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Hans Dominik

John Workman

Kommentierte und illustrierte Fassung

Hans Dominik

John Workman

Kommentierte und illustrierte Fassung

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
1. Auflage, ISBN 978-3-954187-31-7

null-papier.de/357

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Über die­ses Buch

Der Au­tor

Hin­weis für den Le­ser

Band 1: Im Rei­che des Zei­tungs­rie­sen

1. Ka­pi­tel

2. Ka­pi­tel

3. Ka­pi­tel

4. Ka­pi­tel

5. Ka­pi­tel

6. Ka­pi­tel

7. Ka­pi­tel

8. Ka­pi­tel

9. Ka­pi­tel

10. Ka­pi­tel

11. Ka­pi­tel

12. Ka­pi­tel

Band 2: Wan­der­jah­re im Wes­ten

13. Ka­pi­tel

14. Ka­pi­tel

15. Ka­pi­tel

16. Ka­pi­tel

17. Ka­pi­tel

18. Ka­pi­tel

19. Ka­pi­tel

20. Ka­pi­tel

21. Ka­pi­tel

22. Ka­pi­tel

Band 3: Neue Wun­der der Gro­ß­in­dus­trie

23. Ka­pi­tel

24. Ka­pi­tel

25. Ka­pi­tel

26. Ka­pi­tel

27. Ka­pi­tel

28. Ka­pi­tel

29. Ka­pi­tel

30. Ka­pi­tel

31. Ka­pi­tel

32. Ka­pi­tel

33. Ka­pi­tel

Band 4: Lehr- und Meis­ter­jah­re im Sü­den

34. Ka­pi­tel

35. Ka­pi­tel

36. Ka­pi­tel

37. Ka­pi­tel

38. Ka­pi­tel

39. Ka­pi­tel

40. Ka­pi­tel

41. Ka­pi­tel

42. Ka­pi­tel

43. Ka­pi­tel

44. Ka­pi­tel

45. Ka­pi­tel

46. Ka­pi­tel

47. Ka­pi­tel

48. Ka­pi­tel

49. Ka­pi­tel

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Über dieses Buch

Hans Do­mi­nik er­zählt die ty­pi­sche ame­ri­ka­ni­sche Er­folgs­ge­schich­te: vom Tel­ler­wä­scher – Par­don - Zei­tungs­jun­gen zum Mil­lio­när.

In die­ser span­nen­den Ju­gend­ge­schich­te quer durch den ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent, er­le­ben wir wie John Work­mann zu­nächst als bit­ter­ar­mer Zei­tungs­jun­ge eine Ge­werk­schaft grün­det, spä­ter Jour­na­list wird, Un­ter­neh­mer, Le­bens­ret­ter, Aben­teu­rer und so­gar Gold­grä­ber.

Do­mi­nik, der selbst meh­re­re Jah­re in den USA leb­te, bringt hier dem deut­schen Ju­gend­li­chen der Kai­ser­zeit den „A­me­ri­can Way of Life“ bei: ge­witzt und flei­ßig sein, nie­mals auf­ge­ben und bei Er­folg nicht die Zu­rück­ge­blie­be­nen aus den Au­gen ver­lie­ren. Manch­mal er­folgt die­se Ver­mitt­lung auch mit dem klei­nen Holz­ham­mer, aber nie­mals auf­dring­lich oder un­sym­pa­thisch – und im­mer un­ter­halt­sam. Man merkt dem Au­tor sei­ne Lie­be zur Tech­nik und zum Fort­schritt an.

Hans Do­mi­nik, ein Pio­ni­er der deut­schen Science-Fic­ti­on-Li­te­ra­tur ver­sucht sich hier erst­ma­lig (und über­aus er­folg­reich) als Jun­gend­buch­au­tor. Als ers­tem deutsch­spra­chi­gen Au­tor ge­lingt es ihm, eine span­nen­de Aben­teu­er- und Rei­se­ge­schich­te mit his­to­ri­schen, po­li­ti­schen und tech­ni­schen Fak­ten an­zu­rei­chern.

Der Autor

Hans Do­mi­nik war der Pio­ni­er des uto­pi­schen Ro­mans in Deutsch­land und ei­ner der er­folg­reichs­ten deut­schen Po­pu­lär­schrift­stel­ler des 20. Jahr­hun­derts. Er wur­de 1872 in Zwickau ge­bo­ren und starb 1945 wäh­rend des Kriegs­en­des in Ber­lin. Ne­ben Science-Fic­ti­on hat Do­mi­nik auch Sach­bü­cher und Ar­ti­kel mit tech­nisch-wis­sen­schaft­li­chen In­hal­ten ver­fasst.

Bild: 357_John_Workmann_001.jpg

Sei­ne Ju­gend­jah­re wie auch den größ­ten Teil sei­nes Le­bens ver­brach­te er in Ber­lin. Am Gym­na­si­um in Go­tha be­geg­ne­te er dem Leh­rer Kurd Laßwitz, selbst ein frü­her Ver­fas­ser uto­pi­scher Ro­ma­ne. Man kann da­von aus­ge­hen, dass die­se Be­geg­nung nicht ohne Ein­fluss auf Do­mi­nik und sein spä­te­res Werk blieb.

Ab 1893 stu­dier­te Hans Do­mi­nik an der Tech­ni­schen Hoch­schu­le Ber­lin Ma­schi­nen­bau und Ei­sen­bahn­tech­nik. Spä­ter war er für meh­re­re Un­ter­neh­men im Be­reich der Gro­ß­in­dus­trie und des Berg­baus tä­tig, u.a. auch für Sie­mens.

Nach 1901 mach­te er sich als Fach­au­tor selb­stän­dig. Für Auf­trag­ge­ber aus der In­dus­trie ver­fass­te er Wer­be­bro­schü­ren und Pro­spek­te. Sei­ne Lei­den­schaft galt aber der auf­kom­men­den Science-Fic­ti­on Li­te­ra­tur oder bes­ser den „tech­ni­schen Aben­teu­er­ro­ma­nen“, wie die­se in Deutsch­land noch ge­nannt wur­den. Do­mi­nik war auch ab­seits der Li­te­ra­tur sehr um­trie­big, er grün­de­te ein Un­ter­neh­men und er­hielt meh­re­re Pa­ten­te auf dem Ge­biet der Au­to­mo­bil­tech­no­lo­gie.

Sein ers­ter uto­pi­scher Ro­man „Die Macht der Drei“ er­schi­en 1922 als Fort­set­zungs­ge­schich­te und wur­de kurz dar­auf als Buch ver­öf­fent­licht. Ab 1924 wid­me­te sich Do­mi­nik ganz der Schrift­stel­le­rei, in Jah­res­ab­stän­den er­schie­nen wei­te­re Ro­ma­ne.

Ne­ben den rei­nen Aben­teu­er­ge­schich­ten für eine er­wach­se­ne Le­ser­schaft ver­öf­fent­lich­te er auch die (im­mer noch sehr stark vom tech­ni­schen Fort­schritt ein­ge­färb­ten) Ju­gend­ge­schich­ten um den Auf­stieg des John Work­man vom Zei­tungs­jun­gen zum Mil­lio­när: „John Work­mann, der Zei­tungs­boy“ (1925).

Die wich­tigs­ten Wer­ke:

Hinweis für den Leser

Grund­la­ge die­ser über­ar­bei­te­ten Fas­sung ist die deut­sche Erst­aus­ga­be von 1925.

Der Ver­le­ger hat die Ge­schich­te mit Fuß­no­ten ver­se­hen, um Un­stim­mig­kei­ten auf­zu­klä­ren oder Fak­ten zu ver­tie­fen.

Band 1: Im Reiche des Zeitungsriesen

1. Kapitel

Ein ei­si­ger Abend­wind feg­te durch die Stra­ßen New Yorks und trieb die Men­schen zu grö­ße­rer Eile als ge­wöhn­lich an.

Wäh­rend sonst zu je­der Ta­ges- und Abend­stun­de vor den mäch­ti­gen Spie­gel­schei­ben des Ma­schi­nen­hau­ses der größ­ten Zei­tung Ame­ri­kas, des ›New York He­rald‹,1 Hun­der­te von Per­so­nen durch die großen Schei­ben einen be­wun­dern­den Blick auf die un­ge­heu­ren Druck­pres­sen war­fen, stan­den heu­te nur ei­ni­ge Zei­tungs­boys in der Säu­len­hal­le vor dem Ma­schi­nen­hau­se und war­te­ten auf die Aus­ga­be der letz­ten Abend­num­mer.

Um sich die Zeit zu ver­trei­ben, spiel­ten sie mit Cent­stücken Kopf oder Ad­ler: ei­ner von ih­nen nahm ein Cent­stück, wel­ches auf der einen Sei­te einen In­dia­ner­kopf, auf der an­de­ren einen Ad­ler zeigt, und warf es in die Luft, und je nach­dem, ob die Mit­spie­len­den rich­tig ge­ra­ten, wel­ches der bei­den Zei­chen nach oben lag, hat­ten sie ge­won­nen oder ver­lo­ren.

Man sah es die­sen Jun­gens nicht an, dass sie in ih­rer ab­ge­tra­ge­nen, dün­nen Klei­dung un­ter dem Ein­fluss der Käl­te lit­ten. Ihre Au­gen strahl­ten, ihre Ge­sich­ter wa­ren frost­gerötet, und sie schie­nen durch das täg­li­che von mor­gens bis abends auf der Stra­ße Ver­wei­len ge­gen die Un­bill der Wit­te­rung ge­feit zu sein.

Ab­seits von der spie­len­den Grup­pe stand ein schmäch­ti­ger, blond­lo­cki­ger Kna­be von 12 Jah­ren, press­te sein Ge­sicht dicht an eine der mäch­ti­gen Spie­gel­schei­ben und schau­te mit weit ge­öff­ne­ten Au­gen auf die große Drei­far­ben­pres­se, wel­che un­un­ter­bro­chen wie ein mär­chen­haf­tes Un­ge­heu­er große, far­bi­ge Zei­tungs­blät­ter mit ma­the­ma­ti­scher Ge­nau­ig­keit aus sei­nem In­nern her­aus be­för­der­te.

Im Ge­hirn des Kna­ben nahm die­se bun­te Far­ben­pres­se das größ­te In­ter­es­se ein.

Mit al­ler Kraft sei­ner kind­li­chen In­tel­li­genz ver­such­te er, sich den Vor­gang klarzu­ma­chen und das Wun­der­werk der mo­der­nen Tech­nik zu ver­ste­hen.

Sein sehn­lichs­ter Wunsch war es, auch ein­mal eine sol­che Ma­schi­ne zu be­die­nen, ja, in sei­nem küh­nen Trau­me sah er sich so­gar als Be­sit­zer sol­cher Ma­schi­nen, und wenn er auf dem ›Broad­way‹ als ein­fa­cher ›Zei­tungs­boy‹ sei­ne Zei­tun­gen ver­kauf­te, dann hat­te er das Ge­fühl, als stün­de er im Diens­te ei­nes den Men­schen un­be­kann­ten, un­ge­heu­ren, me­cha­ni­schen Rie­sen. – Ein Ge­fühl von Stolz und Selbst­be­wusst­sein er­füll­te dann den ein­fa­chen Zei­tungs­boy, das ihn weit über sei­ne Käu­fer hin­aus­hob.

Die Uhr auf dem Zei­tungs­ge­bäu­de schlug mit hel­len, durch­drin­gen­den Tö­nen sie­ben Schlä­ge. Der Boy wand­te den Kopf von den Ma­schi­nen und lausch­te.

Er kann­te die Uhr.

Ein Wun­der­werk, wie al­les in dem Ge­bäu­de des Zei­tungs­rie­sen. Zwei in Erz ge­gos­se­ne dop­pelt le­bens­große Ar­beits­män­ner tra­ten nach je­der vollen­de­ten Stun­de über das Haupt­tor des Zei­tungs­rie­sen und schlu­gen mit großen er­ze­nen Häm­mern auf eine me­tal­le­ne Plat­te so oft, wie es die Zeit an­sag­te. Der er­ze­ne Ham­mer­schlag durch­drang den tol­len Lärm der Stra­ße und ließ die Men­schen ihre Köp­fe zu dem Ge­bäu­de des Zei­tungs­rie­sen hin­wen­den.

Kaum war der letz­te Klang ver­hallt, als der zwölf­jäh­ri­ge Boy sei­nen spie­len­den Ka­me­ra­den zu­rief:

»Kommt, Jun­gens, es ist Zeit.«

Dann schritt er, von sei­nen Ka­me­ra­den ge­folgt, zu ei­nem Sei­ten­tor, aus dem in fast end­lo­ser Rei­he klei­ne hoch­be­pack­te Kar­riol­wa­gen2 und Au­to­mo­bi­le in ei­nem Eil­tem­po, das fast un­na­tür­lich er­schei­nen muss­te, mit der letz­ten Abend­aus­ga­be in die Stadt fuh­ren.

An ih­nen vor­bei dräng­ten sich die Zei­tungs­boys und ge­lang­ten in einen klei­nen Hof vor ein Schal­ter­fens­ter, hin­ter dem der weiß­bär­ti­ge Kopf ei­nes Man­nes sicht­bar war.

Ei­ner der Boys nach dem an­dern trat an das klei­ne Fens­ter, sag­te kurz eine Num­mer, mit wel­cher er die ge­wünsch­te An­zahl von Zei­tungs­exem­pla­ren be­zeich­ne­te, warf das Geld auf das Schal­ter­brett und er­hielt ei­ligst die ge­for­der­ten Exem­pla­re hin­aus­ge­reicht.

So­bald ein Boy sei­ne Zei­tun­gen er­hal­ten, eil­te er in der­sel­ben Hast wie die Kar­riol­wa­gen und Au­to­mo­bi­le, und knapp zehn Mi­nu­ten nach sie­ben Uhr er­füll­ten die gel­len­den Rufe der Zei­tungs­jun­gen den ›Broad­way‹ und schreck­ten die Men­schen durch den Aus­ruf der neues­ten Ver­bre­chen oder sons­ti­ger sen­sa­tio­nel­ler Nach­rich­ten aus ih­ren Ge­dan­ken.

Be­reits um acht Uhr hat­ten die meis­ten Boys ihre Zei­tun­gen ver­kauft und be­ga­ben sich nach Hau­se, so sie ein Zu­hau­se be­sa­ßen. – Aber nur we­ni­ge un­ter den zehn- bis zwölf­jäh­ri­gen Jun­gen hat­ten ein Heim. –

Wie nest­lo­se Vö­gel, wie die Spat­zen, kro­chen sie in ir­gend­ei­nen ver­steck­ten Win­kel, der sie et­was ge­gen Käl­te und Re­gen schütz­te. – Dort schlie­fen sie – ein Pa­ket al­ter Zei­tun­gen un­ter dem Kopf – mit ei­ner al­ten De­cke, wie sie von den großen Aus­wan­der­er­damp­fern im Ha­fen ver­schenkt wur­den, zu­ge­deckt oder, wer eine sol­che nicht be­saß, wi­ckel­te sich in die großen Zei­tungs­blät­ter. – Wie­der an­de­re, die nicht so spar­sam wa­ren, be­zahl­ten in ei­nem der ver­ru­fe­nen 10-Cent-Ho­tels ein schmut­zi­ges, har­tes La­ger. –

Hart und un­er­bitt­lich ist der Weg der meis­ten un­ter den Zei­tungs­boys und doch – mit Stolz be­trach­tet der Ame­ri­ka­ner die wet­ter­har­ten, ziel­be­wuss­ten, flin­ken Bur­schen und nennt sie: die Finanz­gar­de. –

Denn aus die­sen Rei­hen, aus die­ser har­ten Schu­le kom­men die lei­ten­den großen Män­ner Ame­ri­kas – die Fürs­ten des Gol­des. – Die stren­ge Le­bens­schu­le stähl­te die Boys zu fel­der­prob­ten Sol­da­ten. –

Es war ein klei­nes, ärm­li­ches Heim von Stu­be und Kü­che in ei­nem Hin­ter­hau­se der 32. Stra­ße auf der Ost­sei­te in New York, wel­ches der blond­lo­cki­ge zwölf­jäh­ri­ge Zei­tungs­jun­ge auf­such­te.

In schar­fem Trab mach­te er den Weg nach Hau­se. – Ge­wandt wie eine Ei­dech­se, schlän­gel­te er sich durch den Wa­gen­ver­kehr, mit lus­ti­gem Hopp­la vor Pfer­den und Au­tos oft­mals so scharf vor­bei­sprin­gend, dass man an ein Wun­der glau­ben konn­te, wenn er mit hei­ler Haut auf dem Bür­ger­steig an­kam.

Bild: 357_John_Workmann_002.jpg

Aber er war an das sinn­ver­wir­ren­de Trei­ben und Ja­gen der Wa­gen auf dem Broad­way ge­wöhnt. –

Mit si­che­rem Blick prüf­te er die ihm zur Ver­fü­gung ste­hen­de Öff­nung zwi­schen Stra­ßen­bahn­wa­gen und Fuhr­werk – moch­ten Kut­scher und Wa­gen­füh­rer über sei­ne tur­ne­ri­sche Kühn­heit schel­ten – er war be­reits da­von und hör­te nichts.

Als er vor dem schmuck­lo­sen, nüch­ter­nen Miets­haus an­kam, in dem sei­ne Mut­ter wohn­te, ließ er einen gel­len­den Pfiff er­tö­nen – einen Kunst­pfiff auf zwei Fin­gern, den er er­lernt. – Das war je­des Mal sein Freu­den­si­gnal für die war­ten­de Mut­ter.

In le­bens­fro­her, kna­ben­kräf­ti­ger Lau­ne hops­te er, fi­del pfei­fend, durch den Flur, sprang mit zwei Sät­zen über den Hof und jag­te – zwei Stu­fen mit ein­mal neh­mend – die Trep­pen hin­auf.

Im vier­ten Stock zog er die über dem Tür­schild an­ge­brach­te Klin­gel; nur we­ni­ge Se­kun­den brauch­te er zu war­ten, als sich die Tür öff­ne­te und eine schlan­ke, blond­haa­ri­ge Frau mit dunklen Au­gen ihn um­arm­te und in die Woh­nung zog.

»Bist du end­lich da, John«, sag­te sie mit müt­ter­li­cher Zärt­lich­keit und strei­chel­te ihm das kal­te Ge­sicht. »Ich war schon recht in Sor­ge um dich, es ist heu­te bit­ter­lich kalt!«

»Das stimmt, Mut­ter«, ant­wor­te­te John Work­mann. »Da­für ha­ben wir Win­ter und ich habe mich schon or­dent­lich ge­freut, bei dir zu Hau­se zu sein. Hier ist es fein warm.«

»Bist ein tap­fe­rer Jun­ge. Komm, ich habe be­reits Tee, Rührei und Speck, dei­ne Lieb­lings­ge­rich­te, auf dem Tisch ste­hen und hof­fe, dass du einen gu­ten Ap­pe­tit mit­bringst.«

»Ei ja, Müt­ter­chen, ich brin­ge einen Wolfs­hun­ger mit. Wenn es so recht kalt ist, kann man für zwei es­sen. Und da –«

Er griff in die Ta­schen und hol­te meh­re­re Hän­de voll Cent- und Ni­ckel­stücke her­aus. – »Ich habe heu­te ein so gu­tes Ge­schäft ge­macht, wie seit lan­gem nicht! Weißt du, Müt­ter­chen, bei der Käl­te da ge­ben die Men­schen ger­ne ein Trink­geld. Vie­le las­sen sich auf ein Fünf-Cent­stück nichts her­aus­ge­ben. Ich glau­be, ich habe heu­te so viel zu­sam­men, dass ich dir ein schö­nes neu­es Win­ter­jackett kau­fen kann.«

»Nein, nein«, wehr­te sei­ne Mut­ter, »dir tut ein Win­ter­über­zie­her viel nö­ti­ger. Mein al­tes Jackett, das mir noch Va­ter kauf­te, wird die­sen Win­ter noch gut ge­nug sein.«

John Work­mann war zu ei­ner Wasch­schüs­sel ge­gan­gen, wel­che sei­ne Mut­ter für ihn hin­ge­stellt.

Er hät­te nie­mals mit den von Stra­ßen­schmutz ver­un­rei­nig­ten Hän­den sein Es­sen an­ge­rührt.

Als er sich ge­säu­bert, trat er zu dem mit­ten in der Kü­che ste­hen­den sau­ber ge­deck­ten Tisch und sag­te mit un­mu­ti­gem Ton:

»Im­mer verdirbst du mir mei­ne Freu­de. Für mich suchst du stets et­was Gu­tes, aber für dich darf ich das nicht. Da habe ich mich schon seit vier­zehn Ta­gen dar­auf ge­freut, dir ein war­mes Jackett, so wie es die Da­men jetzt tra­gen, kau­fen zu kön­nen, und nun willst du nicht?! Wes­halb ar­bei­te ich denn?«

»Aber John!«, be­ru­hig­te ihn die Mut­ter. »Du ar­bei­test, da­mit wir un­se­re Woh­nung ha­ben, und dein Müt­ter­chen ein war­mes Zim­mer und Es­sen und Trin­ken. Ist das nicht etwa ge­nug?«

Das Ge­sicht des klei­nen John glät­te­te sich bei den lie­be­vol­len Wor­ten sei­ner Mut­ter. Er setz­te sich und be­gann zu es­sen.

Mit leuch­ten­den Au­gen blick­te ihn sei­ne Mut­ter an und freu­te sich, wie tap­fer er dem Abend­brot zu­sprach.

Nach­dem er sei­nen Hun­ger ge­stillt und, wie es sei­ne Ge­wohn­heit war, auf­stand, um sei­ner Mut­ter für das Abend­brot zu dan­ken, sag­te sie:

»War­te ein­mal, John, ich habe noch et­was sehr Schö­nes für dich!«

Sie öff­ne­te einen Korb und hol­te ein hal­b­es Dut­zend rot­wan­gi­ger Äp­fel her­aus.

Kaum aber hat­te der klei­ne Blond­lo­cki­ge die Äp­fel er­blickt, als sich sei­ne Au­gen­brau­en von neu­em zu­sam­men­zo­gen und er sag­te:

»Eine Pelz­ja­cke willst du dir nicht kau­fen, aber sol­che un­nö­ti­gen Din­ge wie Äp­fel, die stellst du mir auf den Tisch!«

»Aber, John, ich mei­ne es doch gut mit dir!«

»Das weiß ich! Aber du meinst es nicht so gut mit mir, wenn du mir Äp­fel kaufst.«

Da sah er, dass sich die dunklen Au­gen sei­ner Mut­ter, in wel­chen stets ein ei­ge­ner, trau­ri­ger Glanz lag, mit Trä­nen füll­ten. Im nächs­ten Mo­ment war al­ler Un­mut aus dem Ge­sicht des Klei­nen ver­schwun­den. Has­tig sprang er auf sei­ne Mut­ter zu, um­arm­te sie, küss­te ihr den Mund und die Wan­gen und rief: »Nicht trau­rig sein, Müt­ter­chen! Ich bin ein bö­ser Jun­ge, ich seh’ es ein. Aber sieh’ mal – ich brau­che wirk­lich kei­nen Über­zie­her – ich habe noch nie einen ge­tra­gen. Das Geld wäre di­rekt fort­ge­wor­fen.«

»Aber du musst doch frie­ren!«

»Un­sinn!«, lach­te John Work­mann, »wir Zei­tungs­boys frie­ren nicht! Sieh’ mal, Müt­ter­chen, wir ha­ben nicht eine Se­kun­de Zeit, stil­le zu ste­hen. Das geht im­mer vor­wärts im Ga­lopp! Jetzt auf einen Stra­ßen­bahn­wa­gen hin­auf, dann wie­der hin­un­ter, auf einen nächs­ten, dann durch die Men­schen, und das geht so vor­wärts, bis man sei­ne letz­te Zei­tung ver­kauft hat; ich sage dir, da kann die Käl­te noch­mal so stark sein, uns ist so warm, als wäre es mit­ten im Som­mer.«

»Willst du wirk­lich kei­nen Ap­fel es­sen, John?«

Ener­gisch schüt­tel­te er den Kopf, dann aber kam in sein Ge­sicht ein freu­di­ger Aus­druck. Er nahm einen Ap­fel und sag­te:

»Die Äp­fel sol­len einen gu­ten Zweck ha­ben. Ich bit­te dich, pack sie mir in einen Korb und gib mir eine Fla­sche Spi­ri­tus mit. Ich will noch fort.«

»Wo willst du hin?«, frag­te die Mut­ter be­sorgt.

John Work­mann, wel­cher be­reits nach sei­ner Müt­ze griff, ant­wor­te­te:

»Der klei­ne Char­ly Beckers ist heu­te nicht zum Broad­way ge­kom­men. Ich hör­te von ei­nem Jun­gen, der in sei­ner Nach­bar­schaft wohnt, dass er krank sei. Er klag­te schon ges­tern Abend über Kopf­schmer­zen und hus­te­te stark. Da will ich nun nach­se­hen, was ihm fehlt. – Pack mir auch Tee und Zu­cker ein. Du weißt, er hat kei­ne El­tern. Und ich glau­be, da ist nie­mand, der sich um ihn küm­mert.«

»Schreck­lich«, flüs­ter­te die Mut­ter. »Was für arme Jun­gens un­ter dei­nen Ka­me­ra­den sind!«

»Pack nur alle sechs Äp­fel ein«, sag­te jetzt John Work­mann, wel­cher be­merk­te, dass die Mut­ter drei bei­sei­te­le­gen woll­te. »Ich weiß, der klei­ne Char­ly isst Äp­fel sehr gern.«

Die Mut­ter er­rö­te­te, als sie die feh­len­den Äp­fel in den Korb hin­ein­leg­te. Dann küss­te sie ih­ren Jun­gen auf die Stirn und sag­te: »Blei­be nicht zu lan­ge, John, du weißt, ich sor­ge mich um dich!«

»Sei un­be­sorgt, Mut­ter«, rief John Work­mann, »wir Zei­tungs­boys sind wie die Trop­fen im Was­ser, wir schwim­men.«

Da­mit nahm er den Korb, gab sei­ner Mut­ter einen Kuss und ver­ließ ei­ligst die Woh­nung.

»Puh!«, rief er, als er jetzt auf die kal­te Stra­ße trat. »Jetzt spürt man erst die Käl­te! – Hal­lo, da­ge­gen ist Lauf­schritt gut!«

Lus­tig pfei­fend setz­te er sich in Be­we­gung und durch­quer­te im Lauf­schritt die im­mer dunk­ler wer­den­den Stra­ßen, die nach dem Ha­fen von New York führ­ten.

Es war eins der ärm­lichs­ten und schmut­zigs­ten Vier­tel von New York, in das er sich be­gab. Pfer­de­stäl­le und Au­to­mo­bil­schup­pen, Wa­gen­spei­cher, La­ger­plät­ze und ver­ein­zel­te hohe Häu­ser, al­les nur not­dürf­tig er­leuch­tet.

Vor ei­nem Stall­ge­bäu­de, aus des­sen of­fe­nem Tor feuch­te, war­me Luft und das Schnau­ben und Schar­ren von Pfer­den auf die Stra­ße dran­gen, blieb John Work­mann ste­hen.

Vor­sich­tig tas­te­te er sich auf ei­nem dunklen Sei­ten­gang ne­ben dem Stall­ge­bäu­de zum Hofe und klet­ter­te dann eine an der äu­ße­ren Wand be­fes­tig­te schma­le Holz­stie­ge em­por.

Oben am Ende der Trep­pe stieß er eine Art Lat­ten­tür auf und, in­dem er sich bück­te, trat er in einen nied­ri­gen, kam­mer­ar­ti­gen Ver­schlag – die Woh­nung des klei­nen Char­ly Beckers.

Kein Licht er­hell­te den Raum, und da auf dem Hofe kei­ne La­ter­ne brann­te, so blieb John Work­mann in der Öff­nung des Ver­schla­ges ste­hen und rief:

»Hal­lo, Char­ly, bist du hier?«

Aus dem Dunklen ant­wor­te­te die dün­ne, hei­se­re, vom Hus­ten un­ter­bro­che­ne Stim­me ei­nes Kna­ben:

»Ja, John, ich lie­ge hier.«

»Hast du kein Licht?«

»Ja – gleich ne­ben der Tür steht eine La­ter­ne. Ich war zu schwach, mich auf­zu­rich­ten und sie an­zu­zün­den.«

John Work­mann kram­te aus sei­ner Ta­sche eine Schach­tel mit Streich­höl­zern, zün­de­te ein Hölz­chen an und steck­te die ne­ben der Tür ste­hen­de Stall­la­ter­ne an, wel­che statt Glas mit Öl­pa­pier be­klebt war.

Jetzt konn­te er den Raum not­dürf­tig über­se­hen.

Im hin­te­ren Win­kel gleich un­ter dem Dach lag auf ei­nem Hau­fen von Pa­pier, Stroh und Lum­pen der klei­ne sechs­jäh­ri­ge Char­ly Beckers. Eine alte Pfer­de­de­cke und aus­ran­gier­te Fut­ter­sä­cke deck­ten ihn bis an den Hals zu.

Mit fie­ber­glän­zen­den Au­gen schau­te der klei­ne Knirps auf sei­nen Ka­me­ra­den, wel­cher ne­ben dem La­ger nie­der­knie­te und ihm die Hand auf die glü­hen­de Stirn leg­te.

»Sag’ mal, Jun­ge, wie fühlst du dich?«, frag­te John Work­mann.

»Ich weiß nicht«, er­wi­der­te mit mat­ter Stim­me der klei­ne Char­ly Beckers, »ich habe so furcht­ba­ren Durst und nichts zu trin­ken. Es ist nur gut, dass du ge­kom­men bist. – Ich glaub­te schon, ich müss­te ster­ben.«

»Rede doch nicht sol­chen Un­sinn, Char­ly. Wir Zei­tungs­boys ha­ben doch ein Le­ben wie die Kat­zen, sag­te neu­lich der Ma­schi­nen­meis­ter un­se­rer Zei­tung. Du wirst schon wie­der durch­kom­men! – Hast du denn Schmer­zen?«

»Ja, hier –« Der klei­ne Char­ly Beckers zeig­te auf sei­ne Brust.

»Ich habe dir Äp­fel mit­ge­bracht, willst du einen es­sen?«

Ein mü­des Lä­cheln husch­te über das schma­le Ge­sicht Char­ly Beckers: »Ich mag nicht, ich habe gar kei­nen Ap­pe­tit! Aber bit­te, gib mir et­was zu trin­ken.«

John Work­mann nick­te und be­gann für den kran­ken, klei­nen Ka­me­ra­den auf ei­nem Spi­ri­tus­ko­cher Was­ser heiß­zu­ma­chen, da­mit er Tee be­rei­ten konn­te.

»Weißt du, John«, be­gann der Klei­ne nach ei­ni­gen Mi­nu­ten Still­schwei­gens, »ich möch­te ja ganz ger­ne noch le­ben, denn ich habe mir doch vor­ge­nom­men, als Mil­lio­när zu ster­ben. Weißt du, wie der Har­ri­man,3 dem alle Ei­sen­bah­nen ge­hö­ren.«

»Ja, ja«, stimm­te John Work­mann bei, »Mil­lio­när muss eine fei­ne Sa­che sein. Da liegt man, wenn man krank ist, in ei­nem sei­de­nen Bett, hat Ärz­te um sich und kann rei­sen und wohnt in der Fifth Ave­nue. Aber – du – ich glau­be, wenn ein Mil­lio­när krank ist, dann nut­zen ihm die Mil­lio­nen auch nichts. – Sieh’ mal, der Rocke­fel­ler darf bloß Milch­sup­pe es­sen und der Har­ri­man konn­te über­haupt nichts mehr es­sen. – Da hilft für al­les Geld kein Dok­tor mehr.«

»Du hast recht, aber er hät­te sich eben frü­her hei­len las­sen sol­len und nicht war­ten, bis es zu spät ist. – Weißt du, der Ei­sen­bahn­kö­nig Har­ri­man war auch Zei­tungs­boy. Ich habe sein Bild an die Wand ge­na­gelt. – Wenn ich ster­ben soll­te, dann sollst du das Bild ha­ben. Es ist fast neu. Ich habe es für fünf Cent ge­kauft.«

»Rede doch nicht in ei­nem fort vom Ster­ben, Char­ly, du bist doch noch jung und kein al­ter Mann wie der Har­ri­man.«

»Es ster­ben auch Jun­gens«, mein­te Char­ly Beckers. »Und ich weiß nicht, seit­dem ich hier lie­ge, habe ich eine mäch­ti­ge Angst vor dem Ster­ben. – Hör’ mal zu, wenn ich tief atme, dann pfeift es hier drin ge­ra­de so, wie drau­ßen der Wind vom Fluss. Da muss was ka­putt sein! – Und furcht­ba­re Schmer­zen habe ich auch. Ich kann mich gar nicht be­we­gen.« –

John Work­mann blick­te mit erns­ten Au­gen auf den Klei­nen, dann horch­te er auf die pfei­fen­de Brust und sag­te:

»Du bist wirk­lich krank, Char­ly. – Soll ich dich in ein Kran­ken­haus brin­gen las­sen?«

Mit angst­voll auf­ge­ris­se­nen Au­gen blick­te Char­ly Beckers ihn an.

»Nein – nein, John. – Bit­te, tu das nicht. – Lass mich zu Hau­se. – Hier ist es viel schö­ner als in ei­nem Kran­ken­haus. – Da darf ich mei­ne Sa­chen doch nicht mit­neh­men.«

»Das darfst du al­ler­dings nicht. Aber sag’ mal, hast du gar kei­ne Ver­wand­ten in der Stadt?«

Der Klei­ne schüt­tel­te den Kopf.

»Nie­mand, John. – Seit mei­ne Mut­ter tot ist – vor ei­nem Jah­re – habe ich nie­mand mehr. – Da­mals woll­ten sie mich durch die Po­li­zei ins Wai­sen­haus brin­gen las­sen und – du weißt ja – ich rück­te aus und fand die­se Woh­nung.«

»Hast du denn kei­nen Va­ter?«

»Nein, John – mei­ne Mut­ter sprach nie von mei­nem Va­ter.« – »Nie­mals?«

»Nein – nie­mals, John.«

Und John Work­mann saß er­schro­cken da, starr­te in das fla­ckern­de Stall­licht und wuss­te nicht, was er sa­gen soll­te. – Ein Frös­teln über­lief ihn, als ob ein ihm un­be­kann­tes schwar­zes Ge­s­penst, das ihm Furcht ein­flö­ße, durch den Raum schlich. – Er ver­such­te, sich das Nicht­vor­han­den­sein ei­nes Va­ters zu er­klä­ren. – Sei­ne Mut­ter er­zähl­te ihm stun­den­lang aus dem Le­ben sei­nes Va­ters. – Nach lan­gen Se­kun­den frag­te er:

»Du hast kein Bild von dei­nem Va­ter?«

»Keins.«

»Ist er schon ge­stor­ben?«

»Ich weiß nicht.«

»Du hast nie et­was von ihm ge­hört?«

»Nie­mals, John.«

Da pack­te John Work­mann die fie­ber­hei­ße Hand sei­nes tod­kran­ken, klei­nen Ka­me­ra­den und sag­te:

»Du – Char­ly – das ist sehr trau­rig.«

Char­ly Beckers wuss­te nicht, wie John Work­mann das mein­te. Wäh­rend­des­sen war der hei­ße Tee ab­ge­kühlt und er reich­te Char­ly Beckers den Blech­topf, in wel­chem er den Tee auf­ge­brüht hat­te. Eine Tas­se war nicht vor­han­den.

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Dann stütz­te er ihn im Rücken und mit has­ti­gen Zü­gen trank der Fie­bern­de den Tee.

»Ach, das tat gut«, sag­te der Klei­ne und leg­te sich woh­lig auf sein ärm­li­ches La­ger zu­rück. »Jetzt möch­te ich schla­fen.«

»Fühlst du dich et­was bes­ser?«, frag­te John Work­mann.

Aber ver­ge­bens war­te­te er auf eine Ant­wort. Der Klei­ne hat­te die Au­gen ge­schlos­sen und lag er­mat­tet im Schlaf. –

Noch meh­re­re Se­kun­den lausch­te John Work­mann auf den has­tig ar­bei­ten­den Atem sei­nes Ka­me­ra­den, dann lösch­te er die qual­men­de La­ter­ne, öff­ne­te lei­se die Lat­ten­tür, an de­ren in­ne­re Sei­te als not­dürf­ti­ger Schutz ge­gen den Wind von Char­ly Beckers al­tes Sack­lei­nen ge­na­gelt war, und glitt die Lei­ter zum Hof hin­un­ter. – Im Lauf­tem­po kam er zu Hau­se an. Auf sein schril­les Klin­geln öff­ne­te die Mut­ter ängst­lich die Tür.

Aber ohne sie son­der­lich zu be­ach­ten, stürm­te John Work­mann zu sei­ner Kom­mo­de, riss den obe­ren Kas­ten auf und nahm ein Lein­wand­beu­tel­chen, das alle sei­ne Er­spar­nis­se ent­hielt, her­aus.

Die Mut­ter hat­te kaum noch Zeit, zu ru­fen:

»Was gibt es, John, wo willst du noch hin?«

Da war er schon wie­der aus der Woh­nung ver­schwun­den.

Meh­re­re Stra­ßen durch­eil­te er, bis er das fand, was er such­te, ein Mes­sing­schild, auf dem zu le­sen stand:

DR. HARPER
ARZT FÜR INNERE UND ÄUSSERE KRANKHEITEN.

»Was willst du?«, frag­te ein Ne­ger­boy, mit ge­ring­schät­zi­gem Blick John Work­manns ein­fa­che Klei­dung mus­ternd.

»Ich will den Dok­tor spre­chen!«

»Jetzt sind kei­ne Sprech­stun­den!«, er­wi­der­te der Ne­ger.

»Ach was!«, rief John Work­mann, »da­nach fra­ge ich dich nicht. Mel­de dei­nem Herrn, dass ich ihn spre­chen will.«

Der Ne­ger­boy, wel­cher einen Kopf grö­ßer war als John Work­mann, är­ger­te sich über den her­ri­schen Ton und woll­te, ohne et­was zu er­wi­dern, die Türe zu­schla­gen.

Aber John Work­mann sah das vor­aus und stell­te sei­nen Fuß zwi­schen die Tür, so dass der Ne­ger­boy sie nicht schlie­ßen konn­te.

Als er ihn jetzt mit Ge­walt aus der Tür drän­gen woll­te, flamm­te es in den dunklen Au­gen John Work­manns auf, sei­ne klei­ne har­te Faust ball­te sich zu­sam­men, und be­vor der Ne­ger­boy sich ver­tei­di­gen konn­te, gab ihm John Work­mann einen re­gu­lä­ren Bo­xer­hieb vor den Ma­gen.

Da öff­ne­te sich auf der rech­ten Sei­te des Flu­res eine Tür. Dr. Har­per, den der Lärm an­ge­lockt, er­schi­en.

»Was gibt es hier?«, frag­te er mit miss­mu­ti­gem Ge­sicht. Frei­mü­tig trat John Work­mann zu ihm und sag­te:

»Ich habe Ihrem schwar­zen Boy An­stand bei­ge­bracht, er scheint sich nicht für Ihr Ge­schäft zu eig­nen, Dok­tor.«

Dr. Har­per wuss­te nicht, was er er­wi­dern soll­te. End­lich frag­te er: »Ja, was willst du denn ei­gent­lich von mir!?«

John Work­mann blick­te ihn starr an, dann rief er:

»Sie schei­nen wohl nicht zu wis­sen, dass Sie ein Ge­schäft als Dok­tor ha­ben.« –

Be­vor sich der Arzt von sei­nem Er­stau­nen er­holt, war John Work­mann wie ein Wie­sel aus dem Hau­se ver­schwun­den und lief die Stra­ßen hin­un­ter, um einen an­de­ren Dok­tor zu fin­den.

»Ist das ein Narr«, sprach er zu sich selbst. »Fragt die Men­schen, was sie bei ihm wol­len. Er scheint wirk­lich nicht zu wis­sen, dass er Dok­tor ist. Ich möch­te nicht von dem be­han­delt wer­den!«

Jetzt blieb er vor ei­nem Schild ste­hen, auf dem ein Arzt na­mens »Wal­ter« ver­zeich­net war.

Als er ihm ge­gen­über­stand und ihn bat, mit ihm zu kom­men, sag­te der Dok­tor kurz:

»Der Gang kos­tet fünf Dol­lar. Hast du das Geld bei dir?«

John Work­mann maß den Arzt mit ei­nem stol­zen Blick und er­wi­der­te:

»Das ist selbst­ver­ständ­lich.«

Er knüpf­te den Lein­wand­beu­tel auf und be­gann dem Dok­tor in klei­ner Mün­ze den Be­trag von fünf Dol­lar auf den Tisch zu zäh­len. Es war eine statt­li­che Rei­he von Cent­stücken, bis die fünf Dol­lar auf dem Ti­sche auf­ge­zählt la­gen, und über die Hälf­te vom In­halt des Lein­wand­beu­tel­chens war ver­schwun­den.

Be­hut­sam, als fürch­te­te er sich schmut­zig zu ma­chen, zähl­te der Arzt die Mün­zen durch.

John Work­mann är­ger­te sich dar­über und sag­te:

»Ich bin Zei­tungs­boy, Dok­tor, und das Geld ist ehr­lich er­wor­ben! Sie brau­chen sich nicht zu ge­nie­ren, es zu neh­men!«

Ohne wei­te­re Wor­te zu ver­lie­ren, folg­te ihm der Dok­tor zu der Woh­nung des klei­nen Char­ly Beckers.

Es kos­te­te John Work­mann alle Über­re­dungs­küns­te, um ihn zu be­we­gen, die steil em­por­ge­hen­de ein­fa­che Lei­ter zu be­stei­gen.

Flu­chend und brum­mend voll­führ­te end­lich der Dok­tor das tur­ne­ri­sche Kunst­stück und muss­te tief ge­bückt, da er sich sonst den Kopf ge­sto­ßen hät­te, zu dem La­ger des klei­nen Char­ly Beckers hin­krie­chen.

Char­ly Beckers fan­ta­sier­te, als ihn der Arzt un­ter­such­te.

»Ist das dein Bru­der?«, frag­te er, nach­dem die Un­ter­su­chung be­en­det war.

»Nein, Dok­tor. Es ist mein Ka­me­rad. Es ist der jüngs­te un­ter uns Broad­way­boys.«

»Soso –«, er­wi­der­te der Dok­tor. »Dann kann ich dir ja die Wahr­heit sa­gen. Mit dem Boy wird nichts mehr an­zu­fan­gen sein. Er ist schwind­süch­tig und hat eine Lun­gen­ent­zün­dung da­zu­be­kom­men. Es hät­te nicht ein­mal Zweck, ihn noch in ein Kran­ken­haus brin­gen zu las­sen. Wer weiß, ob er noch bis mor­gen Abend lebt.«

»Ar­mer Char­ly«, flüs­ter­te John Work­mann und Trä­nen füll­ten sei­ne Au­gen. »Nun ist es nichts mit dem Mil­lio­närs­wer­den.«

»Nein«, sag­te der Dok­tor und muss­te lä­cheln, »da­mit ist es für den vor­bei.«

Dann ver­schrieb er ei­ni­ge Trop­fen, um die Schmer­zen des Kran­ken zu lin­dern, und be­gab sich wie­der nach Hau­se.

Ver­ge­bens war­te­te voll Un­ru­he und Sor­ge die Mut­ter in die­ser Nacht auf John, dass er nach Hau­se käme.

Erst am frü­hen Mor­gen, um die Zeit, als sie ihm wie sonst vor sei­nem Weg­gang den Kaf­fee mach­te, kam er an, setz­te sich mit ver­stör­tem, blas­sen Ge­sicht an den Tisch und sag­te:

»Ich war bis jetzt bei Char­ly Beckers. Der Dok­tor sag­te, bis zum Abend stirbt er. Ich wer­de heu­te Mit­tag nicht nach Hau­se kom­men, son­dern zu ihm ge­hen.«

»Hol’ dir nur kei­ne an­ste­cken­de Krank­heit!«, sag­te die Mut­ter.

»Ich weiß«, nick­te Work­mann. »Eine an­ste­cken­de Krank­heit kann ich auch sonst über­all be­kom­men; sor­ge dich nicht um mich.«

Da­mit ging er durch die dunklen Stra­ßen zu sei­nem Ar­beits­platz – zum Broad­way.


  1. Der New York He­rald war eine auf­la­gen­star­ke Zei­tung mit Sitz in New York City, die zwi­schen dem 6. Mai 1835 und 1924 exis­tier­te. Nach Tod des Her­aus­ge­bers ging der New York He­rald 1922 im Kon­kur­renz­blatt New York Tri­bu­ne auf.  <<<

  2. ein­spän­ni­ge Kut­schen  <<<

  3. Ed­ward Hen­ry Har­ri­man; 1848-1909; ame­ri­ka­ni­scher Ei­sen­bahn­un­ter­neh­mer, der auf Grund von Bör­sen­spe­ku­la­tio­nen welt­weit (so­gar in den USA) als Raub­tier­ka­pi­ta­list und Aus­beu­ter ver­schri­en war  <<<

2. Kapitel

An dem dun­kel­grau­en Win­ter­mor­gen ver­sam­mel­ten sich die Zei­tungs­boys vor dem Ge­bäu­de des Zei­tungs­rie­sen und, wie alle Mor­gen, stan­den die meis­ten von ih­nen bei dem Kü­chen­wa­gen des Zei­tungs­rie­sen, wel­cher je­dem Ar­men New Yorks, der es wünsch­te, des Mor­gens an die­ser Stel­le eine Blechtas­se mit heißem Kaf­fee und ein Stück Brot um­sonst ver­ab­reich­te.

Ent­setz­li­che Rei­hen des Elends ka­men frost­be­bend aus dem Dun­kel zu dem Wa­gen.

Fa­den­dünn um­schlos­sen schmie­ri­ge Lum­pen die Ent­gleis­ten, oft­mals durch große Lö­cher die käl­te­geröte­te Haut zei­gend.

Mit gie­ri­gen Au­gen späh­ten sie auf den Mo­ment, wo sie den er­sehn­ten hei­ßen Trank, das er­sehn­te Stück Brot er­hiel­ten. –

In ihre mü­den, aus­ge­hun­ger­ten Ge­sich­ter trat ein Schim­mer von neu­er Le­bens­hoff­nung, so sie mit zit­tern­den Hän­den den Blech­napf voll hei­ßen Kaf­fee zum Mun­de führ­ten und in das Brot hin­ein­bis­sen. –

Kein Laut wur­de un­ter ih­nen hör­bar.

Schweig­sam tauch­ten sie, wie Schat­ten ei­ner Welt des Grau­ens, aus dem halb­dunklen, ne­bel­brü­ten­den Broad­way, schweig­sam ver­schwan­den sie in dem­sel­ben Ne­bel­grau. –

Und doch – falls sie spre­chen woll­ten – sie konn­ten das Grau­en ver­kün­den.

Als John Work­mann zu dem Platz sei­ner Ka­me­ra­den kam, be­ant­wor­te­te er ih­ren lau­ten Gu­ten­mor­gen­gruß mit ei­nem stil­len Ni­cken des Kop­fes. Dann wink­te er ih­nen mit der Hand zum Zei­chen, dass sie ihm fol­gen soll­ten.

Die Boys wa­ren ge­wohnt, John Work­mann zu fol­gen.

Er war un­ter ih­nen un­zwei­fel­haft der In­tel­li­gen­tes­te, und manch ei­ner der Boys hat­te sich von ihm schon Rat und Aus­kunft ge­holt.

Er war un­ter den Boys das, was die Ame­ri­ka­ner mit dem Na­men »Boss« be­zeich­nen, d. h. auf Deutsch ein »Füh­rer«.

Die Zei­tungs­boys folg­ten ihm un­ter die Hal­le, wel­che von dem strah­len­den Licht aus dem Ma­schi­nen­raum er­leuch­tet war. In­dem sich John Work­mann ge­gen eine der mäch­ti­gen Spie­gel­schei­ben lehn­te, sag­te er mit lau­ter Stim­me, da­mit die Boys je­des Wort trotz der pol­tern­den und stamp­fen­den Ma­schi­ne hö­ren konn­ten:

»Wenn ei­ner von euch Char­ly Beckers noch ein­mal se­hen will, dann kann er heu­te Mit­tag nach der Schu­le mit mir kom­men. Char­ly Beckers wird heu­te ster­ben.«

Es war, als ob plötz­lich die Win­ter­käl­te sich auf die­se Schar le­bens­fri­scher und le­bens­mu­ti­ger Jun­gens mit ih­rem ei­si­gen Hauch ge­legt hät­te.

Das fro­he blit­zen­de Lä­cheln aus den fri­schen Ge­sich­tern war ver­schwun­den. Die Au­gen blick­ten ernst, und kei­ner von ih­nen ver­moch­te John Work­mann et­was zu ant­wor­ten.

Sie wuss­ten ja alle, dass Char­ly Beckers krank ge­wor­den, aber dass er so jung ster­ben soll­te, war für sie et­was Un­fass­ba­res.

»Kommt ihr mit?«, frag­te John Work­mann.

Da nick­ten alle Jun­gens mit dem Kopf, als Zei­chen, dass kei­ner von ih­nen zu­rück­blei­ben wür­de. –

An die­sem Mor­gen moch­ten sich die New Yor­ker dar­über wun­dern, dass kei­ner der Zei­tungs­boys mit dem ge­wöhn­li­chen gel­len­den In­dia­ner­ge­heul die Zei­tun­gen aus­rief, son­dern dass die Jun­gens mit merk­wür­di­gem Ernst ihr Ge­schäft aus­üb­ten.

John Work­mann hat­te nur die Mor­ge­n­aus­ga­be be­sorgt, dann war er, so schnell ihn sei­ne Füße tru­gen, zum klei­nen Beckers ge­eilt.

Als er in des­sen Schlaf­raum kroch, lag der Klei­ne mit Fie­ber­wan­gen und weit ge­öff­ne­ten Au­gen auf sei­nem La­ger. Er war so schwach, dass er kaum den Kopf em­por­he­ben konn­te, um zu se­hen, wer zu ihm her­ein­kam.

»Ich bin’s, Char­ly«, sag­te John Work­mann und hock­te sich ganz dicht an das La­ger des Kran­ken. – »Er­kennst du mich?«

»Ja«, hauch­te Char­ly Beckers, »ich habe schon ge­war­tet auf dich. Kurz be­vor du kamst, träum­te ich von ei­nem gol­de­nen En­gel, der durch die Tür her­ein­kam und mich mit sich neh­men woll­te. – Und dann be­kam ich wie­der furcht­ba­re Angst und wach­te auf. – – Gut, dass du da bist.«

John Work­mann nahm die ne­ben dem Bett ste­hen­de Me­diz­in­fla­sche und flö­ßte Char­ly Beckers ei­ni­ge Trop­fen zwi­schen die Lip­pen.

»Hast du noch Schmer­zen?«

»Nein«, flüs­ter­te Char­ly Beckers, »mir tut gar nichts weh. Ich glau­be, ich wer­de jetzt wie­der ge­sund.«

John Work­mann ver­such­te, zu lä­cheln.

»Na­tür­lich wirst du wie­der ge­sund, und jetzt pro­bier’ mal, ob du einen von den Äp­feln es­sen kannst, die ich dir mit­ge­bracht habe.«

Er gab Char­ly Beckers in jede Hand einen Ap­fel, was der aber nicht be­ach­te­te.

»Ich habe mir schon Sor­ge ge­macht«, flüs­ter­te er, »was aus mei­nen Sa­chen wer­den soll­te. Weißt du, hier un­ter mei­nem Kopf­kis­sen habe ich sie­ben Dol­lar lie­gen, die ich mir er­spart habe. – Und dann in der klei­nen Kis­te dort in der Ecke habe ich al­ler­lei Din­ge, die ich ge­sam­melt. – Da ist eine Ta­baks­pfei­fe, die ich am Broad­way fand. – Auch ein No­tiz­buch und ein Ta­schen­mes­ser und sons­ti­ge Klei­nig­kei­ten. Ich will das spä­ter al­les ein­mal, wenn ich reich wer­de, ge­brau­chen. Sieh mal, John, dann ist es doch ganz gut, wenn man ein Ta­schen­mes­ser und ein No­tiz­buch schon be­sitzt. Da braucht man es sich nicht erst zu kau­fen. Und rei­che Leu­te ha­ben sol­che Sa­chen! – Ich den­ke mir, wenn man das hat, kann man auch Mil­lio­när wer­den. Nicht wahr?«

»Ganz ge­wiss, Char­ly. – Du wirst ein Mil­lio­när.«

»Weißt du, John«, flüs­ter­te Char­ly wei­ter, »am meis­ten hät­te ich mich ge­fürch­tet, wenn man mich wie die ar­men Leu­te in ein Mas­sen­grab ge­wor­fen hät­te. Ich habe es mir im­mer am schöns­ten vor­ge­stellt, wie der rei­che Har­ri­man in ei­nem ei­ge­nen Gra­be zu lie­gen, und ein großer Stern muss auf dem Hü­gel ste­hen, dass alle Leu­te sa­gen: Hier liegt Char­ly Beckers, der Mil­lio­när.«

John Work­mann strei­chel­te ihm die Stirn und sag­te:

»Das wirst du al­les ha­ben, mein lie­ber Char­ly! Sprich nur nicht so viel, der Dok­tor hat es ver­bo­ten.«

»War denn ein Dok­tor hier?«

»Ja, Char­ly!«

»Ein wirk­li­cher Dok­tor?«

»Ein wirk­li­cher Dok­tor!«

»Aber wer hat ihn be­zahlt?«

»Ich habe ihn be­zahlt.«

»Wie viel hat das ge­kos­tet?«

»Fünf Dol­lar, Char­ly.«

»Hm –« nach­denk­lich sah der klei­ne Knirps auf die De­cke aus Sack­tü­chern. Dann hob er den Kopf ein we­nig, blick­te John Work­mann dank­bar an und sag­te:

»Du bist ein gu­ter Jun­ge, John, ich schul­de dir dem­nach fünf Dol­lar. Scha­de, den Dok­tor hät­test du spa­ren kön­nen, da ich nun wie­der ge­sund wer­de!«

Dann leg­te er sich mit dem Kopf zur Wand und schloss vor Er­schöp­fung die Au­gen.

John Work­mann aber saß still ne­ben dem La­ger sei­nes Ka­me­ra­den, lausch­te auf die un­re­gel­mä­ßi­gen Atem­zü­ge und be­kam Herz­klop­fen, wenn der Atem ein­mal län­ge­re Zeit aus­blieb.

So kam der Mit­tag her­an und die Zeit, wo die an­de­ren Boys vom Broad­way noch ein­mal Char­ly Beckers se­hen woll­ten.

Wohl an die hun­dert Jun­gens wa­ren es, die sich auf dem Hofe hin­ter dem Stall ver­sam­mel­ten und laut­los ei­ner nach dem an­dern zu dem en­gen Ver­schlag em­por­klet­ter­ten.

Und der klei­ne Ster­ben­de wach­te auf und freu­te sich, dass alle sei­ne Freun­de ge­kom­men wa­ren, ihn zu be­su­chen.

Je­der der Boys schüt­tel­te ihm die Hand und hat­te ein Trost­wort für ihn. –

Und Char­ly Beckers fühl­te sich, als sei er der Prä­si­dent, mit lä­cheln­dem Mun­de flüs­ter­te er:

»Sorgt euch nicht. – Mor­gen bin ich wie­der ge­sund –«

Im­mer mat­ter wur­de sein Lä­cheln, ein mü­der Schat­ten leg­te sich vor sei­ne Au­gen, er er­kann­te nichts mehr und mit ei­nem letz­ten Auf­fla­ckern sei­ner Le­bens­kraft flüs­ter­te er ster­bend:

»Mor­gen – ge­sund.«

Dann ver­sank das graue Licht des Win­ter­ta­ges in ewi­ge Nacht vor sei­nen Au­gen.

Char­ly Beckers war schon lan­ge tot, als sei­ne Ka­me­ra­den im­mer noch nicht wuss­ten, dass er nicht mehr un­ter ih­nen weil­te.

Erst als John Work­mann merk­te, dass die Hand des klei­nen Char­ly, wel­che er hielt, käl­ter und käl­ter wur­de, und die Au­gen sich nicht mehr öff­ne­ten, beug­te er sich über ihn und rief:

»Char­ly, willst du et­was trin­ken?«, und nach­dem er es mehr­mals ge­ru­fen, ohne Ant­wort zu be­kom­men, be­mäch­tig­te sich John Work­manns eine un­er­klär­li­che Furcht.

Mit zit­tern­den Hän­den nahm er die Me­diz­in­fla­sche und ver­such­te in Char­ly Beckers fest­ge­schlos­se­nen Mund ei­ni­ge Trop­fen zu gie­ßen. – Um­sonst.

Char­ly Beckers klei­ner Mund, der so fröh­lich plau­dern konn­te, war für im­mer ver­schlos­sen.

»Er ist sehr kalt«, flüs­ter­te John Work­mann sei­nen Ka­me­ra­den zu, »ich wer­de ihn in den Arm neh­men und ihn wär­men.«

»Es wird nichts nut­zen«, sag­te Har­ry Tom­son, »als mei­ne klei­ne Schwes­ter starb – wir schlie­fen im­mer in dem­sel­ben Bett – war sie auch ganz kalt. – Ich glau­be, Char­ly Beckers ist nun im Him­mel.«

Da wur­de es ganz still un­ter den Boys wie in ei­ner Kir­che. – Als ei­ner von ih­nen mit dem Fuß das Strohl­a­ger Char­ly Beckers be­rühr­te, dass es ra­schel­te, fuh­ren sie er­schreckt zu­sam­men und schli­chen zu ih­ren auf dem Hof wei­len­den Ka­me­ra­den.

Dort stan­den sie eng zu­sam­men­ge­drängt, als brü­te ein schwe­res Un­heil über ih­ren Köp­fen.

»Boys!«, sag­te John Work­mann mit trä­nen­feuch­ten Au­gen, »der klei­ne Char­ly ist tot. Sein letz­ter Wunsch war, so be­gra­ben zu wer­den, wie un­se­re Mil­lio­näre. Ich den­ke, wenn wir alle mal drei Tage lang hun­gern und un­se­ren Ver­dienst zu­sam­men­schmei­ßen, dann wird es da­für aus­rei­chen, dass wir dem klei­nen Char­ly auf ei­nem Kirch­hof in Long Is­land einen fes­ten Platz kau­fen und ihn in ei­nem schö­nen Sarg zu Gra­be tra­gen. Seid ihr alle da­mit ein­ver­stan­den?«

In die erns­ten Mie­nen der Boys brach­ten die Wor­te John Work­manns wie­der Son­nen­schein. Jetzt hat­ten sie eine Pf­licht an dem klei­nen Char­ly Beckers, ih­rem Ka­me­ra­den, zu er­fül­len!

Fast zu­frie­den ver­lie­ßen sie den Hof und be­ga­ben sich wie­der zu ih­rem Ar­beits­platz, zum Broad­way.

John Work­mann aber ging in den Raum des To­ten zu­rück. Nach­dem er noch­mals ei­ni­ge ban­ge Mi­nu­ten ver­geb­lich auf ein Le­bens­zei­chen von ihm ge­lauscht, be­gann er die Hab­se­lig­kei­ten – das Erbe des klei­nen Char­ly Beckers – zu­sam­men­zu­pa­cken.

Mit fast from­mer Scheu fass­te er die wert­lo­sen und doch für Char­ly Beckers einst­mals so kost­ba­ren Din­ge an.

Wie hat­te der klei­ne Knirps an den Sa­chen ge­han­gen!

John Work­mann er­in­ner­te sich, mit welch stol­zen Au­gen ihm Char­ly Beckers die Ta­baks­pfei­fe und das Ta­schen­mes­ser ge­zeigt. – Vor al­lem aber das No­tiz­buch! – Das soll­te Char­ly Beckers Weg­wei­ser zum Reich­tum wer­den.

Mit Trä­nen in den Au­gen schlug John Work­mann das klei­ne Buch auf.

Da stand auf der ers­ten Sei­te mit un­ge­len­ken Kna­ben­buch­sta­ben: »Char­ly Beckers« und dar­un­ter mit ro­ter Tin­te: »Mil­lio­när« – auch sei­ne Woh­nung war ge­nau an­ge­ge­ben.

Die­ser ärm­li­che Stall­ver­schlag un­ter dem Da­che war in Char­ly Beckers Fan­ta­sie sein Mil­lio­när­spa­last.

Dann stand auf den nächs­ten Sei­ten ge­nau an­ge­ge­ben, was Char­ly Beckers ver­aus­gabt und wie viel er ver­dient.

Mit ro­ter Tin­te hat­te er auf je­der Sei­te sei­ne Er­spar­nis­se un­ten aus­ge­schrie­ben. – Sie­ben Dol­lar wa­ren es auf der letz­ten Sei­te – und nun?

John Work­mann schau­te auf den stil­len Schlä­fer – in sei­ner Keh­le würg­te es – am liebs­ten hät­te er laut auf­ge­brüllt, dass der klei­ne tap­fe­re Kerl nun tot war.

Dann er­in­ner­te er sich, dass nie­mand bis jetzt bei dem To­ten ein Ge­bet ge­spro­chen. – Es zwang ihn förm­lich, das zu tun; und so knie­te er bei Char­ly Beckers nie­der und be­te­te mit hal­b­er­stick­ter Stim­me:

»Lie­ber Gott – der klei­ne Char­ly war ein gu­ter Jun­ge. – Du weißt das bes­ser als ich, und auch, dass er kei­nen Va­ter be­ses­sen. – Nun ist er bei dir, lie­ber Gott. – Amen!«

Dann nahm er die Hän­de des Klei­nen und, als ob er noch hö­ren kön­ne, sag­te er:

»Char­ly, du brauchst dich nicht zu sor­gen, du sollst ein schö­nes Grab ha­ben.«

Lei­se ver­ließ er jetzt den Raum, schloss ihn fest ab, und als er auf der Stra­ße war, wich die Trau­rig­keit von ihm und sein Ge­hirn be­gann, sich prak­tisch für Char­ly Beckers zu be­schäf­ti­gen.

Be­reits am Abend hat­te er das nö­tigs­te Geld zur Hand, und als zwei Tage ver­gan­gen wa­ren, fehl­ten ei­nes Nach­mit­tags auf dem Broad­way die ge­sam­ten Zei­tungs­boys, um Char­ly Beckers die letz­te Ehre zu er­wei­sen.

Ein pracht­vol­ler Lei­chen­wa­gen, wie ihn die dunkle Ost­sei­te von New York, in wel­cher das größ­te Elend und die bit­ters­te Ar­mut herrsch­ten, nie ge­se­hen, führ­te den Sarg des klei­nen Char­ly Beckers durch die Stra­ßen zum Broad­way.

Ein Mu­sik­korps, wel­ches einen fei­er­li­chen Trau­er­marsch spiel­te, schritt dem Sarg vor­an. Dicht hin­ter ihm ging John Work­mann, dem in lan­gem Zuge die Zei­tungs­boys vom Broad­way folg­ten.

Starr hin­gen die Au­gen von John Work­mann an den mäch­ti­gen wei­ßen Schlei­fen ei­nes Lor­beer­kran­zes, die wie ein Ban­ner von dem Sarg fast bis zum Bo­den hin­a­b­reich­ten und auf dem in großen Gold­let­tern ge­druckt stand:

»Ihrem to­ten Ka­me­ra­den Char­ly Beckers
Sei­ne Ka­me­ra­den vom Broad­way!«

Und die New Yor­ker stau­ten sich zu bei­den Sei­ten der Stra­ßen, wel­che der Zug pas­sier­te und blick­ten mit scheu­er Be­wun­de­rung auf die ärm­lich ge­klei­de­ten Zei­tungs­boys, wel­che ih­rem Ka­me­ra­den ein so glän­zen­des Be­gräb­nis zu­teil­wer­den lie­ßen.

Als der Zug vor dem Ge­bäu­de der Zei­tung lang­sam vor­über­kam, mach­te der Zei­tungs­rie­se in sei­nen kost­ba­ren Ar­beits­mi­nu­ten eine Pau­se.

Die Ar­bei­ter ver­lie­ßen die Ma­schi­nen, die un­er­müd­li­chen rie­si­gen Wer­ke stan­den still.

Drei­mal neig­te sich die Flag­ge am Fah­nen­mast des Zei­tungs­rie­sen vor dem Sarg sei­nes Zei­tungs­boys, als wäre er ein Fürst.

Vom Broad­way bis zu dem Fähr­boot, das den Sarg des klei­nen Char­ly Beckers nach Long Is­land hin­über­set­zen muss­te, stan­den die Men­schen­mas­sen dicht ge­drängt, und zum ers­ten Male flüs­ter­ten sie sich den Na­men ei­nes spä­te­ren Ge­wal­ti­gen un­ter ih­nen von Mund zu Mund:

»John Work­mann.«

Wie ein Lauf­feu­er ging es durch die Men­schen­mas­sen, dass John Work­mann es war, der das Be­gräb­nis zu­stan­de ge­bracht hat­te. Tau­sen­de von Au­gen sa­hen neu­gie­rig auf das blas­se Ge­sicht des blond­lo­cki­gen zwölf­jäh­ri­gen Kna­ben, der hin­ter dem Sarg schritt.

Und die wirk­lich Se­hen­den konn­ten auf dem Ant­litz John Work­manns den Adel sei­ner In­tel­li­genz wie ein pro­phe­ti­sches Leuch­ten für eine große Zu­kunft lie­gen se­hen.

Als der be­glei­ten­de Pre­di­ger das Ge­bet über der Gru­be ge­spro­chen, trat John Work­mann an das Grab und warf als letz­te Lie­bes­tat drei Hän­de voll Erde auf Char­ly Beckers letz­te Ru­he­stät­te.

Dann sag­te er:

»Boys! – Wenn Char­ly Beckers bei uns ste­hen wür­de, dann könn­tet ihr se­hen, wie sehr er sich über das schö­ne Be­gräb­nis freu­te, das wir ihm ge­ge­ben ha­ben. – Für Char­ly Beckers dan­ke ich euch und wün­sche, dass ihr ein­mal ein eben­so schö­nes Grab be­kommt wie un­ser Char­ly Beckers.«

Als John Work­mann am Abend still und schweig­sam sei­ne Woh­nung auf­such­te, emp­fing ihn sei­ne Mut­ter zum ers­ten Male mit ei­ner scheu­en Ehr­furcht, als sei es nicht ihr Jun­ge, son­dern ein Frem­der.

Eine Stun­de, be­vor er ge­kom­men, hat­ten ihr Nach­ba­rin­nen die Abend­zei­tun­gen ge­bracht, und an ers­ter Stel­le konn­te sie den Na­men ih­res Jun­gen le­sen mit großen Buch­sta­ben, wie sie die Zei­tun­gen nur bei Kö­ni­gen, Fürs­ten oder großen Er­eig­nis­sen ge­brauch­ten. Und dar­un­ter die Be­schrei­bung vom Be­gräb­nis des klei­nen Char­ly Beckers nebst Bil­dern.

Wie eine Hel­den­tat prie­sen die Zei­tun­gen John Work­manns Tat.

Die Au­gen voll Trä­nen um­arm­te ihn sei­ne Mut­ter und rief im­mer wie­der:

»John, mein lie­ber gu­ter John!«

John Work­mann aber wehr­te sei­ne Mut­ter sanft ab und sag­te:

»Weißt du, Mut­ter, seit drei Ta­gen habe ich kaum ge­ges­sen noch ge­schla­fen. Schaf­fe mir jetzt Abend­brot und dann will ich mich zu Bett le­gen.«

Als John Work­mann im Bett lag, at­me­te er er­leich­tert auf.

Er dach­te an den klei­nen Char­ly Beckers, der nun doch nach sei­nem Tode wie ein Mil­lio­när in ei­nem vor­neh­men Gra­be in Long Is­land lag. – Nicht un­ter den Sand­dü­nen drau­ßen am Ozean, wo man die Grab­stät­te statt ei­nes Na­mens nur mit ei­nem Holz­pfahl be­zeich­net, auf dem eine Num­mer ge­schrie­ben – Char­ly Beckers konn­te zu­frie­den sein!

Auf sein Grab kam ein Stein, auf dem ein je­der le­sen konn­te, dass hier Char­ly Beckers letz­te Ru­he­stät­te war.

Als John Work­mann am nächs­ten Tage er­wach­te, be­gab er sich, wie stets zur ge­wohn­ten Zeit, zu sei­nem Ar­beits­platz.

Als er an den Schal­ter trat, um sei­ne Zei­tun­gen in Empfang zu neh­men, schob ihm der alte Be­am­te einen Brief zu und sag­te:

»Lies den, John. Ich glau­be, man kann dir gra­tu­lie­ren!«

Er­staunt nahm John Work­mann den Brief, wel­cher sei­nen Na­men trug und in ei­nem Ku­vert steck­te, wie es der Zei­tungs­rie­se ge­brauch­te.

Aber erst, nach­dem er sei­ne Mor­ge­n­aus­ga­be in den Hoch- und Un­ter­grund­bah­nen ver­kauft, nahm er sich die Zeit, den Brief zu öff­nen. Mit er­staun­ten Au­gen las er:

Dear Sir!

Im Auf­tra­ge des Mis­ter Ben­nett1 habe ich Ih­nen mit­zu­tei­len, dass Sie heu­te zwi­schen 2 und 3 Uhr sich in sei­nem Büro ein­fin­den möch­ten.

Hochach­tungs­voll
Ge­or­ge Ty­ler, Se­kre­tär.

Zwei­mal las John Work­mann den Brief. Dann wur­de er glü­hend rot.

Scheu steck­te er das Schrei­ben in sei­ne Brust­ta­sche und be­nutz­te zum ers­ten Mal in sei­nem Le­ben die Stra­ßen­bahn, um schnel­ler nach Hau­se zu kom­men. Er woll­te sei­nen An­zug wech­seln.

Zum ers­ten Male auch ge­sch­ah es, dass er als »Herr« an­ge­re­det wur­de.

Und der­je­ni­ge, der ihn als Herr an­re­de­te, war ei­ner der Mäch­tigs­ten der Welt, ei­ner der ers­ten Mil­lio­näre: der Be­sit­zer der un­ge­heu­ren Ma­schi­nen, der Ar­beit­ge­ber von Tau­sen­den von Men­schen, ein Kö­nig in sei­nem Rei­che.


  1. Ja­mes Gor­don Ben­nett ju­ni­or, 1841-1918; ame­ri­ka­ni­scher Zei­tungs­ver­le­ger, Sohn und Erbe des gleich­na­mi­gen Grün­ders und Her­aus­ge­bers des New York He­rald, Ja­mes Gor­don Ben­nett Sr. über­nahm 1866 die Verant­wor­tung für den Ver­lag.  <<<

3. Kapitel

Als John Work­mann die brei­te Mar­mor­trep­pe im Ge­bäu­de des Zei­tungs­rie­sen zu dem im ers­ten Stock­werk be­find­li­chen Empfangs­raum em­por­stieg, er­schi­en es ihm gar nicht so au­ßer­ge­wöhn­lich, trotz­dem er noch nie in sei­nem Le­ben über mit ro­ten Samt­läu­fern be­leg­ten Mar­mor­stu­fen ge­schrit­ten war.

Auch der dun­kel ge­tä­fel­te Empfangs­saal mit den mäch­ti­gen, mit grü­nem Tu­che be­spann­ten Ti­schen, auf de­nen Zei­tun­gen und Bü­cher aus al­ler Her­ren Län­der zur An­sicht la­gen, im­po­nier­te ihm nicht.

Als sei es et­was Selbst­ver­ständ­li­ches, nahm er in ei­nem der be­que­men, rot­le­der­nen Ses­sel Platz und war­te­te der Din­ge, die nun kom­men muss­ten.

Es dau­er­te nicht lan­ge, so nä­her­te sich ihm ein vor­nehm ga­lo­nier­ter1 Die­ner, wel­cher die Be­su­cher nach ih­ren Wün­schen zu fra­gen hat­te.

Von dem Empfangs­raum gin­gen wohl ein Dut­zend Tü­ren nach den ver­schie­de­nen Rich­tun­gen des Zei­tung­s­pa­las­tes und brach­ten die Be­su­cher zu den ver­schie­de­nen Re­dak­tio­nen.

Da war ein ewi­ges Kom­men und Ge­hen.

Hun­der­te von Men­schen ka­men tag­täg­lich in den Saal, um mit ih­ren An­lie­gen die Re­dak­tio­nen des Zei­tungs­rie­sen auf­zu­su­chen.

Es gab viel­leicht kei­ne Na­ti­on in der Welt, die nicht täg­lich hier ver­tre­ten war: Be­tur­ban­te In­der, Tür­ken mit dem Fez, Per­ser mit Lamm­fell­müt­zen, Chi­ne­sen mit blaus­ei­de­nen Kafta­nen und eben­holz­schwar­ze Ne­ger; Kau­ka­si­er, Fran­zo­sen, Ita­lie­ner, Deut­sche und Eng­län­der. – Ja, selbst die Es­ki­mos der letz­ten Nord­pol­ex­pe­di­ti­on hat­ten den Raum schon be­tre­ten.

Alle Spra­chen der Welt durch­schwirr­ten den mäch­ti­gen Saal. Kein zwei­ter Platz der Welt konn­te eine der­ar­tig in­ter­essan­te Ge­sell­schaft auf­wei­sen wie der Empfangs­raum des Zei­tungs­rie­sen.

Aber nicht nur Aus­län­der wa­ren hier zu tref­fen, son­dern auch vie­le Mit­bür­ger John Work­manns, um sich Rat und Aus­kunft oder auch Hil­fe zu ho­len.

Und für alle wuss­te der gi­gan­ti­sche Ap­pa­rat des Zei­tungs­rie­sen Rat zu schaf­fen!

Da ka­men arme Leu­te, wel­che kei­ne Feue­rung be­sa­ßen, und er­hiel­ten von ihm für den gan­zen Win­ter das Brenn­ma­te­ri­al. Da wa­­­­­­­­­­­­