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Inhaltsverzeichnis

I.
Fang
Ehe
Weil nicht sein kann
Ach bleib
Fahren auf Flüssen
Sei fröhlich, Geliebter
Im Frühling erwachen
Lotterie der Wünsche
Ein Gedicht
Liebeslied neueren Datums
Ferne Sonnentage
Dein Haar
Schneezeitslied
Jetzt
Versuchen wir
Ruhig
Verbesserte Auflage
Eurydikes Lied
Leben beginnt
Auswendig lernen
II.
So
Zwei Seelen
Nänie oder Kirschen Pfirsiche Pflaumen
An Madonna Laura anno 2004
Für RMR
Danksagung
An den Mond
Apfelmond
Dichterlesung
In den Abend hinein oder Leserliches Vergnügen in fis Moll
Erfindung
Blick
Schreiben I
Eile und Verspätung
Schreiben II
Das verborgene Wort
Creation
Wetter für Wörter
Metamorphose
Und so fort
III.
Ja Früher
Altern lernen
So offen die Welt
Pfeifen
Die Sense
Kapitulation
Noch keine acht
Einmal noch
Verfallen
Standort. Bestimmung.
Ledig weiblich Ende dreißig
Kanal
Mitten durch
Mit bewegen
Tag im Herbst
Schön
IV.
That’s life
Ermutigung
Der Himmel der Tiere
Kinderzeit
Landunter
Nach Hause
Liegt in der Luft
Beredt
Für gewisse Realisse
Alles haben
Alles, was du mir gegeben hast, Deutschland
Eroberer
NYC, 54th, West
Ist das dein Geheimnis
Im Märzen
Training
Auslösen. Warten. Auslösen
Die Einzige Geschichte
Hier
Vogel im Winter
Art und Weise, eine Himmelslerche anzusehen
Dichtung
Copyright

Fang

Mit Dichtung mußt du was an
fangen können eine Reise
um die Welt einen Fisch
aus dem Meer – anfangen
wie eine Liebe mit vierzehn
fangen den Ton aus dem Jägerhorn

 

Mit Dichtung mußt du was an
fangen wollen die Fahrkarte
mußt du schon selber kaufen
oder die Angel den Engel
nicht leugnen wenn er dich ruft
trau dich ihm zu folgen

 

im Flug ohne Angst
vor dem Absturz oder
der anderen Welt
in die er dich führt
als wärest du dort
schon immer zu Hause gewesen

Ehe
    paar
weise und frei
willig in diese Arche
getrieben vom Verlangen
nach Vollendung nach
endlosem Anfang
wie die Ringe an unseren Fingern
Und wir halten einander
die Hand
vor Augen einander
verbergend
vorn am Bug
den furchtbaren Steuermann.

Weil nicht sein kann

Il n’y a pas d’amour heureuse. Louis Aragon

Glücklich Liebende liegen einander
auf verschwiegenen Zungen, sind sich
lebenslange Erzählung
keines Lauschers bedürftig.

 

Glücklich Liebende bauen kein Haus
in Romanen Opern Gedichten
Glücklich Liebende fliegen im Wind
der haftet nicht an Papier.

 

Glücklich Liebende tauchen
zweisam auf ruhigem Kissen
tief in ihre Kinderzeiten hinab
pflücken sich Satz für Satz von den Lippen

 

all diese hungrig vertanen Jahre
– Umwege Irrwege falsche Spuren –
vor diesem ersten Augenblick
da sie einander füreinander erschufen.

 

Glücklich Liebende scheuen wie Katzen
das Wasser das Licht.
Amtlich beglaubigt statistisch erwiesen:
Glücklich Liebende gibt es nicht.

Ach bleib
           doch stehen
diesen einen Augenblick nur ohne Druck
auf diesen Knopf oder jenen. Halt ein
überwältigt vom Ansturm unscharfer Bilder

 

und schöpfe ein wenig Mut
aus dieser Quelle
in der sich unsere Hände berühren.

Fahren auf Flüssen

Willkommen an Bord! Es ist nur
ein Floß, handgezimmert aus Holz
wie ich’s gerade fand – aber solide.
Es trägt mich schon
einen ganzen Tag lang
und ist längst
über fünfzig Jahre breit.

 

Für Flüsse ist es gemacht
vertrauend auf ihre
strömende Tiefe auf
rettende Ufer und Hände
gelenkt von Sternen und
erleuchteten Fenstern.

 

Willst du
aufspringen mußt du mit mir
Tag für Tag
die Balance halten – der Lauf
der Zeit macht es ganz schön
kipplig.

 

Dreh ich den Kopf
nach rechts solltest du dir
die Hand aufs Herz legen
Schau ich nach hinten
siehst du am besten nach vorn.

 

Manchmal treffen wir uns
in der Mitte – dann steht
der Fluß fast still.

Winterstürme wichen/dem Wonnemond
Siegmund in: Richard Wagner, Die Walküre

Sei fröhlich, Geliebter,
                     schon hat die Sonne
die östliche Hemisphäre durchdrungen
Die Stare kehren zurück mit südlichen Tönen

 

Venus am Rande des Siebengestirns
liebäugelt mit dir du
mein Stern mein Star mein Lenzlied

 

Mann, hol den Mond aus der Tasche
putz ihn und häng ihn
zwischen die kahlen Bäume: Und dann

 

laß die blassen Farben
von deinen Lippen fallen und
sing mit mir und den Staren den Sternen

 

bis die Knospen platzen
im zaunkönigflinken Gehölz