Mit Dichtung mußt du was an
fangen können eine Reise
um die Welt einen Fisch
aus dem Meer – anfangen
wie eine Liebe mit vierzehn
fangen den Ton aus dem Jägerhorn
Mit Dichtung mußt du was an
fangen wollen die Fahrkarte
mußt du schon selber kaufen
oder die Angel den Engel
nicht leugnen wenn er dich ruft
trau dich ihm zu folgen
im Flug ohne Angst
vor dem Absturz oder
der anderen Welt
in die er dich führt
als wärest du dort
schon immer zu Hause gewesen
Ehe
paar
weise und frei
willig in diese Arche
getrieben vom Verlangen
nach Vollendung nach
endlosem Anfang
wie die Ringe an unseren Fingern
Und wir halten einander
die Hand
vor Augen einander
verbergend
vorn am Bug
den furchtbaren Steuermann.
Il n’y a pas d’amour heureuse. Louis Aragon
Glücklich Liebende liegen einander
auf verschwiegenen Zungen, sind sich
lebenslange Erzählung
keines Lauschers bedürftig.
Glücklich Liebende bauen kein Haus
in Romanen Opern Gedichten
Glücklich Liebende fliegen im Wind
der haftet nicht an Papier.
Glücklich Liebende tauchen
zweisam auf ruhigem Kissen
tief in ihre Kinderzeiten hinab
pflücken sich Satz für Satz von den Lippen
all diese hungrig vertanen Jahre
– Umwege Irrwege falsche Spuren –
vor diesem ersten Augenblick
da sie einander füreinander erschufen.
Glücklich Liebende scheuen wie Katzen
das Wasser das Licht.
Amtlich beglaubigt statistisch erwiesen:
Glücklich Liebende gibt es nicht.
Ach bleib
doch stehen
diesen einen Augenblick nur ohne Druck
auf diesen Knopf oder jenen. Halt ein
überwältigt vom Ansturm unscharfer Bilder
und schöpfe ein wenig Mut
aus dieser Quelle
in der sich unsere Hände berühren.
Willkommen an Bord! Es ist nur
ein Floß, handgezimmert aus Holz
wie ich’s gerade fand – aber solide.
Es trägt mich schon
einen ganzen Tag lang
und ist längst
über fünfzig Jahre breit.
Für Flüsse ist es gemacht
vertrauend auf ihre
strömende Tiefe auf
rettende Ufer und Hände
gelenkt von Sternen und
erleuchteten Fenstern.
Willst du
aufspringen mußt du mit mir
Tag für Tag
die Balance halten – der Lauf
der Zeit macht es ganz schön
kipplig.
Dreh ich den Kopf
nach rechts solltest du dir
die Hand aufs Herz legen
Schau ich nach hinten
siehst du am besten nach vorn.
Manchmal treffen wir uns
in der Mitte – dann steht
der Fluß fast still.
Winterstürme wichen/dem Wonnemond
Siegmund in: Richard Wagner, Die Walküre
Sei fröhlich, Geliebter,
schon hat die Sonne
die östliche Hemisphäre durchdrungen
Die Stare kehren zurück mit südlichen Tönen
Venus am Rande des Siebengestirns
liebäugelt mit dir du
mein Stern mein Star mein Lenzlied
Mann, hol den Mond aus der Tasche
putz ihn und häng ihn
zwischen die kahlen Bäume: Und dann
laß die blassen Farben
von deinen Lippen fallen und
sing mit mir und den Staren den Sternen
bis die Knospen platzen
im zaunkönigflinken Gehölz