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Thomas Meyer zur Capellen

Lexikon der Gewebe

Thomas Meyer zur Capellen

Lexikon
der Gewebe

Technik – Bindungen – Handelsnamen

5., grundlegend überarbeitete und erweiterte Auflage

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.

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ISBN 978-3-86641-258-3

© 2015 by Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am Main.

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.

Umschlag: Ingo Götze, Frankfurt am Main

Titelfotos: Helmut Meyer zur Capellen, Fotograf

Lektorat: Sabine Rock, Frankfurt am Main, www.druckreif-rock.de

Satz: Publishing Services Werner GmbH, Rödermark

Vorwort zur 5. Auflage

Dank der regen Nachfrage unserer textil interessierten Leserinnen und Leser können wir Ihnen nun die fünfte, aktualisierte und erweiterte Auflage des Lexikons der Gewebe vorstellen. Neben grundlegenden Informationen über Bindungskonstruktionen und Gewebearten finden Sie darin ebenso Einträge zu den textilen Handels- und Qualitätsbezeichnungen sowie den für den Einkauf wichtigen fabric constructions (order sheets, Warenbeschreibungskarten). Thematisiert werden darüber hinaus zahlreiche Verarbeitungsstufen vom Rohstoff über das Garn bis zur anschließenden Veredlung. Grundlegende Stichworte der Färberei und Druckerei sind noch einmal erweitert worden. Um dem internationalen textilen Markt gerecht zu werden, sind fehlende, textile Rohstoffe hinzugekommen – insbesondere die Tierhaare (u. a. Kanin, Lama, Kamelhaar) –, außerdem eine aktualisierte Tabelle der Weltfaserproduktion. Erläutert werden auch die wichtigen Änderungen der Textilen Kennzeichnungsordnung.

Den bewährten und eingeführten Titel Lexikon der Gewebe haben wir beibehalten, obwohl der Inhalt ein weit größeres Spektrum der Textilwelt abbildet. Ausführlich behandelt werden u. a. das Thema Nachhaltigkeit (z. B. Brundtland-Bericht), neue Veredlungsformen (z. B. bionic finish) und die neuesten Druck- und Färbeverfahren (z. B. 3-D-Druck und wasserloses Färben). Zahlreiche neue, vierfarbige Abbildungen – sowohl Übersichts- als auch Detailbilder – illustrieren die Stichworteinträge sehr anschaulich.

Aktualisiert wurden neben einigen Tabellen auch teilweise vergessene Markenprodukte der ehemaligen DDR (z. B. Dederon, Wolpryla), die heute wieder vermehrt im Markt angeboten werden. Dem wachsenden Textilimport aus dem asiatischen und südamerikanischen Raum trägt das Lexikon zum einen mit der Übersetzung der Begriffe ins Englische, zum anderen mit dem erweiterten alphabetisch geordneten Verzeichnis englischdeutscher Fachbegriffe im Anhang, Rechnung.

Für folgende Zielgruppen ist dieses Buch eine wertvolle Informationsquelle und Hilfestellung:

Studierende der Fachrichtung Design-Management und Modedesign, Modejournalisten, Bekleidungstechniker, Gewandmeister, Schneiderhandwerk, Erziehungswissenschaftler und Direktricen. Das Lexikon richtet sich ebenso an den Textileinkäufer (Einzel- und Versandhandel im In- und Ausland) wie an Abteilungen der Qualitätsentwicklung und -sicherung und nicht zuletzt an den textilinteressierten Laien.

Mein großer Dank gilt der langjährigen Betreuung durch Frau Caroline Schauwienold und Frau Sylvia Frühauf, die mir bei dieser fünften Auflage Frau Sabine Rock als Lektorin zur Seite gestellt haben. Mit ihrer Erfahrung und dem hohen Einfühlungsvermögen in die Textilwelt hat sie zusammen mit Herrn Dr. Rüdiger Werner, der die sorgfältige Schlussredaktion vorgenommen hat, dieser neuen Auflage einen bemerkenswerten Feinschliff gegeben.

Bei den Stichworten, für die textilchemisches Wissen notwendig war, habe ich mich wieder vertrauensvoll an die Koryphäe der Textilchemie gewandt, meinen Kollegen und Freund Prof. Jochen Tensfeldt. Ihm gilt mein besonderer Dank.

Ein besonderer Dank geht auch an meinen Bruder Helmut, der mit seinem fotografischen Einfühlungsvermögen die farbigen Textilaufnahmen gemacht hat.

In diese Neuauflage sind auch viele Ratschläge meiner AMD-Kollegen und -StudentInnen eingeflossen, für die ich mich herzlich bedanken möchte – ebenso wie für die Unterstützung vieler Textilfirmen aus Industrie und Handel. Sie alle haben dazu beigetragen, das Lexikon zu einem unverzichtbaren Nachschlagewerk zu machen.

Ich wünsche Ihnen, den Leserinnen und Lesern, dass das Lexikon der Gewebe Sie weiterhin im täglichen Umgang mit textilen Produkten erfolgreich unterstützt.

Hamburg, im Januar 2015

Thomas Meyer zur Capellen

Inhaltsverzeichnis

Patronendarstellungen der Grundbindungsarten und Kett- sowie Schussschnitte

Lexikonteil A – Z

Englisch-deutsches Fachwörter-Verzeichnis

Verzeichnis der Bildquellen

Fachliteratur

Patronendarstellungen der Grundbindungsarten und Kettsowie Schussschnitte

Für jeden, der sich mit Geweben befasst, sind die Kenntnisse der Bindungstechnik unverzichtbar. Nachfolgend werden deshalb die am häufigsten verwendeten Konstruktionen dargestellt. So wird ein direkter Vergleich der unterschiedlichen Bindungen möglich. Die Kett- und Schussschnitte stellen anschaulich die jeweiligen Fadenverläufe dar. Der Bindungsrapport ist in Kette und Schuss mit einem Pfeil markiert: Die Bindungskurzzeichen sind nach DIN 61101-2 erstellt, die alte Form (DIN 61101) steht ebenfalls dabei.

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A

 

Aachener Filztest, dient zur Feststellung der Filzneigung bei verschiedenen Wollsorten. Lose Wollfasern werden zu einer Kugel geformt und in einer Schüttelmaschine mit Walkflüssigkeit dreidimensional bewegt. Die Fasern beginnen zu filzen, wobei der Kugelradius die Filzfähigkeit der Wollfaser bestimmt: kleine Kugel = starke Filzfähigkeit, große Kugel = geringe Filzfähigkeit.

 

Abacafaser (Manilafaser, Manilahanf, AB), engl. = abaca fiber; Fasern aus den Blättern der Bananenstaude; die Farbe ist gelblichweiß bis braun, ebenso wie → Sisal eine Hartfaser, die sowohl sehr reiß- und scheuerfest als auch widerstandsfähig ist gegen Meerwasser und sehr leicht. Daher wurde sie auch für Schiffstaue, Seilerwaren und als Isolierung für Kabel und Matten verwendet. Wenn die feinen Fasern im Mörser gestampft werden, lassen sie sich zu feinsten Geweben verarbeiten. Daraus gewebte Bekleidung ließe sich zu Faustgröße zusammenpressen. Anbaugebiete: Philippinen, Indien, Indonesien und Mittelamerika. Siehe Abb. S. 35.

 

Abfallseide, engl. = waste silk; → Bourette und → Schappeseide.

 

Abschirmgewebe (E-Blocker), engl. = e-shield fabric; vor elektromagnetischer Strahlung schützendes Spezialgewebe, das das elektromagnetische Feld in Innenräumen verringert. Für mehr Informationen → novonic® E-Blocker.

 

Abseitengewebe, engl. = doubleface, reversible; Handelsbezeichnung für Gewebe mit beidseitig verwendbaren Warenseiten. Sie werden aus Zwei- oder Mehrfadensystemen entwickelt, wobei mit Bindekette oder Bindeschuss gearbeitet wird. Der Begriff „Abseite“ wird auch für Jacken oder Mantelstoffe mit angewebtem Futter verwendet. Ein typischer „Reversible“ ist der → Crêpe-Satin oder der zweifarbige → Doubleface, ebenso der → Charmelaine.

 

Absorbieren, lat. absorbere = aufsaugen, in sich aufnehmen; Baumwolle ist bspw. → hygroskopisch, absorbiert also Wasser, wie auch Wolle, Seide, Viskose. → Adsorbieren.

 

Acala, amerik. Baumwollzüchtung, wird i. Allg. als Upland-Baumwolle gehandelt. → Baumwolle.

 

Acetat (AC), Edelzellstoff (hochwertige Alphacellulose) oder Baumwoll-Linters reagiert mit Essigsäure zu Celluloseacetat (Acetylcellulose) und wird dann in Aceton gelöst. Die zähflüssige Spinnlösung besteht zu einem Viertel aus Celluloseacetat und zu drei Vierteln aus Aceton. Die Essigsäure wird chemisch gebunden und im Trockenspinnverfahren hergestellt; das teure Aceton wird zurückgewonnen. Auf diese Art entstehen feste, seidig schimmernde Fäden. Sie können, im Gegensatz zu Viskose-Cupro, ohne chemische Nachbehandlung verarbeitet werden und sind günstiger als die meisten Chemiefasern. Acetat findet man unter den Markennamen Carolan, Chromspun, Estron, Lynda, Rhodia Filter Tow, Skylon und Teijin-Acetate. Man unterscheidet zwei verschiedene Acetattypen:

1. Zweieinhalbacetat (CA), auch Acetat genannt, bestehend aus 49–54 % Essigsäure und 51–46 % Cellulose. Eigenschaften: Der thermoplastische Bereich liegt bei 180–200 °C, der Schmelzpunkt bei ca. 250 °C. Es besteht eine sehr gute Texturierfähigkeit. Dieser Acetattyp zeichnet sich durch einen edlen Glanz aus; als Filament wirkt er naturseidenähnlich, als Fasergarn sehr wollähnlich. Das spezifische Gewicht beträgt 1,30 g/cm3, es ist damit leichter als Seide (1,37 g/cm3). Die Reißfestigkeit liegt im trockenen Zustand bei 1,3–1,5 cN/tex, nass bei 0,8–1,2 cN/tex. Die Ware hat einen weichen, geschmeidigen Griff, einen eleganten Fall und geringe Knitteranfälligkeit. Die Feuchtigkeitsaufnahme beträgt 6–6,5 %, daher ist die Trocknungszeit entsprechend gering (1/3 der Trocknungszeit von Viskose). Ferner hat dieses Acetat ein gutes antistatisches Verhalten. Waschen ist bei 30 °C in der Feinwäsche möglich, jedoch sollte das Textil weder gewrungen noch gerieben, sondern nur feucht aufgehängt werden. Die Bügeltemperatur beträgt 120 °C (etwas über Stufe 1). Acetat besitzt eine hohe Elastizität, daher eine gute Formbeständigkeit und geringe Einlaufwerte. Es ist acetonlöslich, daher ist keine Fleckenentfernung mit Aceton oder mit acetonhaltigem Nagellackentferner möglich.

2. Triacetat (CTA) wird im Trockenspinnverfahren gewonnen (60–62 % Essigsäure und 40–38 % Cellulose). Es ist thermoplastisch verformbar (Plissee, Bügelfalten, Crash-Effekte) und texturierfähig. Der Erweichungsbereich liegt bei 220–250 °C, der Schmelzpunkt bei 300 °C, die Feuchtigkeitsaufnahme beträgt 3–4 %. Die Textilien können bei 200 °C (Stufe 3) gebügelt werden. Die Nassfestigkeit beträgt 80 %. Die Ware ist leicht zu waschen bei bis zu 60 °C und kann geschleudert werden. Sie knittert kaum, trocknet schnell, ist schrumpffrei und somit maß- und dimensionsstabil. Die Triacetatfasern stehen den synthetischen Chemiefasern am nächsten. Sie können nicht mit den gleichen Farbstoffen gefärbt werden wie die cellulosischen Fasern.

Einsatz: DOB, Futterstoffe, Samte, Plüsche und Dekostoffe.

Literatur: P.-A. Koch; G. Satlow: Großes Textil-Lexikon, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1965.

 

Additive Fertigungsverfahren, engl. = additive manufacturing; → 3-D-Druck; dieser Begriff für den 3-D-Druck wurde 2010 vom US-amerikanischen Unternehmen ASTM (American Society for Testing and Materials) festgelegt und ist zutreffend für den Produktionsprozess dieser Technik. Die Gemeinsamkeit aller 3-D-Fertigungsverfahren ist das Addieren mehrerer Schichten, die das jeweilige Objekt aufbauen.

Quelle: Frizzi Neumann: Bachelorarbeit AMD, Hamburg, 2014.

 

Adire, Yoruba, westafrikanisches Volk, Nigeria; heißt so viel wie: alles, was gefärbt und abgebunden ist. Sehr oft mit Indigo. Die Herstellung gleicht dem → Plangi, → Shibori.

 

Adria, engl. = adria; Woll- oder Baumwollgewebe oder Mischungen mit Chemiefasern in abgeleiteten Ripstypen (Schrägripsbindungen) für Kleider- und Kostümstoffe. Aber auch verstärkte, abgeleitete Atlasbindungen können eingesetzt werden. Die Kleiderstoffe liegen im Gewicht bei ca. 140–180 g/m2, Kostümstoffe um ca. 30–50 g/m2 höher. Häufig werden Kammgarnzwirnkette bis Nm 80/2 und Kammgarnschuss Nm 40/1 eingesetzt. Die rechte Warenseite kennzeichnet eine leichte Schrägbetonung und ein schöner Glanz.

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Abb. 1: Adria

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Abb. 2: Adria

 

Adsorbieren, lat. ad = hinzu und lat. sorbere = schlucken; Gase oder gelöste Stoffe an der Oberfläche eines festen Stoffes anlagern, z. B. wenn Wasser sich an der Oberfläche von Polyester anlagert (adsorbiert). → Absorbieren.

 

Aeterna, → Äterna.

 

Affenhaut, engl. = velveton; Bildbezeichnung für duvetine- oder velvetonähnliche Gewebe mit längerem Flor, der eine Strichlegung möglich macht. → Duvetine, → Velveton.

Einsatz: Mantel- und Jackenstoffe für DOB und HAKA.

 

Affinität, engl. = affinity, substantivity; Fähigkeit eines Farbstoffs, aus einer Lösung auf die Faser aufzuziehen. Sie ist das Maß für die Energie, durch die der Farbstoff an die Faser gebunden ist. Eine hohe Affinität bedeutet, dass sich der Farbstoff mehr auf der Faser als im Bad befindet: Er zieht besser aus. Ein hochaffiner Farbstoff besitzt dementsprechend bessere Nassechtheiten als ein niedrigaffiner.

 

Afghalaine, engl. = afghalaine; ein fast schon historisches Gewebe, das ursprünglich aus afghanischer Wolle (Kammgarn/Streichgarn) gefertigt wurde und heute kaum mehr im Handel zu finden ist. Die Bindungen können variieren: Leinwand, Kreuzköper (K 2/2), Kreppbindungen. Der eigentliche Afghalaine ist in Leinwandbindung gewebt. Die Kettfolge besteht in der Regel aus 1Z-/1S- oder 2Z-/2S-gedrehten Voilegarnen. Im Schuss überwiegen 2Z/2S. Durch die unterschiedlichen Kett- und Schussdrehungen entsteht einstellungsbedingt eine feine Längsrippigkeit. Bei der Verwendung von Garnen ist diese Optik nicht so prägnant, aber dafür ist die Ware locker und leicht sandig im Griff. Verwendet man Zwirne, ist die Oberfläche klar und der Griff etwas kreppartig rau. Trotzdem hat der Afghalaine einen weichen, fließenden Fall, bedingt durch die relativ geringe Drehung der Garne/Zwirne und die etwas offene Einstellung. Die Ware kommt überwiegend stückgefärbt in den Handel. Durch die Ausrüstung, Waschen und Färben, sieht sie leicht meltoniert, d. h. leicht verfilzt, aus. Afghalaine war eine typische Herbstware für den DOB-Bereich. Bindungsbeispiel: → Aida.

 

Afrikadruck, engl. = african print; Drucktechnik auf Baumwollgewebe, die in west- und zentralafrikanischen Ländern (z. B. Nigeria, Elfenbeinküste, Senegal) angewendet wird. Typisch sind die wenigen, sich oft wiederholenden Farbkombinationen in naturalistischer Dessinierung. Vom Afrikadruck wird ein vollkommener Durchdruck verlangt. Für die Druckrealisation wird auf naphtholierter Ware mit Diazosalzen in Kombination mit Reaktivfarbstoffen gearbeitet. Ebenso sind Indigo- und Beizenfarbstoffe üblich. Afrikadrucke als Reservedruck ähneln in ihrer Herstellung der → Batik.

Quelle: H.-K. Rouette: Lexikon für Textilveredlung, Laumann-Verlag, Dülmen, 1995.

 

Ahimsa Seide, ahimsa bedeutet in der altindischen Literatur- und Gelehrtensprache Sanskrit „das Nicht-Verletzen“, im Sinne von Gewaltlosigkeit; im Buddhismus und Hinduismus ein wichtiges Gesetz. Ahimsa Seide wird daher auch als „non violent silk“ bezeichnet. Bei dieser Art der Seidengewinnung wird die Seidenpuppe des Maulbeerspinners (Zuchtseide) nicht getötet, sondern schlüpft als Schmetterling aus dem zerstörten Kokon. Dadurch hat sie, wie die Wildseide, Titerschwankungen (Unregelmäßigkeiten der Fadenstärke) und ist ihr optisch sehr ähnlich, aber feiner und weicher. Die „gewaltfrei“ gewonnene Seide wird zur Produktion von Seidengeweben und -gestricken eingesetzt. Eine chemische Behandlung der Textilien ist nicht erlaubt, die Produkte werden fair und sozial gehandelt. Ahimsa Seide wird z. B. von der Firma Lebenskleidung angeboten. Die Textilkollektion ist mit dem GOTS Label ausgezeichnet.

Quelle: www.lebenskleidung.com

 

Aida, engl. = ada canvas, coarse stiff fabric; Oberflächenstrukturen bei Webwaren mit Durchbruch- und Lochmusterungen. Aida, auch als → Natté bezeichnet, ist ein typisches Stickgrundgewebe und entsteht durch die Verwendung spezieller Scheindreherbindungen – bei echten Dreherbindungen umschlingen sich die Kettfäden gegenseitig. Das gitterähnliche Bild ergibt sich aus der Kombination engbindiger und langflottierender Kett- und Schussfäden der Rips- oder Panamabindung. Lange Zeit wurde dieses Gewebe mehr für den Stickereibereich als für den DOB- oder HAKA-Sektor verwendet. Mit einer Weichausrüstung ist das Aida eine schöne Sommerware, weil es dann porös, luftig und kühl ist; aus reiner Baumwolle aber ist es relativ schwer und schiebeanfällig. Das ursprünglich als Stickgrund verwendete Aidagewebe wird auch unter dem Oberbegriff „Ajour“ geführt.

Einsatz: Kleiderstoffe, Hemden, Wäschestoffe, Deko- und Tischwäschestoffe und mit Steifeappretur als Stickereigrund.

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Abb.: Aida

 

Ailanthusspinner, Wildseidenspinner, der vom Tussahspinner (→ Seide) zu unterscheiden ist und dessen Seide unter dem Namen → Eri(a)seide geführt wird.

 

Aircoat, engl. air = Luft, coat = Mantel; frei übersetzt ein Wind- und Wettermantel und somit ein Funktionsgewebe für den Outdoor-Bereich. Es ist ein aus Belgien stammendes Baumwollgewebe mit lederähnlicher Optik, welches mit einer Kunstharzbeschichtung (z. B. PU) ausgerüstet ist. Es besitzt eine gute Luftdurchlässigkeit, ist sehr reißfest, abwaschbar und reinigungsbeständig. Das Gewebe büßt durch Kälte nicht an Weichheit ein, neigt also nicht zur „Verbrettung“.

Einsatz: Mäntel und Jacken.

 

Air-Supply, dtsch. = Luftversorgung; Polyurethan-Beschichtung, die 2007 von der Firma Wolfskin entwickelt wurde. Sie besitzt gegenüber vergleichbaren PU-Coatings eine erhöhte Dampfdurchlässigkeit und hat eine Wassersäule von 1500 mm (andere Beschichtungen teilweise 700–1000 mm). Diese Veredlung wird als wasserdicht bezeichnet. Der Einsatzbereich von Air-Supply liegt im Outdoorsektor, z. B. Jacken, Hosen, Mäntel.

 

Ajour, engl. = ajour fabric, open work fabric; Web- und Maschenwaren mit Durchbrucheffekt. Erreicht wird der Effekt bei Webwaren durch den Einsatz von Dreher- oder Scheindreherbindungen, bei Maschenwaren durch das Umhängen einzelner Maschen. Der Begriff wird im Weberei-, Stickerei- und Maschenwarenbereich verwendet, selbst Netzgewebe werden als Ajour bezeichnet. Sehr häufig wird die halbtransparente Optik oder Durchbruchoptik auch durch Ausbrennertechnik erreicht (→ Ausbrenner), → Aida.

 

Ajourbindung, engl. = open work weave; Sieb- oder Gitterbindung, eine Konstruktion für offene Gewebetypen mit stickereiähnlichem Charakter. Die Durchbrüche dienen der Dessinierung und werden nicht immer flächendeckend eingesetzt. Bei diesen Geweben kann man die Dreherbindung verwenden, bei der sich die Kettfäden gegenseitig umschlingen, und die eine besondere Schafteinrichtung erfordert, aber auch einfache Schaftmusterungen wie → Scheindreher. Der Durchbrucheffekt wird hier durch sehr eng kreuzende Bindungseinheiten erreicht, die sich mit längeren Flottierungen abwechseln (→ Aida). Bei Gestricken und Gewirken wird dieser Effekt durch das Umhängen einzelner Maschen erreicht. Ajourbilder können bis zur Netzoptik führen.

Einsatz: Sommerware für DOB und KIKO, im Heimtextiliensektor für Gardinen und Dekostoffe.

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Abb.: Ajourbindung

 

A-Kohle, → Aktivkohleteilchen.

 

Aktivkohleteilchen, Aktivkohle, A-Kohle, engl. = active carbon; sehr feinkörnige Kohle mit großer innerer Oberfläche (200– 1200 m2/g). Sie wird u. a. pflanzlich aus Holz, Stroh, Lignin und Kokosschalen gewonnen. Man verwendet sie als Adsorptionsmittel (→ Adsorbieren). Aktivkohle besteht zu 90 % aus Kohlenstoff, sie wird in der Textilindustrie auch für antibakterielle Zwecke eingesetzt. → Cocona.

 

Alcantara®, Markenname von Toray International Europe GmbH für ein Lederimitat. Es ist ein → Mikrofaserwirbelvlies aus 70 % Polyester und 30 % Polyurethan, das aus einer Mikrofaser mit 0,16 dtexentstand, die im Laufe der technischen Entwicklung auf 0,044 dtex verfeinert wurde. (1 g mit einer Feinheit von 0,16 dtex ist ca. 62,5 km lang, bei einer Feinheit von 0,044 dtex sind es sogar 225 km.) Das Ausgangsmaterial ist Polyester und Polystyrol. Letzteres ist beim Ausspinnen der superfeinen PES-Fibrillen als Mantel- bzw. Stützmaterial notwendig. Das 2-Komponenten-Filamentbündel wird dann auf eine Länge von ca. 50 mm zugeschnitten und zu einem mehrmals übereinander gelegten Vlies gefertigt. Auf einer Nadelanlage entsteht in der gewünschten Stärke ein „Filz“ als Zwischenprodukt. Mit Spezialmaschinen trennt man nun das Polystyrol vom Polyester und ersetzt es durch Polyurethan. Das für diesen Prozess notwendige Lösungsmittel wird zu 100 % zurückgewonnen. Das entstandene „Sandwich“ wird in Querrichtung getrennt, sodass aus einer Produktion zwei Stücke entstehen. Der letzte Schritt ist die Bearbeitung durch spezielle Schleiffolien, die die PES-Fibrillen an die Oberfläche bringen und somit der Ware die typischen Eigenschaften verleihen, wie Weichheit, geschmeidiger Griff, Drapierfähigkeit und einen leicht seidigen Glanz. Wird eine Nubuk- oder Nappaoberfläche gewünscht, lässt man das PUR an der Oberfläche gerinnen und erhält so die Narbigkeit eines Glattleders. Alcantara ist qualitätsgeprüft (Certitex) und öko-zertifiziert (Oeko-Tex Standard 100), d. h., es wird uneingeschränkte Hautfreundlichkeit garantiert. Das Lederimitat wird in einer breiten Farbpalette angeboten.

Einsatz: Konfektion (DOB, HAKA), Accessoires, Möbelstoffe und hochwertige Fahrzeugausstattung.

 

Aloehanf, engl. = aloe hemp; Ausgangsmaterial ist ein Ananasgewächs, welches überwiegend in West- und Ostindien angebaut wird. Die Verarbeitung entspricht der von → Sisal und → Ananasfasern.

 

Alpaka, engl. = alpaca, paco; Neuweltkamel.

1. Garne und Zwirne aus den Haaren der südamerik. Lamaart. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Pacos: das Suri und das Huacaya. Während das Haar des selteneren Suri-Alpaka glatt und glänzend ist, wächst das Haar des Huacaya-Alpaka gleichmäßig gekräuselt und ist daher auch sehr gut zum Filzen geeignet. Da die Huacayas weiter verbreitet sind, wird dieser Typus auch überwiegend im Textilbereich verarbeitet. Alpaka (WP) ist sehr weich, langstapelig, seidenartig glänzend. Auf den Hochebenen der südamerik. Anden in 4.000–5.000 m Höhe sind die Tiere eisiger Kälte und glühender Hitze ausgesetzt, wovor sie ihr extrem dichtes, widerstandsfähiges Haar schützt. Alpakas werden in der Regel nur alle zwei Jahre geschoren. Je Tier erhält man ein ca. 3,5 kg schweres Vlies. Pro Jahr steht der Welt nur eine Schiffsladung Alpaka zur Verfügung, was den hohen Preis verständlich macht. Der seidige Glanz, der angenehme Griff, die Leichtigkeit und die Wärme machen Gewebe, Gestricke und Gewirke aus Alpaka so komfortabel. Das Haar des Alpakas ist von winzig kleinen Schuppen umgeben, die besonders glatt anliegen und dadurch das Licht besser reflektieren, was den edlen Glanzeffekt erklärt. Langlebig, strapazierfähig, unempfindlich im Gebrauch wird dieses Material auch mit Kaschmir verglichen. Die Faserlänge beträgt 150– 300 mm, Flaumhaare sind ca. 100 mm lang, der Querschnitt ist rund bis oval, der Faserdurchmesser beträgt 30–50 µm, bei den Flaumhaaren 15–20 µm.

Man verwechsle diesen Begriff nicht mit → Alpakka.

Einsatz: Pullover, Jacken, Anzüge, Kostüme, Mäntel, Accessoires usw.

2. Als Handelsbezeichnung steht der Name auch für sog. Halbwollqualitäten (Kette Baumwolle, Schuss Alpaka) in Kamm- oder Streichgarntypen. Bindung: Tuch (Leinwand). Dieser Typ wird auch als → Lüster oder Orleans bezeichnet. Hieraus fertigt man leichte Sommerjacken, aber auch Schürzenstoffe. Der Lüster ist härter und spröder im Griff.

 

Alpakka, engl. = alpaca rayon; Alpakkagarn wird aus Reißwolle hergestellt und ist von minderer Qualität. Nicht verwechseln mit → Alpaka.

 

Altweltkamele, hier unterscheidet man das einhöckrige → Dromedar vom zweihöckrigen Kamel; ihre Heimat ist Asien und Afrika, während die → Neuweltkamele, wie → Lama, → Vikunja, → Alpaka und → Guanako, in Südamerika leben.

 

Amara, Markenname von Haru-Kuraray, wurde schon Anfang der 1980er Jahre in → Amaretta™ umbenannt.

 

Amaretta™, Markenname für ein 1984 entwickeltes Mikrofaserwirbelvlies von Haru-Kuraray.

Amaretta™, auch als Hightech-Material bezeichnet, ist ein Rau- und Glattlederimitat, das sich aus 60 % Polyamid-Mikrofaser (0,001–0,01 dtex) und 40 % atmungsaktivem Polyurethan-Harz zusammensetzt. Ausgangsmaterial sind Mikrofibrillen-Verbundfasern vom sog. „Spaghetti-Typ“. Zur Herstellung werden zunächst zwei Polymerverbindungen (Polyamid und Polystyrol) gemischt, geschmolzen und normal ausgesponnen (Schmelzspinnverfahren). Aus den Filamentbündeln werden ca. 10 cm lange Fasern geschnitten, die dann dreidimensional zu einer Matte verwirbelt werden, die anschließend mit einem porösen, luftdurchlässigen Polyurethan-Harz imprägniert wird. Hierdurch werden die mechanischen Eigenschaften, der Griff, die Elastizität, Scheuerfestigkeit und Reißfestigkeit verbessert. Anschließend wird aus den Fasern mit einem Lösungsmittel eine der beiden Polymere „herausgewaschen“ (Hüllenentfernung). So entsteht aus jeder Feinfaser ein Mikrofaserbündel und das Mikrofaserwirbelvlies. Es folgt ein Oberflächenschliff und anschließend der Färbeprozess. Abschließend wird die Ware gebürstet, um dem Raulederimitat Strich und Profil zu geben. Glatte Oberflächen entstehen, indem man das PUR an der Oberfläche gerinnen lässt, so z. B. bei Amaretta™-HiTech und Sofrina (Mikrofibrillen-Verbundfasern). Daneben gibt es den Artikel Nash, ein Materialtyp, der für den Schuhbereich verwendet wird. Bei Lauvest, Rubina und Toraylina entsteht ein Matrixfibrillensystem in einem Spinnprozess. Die Fibrillen bestehen aus dreieckigen Polyestersegmenten, die in eine Polyamidmatrix eingebettet sind. Die Matrix kann geschrumpft oder gelöst werden und es entsteht ein weiches, dichtes Raulederimitat.

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Abb.: Vergleich der Querschnitte von Amaretta (links) und Haut (rechts)

Amaretta™ Typ KX 7600 225 g/m2
Stärke: 0,6 mm
Amaretta™ Typ KX 7500 180 g/m2
Stärke: 0,5 mm
Amaretta™ Typ KX 7400 135 g/m2
Stärke: 0,35 mm

Amaretta™ ist winddicht, wetterdicht und atmungsaktiv und lässt sich, ohne einzulaufen, problemlos bei 30 °C im Schonwaschgang behandeln. Weiterhin sind die Leichtigkeit und die Knitter- und Fleckenunempfindlichkeit (→ Scotchgard™) hervorzuheben. Das weiche, geschmeidige Amaretta™ kann gestanzt, bedruckt, geprägt, perforiert, laminiert und beliebig eingefärbt werden. Haru-Kuraray versichert eine ökologisch unbedenkliche Produktion, da Amaretta™ ohne FCKW hergestellt wird und keine Zusätze wie Formaldehyd, Cadmium, Dioxin, PCP oder Pestizide Verwendung finden.

Einsatz: DOB, HAKA, Autopolster, Schuhe, Taschen, Gürtel und Möbelstoffe (Schiffsausstattung der Queen Elizabeth).

Quelle: Informationsmaterial der Kuraray Europe GmbH.

 

Ambivalent, lat. ambo = beide (Seiten betreffend), valens = stark; doppelwertig und daher in sich oft widersprüchlich (z. B. ist Wolle gleichzeitig hydrophob und hygroskopisch).

 

Amicor™, AmicorPlus und Biokryl, Markennamen für die antibakterielle (AB) und fungizide (AP) Ausrüstung einer Polyacrylfaser (PAN) der Firma Thai Acrylic Fibre. Die unterschiedlichen Markennamen sollen unterschiedliche Abnehmer ansprechen. Biokryl wendet sich an einen Kundenkreis, der an hygienischer, antimikrobieller, sauberer Bekleidung interessiert ist. Amicor™ steht mehr für Ästhetik, Komfort und Frische. Abgesehen von den verwendeten Handelsnamen sind die Fasern chemisch und physikalisch identisch.

Bei der Veredlung werden antimikrobielle oder fungizide Substanzen (ein sog. chemisch-organisches Additiv, Triclosan) mit dem Spinnprozess in die Faserstruktur eingebracht, sodass sich diese Substanzen in Wasser nicht auflösen können. Diese Zusätze migrieren aber aufgrund der porösen Struktur einer nassgesponnenen Acrylfaser teilweise auf die Außenseite der Faser und nehmen so ihre antibakteriellen Aufgaben wahr. Tests haben gezeigt, dass die Hemmzone, der Abstand zwischen der Faser und dem Bakterium, teilweise über 15 mm groß ist (Abb.). Es entsteht eine sehr hautfreundliche und absolut wasch- und reinigungsbeständige Materialtype (200 Wäschen). Reiben sich durch hohe Beanspruchung Teilbereiche der Substanzen ab, werden diese durch die im Kern gespeicherten Zusätze immer wieder ergänzt. Amicor™ lässt sich sehr gut mit anderen Faserstoffen mischen, z. B. mit Baumwolle (CO), Viskose (CV), Wolle (WO), Seide (SE) und Polyester (PES).

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Abb.: Amicor

Die antimikrobische Effizienz stellt sich schon bei einem Mischungsanteil von nur 20 % ein. Amicor™ hält die Kleidung länger frisch, steigert den Komfort und ist pflegeleicht. Die fungizide Amicor™ Plus-Type ist als Ergänzung und Komforterweiterung dieses Angebots zu sehen. Weitere Amicor-Produkte: http://www.amicorpure.co.uk.

Einsatz: Amicor™ (AB): Unterwäsche, Sportkleidung, T-Shirts, Sweatshirts, Schutzkleidung, Kinderkleidung, Handtücher, Kissen, Bettwäsche, Matratzenüber züge. Amicor™ Plus: Socken, Strümpfe, Hausund Straßenschuhe, Wärmeunterwäsche, Badematten, Decken, Kissen, Bettwäsche, Matratzenüberzüge.

 

Ammoniakausrüstung, engl. = ammonia finish; → FLA-Finish.

 

Amorphe Bereiche, engl. = amorphous parts, griech. ámorphos = gestaltlos; ungeordnete Molekülketten in einem Filament; Gegensatz: → Kristalline Bereiche. Die amorphen Faserbereiche sind verantwortlich für die Biegsamkeit, die Wasseraufnahmefähigkeit und die Färbbarkeit eines Filaments. → Verstrecken.

 

Amphoter, griech. amphóteros = der eine und der andere, zwitterhaft; die Wollfaser ist z. B. amphoter, d. h., sie ist zugleich wasserabweisend (→ hydrophob) und kann ca. 30 % ihres Eigengewichts an Wasserdampf aufnehmen (→ hygroskopisch).

 

Amylasen, engl. = amylases; Enzyme, die Stärke und Glykogen (tierische Stärke) abbauen.

Man unterscheidet folgende Arten von Amylasen:

Malz-Amylasen pflanzlichen Ursprungs (Diastofor, Ferment D)

Pankreas-Amylasen tierischen Ursprungs (Degomma DK, Viveral)

Bakterien-Amylasen, die von bestimmten Bakterienkulturen erzeugt werden (Biolasen).

Sie werden auch für das „umweltfreundliche“ Stonen bei Jeans verwendet (→ Enzyme).

  pH-Bereich Temperatur-Bereich
Malz-Amylasen ca. 5,0 ca. 55 °C
Pankreas-Amylasen ca. 6,8 ca. 50–55 °C
Bakterien-Amylasen ca. 6,3–6,5 ca. 75–89 °C

Tab.: Optimale Temperatur- und pH-Wert-Bereiche verschiedener Amylasen

 

Ananasbatist, engl. = pineapple cloth; überwiegend in Manila produzierte, leinwandbindige Ware, feinfädig wie ein Batist, aus Fasermischungen von Ananasfasern (→ Aloehanf) und Baumwolle. Er hat einen feinen, weichen Griff, eine gleichmäßige Struktur und wird heute selten, dann aber im hochwertigen DOB-Bereich verwendet. Aufbereitung → Sisal.

Einsatz: Hemden, Blusen, Kleider.

 

Ananasfasern, engl. = pineapple fibre; verspinnbare feine Blattfasern (Bromeliafasern) aus der essbaren Ananas. Diese wird speziell auf den Philippinen gezüchtet, aber auch in Mittel- und Südamerika sowie in Indien, und dient aufgrund ihrer Reißfestigkeit zur Herstellung von Seilen und Schnüren. Mit Baumwolle kann die Faser zu feinen Geweben, dem sog. → Ananasbatist, verarbeitet werden. Gewebe aus 100 % Ananasfasern sind unregelmäßig in der Struktur, etwas kräftig im Griff und ähneln einem mittelfeinen Leinengewebe. Die Faserlänge beträgt nur 4–10 mm, die Breite ca. 4–8 µm.

Einsatz: Hemden, Kleider, Blusen, Kostüme und Anzüge.

 

Angorakanin (WA), engl. = angora rabbit hair; Wolle bzw. Haar des Angorakaninchens. Das Flaumhaar ist von großer Feinheit, bei rundem Querschnitt ca. 15 µm, bei bandförmigem Querschnitt ca. 40 µm, die Stapellänge beträgt ca. 60 mm. Der Griff ist weich, die Optik glänzend. Durch die relativ kurze Stapellänge neigt Angora zum Flusen. Die Markkanäle in den Fasern können sehr viel Luft einschließen, woraus sich die hohe Wärmeisolation erklärt. Die leicht ölhaltige Oberfläche wirkt hydrophob, dadurch lädt sich die Faser höher elektrostatisch auf und wirkt im Zusammenhang mit der Wärmeisolation antirheumatisch (Rheumawäsche). Bei Überempfindlichkeit gegen Angora ist Unterwäsche aus Polyester oder Polypropylen zu empfehlen, das bei vergleichbaren Eigenschaften einen hohen Tragekomfort garantiert. Der jährliche Ertrag pro Tier liegt bei ca. 200–400 g. → Kaschmir, → Pashmina, → Caregora.

Einsatz: Wäsche, Pullover, Jacken, Decken und als Beimischung im Schwerkonfektionsbereich.

 

Anstoßen, engl. = plank; Begriff, der in der Wollausrüstung für das Anwalken verwendet wird. Es ist ein leichtes Anfilzen der Oberfläche des Gewebes. Typisch ist das Anstoßen (Meltonieren) bei Flanell.

 

Antibakteriell, gegen Bakterien wirksam.

 

Antibakterielle Ausrüstung, es werden u. a. folgende Marken angeboten:

Afrotin (Schill & Seilacher)

→ Amicor™, Amicor™ Plus und Biokryl (Thai Acrylic Fibre)

→ Bactekiller® (Kanebo Ltd.)

→ Bactenet (Bactenet)

BIOBAC (Zschimmer & Schwarz)

iSys AG, iSys MTX (CHT R. Beitlich)

→ MicroSafe® (Celanese Acetat LLC)

→ Sanitized (Sanitized AG)

Silpure (Huntsman Textile Effects)

→ Trevira® Bioactive®, Silvado® (Trevira GmbH)

 

Antibiotisch, wachstumshemmende oder abtötende Wirkung.

 

Antisnag-Ausrüstung, engl. snag = Ziehfaden, Snagging = zieheranfällig; schiebe- und laufmaschenfeste Ausrüstung, auch als „snag resistance” (engl. resistance = Widerstand) bezeichnet. Gewebe, die zu offen eingestellt sind und aus Filamentgarn bestehen, neigen zum Schieben, wobei die Kett- und Schussfäden verrutschen und die Nähte aufschlitzen können. Bei Maschenwaren können die Maschen verzerrt und herausgezogen werden. Dieser unerwünschte Effekt wird – wie auch bei Pillingbildung – durch Weichmacher noch verstärkt. Man behebt dieses Problem mit klebenden, filmbildenden Produkten und mit chemischen Mitteln, die die Faseroberfläche leicht rau gestalten. Filmbildende Mittel aus Acrylpolymeren werden verwendet, um das Gewebe waschmaschinen- bzw. reinigungsbeständig zu machen. Für rauere Oberflächen setzt man Metallkomplexsalze und Kieselsäuredispersionen ein. Diese Ausrüstung muss vorsichtig aufgebracht werden, um die Vernähbarkeit zu gewährleisten.

 

Antung, seidenproduzierende Provinz in China. → Honan.

 

Aprikosenhaut, → Duvetine.

 

Aquaguard, mikroporöse Polyurethanbeschichtung, die auf der Innenseite des Oberstoffs aufgebracht wird (back coated fabric). Das Gewebe ist somit wind- und wasserdicht (Ws > 1,3 m), dabei wasserdampfdurchlässig und kältebeständig (kann ein Problem bei PVC-Beschichtungen sein). Ebenso hat diese Ware gute Abriebfestigkeiten und einen textilen Griff. Hersteller: ROTOFIL fabrics SA, Schweiz.

Einsatz: Sportbekleidung, Arbeitsbekleidung und modische Artikel.

 

Aquator®, Marke von Invista für Wetterschutzstoffe. Markenzeichen für Funktionsgewebe mit Fasern von Invista, z. B. → Tactel, Cordura usw., wasserabweisend und gut wasserdampfdurchlässig.

 

Aramidfasern (AR), Chemiefasern aus synthetischen Polymeren. Die erste Faser dieses Typs wurde 1966 von St. L. Kwolek (DuPont) entwickelt, während die erste Vorarbeit zur Entwicklung des Aramids bereits 1935 von dem amerik. Erfinder des Polyamids, W. H. Carothers (DuPont) geleistet wurde. Aramidfasern gehören neben Glas- und Kohlenstofffasern zu den Hochleistungsfasern. Bei den Aramidfasern werden in die Polyamidketten aromatische Strukturen eingebaut. Die Moleküle enthalten aromatische Benzolringe und Aramidgruppen.

Kevlar® (Meta-Aramidfaser, DuPont), Teijinconex® (Meta-Aramidfaser, Teijin Twaron),→ Nomex® (Para-Aramidfaser, DuPont) und → Twaron® (Para-Aramidfaser, Teijin Twaron).

1. Eigenschaften von Meta-Aramid (m-Aramid): Längsansicht: glatt und strukturlos; Querschnitt: länglich; Eigenfarbe: gelb; spezifische Dichte: 1,38 g/cm3 mit 44–53 cN/tex hohe Zugfestigkeit; Zersetzungstemperatur: 370 °C. Aramide schmelzen nicht, sondern verkohlen in der Zündflamme. Bei Wegnahme der Flamme verlöschen sie von selbst. Die Feuchtigkeitsaufnahme beträgt bei 20 °C 65 %, die Luftfeuchte 5 %. Meta-Aramid besitzt eine gute Widerstandsfähigkeit gegen organische Lösungsmittel. Heiße Konzentrate von Säuren und Laugen zerstören die Faser. Die Lichtbeständigkeit ist relativ gering. Bei direkter Sonneneinwirkung sinkt die Reißfestigkeit bei Meta-Aramidfasern nach 40–60 Wochen auf 50 %, bei Para-Aramidfasern nach 16 Wochen auf 65–80 %.

Einsatz: Schutzkleidung, Asbestersatz, Bezugs- und Dekoartikel und Isolationsmaterial für elektrische Anlagen.

2. Eigenschaften von Para-Aramid (p-Aramid): Längsansicht: glatt und strukturlos; Querschnitt: rund; Eigenfarbe: weiß; spezifische Dichte: 1,44 g/cm3; mit 190 cN/tex sehr hohe Zugfestigkeit; Zersetzungstemperatur: 500 °C; Feuchtigkeitsaufnahme: 7 %; Lösungsmittelbeständigkeit und Lichtbeständigkeit wie Meta-Aramid.

Einsatz: Sportartikel (Tennisschläger, Skier), Flugzeugbau, Automobilindustrie, Hitzeschutz, Löschdecken, Schnittschutz und Geotextilien.

Literatur: P.-A. Koch: Faserstofftabellen, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.

 

Armure (Kammgarn-Armure), engl. = armure dress goods, frz. armure = Rüstung; die kleinen Schaftmuster, die für dieses Gewebe typisch sind, kennt man auch unter den Namen Perlseide oder Granitseide. Sie entstehen durch das Kombinieren verschiedener Grundbindungen sowie deren Ableitungen, wie z. B. Rips und Panama. Auch Ripskrepp, Kautschukbindungen und kleine Karoeffekte gehören dazu. Die klassische Armure ist ein kahlausgerüstetes Wollkammgarngewebe, sie ist aber ebenso in Seiden- oder Viskoseausführung zu finden. Die Armure hat ein klares Gewebebild, bei dem die Bindungseffekte z. T. durch farbige Fäden unterstützt werden. Bei einfarbiger Ware sind die Bindungsstrukturen oft nur durch die Lichtreflektion erkennbar. Diese Bindungen werden auch als frei verteilte Muster auf taftbindiger Ware verwendet (Taft-Armure) und sind im Handtuchbereich auch als → Gerstenkorn bekannt. Eine weitere Musterungsart wird durch versetzte Ripsbindungen erzeugt. Der Unterschied liegt hier in der Verwendung von Wollkammgarn (Kammgarn-Armure), während für Handtücher überwiegend mittelstapelige Baumwolle eingesetzt wird. → Kammgarn-Carré.

Einsatz: Kleider, Kostüme, Deko- und Krawattenstoffe.

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Abb. 1: Armure aus einer Ripskombination

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Abb. 2: Taft-Armure

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Abb. 3: Kleider-Armure

 

Arraché, engl. = arrache, frz. arracher = herausreißen; wird überwiegend aus Woll- oder Wollmischgeweben hergestellt und kommt natur- oder stückfarbig in den Handel. Arraché ist meist diagonal (Köper) oder in größeren Fischgratdessins (Chevron, Herringbone) gemustert, wobei die Diagonalrippen stärkeres Profil zeigen. Die in der Rohware sichtbaren, längeren Flottierungen dienen in der Ausrüstung (dem Walk- und Rauprozess) dazu, die Einzelfasern besser aus dem Fadenverbund herausziehen zu können (arracher). Dadurch wird ein gerautes, wärmeisolierendes und kräftiges Gewebe gebildet. Der Rauflor ist nicht, wie z. B. beim Strichtuch, in Strich gelegt. Der Arraché gehört mit dem → Velours und dem → Flausch zu den klassischen Wintergeweben. Der Flor ist beim Arraché lang und wirr, beim Flausch kurz und wirr; beim Velours wird der Flor sehr kurz und gleichmäßig gehalten.

Einsatz: Mäntel, Jacken für DOB und HAKA sowie Decken.

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Abb.: Arraché (Fischgratbindung) Grundbindung 20-0303-01-01

Asbest, engl., griech. asbestos = unvergänglich, unauslöschbar. Natürliches Mineral, das mit seiner Feinststruktur an vielen Stellen der Erde in die Erdkruste eingebunden ist. Asbest galt als Wunderfaser, da sie sehr hitzebeständig ist, eine hohe Isolationsfähigkeit hat, sehr säureresistent, elastisch und zugfest ist. Typische Einsatzgebiete: Rohre, Wellpappen, Pflanzkübel, Fassadenverkleidungen, Brandschutzplatten, Fugenmaterial usw. Asbesthaltige Produkte sind nicht leicht zu erkennen. Typische Merkmale: nicht brennbar und verkohlen nicht, an den Bruchstellen sieht es meist faserig-wollig aus. Die Farbe ist weiß bis grau, manchmal ins Bläuliche gehend. Die Haptik ist fettig, ohne dass die Haut fettig wird. Freigesetzte Asbestfasern können in die Lunge gelangen und rufen Asbestose hervor. Heute ist Asbest in vielen Ländern verboten. Das größte Problem ist seine Entsorgung.

Literatur: W. E. Höper: Asbest in der Moderne. Industrielle Produktion, Verarbeitung, Verbot, Substitution und Entsorgung, Waxmann Verlag, Münster/New York, 2008.

 

Ashmouni (Ashmuni), langstapelige ägyptische Baumwollsorte, ist als → Mako- und → Jumelbaumwolle bekannt geworden und heute nur noch historisch von Interesse; → Baumwolle.

 

ASTM, Abkürzung für American Society for Testing and Materials = Gesellschaft für Werkstoffprüfung; definiert Prüfungen für Funktionsmaterialien wie Membranen, Lederimitate und Mikrogewebe, wie z. B. → Gore-Tex®, → Sympatex®, → Techtex™.

 

Astrachan, Webpelz, nach der gleichnamigen Stadt in Russland benannt, auch als Eisblumenplüsch bezeichnet. Der Astrachan wird als Ruten- oder Doppelplüschware hergestellt. Grundgewebe dieser Pelzimitation ist meist Baumwolle, der Flor kann aus Mohair, Seide, aber auch Viskose sein. Um die typische Optik zu erhalten, wird das Florgewebe „astrachiert“, d. h., die Flordecke wird gekocht, geknautscht und gedämpft; → Krimmer.

Einsatz: Mäntel, Jacken, DOB und HAKA.

 

Astrachin, → Astrakin (siehe Abb. 1, 2, S. 237).

 

Astrakin, engl. = bonded crimped fabric; ist als unechter Cloqué einzustufen, da hier die stark blasigen Muster nicht wie beim echten Cloqué durch die Webtechnik eines Doppelgewebes hergestellt werden, sondern durch das Zusammenkleben zweier Gewebelagen (daher auch Klebecloqué). Die Oberware wird aus Normalfäden (Normaldrehung) gewebt. Materialien sind je nach Verwendung Seide, Chemiefasern, Wolle usw. Das untere Gewebe besteht aus einer Crêpe-Georgette-Ware, Kette und Schuss aus Kreppgarn, 2 Z- und 2 S-Drehungen, geschärt oder geschossen. Die Optik des Astrakin richtet sich nach der mustermäßigen Bedruckung (z. B. durch den Rotationsfilmdruck). Nach dem spannungslosen Trocknen wird die Ware in heißem Wasser mit Seife und Soda krepponiert. Auch andere Ausrüstungsvarianten sind möglich. Das Kreppgewebe springt ein, und die Oberware muss den Schrumpf zwangsläufig mitmachen. So entstehen blasenförmige Figuren, die nicht immer so haltbar sind wie der echte → Cloqué, da sich der Kleber lösen kann.

Einsatz: DOB, z. B. Kleider, Blusen, Kostüme, sowie Dekoartikel.

 

Äterna, lat. aeterna = Ewigkeit; der Begriff weist auf die Gebrauchstüchtigkeit hin und war eine klassische Bezeichnung für gutes Bettlakengewebe in Leinwandbindung. Vereinzelt verwendete man auch noch den Ausdruck „Bettlaken zur Mitte verstärkt“. Die Kettfäden – meist Zwirne – nehmen von beiden Webkanten gerechnet in bestimmten Abständen zur Warenmitte hin an Fadendichte zu. Diese strapazierfähige Ware ist in seiner Fadenfeinheit und der Bindungskonstruktion (Leinwand) dem → Dowlas ähnlich. Als Materialien wurden Reinleinen, Halbleinen und Fasermischungen aus 80 % Baumwolle und 20 % Viskose verwendet. Um eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten, wurden in der Kette Zwirne und im Schuss Garne eingesetzt.

 

Atlas, engl. = atlas, sateen, satin, arab. atlas = kühl, glatt; Gewebetypen, die immer atlasbindig gewebt werden. Meistens wird der 5-bindige Kettatlas verwendet. Die Ketteinstellung ist fast immer doppelt so dicht wie die Schussfadenanzahl pro Zentimeter. Atlasgewebe zeigen eine glatte, strukturlose und gleichmäßige Oberfläche. Der Griff ist weich, geschmeidig und der Fall sehr elegant. Die Optik ist bindungstechnisch bedingt, da der Atlas keine sich berührenden Bindungspunkte hat. Je größer die Flottierungen (8-, 10-, 12-bindiger Atlas) sind, desto dichter muss die Wareneinstellung sein. Die Folgen einer zu geringen Einstellung wären schlechtes Verarbeitungsverhalten und eine geringe Schiebefestigkeit. Der Griff ist einstellungs- und faserbedingt. Der Begriff Atlas allein sagt nichts über die Materialzusammensetzung aus und ist daher meistens näher bezeichnet, z. B. als Seidensatin, Polyestersatin, Acetatsatin, Baumwollatlas/-satin, Wollatlas usw. (→ Satin). Einstellungstechnisch ist der Atlas sehr breit gefächert, in der Kette von ca. 40–120 Fd/cm und im Schuss von ca. 25–60 Fd/cm. Das Gewicht liegt bei reinseidenen Qualitäten zwischen 30 und 60 g/m2. Wenn man laufende Meter (lfm) berechnet, muss auf die Warenbreite 86–150 cm geachtet werden. Bei Chemiefasern (ohne Mikrofilamente) rechnet man mit dem doppelten Gewicht. Ein klassisches Gewicht für einen Baumwollsatin liegt bei ca. 120 g/m2. Einstellungsbeispiel: Fd/cm in Kette und Schuss 50 × 31, Nm 68 × 68 in Kette und Schuss. Der Schussatlas wird überwiegend für robuste, stärkere Gewebekonstruktionen verwendet, z. B. Möbelstoffe, Taschenfutter. Eine Ausnahme bildet u. a. der Crêpe-Satin.

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Abb. 1: Kettatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)

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Abb. 2: Schussatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)

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Abb. 3: Deutlich sichtbar ist hier die hohe Kettfadendichte des Atlasgewebes (hier 100 % Baumwolle) (30-0401-01-02)

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Abb. 4: Atlasbindung (Detail); seitlich gut zu erkennen, dass der Kettfaden über 4 Schussfäden flottiert und der danebenliegende Kettfaden die Steigungszahl 2 hat (30-0401-01-02).

Atlasgewebe mit geringem Glanz werden meist für Tageskleider und Blusen verwendet, stark glänzende Satins für Abendkleider, Tops, Kostüme etc. Je nach Gewicht und Optik gibt es noch spezielle Gewebebezeichnungen: Kettatlas wie → Duchesse, → Liberty, → Messaline, → Merveilleux, → Foulardine, → Satinella und Schussatlastypen wie → Moleskin, → Zanella und → Crêpe-Satin.

 

Atlasbindung (Satinbindung), engl. = satin; Grundbindung, bei der die Bindepunkte gleichmäßig über den Rapport verteilt sind und sich gegenseitig nicht berühren. Die kleinste Atlasbindung ist 5-bindig.

 

Atmungsaktivität (Atmungsfähigkeit), engl. = breathability; → Wasserdampfdurchlässigkeit.

 

ATY, Abk. für Aero Textured Yarn, in Korea gebräuchliche Bezeichnung für ein lufttexturiertes Garn, bekannt auch unter dem Namen → Taslan; sehr zugfest und von hoher Abriebfestigkeit.

 

Ätzdruck, engl. = discharge printing; Drucktechnik (→ Druckerei), bei der die vorher gefärbte Ware bedruckt und mittels einer Ätzpaste die Fondfarbe mustermäßig herausgeätzt wird, sodass die weiße Grundware wieder zum Vorschein kommt (Weißätze). Setzt man der Ätze noch ätzbeständige Farbstoffe (Illuminationsfarbstoffe) hinzu, entsteht eine sog. Buntätze. Weiß- und Buntätzen werden überwiegend für kleinere, nicht zu stark den Fond bedeckende Dessins verwendet. Buntätzen sind an der gestochen klaren Form und auf der rechten Seite häufig an den sehr feinen weißen Konturen um das Dessin herum zu erkennen. Auf der linken Warenseite lassen sich in den Figuren meist Reste der Fondfarbe finden. Eine klassische Buntätze kann man mit ätzbarem Reaktivfarbstoff (Fond) vornehmen und mit einer Küpenätze bedrucken. Die Fondfarbe muss allerdings lagerfähig sein und darf keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden. Des Weiteren darf das Ätzreduktionsmittel nicht zu lange zwischenlagern (bis zum Dämpfprozess), da sonst der Luftsauerstoff eine Reduktion der Ätze verhindert.

 

Ätzsamt, → Ausbrenner, → Velours dévorant.

 

Ätzsatin, engl. = burnt-out satin; → Crêpe reversible.

 

Ätzspitze, engl. = burnt-out lace; Imitation der alten → Nadelspitze. Sie wurde erstmalig von den Gebrüdern Wetter in St. Gallen hergestellt; → Luftspitze.

 

Aufdruck (Direktdruck), engl. = direct printing, application printing; → Druckerei Unterpunkt A.

 

Ausbrenner (Dévoré), engl. = burnt-out fabric, frz. dévorer = verzehren; Transparent- oder Halbtransparentgewebe → wie Batist, → Georgette oder → Voile. Je nach Verwendung weisen sie einen fließenden Fall und weichen Griff auf. Jacquardähnliche Optiken werden z. B. durch folgende Materialzusammensetzung erzielt: fasergesponnene Mischung aus CO und PES oder CV und PES. Eine andere Variante ist das Schären von einem Faden PES und einem Faden CO im Schuss. Ein Garn wird dabei mit weicher, das zweite mit Kreppdrehung gesponnen. Die dritte Möglichkeit besteht in der Verwendung von Corespun-Garnen. Weitere Materialkombinationen für eine Ausbrennerware sind PES mit CA, PES mit WO oder CV mit CA.

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Abb. 1: Das Gewebe wird partiell vom Baumwollschuss abgedeckt, der transparente Teil zeigt die offene, taftbindige (Filament-)Grundkonstruktion.

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Abb. 2: Die Halbtransparenz des Ausbrenners ist gut sichtbar (10fach vergrößert).

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Abb. 3: Hier sieht man deutlich die Polyesterfilamentgarne in Kette und Schuss und das teilweise „ausgebrannte“ Baumwollfasergarn (150fach vergrößert).

Ausbrenner werden als Raschelware und Strickware angeboten. In der Veredlung bedruckt man das Gewebe mit Chemikalien, die Cellulose-Anteile (z. B. Viskose) werden chemisch zersetzt, d. h. verbrannt, während die synthetischen Chemiefaseranteile (z. B. Polyester) erhalten bleiben. Das mit Ätzpaste bedruckte Gewebe wird im Ofen bei 150 °C ca. 1–2 min getrocknet und anschließend kalt ausgespült, um den Cellulose-Anteil zu entfernen. Man erhält eine halbtransparente Ware, die im Dekobe reich auch als „Inbetween“ bekannt ist. → Velours dévorant.

Einsatz: Kleider, Hosen, Strumpfhosen, Jacken, Dekostoffe, Accessoires.

Literatur: M. Peter; H.-K. Rouette: Grundlagen der Textilveredlung, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.

 

AusziehverfahrenFärbereiKlotzfärben