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Nr. 128

– ATLAN exklusiv Band 13 –

 

Planet der Intrigen

 

Kristallprinz Atlan auf der Freihandelswelt – unter Piraten, Gaunern und Spionen

 

von Ernst Vlcek

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. – eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, Sohn Gonozals, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der inzwischen zum Mann herangereift ist.

Nach der Aktivierung seines Extrahirns hat Atlan den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen und strebt den Sturz des Usurpators an.

Doch Atlans Möglichkeiten und Mittel sind noch begrenzt. Er muss sich vorerst mit einer Art Guerillatätigkeit zufriedengeben – dies beweist auch sein Einsatz auf der Freihandelswelt Jacinther IV. Sie gilt als PLANET DER INTRIGEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz lässt sich zu einer Freihandelswelt bringen.

Fartuloon, Morvoner Sprangk und Eiskralle – Begleiter des Kristallprinzen.

Jepson Tropp – Kapitän eines Marktschiffes der Piraten von Richmonds Schloss.

Prillgram Galbass – Gouverneur auf Jacinther IV.

Orfina – Eine Mätresse des Gouverneurs.

1.

 

Als wir uns entschlossen, den seltsamen Vorfällen bei den Grauzayna auf den Grund zu gehen, hatten wir keine Ahnung, dass wir den Abschied eines Volkes aus dieser Welt miterleben würden.

Das Raumschiff war ziemlich groß; es maß in seiner Gesamtlänge etwa zweihundert Schritt und war halb so breit. Es hatte die Form einer siebenfingrigen Hand, wobei die »Handfläche« der eigentliche Schiffsrumpf war, die »Finger« schienen dagegen die Antriebsdüsen zu sein.

Das war aber nur eine Vermutung, denn um Antriebsdüsen im herkömmlichen Sinn handelte es sich bestimmt nicht, weil sich die sieben »Finger« in ständiger Bewegung befanden. Sie wiegten sich wie Halme im Wind oder wie Unterwassergewächse in der Strömung – bewegten sich aber entgegengesetzt den auf sie wirkenden Kräften der Sogmanton-Barriere, so, als wollten sie sich dem hyperenergetischen Partikelsturm entgegenstemmen.

Wir legten mit unseren vier Staubeiern an der Hülle des Fingerschiffes an. Jepson Tropp sicherte sich mit einem Seil und stieg dann aus. Er benötigte nicht lange, um die Schleuse zu knacken. Nachdem er darin verschwunden war, folgten wir anderen: Fartuloon, Eiskralle, vier Piraten und ich.

Als ich mich über das im Mahlstrom schlängelnde Seil zu dem fremden Schiff hinüberhangelte, tat ich das mit besonderer Vorsicht. Schon einmal war ich hilflos in den Hyperstürmen der Sogmanton-Barriere getrieben, und wenn mich Jepson Tropp damals nicht gerettet hätte, wäre ich wohl irgendwo in den Hyperraum verweht worden; noch einmal wollte ich nicht wieder in eine solche Situation kommen.

Endlich erreichte ich die Schiffsschleuse, wo Tropp bereits wartete. Er holte uns einen nach dem anderen herein, und als wir alle versammelt waren, schloss er die Außenschleuse. Nach einer Weile öffnete sich die Innenschleuse.

Vor uns lag das Reich der Grauzayna.

Obwohl die Schiffsbeleuchtung nicht brannte, brauchten wir unsere Helmscheinwerfer nicht einzuschalten. Denn überall im Schiff fanden ständig kleinere Explosionen statt, in deren Folge es zu hellen Leuchterscheinungen kam.

»Es muss sich um denselben Vorgang wie bei dem Grauzayna handeln, den wir gefunden haben«, stellte Jepson Tropp fest.

»Ich habe dieses Phänomen auch auf der Hülle des Raumschiffs beobachtet«, meldete ein Pirat. Einige andere stimmten zu, dass sie die gleiche Beobachtung gemacht hätten. Mir war auch nicht entgangen, dass auf der Schiffshülle ständig kleinere Explosionen stattfanden.

»Worum kann es sich dabei handeln, Fartuloon?«, fragte ich den Bauchaufschneider.

Der zuckte nur die Achseln.

»Es ist kalt hier«, ließ sich Eiskralle vernehmen. »So, als ob die Kälte durch den Schutzanzug dringt und man befürchten muss, unter ihrer Einwirkung zu zerbröckeln.«

Eiskralle schüttelte sich demonstrativ. Die Piraten lachten. Sie kannten inzwischen die Ängste des Chretkors. Sein Körper besaß eine kristalline Struktur und war gegen extreme Temperaturunterschiede anfällig.

In zu großer Hitze musste er befürchten, zu zerschmelzen, zu große Kälte konnte seinen Körper erstarren lassen und den kristallinen Metabolismus zum Zerbröckeln bringen. Mit dieser Angst musste er ständig leben, und sie war schon beinahe zu einer Hysterie geworden. Aber obwohl er ständig seine Besorgnis äußerte, konnte man nicht sagen, dass er wirklich furchtsam war.

»Ich glaube, es ist das erste Mal, dass die Grauzayna Arkoniden erlauben, ihr Schiff zu betreten«, sagte Jepson Tropp, während er an der Spitze unserer kleinen Gruppe in den zur Schiffsmitte führenden Korridor vordrang.

Die seltsamen Leuchterscheinungen begleiteten uns. Die Explosionen hatten nur geringe Sprengkraft, und auch die Detonationen waren verhältnismäßig leise – es war ein verhaltenes Knistern und Knattern und stand in keinem Verhältnis zu der Lichtentwicklung.

»Da!«, rief Jepson Tropp und deutete nach vorne.

Ich sah gerade noch, wie ein Schemen den Korridor überquerte und in einem Seitengang verschwand.

»Das war ein Grauzayna!«, behauptete ein Pirat. Ich zweifelte nicht, dass er recht hatte, obwohl ich an dem Wesen keine Einzelheiten hatte feststellen können. Aber es war anzunehmen, dass sich außer den Grauzayna keine anderen Lebewesen auf diesem Schiff aufhielten.

»Wir sollten ihn verfolgen«, schlug ich vor.

Jepson Tropp winkte ab.

»Wir werden noch früh genug Kontakt zu den Grauen bekommen«, meinte er leichthin. »Sie können nicht ewig vor uns davonlaufen.«

Da ich irgendwie das Gefühl hatte, dass es sich lohnen würde, dem Grauzayna nachzustellen, schlug ich Jepson Tropp vor, dass wir uns trennen sollten.

Er hatte nichts dagegen.

»Wenn du schon so scharf darauf bist, die Bekanntschaft eines Grauzayna zu machen, dann nimm du seine Verfolgung auf«, erklärte er lachend. »Ich für meinen Teil bin mehr an den Büchsen der Grauen interessiert.«

Fartuloon, Eiskralle und ich trennten uns von den Piraten und schlugen uns in die Richtung, in der der Grauzayna geflüchtet war.

 

*

 

Je tiefer wir in das Schiff vordrangen, desto häufiger wurden die Explosionen.

Es lässt sich leicht ausrechnen, bis wann die fortschreitende Kettenreaktion zur Vernichtung des Schiffes führt, meldete sich mein Extrasinn.

Das beunruhigte mich nicht, denn wenn die augenblickliche Entwicklung gleichblieb, dann hatten wir immer noch Zeit genug, das Schiff rechtzeitig zu verlassen.

Im Licht der Explosionen sahen wir bald, dass sich das Bild schlagartig veränderte.

Überall waren schwere Eisenträger zu sehen, die wie abgenagte Gerippe aufragten. An ihnen befanden sich noch Reste von Wänden und Decken – auch der Boden unter unseren Füßen war löchrig, es schien, als ob die Korrosion das Metall zerfressen hätte. Wir hatten eine gute Sicht bis weit nach vorne, nach unten und nach oben: Wir konnten durch die Lücken in den Metallgerippen sehen, hatten einen Einblick in die über und unter uns liegenden Schiffsdecks.

Vor uns tauchte wieder der Schemen auf. Diesmal sah ich Einzelheiten genug, um das Wesen als Grauzayna identifizieren zu können. Ohne meine Freunde auf meine Entdeckung aufmerksam zu machen, stürzte ich nach vorne. Der Grauzayna warf mir aus seinen drei Augen einen verwirrenden Blick zu, dann wandte er sich zur Flucht.

Er hatte die unvermeidliche Büchse umgeschnallt und hielt sie fest in seiner siebenfingrigen Tentakelhand, während er auf seinen sieben Laufzehen des Schlangenbeins davoneilte.

Ich hatte gestern zum ersten Mal einen Grauzayna erblickt. Die Piraten hatten ihn eingefangen, als er aus der Sogmanton-Barriere getrieben kam, und ihn auf Richmonds Schloss gebracht. Ich hatte vorher überhaupt keine Ahnung von der Existenz dieser Fremdwesen gehabt. Aber Jepson Tropp klärte mich über sie auf.

Die Piraten waren vor Jahren zum ersten Mal auf das Fingerschiff gestoßen. Bei einem Raubzug durch die Sogmanton-Barriere hatten sie es entdeckt, es für eines der vielen Wracks gehalten und es zu plündern versucht. Von den etwa zwanzig Staubeiern war nur eines zum Planetoiden der Piraten zurückgekehrt.

Der Überlebende hatte berichtet, dass, kaum als sie bei dem Fingerschiff angelegt hatten, ein Wesen mit nur einem Bein und einem Arm in der Luftschleuse erschienen sei, eine Büchse geöffnet hätte, die es umgehängt trug, worauf sich sämtliche Staubeier in Nichts aufgelöst hätten. Der eine Pirat kam nur mit dem Leben davon, weil er sich mit seinem Staubei in sicherer Entfernung aufgehalten hatte.

Inzwischen wusste man, dass die Grauzayna keine Sauerstoffatmer waren. Ihren Namen hatten sie erhalten, weil ihre lederartige Haut von grauer Farbe war und sie nur ein Bein und einen Arm besaßen – »Zayna« war ein Slangausdruck der Piraten und hieß soviel wie Krüppel.

Obwohl die Piraten noch weitere Begegnungen mit den Grauzayna gehabt hatten, konnten sie zu ihnen keinen Kontakt finden. Und so woben sich Legenden um diese Wesen und ihre Büchsen, denen man übernatürliche Kräfte zuschrieb. Es ging sogar das Gerücht, dass einmal ein Pirat eine dieser Büchsen erbeutet hatte und dadurch telepathische Fähigkeiten erlangte. Damit war kein anderer als der augenblickliche Piratenführer Hanwigurt Sheeron gemeint, der tatsächlich ein Telepath war. Ob er seine Fähigkeit aber von einer Grauzayna-Büchse erhalten hatte, wagte ich zu bezweifeln.

Als nun gestern ein Grauzayna aus der Sogmanton-Barriere getrieben wurde, herrschte ziemliche Aufregung in Richmonds Schloss. Sie war nicht einmal unberechtigt, denn der Graue wies einige seltsame Besonderheiten auf.

Er war klinisch tot, und auf seinem wie mumifiziert wirkenden Körper fanden ständig kleinere Explosionen statt; es war eine unaufhaltsame Kettenreaktion. Abgesehen davon, dass ständig Atomgruppen seines Körpers explodierten, war sein Metabolismus jedoch unbeschadet, was bedeutete, dass sich weder das Vakuum des Weltraums schädlich auf ihn ausgewirkt hatte, noch dass es Spuren der Hyperstrahlung an ihm gab.

In Richmonds Schloss war man überzeugt, dass auf dem Schiff der Grauen eine Seuche ausgebrochen sei, oder dass sie auf irgendeine andere Art und Weise dahingerafft wurden. Die Piraten dachten sofort an die Erbeutung der nun verwaisten Büchsen, doch waren sie sich darin einig, mit der Plünderung des Fingerschiffes noch zu warten, bis sie sicher sein konnten, dass es dort keine Überlebenden mehr gab. Ihr Respekt vor den Grauzayna war beachtlich!

Ich dachte keineswegs an Beute, als ich mich impulsiv entschloss, das Fingerschiff aufzusuchen, sondern dachte eher daran, dass man den Grauen durch ein schnelles Eingreifen vielleicht helfen konnte. Deshalb erbat ich von Sheeron die Erlaubnis zu dieser Expedition. Nach einigem Zögern schloss sich uns Jepson Tropp mit vier Piraten an, und wir starteten in vier Staubeiern.

Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich die Verfolgung des Grauzayna aufnahm.

Sei vorsichtig, damit du nicht in eine Falle gelockt wirst!, warnte mich mein Extrasinn.

Ich hatte meinen Strahler entsichert und war bereit, beim geringsten Anzeichen einer Gefahr zu schießen. Fartuloon und Eiskralle folgten mir. Der kleinwüchsige und schlanke Chretkor konnte leicht mit mir Schritt halten, aber Fartuloon fiel immer mehr zurück, weil die Lücken in dem Metallgerippe zumeist klein waren und er darauf achten musste, dass er sich den Raumanzug nicht an einer der scharfen Bruchstellen aufriss.

Es schien so, als hätte ich den Grauzayna in die Enge getrieben. Denn er blieb plötzlich stehen und hob seine Büchse in die Höhe.

Vorsicht!, warnte mein Extrasinn.

Aber ich achtete nicht darauf, weil ich nicht an die übernatürliche Kraft der Grauzayna-Büchsen glaubte. Deshalb unternahm ich auch nichts, als der Graue den unterarmlangen Zylinder nach mir warf.

Ich sah wie gebannt auf das seltsame Geschoss, das auf mich zuschwebte.

»Diese Kälte!«, hörte ich Eiskralles Entsetzensschrei in meinen Kopfhörern.

Dann versank die Umwelt um mich, und ich hatte nur noch Augen für das seltsame Energiegebilde, das der Büchse entwich.

Es konnte keinen Zweifel darüber geben, dass es sich um einen der gefürchteten Gantries handelte, jenen fremdartigen Energiewesen aus dem Hyperraum.

2.

 

Eiskralle war schreiend geflüchtet.

Ich war allein mit dem Grauzayna.

Zwischen uns tanzte flimmernd der Gantrie.

Seltsamerweise fürchtete ich das Energiewesen überhaupt nicht, obwohl ich schon mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Gantries ganze Staubeier mit ihren Besatzungen durch Strukturrisse in den Hyperraum entführt hatten. Ich unternahm nicht einmal den Versuch einer Gegenwehr, als das Energiewesen mich umflirrte.

Sei ganz ruhig, das ist das Beste, was du in dieser Situation tun kannst, riet mir mein Extrasinn. Du könntest mit deiner Waffe nichts ausrichten und würdest den Grauen nur verscheuchen. Ist dir aufgefallen, dass die Kettenreaktion bei ihm bereits in ein fortgeschrittenes Stadium getreten ist?

Natürlich war es mir aufgefallen, dass überall an seinem Körper ständig Explosionen stattfanden.

»Ich bin in friedlicher Absicht gekommen«, sagte ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob der Grauzayna Arkonidisch verstand. Aber ich hoffte, dass er am Klang meiner Stimme meine Gefühle einigermaßen richtig erkennen konnte – sofern der Außenlautsprecher meine Stimme nicht zu sehr verzerrte.

Der Gantrie umschwärmte mich immer noch. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass dieses Energiewesen jene Kälte ausgestrahlt hatte, vor der Eiskralle in heller Panik geflüchtet war. Mir bereitete die Anwesenheit des Gantries dagegen kein Unbehagen. Das ließ mich vermuten, dass der Grauzayna womöglich den Kontakt mit mir suchte. Hätte er sich wirklich in die Enge getrieben gefühlt, so hätte er dem Gantrie wahrscheinlich aufgetragen, mich zu vernichten.

Dass es zwischen diesen so verschiedenartigen Wesen so etwas wie eine Symbiose gab, daran zweifelte ich jetzt nicht mehr.

»Ihr habt unsere Botschaft vernommen«, hörte ich in diesem Augenblick den Grauzayna sagen, doch kam seine Stimme nicht durch die Kopfhörer, sondern ich empfing sie mit meinem Geist. »Warum sind nur so wenige unserem Ruf gefolgt?«

Ich war irritiert – weniger durch die Tatsache, dass ich von einem Grauzayna telepathisch angesprochen wurde, sondern durch den Inhalt seiner Worte.

»Wir haben keine Botschaft empfangen«, erwiderte ich, nachdem ich meine Fassung wiedergewonnen hatte. »Wir hatten nicht einmal eine Ahnung, dass ihr nach uns gerufen habt. Wenn wir euren Ruf vernommen hätten, wären wir bestimmt in größerer Zahl gekommen, um euch zu helfen.«

Jetzt staunte der Grauzayna.

»Nicht ihr solltet uns Hilfe bringen, sondern wir wollten euch helfen, die Hürde zu einer besseren Existenz zu nehmen«, sagte er. »Wie konnte es nur möglich sein, dass unser Verkünder die Botschaft nicht überbrachte?«

Er meint jenen Grauzayna, den die Piraten tot aus der Sogmanton-Barriere gefischt haben, erklärte mir mein Extrasinn.

»Euer Bote hat uns erreicht«, erklärte ich. »Doch er konnte uns die Meldung nicht mehr überbringen, denn er war längst tot, als wir ihn fanden.«

»Er war nicht tot«, behauptete der Grauzayna, »er hatte nur die metaphysische Metamorphose abgeschlossen und befand sich im neuen Daseinszustand. Sein Körper war noch hier, doch sein Geist befindet sich bereits in der neuen Welt. Bevor er seinen Körper nachholen wollte, erbot er sich, euch die Botschaft zu überbringen. Die Botschaft war in seinem Talama gespeichert.«

Mit dem Talama kann er nur die Büchse meinen, die jeder Grauzayna mit sich trägt, zog mein Extrasinn den Schluss.

Ich entsann mich daran, dass der Grauzayna seine Büchse bei sich gehabt hatte, aber ...

»Das Talama des Boten war geöffnet, als wir ihn fanden«, erklärte ich. »Es enthielt überhaupt nichts – es war leer.«

»Das ist schade«, meinte der Grauzayna. »Der Ruf wäre zwingend für euch gewesen. Ihr hättet ihm nachkommen müssen und wäret uns in eine andere Existenz gefolgt.«

Ich erschauerte unwillkürlich. Aus den Worten des Grauzayna ging hervor, dass die so genannte Botschaft in Wirklichkeit ein hypnosuggestiver Befehl gewesen war, dem sich keiner in Richmonds Schloss hätte entziehen können. Es war ein glücklicher Zufall, dass sich die Büchse des Boten während seiner Reise durch die Sogmanton-Barriere geöffnet hatte.

Ich stellte mir wieder schaudernd vor, dass die 10.000 Piraten dem Grauzayna wie eine willenlose Herde gefolgt wären ... Wohin denn eigentlich?

In den Hyperraum!, gab mir mein Extrasinn die Antwort. Es deutet alles darauf hin, dass die Grauzayna auf einer anderen Existenzebene in eine neue Daseinsform flüchten. Das haben sie bestimmt den Gantries zu verdanken.

»Wir wussten von all dem nichts«, sagte ich unbehaglich. »Als wir den Toten fanden, dessen Körper unter einer unheimlichen Kettenreaktion der Vernichtung zustrebte, machten wir uns auf den Weg, um euch zu helfen. Nun sehen wir, dass ihr alle von der unheimlichen Macht bedroht seid.«

»Wir werden nicht bedroht«, erwiderte der Grauzayna. »Wir haben die Metamorphose bewusst herbeigeführt, weil wir die Sinnlosigkeit unserer erbärmlichen Existenz eingesehen haben. Die wahre Erfüllung können wir nur in der Daseinsform finden, die uns der Hyperraum bietet. Die Gantries, wie ihr die Bewohner des Hyperraums nennt, sind unsere treuen Diener auf dem Weg zu einem neuen Leben. Wir haben lange vergebens nach der Erfüllung gesucht – hier haben wir sie endlich gefunden.