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Nr. 135

– Im Auftrag der Menschheit Band 119 –

 

Zweikampf in Fesseln

 

Die Zeitnomaden greifen ein – die Kontaktler werden entführt

 

von Peter Terrid

 

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Auf den Stützpunkten der USO, den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Anfang März des Jahres 2843.

Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. In der Galaxis herrscht relative Ruhe, abgesehen natürlich von den üblichen Geplänkeln und Reibereien an den Grenzen des Imperiums.

Dennoch sind die obersten Führungskräfte des Imperiums mit Sorge erfüllt. Schuld daran ist ein Ereignis, das, obwohl es sich fern von der Erde und in ferner Vergangenheit abspielte, auch auf die gegenwärtige Menschheit Auswirkung hat.

Es begann in dem Augenblick, da die Bernaler, die sich aus den Fesseln der Körperlichkeit lösten und zu Zeitnomaden wurden, ihre programmierten Urgene in unserem Kosmos zurückließen.

Menschen, die mit diesen Urgenen in Kontakt kamen, erlangten unheimliche Fähigkeiten – sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht.

Doch als die Bernaler, die sich in der Dimension des »Zeitflimmerns« aufhalten, bemerken, was sie in ihrem Ursprungskosmos angerichtet haben, greifen sie ein.

Die Kontaktler werden entführt – und für sie beginnt der ZWEIKAMPF IN FESSELN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral soll zum Objekt einer Erpressung werden.

Bilfnei Gloddus und Lelle Salgouz – Kontrahenten des »Zweikampfes in Fesseln«.

Das Yüülz – Ein Baum, der seine Früchte nicht kennt.

Possert Egk Flangkort – Ein Zeitnomade.

1.

 

Ich war nicht zum ersten Mal gefangen; während der mehr als zehntausend Jahre, die ich auf der Erde verbracht hatte, waren mir Dutzende von Malen Fesseln angelegt worden – Seile, lederne Bänder, Bronzeketten und Handschellen aus erstklassigem Stahl. Und es wäre mehr als unwahrscheinlich, würde diese Gefangennahme die letzte meines Lebens sein. Und doch: Diese Haft unterschied sich beträchtlich von dem, was ich bereits erlebt hatte. Die Männer, in deren Gewalt ich mich befunden hatte, waren stets bereits einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte darum bemüht gewesen, sich an die Macht zu bringen. Mit solchen Männern umzugehen, war ich gewohnt – Gloddus aber stellte mich vor eine neuartige Problematik.

Die Karriere des Bilfnei Gloddus hatte vor weniger als vier Monaten begonnen. Es war völlig ausgeschlossen, dass der Mann die Lage richtig beurteilen und demgemäß handeln konnte. Bei Gloddus musste ich mit Reaktionen rechnen, die seiner offenkundigen Machtgier hohnsprachen.

Von den Männern, die mich umgaben, war keine Hilfe zu erwarten. Die Besatzungsmitglieder des Forschungsschiffes SMARGENT standen vollkommen unter dem Einfluss des ehemaligen Kartographen. Einige aufmerksame Blicke zeigten mir, dass Gloddus' Einfluss nicht auf Hypnoblocks oder Ähnliches zurückzuführen war – die Männer der SMARGENT verrichteten ihre Aufgaben nicht wie Marionetten, eher wie unzurechnungsfähige Fanatiker. Es war mir ein Rätsel, mit welchen parapsychologischen Mitteln es Gloddus geschafft hatte, diese hochqualifizierten Männer und Frauen auf seine Seite zu ziehen.

Auch mit Lelle Salgouz konnte ich nicht rechnen; der Ammavoler steckte in einem energetischen Käfig, der seine Fähigkeiten wirkungsvoll blockierte. Längst hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass mir eines der vierhundert USO-Schiffe, mit denen ich das Ovendeno-System angeflogen hatte, zu Hilfe kommen könnte. Gloddus' Schiff, die SMARGENT, war irgendwo unter der Oberfläche von Toulminth versteckt, die USO-Flotte hatte den Raumer während des Anfluges auf Toulminth nicht anpeilen können – offenbar hatte Gloddus seine neuerworbenen Fähigkeiten dazu genutzt, um das Schiff einen undurchdringlichen Ortungsschutz zu legen.

»Du solltest versuchen, die Konstruktionsdaten dieses Schutzes zu ermitteln!«, meldete sich mein Extrasinn.

Nicht nur die Ortungsabwehr hätte mich interessiert; es wäre auch wichtig gewesen, genau herauszufinden, wie Gloddus seine Machtübernahme bewerkstelligt hatte. Wie Lelle Salgouz hatte Gloddus eine Informationsquelle angezapft, die für USO und Solare Flotte gleichermaßen bedeutungsvoll sein konnte und vermutlich auch war.

»Nun, Arkonide?«

Gloddus hatte gesprochen, nachdem er mich fast zehn Minuten lang durchbohrend angestarrt hatte. Auch er steckte in einer energetischen Hülle, die aber seine Fähigkeiten nicht zu neutralisieren schien. Woher die annähernd vier Meter hohe Energieaura ihre Energie bezog, war ein weiteres Geheimnis, das ich Gloddus zu entreißen hoffte.

»Er versucht, dich zu reizen!«, signalisierte mein Extrasinn. »Er will auf deine Kosten sein Selbstwertgefühl erhöhen!«

Ich gab keine Antwort, was Gloddus sehr zu reizen schien. Er erhob sich aus dem Sitz des Piloten und kam langsam näher.

»Was wird ein ehemaliger Imperator des Arkonidenreiches für einen Wert haben?«, überlegte Gloddus laut. »Vielleicht weißt du es, Arkonide – was wird Rhodan für deine Befreiung zahlen?«

»Nicht viel!«, gab ich kühl zurück. »Auf jeden Fall weniger, als Sie sich erhoffen!«

Gloddus lachte spöttisch, er wollte mir anscheinend nicht glauben.

»Nicht doch!«, widersprach er belustigt. »Ich weiß genau, dass die USO mehr als einmal Milliarden von Solar vergeudet hat, um Rhodan aus einer schwierigen Lage zu befreien. Ich nehme an, dass Rhodan ähnlich spendabel sein wird, wenn es darum geht, einen seiner ältesten Freunde zu befreien!«

»Wie viel Solar fordern Sie, Gloddus?«, fragte ich kurz.

»Habt ihr das gehört?«, lachte Gloddus laut auf. »Er will mich mit Solar abspeisen. Nein, verehrter Lordadmiral – ich habe andere Wünsche. Auf meiner Liste steht beispielsweise ein Zellaktivator!«

»Sie können meinen haben!«, entgegnete ich scheinbar ungerührt.

Mein Gegenüber wusste sehr genau, was er wollte; er spielte ein äußerst gewagtes Spiel. Er schien zu ahnen, dass selbst seine Machtmittel und seine neuerworbenen Fähigkeiten auf lange Sicht nicht ausreichten, erfolgreich gegen das Imperium anzugehen – notfalls konnten die Personen, die er am meisten zu fürchten hatte, verschwinden und abwarten, bis er sich verausgabt hatte. Im Besitz eines Zellaktivators konnte Gloddus ebenfalls warten, bis der Zeitpunkt zum Zuschlagen für ihn günstig war. Zudem brachte ein Aktivator fast zwangsläufig eine große Zahl von Gefolgsleuten mit sich – mit einem Unsterblichen paktierten skrupellose Gestalten weit eher als mit einem Glücksritter, dem von Natur aus nur ein kurzfristiges Auftreten auf der Bühne der galaktischen Politik beschieden war.

Während ich den Aktivator aus dem Brustausschnitt meiner Uniformjacke zog, schüttelte Gloddus abweisend den Kopf.

»Behalte ihn!«, sagte er spöttisch. »Dein Aktivator ist auf deine persönlichen Schwingungen abgestimmt und würde mich umbringen, würde ich ihn längere Zeit tragen!«

Sein Blick bekam etwas Lauerndes, als er fortfuhr:

»Du wirst von Rhodan einen anderen Zellaktivator verlangen, einen von der Sorte, die jeder tragen kann – es ist mir gleichgültig, ob er das Gerät jemandem wegnehmen muss, oder ob er einen Aktivator in der Schreibtischschublade liegen hat. Außerdem verlange ich die genauen Konstruktionsunterlagen für die Transformkanonen!«

»Nicht schlecht!«, kommentierte mein Extrasinn. »Damit hat er fast alles, was er benötigt, um erfolgreich gegen die USO und das Solare Imperium angehen zu können. Er wird die Blues damit ausrüsten wollen!«

Schreckensbilder tauchten aus meiner Erinnerung auf – Hunderte, Tausende von Fragmentraumern der Posbis, der Erfinder der Transformkanonen, die mit robotischer Wut verzweifelte Angriffe gegen molkexgepanzerte Blues-Raumer flogen – und unterlagen. Bisher hatte die furchtbare Wirkung der Transformkanonen ausgereicht, die Blues in der Eastside der Galaxis festzuhalten; waren sie einmal im Besitz dieser Waffe, würde es kaum eine Möglichkeit geben, sich ihrem Angriff erfolgreich zu widersetzen. Allein die Bevölkerung der Eastside war dank der ungeheuren Fruchtbarkeit der Blues der Menschheit und ihren Verbündeten hundertfach überlegen, und auch der technologische Vorsprung des Imperiums war seit der großen Auseinandersetzung zwischen Imperium und Blues geschmolzen, was hauptsächlich auf das verräterische Umtreiben der Akonen und Springer zurückzuführen war. Auch der USO war es nicht gelungen, die Weitergabe wichtiger Informationen an die Blues zu verhindern.

»Glauben Sie allen Ernstes, Gloddus«, fragte ich zurück, »dass Perry Rhodan ausgerechnet Ihnen das größte militärische Geheimnis der Menschheit ausliefern wird?«

»Er wird!«, stellte mein Extrasinn brutal fest. »Rhodan ist ein sentimentaler Narr, wie fast alle Terraner. Ihm fehlt die Entschlossenheit, aus machtpolitischen Gründen nötigenfalls über Leichen zu gehen!«

»Genau das glaube ich!«, meinte Gloddus, begleitet von einem spöttischen Kichern. »Natürlich wird Rhodan in die Unterlagen einen Haufen von Fehlern einbauen, die dazu führen würden, dass mir die erste selbstgebaute Transformkanone beim Probeschuss um die Ohren fliegt. Und er wird mir die gefälschten und entstellten Unterlagen gern als Tauschobjekt gegen seinen alten Freund Atlan zur Verfügung stellen. Er weiß nur nicht, dass es mir ein leichtes sein wird, diese Fehler aufzuspüren und zu eliminieren!«

»Die Bernaler!«, bemerkte mein Extrasinn. »Sie könnten tatsächlich fähig sein, die eingebauten Fehlerquellen auszuschalten!«

Ich hatte Mühe, nicht meine Beherrschung zu verlieren. Ich war darauf gefasst gewesen, in Bilfnei Gloddus einen gefährlichen Gegner vor mir zu haben, aber ich hatte nicht geahnt, dass sich dieser unscheinbare Dutzendmann innerhalb von vier Monaten zur galaxisweiten Gefahrenquelle entwickeln würde. Im Augenblick hatte Gloddus tatsächlich alle Trümpfe in seiner Hand. Ich war ihm ausgeliefert, und ich sah zu diesem Zeitpunkt keinerlei Möglichkeiten, diesen unerfreulichen Zustand zu beenden.

»Sie sehen«, bemerkte Gloddus selbstgefällig, »ich habe an alles gedacht. Bevor Sie sich zu früh freuen, Lordadmiral, will ich Ihnen auch verraten, wie ich mir einen echten Zellaktivator besorgen kann!«

Ich war gespannt; es war anzunehmen, dass Perry Rhodan sich den Bedingungen, die ihm der ehemalige Kartograph diktierte, nur zum Schein fügen würde. Gloddus hatte bereits durchschaut, zu welchen Tricks der Terraner im Fall der Transformkanone greifen würde. Was hatte der Größenwahnsinnige jetzt vorzuweisen.

»Ich vermute«, erklärte Gloddus, »dass Rhodan mir tatsächlich einen Zellaktivator schicken wird. Es wird mit Sicherheit kein echtes Gerät sein – vielmehr irgendeine Attrappe, die auf hypnotischem Wege das Gefühl vermittelt, einen Aktivator zu tragen. Dem Gerät könnte beispielsweise ein unsichtbares Gas entweichen, das mit Stimulanzien versetzt ist. Besonders raffiniert wäre ein Gemisch, das mich nach einiger Zeit mit einer Krankheit ansteckt, die man nur auf dem medizinischen Geheimplaneten der USO heilen kann. Damit wäre Rhodan der Sieger. Habe ich recht, Arkonide? Wird Rhodan so vorgehen?«

»Vollkommen richtig!«, bestätigte mein Logiksektor ungefragt. »Das ist genau die Vorgehensweise der Solaren Abwehr!«

Ich zog es vor zu schweigen; eine unbedachte Äußerung hätte Gloddus nur zu weiteren Schlussfolgerungen verleiten können.

»Ich werde Rhodan zum Ausgleich für sein Geschenk ebenfalls einen Aktivator schenken!«, fuhr Gloddus spöttisch fort. »Deinen Aktivator, Arkonide! Und ich werde Rhodan von diesem Umtausch berichten. Anschließend werde ich dir den Aktivator umhängen, den Rhodan mir überlassen hat. Perry Rhodan wird wissen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, dein Leben zu retten – er muss mir einen echten Aktivator überlassen. Solltest du drei Tage nach dem Tausch noch leben, dann lasse ich dich frei – du hast dann sechzig Stunden Zeit, zu deinem Freund und deinem Aktivator zurückzukehren! Wie gefällt dir das, Arkonide?«

»Glänzend!«, gab ich zurück und lächelte dazu, als wäre ich von dem überzeugt, was ich sagte. »Ich gehe jede Wette ein, dass Sie trotz Ihres Planes letztlich Ihr Spiel verlieren werden!«

»Die Wette wirst du verlieren!«, kommentierte mein Logiksektor. »Es sei denn, bislang unbekannte Faktoren beeinflussen die Auseinandersetzung!«

Genau damit rechnete ich – das heißt, mir blieb gar nichts anderes übrig, als mit unwahrscheinlichen Lösungen zu rechnen.

»Und was soll aus mir werden?«, erkundigte sich Lelle Salgouz. »Wogegen wollen Sie mich eintauschen?«

Gloddus wandte den Kopf und betrachtete gelassen die Energiesphäre, in der Salgouz eingeschlossen war. Nach kurzem Nachdenken entschied er:

»Für Sie habe ich keine Verwendung! Im Gegenteil – Sie sind eine der wenigen Personen, die mich in meinen Plänen ernsthaft behindern könnten. Sie werden verstehen, dass ich unter den gegebenen Umständen dafür sorgen muss, dass sie mich nicht mehr stören können!«

Mit einer Handbewegung gab er einem der bewaffneten Männer in der Zentrale ein Zeichen. Der Mann trat vor und richtete seinen Desintegrator auf die Energieblase, die Salgouz einschloss. Unwillkürlich wollte ich mich auf den Gefährdeten zubewegen, aber Gloddus' Männer rissen mich zurück. Ohne dass Gloddus auch nur einen Muskel bewegt hätte, verschwand das Schirmfeld um Salgouz.

Gleichzeitig erlosch auch die Aura, die Gloddus selbst umgab. Der Mann stieß einen entsetzten Schrei aus und sah fassungslos an sich herunter; noch während sein Unterkiefer langsam heruntersank, begann sich seine Gestalt aufzulösen. Sie verschwand innerhalb weniger Sekunden. Gleichzeitig löste sich auch Lelle Salgouz auf und verschwand vor unseren Augen.

Die Männer in der Zentrale der SMARGENT standen starr vor Erstaunen; offenbar hatte das plötzliche Verschwinden der beiden Männer auch sie völlig überrascht – obwohl sie eigentlich mit dergleichen Vorgängen längst hätten vertraut sein müssen. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass Gloddus sich in jenen Bereich zurückzog, den wir »Zeitflimmern« nannten.

»Gloddus und Salgouz sind nicht in das Zeitflimmern eingetaucht!«, erklärte mein Extrasinn. »Sie wurden unfreiwillig in das Medium gezerrt!«

Dass etwas Besonderes geschehen war, konnte ich an den Gesichtern der Männer ablesen, die mich umgaben. Fast schlagartig sanken die Läufe ihrer Waffen nach unten; verblüfft und ratlos sahen sich die Männer an, dann ging ein Aufatmen durch den Raum. Bevor ich etwas sagen konnte, trat Docro Ktamvayn einige Schritte näher.

»Sir!«, begann er vorsichtig, dann wurde ihm bewusst, dass er noch immer einen entsicherten Impulsstrahler auf mich gerichtet hielt. Rasch steckte er die Waffe zurück. »Sir ...!«

Es war dem Mann anzumerken, dass er sich nicht recht auskannte in der veränderten Lage; Ktamvayn suchte nach Worten.

»Sie wollen mir sagen, dass es Ihnen leid tut, mich gefangen zu halten!«, bemerkte ich kühl. Noch war ich nicht sicher, dass meine Vermutung zutraf, dass Gloddus' hypnotischer Einfluss die Männer nicht mehr in seinen Bann geschlagen hatte.

»Sir!«, stammelte Ktamvayn betroffen. »Wir ... waren nicht mehr wir selbst. Dieser Gloddus hat ...«

»Sie allesamt beeinflusst«, half ich dem Mann weiter. Ich konnte mir vorstellen, wie den Männern der SMARGENT zumute sein musste. Es ist nie angenehm, plötzlich mit den Taten konfrontiert zu werden, die man unter dem hypnotischen Einfluss eines anderen getan hat.

»Was sollen wir tun?«, fragte Ktamvayn mit hörbarer Sorge.

Ich ahnte, welche Gedanken den Mann bewegten; er rechnete mit harter Bestrafung – und natürlich mit der Rückkehr von Bilfnei Gloddus. Jede der beiden Möglichkeiten war für die Besatzung der SMARGENT unangenehm.

»Als erstes stellen Sie mir eine Funkverbindung mit den Schiffen der USO-Flotte her, die das System abgeriegelt hat!«, bestimmte ich. Es stand zu befürchten, dass meine Männer trotz gegenteiliger Befehle versuchen würden, mich herauszuhauen. Es dauerte nur wenige Minuten, dann stand die Verbindung. Ich gab den Kommandanten Befehl, Toulminth anzufliegen und zu umkreisen, vorläufig jedoch keine weiteren Schritte zu unternehmen.

Ich hatte das sichere Gefühl, dass das Verschwinden der beiden Männer noch nicht das Ende der Geschichte um das Zeitflimmern war. Dafür sprach vor allem die Tatsache, dass auch Lelle Salgouz verschwunden war; der Ammavoler war gewiss kein mustergültiger Vertreter seiner Rasse, aber kein Verbrecher wie Gloddus. Dass er ebenfalls im Zeitflimmern verschwunden war, führte mich zu der Überlegung, dass er früher oder später wieder auftauchen würde.

2.

 

Hätte Gloddus noch einen Körper besessen, hätte er sich vor Angst in Krämpfen gewunden. Die Tatsache, dass er gegen seinen Willen entkörperlicht im Zeitflimmern schwebte, hatte sein plötzlich gewonnenes Selbstbewusstsein rasch verfliegen lassen. Er fühlte sich wieder wie an jenem Tag, an dem er mit dem Urgen in Berührung gekommen und zum ersten Mal in das milchige, nebelhafte Kontinuum eingetaucht war, in dem er jetzt wieder schwebte. Furchtbare Angst hielt seinen Geist gefangen und lähmte jeden Gedanken. Nur schwach nahm Gloddus wahr, dass neben ihm – sofern dieser Ausdruck überhaupt zutraf – Lelle Salgouz schwebte. Deutlich war zu spüren, dass auch der Ammavoler nicht frei von Furcht war.

»Wir haben euch geholt!«, sagte eine körperlose Stimme.

»Wir?«, dachte Gloddus erschrocken.

»Sind etwa mehrere Bernaler am gleichen Ort zu gleicher Zeit versammelt?«

»So ist es, Terraner!«, wurde ihm erklärt. »Wir sind gekommen, um zu handeln! Wir werden nicht länger deinem Treiben tatenlos zusehen!«

»Welchem Treiben?«, erkundigte sich Gloddus.

Die erste Furcht war verflogen; rasch hatte sich die Verfassung des Mannes geändert. Gloddus war wieder jener Mann, der fest entschlossen war, für sich das Weltall zu erobern. Die Tatsache, dass man ihn nach wie vor nicht bedrohte, gab ihm neuen Mut.

»Wir haben die Ereignisse der letzten Zeit genau verfolgt«, wurde den beiden Menschen bedeutet. »Ein Bernaler ist sogar gestorben! Und wir wissen auch, dass dein Tun, Bilfnei Gloddus, den Tod weiterer Menschen gefordert hat. Wir wissen, dass ihr beide euch bekämpft. Wir wollen, dass dieser Kampf ein Ende findet – so oder so!«

»Was habt ihr vor?«, erkundigte sich Gloddus besorgt. »Wollt ihr einen von uns in eurem Kontinuum festhalten? Oder muss einer von uns sterben?«

»Ihr werdet es selbst erleben!«, verkündete die Stimme.

Lelle Salgouz verhielt sich ruhig, während sich in Gloddus eine immer stärker werdende Unruhe ausbreitete. Unüberhörbar war der Zorn des Bernalers, der sprach, und im Hintergrund war deutlich zu erkennen, dass seine Freunde ähnlich gestimmt waren.