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Herstellung: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7322-4986-2

Inhalt

Vorwort

Da liegt sie nun auf meinem Schreibtisch, die Medaille, welche ich für die Teilnahme an der Natural Profi-Weltmeisterschaft im Bodybuilding bekommen habe. Immer, wenn ich diese sicht- und fühlbare Bestätigung dafür erblicke, dass ich es bis in die höchste Ebene des Natural Bodybuildings geschafft habe, erfüllt mich ein tiefes Glücksgefühl und große Dankbarkeit dafür, dass ich meine Gesundheit nicht durch die Einnahme von Dopingmitteln gefährdet habe und dennoch meine Ziele im Bodybuilding erreichen konnte.

Der Entschluss, auf Doping zu verzichten, ist bereits als Jugendlicher in mir gereift, und ich bin heute froh darüber, nicht der Versuchung erlegen zu sein, durch die Einnahme von Anabolika, Wachstumshormonen oder anderen Dopingmitteln den Muskelaufbau zu beschleunigen. Ich habe viele Sportskameraden kommen und gehen sehen, einige haben sogar ihr Leben für den Sport gelassen, indem sie nach immer höheren Zielen strebten und ohne Rücksicht auf die Gesundheit mittels Doping ihrer sportlichen Entwicklung auf die Sprünge helfen wollten. Dieser Weg endet nicht selten in der Katastrophe. Schwere gesundheitliche Schäden oder sogar der Tod können am Ende die bittere Rechnung für kurzfristiges Denken sein, das dem scheinbaren Erfolg alles unterordnet.

Bodybuilding soll in erster Linie der Gesundheit dienen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche sportlichen Ziele angestrebt werden. Die Entwicklung eines muskulösen Körpers erfordert viel Zeit und Geduld sowie die Bereitschaft zum Experimentieren mit unterschiedlichen Trainings- und Ernährungsformen. Wenn man schließlich die für seinen eigenen Stoffwechsel richtige Ernährung und Trainingsmethodik ermittelt hat, liegt es ganz alleine an einem selbst, ob das persönliche Potenzial im Muskelaufbau ausgeschöpft wird.

Es hängt ganz alleine von einem selbst ab, wie erfolgreich man im Bodybuilding ist. Erfolg oder Misserfolg begründet sich zu einem großen Teil darin, wieviel Disziplin man im Training und in der Ernährung aufbringt. Niemand, außer einem selbst, ist für den persönlichen Erfolg im Muskelaufbau verantwortlich. Sicherlich ist es von Vorteil, wenn das persönliche Umfeld die eigenen Bodybuilding-Ambitionen unterstützt und man über gute Gene zum Muskelaufbau verfügt. Allerdings können auch mit weniger als optimalen Randbedingungen großartige Erfolge im Bodybuilding erzielt werden. Das Wichtigste ist, das Feuer der Begeisterung im Inneren zu entfachen!

Man sollte sich ein Bild davon machen, wie der eigene Körper aussehen soll und diese Version des eigenen Ichs schließlich mit aller Kraft und höchstem Einsatz Wirklichkeit werden lassen.

Ich habe mich dafür entschieden, meine Geschichte aufzuschreiben, um Ihnen, liebe Leser, zu zeigen, dass es sich lohnt, nie den Glauben an sich selbst und seine Ideale zu verlieren – auch, wenn es mit dem Erreichen des persönlichen Zieles etwas länger dauern kann. Aber wie heißt es doch so anschaulich: Der Weg ist das Ziel. Das trifft auch für das Bodybuilding zu. Jede einzelne Trainingseinheit und jede Mahlzeit, mit der Sie Ihren Körper formen, stellt ein Baustein dafür dar, dass Sie mit bester Gesundheit und großer Leistungsfähigkeit den Anforderungen des täglichen Lebens gelassen gegenüber stehen und das körperliche Erscheinungsbild erreichen, das Sie sich vorstellen.

Mit diesem Buch möchte ich dazu beitragen, dass die Idee des gesunden, dopingfreien Bodybuildings weiter Verbreitung findet. Eine große Triebfeder meiner Motivation für dieses Projekt war auch, dass ich aus eigener Erfahrung weiß, wie großartig das Gefühl von starken Muskeln, wenig Körperfett und einem gut trainierten Herz/Kreislaufsystem ist.

Auf den folgenden Seiten können Sie nicht nur meinen persönlichen Werdegang vom Bodybuilding-Anfänger bis zum Profi-Athleten miterleben, sondern auch zahlreiche Tipps für Ihr eigenes Training und die Ernährung entnehmen. Das Buch hat seinen Sinn dann erfüllt, wenn Sie durch dieses in der Gestaltung Ihres eigenen Trainings- und Ernährungsprogramms profitieren und Ihre Ziele im Körpertraining sicher und gesund erreichen.

Berend Breitenstein

Train hard – eat smart

Entscheidung für Bodybuilding

Superman. Batman. Spiderman. Ich sehe mich noch auf dem Sofa liegen, wo ich die wöchentlich erschienenen Abenteuer dieser Comic-Helden förmlich verschlang.

Damals, im Jahre 1976, war ich 12 Jahre alt. Ich fragte mich häufig beim Betrachten der Zeichnungen, wie diese Figuren wohl so viele Muskeln aufgebaut haben könnten. So auszusehen – das wär’s! Meine Motivation, mit dem Bodybuilding zu beginnen, findet ihren Ursprung unzweifelhaft in der Bewunderung der körperlichen Erscheinung dieser Comic-Helden.

Jeder entwickelt eigene Motive für Muskelaufbau. Der Drang zu handeln wird dann häufig durch Schlüsselerlebnisse aktiviert. So kann es zum Beispiel sein, dass für den einen der Wunsch nach Figurveränderung dringend wird, wenn beim Blick in den Spiegel reichlich unerwünschte Fettpolster zum Vorschein kommen oder die Hosen plötzlich nicht mehr passen. Für den anderen kann das Hauptmotiv gesundheitlicher Natur sein, immerhin stellt Übergewicht einen nicht unerheblichen Risikofaktor für den menschlichen Organismus dar. Wie dem auch sei, ich wollte einfach Muskeln der Muskeln wegen. So wie meine Helden in den Heften wollte ich aussehen.

In einer Ausgabe zeigte sich dann die Antwort auf meine Frage, wie solche Körper entstehen: Batman machte Hanteltraining! Wenn ich mich richtig erinnere, war die abgebildete Übung Bankdrücken mit der Langhantel. Von diesem Zeitpunkt an war mir klar, dass ich mit Gewichten trainieren wollte, ja musste, wenn mein Körper Ähnlichkeit mit dem des muskulösen Fledermausmannes bekommen sollte. Die zahlreichen anderen Sportarten, an die mich meine Eltern heranführten, zum Beispiel Schwimmen, Fußball oder Tennis, wurden völlig nebensächlich. Hanteltraining sollte es sein! Dieser Wunsch hatte sich in meinem Kopf festgesetzt und das würde ich machen.

Zum damaligen Zeitpunkt ergab sich mir zunächst nicht die Gelegenheit, einem Bodybuilding-Studio beizutreten. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht so genau, ob es so etwas überhaupt gab. Ich sollte allerdings schnell dahinter kommen, dass derartige Einrichtungen sehr wohl existierten. Mein Wunsch, durch eine Studiomitgliedschaft Muskeln aufzubauen, wurde allerdings erst ein gutes Jahr später Realität. Aber der Reihe nach. Ich hatte also des Rätsels Lösung dafür gefunden, wie ein muskulöser Körper aufgebaut wird. Nur leider besaß ich keine Hanteln, um zu trainieren.

Also machte ich täglich Liegestütze, manchmal über hundert pro Tag. Für meine Bauchmuskeln trainierte ich Sit-ups, mit unter dem Schrank fixierten Füßen - ebenfalls mit bis zu einigen hundert Wiederholungen am Tag. Die Übungen brachten mir Spaß und ich versuchte, ständig mehr Wiederholungen zu schaffen. Schließlich wollte ich erfolgreich sein und schon bald mit einem ähnlichen Muskelkorsett herumlaufen wie meine gezeichneten Vorbilder.

Ich musste irgendwie in den Besitz von Hanteln kommen. Um mich zu informieren, machte ich mich auf den Weg in ein großes Kaufhaus in der Stadt und siehe da, dort gab es eine kleine Ecke mit diversen Muskelaufbau-Geräten. Besonders gut erinnere ich mich an den „Bullworker“ und das Expander, beides Heimtrainingsgeräte. Während der „Bullworker“ mittels Druck arbeitete, das heißt, man musste versuchen, dieses Gerät möglichst stark in sich zusammenzudrücken, resultierte der Trainingseffekt des Expanders durch Zug. Sicherlich kennen viele Leser unter Ihnen das eine oder andere, vielleicht auch beide Geräte. Den „Bullworker“ bekam ich damals zum 13. Geburtstag, das Expander zu Weihnachten geschenkt. Die Krönung war allerdings eine 7,5 kg schwere Kugelhantel. Diese Hantel war das erste Gewicht, das mir dazu diente, meine Muskulatur durch Hanteln zu trainieren. 7,5 kg können ganz schön schwer sein, besonders für einen 12-Jährigen, der damit einarmiges Front- oder Seitheben machen wollte. Schon bald darauf erhielt ich dann von meinen Eltern zwei Kurzhanteln, eine Langhantel, verschiedene Gewichtsscheiben, eine Trainingsbank, eine Sprossenwand und ein so genanntes Bauchbrett. Diese Geräte plazierte ich in meinem Zimmer, so dass der Raum tatsächlich wie ein kleines Studio aussah. Und das war er ja auch. Ich trainierte jeden Tag, in erster Linie Bankdrücken, fliegende Bewegungen, Curls, Bauchaufzüge und Dips zwischen der Trainingsbank und einem Stuhl. Ich hatte damals keine Ahnung davon, dass Muskeln nur in der Ruhephase nach dem Training wachsen und dachte, je mehr ich trainieren würde, umso schneller käme ich meinem Ziel näher. Zeitweise trainierte ich sogar zweimal am Tag. Öfter blieb ich beim Bankdrücken mit dem Gewicht auf der Brust liegen, so dass ich um Hilfe schreien und mein Vater mich aus dieser unglücklichen Position befreien musste. Solche Erfahrungen macht wahrscheinlich jeder, der mit dem Training beginnt. Man kann als Beginner seine Kräfte gelegentlich noch nicht richtig einschätzen.

Das Training machte mir großen Spaß und das Gefühl, die Muskeln gegen den Widerstand zu spüren und am nächsten Tag richtig starken Muskelkater zu bekommen, war einfach großartig. Ich hatte meinen Sport gefunden!

Als Kind war ich eher kräftig, mit der Neigung zum Fettansatz. Das störte mich, und deshalb hatte ich schon mit 13 Jahren einige Erfahrungen mit Diäten gemacht. Eigentlich konnte man nicht von Diät sprechen, sondern das, was ich praktizierte, wird geläufig als „FDH“, sprich „Friss die Hälfte“ bezeichnet. Ich spürte, dass die Ernährung eine ganz wichtige Rolle bei der Entwicklung eines muskulösen Körpers spielt. Und da ich mich selber als zu dick empfand, beschloss ich einfach, weniger zu essen, um so überflüssiges Körperfett abzuhungern.

Süßigkeiten wurden gänzlich von meinem Speiseplan gestrichen. Ich begann damit, wirklich diszipliniert zu essen. Mit 13 Jahren war ich von dem Wunsch beseelt, muskulös und stark zu werden. Dinge wie Schokolade, Kuchen oder Eiscreme hatten keinen Platz mehr auf meinem Teller. Natürlich war ich auch bezüglich der Ernährung, ebenso wie im Training, nicht vor Fehlern geschützt. In der Folge durchschritt ich auch in der Ernährung viele Irrwege. Zu Beginn meines Trainings aß ich einfach zu wenig. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem ich nach einer Trainingseinheit mit den Gewichten beim nachfolgenden Fußballspiel ein starkes Schwindelgefühl verspürte. Ich schaffte es noch mit letzter Kraft in die Wohnung. Meine Eltern hatten gerade Kaffeebesuch, und als sie sahen, in was für einem erschreckenden Zustand ich mich befand, boten sie mir ein Stück Kuchen an. Bei diesem einen Stück ist es nicht geblieben. Ich glaube, ich aß fast den ganzen Kuchen alleine auf, das müssen so zwischen fünf und sieben Stücken gewesen sein. Dieses Gefühl der Unterzuckerung, in welchem ich mich damals befand, sollte mich in den kommenden Jahren noch öfter überfallen. Wie man am besten damit umgeht beziehungsweise gar nicht erst in einen solchen Schwächezustand kommt, erfuhr ich erst sehr viel später.

Obwohl meine Ernährung und das Training alles andere als optimal waren, machte ich doch deutliche Fortschritte. Ich nahm Gewicht ab und spürte, wie meine Muskulatur straffer wurde.

Auch der tägliche Blick in den Spiegel zeigte durchaus sehenswerte Ergebnisse im Muskelaufbau. Die ersten Muskelkonturen wurden sichtbar, ich war anscheinend auf dem richtigen Weg. Dennoch wusste ich, dass sich optimale Ergebnisse in der Muskelentwicklung erst dann einstellen würden, wenn ich in einem richtigen Bodybuilding-Studio trainierte. Die Suche nach einem geeigneten Studio begann ...

Mit 14 Jahren

Die frühen Jahre

Die Suche nach einem Studio erschien auf den ersten Blick nicht besonders schwierig zu sein. Ich wurde in den Hamburger „Gelben Seiten“ schnell fündig. Dort standen einige interessante Adressen. Natürlich gab es nicht die Auswahl an Trainingsstätten wie heutzutage. Das ist aber aus meiner heutigen Sicht der Dinge kein Nachteil, ja eher sogar von großem Vorteil für meine sportliche Entwicklung gewesen. Damals waren große Fitnessketten, wie sie heute auf dem Markt existieren, noch nicht verbreitet. Es blieb daher nur die Möglichkeit, in einem typischen Bodybuilding-Studio zu trainieren. Typisch bezeichnet in diesem Zusammenhang ein etwa 250 bis 400 Quadratmeter großes Studio, in dem sich vor allem freie Gewichte und Maschinen für das gezielte Muskeltraining befinden. Heute gibt es zahlreiche „Wellness-Studios“, die auf sanftes Körpertraining abzielen. Für mich war es ein Glück, dass es derartige Anlagen damals kaum gab und ich nicht in einem solchen Studio meine ersten Trainingserfahrungen machte. Schließlich wollte ich Muskeln aufbauen und mich nicht entspannen. Ich wollte trainieren. Und das so hart es nur irgendwie ging - ständig die Vision eines muskulösen Körpers vor Augen.

Bei meiner Suche nach einem geeigneten Studio begleitete mich mein Vater. Ich glaube, er war nicht besonders begeistert von meiner Idee, Bodybuilding zu machen, spürte aber, dass es mir wirklich ernst damit war. Aus diesem Grunde erklärte er sich bereit, mich bei meinem Vorhaben, in einem Studio zu trainieren, behilflich zu sein. Wir fuhren also zum ersten Studio, welches auf meiner Adressenliste stand. Es war ein seit einigen Jahren alteingesessenes Studio, und ich war ziemlich aufgeregt, als mein Vater und ich die Treppenstufen zur Eingangstür des Studios hinaufgingen.

Die Tür wurde uns von einem Trainer geöffnet, den ich allerdings gar nicht richtig wahrnahm. Mein Blick hing wie gebannt an einem im Studio trainierenden Athleten. Er muss so um die vierzig Jahre alt gewesen sein und machte gerade Rudern im Stehen, eine Übung für die Schultermuskulatur. Ich schaute ihm bewundernd zu. Seine Muskeln spannten sich unter seinem dünnen, eng anliegenden T-Shirt. Die Schweißperlen auf seiner Stirn und die angespannten Gesichtszüge zeugten davon, dass er sich richtig anstrengte. Auch ich hatte zu Hause in meinem kleinen Heimstudio bereits Erfahrung mit dieser Übung gemacht und war regelgerecht geschockt, mit wieviel Gewicht dieser Athlet trainierte. Tief in meinem Inneren spürte ich ein starkes Verlangen, es ihm gleichzutun. „Womit kann ich Ihnen helfen?“ Die Worte des Studioangestellten holten mich aus meiner Gedankenwelt zurück. Mein Vater schilderte unser Vorhaben. Ich konnte es kaum erwarten, in das Studio einzutreten und alle Geräte auszuprobieren.

Die ziemlich freie Sicht von der Eingangstür auf die Trainingsfläche ermöglichte den Blick auf zahlreiche Maschinen, die mir gänzlich fremd waren. Die Vorfreude war groß, endlich ein geeigneter Ort, an dem ich meine Träume eines muskulösen Körpers verwirklichen könnte.

Die nächsten Worte des Trainers trafen mich jedoch wie ein Keulenschlag: „Tut mir Leid, dafür ist ihr Sohn noch zu jung. Kommen Sie doch noch einmal in zwei Jahren wieder“. Zwei Jahre! So lange konnte ich unmöglich warten. Ich war enttäuscht und wütend zugleich. Das konnte doch nicht wahr sein. Hier stand ich nun, voller brennendem Ehrgeiz und bereit, mich richtig auf das Training zu stürzen und dann sollte ich zu jung dafür sein? Doch auch die Nachfrage meines Vaters nützte nichts. Hier bot sich mir keine Möglichkeit, Bodybuilding zu machen. Für die Wahrnehmung eines knapp 14-jährigen pubertierenden Jünglings erschien diese Absage geradezu unverschämt. Sie können sich sicher vorstellen, wie dieses Ereignis an mir zehrte, immerhin war ich fest entschlossen und voller Tatendrang, Bodybuilding zu trainieren.

Also machten wir uns noch am selben Tag auf den Weg zum nächsten Studio. Studio Nr. 2 auf meiner Liste gefiel mir überhaupt nicht. Zwar standen dort einige Bänke und auch ein paar Gewichte. Auch die eine oder andere Zugmaschine war vorhanden, aber der Studioschwerpunkt lag eindeutig im Kampfsportbereich.

Schließlich wurden wir einige Tage später doch noch fündig, unsere Suche wurde belohnt. Wir entdeckten ein Studio mitten in der Stadt, in der Nähe des Hauptbahnhofes. Bereits beim Eintreten in das Studio spürte ich die gleiche Spannung und das kribbelnde Gefühl in der Magengegend, welches ich beim ersten Studio, in dem ich aufgrund meines Alters kein Mitglied werden durfte, wahrnahm. Mein Vater stellte mich dem Trainer vor und erzählte ihm von meinem Wunsch, Mitglied in einem Bodybuilding-Studio zu werden. Ich hoffte inständig, keine erneute Absage zu erhalten. Das Studio schien genau das Richtige zu sein: Freie Gewichte, Trainingsbänke und Maschinen in allen Variationen standen in der Trainingsfläche. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und war überglücklich, als der Besitzer mich und meinen Vater bat, Platz zu nehmen. Gebannt hörte ich den Worten des Inhabers zu. Er erklärte uns, dass es zwar noch ziemlich früh für einen Start ins Bodybuildingtraining sei, aber mit der richtigen Übungsauswahl es durchaus sinnvoll wäre, bereits in so frühen Jahren mit dem Gewichtstraining zu beginnen.

Volltreffer! Das war eine grundsätzliche Zusage, mich als neues Mitglied aufzunehmen. Neben den offensichtlich hervorragenden Trainingsmöglichkeiten beeindruckte mich auch die ruhige und ausdrucksvolle Art des Trainers, zu sprechen. Ich respektierte ihn sofort und konnte es kaum erwarten, mit dem Training zu beginnen. Mein Vater bestand zu meinem großen Erschrecken auf eine kurze Bedenkzeit. Wir standen auf und verließen das Studio. Vor dem Eingang fragte er mich dann, ob ich wirklich sicher sei und ob es mein fester Entschluss wäre, in diesem Studio Mitglied zu werden. Was für eine Frage! Natürlich wollte ich. Ich bejahte kräftig, und wir betraten das Studio ein zweites Mal. Wir teilten unseren Entschluss mit, und kurz darauf wurde ich als neues Mitglied begrüßt. Auch hier gebührt meinem Vater großer Dank, schließlich war ich noch nicht geschäftsfähig und brauchte seine Unterschrift, damit ich dort trainieren konnte. Er unterschrieb, und damit konnte es losgehen!

Als ich das nächste Mal das Studio betrat, hatte ich einen Termin zur Einweisungsstunde. Der Trainer erstellte mir einen Übungsplan, und wir begannen, das Programm gemeinsam durchzugehen. Ich weiß noch genau, wie ich mein Bestes gab. Schließlich wollte ich mich nicht blamieren. Besonders beim Bankdrücken, was ich bereits zu Hause trainiert hatte, legte ich mich voll ins Zeug, um zu zeigen, was ich bereits konnte.

Jetzt hatte ich meinen ersten Trainingsplan und konnte es kaum bis zum nächsten Training erwarten. Insbesondere für eine Sache bin ich meinem ersten Trainer dankbar. Er machte mir die große Bedeutung der Erholung für den Muskelaufbau deutlich. Ich begann zu verstehen, wie wichtig es ist, den Muskeln nach dem Training genügend Zeit zur Erholung zu geben, damit der gesetzte Trainingsreiz auch tatsächlich in Muskelwachstum umgesetzt werden kann. Mein Trainer sah für die ersten Wochen ein Ganzkörperprogramm vor. Das heißt, pro Trainingseinheit wurde jede Hauptmuskelgruppe anhand einer Grundübung belastet. Ich achtete sehr genau darauf, dass ich nach dem Training ausreichend Ruhe bekam und trainierte montags, mittwochs und freitags. An den studiofreien Tagen machte ich gelegentlich einen lockeren Waldlauf.

Das erste Trainingsprogramm

1. Sit ups2 x 25–50
2. 2. Beinheben2 x 25-50
3. Kniebeuge3 x 8-10
4. Bankdrücken3 x 8-10
5. Klimmzüge3 x max.
6. Nackendrücken3 x 8 - 10
7. Langhantelcurl3 x 8-10
8. French Press, liegend3 x 8-10
9. Wadenheben, stehend3 x 12 - 15
10 .Hyperextension3 x 12 - 15

Das Training machte mir großen Spaß und ich freute mich jedesmal darauf. Sofort nach der Schule packte ich meine Sporttasche und fuhr mit Bus und Bahn eine knappe Stunde bis zum Hauptbahnhof. Von dort aus war es noch ein ca. 15-minütiger Gang bis zum Studio. Auf den letzten Metern bis zum Studio war ich immer sehr gespannt und konnte es kaum erwarten, ans Eisen zu gehen.

Eines Tages entdeckte ich am Bahnhofskiosk ein Bodybuilding-Magazin. Auf dem Titel war Dave Johns zu sehen, ein damaliger Spitzenathlet. Das Heft kaufte ich mir sofort und schaute mir immer wieder den unglaublich muskulösen Körperbau von Johns an.

Im Inhalt des Heftes wurden unter anderem Trainingsprogramme der Stars beschrieben, und so kam ich das erste Mal mit dem Split-Programm in Berührung. Ich erfuhr, dass es sinnvoll ist, nicht den ganzen Körper in einer Trainingseinheit zu belasten, sondern sich stattdessen auf zwei, maximal drei Muskelgruppen pro Training zu konzentrieren. So konnten mehr Übungen pro Muskelgruppe trainiert und jede einzelne Körperpartie intensiver belastet werden.

In den Magazinen, die ich mir nun regelmäßig kaufte, wurde auch regelmäßig über Meisterschaften im Bodybuilding berichtet. Damit hatte ich mein neues Ziel gefunden. Jetzt war nicht mehr der muskulöse Körperbau der Comichelden der auslösende Punkt für das Training im Fitness-Studio. Ich wollte an einem Wettkampf teilnehmen! Der Besitzer des Studios, in welchem ich trainierte, war selber bereits Sieger der Hamburger Meisterschaften gewesen. So war ich also quasi an der Quelle bzw. in einem Studio Mitglied, in dem leistungsorientiert trainiert wurde. Er sagte mir, dass jedes Jahr Hamburger Bodybuilding-Meisterschaften stattfinden, auch für Junioren bis 21 Jahre. Ich war sofort Feuer und Flamme. Mein Ziel stand fest: Die Teilnahme an der Hamburger Junioren-Meisterschaft 1979. Bis dahin war noch knapp ein Jahr Zeit. Ich trainierte mit vollem Einsatz nach dem Split-System, über das ich in den Bodybuilding-Magazinen viel gelesen hatte. Nun war ich fast täglich im Studio und attackierte jede Muskelgruppe bis zur letzten Faser. Bereits in dieser Phase meines Trainings achtete ich stets darauf, dass die Trainingseinheiten nicht länger als 90 Minuten dauerten und mein Körper so genügend Zeit zur Regeneration bekam. Besonders gut gelang mir das natürlich in den Schulferien. Das Studio öffnete um 10 Uhr morgens, und ich war immer zehn Minuten vorher dort. Meistens fanden sich noch zwei oder drei weitere Sportskollegen ein, die es ebenfalls nicht erwarten konnten, das Eisen zu bewegen.

Das Training begann gegen kurz nach 10 Uhr. Das Gefühl, in das leere Studio einzutreten und die Geräte und Gewichte so ruhig daliegen zu sehen, war einfach großartig. Diese Geräte würden es mir ermöglichen, meinen Körper so zu entwickeln, dass ich schon bald auf der Wettkampfbühne stehen würde. Die Informationen zur Trainingsgestaltung bezog ich von jetzt an hauptsächlich aus Bodybuilding-Magazinen.

In den Magazinen wurde immer wieder auf die große Bedeutung der Ernährung für den Trainingserfolg hingewiesen. So lernte ich mehr über die Zusammenhänge von Proteinzufuhr und Muskelaufbau und welche Rolle die Kohlenhydrate für die Energiegewinnung spielen. Jetzt kam ich auch das erste Mal mit Nahrungsergänzungen in Kontakt. In einem Magazin erschien regelmäßig Werbung für zwei Muskelaufbaupulver. Das eine hieß: „Crash Weight Gain No. 7“, ein Kohlenhydrat-Eiweiß-Pulver, das andere „Provita“, ein Konzentrat mit höherem Eiweißgehalt. Für mich war es immer vorrangig gewesen, durch das Training überflüssige Fettpolster abzubauen, und so war ich irritiert darüber, dass es Pulver wie „Crash Weight“ gab, die die Gewichtszunahme beschleunigen sollten. Schließlich wurde mir klar, dass erfolgreiches Bodybuilding auch das Vorhandensein von reichlich Muskelmasse voraussetzt und nicht nur gute Definition. Also bestellte ich mir eine Dose „Crash Weight“ und eine Dose „Provita“. Ich kratzte mein gesamtes Taschengeld zusammen, um diese beiden Präparate bezahlen zu können. Als der Postbote dann mit der Lieferung kam und ich das Packet auspackte, spürte ich wieder dieses Kribbeln im Bauch. Ich konnte es kaum erwarten, meinen ersten Proteinshake anzurühren. Von diesem Zeitpunkt an achtete ich stets peinlich genau darauf, dass ich vor dem Verlassen der Haustür auf dem Weg ins Studio immer eine Portion Pulver mit Milch trank. Zunächst waren das die erwähnten Konzentrate, später stieg ich dann auf das hochprozentige Eiweißpulver um, welches im Studio angeboten wurde. Ich entschied mich für dieses Pulver, da es zu achtzig Prozent aus Eiweiß bestand und nicht wie „Crash Weight“ auch reichlich Kohlenhydrate enthielt. Bevor ich mich auf den Weg ins Studio machte, mixte ich mir also immer einen Eiweißshake. Die Fahrt ins Studio dauerte gut eine Stunde und der Shake war quasi eine Versicherung dafür, das sich in meinem Blut genügend Eiweißbausteine für das Muskelwachstum befanden. Einmal stellte ich an einem trainingsfreien Tag fest, dass ich für den nächsten Trainingstag nicht mehr genügend Pulver zu Hause hatte. Da ich meiner Gewohnheit treu bleiben wollte, besorgte ich mir einen neuen Beutel. Ich hatte bereits etwas anderes vor, ließ aber die Verabredung platzen - schließlich brauchte ich mein Protein und fuhr ins Studio, um mir neues zu kaufen.

Das Training lief sehr gut. Ich machte offensichtliche Fortschritte im Muskelaufbau und hielt meinen Körperfettanteil niedrig. Die Hamburger Meisterschaft war auf den 20. Oktober 1979 terminiert. Im August sollte ich auf Wunsch meiner Eltern mit einem Klassenkamerad und dessen Eltern nach Bad Bevensen fahren, einem Ferienort in der Heide. Von dieser Idee war ich alles andere als begeistert, da dort nicht die Möglichkeit bestand, mit Gewichten zu trainieren. Ich mußte mir also etwas einfallen lassen, um meine Muskeln zu trainieren. Die Unterkunft war sehr schön im Wald gelegen und die Luft war klar und frisch. Jeden Morgen begann ich mit einem Waldlauf, und danach frühstückte ich. Dieses Vorgehen setzte ich auch in der Wettkampfvorbereitung für die Weltmeisterschaft 2000 ein (siehe bitte Seite →...). Der einzige Unterschied im Vergleich zum Jahr 2000 lag darin, dass ich mich zu damaliger Zeit stark kohlenhydratreich ernährte. Ich dachte, es wäre nötig, vor dem Laufen noch Kohlenhydrate zu verzehren, um genügend Energie für das Training zu haben. Deshalb mixte ich mir immer etwas Milch mit einem oder zwei Esslöffeln Traubenzucker, bevor ich loslief. Natürlich war das genau das falsche Vorgehen für eine optimale Reduktion des Körperfetts, aber mein jugendlicher Stoffwechsel schien diese Zuckerbombe dennoch sehr effektiv zu verbrennen. Ich nahm nicht an Gewicht zu und spürte, wie meine Muskeln immer straffer wurden. Das lag natürlich auch daran, dass ich im weiteren Tagesverlauf sehr genau auf meine Ernährung achtete. Während mein Freund zum Frühstück mit Vorliebe Schokocreme auf sein Brot schmierte, hätte man mir die Hand abhacken können, bevor ich das Zeug anrühren würde. Zum Frühstück hielt ich mich an Eier und Vollkornbrot und achtete sehr darauf, am Tag kein Junk-Food wie Pommes frites oder Eis zu essen. Ich befand mich schließlich in der Vorbereitung auf meinen ersten Wettkampf. Wenn ich schon mein eigentliches Vorbereitungstraining dafür unterbrechen mußte, so wollte ich doch in diesen zwei Wochen unbedingt weiter trainieren und auf meine Ernährung achten.

Neben den Waldläufen fuhr ich in dieser Zeit auch viel Fahrrad. In unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft gab es eine Strecke im Wald, auf der mein Freund und ich regelmäßig Wettrennen abhielten. Wir fuhren buchstäblich bis zur Erschöpfung - so lange, bis wir keine Luft mehr bekamen.

Dieses aerobe Training wirkte sich zwar positiv auf meinen Körperfettanteil aus, dennoch musste ich unbedingt weiterhin meine Muskeln durch Widerstandstraining fordern. Hanteln, geschweige denn Maschinen, waren nicht vorhanden. Ich hatte mir aber den Expander eingepackt und konnte so immerhin einige Bizepscurls und Schulterzugübungen machen. Das Programm wurde durch Liegestütze und Klimmzüge an einem Baumast ergänzt. Ich hatte auch die Idee, Kniebeugen mit Zusatzgewicht zu machen. Da keine Hanteln zur Verfügung standen, kam mir der Einfall, die Tochter eines ebenfalls mitgereisten Ehepaars auf meinen Schultern zu plazieren. Das Mädchen wog ca. 40 Kilogramm, und mit ihr auf den Schultern machte ich so viele Kniebeugen, dass ich fast umfiel. Ich glaube, die Bestleistung bei diesem speziellen Kniebeugentraining lag bei ca. sechzig Wiederholungen am Stück. Dieses „Training“ machte viel Freude und war immer lustig, aber natürlich konnte ich es kaum erwarten, nach Hamburg zurückzukehren und mich wieder ins richtige Training stürzen zu können. Aus Bad Bevensen zurückgekehrt, begann ich sofort wieder mit dem Training im Studio. Schließlich blieben nur noch einige Wochen bis zum Wettkampf, und die wollte ich bestmöglich nutzen. Natürlich war meine Vorbereitung nicht so ausgeklügelt und durchdacht wie 21 Jahre später auf die „World Championships“. Vom systematischen Kohlenhydratentzug- und - aufladen sowie Flüssigkeitseinschränkung in den letzten Tagen vor dem Wettkampf hatte ich damals noch nichts gehört. Ich trainierte sogar noch am Vorabend des Wettkampfes, weil ich dachte, so in Bestform auf der Bühne zu stehen.

Aus den Bodybuilding-Magazinen erfuhr ich auch, wie wichtig gute Bräunung für einen positiven Gesamteindruck auf der Bühne ist. Da ich mir regelmäßige Besuche auf der Sonnenbank von meinem Taschengeld nicht leisten konnte, kaufte ich mir einen Selbstbräuner, von dem ich die erste Schicht am Vorabend des Wettkampfes auf die Haut rieb.

Am Morgen des 20. Oktobers 1979 erwachte ich voller Spannung. Hier war er also, der große Tag. Ich würde das Ergebnis meines Trainings und der disziplinierten Ernährung auf der Bühne präsentieren. Mit meiner Form war ich zufrieden, die Muskeln waren klar und deutlich in ihrer Struktur zu erkennen. Nach der Dusche trug ich dann eine weitere Schicht Selbstbräuner auf und aß ein leichtes Frühstück.

Mein Vater war schon startbereit, und wir machten uns auf den Weg nach Hamburg-Harburg, wo der Wettkampf stattfinden sollte. Als wir die Halle erreichten, sahen wir Plakate, die auf die Veranstaltung hinwiesen. Jusup Wilkosz, Amateur Mr. Universum 1979 und Profi-Weltmeister 1980, war als Gaststar angekündigt. Es war ein strahlend-schöner Herbsttag, die Sonne schien, die Luft war frisch und klar. Nachdem mein Vater sich Richtung Haupteingang verabschiedete, machte ich mich auf zum Bühneneingang, welcher sich an der Hinterseite des Gebäudes befand. Auf meinem Weg zum Bühneneingang begegnete ich einem bekannten Gesicht. Ich hatte diesen Mann schon irgendwo einmal gesehen, und als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass es sich um Albert Busek, den Chefredakteur der „Sportrevue“, handeln musste. Die Sportrevue war eine meiner wichtigsten Informations- und Motivationsquellen für das Bodybuilding, und dieses Magazin hatte viele Jahre später entscheidenden Anteil an meiner Laufbahn als Athlet und Autor (siehe Seite →...). Ich grüßte ihn, und er erwiderte freundlich: „Wenn der Wettkampf genauso gut wie das Wetter wird, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.“ Beflügelt von der Begegnung mit Herrn Busek und seinen optimistischen Worten, betrat ich dann den Bühneneingang. Beim Anblick meiner Konkurrenten fühlte ich mich recht gut. Was ich so durch die Kleidung erkennen konnte, erweckte in mir den Eindruck, dass meine Konkurrenten mir in der Körperentwicklung nicht sehr überlegen sein würden. Es waren insgesamt sechs Junioren am Start. Einen von Ihnen kannte ich bereits aus dem Studio, in dem ich trainierte. Er hatte im Vorjahr gewonnen und sah auch dieses Mal wie der sichere Sieger aus. Ich sagte zu mir selber: „Okay, du wirst ihn heute nicht schlagen können, aber nächstes Jahr wird es soweit sein.“ Der Sieg würde noch nicht in meiner Reichweite liegen, aber darauf war ich sowieso nicht ausschließlich fixiert gewesen. Es kam mir in erster Linie darauf an, Erfahrungen zu sammeln. Nach der morgendlichen Vorwahl zeigte sich, dass ich im direkten Vergleich neben meinen Gegnern ganz gut ausgesehen hatte. Ich konnte es bis zur Abendveranstaltung, die für 19 Uhr angesetzt war, kaum erwarten. Natürlich wollte ich am Abend mein Bestes geben und besonders vor den Augen meiner Eltern und meiner Oma, die mit zum Wettkampf gekommen waren, einen guten Eindruck hinterlassen.

Nach der Vorwahl fuhren mein Vater und ich nach Hause. Die Plazierung der Athleten nach der morgendlichen Vorentscheidung sollte bis zum Abend im Aufwärmraum der Halle aushängen. Bei meiner Rückkehr in die Halle war ich natürlich sehr gespannt darauf, die Wertung der Kampfrichter zu sehen. Hinter meinen Namen war der fünfte Platz eingetragen, mit nur sehr geringem Abstand zum Viertplatzierten. Ich war darüber nicht enttäuscht, sondern froh, dass sich mein Körper neben den anderen durchaus sehen lassen konnte und ich zumindest einen weiteren Athleten besiegt hatte. Außerdem wusste ich, dass es bis zum fünften Platz einen Pokal für die Teilnahme gab, und dieser war mir somit sicher!

Zur Abendveranstaltung kamen dann an die tausend Zuschauer. Hinter der Bühne herrschte reges Treiben. Dass der Vorjahressieger erneut nicht zu schlagen sein würde, zeigte sich schon beim Aufpumpen. Er schien allerdings starke Konkurrenz von einem Athleten zu bekommen, dessen Muskeln ebenfalls sehr gut entwickelt waren. Dieser Athlet sah sehr gut aus, nur leider war er am ganzen Körper stark tätowiert, unter anderem prangte ein Segelschiff über die gesamte Breite seiner Brust. Das war natürlich nicht besonders förderlich für eine gute Plazierung, trotzdem belegte er am Ende den zweiten Platz. Er versuchte sich auch in späteren Jahren an weiteren Meisterschaften und konnte sich aufgrund seiner sehr guten Muskelentwicklung sogar für die „Deutsche Meisterschaft“ qualifizieren, allerdings war er dort dann wenig erfolgreich. Seine Gesamterscheinung litt entscheidend durch die zahlreichen, auf seinem Körper prangenden Tattoos. Er hätte durchaus das Potenzial für einen Athleten der nationalen Spitzenklasse gehabt, aber aufgrund seiner zahlreichen Tätowierungen verbaute er sich selber diesen Weg. Es kommt im Bodybuilding eben nicht nur auf den Grad der Muskelentwicklung an, auch das Gesamtbild des Athleten muss stimmen.