Weiterführende Literatur

Rita Dadder, Interkulturelle Orientierung, Breitenbach Verlag, Saarbrücken, Fort Lauderdale, 1987,
ISBN: 978-3-88156-360-4

Rudolf Dadder, Anleitung zum Selbstmanagement, Bertuch Verlag, Weimar, 2006,
ISBN: 978-3-937601-36-6

Veit-Jakobus Dietrich, Strenge Zucht in der Stadt Gottes, in »Damals«. Das Magazin für Geschichte und Kultur Heft 3 / 2004 Konradin Medien GmbH, Leinfelden-Echterdingen, ISSN: 0011-5908

Georges Duby, Die Ritter, Deutscher Taschenbuchverlag, München, 3. Auflage, 2005,
ISBN: 978-3-423-62073-4

Epikur, Philosophie der Freude, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1973,
ISBN: 978-3-520-19805-1

Günter Gehl / Mathilda Reichertz (Hrsg.), Leben im Mittelalter, 3 Bände, Rita Dadder Verlag, Weimar, 1996,
ISBN: 978-3-926406-94-1

Geo-Epoche, Das Magazin für Geschichte, Nr. 13, Das antike Griechenland, Verlag Gruner und Jahr, Hamburg, 2004,
ISBN: 978-3-570-19449-2

Sigmund Gottlieb, Sag mir, wo die Werte sind, Collection Rolf Heyne, 2005,
ISBN: 978-3-89910-283-3

Michael Grant, Mythen der Griechen und Römer, Kindlers Kulturgeschichte Lizenzausgabe für Parkland Verlag, Köln 2004,
ISBN: 978-3-89340-09-1

Walter Hansen, Pfadfinder Taschenbuch, Ueberreuter Verlag, Wien 1997,
ISBN: 978-3-8000-1487-3

Friedrich Heer, Mittelalter, Parkland Verlag, Köln, Lizenzausgabe 2004,
ISBN: 978-3-89340-060-7

Hipp-Werke (Hrsg.), Hipp Ethik-Charta, Pfaffenhofen a. d. Ilm, 3. Auflage, 2006

Olwen Hufton, Menschenrechte in der Geschichte, Fischer-Taschenbuchverlag, Frankfurt / Main, 2. Auflage, 1999,
ISBN: 978-3-596-13135-8

Carlo M. Martini, Ohne Tugend geht es nicht. Was unsere Gesellschaft braucht, Neue Stadt Verlag GmbH, 2009,
ISBN: 978-3-87996-770-4

Reinhold Mokrosch u. Arnim Regenbogen (Hrsg.), Werte-Erziehung und Schule. Ein Handbuch für Unterrichtende, Vandenhoeck & Ruprecht, 2009,
ISBN: 978-3-525-58001-1

Anselm Winfried Müller, Was taugt die Tugend? Elemente einer Ethik des guten Lebens, Kohlhammer Ethik Aktuell, Band 4, Kohlhammer, 1999,
ISBN: 978-3-170-15761-3

Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke (neu bearbeitet von Wolfgang Deninger) Gondrom Verlag, Bindlach 2005, ISBN: 978-3-8112-2598-5

Johannes Pfeiffer (Hrsg.), Kant-Brevier, Goldmann Verlag, München, 1966

Pionierkalender 1962, Hrsg. von der Zentralleitung der Pionierorganisation der DDR, Kinderbuch Verlag, Berlin 1962

Platon, Der Staat (Politeia), übersetzt und herausgegeben von Karl Vretska, Verlag Reclam jun., Stuttgart, 2004,
ISBN: 978-3-15-008205-8

Peter Prange, Werte, Droemer Verlag, München, 2006, ISBN: 978-3-426-27392-0

Joseph Kardinal Ratzinger, Werte in Zeiten des Umbruchs, Verlag Herder, Freiburg i. Br. 2005,
ISBN: 978-3-451-05592-8

Volker Reinhardt, Die Tyrannei der Tugend – Calvin und die Reformation in Genf, C.H. Beck Verlag, München, 2009,
ISBN: 978-3-406-57556-3

Royer / Salles / Tressard, Leben im alten Griechenland, Theiss Verlag, Stuttgart, 2005,
ISBN: 978-3-8062-1960-9

Rüdiger Safranski, Nietzsche, Biographie seines Denkens, Carl Hanser Verlag, München, 2000,
ISBN: 978-3-446-19938-5

Shell Deutschland Holding (Hrsg.), Jugend 2006, Eine pragmatische Generation unter Druck, Konzeption und Koordination: Klaus Hurrelmann, Matthias Albert und TNS Infratest Sozialforschung, Fischer-Taschenbuch Verlag, Frankfurt / Main, 2006,
ISBN: 978-3-596-17213-9

Karl Vorländer, Immanuel Kant, Der Mann und das Werk, 3. Auflage, Marixverlag, Wiesbaden, Sonderausgabe 2004,
ISBN: 978-3-937715-37-7

Adolf Waas, Der Mensch im deutschen Mittelalter, VMA-Verlag, Wiesbaden, 1996,
ISBN: 978-3-928127-28-8

Emil Nack / Wilhelm Wägner, Hellas, Land und Volk der alten Griechen, Carl Ueberreuter, Wien-Heidelberg

Karl-Wilhelm Weeber, Diogenes, Nymphenburger Verlag, München, 2. Auflage 2001,
ISBN: 978-3-485-00890-7

Ulrich Wickert, Das Buch der Tugenden, Piper Verlag, München, Neuauflage 2009,
ISBN: 978-3-492-05267-2

Die Fassade des Gildehauses in Erfurt zeigt die vier aristotelischen Kardinaltugenden: Gelehrsamkeit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigkeit.

Florian Russi

Über Werte und Tugenden

Undogmatische Betrachtungen

Vom selben Autor sind erschienen:

»Im Zeichen der Trauer«

ISBN: 978-3-937601-27-4

»Reden wir von der Liebe«

ISBN: 978-3-937601-40-3

5. Auflage

© Bertuch Verlag GmbH, Weimar 2010

www.bertuch-verlag.com

Layout, Herstellung: Graphische Betriebe Weimar

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

ISBN 9783863970345

Platon (links) und Aristoteles mit dem Timaios bzw. der Nikomachischen Ethik in Händen, Detailansicht aus Raffaels »Die Schule von Athen« (1510–1511)

Werte und Tugenden in der Kritik

Werte und Tugenden sind Begriffe, die in den vergangenen Jahrzehnten oft in der Kritik standen. Dass sie zum Widerspruch herausgefordert haben, hatte viele Gründe. Häufig sind sie missbraucht worden. Ideologen haben sie genutzt, um andere Menschen zu verführen, Machtbesessene, um ihre Ansprüche zu rechtfertigen. Oft auch haben Fanatiker sie propagiert und dabei viele ins Verderben gestürzt.

Wenn im 2. Weltkrieg Millionen Menschen für Werte oder Tugenden wie Vaterland, Ehre und Treue in den Tod geschickt wurden, so ist es nicht verwunderlich, dass solchen Begriffen später mit großem Misstrauen begegnet wurde.

Manches auch, was früher als Wert oder Tugend galt, hat seine Bedeutung geändert oder verloren. Wenn viele Menschen Spaß und Selbstverwirklichung zum wichtigsten Lebensziel erklären, stoßen Wertbegriffe wie Beständigkeit nicht auf Sympathie, dann werden Zurückhaltung, Bescheidenheit oder Bewahrung nicht unbedingt als Tugenden empfunden.

In den Aufbaujahren nach dem 2. Weltkrieg wurde Fleiß als eine Grundtugend angesehen. Doch wenn der Fleißige bald nach seiner Pensionierung entkräftet verstarb, stellten seine Nachkommen indigniert fest: »Das hat er jetzt davon«. Als später versucht wurde, erneut an den Fleiß der Bevölkerung zu appellieren, verulkte die Band »Geier Sturzflug« dies mit dem Lied: »Ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt …«. Nicht der Appell, aber der Song wurde ein Hit.

Als in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der »Vater des deutschen Wirtschaftswunders« Prof. Ludwig Erhard (1897–1977) eine Inflationsgefahr erkannte und die Deutschen zum Maßhalten aufforderte, wurde er vor allem in Gewerkschaftskreisen als »Maßhalter« verhöhnt. Nachdem der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl (geb. 1930) die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland gelobt und eine geistig-moralische Wende gefordert hatte, fand er in weiten Kreisen mehr Spott als Zustimmung. Mit Abkürzungen wie FDGO und GeiMoWe wurde sein Ansinnen ins Lächerliche gezogen.

In vielen Ländern und Gemeinschaften galt der Sozialismus als zentraler, daseinsbestimmender Wert. Heute ist bekannt, dass unter seinem Vorzeichen unzählige Morde und Verbrechen begangen worden sind.

Soziale Verantwortlichkeit wurde lange Zeit als freie menschliche Tugend propagiert. Unser heutiger Sozialstaat hat vieles davon in Normen gefasst und den Einzelnen von seiner persönlichen Verantwortung entbunden.

Lange wurde gelehrt, dass sexuelle Zurückhaltung vor und außerhalb der Ehe eine Tugend sei. Nach Erfindung der »Anti­baby-Pille« wollten viele das nicht mehr einsehen. Ritterlichkeit des Mannes gegenüber der Frau galt in vielen Gesellschaften als tugendhaft. Als plötzlich die Frauen vehement ihre Emanzipation einforderten, geriet der »Ritter« in Gefahr, zum Gespött zu werden.

Parallel zu diesen Entwicklungen häuften sich aber auch die Stimmen, die erklärten, dass Menschen nicht ohne gemeinsame Wertordnungen zusammenleben könnten und ohne Tugenden niemand auf den anderen Rücksicht nehmen würde. Das gelte umso mehr, als bei den heutigen Möglichkeiten von Kommunikation und Mobilität die Erdbewohner sich noch mehr als früher um einen friedlichen Umgang miteinander bemühen müssten.

Täglich berichten die Medien von Konfrontationen und Bürgerkriegen, von Machtmissbrauch, Ausbeutung, Raffgier, Korruption, Terrorismus. Wer solchen Entwicklungen gegensteuern will, wird sich zumindest die Frage stellen, ob es Werte und Tugenden gibt, die allgemein akzeptiert werden und dabei helfen können, das Zusammenleben der Menschen friedlicher und erfreulicher zu gestalten.

In unseren Schulen galten lange Zeit gutes Betragen, Fleiß und Aufmerksamkeit als Grundtugenden. Entsprechend wurden sie benotet und bildeten den »Kopf« jedes Schulzeugnisses. In der heutigen Pädagogik werden fachliche Fertigkeiten, Selbstentwicklung und Kritikfähigkeit für wichtiger erachtet. Letztere vor allem soll uns auch helfen, Antworten auf die Frage nach Werten und Tugenden zu finden.

Kritik bedeutet von ihrem griechischen Wortsinn her: Unterscheidung. Sie ist demnach das Bemühen, Gutes und Schlechtes, Sinnvolles und Unsinniges, Nützliches und Unnützes, Gehaltvolles und Leeres, Ganzes und Geteiltes usw. auseinander zu halten. Durch Unterscheidung können wir uns und unsere Umwelt am besten erfassen und beurteilen. Kritik ist notwendige Voraussetzung jeglicher Fortschritte. Ohne sie ist keine vernünftige Entscheidung möglich.

Auf dieser Grundlage wollen wir vier Fragen stellen:

1. Was sind Werte und Tugenden?

2. War deren Bedeutung immer gleich?

3. Welchen Einwendungen, Gefährdungen und Missbräuchen sind sie ausgesetzt?

4. Was bedeuten uns Werte und Tugenden heute?

Die Antworten suchen wir bei den großen Denkern und soweit wie möglich in den Wirklichkeiten des Lebens. Unser Ziel ist es, für uns und unsere Umgebung daraus Erkenntnisse und Gewinn zu ziehen.