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Nr. 31

 

Panik in Quinto-Center

 

Ein Robotmensch läuft Amok – und flüchtet zum Planeten des Einsamen

 

von Hans Kneifel

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO, schreibt man Mitte Juni des Jahres 2408 Standardzeit.

Nach der Eindämmung der Metamorphose-Seuche beginnt für Lordadmiral Atlan und seine USO-Spezialisten eine neue Phase in der Auseinandersetzung mit der Condos Vasac, den kosmischen Gegenspielern der Menschheit und ihrer Verbündeten.

Die CV hat zum ersten Mal eine neue, gefährliche Waffe eingesetzt – die Hyperfalle. Diese Waffe – wäre sie schon ausgereift – würde den Gegnern der Menschheit die Herrschaft im All sichern.

Atlan weiß das, und er weiß auch, dass es höchste Zeit ist, die Weiterentwicklung einer solchen Waffe zu unterbinden. Alles muss unternommen werden, damit die mysteriöse Lenkzentrale der Condos Vasac nicht großangelegte Operationen starten kann.

Atlans Plan, wie sich den Gegnern am besten beikommen lässt, wird von den Positroniken in Quinto-Center, dem USO-Hauptquartier, durchgerechnet. Der Plan scheint perfekt – abgesehen von vier Problemen, die erst bewältigt werden müssen.

Eines dieser Probleme ist Sinclair M. Kennon, der Mann mit der »Vollprothese«. Sein Verhalten gibt Anlass zur PANIK IN QUINTO-CENTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral hat vier Probleme.

Sinclair M. Kennon – Der USO-Spezialist soll eine neue Identität annehmen.

Ronald Tekener – Ein Mann, der seine Erinnerung verloren hat.

Prof. Dr. Lorb Weytchen – Ein Ultradimphysiker.

Sivera Mangassar – Herr von Blind Man's Planet.

Decaree – Lordadmiral Atlans persönliche Sekretärin.

1.

 

ATLAN: Mein Büro im Zentrum von Quinto-Center ist so groß, dass man beruhigt darin arbeiten kann, ohne klaustrophobische Anfälle zu bekommen. Trotzdem ist dieser Mond, rund vierundsechzig Kilometer durchmessend, ein wahres Paradies für Amateurpsychologen und Psychotherapeuten.

Achttausend Männer, dazu Gäste und Roboter – sie können sich gar nicht so verteilen, dass sie sich nicht gegenseitig auf die Nerven gehen. Nach einem halben Jahr Standardzeit kennt jedes Mädchen jeden Mann, und jeder Mann kennt jeden Mann und so weiter. Prompt stellten sich ein Jahr nach der Erbauung dieses Mondes, der auf den Raumkoordinaten der »Spinne« mit der galaktischen Rotation einherdriftet, dieser Effekt ein.

Was konnten wir dagegen tun?

Keine überflüssigen Gedanken aus Selbstmitleid!, warnte mein Logiksektor.

Nur wenige meiner Gedanken waren wirklich überflüssig.

Jetzt, eine halbe Stunde lang, hatte ich Ruhe. Decaree, meine Sekretärin, würde nur Anrufe durchstellen lassen, die wirklich dringend waren.

Ich schob meinen Sessel zurück, legte die Absätze der Stiefel auf die mit Papieren und Berichten übersäte Schreibtischplatte und zog ein Schubfach auf.

Eine Platte hob sich.

Darauf standen eine eiskalte, bereits geöffnete Sektflasche und ein ziemlich alter, wertvoller Pokal aus Glas mit einem breiten Goldrand. Es waren die einzigen Dinge persönlicher Art in diesem großen Büroraum. Schirme bedeckten die Wände, das Panoramafenster zeigte den kleinen japanischen Garten in vollem Licht einer Lampe, deren Strahlung der Solarkonstante entsprach.

Denke daran, du hast Probleme, Arkonide!, flüsterte mein Extrasinn.

»Ja!«, sagte ich laut und vorwurfsvoll.

Langsam ließ ich den Sekt ins Glas laufen, wartete ab, bis sich der Schaum gesetzt hatte, und schüttete nach.

Dann nahm ich einen tiefen Schluck – in aller Ruhe.

Sekt war sowohl gut für den Kreislauf als auch für die Laune. Ich begann, mich ein wenig besser zu fühlen.

Ich hatte vier Probleme.

Es gab keine Reihenfolge; sie waren alle gleich groß und bedeutend für die United Stars Organisation, für die galaktische Polizei, oder wie immer man die Männer dieses Mondes nannte.

Da war Sinclair M. Kennon ...

Oder das, was von ihm noch übrig war. Nicht mehr sehr viel, und recht wenig eindrucksvoll, das musste ich zugeben. Kennon lief in seiner natürlichen Gestalt herum, also als Robotkörper mit einem menschlichen Hirn. Der Körper warf keine Probleme auf – aber der Verstand.

Seit jeher war Kennons Verstand unter einer bemerkenswerten Belastung gestanden.

Ich stand auf, nahm mein Glas, stellte mich vor das Panoramafenster und murmelte.

»Noch niemals waren diese Männer innerhalb der statistischen Norm. Sie befanden sich stets im oberen oder unteren Extrembereich der Gaußschen Glockenkurve. Aber sie waren stets stabil.«

Ich musste dadurch, dass ich meine Unsicherheit artikulierte, mir selbst das Nachdenken erleichtern.

»Hinsichtlich statistischer Normen besteht allerdings ein fließender Unterschied; diese beiden Spezialisten blieben innerhalb der qualitativ fassbaren Normalität.«

Kennons Neurose war voll ausgebrochen.

Es fragte sich nur, wann sie voll akut werden würde.

Nachdem Kennon durch den fiktiven Freitod »Rabal Tradinos« seine lebende Hautfolie verloren hatte, lief er als stählernes Skelett umher.

Kennon hasste sich, weil er Roboter hasste.

Roboter waren für ihn die Symbole seines eigenen Nichtkönnens, seiner Mangelhaftigkeit. Sigmund Freud hätte an Kennon sein Lebenswerk beenden und erheblich vergrößern können.

Kennon hasste Roboter, weil er selbst dachte, er sei ein Roboter.

Bisher war es uns allen – auch ihm! – gelungen, diese falsche Einsicht zu verdrängen und zu sublimieren. Kennon hatte seine primitiven Triebregungen in eine sozial hochbewertete Tätigkeit überführt. Er war einer unserer besten Männer.

Was taten wir? Was konnten wir tun?

»Andere Frage, Atlan«, sagte ich zu mir selbst. »Was wird Kennon tun, wenn wir ihm zumuten, die Gestalt Weytchens anzunehmen?«

Er würde wahnsinnig werden!, kommentierte mein Extrasinn.

Diese Gefahr bestand zweifellos.

Mein zweites Problem war Projekt Jagdgruppe.

Dies war eine bemerkenswert delikate Angelegenheit, an der ein Spezialteam meiner Männer und Frauen seit zehn Tagen arbeitete. Problem zwei hing eng mit Problem vier zusammen; es war die Hyperfalle der Condos Vasac.

Sechs hohe Mitglieder der Condos Vasac, vier Akonen und zwei Antis, hatten sich offensichtlich in der Arbeit gegen uns und die Menschheit sehr bewährt. Wodurch, das war noch herauszufinden. Sie wurden zur Belohnung auf Blind Man's World geschickt, wo die Condos Vasac zwei ständige kleine Lager unterhielt.

Wenn überhaupt irgendwo, dann würden wir dort etwas über das Problem der Hyperfalle erfahren, denn die Condos Vasac-Angehörigen hatten sechs bemerkenswert hübsche Mädchen bei sich. Und Männer reden immer, wenn sie Mädchen imponieren wollen.

Wir mussten also eine Einsatzgruppe ganz besonderer Art auf Blind Man's World absetzen. Sie mussten überall gleichzeitig sein, alles sehen und hören und dabei unsichtbar bleiben; zugegebenerweise kein leichtes Problem.

Außerdem konnten die Akonen den Transmitterschock anmessen.

Der Summer am Pultkommunikator machte sich bemerkbar.

Ich drückte meinen Finger gegen einen rechteckigen weißen Schalter, und während ich an den Arbeitstisch zurückging, versank die Glasscheibe langsam im Boden. Kühle Luft, die nach Ozon, würzigen, feuchten Pflanzen und nach einem hohen Sauerstoffanteil roch, strömte in das Büro ein.

»Hier Atlan!«, sagte ich.

Der Bildschirm flackerte auf.

»Hast du einige Minuten Zeit – ja! Schließlich flüchtest du dich gerade in Alkohol.«

Ich lächelte und erwiderte leise:

»So ist es. Komm bitte herein.«

Decaree. Es war meine Sekretärin, falls dieser Ausdruck noch gerechtfertigt war. Schon mehr meine Mitarbeiterin; das Vergnügen, mit ihr zusammen zu sein, erstreckte sich auch auf den außerdienstlichen Bereich.

Die Sicherheitstür glitt auf, schloss sich wieder, und das schlanke, schwarzhaarige Mädchen kam herein. Sie war knapp dreißig, geradezu verblüffend tüchtig und fast in jeder Hinsicht perfekt. Nur kochen konnte sie nicht.

Sie ging an mir vorbei, lächelte und setzte sich auf den Säulenstumpf, den ich vor vielen Jahren von einer griechischen Insel mitgenommen hatte.

»Bekomme ich auch einen Schluck?«, fragte sie.

Ich füllte ein zweites Glas und ging zu ihr hinaus, setzte mich an den Rand des winzigen japanischen Brunnens und schaute sie an.

»Was gibt es?«

Sie sagte: »Ärger mit Tekener.«

Das war mein Problem Nummer drei. Ronald Tekener, der galaktische Spieler mit den Narben der Lashat-Pocken. Jetzt trug er noch die seelischen Narben des Verhörs durch die Condos Vasac.

»Ich höre«, sagte ich.

»Er kam zu sich, wurde entsprechend betreut und liegt jetzt in seinem eigenen Wohnbereich. Er leidet unter retrograder Amnesie.«

Ich runzelte die Stirn.

»Tekener schwärmte schon immer für das Ausgefallene. Was, bitte, ist das?«

Was eine Amnesie war, wusste ich. Ich wartete auf die Antwort.

»Er kann sich nur an eine Zeitspanne von knapp vierundzwanzig Stunden erinnern. Dieser Prozess ist schleichend, also läuft Tekener praktisch seinem Erinnerungsschwund stets um einen Tag voraus. Er hat also um ein Uhr des dreizehnten Juni vergessen, was Mitternacht des elften Juni passierte. Und so weiter.«

Ich biss auf meine Unterlippe, drehte dann das Glas in den Fingern und nahm den letzten Schluck.

»Und wir brauchen sowohl Tekener als auch Kennon für den nächsten Einsatz, der uns Aufschluss über die Hyperfalle geben soll.«

Und dies war mein viertes Problem: die Hyperfalle.

Alles hing zusammen wie ein Molekülverband. Löste man einen Faktor aus dieser sehr zerbrechlichen Konstruktion, brach alles zusammen und rief eine Kettenreaktion des Misserfolges hervor. Wir aber durften uns keine Misserfolge leisten, denn jeder Schritt zurück kostete Menschenleben. Nur dann, wenn wir die Aktivität von Verbrechern so eindämmen konnten, dass wir sie jederzeit kontrollieren konnten, wurden Menschenleben gerettet und Materialwerte eingespart. Dies war eine Teufelsspirale, und wir alle, Condos Vasac wie United Stars Organisation, hetzten mit heraushängenden Zungen diese Spiralwindungen entlang.

Aufwärts oder abwärts?, fragte mein Logiksektor.

»Abwärts!«, sagte ich bitter.

Decaree sah mich aufmerksam an.

»Sagtest du etwas?«

Ich nickte und stellte mein Glas ab.

»Abwärts. Nehmen wir den Lift nach unten und befragen wir die Biopositroniken. Vielleicht sind wir alle hinterher klüger.«

Im gleichen Moment kam eine harte Stimme: »Achtung! Ich rufe Lordadmiral Atlan! Dringlichkeitsstufe eins! Sinclair Kennon hat einen Zusammenstoß mit Robots! Bitte kommen Sie sofort!«

Wir sahen uns an, dann steckte ich den Paralysator ein und rannte hinaus.

Kennons Neurose – jetzt brach sie aus.

2.

 

SINCLAIR M. KENNON: Wir schreiben heute den zwölften Juni, und ich sehe noch immer wie einer der verdammten, seelenlosen Maschinenmenschen aus. Wie ein Roboter. Ich hasse Robots.

Ich hasse sie!

Ich weiß, dass ich ein Neurotiker bin. Ich habe auch eine Unmenge der betreffenden Literatur über dieses Problem gelesen. Aber es hilft nichts. Ich identifiziere mich mit Robotern, und weil ich sie hasse, hasse ich mich selbst. Oder umgekehrt: Weil ich ein Robot bin, hasse ich die Roboter. Unausgegoren, falsch, aber für mich bestimmend.

Ich habe in meinen Zimmern keinen einzigen Spiegel; sie sind alle entfernt worden, als man mich nach dem Verlust meiner durchaus attraktiven menschlichen Hülle hierhergebracht hatte.

Sämtliche Bildschirme sind mit einer Schicht bedeckt worden, die es unmöglich macht, dass ich mich spiegle.

Ich? Bin ich wirklich ich? Sinclair Marout Kennon?

Der Neurotiker besitzt, heißt es in der Fachliteratur, ein gestörtes Verhältnis zu seiner normalen Umwelt. Neurosen erfassen jeweils nur einen Teil der Persönlichkeit – kein Wunder, dass ich noch ganz »normal« über andere Dinge nachdenken und reflektieren kann.

Eben ist draußen im Korridor, als ich Tekener besuchen wollte, ein Robot vorbeigekommen. Er hat mit seinen Zusatzgeräten den Bodenbelag des Korridors gereinigt und die Wände geputzt.

Ich konnte den übermäßigen Aufwand an seelischer Spannung, der mich befähigt hätte, die Aggressionen nicht auszutoben, nicht mehr aufbringen.

Meine Widerstandskraft war einfach zu gering.

Ich stürzte mich auf die Maschine, demolierte die Geräte, verbog die Zuführungen und schleuderte, nachdem ich den sich heftig wehrenden Robot hochgerissen hatte, den summenden und verstört blinkenden Mechanismus dreißig Meter weit in den Gang hinein. Es gab einen lauten Krach und dann eine Serie von Funkenüberschlägen. Eine dicke Rauchwolke breitete sich aus. Ich rannte zurück in meinen Wohnraum und warf mich in einen Sessel.

Ein Neurotiker, also jemand wie ich, besitzt die volle Einsicht in die Tatsache, dass er dem Zwang eines Sonderzustandes ausgesetzt ist. Ich persönlich, weil ich als Kriminalist entsprechend ausgebildet wurde, weiß darüber hinaus Bescheid über Ursachenzusammenhang.

Es begann mit dem ersten Spiegel.

Ich war etwa acht Jahre alt und verstand ziemlich genau, was ich sah. Ich war ein Krüppel. Hässlich, klein, krumm und alles andere als liebenswert. Ich zertrümmerte den Spiegel mit einem Hammer.

Von diesem Zeitpunkt an wusste ich genau:

Ich würde in meinem ganzen Leben keinen einzigen Freund haben. Jeder, der sich vielleicht von meiner Leistung oder von meiner »schönen Seele« angezogen fühlte, würde auf der Stelle kehrtmachen, wenn er mich sah.

So wuchs ich auf.

Ich würde in meinem ganzen Leben keine einzige Freundin haben. Einen Krüppel, der so aussah wie ich, konnte niemand lieben.

Was blieb mir übrig?

Ich versuchte, mit meinem Verstand auszugleichen, was meinem Körper fehlte. Ich lerne und lernte, arbeitete wie ein Rasender, und schließlich begann mein Weg durch die Hierarchie der USO.

Dann starb ich.

Und wurde wiedergeboren. Symbolisch natürlich.

Ich erhielt einen Körper, der in jeder Hinsicht besser war als der eines Menschen. Ich war so groß wie und stärker als Kennon. Ich lief schneller, hob mehr und ermüdete nicht. Ich war noch immer ein Krüppel.

Ein Roboter – jetzt hatte ich allerdings einen Freund, auf dessen Freundschaft ich mich verlassen konnte. Wir bewiesen unsere Freundschaft mehrmals und retteten uns gegenseitig so oft das Leben, dass schon niemand mehr darüber sprach. Es war nicht bemerkenswert.

Aber ein Roboter mit einem menschlichen Hirn konnte nicht lieben.

Nicht wirklich jedenfalls.

Bei jeder Beziehung musste ich darauf achten, dass eine bestimmte Grenze nicht überschritten wurde.

Die dauernde inadäquate Libidoabfuhr, um wieder ein Wort aus der Literatur zu verwenden, die speziell für meinen Fall geschrieben schien, frustrierte mich in einem Maß, dass mein Verstand überkompensieren musste.

Ich überkompensierte durch Leistung.

Und blieb ein Krüppel.

Nachdem ich einige Jahre als Kennon oder Tradino gelebt hatte, mehr als Tradino als in meiner halbrealen wirklichen Identität, verlor ich das zweite Mal meine Identität. Und an diesem Punkt befand ich mich jetzt und zu dieser Stunde.

Ich musste mich hassen, und um mich nicht selbst zerstören zu müssen, weil ich ein Robot mit einem menschlichen Hirn und Verstand war, zerstörte ich andere Robots.

So bewahrte ich mich selbst vor dem endgültigen Zusammenbruch.

Ich setzte mich auf und sah an meinen skelettartigen Beinen hinunter. Ich würde in dem Augenblick durchdrehen und versuchen, diesem unwürdigen Dahinvegetieren, diesem dauernden Vorgang des Siechtums, ein Ende zu machen, an dem man mich zwang, eine Identität aufzusetzen, die ich nicht akzeptieren konnte.

Mir schwirrte der Kopf.

»Die Reaktion auf den Robot hat mich entspannt, beruhigt und abgelenkt«, sagte ich leise und stand auf. »Ich muss mit Atlan sprechen. Oder noch besser: mit Ronald!«

Ich drückte den Knopf des Kommunikationsgerätes und sah zu, wie sich der Schirm erhellte.

Eine Stimme sagte:

»Jawohl, wir haben Professor Doktor Lorb Weytchen verständigt. Er wird in Kürze hier eintreffen. Es ist nur noch das große Problem, wie wir es Freund Kennon beibringen, dass wir ihn, beziehungsweise seinen Körper, verkleinern müssen.«

Ich hörte regungslos zu.

In meinem Verstand wirbelten die Gedanken. Ich musste mich verhört haben. Sie wollten mich verkleinern, wollten mir den Rest meines angeschlagenen Selbstvertrauens noch nehmen. Das konnte nicht sein.

Ich musste mit Tekener sprechen.

Mein Freund würde Rat wissen.

Ich schaltete den Bildschirm wieder ab, wandte mich zur Tür und verließ meine Räume. Ich wusste, dass ich einen makabren Eindruck machte; ein dunkelgrauer Stahlkörper, erstaunlich einem Skelett ähnlich. Es fehlte nur noch, dass die Knochen in den Kunststofflagern klapperten.

Ich wusste, wo sich Tekener befand in seinen eigenen Räumen, die im Gebiet der Mannschaftsquartiere lagen. Dort war, ebenso wie mir, ihm ein persönlicher Bereich dauernd reserviert. Es waren nur etwa zweihundert Meter bis zu dem Wohnraum, und ich kannte jeden Schritt. Langsam ging ich durch den Korridor, und niemand hörte meine Schritte, denn der Boden war mit einem dicken, strapazierfähigen Belag ausgestattet.

»Was will ich eigentlich von Tek?«, murmelte ich.

Mein künstlicher Kehlkopf, der von den Nervenimpulsen im Sprachzentrum gesteuert wurde, funktionierte noch. Alles funktionierte tadellos, nur mein Verstand nicht. Ich war abhängig von dem Bewusstsein, dass ...

»Bringt das Zeug hier herein!«, rief eine Stimme von rechts.

Ich drehte mich um.

Nicht werfen, Vorsicht, zerbrechlich! Spezialverpackung