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Sabine Herzig

27 Stunden unter Schlüpferstürmern

Eine Urlaubserzählung





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Titel

Sabine Herzig

 

 

27 Stunden unter Schlüpferstürmern

Eine Urlaubserzählung

 

 

 

 

 

Covergestaltung: Dotte Norkauer

 

Inhaltsverzeichnis

Kapitel1: Die Hinfahrt

Kapitel 2: Ankunft im Hotel

Kapitel 3: Der Wasserkanister

Kapitel 4: Ansichtskarten nach Hause

Kapitel 5: Der eingebildete Kranke

Kapitel 6: Urlaubsfotos

Kapitel 7: „media“

Kapitel 8: Die Rückfahrt

Kapitel 9: Der Gewinn

Epilog

Kapitel1: Die Hinfahrt

 

Wir haben es so gut. Wir sind auf dem Weg nach Spanien zu einem „All Inclusive Urlaub“, bevor das neue Semester beginnt. Wir, das sind Stella, Dorit und ich. Stella, meine beste Freundin aus Schulzeiten und Dorit, meine ebenfalls beste Freundin, die ich am ersten Tag meines Studiums kennen gelernt habe, kommen super miteinander klar und haben immer viel Spaß, wenn wir etwas zusammen unternehmen. Uns alle drei zieht es gerne ins Warme, insbesondere Dorit schwärmt von Spanien, und so haben wir,für wenig Geld, zehn tolle Tage vor uns.

 

Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wer von uns diese Idee hatte, sich auf eine 27stündige Busfahrt einzulassen, insbesondere da wir unsere Mitreisenden nicht kennen. Die Vorfreude auf Sonne, Wasser und Strand lässt alle Bedenken hinter uns, als wir das Gepäck verstauen. Unsere Fahrt beginnt in Braunschweig um sechs Uhr morgens. Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, dass wir bei weitem die jüngsten Teilnehmer dieser Reise sind. „Oh je, dass kann ja heiter werden!“, denke ich so bei mir. Die meisten sind Pärchen mittleren Alters zwischen 40 und 60 Jahren. Doppelt bis dreimal so alt wie wir. „Das ist ja fast so, als ob wir mit unseren Eltern verreisen“, stöhnt Dorit und Stella entgegnet schnell: „Nein, das hier ist viel besser. Mit diesen Leuten haben wir nichts zu tun.“ Genau, wir halten uns einfach fern und beobachten nur, schließen keine Freundschaften, isolieren uns total, dann haben wir auch morgens am Büffet unsere Ruhe. Schließlich sind wir zu dritt. Es ist unser Urlaub, wir brauchen die anderen nich! Der Urlaub wird super, wenn wir doch nur schon da wären. Aber wir sind noch nicht vollzählig. An zwei weiteren Stationen Richtung Wolfenbüttel steigen noch weitere Spanienfans dazu. Schade eigentlich, jetzt müssen wir zusammenrücken. Nach dem letzten Aufnahmestop sind tatsächlich alle Plätze belegt, bis auf einen Platz neben Stella. Der frei gebliebene Sitz dient uns als Aufbewahrungsort unseres Handgepäcks, so sind wir schneller am Proviant.

 

Endlich, unser Reise beginnt. Ich spüre schon die warme Oktobersonne auf meiner Haut, die meine Sommerbräune noch einmal auffrischen wird, obwohl ein Blick durch die Fensterscheiben nur grauen Himmel sehen lässt. Deutschland eben! Genau deshalb wollen wir ins warme, sonnige Spanien. Kaum dass wir die Autobahn erreicht haben, stellt sich unser Busfahrer, Willi, übers Mikro vor. Scheint ein echter Spaßvogel zu sein, der gerne zotige Witze reißt und damit voll bei den Reisegästen ankommt. Na dann mal gute Fahrt! Ich musste heute, für meine Verhältnisse, sehr früh aufstehen und ich gedenke die nächsten Stunden ein bisschen zu Ruhen. Den anderen geht es offensichtlich ebenso. Es ist angenehm still, im Hintergrund läuft dezent NDR 2. Gegen zehn Uhr, ein erstes Erwachen und Gemurmel einzelner Fahrgäste. Noch stört es mich nicht, ich kann in Ruhe weiter dösen, so wie Stella und Dorit. Gegen halb zwölf werden wir aus dem Paradies entlassen, als Willi plötzlich eine Kassette mit abgrundtief schlechten Schlagern einlegt. Was war denn so schlecht an NDR 2? Da gab es wenigstens noch eine Trefferquote von 10% hörbarer Musik, plus 10% Nachrichten, plus 10% anderer Beiträge zum Weghören, plus 10% für erträgliche Lautstärke. Das macht nach Adam Riese 40% unseres Reisekomforts aus. Ans Weiterschlafen ist nicht mehr zu denken. Ein Blick zur Seite sagt mir, das es Stella und Dorit genauso geht.