cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 104

– ATLAN exklusiv Band 5 –

 

Krieg der Gespenster

 

Kampf zwischen den Dimensionen – die Totgeglaubten greifen an

 

von Clark Darlton

 

img2.jpg

 

Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. – eine Zeit, die etwa dem Jahr 9000 v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der den Tod seines Bruders Gonozal VII. inszeniert haben soll, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand und bei der Allgemeinheit längst als verschollen oder tot gilt.

Doch der junge Kristallprinz ist quicklebendig! Nachdem man ihn über seine wahre Herkunft informiert und sein Extrahirn aktiviert hat, ist sein ganzes Sinnen und Trachten nur darauf gerichtet, den Usurpator zu stürzen.

Die verschworenen Freunde unterstützen Atlan und bringen ihn nach Kraumon, Fartuloons geheimen Hauptstützpunkt.

Hier soll die Kampagne gegen Orbanaschol sein Anfang nehmen – doch hier entbrennt der KRIEG DER GESPENSTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Fartuloon – Atlans Lehrmeister und Erzieher.

Atlan – Der Kristallprinz bemüht sich um den Frieden.

Tirako Gamno und Eiskralle – Atlans Freunde und Gefährten.

Parvon Kher und Morvoner Sprangk – Zwei Krieger zwischen den Dimensionen.

1.

 

Wenn ich ehrlich sein soll, so muss ich gestehen, dass mir Fartuloons Geheimniskrämerei langsam aber sicher auf die Nerven ging. Pflegevater hin, Pflegevater her, er wusste schließlich, wer ich war oder eigentlich hätte sein sollen – nämlich der rechtmäßige Nachfolger meines Vaters Gonozal, der von meinem Onkel Orbanaschol heimtückisch ermordet worden war. Statt meiner saß nun der Mörder auf dem Herrscherthron der Arkoniden.

Ich hatte geschworen, das Unrecht zu rächen, und mir zur Seite standen meine getreuen Freunde: Fartuloon, Eiskralle und nun auch Tirako Gamno, der junge Arkonide. Farnathia, mit der mich mehr als bloße Freundschaft verband, war in die Hände der Kralasenen gefallen und damit im Augenblick für mich verloren. Ich würde sie baldmöglichst befreien.

Fartuloon war der Mann, der mich einst, als ich vier Jahre alt gewesen war, vor dem sicheren Tode rettete. Orbanaschols Häscher verfolgten mich seitdem. Der schlimmste Spürhund und Kopfjäger, der Blinde Sofgart, und seine Kralasenen waren uns auf den Fersen, und er würde seine Niederlage, die er bei unserer Flucht aus dem Tarkihl erlitten hatte, noch nicht verwunden haben.

Eiskralle war ein Chretkor und sah so aus, als bestünde er aus Eis – mit anderen Worten, er war so gut wie transparent. Man konnte seine Organe, Nervenstränge und Adern deutlich erkennen, wenn er unbekleidet war. Er war 1,35 Meter groß und sonst durchaus humanoid gebaut, aber wehe, er gab einem Lebewesen, das er nicht mochte, die Hand. Seine Eiskralle war eine fürchterliche Waffe, die uns schon aus mancher Klemme befreit hatte.

Dann war da noch Tirako Gamno, den ich auf Largamenia bei dem Kampf um die ARK SUMMIA kennengelernt hatte. Das war eine Art Reifeprüfung, nach deren Bestehen mein Extrahirn aktiviert wurde. Tirako sah zierlich und fast schwächlich aus, aber er war alles andere als ein Feigling. Ich war froh, ihn als Bundesgenossen gewonnen zu haben.

Nun waren wir vier, und unser Wahlspruch lautete: »Für Atlan und Arkon – auf Leben und Tod!«

Vielleicht hört sich das ein wenig melodramatisch an, aber uns war es verflucht ernst mit unserem Vorhaben. Das Große Imperium wurde von einem Schurken regiert, der rücksichtslos seine Gegner jagte und ermorden ließ. Dabei tobte draußen in der Milchstraße noch immer der große Methankrieg gegen die Maahks.

Ich wurde aus meinen Gedanken aufgeschreckt, als ich schwere Schritte und das typische Scheppern der alten Rüstung hörte, die Fartuloon auch beim Schlafen kaum ablegte. Sie gehörte zu ihm, so wie auch das Schwert »Skarg« zu ihm gehörte, das er fast ständig trug.

Dann tauchte die massige Gestalt im Kontrollraum des Schiffes auf, in dem ich gerade Wache bezogen hatte, nachdem Tirako abgelöst worden war.

»Na, mein Sohn«, sagte er jovial und setzte sich in einen der Polstersessel, den er mit seinem Untergestell völlig ausfüllte, »wie kommst du mit dem Kahn zurecht?«

Ich musste zuerst einmal grinsen. Der »Kahn« war ein diskusförmiges Raumschiff mit ausgezeichneten Flugeigenschaften, einem tadellos funktionierenden Transitionsantrieb und allen nur denkbaren technischen Einrichtungen, die man von einem tüchtigen Raumschiff verlangen konnte.

»Deine Frage ist überflüssig, Fartuloon. Natürlich komme ich zurecht, und ich muss sagen, es ist ein gutes Schiff. Möchte wissen, wie du da wieder herangekommen bist.«

Fartuloon grinste zurück.

»Wer viel redet, der verrät auch viel. Ich liebe es nun mal, mich mit Geheimnissen zu umgeben, auch meinen Freunden gegenüber.«

»Warte nur«, drohte ich scherzhaft, »bis ich erst Imperator bin. Dann kommst du in die Hypnoanlage, in der es keinen Platz für Lügen und Ausreden mehr gibt. Dann werde ich endlich die ganze Wahrheit erfahren.«

»Du weißt schon genug«, wehrte Fartuloon gelassen ab und starrte gedankenverloren auf den Bildschirm. »Vier Transitionen haben wir bereits hinter uns. Bald sind wir da.«

»Wo sind wir da?«, erkundigte ich mich zum zehnten Mal seit einigen Stunden.

»Auf Kraumon, das sagte ich bereits.«

»Stimmt, aber leider ist auch alles, was du sagtest. Ich nehme an, es handelt sich um einen Planeten, der nicht auf den Karten verzeichnet ist.«

»Ganz richtig, und die rote Sonne auch nicht, die er umläuft. Kraumon ist übrigens der einzige Planet dieser Sonne. Das hat gewisse Vorteile, was die Ortung sich nähernder Schiffe betrifft. Auch das ist einer der Gründe, warum ich diesen Planeten wählte. Da sind wir vorerst sicher und können uns die nächsten Schritte in aller Ruhe überlegen.«

»Unser Chretkor fiebert danach, dem Blinden Sofgart endlich seine Eiskralle um den dürren Hals schließen zu können«, meinte ich. »Wir müssen Farnathia befreien. Kannst du dir meine ständige Sorge um sie vorstellen?«

»Ihr wird nicht das kleinste Haar gekrümmt werden, darauf kannst du dich verlassen, Atlan. Wenn ich das nicht wüsste, säßen wir jetzt nicht hier herum und hielten weise Reden. Was hältst du eigentlich von unserem neuen Freund Tirako Gamno?«

Sein plötzlicher Themenwechsel überraschte mich. Wir hatten uns schon oft genug über Tirako unterhalten, wozu also die Frage?

»In erster Linie ist er für mich das Symbol der jungen Generation, die den verhassten Diktator loswerden möchte. Allein schon das macht ihn vertrauenswürdig. Er gehört zu jenen Leuten, die instinktiv in Orbanaschol den Verräter und Verbrecher wittern und ihn stürzen wollen.«

»Junge Leute wollen immer etwas umstürzen.«

»Sicher, aber diese junge Generation hat eine gute Alternative anzubieten. Das ist der Unterschied. Einfach das Alte zerstören, ohne bessere Lösungen anzubieten, das kann jeder Dumme und Hitzkopf. Tirako kennt die volle Wahrheit, er hat es damit leichter als seine Gefährten, die ihrem Instinkt folgen und keine Beweise besitzen. Er stammt aus gutem Haus, und ich bin sicher, dass wir uns auf ihn verlassen können.«

»Da bin ich auch sicher, sonst hätten wir ihn kaum mitgenommen. Ich zeige nicht jedem meinen besten und geheimsten Stützpunkt.«

Eine Weile schwiegen wir. Die fünfte und letzte Transition war bereits programmiert und würde bald automatisch eingeleitet werden. An den unvermeidbaren Entzerrungsschmerz hatten wir uns alle schon gewöhnt, er gehörte dazu. Dafür legten wir in Bruchteilen von Sekunden viele Lichtjahre zurück.

»Kraumon ist kein sehr großer Planet und sieht bedeutungslos aus. Die Atmosphäre ist nur dünn, aber durchaus atembar. Der größte Teil der Oberfläche hat wüstenartigen Charakter. Am Äquator jedoch hat sich eine reichhaltige und oft üppige Vegetation gebildet – riesige Wälder und Steppen, auf denen das Gras meterhoch steht. Es gibt Gebirge und geschützte Täler, die noch nie der Fuß eines intelligenten Lebewesens betreten hat. Die Fauna ist reichhaltig, aber nicht im Übermaß vertreten. Kraumon könnte ein Stück Paradies sein.«

»Und ist es das nicht?«, wunderte ich mich. »Ich meine, wenn ich einen solchen unberührten Planeten besäße, würde ich ein Paradies aus ihm machen, wenn er es nicht bereits wäre.«

»Natürlich, so betrachtet ist Kraumon ein Paradies, aber kein völlig unberührtes mehr. Immerhin brauchst du keine Sorge zu haben, jemandem dort zu begegnen, denn die Station arbeitet vollautomatisch.«

»Und wo liegt sie?«

»In einem breiten, großen Teil mit Wäldern, Seen und Flüssen. Da Kraumon nur eine Schwerkraft von 0,7 Gravos besitzt, die mittleren Temperaturen bei etwa 25 Grad liegen und die Dauer der Rotation 32 Stunden beträgt, kannst du dir vorstellen, warum ich von einem Paradies sprach. An einem wolkenlosen Tag kannst du dir einen wunderbaren Sonnenbrand holen.«

»Wir werden kaum Zeit haben, auf Kraumon zu faulenzen«, warf ich ein. Dann sah ich ihn fragend an. »Was wollen wir überhaupt dort? Das hast du uns noch nicht gesagt.«

Fartuloon lächelte überlegen.

»Erst einmal verstecken, denn sie sind hinter uns her. Nicht nur der Blinde Sofgart ist auf unserer Spur, sondern noch andere Kopfjäger, die von Orbanaschol angeheuert wurden. Auf Kraumon aber sind wir sicher. Ich glaube nicht, dass jemand von der Existenz dieses Planeten am Rand der Zentrumsballung weiß. Und wenn, dann bereiten wir ihm einen heißen Empfang.«

Ich blieb skeptisch und sah zu, wie die Automatik endgültig die Transition einleitete. Wenig später verging sowohl Fartuloon wie auch mir die Lust zum Reden, denn der Verzerrungsschmerz setzte jäh ein. Wir wurden für den Bruchteil einer Sekunde samt Schiff entstofflicht und durch die fünfte Dimension zum Zielort geschleudert.

Meine Sympathie für diesen Vorgang war nicht besonders groß, und ich konnte mir vorstellen, dass irgend jemand in ferner Zukunft eine andere Art des Antriebs entwickeln würde. Es musste doch möglich sein, den Hyperraum ohne totale atomare Auflösung zu überwinden! Ich war kein Wissenschaftler, aber es war mir klar, dass keine technische Entwicklung jemals vollständig abgeschlossen werden kann. Es geht immer wieder weiter.

Als wir rematerialisierten, konnte ich mich mit einem Blick davon überzeugen, dass die Transition geglückt war. Vor uns im Raum, nur wenige Lichtminuten entfernt, stand eine einsame rote Sonne. Ein Stück von ihr entfernt erkannte ich das typische Albedoleuchten eines Planeten – rötlichgrün. Das musste Kraumon sein.

Unbemerkt fast kam Eiskralle in die Kommandozentrale. Wenn ich seine zerbrechlich wirkende Gestalt sah, musste ich mich immer wieder wundern, dass er die Transitionen heil überstand. Wenn er schon Angst davor hatte, bei extremen Temperaturunterschieden auseinanderzuklirren, wäre eine solche Angst bei Entstofflichung wohl angebrachter gewesen.

»Sind wir da?«, fragte er Fartuloon, nachdem er Atlan zugenickt hatte.

»Das dort ist Kraumon«, bestätigte unser Bauchaufschneider.

Eiskralle betrachtete den Bildschirm.

»Sieht aus wie fast jeder andere Planet auch. Man sollte die Vergrößerung hinzuziehen.«

»Die Ortungsgeräte laufen bereits an«, erklärte Fartuloon. »Die ersten Messungen müssen gleich hereinkommen. Ich weiß nicht, aber ich habe ein komisches Gefühl ...«

Ich warf ihm einen forschenden Blick zu. Wenn Fartuloon komische Gefühle hatte, bedeutete das zumeist nichts Gutes.

Die Orterschirme leuchteten auf und gaben Teile der Oberfläche Kraumons stark vergrößert wieder. Gleichzeitig erschienen auf den Mattscheiben die ersten Daten. Fartuloon studierte sie aufmerksam. Ich sah ihm zu und konnte die Feststellung machen, dass sein Gesicht immer nachdenklicher wurde und schließlich einen besorgten Ausdruck annahm.

»Ist etwas nicht in Ordnung?«, erkundigte ich mich.

Er gab nicht sofort Antwort. Sorgfältig verglich er die Daten mit einigen Aufzeichnungen, die er aus dem Schrank unter den Navigationskontrollen genommen hatte. Er runzelte die Stirn, sagte aber noch immer nichts. Ich nutzte die Zeit, mir das von Kraumon anzusehen, was auf den verschiedenen Schirmen zu sehen war.

Fartuloons Beschreibung stimmte.

Ich sah riesige Waldflächen am Äquatorgürtel, große Seen und breite, lange Ströme, die das Land genügend bewässerten. Dazwischen gab es Gebirge, in die sich vegetationsreiche Täler eingeschnitten hatten. Dann wiederum erstreckten sich fruchtbare Ebenen und Grasflächen über Hunderte von Kilometern hinweg, um abermals von Wäldern und Gebirgen und Seen abgelöst zu werden.

Fartuloon veränderte die Einstellung der Orter und projizierte das gewünschte Bild eines Monitors auf den großen Panoramaschirm. Jetzt erst war es möglich, auch Einzelheiten der Oberfläche genau zu erkennen.

Obwohl der Planet noch mindestens drei Lichtminuten entfernt war und wir uns ihm mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern in der Sekunde näherten, tasteten die Orter die gesamte uns zugewandte Oberfläche ab, als schwebten wir nur knapp tausend Meter über ihr.

Endlich brach Fartuloon das Schweigen:

»Meine Station muss jeden Augenblick am Westrand auftauchen, es ist früher Morgen im Tal. Um so besser werden wir sie durch den größeren Kontrast von Licht und Schatten erkennen können. Auf dem Panoramaschirm links ...«

Eiskralle hatte sich gesetzt und betrachtete zusammen mit mir den Schirm. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in diesen Augenblicken mehr als nur gespannt war, endlich Fartuloons geheimsten Stützpunkt kennenzulernen. Oft genug hatte er ihn erwähnt, ohne jedoch Einzelheiten zu verraten.

Jetzt tauchte auch Tirako Gamno auf. Ich bedeutete ihm, sich zu setzen und ruhig zu sein. Fartuloon wollte jetzt nicht gestört werden.

Wie gebannt starrten wir alle auf den Bildschirm.

Aus der Dunkelheit am Rand des Planeten kroch allmählich ein Gebirge hervor, durch den Kontrast noch plastischer als sonst zu erkennen. Die einrastende Vergrößerung, von Fartuloon betätigt, ließ den Eindruck aufkommen, als stürzten wir der Oberfläche entgegen. Dann wurde das Bild wieder scharf. Ein breites, grünes Tal wurde sichtbar, mit Flüssen, Seen und Wäldern, ganz wie Fartuloon es uns geschildert hatte.

Und dann sahen wir noch etwas anderes, das so gar nicht in die paradiesische Landschaft passen wollte:

Sieben gewaltige Kuppeln lagen unregelmäßig gruppiert zwischen flachen Rundgebäuden, Türmen und anderen Bauwerken unterschiedlichen Aussehens. Einige waren durch überdachte Anlagen miteinander verbunden, andere wiederum schienen isoliert an ihrem Platz zu stehen. Erst später sollte ich erfahren, dass auch sie miteinander verbunden waren, nämlich durch unterirdisch angelegte Tunnels und Hangaranlagen.

»Erstaunlich, dass noch nie jemand diesen großen Stützpunkt entdeckte«, wunderte sich Gamno und brach das Schweigen.

Fartuloon lehnte sich zurück, um den Panoramaschirm besser sehen zu können.

»Da bin ich nicht mehr so sicher«, murmelte er verstört. »Etwas da unten hat sich verändert. Auch die Massetaster zeigen geringere Werte als sonst an. Das bedeutet, dass Materie fehlt. Materie kann aber alles sein – Gebäude, Einrichtungsgegenstände, Waffen ... eben alles. Die Gebäude sind alle vorhanden, genau siebenundvierzig. Ich habe mir die Mühe gemacht, sie zu zählen. Aber in den Gebäuden und unterirdischen Lagerräumen muss etwas fehlen. Es waren Diebe auf Kraumon!«

Ich saß ganz ruhig da und betrachtete den Bildschirm, auf dem ich nichts Verdächtiges feststellen konnte, während Eiskralle gedehnt fragte:

»Was für Diebe, Fartuloon? Unsere Feinde können es nicht sein, denn sie hätten wahrscheinlich den ganzen Stützpunkt vernichtet. Oder sie sind noch dort und haben eine Falle für uns vorbereitet, aus der es kein Entrinnen mehr gibt.«

Langsam schüttelte Fartuloon den Kopf.

»Das glaube ich nicht. Die Taster würden ihr Schiff sofort orten, und wenn sie es im tiefsten Hangar verborgen hätten. Nein, außer meinem eigenen Kugelraumer befindet sich kein anderes Schiff auf Kraumon, das steht fest. Es war jemand hier, aber er ist wieder fort. Und er hat etwas mitgenommen, wenn ich den Daten trauen kann, sogar eine erhebliche Menge. Wir müssen feststellen, was gestohlen wurde.«

»Das alles hört sich ziemlich verrückt an«, meinte ich unsicher.

»Es ist nicht nur verrückt, es ist nahezu unmöglich, Atlan. Die Station ist gegen jeden fremden Zugriff abgesichert. Niemand kann sie betreten, ohne einen Alarm und die Aktivierung von Kampfrobotern auszulösen. Außerdem sind die Lagerräume positronisch abgesichert.«

»Piraten!«, vermutete Gamno, »vielleicht waren es Piraten.«

»Die gibt es nur in Kindermärchen«, wehrte Fartuloon ab, aber es klang nicht sehr überzeugend. Er nickte mir zu. »Leite das Landemanöver ein, Atlan, wir wollen keine Zeit mehr verlieren. Ich muss wissen, was da unten geschehen ist – oder noch geschieht. Tirako, du übernimmst die Feuerkontrolle, falls man uns angreift.«

»Und was soll ich machen?«, erkundigte sich Eiskralle.

»Du bleibst ruhig sitzen und hörst auf, mit deinen Glasknochen zu klappern«, riet Fartuloon gereizt. »Auf Kraumon herrschen angenehme Temperaturen.«

Ich konzentrierte mich auf meine Aufgabe, während Fartuloon sich abermals um die Orter und Taster kümmerte, um soviel Werte wie möglich zu erhalten. Gamno überprüfte die Kontrollen für die Energiegeschütze und den Schutzschirm. Eiskralle hockte in seinem Sessel und spielte den Beleidigten.

Ich erhöhte die Geschwindigkeit, um nicht zuviel Zeit zu verlieren. Der Planet kam schnell näher, und bald mussten wir die Vergrößerung zurücknehmen, da sonst ein einziges Gebäude den ganzen Panoramaschirm ausgefüllt hätte.

Nichts veränderte sich sonst. Das Gelände lag leer und verlassen vor uns. Ich konnte keine Bewegung erkennen, und selbst im Tal außerhalb der Station entdeckte ich kein Leben.

Einmal sagte Fartuloon:

»Es gibt äußerliche Veränderungen. An einigen Kuppeln sind Beschädigungen zu erkennen, so als habe jemand versucht, gewaltsam in ihr Inneres einzudringen. Allmählich muss ich gestehen, einigermaßen beunruhigt zu sein. Was oder wer erwartet uns da unten?«