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im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR, Erzhausen

Bibelstellen sind, wenn nicht anders angegeben, der Revidierten Elberfelder Bibel, © 1985/1991/2006 SCM R.Brockhaus, Witten, entnommen.

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Lektorat: Daniel Aderhold, admida-Verlagsservice, Erzhausen

Layout u. Umschlag: Daniel Aderhold, admida-Verlagsservice, Erzhausen

Realisierung E-Book: Stefan Böhringer, eWort, Regenstauf www.ewort.de

Druck: Breitschuh & Kock, Kiel

ISBN der Printausgabe: 978-3-942001-65-6

ISBN der E-Book-Ausgabe: 978-3-942001-20-5

Bestell-Nr. buw030

Forum Theologie & Gemeinde (FThG)

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Vorwort

Obwohl wir das Wort „Gemeindegründung“ in der Bibel nicht vorfinden, ist das Gründen von Gemeinden stark im Neuen Testament verankert. Ich habe keinen Zweifel, dass es sich deswegen lohnt, nach den neutestamentlichen Prinzipien zu fragen und sie wieder neu zu entdecken. Der Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) ist eine Gemeindebewegung und als solche unbedingt darauf angewiesen, dass jede Generation entdeckt, wie lebendige Gemeinden nach biblischem Vorbild gegründet werden können. Von daher bin ich den Verantwortlichen des Forums Theologie & Gemeinde sehr dankbar, dass sie diesen Band über Gemeindegründung herausgebracht haben. Wenn wir den Auftrag von Jesus für seine Gemeinde ernst nehmen wollen, muss dieses Thema uns als Gemeindebewegung beschäftigen.

Als Kanadier bin ich vor 23 Jahren nach Deutschland gekommen, um mich u. a. in die Gründung von Gemeinden zu investieren. Wenn ich mich in der ländlichen Region umsehe, in der ich heute lebe, dann muss ich feststellen, dass es hier fast keine freikirchlichen Gemeinden gibt. Das berührt mich, denn wie werden Menschen in unserem Umfeld erreicht, wenn es keine Gemeinden in ihrer Reichweite gibt? Das gilt nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Großstädten bleiben große Teile der Bevölkerung vom Evangelium unberührt. Und ich frage mich: Wie werden unsere vorhandenen Gemeinden die verschiedenen Schichten und Subkulturen unserer Städte erreichen? Hier lohnt der Blick über den Tellerrand – und ich freue mich, dass dieser Band einen solchen wagt: Er vereint die Ansätze des BFP mit denen anderer Bewegungen, wie den Freien evangelischen Gemeinden (FeG), einer Initiative innerhalb der Evangelisch-lutherischen Kirche und einem Grundsatzbeitrag aus der EmergingChurch-Bewegung.

Unsere Zeit fordert uns heraus, uns für Neues zu öffnen. Das schmälert nicht die Anstrengungen in der Vergangenheit, denn jede vorhandene Gemeinde wurde irgendwann einmal gegründet. Es gab Menschen, die oft unter großen Opfern und mit viel Ausdauer neue Gemeinden ins Leben gerufen haben. Sie haben etwas gesehen, was noch nicht vorhanden war und sie waren bereit, Neues zu wagen. An dieser Grundeinstellung hat sich in Bezug auf Gemeindegründung bis heute nichts geändert.

Deswegen bin ich mir bewusst, dass wir diese Fragen beantworten müssen: Wie kommen wir zu neuen, gesunden Gemeinden, die dazu beitragen werden, unsere Gesellschaft zu beeinflussen? Was können wir tun, um Gemeindegründer zu entdecken, in denen das Herz für die Menschen in unserer Gesellschaft schlägt? Und wie heben wir das Potenzial für Gemeindegründung in den vorhandenen Gemeinden?

Dieser Band kommt nicht mit dem Anspruch daher, alle Fragen zu beantworten oder ein systematisches Konzept für Gemeindegründung in Deutschland vorzulegen. Aber ich freue mich darüber, dass er Denkanstöße und Impulse zum Thema Gemeindegründung gibt, die den Leser zur praktischen Umsetzung motivieren.

Rob Schroeder

Gemeindegründer und Regionalleiter

der BFP-Region Bayern-Nord

1 Einführung

Jesus spricht von einer großen Ernte1. Ernte wird hier als Bild verwendet für die Bereitschaft von Menschen, sich auf das Evangelium von Jesus Christus einzulassen.2 Eigentlich dürfte es für Nachfolger Jesu keine wichtigere Frage als die geben, wie die große Ernte in unserem Land einzubringen sei. Wenn Jesus für mehr Arbeiter plädiert, wendet er sich nicht gegen seine bereits vorhandenen Jünger, als ob diese nicht wichtig und nicht gut genug wären. Er merkt nur, dass viel mehr Arbeiter benötigt werden – die vorhandenen, ja, und weitere, neue Jünger –, um eine große Ernte einzuholen. Wie oft diskutieren wir unnötig, ob wir vor allem neue Gemeinden brauchen oder ob wir doch lieber zuerst die ­bestehenden Gemeinden wieder flott kriegen sollten. Es ist keine Frage von entweder oder. Es ist eine Sache von sowohl als auch!

Tatsache ist, dass wir mit 757 BFP-Gemeinden3 mit einer durchschnittlichen statistischen Größe von 55,6 Mitgliedern nicht den Hauch einer Chance haben, unser Land bedeutungsvoll mit dem Evangelium zu ­durchdringen.4 Der Stellenwert, den die Ernte für unser Land hat, wird sich daran zeigen, welche praktische Gewichtung sie in allem was wir tun bekommt. Letzten Endes wird es sich maßgeblich daran zeigen, inwieweit wir als Gemeindebewegung mit ­Nachdruck in die Gründung von neuen Gemeinden investieren. Warum dies einer der wenigen Kernwerte unserer Bewegung sein sollte, möchte ich versuchen, im Folgenden aufzuzeigen.

2 Biblische Reflexion zum Auftrag der Gemeindegründung

»   Jesus hat uns nie beauftragt, neue Gemeinden zu gründen. Warum wir es dennoch tun!

Gleich zu Beginn: Gemeindegründung ist nicht das Ziel! Wir gründen keine Gemeinden um der Gemeindegründung willen. Jesus hat uns nie beauftragt, hinzugehen und neue Gemeinden zu gründen. Vielmehr hat er uns beauftragt, Menschen aller Nationen zu seinen Jüngern zu machen.5 Wir haben also eine „Jünger-Mach-Beauftragung“. Welche Rolle spielt dabei Gemeindegründung von der biblischen Perspektive kommend?

Es fängt ja alles gar nicht mit Gemeinde an. „Die Welt ist Gottes große Liebe. Sie ist das Ziel seiner missionarischen Bemühung. Sie will er erreichen. Mit ihr hat er sich in Christus versöhnt (2 Kor 5,18).“6 Als Pastoren und geistliche Leiter beschäftigen wir uns sehr viel mit Gemeinde. Mir scheint, als würde sich Gott vor allem mit der Welt beschäftigen. Schließlich war die Welt – und nicht zuerst die Gemeinde – der Anlass für seine Menschwerdung. Joh 3,16 unterstreicht diese Wahrheit: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Gemeinde ist „ohne die Existenz einer missionsbedürftigen Welt undenkbar.“7

Tragischerweise zelebrieren Leiter von Gemeinden weiterhin ihre Gemeindekonzepte und -modelle, ungeachtet der Tatsache, ob ihre Gemeinde überhaupt noch missionarisch wirkungsvoll ist oder nicht: Schließen Menschen regelmäßig eine ewige Freundschaft mit Jesus durch diese Gemeinde? Ist die Präsenz der Gemeinde am Ort für die nicht christlich-sozialisierte Bevölkerung überhaupt bedeutungsvoll spürbar? Einfach gesagt, würde jemandem – außer den Frommen am Ort – etwas fehlen, wenn es diese Gemeinde nicht mehr gäbe? Gemeinde muss also immer von der Welt her gedacht werden. Nur weil es eine verlorene Welt gibt, nur deshalb braucht es auch eine Gemeinde in dieser Welt. Cyril Aston schreibt:

Wenn die Gemeinde Gemeinde-zentriert ist, sich selbst als Ziel an sich sieht, ist es Verrat an ihrer wahren Natur. […] Wenn die Gemeinde für sich selbst existiert, ist das eine derartige Verdrehung der Wahrheit, dass es einer Irrlehre gleichkommt.8

»   Die Gemeinde: Gottes Missions-Agent

Die Gemeinde kann also in ihrem eigentlichen Sinn nicht ohne eine „missionsbedürftige Welt“ existieren. Und die Welt braucht eine missionarische Gemeinde. Dort, wo die Welt noch ohne Zugang zum Evangelium ist, dort muss Gemeinde Jesu als Salz und Licht9 hineinkommen. Salz und Licht wirken durch ihre unmittelbare Nähe. Gemeinde muss dort sein, wo die Welt ist. Und genau da begegnet uns die Notwendigkeit für neue Gemeinden:

Die Gemeinde ist das von Gott erwählte und bestimmte Werkzeug, um Hoffnung zu den Hoffnungslosen zu bringen – und doch ist die Gemeinde oft nicht dort anwesend, wo sie gerade am meisten gebraucht wird.10

Es kann nicht zufriedenstellen, dass es Gemeinden in unserer Welt gibt. Es muss für jeden in unserer Welt praktisch werden, so dass er sagen kann: In meiner Welt gibt es eine missionarische Gemeinde Jesu. „Die Gemeinde ist Gottes Missions-Agent, ein Botschafter der Versöhnung. Sie hat eine klare Bestimmung. Gott baut durch sie sein Reich in der Welt.“11

Dort, wo die Welt noch ohne Gemeinde existiert, braucht es eine neue Gemeinde. Dort, wo Gemeinde ohne Welt existiert, ist etwas furchtbar schief gelaufen!

»   Die Gemeinde: Frucht der Mission

Durch Gemeinde bekommt die Welt den erlösenden Zugang zum Evangelium von Jesus. Gleichzeitig ist Gemeinde auch die Frucht von Mission. Dort, wo missioniert wird, also dort, wo Gottes Heil den Menschen verkündigt wird und Gottes Liebe durch Liebestaten demonstriert wird, dort entsteht Gemeinde. Gemeinde ist somit gleichermaßen Agent und Frucht von Gottes Mission in unsere Welt. Damit können wir nicht nur verstehen, dass bestehende Gemeinden immer größer werden. Es geht vielmehr auch darum, dass neue Gemeinden an Orten entstehen, wo es noch keine Gemeinde gibt. Gott denkt nicht in den Kategorien von einzelnen Christen. Gott denkt immer in der Dimension eines Volkes:

Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.12

Wo Gottes Erlösung greift, dort entsteht ein erlöstes Volk. Das Ergebnis von Mission sollte nicht aus einzelnen Christen bestehen, es sollte vielmehr ein Volk Gottes sein. So kommt es zur ersten Gemeindegründung nach Jerusalem. Christen proklamieren Christus und Menschen ohne Christus gehen eine erlösende Freundschaft mit Jesus ein. Sie bleiben aber nicht einfach einzelne Christen, sie werden zu einem Volk, das sich als Gemeinde in Antiochia darstellt.13 Dieses Muster wiederholt sich ständig im Neuen Testament. Es beginnt mit Jesus selbst.

Der gesandte, also missionierende Sohn Gottes reicht Gottes Angebot an Menschen weiter und einige nehmen Gottes Erlösungsangebot für sich in Anspruch. Mit diesen baut Jesus seine Gemeinde: „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“14 Die Frucht des Gesandten sind nicht einzelne Christen, sondern eine Gemeinde. Durch die zerstreuten Christen vermehrt sich nicht nur die Zahl der Christen, sondern auch die Zahl der Gemeinden. Paulus und Barnabas werden von der neuen Gemeinde in Antiochia ausgesandt, um das Werk des Heiligen Geistes zu tun.15 Das Ergebnis ihrer Tätigkeit, und vor allem das Wirken des Heiligen Geistes, ist nicht nur eine Zunahme von einzelnen Christen, sondern eine Zunahme von Gemeinden – Ephesus, Korinth, Thessaloniki, Kolossä und weitere. Dort, wo Evangelium verkündigt wird, darf es nicht nur zu einer Zunahme von Christen kommen, sondern in biblisch logischer Konsequenz auch zu einer Zunahme von Gemeinde Jesu. Gottes erlöstes Volk wird sich immer als Gemeinde Jesu zusammentun, und zwar nicht vor allem und ausschließlich in den bereits bestehenden Gemeinden.

»   Gemeinde: Das apostolische Mandat

Sowohl im Leben Jesu als auch im Leben der ersten Gemeinde finden wir eine klare Betonung auf Sendung. Jesus verstand sich als der vom Vater in die Welt Gesandte. Paulus bezeichnet uns als „Gesandte an Christi Statt“16. Dies ist in völliger Übereinstimmung mit dem, was Jesus selbst über uns sagte: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt …“ Jesus sprach nun wieder zu ihnen: „Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch.“17 Nicht umsonst wurde die neutestamentliche Gemeinde von Aposteln geleitet.

Die Grundbedeutung von Apostel ist „jemand, der gesandt ist, oder ein Bote“.18 Aus dem Kontext des neuen Testaments wird klar, dass es sich hier nicht lediglich um einen Boten handelt, wie etwa ein Postbote. Apostel waren die Leiterpersönlichkeiten der Gemeinde im Neuen Testament. Sie wurden mit Vollmacht von Gott ausgestattet, um die Gemeinde im Sinne der Sendung Jesu zu leiten. So war Petrus Vorreiter in der Heidenmission.19 Der Halbbruder Jesu, der Apostel Jakobus,20 besiegelte eine wichtige Weichenstellung, damit die Mission unter den Heiden fortgeführt werden konnte.21 Und Paulus war ständig darauf bedacht, das Evangelium dorthin zu bringen, wo es noch nicht angekommen war!22 Die Apostel, die prägendsten Gestalten der Gemeinde im Neuen Testament neben Jesus selbst, führten die Gemeinde immer wieder neu in ihre Sendung hinein, und diese Apostel haben diese Sendung selbst auch am stärksten gelebt. Apostolische Leitung wird immer eine Leitung sein, die Mission nicht als Initiative in einem Bund neben vielen anderen versteht. Apostolische Leitung wird die Sendung Jesu immer wieder als die oberste Verantwortung der Gemeinde Jesu in unserer Welt sehen.

Und diese Gewichtung wird sich in der Gründung von neuen Gemeinden deutlich zu erkennen geben. Apostel haben aber nicht nur neue Gemeinden gegründet. David Petts listet verschiedene Merkmale des apostolischen Dienstes auf:

Eine Bewegung, die im Geiste Jesu ihre apostolische Sendung lebt, wird nicht nur neue Gemeinden starten. Sie wird vielmehr durch vollmächtige Verkündigung, begleitet von Zeichen und Wundern in Erscheinung treten. Sie wird auf qualitative Grundlagen für lokale Gemeinden achten. Sie wird auch Leitung ausüben über ihre Gemeinden. Sie wird Betonung auf die Ausbildung junger Leiter legen. Und sie wird neue Gemeinden gründen. Der Gründung neuer Gemeinden wird in einer apostolischen Gemeindebewegung nicht nur mit Wohlwollen begegnet. Vielmehr wird eine solche Bewegung proaktiv24 die Gründung neuer Gemeinden suchen, fördern und sogar fordern! Eine Bewegung, die hauptsächlich um den Bestand der bestehenden Gemeinden bemüht ist, ist dabei, ihr apostolisches Mandat zu verlieren.

Das apostolische Mandat macht sich also gerade in der proaktiven Gründung von Gemeinden bemerkbar. Heute erleben wir, dass Gemeindegründung keine Feinde mehr hat. Es gibt kaum eine Stimme, die heute die Gründung von neuen Gemeinden als völlig unnötig und falsch deklariert. Es gibt aber wenige Leiter, die bewusst die Situation herbeiführen, in denen neue Gemeinden auch tatsächlich entstehen. Es ist eine Sache, nichts dagegen zu haben, wenn neue Gemeinden entstehen und eine ganz andere, sich geplant und zielorientiert dafür einzusetzen, dass dies auch tatsächlich geschieht. Es geht hier um den Unterschied zwischen Zustimmung und Hingabe. Das apostolische Mandat enthält nicht nur Zustimmung für Gemeindegründung. Sie ist dem Anliegen der Gemeindegründung hingegeben und unternimmt bewusste Handlungen, um dieses Anliegen erfolgreich zu erfüllen.

Dr. George O. Wood, General Superintendent der Assemblies of God, USA (AoG USA), hat fünf Kernwerte identifiziert, die für seine Amtszeit maßgebend sein werden: Einen dieser fünf Kernwerte nennt er: „vigorous planting“25 (= energisch mit Entschlossenheit, zielbewusst pflanzen). Dazu schreibt er (bezogen auf die AoG USA): „Neue Gemeinden hervorzubringen, muss zur Priorität für diese Bewegung werden“.26 Und weiter: „Gemeindegründung wird der Mittelpunkt meines Dienstes für diese Bewegung sein.“27

Nach dem biblischen Muster zu urteilen empfinde ich, dass es diese Form von apostolischer Leiterschaft ist, die eine Bewegung relevant für die große Ernte in einem Land macht und sie mit der nötigen Dynamik Gottes ausstattet, um die Größe der Ernte in ihrem Land feststellbar zu verkleinern. Ohne eine solch klare apostolisch ausgerichtete Leiterschaft wird sich jede Bewegung verlangsamen, stehenbleiben und schließlich zurückgehen.

Von der biblischen Reflexion begeben wir uns zu einigen biblischstrategischen Überlegungen.

3 Brauchen wir neue Gemeinden?

3.1 Vorüberlegungen

Ich denke, niemand wird sich groß an der Frage aufhalten, ob wir Gemeinde brauchen oder nicht. Natürlich brauchen wir Gemeinden! Als Gemeindebewegung wird es uns auch sehr leicht fallen, die Überzeugung zu vertreten, dass wir eine Bewegung von Ortsgemeinden sind. Wir glauben also an die Gemeinde, die vor allem ihren konkreten Ausdruck als Ortsgemeinde findet. Diese Überzeugung deckt sich mit der Bibel, in der der Begriff „Gemeinde“ vorwiegend für die Ortsgemeinde verwendet wird. Die Geister fangen an sich zu scheiden, wenn die Frage nach neuen Gemeinden aufkommt. Wir brauchen die Ortsgemeinde, aber brauchen wir neue Ortsgemeinden?

Ich bin überzeugt, dass wir von der Bibel herkommend in zwei Richtungen denken müssen. Wir müssen zum einen vom Wesen her kommen. Was ist Gemeinde? Und praktisch: Wie kann dieses Wesen heute konkret von Gemeinden gelebt werden? Zum anderen müssen wir von der Dimension her kommen. In einem Schlagsatz zusammengefasst müssen wir „qualitativ und multiplikativ“ über Gemeinde nachdenken.

C. P. Wagner hat den Schlachtruf der Gemeindegründungs-Bewegung der 90iger Jahre so formuliert: „Die effektivste Evangelisationsmethode, die es gibt, ist die Gründung neuer Gemeinden.“28 Dazu kamen Slogans wie „Gemeinden, die Gemeinden, die Gemeinden, die Gemeinden gründen“. Auch ein Favorit bei den Anfängen des Gemeindegründungswerk des BFP (GGW). Dann kam noch das berühmte Bild von der wahren Frucht eines Apfelbaums. Die ist eben nicht ein Apfel, sondern ein neuer Apfelbaum.

In all diesen Aussagen steckt Wahrheit. Dennoch scheint ein gewisser Frust aufgekommen zu sein. Gemeindegründung hat nicht so funktioniert, wie wir es uns gedacht haben. Die Sache mit der linearen Multiplikation hat nicht so funktioniert, wie wir es uns erhofft hatten. Einige Gemeinden wurden gegründet, aber kaum eine hat es geschafft, sich innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre wieder zu vervielfältigen.

Aber nicht nur mit der Multiplikation von neu gegründeten Gemeinden hat es nicht so gut funktioniert, die neu gegründeten Gemeinden haben an sich oft nicht funktioniert. Ein Blick auf die Datumsspalte in der Liste der offiziell angemeldeten Gemeindegründungen im BFP verrät, dass es manche Gemeindegründungen anscheinend nicht vorhaben, diesen Anfangsstatus je zu verlassen. Die älteste Gemeindegründung besteht schon seit 198329. Ich denke, wir haben vor allem den Fehler gemacht, nur auf die Quantität von Gemeinden zu achten und nicht auf das Wesen, sprich, wir haben die Qualität übersehen!

Es geht doch nicht darum, irgendwelche Gemeinden zu multiplizieren; es geht darum, funktionierende Gemeinden zu multiplizieren. Wir haben zu linear gedacht. Eine Gemeinde gründet eine weitere Gemeinde. Zwei Gemeinden gründen jeweils eine neue Gemeinde und wir haben vier Gemeinden und so geht es weiter. Das Leben funktioniert nicht so linear. Ich glaube, dass es selbst bei Apfelbäumen unterschiedliche Erträge gibt. Und vielleicht gibt es sogar Bäume, die nur Äpfel produzieren! Jesus vergleicht das Reich Gottes mit einem Samenkorn.30 Alles, was benötigt wird, um ein großer Baum zu werden, ist in dem Kern enthalten. Nicht Quantität oder Größe ist entscheidend, sondern das Wesen der Gemeinde, die Qualität ist wichtig. Wenn wir anfangen, eine Gemeinde mit einem falschen Wesen oder einer falschen Codierung zu gründen, werden wir nur Frust und Probleme ernten. Da wird es auch nichts nützen, wenn wir viele, viele solcher Gemeinden gründen.

Inzwischen ist der „Hype“ um Gemeindegründung abgeflacht. Kaum einer redet darüber. Und selbst die Einrichtung eines Bundeswerkes im BFP – das GGW – hat nicht zu einer stärkeren Aktivität in diesem Bereich geführt. Es bleibt scheinbar das Anliegen Einzelner. Ich selbst kenne nur eine Denomination in unserem Land, die Gemeindegründung zur Chefsache nicht nur erklärt hat, sondern auch mit einem Aktionsplan an der Umsetzung arbeitet. Es ist der Bund der Freien evangelischen Gemeinden (BFeG) in Witten.

Sicherlich findet man viel Wohlwollen in unserem Bund für Gemeindegründung. Aber es ist noch nicht in der obersten Etage fest verankert und aktiv zur Top-Priorität erklärt worden. Heute hört man eher dorthin, wo neue Formen von Gemeinden entstehen. Wir haben wieder entdeckt, dass wir auf das Wesen der Gemeinde achten müssen. Aber wir haben vergessen, dass das Reich Gottes wächst und sich ausbreitet. Unser Land braucht Gemeinden, die richtig gut funktionieren. Gemeinden, die entkirchlichte Menschen gerne besuchen. Wir brauchen Gemeinden, die nicht nur durch Transfervolk wachsen. Gleichzeitig befürchte ich, dass wir keine wesentliche Veränderung in unserem Land erreichen werden, wenn wir die bestehenden Gemeinden einfach nur verbessern. Dies wurde auf dem Willow-Creek-Leitungskongress durch Bill Hybels bestätigt, der seine Ernüchterung darüber offenbarte, dass er seit über einem Jahrzehnt nach Deutschland kommt und in die geistliche Leiterschaft unseres Landes investiert und doch so wenig Veränderung feststellt.31

Auch die vielen Jahre der Gemeindeberatung, der Natürlichen-Gemeinde-Entwicklung (NGE) und weitere gute Dienste, um mehr Qualität in unsere Gemeinden zu bringen, scheinen nicht wirklich eine spürbare Veränderung der gesamtgeistlichen Situation in unserem Land hervorgebracht zu haben. Vielleicht sollten wir unsere Theologie ändern. Es geht nicht um „entweder oder“, es geht um „sowohl als auch“! Wir brauchen Gemeinden mit einer guten Qualität, die es verstehen, das Wesen der neutestamentlichen Gemeinde in unserer heutigen Zeit konkret auszuleben. Wir brauchen aber eben auch eine deutliche Vermehrung solcher Gemeinden in unserem Land. Letzten Endes können wir es an einer Frage festmachen: Was brauchen wir, damit die große Ernte in unserem Land statistisch wahrnehmbar verkleinert wird? Ich denke, wir brauchen Gemeinden, die das Wesen der neutestamentlichen Gemeinde in unserer heutigen Zeit widerspiegeln, und wir brauchen eine deutliche Vermehrung solcher Gemeinden! Wir brauchen qualitative und multiplikative Gemeinden!

Eine Gemeindebewegung muss in der Dimension ihrer ganzen Nation denken. Wenn wir über unsere Bewegung nachdenken, dann stehen da oft Fragen auf der Tagesordnung, die den Bestand der Gemeinden betreffen. Ich entdecke wenige Tagesordnungspunkte, die danach ausgerichtet sind, nach Wegen zu suchen, diesen Bestand merklich nach oben hin zu verändern. Unser Augenmerk muss jedoch vor allem auf die Menschen gerichtet sein, die Jesus als seine Ernte bezeichnet. Unsere vornehmliche Aufgabe ist es nicht, die Belange der bestehenden Gemeinden zu verwalten und zu ordnen. Unsere erste Aufgabe muss deckungsgleich mit der Mission Jesu sein. Diese bestand darin, proaktiv und zielorientiert dem nachzugehen, der noch keine erlösende Freundschaft mit ihm eingegangen war. Wir dürfen die Ebene dieser Dimension nie aus den Augen verlieren. Jeder der ca. 80 Millionen Menschen, der in unserem Land lebt und noch keine erlösende Freundschaft mit Jesus kennt, sollte durch eine relevante Gemeinde eine echte Chance dazu bekommen.

Das heißt, wir brauchen viele funktionierende neue Gemeinden. Dafür sprechen weitere Einsichten. Das Gründen von neuen Gemeinden kann immer nur ein Ausdruck der Liebe Gottes für die Menschen sein, die ihn verloren haben.

Jede Bestrebung, eine neue Gemeinde zu gründen, muss sich folgende Frage stellen: Wird denen, die außerhalb von Gottes Reich stehen, durch diese neue Gemeinde geholfen, sein Reich zu betreten? Werden Menschen, die in der Welt ohne Hoffnung und ohne Gott leben, eine größere Chance haben, Hoffnung zu finden, wenn wir diese neue Gemeinde starten? Wenn wir nicht mit „Ja, das ist unsere Motivation“ antworten können, dann sind alle anderen guten pragmatischen Gründe für Gemeindegründung hinfällig.32

3.2 Neue Gemeinden …

»   Neue Gemeinden haben eine stärkere Wachstums-Dynamik

Während eines Sommerurlaubes bin ich Gast in einer unserer Gemeinden gewesen. Ein Pfingstgottesdienst ist für mich nichts Fremdes. Dennoch war es ein merkwürdiges Gefühl für mich. Ich bin extra etwas länger durch die Straßen gefahren, um nicht allzu früh dort zu sein. Der Gedanke, mit vielen fremden Menschen länger zusammenzustehen, war eher beängstigend. Als Insider konnte ich dem frommen Jargon folgen und doch waren einige Gebräuche für mich eher eigenartig. Als dann Geschenke an die Erstbesucher verteilt wurden, war es mir etwas peinlich. Ich habe zaghaft meine Hand erhoben, wurde aber übersehen und habe so kein Geschenk bekommen. Die Frage, die sich mir stellt, ist: Wie muss es solchen ergehen, die nicht christlich, und schon gar nicht pfingst-christlich sozialisiert sind?

Neue Gemeinden schaffen bessere neue Zugänge für Menschen ohne christliche Sozialisation. Tim Keller33 betont, dass neue Gemeinden am besten neue Generationen, neue ortsansässige Personen und neue Volksgruppen erreichen. In neuen Gemeinden sind junge Erwachsene häufiger anzutreffen als in etablierten Gemeinden. Dies liegt darin begründet, dass lang bestehende Gemeinden Traditionen entwickeln, die den Empfindlichkeiten der langjährigen Leiterschaft der älteren Generationen entsprechen, die den Einfluss und das Geld besitzen, das Gemeindeleben zu kontrollieren. Dadurch werden jüngere Generationen nicht erreicht.

Zweitens kann es in älteren Gemeinden für neue ortsansässige Personen bis zu zehn Jahre dauern, bevor sie in eine Position von Einfluss und Leiterschaft gelangen. In einer neuen Gemeinde sind jedoch neue ortsansässige Personen tendenziell auf Augenhöhe mit Langzeit-Ortsansässigen. Drittens, neue Gemeinden erreichen neue soziale Kulturen besser als bestehende Gemeinden. Neue Gemeinden können sich besser nach den Bedürfnissen der neuen Kulturen der Umgebung ausrichten. Bestehende Gemeinden orientieren sich weiterhin an der ursprünglichen Kultur ihrer ursprünglichen Gruppe.

Folgendes Beispiel mag das deutlich machen: Eine Stadt, die über Jahre nur einen ganz geringen Migranten-Anteil hatte, erlebt einen Zustrom von Migranten. Eine bestehende Gemeinde in diesem Ort ist historisch ausgerichtet, eine deutsche Bevölkerung zu erreichen. Sie wird Mühe haben, ihre Gemeinde-Kultur auf die Kultur umzustellen, die nötig ist, um die Migranten kulturell angemessen anzusprechen. Eine neue Gemeinde ist nicht festgelegt. Sie kann sich von Anfang an auf eine Gemeindeform einlassen, die bi-kulturell ist.

»   Neue Gemeinden reisen mit Leichtgepäck

Ein Merkmal, das mir bei erfolgreichen neuen Gemeindegründungen auffällt, ist die Tatsache, dass sie wenig anbieten, das aber mit hoher Qualität. So haben einige dieser Gemeinden keine herkömmliche Jugend- oder Kinderarbeit, bis sie weit über 100 Mitglieder zählen. Darin liegt ein Prinzip für gesundes Gemeindewachstum: Konzentriere dich auf das Wenige, das wirklich wesentlich ist und tue es mit einer hohen Qualität. Reise mit Leichtgepäck!

Etablierte Gemeinden haben oft ein sehr großes Angebot im Programm. Und das will alles koordiniert und organisiert werden. Die Fülle des Angebots ist nicht unbedingt ein Vorteil, wenn es darum geht, eine erlösungsbedürftige Welt zu erreichen. Die Fülle an internen Programmen stellt hohe Ansprüche an Ressourcen und Personal, so dass die Kraft und Energie, die übrig bleibt, für die Welt eher klein ausfällt. Das heißt, je länger eine Gemeinde besteht, desto mehr Aufwand und Ressourcen werden benötigt, um sich selbst zu verwalten und sich selbst zu erhalten. Neue Gemeinden haben es leichter, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Zwei Schlüsselfiguren des Christentums erinnern uns jeweils kurz vor ihrer Hinrichtung an das, was letzten Endes entscheidend ist, Jesus (die Schlüsselfigur überhaupt) und Paulus. Jesus setzt das Abendmahl ein mit dem Hinweis: (Lk 22,19) „Dies tut zu meinem Gedächtnis“! Jesus instituiert das Abendmahl als ein Gedächtnismahl. Damit sagt er seiner Gemeinde, vergesst mich nicht! Paulus schreibt vor seiner Hinrichtung ein letztes Mal an seinen engen Freund und Mitarbeiter Timotheus folgende Anweisung: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus …“34 Auch er sagt, vergiss Jesus nicht! Zwei zentrale Personen der Christenheit. Beide kurz vor ihrer Hinrichtung. Ein Lebensumstand, in dem man sich nicht mit Trivialem abgibt, sondern sich auf das Wesentliche fokussiert. Und beide fordern Christen dazu auf, Jesus nicht zu vergessen. Könnten wir Jesus je vergessen? Ist er nicht Haupt der Gemeinde und unser Herr?

Die Geschichte der Kirche zeigt, dass wir ihn sehr wohl vergessen können. Wir haben oft mehr an unsere Traditionen gedacht als an ihn. Wir haben unseren Programmen mehr Aufmerksamkeit geschenkt als ihm und was ihm wichtig ist. Bestehende Gemeinden werden mehr Kraft aufwenden müssen, um dies zu verhindern. „Die Gemeinde der Zukunft“, schreibt Heinrich Christian Rust, „wird darum kämpfen, weiter eine dienende, gebende und sendende Gemeinde zu sein …“35 Dies bezieht Rust allgemein auf Gemeinde der Zukunft. Und doch scheint dies ein größerer Kampf für bestehende Gemeinden zu sein als für neue Gemeinden.

Michael Herbst beschrieb auf dem Willow-Creek-Leitungskongress 2012 das Wesentliche, das „unaufgebbar“36 ist für die Kirche Jesu: Du und ich und Jesus; wir Menschen und Jesus sind „unaufgebbar“. Alles andere, unser Lobpreisstil, unser Predigtstil, unsere Gemeindehäuser, unsere Gemeindeprogramme, das alles ist aufgebbar. Aber gerade, weil wir oft diese Dinge an der richtigen Stelle nicht aufgeben wollen, kommt es zu einer missionarischen Blockade. Neue Gemeinden haben eine größere Chance, diese Blockade zu vermeiden. Sie reisen mit Leichtgepäck und können daher auf das Wesentliche fokussiert sein: auf Jesus und die Menschen!

»   Neue Gemeinden fördern eine Reich-Gottes-Denkweise

Während eines Aufenthaltes in den USA lernte ich Pastor Jeff Leak kennen. Es ist Pastor einer Gemeinde von damals 1.300 Personen. Als Gemeinde starten sie jedes Jahr eine neue Gemeinde. Sie waren bereits zehn Jahre erfolgreich dabei. Eine Denkweise von Jeff ist mir hängen geblieben. Ihm war es wichtig, nicht seine, also Jeffs Kirche, zu bauen, sondern Gottes Reich zu erweitern. Es gibt mehr geistliche Leiter, die gute und auch große Gemeinden bauen als dass es geistliche Leiter gibt, die sich auf die Ausbreitung von Gottes Reich konzentrieren. Wenn es Gott wirklich um die Welt geht, dann müssen wir wegkommen von einem Denken, welches auf unsere eigene Gemeinde abzielt. Unsere Gemeinde alleine, egal wie groß sie sein mag, wird nicht ausreichen, um die Welt zu erreichen. Sie wird nicht einmal ausreichen, unseren Teil der Welt zu erreichen.

Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass wir große einflussreiche Gemeinden brauchen. Wir müssen auch darauf achten, dass unsere Gemeinden ein gesundes „Lebensgewicht“ haben. Nicht jede neue Gemeinde sollte so schnell wie möglich selbstständig werden. Manchmal ist es gut, länger unter der Leitung einer großen Muttergemeinde zu bleiben, bis ein gesundes „Lebensgewicht“ erreicht ist. Mit dieser Ausgewogenheit im Blick, geht es doch darum, viele weitere Räume zu öffnen, wo Reich Gottes sich ereignen kann. Diese Räume nennen wir neue Gemeinden.

»   Neue Gemeinden stehen nicht in Konkurrenz zur Gemeindeerneuerung, sie fördern Gemeindeerneuerung.

Wenn die Frage nach der Notwendigkeit neuer Gemeinden aufkommt, kommt es oft auch zum Einwand, wir müssten doch zuerst die bestehenden Gemeinden erneuern. In der Theorie hört sich das fast stimmig an. Warum neue Gemeinden gründen, wenn bereits Gemeinden vorhanden sind? Sollten wir nicht zuerst diese wieder missionarisch erneuern? Wäre es nicht sinnvoller, bestehende Gemeinden zu erneuern, damit diese dann in der Lage sind, gesunde neue Gemeinden zu gründen?

Ich glaube nicht, dass es hier um eine „entweder oder“ Lösung geht, sondern wieder einmal um eine „sowohl als auch“ Taktik. Ich selbst habe eine 40 Jahre alte Gemeinde auf dem Lande zusammen mit einem Leitungsteam erneuert. Gerade auf dem Lande ist es wichtig, bestehende Gemeinden neu zu beleben, denn sie verkörpern Werte wie Kontinuität und Stabilität. Neues muss sich zuerst das Vertrauen der „Ureinwohner“ verdienen. Ich wurde vor einiger Zeit von so einem Einwohner gefragt, ob ich vom Ort wäre. Ich erwiderte, dass ich bereits 18 Jahre in dem Ort wohne. Ohne zu zögern stellte er fest, dass ich kein Einheimischer sei. Langjährige Anwesenheit an einem Ort kann für das Reich Gottes von großem Vorteil sein. Aber das ist nur eine Seite der Medaille.