannte ihn immer nur »diesen Hurenbock« und »diesen Bubi« und sprach ausschließlich in den anzüglichsten Ausdrücken von seinen Männerbekanntschaften. Auf einem Foto von damals sieht man meinen Vater im Anzug und daneben zwei Herren, ebenfalls im Anzug, die auf einer Straße promenieren. Ein gutaussehender Perser mit einem dezenten Schnurrbart und ein sehr modisch gekleideter deutscher Herr. Das eine ist wohl unser Onkel, der andere könnte einer seiner schwulen Bekannten sein, umso mehr, als er an einer Leine einen Dackel führt. Andererseits fragt man sich: Wer hat das Foto aufgenommen? Es kann genauso gut die Gattin dieses Herrn mit dem Dackel gewesen sein. Oder natürlich auch irgendein beliebiger Passant, dem man kurz einmal die Kamera in die Hand gedrückt hat.

Meine Mutter nahm selbstverständlich immer an, dass die Herren in Wiesbaden gemeinsam ins Puff gingen. Oder ins Casino. Oder beides. Wenn ich sagte, »Warum fährst du nicht einfach mit?«, musste ich mir gewöhnlich ein stundenlanges Traktat über die Gemeinheit und Schlechtigkeit dieses Onkels anhören – und dann gleich auch noch etlicher anderer Freunde meines Vaters. Der Oberbösewicht in dieser Galerie von Puff- und Casino-Besuchern war der Baron de B., ein Jugendfreund meines Vaters, der in der französischen Schweiz lebte und zeitlebens nichts anderes tat, als sich in seinem Chevrolet Bel Air oder in seinem Opel Admiral von einem jungen Chauffeur durch die Gegend kutschieren zu lassen. Grandhotels, Puffs, Casinos, junge Frauen, Wiesbaden, Genf, Monte Carlo, Paris. Er hatte es sich mit meiner Mutter gründlich verscherzt, als er spaßeshalber einmal zu ihr sagte, »Ach Madame, heute sehen Sie aber um einhundertfünfunddreißig Jahre jünger aus!« – Es folgte ein Gala-Auftritt der Callas, eine Privatvorführung von »Tosca«!

(5)

In der Schule war ich immer schlecht. Mein Notenspiegel stand gewöhnlich bei 4,5. Eine 6 zu bekommen, in jedem beliebigen Fach, war für mich vollkommen normal. »Du bist doch nicht dumm«, sagten die Lehrer zu mir. »Warum sind deine Leistungen so schlecht?« Meine Antwort, die ich mir verkneifen musste, lautete: Weil die Lehrer so bescheuert sind.

In der Quarta begannen wir mit Latein, und ich schrieb sofort meine erste 5. Kurz darauf die erste 6. Der Lateinlehrer, einer dieser Schreihälse und Ohrfeigenverteiler, wie es sie damals zuhauf an jeder Schule gab, schrieb meinem Vater einen Brief. Wenn meine Leistungen bis zur Jahresmitte nicht besser würden, sei meine Versetzung ernsthaft gefährdet. Umso mehr, als meine Leistungen in Mathematik und allen anderen Fächern ebenfalls abgrundschlecht wären. Mein Vater setzte sich im Wohnzimmer heftig schnaufend auf das Sofa, das unter seinem Gewicht ebenfalls schwer zu stöhnen begann, und ich musste mich zu ihm dazusetzen. – »Du kennst den Brief, den dieser kranke Seminarist mir geschrieben hat, vermute ich?« – »Wer?« – »Dieser Herr Küss-Mich.« – Mein Vater hatte, obwohl er gut Deutsch sprach, einen so starken persischen Akzent, dass ich zunächst glaubte, er hätte einen persischen Namen genannt, einen Namen, der auf Persisch so ähnlich klang wie »Herr Küss-Mich«. Oder genauer, »Herr Mein-Kuss«. Dann wurde mir klar, dass er den Lateinlehrer meinte. – »Ach der.« – »Was findest du so schwer an Lateinisch? Es ist genauso eine Sprache wie Persisch.« – »In der Schule habe ich das noch nicht bemerkt. Agricola, Agricolae. Was ist daran so persisch?« – »Mein Junge, pass auf. Die lateinische Sprache ist eine alte Sprache, genau wie das Persische. Jedes Wort ist aus kleinen Teilen zusammengesetzt, wie ein Satz. Es ist ganz leicht. Nimm zum Beispiel dieses eine Wort, Agricola, das du genannt hast, ›der Bauer‹. Da hast du Ager, das bedeutet ›Acker, Feld‹. Eigentlich ist Ag wie das persische Wort Khak, ›Erde‹, mit hartem Rachen-ch, wie in Bach, Krach, lach, Schach. Die Engländer sagen khaki für ›erdfarben‹. Aber sie sprechen es aus wie das deutsche Wort ›Kacke‹. Das kommt auch von ›Erde‹, weil es hat diese Farbe, und da wird es vergraben, die ›Kacke‹ in der ›Erde‹. Im Persischen bleibt das harte kh am Anfang, Khak. Wir sagen Khers, ›der Bär‹. Die Lateiner sagen Urs, sie haben das kh am Wortanfang wieder gestrichen, verstehst du? Ag=er, ›das Stück vom Land‹. Auf Deutsch ›Acker‹. Verstehst du? Jetzt kommt Ager=i, Genitiv partialis, besitzanzeigender zweiter Fall, ›von dem Stück vom Land‹ oder ›zu dem Stück vom Land dazugehörig‹. Sperr die Ohren auf! Du sprichst hier von einem Bauern, es geht um ein bestimmtes Stück Land, der Mann gehört dazu. Jetzt kommt col, das bedeutet ›bearbeiten‹. Und col=a, der Mensch, der bearbeitet. Das a zeigt dir, dass es früher die Frauen waren, die die Landarbeit gemacht haben, aber später haben die Männer die Kontrolle übernommen, oder die schwere Arbeit. Das Wort col=a ist geblieben, aber es hat sein Geschlecht gewechselt. Männlich, aber weibliches a am Ende. Maschallah, da hast du es: ag=er=i col=a. Als würdest du auf Persisch sagen, ›der Kollah von Ageri‹, ›der Hut von Herrn Ageri‹. Aber es bedeutet ›zu dem Stück Land gehörig, der Mensch, der es bearbeitet‹ – und das ist gleich wer oder was?« – »Der Hut von Ageri?« – »Der Bauer. Mein Sohn. Sei doch nicht so begriffsstutzig. Natürlich der Bauer! Und jetzt, agericola=e. Dein kranker Seminarist kennt die Sprache nicht. Er spricht, wie alle Katholiken, agricolä. Er kennt es nicht anders. Aber wir wissen, im Persischen wird im Genitiv ein e an das Wort angehängt, zum Beispiel agha und dann agha=e. Bei den Römern: ganz genau so. Ageri-cola=e. »Von dem Menschen, der zu dem Stück vom Land gehört und es bearbeitet«. So einfach ist das. Es ist genau wie im Persischen. Lateinisch ist eine ganz einfache Sprache. Ein Welt-Esperanto. Genau wie das Persische. Verstehst du?«

Ich verstand es nicht und verstand es doch – irgendwie. Ich begriff, dass ich lateinische Wörter mit persischem Akzent aussprechen musste, damit sie zu persischen Wörtern werden konnten. Am Ende des Jahres stand ich in Latein auf einer 2. »Nur deine Aussprache lässt noch sehr zu wünschen übrig, Hassebi«, meinte der Lateinlehrer. Meinen Namen sprach er natürlich auch falsch aus. – Ich fragte meinen Vater noch: »Warum nennst du ihn einen kranken Seminaristen?« – »Lass es gut sein, Adam. Ich weiß, wovon ich spreche. Aber das sind Dinge, von denen du nichts verstehst.«

(6)

Immerhin verstand ich, dass die meisten unserer Lehrer krank waren. Krank und katholisch. Sie schrien, prügelten und beteten. Es war klar: Adenauer war Kanzler, die CDU beherrschte das Land, eine Bonner Eliteschule konnte nur katholisch sein, so weltoffen sie sich auch gab. Wir hatten eine Lehrerin, die auf mich damals wie eine Nonne wirkte – eine Ex-Nonne. Heute würde ich sagen, wie eine KZ-Wächterin. Dass sie Geschichte unterrichtete, wenn auch nicht bei uns, und Deutsch, passte dazu. Ein verkniffenes Mündchen, wie ein Strich im Gesicht, und am Ende jedes Satzes ein kleines Koblenzer »nit?«.

Das war das andere Komische. Obwohl die Hälfte der Kinder Deutsch mit einem ausländischen Akzent sprach, meistens Amerikanisch, aber oft eben auch ganz andere Akzente, dauerte es gar nicht lange, bis wir alle Deutsch mit einem rheinischen Tonfall sprachen. Ich kannte schon nach wenigen Monaten den Unterschied zwischen dem Friesdorfer und Mehlemer Zungenschlag, erkannte alle Varianten des Godesberger Dialekts, von Muffendorf bis Plittersdorf, im Gegensatz zu Bönnsch oder Kölsch, und konnte drüben auf der anderen Rheinseite ebenso alle Dialekte unterscheiden, von Beuel, Oberkassel, Königswinter bis runter nach Honnef und noch weiter weg vom Schuss. Das schlürfende Godesberger Platt wurde zur lingua franca der gegenseitigen Verständigung, aber auch zur Absetzung von den eigenen Eltern.

Da ich als Neuer in der Klasse zunächst die unterste Stufe der Rangliste belegte, klinkten sich als Erstes die echten Loser der Klasse bei mir ein. Ein oder zwei von ihnen kamen mit zu uns nach Hause, und sie merkten natürlich sofort, dass meine Mutter eine Verrückte war. Sie bot ihnen Tee und Halwa an, dann schrie sie herum. – »Ist deine Mutter immer noch so hysterisch?«, fragte mich einer von ihnen später mal. Ich habe seinen Namen nicht vergessen, doch ich werde ihn hier nicht nennen. Ich erinnere mich, dass er später als Unterstandsloser am Bonner Bahnhof lebte. Damals galt er als der Klassenidiot. Aber zu der Zeit, als wir noch miteinander befreundet waren, ging ich einmal mit zu ihm nach Hause. Seine Mutter sah genau so aus wie er, eine Frau mit langen weißblonden Haaren, noch im Morgenmantel, obwohl es schon Nachmittag war. Sie flüsterte irgendetwas Geisterhaftes und stand in der Küche mit der Hand an die Tür gelehnt, dann ging sie ins Wohnzimmer oder sonst ein Zimmer im Innern der Wohnung, und ich hörte sie am Klavier spielen. Wumm-ta, wumm-ta, eine undefinierbare Musik. Wir saßen unterdessen in der Küche und aßen Weißbrot mit Butter und dazu dicke Scheiben Bundeswehrsalami. Ich fragte mich, was sein Alter wohl für einen Job hatte, damit er sich diese große Wohnung mit so vielen Zimmern in der Viktoriastraße leisten konnte. Während wir in einer kleinen Dreizimmer-wohnung in einer Neubausiedlung lebten, die Teppiche aufgerollt an die Wohnzimmerwand gelehnt. Jedenfalls hatte er auch eine verrückte Mutter, eine Gemütskranke. Meine Mutter war eher eine Psychopathin. Trotzdem war das keine Grundlage für eine Freundschaft, und sie ging auch bald auseinander. Wie gesagt, der Typ war der Klassenidiot. Er verstand die Schwanzwitze, die wir uns in den Pausen erzählten, immer erst als Letzter. Einmal standen wir im Kreis auf dem Schulhof, und er mampfte sein Weißbrot mit Butter und Leberwurst. Der Gestank war unerträglich. Dazu saugte er mit einem Strohhalm seinen Pausenkakao. Irgendjemand erzählte einen Witz. Es war ein guter Witz. Alle lachten. Als alle fertig gelacht hatten, machte der Weißbrot seinen Mund auf und lachte endlich auch laut los: Bru-ha-ha-ha. Und verteilte den ganzen Inhalt seines Mundes – zerkautes Leberwurstweißbrot mit Butter und Kakao – auf alle, die im Kreis herumstanden. Das war sein Tod. Ich konnte mit einem solchen Idioten unmöglich weiter befreundet bleiben.

(7)

Später fragt man sich oft, welchem Umstand man es verdankt, dass man eine bestimmte Situation überstanden hat. In meinem Fall ist es ziemlich klar. Ich wurde von der Quarta in die Untertertia versetzt, weil meine Latein-Noten so gut waren. Ich hatte eine »schwache« 2 (weil ich zum Jahresanfang so miese Noten eingefangen hatte – sonst wäre es eine »klare« 2 gewesen). Ich hatte in Deutsch eine 1, in Englisch eine 1, in Religion eine 1, in Kunst eine 1, in allen anderen Fächern 4 bis 5. Ich machte natürlich nie irgendwelche Hausaufgaben. Wie auch? Meine Mutter schrie die ganze Zeit, und dann war da auch noch Bahador in meinem Zimmer. Er führte ein Eigenleben, denn er ging zuerst noch in die Volksschule, und auch später in eine andere Schule, weil meine Mutter, in ihrer Weisheit, ihn für eine kaufmännische Lehre auserkoren hatte. Dafür sollte er eine Mittelschule besuchen. So würden ihre beiden Söhne gleichzeitig ihren Schulabschluss machen, der eine mit Abitur, der andere mit Mittlerer Reife. Bahador war ein kleiner Lockenkopf, dem man schon mit zehn Jahren den verschlagenen Charakter eines zukünftigen Polizeispitzels ansehen konnte. Ich fragte mich oft, wo die Alten wohl dieses Prachtexemplar von einem Miststück aufgegabelt hatten. Ich ließ mich natürlich nicht zu der unsagbaren Erniedrigung hinreißen, diese Kröte in Menschengestalt jemals als meinen »Bruder« anzuerkennen. Aber da wir gezwungen waren, im selben Zimmer zu leben, musste ich mich natürlich irgendwie mit ihm arrangieren.

Wenn ich mich nachts selbst berührt hatte und dampfend im Geruch frischer Walnüsse in meinem Bett lag, kam unweigerlich von seiner Seite ein weinerliches Stimmchen. »Ich habe Angst. Kann ich zu dir ins Bett kommen?« – »Untersteh dich. Bleib, wo du bist.« – »Ach komm doch und leg dich ein bisschen zu mir. Nur bis ich eingeschlafen bin.« – »Halt die Klappe und schlaf ein.« – Dann weinte er. – Dann kam auch schon bald die Schreierin dazu. Die Tür flog auf. Das Licht im Gang leuchtete mir in die Augen, und sie stand im Türrahmen, wahrscheinlich angetrunken. »Was ist hier los? Warum weint das Kind?«, schrie sie. – »Adam ist gemein zu mir.« – »Bahador, mein Schnuckelchen, komm zu deiner Mutter. Und du, du gottloser Teufelsbraten, was riecht es hier wieder so. Du verspritzt deine Manneskraft, genau wie dein Vater, dieser Schweinearsch – dieser ausgemachte Hurenbock. O Herr, Gott, wie musst du mich hassen, dass du mich so strafst in diesem Leben. Seine Mutter hat mich damals gewarnt. ›Der Sumpf lockt ihn.‹ Ach, hätte ich doch nur auf die alte Hexe gehört. Nicht, dass sie eine von den Engeln gewesen wäre, das kann ich dir verraten. Sie waren alle so wie er – einer immer schlimmer als der andere, eine teuflische Brut. Und du schlägst ganz in dieselbe Richtung! Komm, Bahador, lass deinen Bruder alleine in seinen sündigen Säften schmoren. Aber das eine sag ich dir …« – Und dann ging die Suada meistens noch zehn Minuten weiter.

Bahador saß dann ab zehn Uhr nachts mit meiner Mutter in der Küche und durfte Rechenaufgaben machen, während sie zusehends betrunkener wurde. Wenn mein Vater endlich gegen Mitternacht nach Hause kam, erwachte das ganze Haus noch einmal zu Geschrei. Ich meine, nicht nur dass ich aus dem Schlaf geweckt wurde. Auch die Scheitzes über uns erwachten und klopften mit dem Stock, der herzkranke Herr Uckermarck oben rechts am anderen Ende des Treppenhauses stand an der Brüstung und rief wie jede Nacht: »Ja geht das denn schon wieder los? Das ist Ruhestörung! Ich rufe die Polizei!«, und eine der ostpreußischen Schwestern von nebenan stand im Nachthemd vor der Tür und klingelte, bis die Tür geöffnet wurde. »Das geht jetzt aber wirklich zu weit!« Die beiden Damen, deren Namen ich jeden Tag auf dem Klingelschild gelesen und trotzdem vergessen habe, waren die jüngste und älteste von neun Schwestern einer Adelsfamilie. Die ältere war auch gemütskrank und führte ihrer Schwester den Haushalt, die jüngere arbeitete in Bonn irgendwo als Chefsekretärin. Sie sah für eine 50-Jährige noch unbeschreiblich gut aus. Leider war es immer die ältere Schwester, die bei uns klingelte. Sie war eher um die 70.

Jedenfalls wohnte in jeder Wohnung unseres Hauses ein Kranker. Eine Gemütskranke, ein Herzkranker, ein Fußkranker und eine Geisteskranke. Wie konnte man unter solchen Umständen normal bleiben?

(8)

Überraschenderweise verstand sich meine Mutter, die sonst mit aller Welt nur zankte, ausgesprochen gut mit der alten Frau von nebenan. Sie redete sie nur als »Frau Baronin« an, und jeder zweite Satz war »Sie haben ja so recht«. Umgekehrt sprach die Alte mich zuweilen auf der Straße an, oder im Koma-Laden oben auf der Mittelstraße. »Du machst deiner Mutter ja große Sorgen, wie ich höre?« – »Ach nein? Was hören Sie denn so?« – »Na, du bist aber kein höflicher junger Mann, das muss ich schon sagen!« Manchmal, wenn ich nur ein Brot kaufen ging, oder ein Eis, stand sie schon hinter dem Haus zwischen den Jasminbüschen und zischelte mir irgendetwas zu. »Was? Was haben Sie gesagt?« – »Wie bitte, sagt man als höflicher junger Mann. Ich sehe schon, deine Mutter hat es wirklich nicht leicht mit euch drei Mannsbildern.«

Ob sie katholisch war, weiß ich nicht, aber da sie eines von neun Geschwistern war, ist natürlich alles möglich. Sie schien jedoch großen Wert darauf zu legen, dass ich mit meiner Mutter in die Kirche ging. Meinem Vater war alles, was mit Religion zu tun hatte, ziemlich egal. Er sagte manchmal, wie zum Spaß: »Wir sind meinetwegen Christen, aber ganz bestimmt keine Katholiken.« Gelegentlich ging er in die evangelische Kirche, und wir mussten mitgehen. Es war meistens irgendein Feiertag, und meine Mutter, die nie rechtzeitig angezogen war, rannte halbnackt und tobend hinterher, weil ihre Männer ihr vorausrannten und alle Türen offen stehen gelassen hatten. »Kommst du jetzt? Ich gehe«, sagte mein Vater und verließ das Haus. In der Kirche saß meine Mutter neben ihm und sobald das Gesangbuch geöffnet wurde, sang sie wie eine Nachtigall, dass alle Köpfe sich zu ihr umdrehten. Nachtigall war das Wort, das mein Vater verwendete. »Sie singt wie eine Nachtigall«, sagte er. Ich hätte es anders genannt. Es rollte mir immer die Zehennägel bis in die Fingerspitzen auf. Sie sang um drei Oktaven höher als alle anderen, und mit unzähligen Koloraturvariationen, als ob eine verrückte Operndiva soeben auf der Bühne aufgetreten wäre. Der evangelische Pfarrer wandte sich uns zu, lächelte ein wenig zweifelhaft, und nickte, vielleicht um anzudeuten, »Das reicht jetzt.« Mein Vater nickte anerkennend, als ob man ihm gesagt hätte: »Wie wunderbar, dass Sie uns die Ehre antun, diese himmlische Sängerin bei uns in der Kirche zu Gehör zu bringen. Wir sind alle zuhöchst der Bewunderung voll. Nur weiter so. Und bitte: Noch eine Strophe …« In der katholischen Kirche – in die mein Vater nie mitging, weil er die Katholiken allesamt für Lügner hielt – sang sie ganz normal, mit halber Lautstärke. So habe ich schon den Verdacht, dass ihre Auftritte in der evangelischen Kirche als Protest, als Störung beabsichtigt waren. Andererseits blieb sie in der katholischen Kirche oft dreimal so lang wie in der evangelischen. Es war beides eine Qual. Meine Mutter bestellte mir eine katholische Jugendzeitschrift, die ich unbeschreiblich langweilig fand. Ich habe nie auch nur ein einziges dieser Hefte gelesen. Ich erinnere mich mit Abscheu daran, wie ich diese tödlich öden Hefte durchblätterte und nichts, aber auch absolut nichts, darin entdecken konnte, was ich lesen wollte. Es gab keine Rettung für mich. Einmal begegnete ich morgens der jüngeren Ostpreußenbaronin im Treppenhaus, wie sie die Milch hereinholte. Sie war noch im Nachthemd, und ich sah ihre Körperformen im Licht durchscheinen, als wäre sie nackt, und oben ihren Busen, der ihr halb aus dem Hemd herausfiel. Ich ging sofort in den Kohlenkeller hinab und onanierte im hohen Bogen über die Kohlen, und sogar ein halbes Jahr später noch einmal, in der Erinnerung daran, als es schon Winter war. Sie war wirklich die Einzige in diesem Haus, die mir irgendeine Nahrung für meine Seele bot.

Aber zum Glück gab es außerdem noch in der Nähe die Diplomatensiedlung mit ihren amerikanischen Autos, die mich vor der schleichenden Verblödung retteten, und den amerikanischen Thrift Shop, mit seinen alten Schallplatten, die mich vor der seelischen Zerrüttung und Einsamkeit bewahrten. Und das alte Klavier meiner Mutter, das eines Tages ganz überraschend von irgendwoher auftauchte. Und dann entdeckte ich, erst ganz zufällig, und dann allmählich, zu meinem zusehends größeren Erstaunen und Entsetzen, immer deutlicher meine hellseherischen Fähigkeiten.

2. Kapitel

(1)

Die meisten Menschen denken bei dem Wort »Hellsehen« an Kristallkugeln. Auch das englische Wort clairvoyance deutet auf ein gläsernes »Klarsehen«. Es bezeichnet die Fähigkeit gewisser Leute, tatsächliche Begebenheiten, die ihnen auf normalem Wege gar nicht bekannt sein können, deutlich vor ihrem geistigen Auge erstehen zu lassen, wie in einem Film. Manche bekommen aber auch nur rasende Kopfschmerzen, wenn sich zum Beispiel gerade irgendwo auf der Welt ein Erdbeben ankündigt. Das »wie« und »wo« erfahren sie dann gewöhnlich selber erst am nächsten Tag aus der Zeitung. Diese Art von Hellseherei nützt wenig zur Erdbebenvorhersage, aber es ist dasselbe Phänomen, ein Erspüren von fernen Ereignissen, in diesem Fall, das Erzittern der Erdoberfläche in weit entfernten geografischen Regionen. Präkognition deutet auf ein Vorauswissen zukünftiger Ereignisse in zeitlicher Distanz hin, und Telepathie erlaubt den geistigen Kontakt mit anderen Personen, manchmal über Kontinente hinweg, also eine Art »biologisches Telefon.« Dann gibt es wieder andere Leute, die den Kontakt mit dem Totenreich pflegen. Aber ich komme mir vor wie ein Hochstapler, wenn ich von diesen Dingen spreche, denn in Wirklichkeit verstehe ich rein gar nichts davon. Ich war noch nie bei einer Seance, und die einzigen Glaskugeln, die mir begegnet sind, taugten einzig dazu, um in ihrem Innern ein Schneegestöber zu veranstalten. Ich war meistens ein extrem nachlässiger Beobachter, und das genaue Gegenteil eines Hellsehers. Von Rechts wegen dürfte ich mich selber bestenfalls als einen »Dunkelseher« bezeichnen. Ich war immer wie einer, der gedankenverloren des Nachts auf einem Eisenbahngleis spazieren geht und dabei weder das ferne Licht des heraneilenden Schnellzuges sieht, noch auf das frenetische Dröhnen der Hupe aufmerksam wird. Erst sehr viel später kam es mir gewöhnlich zu Bewusstsein, dass der Ablauf der Dinge sich schon von langer Hand angekündigt hatte.

(2)

Auch die Geschichte mit den Beatles begann, irgendwie, undeutlich, unbewusst, in Godesberg. Ohne, dass ich es bemerkte. Und sie hatte irgendwas mit dem Musikunterricht in der Schule zu tun. Nur: Wenn irgendeine Form von Telepathie bei der Sache im Spiel war, dann hatte sie mit Sicherheit nichts mit dem Musiklehrer zu tun. Denn wenn man ein Fernsehprogramm empfangen will, muss man die Antenne an ein Fernsehgerät anschließen, und nicht an einen Toaster. Aber dieser Musiklehrer an der Schule war ein Toaster. Und was für einer! Er rief zum Beispiel den Futzi auf – einen witzigen, blonden Lockenkopf, der schon damals eine E-Gitarre mit drei Pick-ups und allem Drum und Dran bei sich zu Hause stehen hatte – und ließ ihn im Unterricht aufstehen. Dann zückte er sein kleines schwarzes Notizbuch, tippte mit dem Finger irgendwohin aufs Klavier und sagte: »Welche Note ist das?« – Der Futzi blickte sich hilfesuchend im Musiksaal um. Lippen bewegten sich in Stummfilm-Manier. – »Hohes C?«, sagte er dann, wie immer, nie um eine witzige Antwort verlegen. »Hohes C« war auch damals schon der Name einer Orangensaft-Marke, die, wie der Name schon sagt, eine Menge Vitamin C enthielt. Insofern war Futzis Antwort durchaus beides, witzig und informiert, denn sie hatte etwas mit Musik zu tun – mit der Note C auf dem Klavier – und es war ein »hohes« C – und zugleich verriet der Junge, dass er Humor und Intelligenz besaß, auch in komplizierten Situationen. Der Musiklehrer hatte darauf nur eine Antwort: »Setzen. 5.« Und trug die Zahl in sein schwarzes Büchlein ein. Die ganze Quarta hindurch besprach dieser musikalische Pedell mit uns den »Freischütz«, eine Oper von Mozarts angeheiratetem Cousin, Carl Maria von Weber, ohne dass irgendjemand jemals kapiert hätte, was da eigentlich vor sich ging und was überhaupt ein »Freischütz« war. Er brachte uns bei, einen Kanon zu singen: »Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.« Das war schon alles, der ganze Text. Aber wir sangen ihn stundenlang, bis zur Verblödung. Ein deutsches Koan, das wie ein sinnloses Mantra ein ums andere Mal wiederholt wurde. Und dazu verteilte der Obermusikus immerzu frei nach Belieben links und rechts seine »Fünfen«. Oder der Musikunterricht fiel wegen Proben mit dem Chor und dem Schulorchester aus. Der Musiklehrer hielt sich selber wohl für einen neuen Carl Orff oder Arnold Schönberg, denn er probte seine unsäglichen Kompositionen mit dem Schulorchester, das dann – Zack! Wumm! Krach! Tsching-bumm! – seine symphonischen Dichtungen dahin massakrierte. Auch seine Fresse würde ich heute noch gerne mit schweren Eisenhämmern einschlagen, aber nicht allein wegen der 5, die er mir in Musik anhängte. Er benotete alle seine Schüler und Schülerinnen »scharf« – sogar die, die bei ihm im Schulorchester spielten. Die 5 in Musik war zum Glück nicht versetzungsgefährdend, weil Musik kein Hauptfach war. Trotzdem sah mein Zeugnis nachher natürlich katastrophal aus mit zwei glatten Fünfen in Nebenfächern – Musik und Erdkunde – und ich segelte nur mit knapper Not an einer 5 in Mathematik, Biologie, Physik, Geschichte, und Sport vorbei. Aber der Musiklehrer hatte es aus irgendeinem unerfindlichen Grund auf mich ganz persönlich abgesehen. »Du singst so falsch, Hassabi!«, sagte er immer wieder. Egal, dass er meinen Namen falsch aussprach, ich war es, der falsch sang. »Da kommt wahrscheinlich der Perser in dir durch. Wir sind hier nicht in Teheran. Du musst dich schon ein wenig um eine deutsche Sangeskultur bemühen.« Und schon ging es wieder los: »Hoch auf dem gel-ben Wa-ha-gen.«

Aber während dieser Blödsinn in der Schule ablief, und die Mädchen in der Klasse alle einen Blockflötenkurs besuchten, um extra Punkte bei diesem teuflischen Notenfetzer zu erschleichen, hatte ich zu Hause einen kleinen, weißen Schallplattenspieler der Marke Braun. Man konnte Schallplatten in fünf verschiedenen Größen darauf abspielen, sogar mit vier verschiedenen Geschwindigkeiten und mit zwei verschiedenen Nadeln, und der Klang kam aus einem rotbraunen, hölzernen Radiogerät der Marke Grundig, das bei uns im Wohnzimmer oben auf drei großen Koffern saß.

Die Wohnung meiner Eltern sah aus, als wären sie soeben mit dem Schiff angekommen und hätten alle ihre Besitztümer eben erst in ein Warenlager gebracht. So, als ob sie noch keine Zeit gehabt hätten, alles ein wenig in Ordnung zu bringen, standen die Teppiche im Wohnzimmer aufgerollt an der Wand, und die Koffer stapelten sich übereinander. Man hatte Mühe, von einem Ende des Zimmers zum andern zu gelangen. Man musste sich, als wäre man in einem Dschungel voller wilder Pflanzen, bei dem man sich nur mit einer Machete einen Weg bahnen konnte, durch all die Dinge hindurch wühlen. Aber dort, in der hintersten Ecke des Wohnzimmers, hockte ich, auf der Lehne des Sofas, neben den verschlissenen alten Überseekoffern, und spielte meine Schallplatten ab, die dann, laut genug, aber nicht allzu laut, aus dem Lautsprecher des Radios ertönten. Ich hatte den amerikanischen Thrift Shop entdeckt, in dem es Schallplatten jeder Art für 50 Cent zu kaufen gab. Ich musste nur bei einer Bank vier Mark in einen Dollar wechseln, und schon konnte ich zwei oder sogar drei Langspielplatten für einen Dollar erwerben. Und meine Schallplattensammlung war unbeschreiblich. Zunächst einmal hatte ich Unmengen von gigantischen Schellackplatten, die sich mit 78 Umdrehungen pro Minute im Kreis drehten. Es waren alte Aufnahmen, zum Beispiel mit Richard Tauber, und ich sang mit ihm mit: »Because … God made the world … for every boy … and every girl …«, und es klang toll. Manche Platten hatten einen Sprung und machten regelmäßig einmal in der Sekunde »krk … krk … krk …«, während die Musik ablief. Aber ich hatte auch eine Schatulle mit zehn LPs, eine Geschichte des Radios in Amerika, die mich bloß fünf Dollar gekostet hatte. Und jede dieser Platten lief, bei 16 RPM, über eine Stunde lang. Und ich besaß ausländische Langspielplatten, die von den Diplomaten aus aller Welt abgestoßen worden waren.* Mit anderen Worten: Ich besaß die interessanteste internationale Musiksammlung der Welt, die ich mir selber zusammen­gesucht hatte. Ich konnte alle ihre Stimmen imitieren, ich konnte shouten wie Bill Haley (»Happy, happy Baby«), croonen wie Pat Boone (»A…pril…love …«), ich hatte das stimmliche Trompetengeschmetter von Louis Armstrong drauf, und sogar das berühmte »Baba-dibidu, bijubidi-bap« von Ella Fitzgerald konnte ich mühelos nachmachen, lange bevor ich je etwas von Skat singing gehört hatte – und dieser Mistkerl in der Schule gab mir eine 5 in Musik und sagte, ich sänge »so falsch« …!

*   Es waren Platten von Sidney Bechet, Claude Luter, Yma Sumac, Helia Casanovas, Cantinflas (der Soundtrack zu »Pepe«!), Ustad Vilayat Khan, Violeta Parra, Harry Belafonte, The Dutch Swing College Band, Papa Bue’s Viking Jazz Band, Bill Haley, The Kingston Trio, Miles Davis live in Berlin, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Julie London, Rafael Puyana, Al Caíola, The Tarriers, Carlos Montoya, Homer and Jethro, Los Paraguayos, Denis Gibbons, Carmen Miranda, Ray Conniff, Jimmie Rodgers, Roger Miller, und natürlich ein ganzer Satz LPs von Roger Williams, dem Genie des seichten Klavierspiels. Und ich hatte Musicals noch und noch, von »South Pacific« bis »Oklahoma!«. Ich liebte alle Musicals, ganz besonders die »Dreigroschenoper« von Bert Brecht und Kurt Weill. Ein Klassiker, mit dem Mackie-Messer-Song, auch bekannt als »Mack the Knife«. Die Hauptfigur der Oper – eben dieser Mackie Messer – sitzt zum Schluss der Geschichte im Kerker. Sein letztes Stündchen hat geschlagen, er soll am nächsten Tag gehenkt werden, und so ruft er in einem Abschiedslied noch einmal alle Menschen, die ihm zu Lebzeiten begegnet sind, und bittet sie, ihm zu verzeihen. Aber seine Abbitte ist nicht ganz ehrlich, sie trägt das Wasserzeichen der Ironie. Denn bevor er seine Bereitwilligkeit erklärt, alles zu vergeben und zu vergessen, führt er diese Leute samt und sonders in einer langen Liste auf und bittet Gott und die Welt: »Man schlage ihnen ihre Fressen / Mit schweren Eisenhämmern ein.« Zum Glück habe ich die Namen der meisten Leute von damals längst vergessen, und ich hege selber keine solchen Rachegelüste. Aber ich kann verstehen, wie dem armen Mackie zumute war.

(3)

Und dann kam eines Tages das Klavier von der »Oma« an. »Von welcher Oma denn?«, fragte ich. – Ich wusste es ja. Diese Leute verheimlichten mir etwas. Wie war es möglich, dass ich fast 14 Jahre alt werden konnte und noch nie etwas von dieser sogenannten »Oma« gehört hatte? »Du warst damals nicht dabei. Bahador kennt sie gut. Nicht wahr, Bahador, du erinnerst dich an die Oma? Wie lieb sie dir jeden Morgen ein Glas warme Milch mit Honig zum Frühstück gemacht hat?« Bei der Erwähnung der warmen Milch mit Honig erinnerte ich mich, dass Bahador tatsächlich einmal von etwas Derartigem gesprochen hatte.

Er war mit den Alten in irgendeine größere Stadt gefahren. »War es Frankfurt? Oder Hamburg?« – »Ich weiß es nicht.« – »Oder Berlin?« – »Nein.« – »München?« – »Weiß ich nicht.« – »Oder vielleicht Wien?« – »…«– »War es Wien?« – »Sie haben so komisch gesprochen.« – »Weißt du überhaupt, was eine Oma ist? Es ist eine Großmutter. Maman ist selber schon alt genug, um eine Großmutter zu sein. Und Pedar erst recht. Alt genug, um ein Großvater zu sein. Sie können gar keine Oma haben. Sie müsste schon über 100 Jahre alt sein.« – »Sie war auch sehr alt. Und sie hat mich immer in die Wangen gekniffen. So: ähnng! Mitten ins Gesicht.« – »Und? Hat sie dir Geld gegeben?« – »Nein, aber heiße Milch mit Honig. Es war widerlich.« – »Warum? Hat es nicht gut geschmeckt?« – »Ich habe ihren nackten Busen gesehen. Und ich dachte immer, da kommt diese Milch her. Ich habe bei jedem Schluck fast kotzen müssen.« – Ich gab ihm eine Kopfnuss, weil mir selber bei dem Gedanken fast schlecht wurde.

Und die Folge davon: Ich kann auch heute noch kein Glas Milch ansehen, ohne mir vorzustellen, dass das Zeug aus den Brüsten irgendeiner alten Frau abgezapft worden ist. Da hatte ich es glücklich geschafft, diese Vorstellung aus meiner Erinnerung zu tilgen, und dann musste diese Oma sterben. Und als Erstes fielen mir ihre verschrumpelten Brüste ein. Und heiße Milch mit Honig.

(4)

Dann kam ihr »Klavier«. Die Arbeiter mussten sich einen Weg durch die Jasminhecke schneiden, weil das Monstrum nur über den Balkon in die Wohnung gelangen konnte. Das Wohnzimmer war schon voll, und die Arbeiter machten die ganze Zeit über anzügliche Bemerkungen darüber, wo sie das Klavier denn nun hinstellen sollten. »Vielleicht, wenn wir das Sofa aufrecht gegen die Wand stellen, können wir das Klavier daneben rücken?« Meine Mutter merkte überhaupt nicht, dass die Typen sich über sie lustig machten. »Es war das Klavier meiner Mutter«, sagte sie. »Meine Klavierlehrerin war begeistert von mir. Alle Leute wollten immer nur eine Beethoven-Tänzerin aus mir machen.« Ich wusste nicht viel über Beethoven, aber in Bonn wusste jeder, dass Beethoven (a) taub war und (b) keine Tanzmusik geschrieben hatte. Es war so ungefähr das Dämlichste, was irgendjemand hätte sagen können: »eine Beethoven-Tänzerin«. Die Arbeiter konnten sich dazu natürlich ihre Bemerkungen nicht verkneifen. »War dat so ne Art Schar-les-ton? Oder wie?« Wenn sie doch einfach nur »Tänzerin« gesagt hätte, oder »Sängerin«, oder »Pianistin«! Sie sah sowieso schon aus wie die Callas, jeder hätte ihr die Sängerin geglaubt. Aber »Beethoven-Tänzerin«! Ich versank vor Scham fast in den Boden. »Wir können dat Klavier natürlich auch aufrecht gegen die Wand hinstellen, wie Ihre Teppiche hier.« Die Arbeiter wussten, dass sie es mit einer Verrückten zu tun hatten, und schließlich zwängten sie das Klavier in die Mitte des Zimmers und packten die Teppiche alle aufs Sofa und rückten die Stühle und den Tisch hinaus in die kleine, viel zu enge Diele und ließen sie dort stehen. Das Klavier war an sich schon übergroß, aber in der kleinen Wohnung wirkte es gigantisch. Das Wohnzimmer sah auf einmal aus wie eine Garage, in der jemand einen überdimensionalen Straßenkreuzer geparkt hatte. Das »Klavier« war in Wahrheit nämlich ein Konzertflügel der Firma Carl Dörr aus Wien, gebaut im Jahr 1910, über und über mit irgendwelchen adeligen Wappen versehen. Und es war hoffnungslos verstimmt.

(5)

Trotzdem lernte ich, darauf zu spielen. Ich wusste: In unserem Haushalt würde das Klavier niemals professionell gestimmt werden. Es würde immer nur nutzlos herumstehen und Platz wegnehmen. Unser Wohnzimmer hatte sich in einen Abstellraum für einen Flügel verwandelt. Wenn das Ding für irgendjemanden und zu irgendetwas nütze sein sollte, dann lag es an mir. Ich lernte, die vollends schrägen Noten zu vermeiden, die toten Tasten nicht zu berühren. Da der Idiot in der Schule uns nie etwas Nützliches gezeigt hatte, suchte ich mir selber Klänge und Akkorde zurecht. Es gab Fragen, auf die auch er sicher keine Antwort gewusst hätte. Eine davon lautete: Wie spielt man Klavier, wenn eine verrückte Alte in der Tür steht und die ganze Zeit über schreit und immer wieder dasselbe sagt: »Hör jetzt sofort auf damit. Das ist kein Kinderspielzeug. Es ist ein Konzertflügel. Du machst ja einen Lärm damit, dass selbst der Teufel in der Hölle es mit der Angst zu tun bekommen kann.« – Immerhin: Die schwarzen Tasten waren die am wenigsten kaputten, und ich konnte darauf »Tom Dooley« spielen – aber alles andere war zu schwer, oder das Klavier spielte nicht mit. Ich begann also, meine eigenen Songs zu schreiben. Der erste Song, den ich schrieb, bestand aus nur zwei Wörtern. »Hello« und »goodbye«. Ich sang: »Hello … hello … hello!«, 50-mal hintereinander. Und dann: »Goodbye … goodbye … goooood-bye …!« Dazwischen sang ich: »Hava … hava nagila!«

Meine Mutter kam herein und schrie: »Jetzt reicht es aber schon. Unter meinem Dach wirst du solchen Schweinekram nicht singen …!« Und der alte Scheitz über uns klopfte mit seinem Stock. Der nächste Song, den ich schrieb, fing an wie »To know – know – kno-how him, is to love – love – lo-hove him«, den ich auf einer zerkratzten Single besaß. Ich sang den Refrain, »And I do and I do«, und dann sang ich: »I do – do – do love you. Love – love – love me do. Love – me – do.«* Mehr fiel mir dazu nicht ein. Aber es reichte aus, um drei Stunden lang am Klavier herumzuhämmern. Nur: Das Geschrei jeden Tag ging mir schließlich und endlich doch auf den Geist. Ich ließ das Klavier im Wohnzimmer stehen und ging zu Django in den Partykeller.

*   Mein guter Freund und Rechtsanwalt, Abdolhossein Kazemi aus Los Angeles, selber ein Beatles-Fanatiker vom reinsten Wasser, machte mich darauf aufmerksam, dass die Titel der einzelnen Beatles-Songs heutigen Lesern ungefähr so geläufig sein dürften wie die Schlachten aus dem amerikanischen Civil War, nämlich überhaupt nicht. Ich weigere mich indessen, seinem Rat folgend, der relativ unsubtilen Geste nachzugeben und jeweils in einer Fußnote zu verdeutlichen, welchen Beatles-Song ich soeben in meinem Text (und sei es nur in einer leisen Andeutung) erwähnt habe. Hier will ich eine Ausnahme machen. »Love Me Do« wurde der Titel der ersten Beatles-Single, von der ich allerdings zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Kenntnis besaß. Sie erschien erst sehr viel später, nämlich gegen Ende des Jahres.

(6)

Django hieß eigentlich Richard, aber er war der erste Django-Reinhardt-Fan, dem ich begegnet bin. Er war ein absoluter Fan, er besaß vier oder fünf LPs von Django Reinhardt, die er sich jeden Tag anhörte. Und er versuchte gleichzeitig, auf seiner Gitarre wenigstens mitzustrampeln. Er war in einer Skiffle-Band mit ein paar sehr bieder aussehenden Leuten, blond, kurzgeschoren, Krawattenträger, und sie spielten das übliche Skiffle-Repertoire, »Michael Row the Boat Ashore«, »Walk Right In« oder »Take This Hammer«. Aber das Haus gehörte seinen Eltern und der Keller eignete sich als Probenraum. Es war ein Haus direkt neben dem Verteilerkreis am Ende der Mittelstraße. Ich brauchte mit dem Fahrrad keine fünf Minuten dorthin. Zufällig trafen sich dort noch drei andere Leute aus meiner Klasse, Jorge Mangold, ein Deutscher aus Brasilien, und Hannes und Peter Tuss, zwei Zwillinge aus Sachsen, wobei der eine Rechtshänder, der andere Linkshänder war. Es vergingen ungefähr zwei Wochen, und sie wollten schon eine Band gründen. Das alte Klavier im Keller war nicht nur verstimmt. Irgendjemand hatte Reißnägel an den Hämmern befestigt, um ein Honky-Tonk-Klavier daraus zu machen. Es schepperte bei jeder Note, als klimperte ich auf einer persischen Santur. Ich saß mit den anderen in diesem Keller und wir probten im Halbdunkel die Stücke, die Jorge ausgesucht hatte. Er wurde »Schorsch« genannt. Zwischen ihm und Django gab es ständig irgendwelche Hahnenkämpfe, aber Jorge bestimmte die Richtung. Es war seine Band, es waren alles seine Platten. »The Loco-Motion« von Little Eva, »Let’s Dance« von Chris Montez, »La Bamba« von Trini Lopez, »Ruby Baby« von Dion and the Belmonts, »Rockin’ Robin« von den Orioles (mit »Glad All Over« als B-Seite), »Blue Moon« von den Marcels. Außerdem jede Menge Everly Brothers. Er hatte, wie man sieht, einen ausgesuchten Geschmack. Er liebte einfach alles, was nach Bubblegum-Musik klang. Hannes und Peter, die beiden Gitarristen, versuchten sich an irgendwelchen Nummern von den Shadows, von Jørgen Ingman, von Al Caíola. Meinekonnte