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Nr. 742

 

Die Psi-Waffe

 

Mutanten auf Corgyar

 

von Harvey Patton

 

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Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide unvermittelt in die Galaxis Manam-Turu gelangt. Das Fahrzeug, das Atlan die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und die neuen Begleiter des Arkoniden sind Chipol, der junge Daila, und Mrothyr, der Rebell von Zyrph. In den elf Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die ungleichen Partner schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten.

In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So ist zum Beispiel die Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gewährleistet – was sich auf den Kampf der Daila gegen ihre Unterdrücker positiv auswirken dürfte.

Es bei dem bisher Erreichten zu belassen, wäre grundfalsch. Atlan weiß das – und seine Gefährten ebenfalls. Und so folgen sie verbissen selbst der kleinsten Spur des Erleuchteten und der seines mysteriösen Werkzeugs EVOLO.

Mit Zinkoyon bietet sich eine solche Spur. Doch bevor Atlans Team ihr nachgehen kann, empfängt die STERNSCHNUPPE einen Notruf. »Freunde der Sonne« sind auf Corgyar in Gefahr.

Dort erprobt man DIE PSI-WAFFE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan, Chipol und Mrothyr – Der Arkonide und seine Begleiter leisten einem Hilferuf Folge.

Singamayn – Vorsitzender des Planetarischen Rates von Xall.

Vestak – Sprecher der Mutanten von Xall.

Terpit – Ein Multi-Mutant und Archäologe.

Takalain – Pilot der LINGADA.

1.

 

Über dem Kontinent des Planeten Xall lag die Nacht, und um den Tower des kleinen Raumhafens pfiff ein scharfer, kalter Wind. Er trieb dicke Schneeflocken vor sich her und ließ sie gegen die Rundsichtscheiben klatschen. Bei ihrem Anblick fröstelte Lankorv unwillkürlich, obwohl es im Kontrollraum angenehm warm war.

Missmutig schwang er seinen Kontursitz herum und ließ den Blick routinemäßig über die Anzeigen der wenigen aktivierten Instrumente gleiten. Dann lehnte er sich zurück, schloss die Augen und schickte einen telepathischen »Fühler« aus. Behutsam tastete er sich damit ins Bewusstsein seines Vorgesetzten und nickte dann zufrieden.

»Der Alte geht gleich schlafen, von ihm ist also heute Nacht keine Störung mehr zu erwarten«, murmelte er. »Nun, da kann ich ja ruhig seinem Beispiel folgen, in den nächsten Stunden verirrt sich mit Sicherheit kein Schiff hierher zu uns.«

Er genehmigte sich noch einen Schlummertrunk, verstaute danach die Weinflasche und das Glas in einem Fach und legte die Füße auf den Rand des Schaltpults vor sich. Dann faltete er die Hände vor dem Bauch und schloss die Augen.

Eine halbe Minute später schallten die ersten Schnarchlaute durch den Raum – Lankorv schlief tief und fest.

So fest, dass selbst der laute Summer des Funkgeräts einige Zeit brauchte, um ihn wieder zu wecken. Schließlich fuhr er aber doch zusammen, blinzelte träge und kehrte widerwillig aus dem Reich angenehmer Träume in die Wirklichkeit zurück. Der Summer schrillte jedoch unerbittlich weiter, er fluchte unterdrückt und schaltete dann endlich das Gerät ein.

Auf dem Bildschirm stabilisierte sich das Gesicht eines fremden Raumfahrers, und dieser murrte ungehalten: »Mann, ich rufe jetzt schon eine volle Minute, ohne dass sich jemand meldet! Schlaft ihr da unten denn eigentlich alle?«

»Was heißt hier alle?«, fragte Lankorv mit gespielter Empörung zurück. »Ich bin ganz allein hier im Kontrollturm und musste eben mal raus. Wer bist du denn, und was willst du?«

»Landen will ich, du Schlafmütze, was sonst!«, kam es ärgerlich zurück. »Mein Name ist Nirpolan, ich bin Kommandant der PANDIARA, Heimatplanet Bacallyn; ihre Ladung besteht aus den Waffen, die euer Planetarer Rat vor kurzem bei uns geordert hat. Und jetzt beeile dich gefälligst – schalte die Platzbeleuchtung ein und sende mir einen Peilstrahl! Oder willst du, dass ich in dem Schneetreiben versehentlich direkt auf dem Tower herunterkommen soll? Sicher, dann kannst du weiterschlafen, bis in alle Ewigkeit sogar ...«

Das machte Lankorv plötzlich sehr munter, er kam dem Verlangen nach und nahm hastig die entsprechenden Schaltungen vor. Danach aktivierte er das Videofon und rief, nicht ohne einen gewissen Anflug von Schadenfreude, seinen Vorgesetzten an.

»Mich hat man aus dem Schlaf gerissen – warum soll es ihm dann besser ergehen als mir?«, lautete sein Kommentar.

Doch nicht nur diese beiden Männer wurden in dieser Nacht um ihren mehr oder weniger verdienten Schlummer gebracht.

Auf dem Hafen von Xall gab es weder Arbeitsroboter noch eine automatische Entladevorrichtung, dazu war die Kolonie zu klein. Als die PANDIARA gelandet war, kam ein Schwarm von Lastengleitern aus der nahe gelegenen Stadt heran, kämpfte sich durch den Schnee und entließ mehrere Dutzend verschlafener und frierender Männer und Frauen.

Unter ihnen waren nur wenige Telekineten, und so mussten über zwei Drittel der Container manuell umgeladen werden. Das ging nicht ohne Schweiß und viele Flüche ab, und darüber vergingen obendrein mehrere Stunden. Als endlich die letzten Gleiter abflogen, war die Nacht bereits herum und Lankorvs Ablösung traf ein – frisch und ausgeschlafen, im Gegensatz zu ihm.

»Eine verdammte Ungerechtigkeit!«, murrte er, als er sich dann endlich mit seinem Gleiter auf dem Heimweg befand. Wie zum Hohn hörte gerade das Schneetreiben auf, die Wolken lichteten sich und die Sonne erschien strahlend am Firmament.

 

*

 

Gegen Mittag traf der Planetare Rat von Xall zusammen, aus je sechs Frauen und Männern gebildet. Sein Vorsitzender Singamayn nahm die rituelle Begrüßung vor und hielt dann einige Folien hoch.

»Wir können mit der Entwicklung der Dinge wirklich zufrieden sein, Freunde«, erklärte er. »Es hat zwar lange gedauert, bis es zu einem engeren Kontakt zu unseren weit verstreuten Gefährten kam; viele Umwege mussten gegangen werden, damit weder die Ligriden noch andere Helfer der Hyptons etwas davon merken konnten. Jetzt sind jedoch diese Klippen umschifft, wir ernten die ersten Früchte.«

»Das bezieht sich auf die Ladung der PANDIARA, stimmt's?«, fragte Sofiya, die älteste in der Runde, und der Ratsvorsitzende nickte.

»Im Interesse unserer gemeinsamen Sache haben sich die Leute von Bacallyn bereit gefunden, uns auch ohne volle Gegenleistung alle verlangten Dinge zu liefern. Vor allem die dringend nötigen Waffen – in den Containern befinden sich unter anderem auch die Bausätze für zwanzig starke Strahlgeschütze! Mit ihnen können wir unsere kleine Flotte innerhalb von zwei bis drei Dekaden bestücken, und dann werden die Schiffe denen der Ligriden gleichwertig sein.«

»Nur nicht in Bezug auf die Abwehreinrichtungen, fürchte ich«, warf der Rat für Technik ein, aber Singamayn winkte ab.

»Sei beruhigt, auch dafür ist gesorgt. Wir haben außerdem auch stärkere Schutzschirmprojektoren erhalten, nur die entsprechenden Schwingkristalle müssen wir selbst einsetzen. Das wird dann deine Aufgabe sein, ebenso wie die Umrüstung der Konverter, damit die neuen Anlagen genügend Energie bekommen. Setze dazu alle verfügbaren Leute ein, unsere zivilen Projekte werden solange zurückgestellt. Wenn der Ruf der Freunde der Sonne zur Befreiung der Heimatwelt an uns ergeht, müssen wir bereit sein, ihm freudig zu folgen!«

Die Heimatwelt – das war Aklard, der Stammplanet aller Daila, also auch der Bewohner von Xall.

Von dort aus waren viele andere Welten besiedelt worden, die meisten allerdings gegen den Willen der Kolonisten. Auf Aklard kamen seit langem auffallend viele Mutanten zur Welt, und diese waren bei den »normalen« Daila nicht gut gelitten. Deshalb pflegte man sich ihrer auf eine recht rigorose Weise zu entledigen: Man setzte sie mit ihren gesamten Sippen kurzerhand in Raumschiffe, schickte sie fort und verbot ihnen die Rückkehr. Ob und wo sie dann ein Asyl fanden, blieb ihnen selbst überlassen.

Und das war meist schwierig gewesen, denn die Verbannten mieden bereits bewohnte Planeten, um nicht erneut vertrieben zu werden. So war es oft zu jahrelangen Irrfahrten gekommen, bis endlich eine geeignete Welt gefunden war, meist viele hundert Lichtjahre von Aklard entfernt.

Dort hatten sich die Mutantensippen, oft nur unter Überwindung großer Schwierigkeiten, dann eine neue Zivilisation geschaffen. So auch auf Xall, der Planet war bereits seit Jahrhunderten bewohnt, und aus zwei Sippen mit knapp vierhundert Köpfen war eine Population von rund dreißigtausend Daila entstanden. Nach und nach hatten diese auch Kontakt zu anderen Verbannten gefunden, und man half sich gegenseitig, so gut man konnte, wenn es nötig war.

Und jetzt war es besonders nötig – Aklard war in höchster Gefahr!

Keiner der Vertriebenen war je dorthin zurückgekehrt, aber sie alle betrachteten den Planeten noch immer als ihre Heimat. Alle Nachrichten von dort kamen nur auf vielen Umwegen zu ihnen, doch sie wurden laufend ausgetauscht und weitergegeben. Auf diese Weise hatte es sich relativ rasch herumgesprochen, dass sich Aklard nun in den Händen der Ligriden befand.

Woher diese gekommen waren, wusste niemand genau zu sagen.

Dem Vernehmen nach stammten sie überhaupt nicht aus Manam-Turu, man hatte sie in dieser Galaxis nie zuvor gesehen. Doch nun waren sie plötzlich da, ihre Kampfschiffe griffen unerbittlich an, und Planeten aller Rassen wurden von ihnen unterjocht. Zusammen mit ihnen erschienen meist auch die Naldrynnen und Hyptons, aber diese Wesen waren den Daila auf Xall erst recht kein Begriff.

Der eigentliche Feind schienen die Ligriden zu sein, und dass sie nun die Heimatwelt besetzt hielten, war ein Alarmsignal für alle Verbannten gewesen. Sie waren sich darin einig, alles zu tun, um Aklard so bald wie möglich wieder zu befreien, und zu diesem Zweck rüsteten sie ihre nur schwach bewaffneten Schiffe nun entsprechend auf. Als Initiatoren dazu fungierte eine Organisation, die sich den Namen »Freunde der Sonne« gegeben hatte, und auf ihren Ruf hin sollte der Schlag gegen die Ligriden erfolgen.

Noch war es nicht soweit.

Strahlgeschütze und ähnliche Waffen ließen sich nicht von heute auf morgen beschaffen, und auch die Umrüstung der meist nur kleinen und älteren Raumschiffe erforderte einige Zeit. Nur eine vereinte Flotte aller Daila-Abkömmlinge hatte Aussicht, die Ligriden zu besiegen und von Aklard zu vertreiben. Das wusste auch Singamayn, und so tat er alles, um seinen Beitrag dazu zu leisten.

Jetzt waren die ersehnten Waffen endlich da und nun hieß es, schnell und zielstrebig zu handeln. Geduldig hörte er sich einige Vorschläge der übrigen Ratsmitglieder an, ging auf die brauchbaren ein und gab auf andere Gegenargumente. Darüber vergingen fast zwei Stunden, aber danach stand fest, dass alle Voraussetzungen für ein optimales und effektives Handeln gegeben waren.

Die Ratsversammlung löste sich auf, die Arbeit an den Schiffen sollte unverzüglich beginnen. Nur ein Mann blieb noch in dem Raum zurück, es war Vestak, der jüngste der zwölf Räte, erst vor einem halben Jahr in dieses Gremium gelangt. Er hatte darin keine feste Aufgabe, sondern fungierte nur von Fall zu Fall als Sprecher für die Mutanten auf Xall. Diese machten mit ihren unterschiedlichen Begabungen immerhin fast die Hälfte der Bevölkerung aus, also sah ihn Singamayn erwartungsvoll an und erkundigte sich:

»Hast du noch etwas auf dem Herzen, Freund? Vielleicht etwas, über das du nicht vor allen anderen reden mochtest? Sag es mir nur, ich kann deine Gedanken leider nicht lesen; meine Gabe liegt auf dem Gebiet der Teleportation, wie du weißt.«

Vestak nickte, ein Ausdruck von Eifer erschien in seinen Zügen.

»Es gibt da wirklich etwas, über das ich mir Gedanken mache, Vorsitzender. Sicher, wir haben jetzt die neuen Waffen für unsere Schiffe, aber damit allein ist es doch wohl kaum getan. Es kann immer Situationen geben, in denen Mutantenkräfte im Kampf eine entscheidende Rolle spielen, wenn sie nur stark genug sind.«

»Das ist keine Frage«, stimmte ihm Singamayn lakonisch zu. »Ich habe sie bisher absichtlich nicht mit ins Kalkül gezogen, vor allem deshalb, weil man auf Aklard bekanntlich nicht gerade viel davon hält. Doch da der Zweck die Mittel heiligt, sollten wir dies alles etwas großzügiger sehen, denke ich. Wie lautet also nun dein Vorschlag?«

»Mein Vater hat mir vor Jahren einmal von einer Expedition zum Planeten Corgyar berichtet, im Nachbarsystem der kleinen roten Sonne. Dort gibt es noch Relikte einer alten, schon vor langer Zeit ausgestorbenen Rasse – entsinnst du dich dessen?«

2.

 

»Wie schnell doch manchmal die Zeit vergeht, ohne dass man es richtig bemerkt«, murmelte Atlan, und er sah dabei nicht gerade zufrieden aus. »Weit entfernt in der heimatlichen Milchstraße schreibt man jetzt auf der Erde bereits November 3819 – und wie mag es nun dort wohl aussehen? Ich weiß es nicht, und dort ahnt wiederum niemand etwas davon, dass an meiner Stelle ein Duplikat auf Krandhor sitzt ...«

»Was meinst du damit?«, fragte Chipol verwundert, aber der Arkonide winkte nur müde ab.

»Vergiss es wieder, Junge, für dich ist es ohne jede Bedeutung. Auch die Galaxis Alkordoom ist dir kein Begriff, und erst recht nicht die Kosmokraten, die mich dorthin versetzt haben ... Jetzt bin ich hier in Manam-Turu, bereits mehr als neun Monate lang, aber was habe ich in dieser Zeit schon groß erreicht?«

Dies war eine rein rhetorische Frage, aber Mrothyrs scharfes Ohr hatte sie gehört. Der einstmalige Rebell vom Planeten Zyrph schob sich neben Atlan und schüttelte den Kopf.

»Eine ganze Menge doch, oder etwa nicht? Schließlich haben wir den Ligriden so manches Schnippchen geschlagen, an das sie noch lange denken werden, und die Hyptons ganz schon düpiert. Weiterhin hast du den Daila und anderen Völkern geholfen, gegen beide und die Unterdrückung durch sie zu bestehen; zählt das etwa nichts? Und nun sind wir unterwegs nach Zinkoyon, und mit etwas Glück entdecken wir dort eine Spur, die uns dem Erleuchteten näher auf den Pelz rücken lässt.«

»Schön wäre es ja, aber sicher ist das längst noch nicht«, gab Atlan skeptisch zurück. »Die Hyptons von Cirgro sind etwas zu früh gestorben, von ihnen haben wir nicht mehr als den bloßen Begriff Zinkoyon erfahren. Hinter diesem kann sich alles mögliche verbergen, ein Planet ebenso wie eine Raumstation. Ist es eine solche, dürfte sie den Ligriden gehören, und was wir von denen zu erwarten ...«

Er unterbrach sich mitten im Satz, denn plötzlich veränderte sich der Geräuschpegel im Schiff.

Das Singen des Überlichtantriebs wurde merklich leiser, ebbte immer weiter ab und erstarb schließlich ganz. Es wurde vollkommen still, und sofort richteten sich alle Blicke auf die Bildschirme der Außenbordbeobachtung. Auf ihnen erschien nun das vielfarbige Funkeln unbekannter Sonnen, und der Arkonide fragte alarmiert:

»Was hat das zu bedeuten, STERNSCHNUPPE? Weshalb hast du den Flug unterbrochen, so weit von unserem Ziel entfernt?«

»Es musste sein«, erklärte das Schiff lakonisch. »Ihr habt nichts davon bemerkt, aber wir haben eben eine Zone durchflogen, in der es einen seltsamen, nicht zu definierenden Widerstand gab. Dies hat mich unverhältnismäßig viel Energie gekostet, jetzt brauche ich eine Regenerationspause. Du selbst hast eben noch betont, wie ungewiss es ist, was uns bei dem ominösen Zinkoyon erwartet. Wenn wir mit leeren Speichern dort ankommen, könnte das für uns alle verhängnisvoll sein!«

»Das hättest du auch etwas früher sagen können«, murrte Atlan, doch dann resignierte er. Die STERNSCHNUPPE war kein normales Raumschiff nach herkömmlichen Begriffen, sondern fast so etwas wie ein lebender Organismus; auch jetzt nach Monaten gab sie ihm immer noch viele Rätsel auf. Doch letztendlich behielt sie mit ihren Aussagen immer Recht, wenigstens das wusste er genau.

Mrothyr war mit diesen Eigenheiten noch nicht vertraut, und so erkundigte er sich grollend: »Wie lange wird diese Pause dauern, wenn ich fragen darf?«

»Natürlich darfst du das«, sagte das Schiff mit sanfter Stimme. »Einige Tage werden es schon sein, denn in diesem Raumsektor gibt es nur wenige kosmische Energieströme, in denen ich ›auftanken‹ kann. Das ist zwar bedauerlich, jedoch nicht zu ändern, ganz verloren wird diese Zeit aber wiederum nicht sein. Ich werde solange den Raum ringsum mit meinen Instrumenten genau erforschen, vielleicht finde ich dabei etwas heraus, das euch später nützen kann.«

»Na, das ist doch wenigstens etwas«, meinte Chipol lächelnd. »Ehrlich gesagt, etwas Ruhe kann uns allen nicht schaden nach dem Durcheinander mit den Bikkren, Hyptons und Ligriden im System von Cirgro. Was dort wirklich los gewesen ist, weiß ich auch heute noch nicht genau.«

»Ich auch nicht«, bekannte der Arkonide seufzend, »aber jetzt spielt das schon keine Rolle mehr. EVOLO hat diesen Planeten ohne jede brauchbare Spur wieder verlassen, wir sind wieder um eine Hoffnung ärmer geworden ... Gut, ruhen wir uns also jetzt eine Weile aus – der nächste Ärger kommt bestimmt früher, als es uns lieb sein kann!«

 

*

 

»Ja, ich weiß, was du meinst«, sagte der Ratsvorsitzende von Xall. »Du denkst an diese seltsamen kleinen Kästchen, die man bei der einzigen Expedition im vorigen Jahrhundert inmitten der Ruinen gefunden hat, nicht wahr? Damals verloren Mutanten plötzlich die Kontrolle über ihre Fähigkeiten, es kam zu geradezu chaotischen Ereignissen, die mehrere Todesopfer forderten. Nur mit Mühe gelang es den anderen Forschern, mit ihrem Schiff wieder nach Xall zurückzukehren, und seitdem ist Corgyar für uns tabu. Was bezweckst du nun mit der Erwähnung gerade dieser Welt?«

Vestak ließ sich in einen Sessel fallen, sah zu Singamayn auf und furchte die Stirn.

»Es gab da vor kurzem eine Nachricht, in der von Nolien die Rede war, einem Planeten, auf dem gleichfalls Verbannte von Aklard leben. Sie wurden von dessen eigentlichen Bewohnern geächtet und verstoßen, aber einer Anzahl ihrer Mutanten gelang es trotzdem, sich unerkannt unter sie zu mischen. Die Ligriden griffen diese Welt an und setzten dabei Strahlen ein, die alle Psi-Fähigkeiten lähmen sollten. Diese wirkten jedoch nur auf die Nolier, wogegen die Gaben der Daila sogar noch gesteigert wurden! Sie schafften es, die Invasoren zu schlagen und in die Flucht zu treiben, soweit sie überhaupt mit dem Leben davonkamen, und seitdem werden sie auf Nolien anerkannt und als Retter gefeiert.«

Singamayn nickte lächelnd.

»Stimmt, dies war die einzige erfreuliche Information, die uns in letzter Zeit erreicht hat. Darin war auch von einem Fremden mit dem Namen Atlan die Rede, der dabei auch eine gewisse Rolle gespielt haben soll, zusammen mit ›Normalen‹ von Aklard. Doch was hat dies alles mit den Ruinen von Corgyar zu tun, und mit den Ereignissen aus früherer Zeit? Ich sehe da beim besten Willen keinen Zusammenhang, Freund.«

»Und doch gibt es ihn!«, ereiferte sich der junge Rat. »Zwar nicht direkt, aber wenn man Parallelen zwischen Nolien und Corgyar zieht, wird er deutlich sichtbar. In beiden Fällen existiert ein Faktor, der die Psi-Gaben von uns Mutanten verstärkt –