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Wolfgang Brenner

Stinnes ist tot

Kappes achter Fall

Kriminalroman

Jaron Verlag

Wolfgang Brenner, geboren 1954 im Saarland, arbeitet als freier Schriftsteller, Journalist und Filmemacherin Berlin und im Hunsrück. Neben Drehbüchern für das deutsche und französische Fernsehen schrieb er auch zahlreiche Romane und Satiren. Sein Debüt beim Jaron Verlag gab er 2008 mit «Honeckers Geliebte», einem Kriminalroman aus der Reihe «Berliner Mauerkrimis».

Originalausgabe

1. Auflage 2009

© 2009 Jaron Verlag GmbH, Berlin

1.digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und

aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

www.jaron-verlag.de

Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

Satz: LVD GmbH, Berlin

Druck und Bindung: CPI–Clausen &Bosse, Leck

ISBN 9783955520076

Für meinen Vater.
In Dankbarkeit.

EINS

ALLE FIEBERTEN der Verabschiedung des Chefs entgegen. Alle außer Kappe. Klar, auch er hatte von Canow nie besonders leiden mögen. Aber der Kriminalkommissar Hermann Kappe lechzte nicht nach einfachen Triumphen. Zumal der Abgang des Chefs keiner war, auch wenn die anderen das glaubten. Von Canow wurde ja nicht sofort in den unverdienten Ruhestand geschickt. Er wurde vorher noch befördert. Ins Preußische Innenministerium, als Unterunterstaatssekretär. Hieß es zumindest im Polizeipräsidium am Alexanderplatz.

«Det ist so wat wie ’n Bureaubote», hatte Galgenberg getönt. «Famoser Aufstieg für den ollen von Canow.»

Kappe wusste es besser. Von Canow würde in der Personalabteilung der Polizeiführung des Ministeriums noch ein paar Monate sein Unwesen treiben und dafür sorgen, dass halbadelige und adelige Verwandte aus der hintersten Mark, die beim Militär von wichtigen Offiziersrängen hatten ferngehalten werden können, sich nun ungestört im höheren Polizeidienst wichtig machen konnten. Womöglich begegnete man dem Sesselpupser später auf irgendeiner Chefbesprechung wieder, und er machte einen vor den Kollegen aus den anderen Abteilungen lächerlich, indem er augenzwinkernd die Erinnerung an die gemeinsamen Razzien im Rotlichtbezirk beschwor. «Zum Kringeln, Kappe, was? Erinnern Se sich noch an die Kleene mit dem Hottentottensteiß? Mann, die hatte es aber drauf.» Dabei hatte von Canow sein Bureau während der Arbeitszeit höchstens zum Mittagessen oder zum Schleimen beim Polizeipräsidenten verlassen.

Doch Galgenberg ließ sich seine gute Laune nicht verderben. «Mensch, Kappe, oller Schwarzseher, sollen se doch dem Freiherrn von Canow im Innenministerium meinetwejen ’nen Maialtar bauen und ihn in Aspik einlegen. Hauptsache is, wir sind die taube Nuss ein für alle Mal los. So musste denken, Kappe! Nich immer nur miesepetrig in die ferne Zukunft blicken. Det Unglück der Beamten im Ministerium ist unser Glück, Kappe.»

Doch Kappe lächelte nur mitleidig. «Von Canow war gar nicht so übel.»

Galgenberg verschluckte sich fast vor Empörung. «Von Canow? Jar nich so übel? Dir ham se wohl mit dem Klammersack jepudert, Kappe! Wat meinste, wer hier seit Jahren unsere Beförderungen vahindert hat?»

«Warum hätte von Canow das tun sollen, seine eigenen Leute oben schlechtmachen?», fragte Kappe.

Galgenberg tippte sich heftig an die Stirn. «Weil es sonst so ausjesehen hätte, als würden wir hier die Arbeit machen.»

«Tun wir doch auch», entgegnete Kappe.

«Klar, aber olle von Canow hat det nach außen immer so aussehen lassen, als wäre er der große Sarrasani in diesem kleenen Flohzirkus. Beförderungen der begriffsstutzigen und stinkfaulen Mitarbeiter hätten nich in’t schöne Panorama jepasst, Kappe.»

Es stimmte. Kappe hätte mit seinen Erfolgen und der Zuverlässigkeit, die er seit Jahren bewiesen hatte, in jeder anderen Abteilung längst Oberkommissar sein müssen.

Klara drängte ihn schon, sich doch versetzen zu lassen, wenn er in seiner Abteilung nicht weiter kam. Sie rechnete natürlich mit der kleinen Gehaltsaufbesserung. Die hätten sie gut gebrauchen können.

Aber Kappe dachte anders. Er machte seine Arbeit. Das Maß für die Qualität verwaltete er selbst. Er wusste, was er tat und wie ernsthaft er es tat. Er beobachtete sich selbst. Hermann Kappe war Kappes Chef. Und er war ein strenger Chef. Nichts ließ er sich durchgehen. Rein gar nichts. Das hatte etwas mit Würde zu tun.

Kappe war nicht kleinlich. Weder mit Geld noch mit Zeit. Aber wenn es um seine Würde ging, konnte er sehr penibel sein. Das war das Erbe von Wendisch Rietz. Kappe war sich selbst so viel wert, wie seine Arbeit wert war – in seinen Augen, nicht in denen von von Canow oder anderen. Was andere dazu zu sagen hatten, interessierte ihn wenig. Sich um das Lob der anderen zu bemühen kam ihm nicht in den Sinn. Entweder beförderten sie ihn, oder sie beförderten ihn nicht. Wichtig war nur, wie er selbst die Ergebnisse seiner Arbeit beurteilte. Deshalb hatte er angesichts des stillschweigenden Beförderungsstopps, den von Canow über die Abteilung verhängt hatte, auch nur lachen können. Sollte er doch! Kappe wusste selbst, was er an sich hatte. Und er wusste, dass die Berliner Polizei – von Canow hin oder her – dumm wäre, wenn sie auf ihn verzichten würde. Es gab wenige Kommissare, die mit vergleichsweise geringem Aufwand solche Erfolge vorweisen konnten wie er. Das wurde aus Gründen der Kollegialität nie offen gesagt, aber jeder wusste es.

Kappe brauchte nur eines: Er musste in Ruhe gelassen werden. Und in dieser Hinsicht hatte er sich über von Canow nicht beschweren können. Insofern fiel es einem Hermann Kappe nicht so leicht, sich über den Weggang seines Chefs zu freuen. Er seufzte. «Wer weiß, was jetzt auf uns zukommt?»

Galgenberg schlug ihm mit solcher Wucht auf die Schulter, dass Kappe für einen Moment die Luft wegblieb. «Kann nur besser werden.»

Wie alle Kommissare musste auch Hermann Kappe mehrmals in der Woche hinüber zur Dircksenstraße. Dort war die Gerichtsstube des Polizeipräsidiums, eine Art Schnellgericht, das sich zunehmender Beliebtheit erfreute – bei der Berliner Polizei ebenso wie bei den Ganoven.

In der Gerichtsstube hatten nur diejenigen Täter etwas zu suchen, die auf frischer Tat ertappt worden waren. Ihr Fall sollte rasch erledigt werden und gar nicht erst das weitläufige und undurchschaubare Röhrensystem des Moabiter Großgerichts ver-stopfen. Was dort erst nach Wochen zur Verhandlung kam, wurde hier binnen Minuten zu einem Abschluss gebracht. Dafür musste man auf beiden Seiten Einbußen hinnehmen.

In der Dircksenstraße wurden keine Zeugen vernommen, was die Angelegenheit fast schon elegant machte. Auch verzichtete man einvernehmlich auf das weitschweifige Verlesen eines Eröffnungsbeschlusses durch den Richter, obwohl es einen Richter gab. Der Staatsanwalt trat einfach mutig vor und sagte: «Ich klage an!» Schon ging es los.

Kappe wunderte sich oft darüber, wie unverzüglich die Gerechtigkeit ihren Gang ging, wenn man auf das übliche Brimborium der Moabiter Gerichtsbarkeit verzichtete und sich alle Beteiligten einig darüber waren, dass die Sache möglichst schnell und ohne unnötiges Aufsehen zu bewältigen war. Allerdings war es gerade diese Einigkeit, die den gerne etwas umständlichen Kommissar Kappe misstrauisch werden ließ.

So pflegte der Richter in der Dircksenstraße bei größeren Verbrechen den mutmaßlichen Täter zu fragen, ob er sein Verfahren bei den langsamer und ordentlicher arbeitenden Juristen in Moabit nicht besser aufgehoben sähe.

Erstaunlicherweise hatte Kappe noch nie einen Angeklagten erlebt, der dieses doch recht großzügige Angebot des Schnellrichters angenommen hätte. Deshalb fragte er sich oft, wenn er in der Dircksenstraße auf der engen Bank der Polizeibeamten saß, ob an der ganzen Sache nicht etwas faul sei. Warum sonst fanden sich die Ganoven so gerne dazu bereit, sich ohne Anwalt und ohne ordentliche Hauptverhandlung verurteilen zu lassen? Auch dass kaum einer nach seiner Verurteilung in der Dircksenstraße Rechtsmittel gegen die oft atemlos gefällten Entscheidungen einlegte, machte Kappe stutzig. Waren die Berliner Ganoven etwa scharf auf schnelle und oft unüberlegte Strafen? Oder fehlte ihnen einfach nur die Zeit für das langwierige Verhandeln in den ehrwürdigen Fluren des mächtigen Moabiter Gerichtsgebäudes?

Dabei verkannte Kappe aber auch nicht die Nützlichkeit der polizeilichen Gerichtsstube. Wusste er doch, dass viele, die auf ihre Verhandlung in Moabit warteten, während dieser Wartezeit neue Verbrechen begehen konnten, wenn man sie nicht in Untersuchungshaft gesteckt hatte. Kappe, der Praktiker, kam nicht umhin, die Vorzüge dieser seltsamen Einrichtung in der Dircksenstraße für den Polizeialltag zu würdigen. Die Täter kamen vom Tatort aus, wo man sie ja erwischt hatte, gleich vor Gericht. Sie waren sozusagen noch frisch, trugen noch den Staub ihrer unehrlichen Tätigkeit auf den Kleidern und hatten in der einen Nacht, die sie vielleicht in einer Polizeizelle verbracht hätten, noch keine Muße gehabt, sich eine ausgebuffte Verteidigung, also langwierige Ausreden, auszudenken.

Allerdings handelte es sich bei den Delinquenten in der Dircksenstraße meistens um arme Würstchen, denen man die Not, aus der heraus sie Diebstähle oder Einbrüche begangen hatten, noch ansah. Selten trat in der Dircksenstraße einer auf, der eine Arbeit hatte. Fast alle gaben an, Angst vor Hunger und Kälte zu haben. Und man glaubte ihnen unbesehen.

Die Mörder, mit denen Kappe zu tun hatte, kamen natürlich nicht in die Dircksenstraße. Aber er kam während seiner täglichen Arbeit oft genug mit anderen Tätern in Berührung, zu deren Taten dann seine Aussagen erwünscht waren.

Was Kappe hingegen genoss, war die überraschend freundliche Atmosphäre in der Gerichtsstube. Niemand musste sich beweisen, niemand stellte sich in Positur – es fehlte ja das große Publikum. Der Staatsanwalt war an einer flotten Erledigung interessiert, denn nebenbei hatte er noch einige aufreibendere Sachen in Moabit über die Bühne zu bringen.

Die Klausur ersparte vielen armen Teufeln das Zuchthaus, denn in der Dircksenstraße war öfter als in den großen Gerichtssälen von mildernden Umständen die Rede.

Warum auch nicht, dachte sich Kappe. In diesen schweren Zeiten verdiente doch jeder mildernde Umstände, sogar er und erst recht seine Klara. Er ertappte sich in letzter Zeit oft dabei, dass er sich ausmalte, wie gering die Anlässe, wie gewöhnlich die Umstände sein konnten, dass auch er oder seine Klara vom rechten Pfad abkamen. Das Leben in Berlin war sechs Jahre nach Kriegsende ein verbissener Kampf geworden, nichts wurde einem geschenkt, und es gab genügend Gestrandete in den Straßen der großen Stadt, die nicht schlechter waren als er oder Klara, denen es aber bedeutend schlechter ging. In solch einem Käfig konnte jeder innerhalb eines Tages vom Helden zum Verlierer werden. Das erlebte Kappe ständig, schließlich hatte er mit beiden zu tun – mit Verlierern allerdings bedeutend häufiger als mit Helden. Wenn alles durcheinandergewirbelt wurde und jeder sowohl oben als auch unten mitschwimmen konnte, war es da nicht beruhigend, dass es eine Dircksenstraße gab, in der nicht so genau bemessen wurde und gerne von mildernden Umständen die Rede war, sei es auch nur aus Zeitersparnis und aus Gründen der juristischen Effizienz?

Dabei waren die Zustände in der Gerichtsstube eigentlich gar nicht dazu geeignet, diese angenehme Assoziation bei Kappe zu erwecken. Es handelte sich lediglich um ein großes Zimmer, dessen drei Fenster auf die Gleise der Stadtbahn hinausgingen, wo unablässig S-Bahnen und Fernzüge vorbeirauschten, um den Menschen in der Stube zu zeigen, wie wenig ihre Bemühungen um Gerechtigkeit und Eile den großen Gang der Dinge aufhalten konnten.

Vor dem mittleren Fenster saß auf seinem Podium der Schnellrichter, das Tageslicht im Rücken, wie es sich für einen Vertreter der Justitia gehörte. Zu seinen Seiten kauerten der Staatsanwalt und der Schreiber, den es der Ordnung halber sogar in der Dircksenstraße gab.

Hinter zwei Holzschranken spielte sich nun der Publikumsverkehr ab. Von draußen wurden unablässig neue Angeklagte hereingeführt. Sie warteten sozusagen in Reserve, damit das Schnellgericht nicht leerlief. Auch gab es in der ohnehin kleinen Stube eine Ecke für das Publikum, das zugelassen war. Selbst wenn es schnell ging, durfte das Volk zuschauen. So viel Zeit musste in einer Demokratie dann doch sein.

Allerdings hatte Kappe den Eindruck, dass sich unter den Zuschauern vor allem bleiche Gerichtsreferendare befanden, die erschrocken verfolgten, wie schnell man der Gerechtigkeit Genüge tun konnte, wenn man die Erlaubnis von oben dazu hatte, und natürlich befreundete Ganoven, die den Kollegen beistanden oder lernen wollten, wie man auch vor dieser Institution mit Bravour bestand.

Diesmal musste Kappe warten, bis sein Fall an die Reihe kam. Vor ihm befand sich ein glattrasiertes Köpfchen in einem bunten Wollschal. Der Mann hatte nachts auf der Friedrichstraße schwarz mit Zigaretten gehandelt und war erwischt worden, was bei dem auffälligen Schal kein Wunder war, wie Kappe fand.

Der Richter fragte: «Sie haben keine Wohnung – wo schlafen Sie denn?»

«Det kann ick dem Herrn Richter nur unter vier Oogen saren.» Damit gab sich der Richter achselzuckend zufrieden und kam nun zur unzweifelhaften Tat.

«Nein, ick habe nich jehandelt», beteuerte der Angeklagte. «Ick hab nur an der Ecke jestanden, weil ick früher dort jehandelt habe und meener Kundschaft viele Zigaretten uff Kredit jejeben habe. Nun wollte ick die Schulden eintreiben. Da kam der Beamte, der mir kennt, und will bei mir Zigaretten koofen, und da falle ick darauf rein. Wie darf denn der Beamte bitte schön nachts um zehn Uhr Zigaretten koofen?»

Kappes Kollege erhob sich und erklärte: «Der Angeklagte hat immerzu ‹Zigaretten, Zigaretten› vor sich hin gemurmelt.»

Daraufhin sprach das Gericht in bemerkenswerter Schnelligkeit sein Urteil: Dreißig Mark Geldstrafe oder sechs Tage Haft.

Kappe hielt das für angebracht, wenn man bedachte, was dem darbenden Staat und damit den hungernden Familien entging, wenn Schwarzhändler Zigaretten auf den Straßen anboten.

Der Verurteilte schien das auch so zu sehen, denn er trat die Haft auf der Stelle an.

Das nächste Urteil hingegen fand Kappe angesichts der Verhältnisse in der Dircksenstraße geradezu drakonisch.

Es trat eine Frau auf, die die vierzig schon überschritten haben musste. Würdig zwar, aber ärmlich gekleidet und verhärmt. Wie sich schnell herausstellte – auch das ging in der Dircksenstraße schnell –, war sie wegen Einbruchsdiebstahl vorbestraft und hatte deswegen im Zuchthaus gesessen. Sie war an diesem Tag wegen «intellektueller Urkundenfälschung» und Führung eines falschen Namens angeklagt.

Die Frau hatte einem Bettler Schmiere gestanden und war zusammen mit diesem aufgefallen. Das allein wäre noch kein Grund gewesen, einen solchen Aufriss zu machen. Aber sie beging einen tragischen Fehler: Als sie ins Polizeigefängnis eingeliefert wurde, gab sie dem Protokollanten einen falschen Namen an. Sie trug also mit ihrer Angabe dazu bei, dass ihr Falschname in das amtliche Dokument gelangte. Das nannten die Juristen, wie Kappe wusste, «intellektuelle Urkundenfälschung». Ein Straftatbestand, den Kappe nie so richtig hatte einsehen können, denn das Protokoll wurde ja durch den Falschnamen nicht gefälscht. Es war so echt wie der protokollierende Beamte im Polizeigefängnis.

Nun, der Richter vermutete, die Frau könnte den Falschnamen angegeben haben, um eine noch schwerere Straftat zu vertuschen, und verurteilte das arme Ding zu zwei Wochen Gefängnis wegen besagter «intellektueller Urkundenfälschung» und noch einmal zu einer Woche Haft wegen Führen eines falschen Namens.

Kappe wurde wütend. Nicht nur, dass die Frau erst durch die Polizeiaktion in die Verlegenheit gekommen war, ihren Namen angeben und damit eine «intellektuelle Urkundenfälschung» begehen zu müssen. Mit der zweiten Strafe wurde sie für dasselbe Delikt noch einmal verurteilt. Und es fuhr ihm ein Stich durch die Brust, ein intellektueller Stich sozusagen, als er daran dachte, dass Klara, falls ihm im Dienst mal etwas zustoßen sollte, vielleicht auch in eine solche Zwickmühle der Gerechtigkeit geraten könnte.

Dann kam es noch dicker: Ein junger Bursche gab alles sofort zu. Er war in der Chausseestraße am Vormittag in ein Kino eingedrungen und hatte eine Tafel Schokolade und eine Violine erbeutet. Die Schokolade hatte er auf der Straße verschlungen, die Violine für fünf Mark verkauft. Davon konnte er zwei Tage lang leben. Als das Geld alle war, hatte er sich der Polizei gestellt.

Der Richter redete ihm zu: «Das ist schwerer Einbruch, ein Verbrechen, das vor einem ordentlichen Gericht abgehandelt werden müsste.»

Doch der Junge sagte bloß: «Nee, nee, det is hier richtig.» Der Staatsanwalt plädierte für Härte: «Der Mann zeigt keine Reue. Und freiwillig gestellt hat er sich doch nur, weil er keine Arbeit hat und bei der Kälte in Berlin eine Unterkunft braucht.»

Daraufhin wartete Kappe seinen Fall gar nicht mehr ab und floh tief bedrückt nach Hause.

ZWEI

DIE VERABSCHIEDUNG fand am nächsten Tag in von Canows Zimmer statt. Die engsten Mitarbeiter waren anwesend. Von Canow hatte Bier und Schrippen mit Schinken holen lassen. Für jeden eine Flasche und eine Schrippe. Er trug seinen Sonntagsanzug und eine verschämte Osterglocke im Revers. Andere Blumen gab es im April noch nicht. Von Canow hielt eine Rede, während Galgenberg unentwegt zu dem kleinen Rauchtisch mit den offenen Bierflaschen hinüberschaute. Kappe wusste genau, was sein Kollege dachte:«Beeil dich, von Canow, das Bier steht ab!»

Und von Canow kam wirklich schnell zum Ende. Er hatte sich sowieso nur eine Würdigung seiner Verdienste vorgenommen, und diese Aufgabe erledigte sich selbst bei äußerster Sorgfalt recht flott. Kein Wort des Lobes für die Zusammenarbeit. Keine guten Wünsche für die Zukunft der Abteilung. Nur von Canow, von Canow, von Canow.

Galgenbergs säuerlichem Gesicht sah man an, dass er die Schrippen hart werden hörte.

Doch dann, als alle schon dachten, von Canow würde in einer Geste unerhörter Großzügigkeit das Büfett freigeben, flog plötzlich die Tür auf, und zwei Herren stürmten herein. Der eine war der stellvertretende Polizeipräsident Weiß, den anderen hatten sie noch nie in ihren Räumen gesehen.

Von Canow floss dahin vor Dankbarkeit. Dass er dem Vizepolizeipräsidenten nicht die Hand küsste, war ein Wunder. Immerhin hielt er den Kopf nach Art der katholischen Kommunionskinder gesenkt, während der Vize Bernhard Weiß ihm preußisch knapp und märkisch unaufgeregt für seine Verdienste dankte und ihm alles Gute im Ministerium wünschte. «Das wird selbst für Sie nicht einfach werden», sagte Weiß, der Jude war, sehr fleißig und klug, es trotzdem aber nicht immer einfach hatte in seiner Position. Wie er die prophetischen Worte meinte, ließ er offen, und von Canow zeigte plötzlich eine Leidensmiene, so, als müsse er für alle anderen durchs Feuer gehen.

Dann wandte Bernhard Weiß sich um, rieb sich verschmitzt die Hände und sagte zu den versammelten Kollegen: «Und Sie, meine Herren, werden jetzt ohne Herrn von Canow weitermachen müssen.» Er lächelte dabei so versonnen, als wisse er genau, dass die Herren auch ohne von Canow gut, wenn nicht sogar besser klarkommen würden.

Nun machte sich der zweite, jüngere Besucher etwas angestrengt bemerkbar, indem er sich mehrmals räusperte.

Weiß schaute sich irritiert um und schien sich wieder seines Begleiters zu erinnern. «Und dann habe ich noch eine Neuigkeit für Sie. Kommen Se einfach nach vorne, lieber Dr. Brettschieß!»

Der Mann mit dem eigenartigen Namen schritt mit durchgedrücktem Rücken zu Weiß, schüttelte erst von Canow pietätvoll die Hand und wandte sich dann den Umstehenden zu. Er grinste etwas unsicher. Aber sein Blick war kalt und durchdringend.

Kappe fröstelte es kurz, dann aber sagte er sich, vor so einem steifen Menschen müsse er doch keine Angst haben. Sicher handelte es sich um von Canows neuen Vize im Innenministerium oder gar um einen engen Mitarbeiter des fast schon berühmten Bernhard Weiß bei der Politischen Polizei. Nur, was hatte der Mann bei ihnen zu suchen?

«Das ist also Dr. Arnulf Brettschieß aus Frankfurt am Main. Ich habe vom Polizeipräsidenten …», Weiß wandte sich zu von Canow um, «… der leider durch ein Bankett beim Bürgermeister verhindert ist, seine Grüße aber ausrichten lässt… Er hat mir also den dienstlichen Auftrag erteilt …» Weiß’ Blick schweifte hinüber zu Dr. Brettschieß, und sein Geist schien einen Moment lang etwas verwirrt zu sein. «Was mir allerdings auch eine große Freude ist … Ich möchte Ihnen also hiermit Ihren neuen Vorgesetzten vorstellen: Dr. Arnulf Brettschieß.»

Dr. Brettschieß drückte die Knie durch und schob die Brust vor. Er sonnte sich in der atemlosen Aufmerksamkeit der Kriminalbeamten. Seine glatte Stirn glänzte, das sauber mittelgescheitelte Haar war gegelt, wie Kappe jetzt erst bemerkte, der mächtige Adamsapfel tanzte nervös. Die kleinen runden Brillengläser blitzten wie Schwerter. Brettschieß war glattrasiert. Seine Wangen glänzten wie eine Bratpfanne, die man mit Speckschwarte eingerieben hatte. Er hatte zum Glück keine Schmisse. Die verbarg er innerlich auf seiner Seele. Dieser Mann war schlimmer als zehn von Canows. Arnulf Brettschieß meinte es ernst.

Kappe sah Dr. Brettschieß sofort an, dass er seit Jahren auf diesen Augenblick gewartet, ja hingearbeitet hatte. Nun hatten sie den Salat. Nach dem Sesselpupser von Canow hatten sie einen schneidigen Heißsporn bekommen, der danach lechzte, seinen Namen in die Annalen der Berliner Kriminalpolizei einzuschreiben.

Wie alt mochte das Bürschchen sein? Höchstens vierzig. Bisher hatte er sich sicher auf Akademien und in Seminarräumen herumgetrieben. Frankfurt am Main – kamen da nicht diese dünnen Würstchen her? Und jetzt wollte er Polizeiarbeit machen. Effektive Polizeiarbeit. Na Prost! Galgenberg würde sich wundern. Wahrscheinlich würde er sich schon in ein, zwei Wochen nach dem etwas dämlichen von Canow zurücksehnen. Aber dämlich war dieser Dr. Brettschieß bestimmt nicht. Er war eher gerissen. Man musste sich vorsehen. Selbst Kappe musste sich vorsehen.

«Dr. Brettschieß ist eindeutig ein Gewinn für unser Haus», säuselte Bernhard Weiß.

Kappe kannte den Chef der Politischen Polizei. Dem war dieser Brettschieß sicher auch nicht geheuer. Aber was sollte er machen? Gute Miene zum bösen Spiel.

«Er hat aus Frankfurt nur die besten Beurteilungen», fügte Weiß hinzu.

Das konnte Kappe sich vorstellen. Wahrscheinlich waren sie dort heilfroh, den Dr. Brettschieß loszuwerden, bevor er vor lauter Arbeitswut explodierte.

«Aber sagen Sie doch selbst ein paar Worte zu Ihrem Werdegang, Herr Doktor!», lud Weiß den Neuzugang etwas hilflos ein. «Ich muss nämlich leider wieder an die Arbeit.» Er drückte dem verdutzten von Canow noch mal im Hinausgehen die Hand, klopfte Brettschieß zaghaft auf die Schulter und warf den Kollegen einen mitleidigen Blick zu.

Dann war Weiß weg, und alle kamen sich plötzlich wie verlassene Waisenkinder vor.

«Ich fresse niemanden auf», schnurrte Brettschieß. «Ich halte Polizeiarbeit für etwas, das nur in einer gut eingespielten Gruppe funktioniert. Und ich bin für meine Mitarbeiter jederzeit zu sprechen.»

Kappe war sich nicht sicher, ob jemand darauf besonderen Wert legen würde.

Dr. Brettschieß machte sich so steif, als hätte ihn ein Scharfschütze im Sprung erwischt. «Zu meiner Vita nur so viel: Bin 1884 in Darmstadt geboren.»

Also vierzig, dachte sich Kappe. Hat sich gut gehalten. Wahrscheinlich weil er sich nichts gönnte – keinen Alkohol, keinen Tabak, keine Weiber.

«Ich habe gedient», fuhr Brettschieß fort. «Ich war Leutnant der Feldjäger und auf allen Schlachtfeldern im Westen tätig. Danach Studium der Jurisprudenz beendet. Zeiten waren hart. Deshalb sofort in den Frankfurter Polizeidienst. Dort zuletzt mit der Neuorganisation des Fuhrparks befasst. Freue mich auf Berlin.» Er schaute zu dem mit offenem Mund dastehenden von Canow. «Sobald Sie Ihren ehemaligen Vorgesetzten angemessen verabschiedet haben, bitte ich Sie zu einer ersten Dienstbesprechung. Danke!»

Von Canow nutzte die entstehende Pause und klatschte in die Hände wie ein Kindergartenfräulein. «Das Büfett ist eröffnet!»

Eher aus Verzweiflung als mit echtem Genuss machten sie sich über das nun abgestandene Bier her. Die Schrippen waren weich wie Waschlappen und schmeckten auch so.

«Übrigens», sagte Dr. Brettschieß in der halboffenen Tür, «heute erwarte ich Sie nach Dienstschluss in der Rathausklause. Habe dort den großen Tisch bestellt. Erlaube mir, Sie anlässlich meines Einstandes zu einem Schweinebraten mit Rotkohl, Klößen und Dunkelbier nach Belieben einzuladen.»

«Na also!», sagte Galgenberg. Doch da fiel sein Blick auf den armen von Canow, und er verschluckte sich.

Diesmal musste Kappe nach Moabit. Er litt jedes Mal darunter. Am liebsten war es ihm, wenn ein Staatsanwalt den Fall ohne ihn vor Gericht brachte. Aber das geschah nur in den Fällen, in denen alles klar war und es allein um das angemessene Strafmaß ging.

Nicht dass Hermann Kappe die Menschen, die er geschnappt oder eines Kapitalverbrechens überführt hatte, danach nicht mehr interessiert hätten. Er verfolgte ihr weiteres Schicksal sehr aufmerksam. Einmal, weil er sich wegen der vielen Rückfalltäter beruflich dazu verpflichtet sah, zum anderen auch, weil er in jedem Fall eine sehr private Meinung von dem Strafmaß hatte, das dem jeweiligen Täter zukam. Er genoss es, wenn sich diese Meinung durch den Richterspruch bestätigte, ebenso, wie es ihn verärgerte, wenn dies nicht der Fall war, ganz egal, ob die Abweichung im Strafmaß nun nach oben oder nach unten ging.

Der eigentliche Grund seiner Abneigung gegen Moabit lag darin, dass Kappe sich selbst als eine Art Außenposten der Gerechtigkeit sah. Ein Waldläufer im Dickicht der Großstadt. Und wie alle Waldläufer fühlte er sich in den feierlichen Hallen der Zivilisation, für die er da draußen kämpfte, unwohl wie ein Fisch auf dem Land.

Zu diesem Unwohlsein trug allerdings auch die besondere Atmosphäre des Moabiter Justizpalastes bei. Auf andere mochte der opulente Treppenbau mit seinen klotzigen Allegorien aus Sandsteiner baulich oder gar kräftigend wirken. Kappe wurde in Moabit nur traurig. Es war diese absolute Stille, die in dem weitläufigen, kalten und immer etwas muffigen Justizbau herrschte. Obwohl dort pausenlos über Schicksale von Einzelnen und ganzen Familien verhandelt wurde, begegnete man auf den Fluren keinem Menschen. Alles geschah hinter den dicken Mauern und den schweren Türen. Nur manchmal entdeckte Kappe in den Seitengängen eilige Anwälte in schwarzen Talaren, die wie Raben umherirrten, als seien sie auf der Suche nach Nahrung.

Diese bleierne Stille wirkte auf Kappe umso verheerender, als sie manchmal überfallartig durchbrochen wurde durch einen Schrei. Ein Angeklagter verlor die Nerven wegen der Höhe des Urteils. Ein Irrer erlag in dem erdrückenden Gebäude seiner Verzweiflung.

Kappe hatte oft genug erlebt, dass ein Angeklagter noch während seines Prozesses aus dem Gerichtssaal weg verhaftet wurde und ihn ein Wachtmeister unvermittelt zu einer Tür stieß, die den Unglücklichen augenblicklich verschlang. Kappe wusste, dass man den so Verstoßenen in Moabit nie wieder begegnete, weder auf den weiten Fluren noch im etwas trichterartigen Foyer. Er verschwand wie ein Geist in einem abgeschlossenen Treppenhaus, das ihn auf direktem Wege zu einem versteckten Ausgang und ins Gefängnis führte.

Moabit bestand aus zwei Gebäuden, einem alten und einem neuen. Beide Gerichtsteile waren durch einen langen, märchenhaft gewundenen Gang miteinander verbunden. Diese Teilung trug auch dazu bei, dass man nur wenig von den Tragödien mitbekam, die sich hinter den Zellentüren der Gerechtigkeit abspielten.

Diesmal musste Kappe in den neuen Teil, was die Sache nicht einfacher machte. Die Baumeister von Gerichten schienen zu allen Zeiten einzig und allein darauf aus zu sein, den Menschen Ehrfurcht einzujagen und möglichst auch einen tiefsitzenden Schrecken zu verbreiten, der den Bürgern ein für alle Mal jede Respektlosigkeit dem Staat gegenüber austrieb.

Es ging um einen delikaten Fall, den Kappe gerne an Galgenberg abgegeben hätte. Aber von Canow hatte darauf bestanden, dass er die Sache bearbeitete, «wegen der politischen Dimension», wie der Vorgesetzte sich ausgedrückt hatte. Die erfordere sowohl Kaltblütigkeit als auch Fingerspitzengefühl.

Kappe wusste nicht, was von Canow damit meinte.

Die politische Dimension war in diesem Fall nicht gleich zu erkennen. Ein junger Mann war vom katholischen Krankenhaus im Scheunenviertel aufgenommen worden. Er hatte einige Prellungen, Hautabschürfungen und eine gefährliche Verätzung im Gesicht. Da er behauptete, Opfer einer Tätlichkeit geworden und nur knapp dem Tode entgangen zu sein, war für seinen Fall automatisch Kappes Abteilung im Polizeipräsidium zuständig, die sich mit Kapitalverbrechen beschäftigte.

Von Canow war gerufen worden, weil der junge Mann sich sehr laut und bedrohlich aufführte, obwohl er auf die Beamten einen eher gutbürgerlichen Eindruck machte. Als sich der Verletzte dann einem höheren Polizeioffizier gegenübersah, erklärte er höchst offiziell, Mitglied in mehreren politischen Verbänden zu sein, die sich mit allen Mitteln dem drohenden Ausverkauf des Deutschtums durch die Republik entgegenstemmten. Seine Mitstreiter würden nicht zögern, für ihn zu kämpfen, behauptete er pathetisch, wenn ihm im Polizeipräsidium des stadtbekannten Juden Bernhard Weiß ein Unrecht widerfahre.

Auf von Canow hatte diese etwas unzusammenhängende Suada mächtig Eindruck gemacht. Deshalb hatte er entschieden, dass Kappe den Fall zu übernehmen hatte.

Kappe hatte also den jungen Rechtsradikalen, der davon überzeugt zu sein schien, dass sich alle Beamten des Berliner Polizeipräsidiums aufgrund seiner extremen politischen Ausrichtung gegen ihn verschworen hatten, eingehend vernommen.

Das war beileibe nicht einfach gewesen, da der junge Mann nicht zwischen den Fakten und einer unausgegorenen politischen Interpretation derselben unterscheiden konnte.

Kappe interessierte sich aber nur wenig für die politischen Schlussfolgerungen des Täters.

«Mein Fehler war, dass ich einem Juden getraut habe», sagte dieser. «Man sollte als Deutscher den Semiten, solange sie noch in unserem Volkskörper nisten, nur mit Argwohn begegnen. Durch Schaden wird unsereiner eben klug.»

Der Schaden war eine ausgekugelte Schulter, Hautabschürfungen und die allerdings nicht unerhebliche Verätzung des Gesichts, von der die Ärzte nicht sagen konnten, ob sie jemals wieder vollständig ausheilen würde.

Kappe gelang es mit viel Geduld, aus dem immer konfuser faselnden jungen Mann herauszubekommen, dass er zusammen mit seiner Verlobten einen Arzt in der Krausnickstraße aufgesucht hatte. Dieser habe die junge Frau behandelt und sich dabei eine grobe Verletzung seines hippokratischen Eides zuschulden kommen lassen. Als der junge Mann ihn daraufhin ansprach, sei der Jude wütend geworden, habe einen bisher versteckten Gehilfen hinzugerufen, und beide seien sie dann über den Beschwerdeführer hergefallen. Im Zuge dieses erbittert geführten Kampfes habe der Arzt dem jungen Mann eine Flasche mit ätzender Flüssigkeit ins Gesicht geschüttet. Dem Mann sei mit seiner Verlobten die Flucht gelungen, er habe es aber nur bis zum nahegelegenen Krankenhaus geschafft, wo sich deutsche Landsleute fürsorglich seiner angenommen hätten. Nun forderte er die sofortige Festnahme des jüdischen Arztes aus der Krausnickstraße sowie dessen Gehilfen. Sollte dies nicht geschehen, so werde er seine deutschvölkischen Freunde darüber unterrichten, dass jüdische Verbrecher von der Berliner Polizei gedeckt würden. Und was dann geschähe, das sollte sich Kappe, nach den Worten des jungen Mannes, besser nicht ausmalen.

«Was hat sich der Arzt denn gegenüber Ihrer Verlobten zuschulden kommen lassen?», fragte Hermann Kappe.

Der junge Mann bekam einen roten Kopf. «Es war ein schweres Vergehen. Medizinisch und moralisch.»

«Ich muss es schon genauer wissen.»

Der junge Mann sprang auf. «Ich gebe Ihnen hiermit hoch und heilig mein Ehrenwort, dass sich der Jude an meiner Braut aufs Schändlichste vergangen hat!»

«Setzen Sie sich wieder hin!», forderte Kappe ihn auf. «Ihr Ehrenwort ist mir ebenso viel wert wie Ihnen. Aber ich bin Polizist. Wir brauchen genaue Angaben, Konkretes. Anders können wir nicht ermitteln. Wenn der Arzt Ihre Verlobte in irgendeiner Weise geschädigt hat, dann hat das natürlich mit dem Anschlag auf Sie zu tun.»