cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 99

 

Die Stunde der Zaem

 

von Hubert Haensel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für das Bestehen der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Erst war Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, die Szene seines Wirkens, nun ist es schon seit Monden Vanga, die von den Frauen beherrschte Südhälfte der Lichtwelt, wo unser Held von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Abenteuer verstrickt wurde.

Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam wiederholt zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten.

Inzwischen hat Mythor den Hexenstern erreicht, wo er seine geliebte Fronja, die Erste Frau Vangas, in schlimmer Bedrängnis weiß.

Um Fronja zu retten, ist Mythor zu jedem Opfer bereit. Doch ob der Sohn des Kometen ein solches Opfer bringen darf, darüber entscheiden die Zaubermütter zur STUNDE DER ZAEM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen lässt sich von seinem Plan, zu Fronja zu gelangen, nicht abbringen.

Zahda und Zaem – Die Zaubermütter einigen sich.

Scida und Gerrek – Mythors Gefährten.

Lankohr und Heeva – Zwei Aasen.

Prolog

 

In jenen Tagen trugen sich Dinge von weitreichender Bedeutung zu, wie mancher Traum es verheißen hatte. Dies war die Zeit des sich neigenden Jahres, und der zunehmende Schwertmond stand in klaren Nächten am nördlichen Firmament.

Die Zeichen der Macht waren im Wechsel begriffen.

Denn das kommende Jahr würde das Jahr der Zaubermutter Zaem sein ...

Ihr gehörte auch der Hexenkreis, der in sieben Tagen neu begann ...

Und ihren Namen trug ebenfalls der anbrechende Großkreis ...

Die Tage am Hexenstern waren kurz. Die trübe Dämmerung heftiger Schneestürme erfüllte sie, während nächtens die Wolken schwanden und Eiseskälte hereinbrach, wo die Winde aus vier Himmeln sich vereinten.

Zaudern wohnte in unseren Herzen, weil Zuma vor vielen Monden den Weg ins Licht ging. Noch war ihre Nachfolge offen, obgleich es eine gab, die würdig schien, Zaubermutter von Vanga geheißen zu werden:

Ambe, Hexe von Gavanque ...

Viele Wahrträume, die sie hatte, hoben sie hinaus über die Menge begnadeter Seherinnen. Einst, so hieß es, hatte sie ihre Träume von Fronja bekommen, der Tochter des Kometen, unserer Ersten Frau. Heute besaß ihr Geist die Reife für eigene Träume.

Aber Fronja konnte ihr nicht die Weihen geben, die sie zu Zambe machten, zur Zaubermutter, denn das Böse bedrängte sie.

Die Ode jener Tage spricht von bangem Hoffen, von Furcht, Verzweiflung, Mut und aufopfernder Hingabe. Nicht eine Frau war es, die vor uns hintrat, sondern ein Mann, wie einst Caeryll, mit starker Hand das Schwert führend, edel in der Gesinnung, treu im Glauben, doch behaftet mit all den kleinen Fehlern, die Sterblichen eigen sind.

Mythor nannte er sich. Er war der Sohn des Kometen.

Und dies ist Teil des Liedes zwischen Zukunft und Vergangenheit:

 

Es schreit die Stimme des Blutes,

der Geist ist wach und begreift doch nicht.

Die Stunde der Angst wähnt nahe,

woran letzten Endes so vieles zerbricht.

Magie nicht noch Schwert hält sie auf –

trügerisch gar die Sicherheit der Großen Barriere.

Dämonen geben ihre Opfer nie frei,

nur den Tod kann ihnen niemand verwehren.

 

Wenn Träume versiegen, leidet das Land,

wächst der Finsternis Macht.

Dann zeigt sich, wo noch Liebe ist ...

Er, der schuld hat, sucht Fronja zu retten.

 

Wie ein Fluch kam die Uneinigkeit über uns, die wir das Schicksal der Ersten Frau in Händen hielten. Sprachen nicht die alten Gesänge von Fronjas Vermählung mit dem Sohn des Kometen, von einer Vereinigung Vangas mit Gorgan?

Die Hexe und der Krieger – einst hatten sie die Welt gezeugt, heute waren sie Sinnbild eines nie versiegenden Quells der Hoffnung, oder auch unübersehbares Mahnmal, Hinweis, dass es wirkliches Verstehen kaum geben konnte.

Hört, sprach Zaem, und lasst die Vernunft entscheiden. Rettung für Fronja wird es nicht geben. Wollt ihr, dass alle Dämonen über Vanga hereinbrechen?

Eine war unter uns, die trat ihr entgegen. Ihre Worte waren sanft doch sie brannten sich in unsere Gedanken ein, als seien sie mit Feuer und Schwert geschrieben.

Sieh dich um, sagte Zahda. Überall ist Norden. Wohin man auch geht vom Nabel der Welt, eines Tages erreicht man Gorgan, das Männliche. Fronja wird gewusst haben, weshalb sie diesen Ort wählte.

Du sprichst, als weile sie nicht mehr unter den Lebenden, warf Zonda ein.

Weil, so erwiderte Zahda, Zaem den Tod der Ersten Frau will.

Er ist Notwendigkeit, rief die Mutter des Schwertmonds.

Und abermals heischte Zahda um Gehör:

Habt ihr vergessen, dass ein wirklicher Sieg über die Macht der Schatten nur möglich sein wird, wenn die Hexe sich mit dem Krieger vereint? Ist es nicht unsere Pflicht, Fronja und Mythor zusammenzuführen?

Es waren aber nur die Zaubermütter Zeboa, Zonda, Zumbel und Zirri, die ihre Worte guthießen, wohingegen Zytha, Ziole, Zanni und Zoud auf Seiten der Zaem standen. Ihr gelang es auch, Zedra von ihren Ideen zu überzeugen.

Was die weiße Hexe Ambe dachte, war keinem ein Geheimnis. Deshalb forderte Zahda, sie schnell zur Zambe zu küren, um das Gleichgewicht zu wahren. Doch nur Fronja besaß das Recht, dies zu tun, und sie zu wecken, bedeutete, große Gefahr heraufzubeschwören. Die Dämonen schliefen nicht.

Lasst unsere Erste Frau an jenem sicheren Ort, verlangte Zaem. Und Ambe soll verpuppt bleiben, denn nur so kann sie eines nicht mehr fernen Tages uns allen von Nutzen sein.

Ihr vergesst den Sohn des Kometen, rief Zahda aus dem Haus der Hoffnung, in dem sie lange Zeit weilte und sich ihren Gedanken hingab. Er allein kann sie retten – Liebe vermag manchmal selbst Berge zu versetzen. Mythor kennt den Deddeth, der Fronja bedrängt. Vielleicht versteht er es, ihn beim Namen zu nennen.

Die Entscheidung fiel schnell und war der Versuch, allen gerecht zu werden:

Wenn es gelang, Fronja hinzuzuziehen, würde Ambe zur Zaubermutter geweiht.

Wenn nicht ...

1.

 

Die Angst besaß tausend Namen.

Gierig und drängend war sie, fordernd und unwiderstehlich.

Sie machte das Erwachen zur Qual ...

Unruhig wälzte der Mann sich auf dem weichen Lager. Er stöhnte, aber seine Augen blieben geschlossen.

Es war wie das Auftauchen aus der lichtlosen Schwärze des tiefsten Ozeans. Das Gefühl, ein Teil seiner selbst zu verlieren, wurde übermächtig, während weit voraus sich ein erster verwaschener Fleck abzuzeichnen begann, der neues Leben versprach.

Wild pochte das Herz in der Brust; das Rauschen des Blutes in den Adern glich fernem Donnerhall.

Die Helligkeit wuchs.

Da waren Schemen, die sich lautlos bewegten, vertraute Konturen, die Namen besaßen.

Mythor! – Seltsam vertraut erschien ihm der Klang dieses Namens, den er lautlos wiederholte. Geraume Zeit verging, bis er sich erinnerte ...

Dann tauchte er auf aus dem Dämmer der Besinnungslosigkeit in die Wirklichkeit bewussten Erlebens. Mythors ganze Anspannung entlud sich in einem gellenden Schrei. Erst die Hand einer Frau, die ihm den kalten Schweiß von der Stirn wischte, ließ ihn verstummen.

»Scida«, murmelte er, und es fiel ihm schwer, die Worte zu formen. »Wo bin ich?«

»In Sicherheit«, erwiderte sie. »Vorerst wenigstens. Du hast Burra, die Amazone des Schwertmonds, im Zweikampf besiegt.«

»Ja.« Zögernd richtete er sich auf, stützte den Kopf in beide Handflächen und massierte mit den Fingerspitzen seine Schläfen. »Ich fange an, mich zu erinnern, wenngleich Nebelschleier über manchem liegen, was geschah.«

»Du hast gekämpft wie ein junger Gott.« Gerrek verzog sein Maul zur Andeutung eines Lachens. »Ich bin stolz, dich meinen Freund nennen zu dürfen. Von Anfang an wusste ich, was in dir steckt. Gegen Burra zu bestehen, dazu gehört nicht bloß Mut.«

»Ich hatte eben Glück.«

»Oh nein«, rief Lankohr, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte. »Gerrek hat ausnahmsweise recht. Was glaubst du, weshalb Zahda für dich eingetreten ist und dich in ihre Obhut nahm?«

»Der Stein!«, murmelte Mythor. »Zaem konnte mich mit dem winzigen Splitter lähmen. Ich muss herausfinden, welche Bedeutung er für mich hat.«

»Du bist verletzlich, Sohn des Kometen«, warnte der Beuteldrache. »Glaube mir, Zaem wird keine Rücksicht nehmen, wenn du ihr abermals in die Quere kommst.«

»Sie wird sich nicht an ihm vergreifen, vergiss also deine Befürchtungen«, erklang da eine gütige, sanfte Stimme. »Die Macht etlicher Zaubermütter steht dagegen.«

Keine fünf Schritte von Gerrek entfernt erschien in einer Vision das übergroße Abbild von Zahdas uraltem, faltigen Antlitz. Ihre Augen schienen jeden der Anwesenden zu durchdringen.

»Was geschieht nun?«, wollte Lankohr wissen.

»Nichts«, erwiderte die Zaubermutter.

»Aber Mythor kam, um Fronja beizustehen.«

»Es liegt ganz sicher nicht an ihm und auch nicht an mir allein, die Dinge jetzt zu verändern.«

»Wann, Mutter? Ich fühle die Gefahr heraufziehen.«

»Der Hexenrat muss entscheiden, Lankohr. Du kennst die Regeln – auch ich habe mich ihnen zu beugen. Und nun lasst uns allein. Es gibt vieles, was euer Freund wissen sollte. Um seinetwillen ...«

Mitten im Raum entstand ein flirrender Vorhang aus Licht, der sich schnell verdichtete. Als Gerrek vorsichtig einen Arm ausstreckte, wurde er wie von einer unsichtbaren Faust zurückgeschleudert.

 

*

 

Die Ungewissheit war bedrückend.

Burra hatte ihre Ruhe verloren, die sie sonst auszeichnete. Von Selbstvorwürfen geplagt, ging sie unruhig auf und ab. Der enge Raum, den Zaem ihr und ihren Begleiterinnen zugewiesen hatte, war nicht dazu angetan, ihre Stimmung zu bessern.

Die Niederlage gegen Mythor hatte sie längst überwunden. Vielmehr machten innere Nöte ihr zu schaffen. Sie dachte an Ptaath und verstand nicht mehr, wie sie sich dazu hatte hinreißen lassen, Mythor vor ihrer Zaubermutter zu verbergen, um ihn für sich selbst zu haben.

»Du hast dich verändert«, sagte Gudun. »Und keineswegs zu deinem Vorteil. Jeder Mann hätte dich jetzt ohne Widerstand niederstechen können.«

»Ich war in Gedanken.«

»Das ist keine Entschuldigung. Fürchtest du Zaems Strafe?«

Widerwillig winkte Burra ab.

»Ich muss auf mich nehmen, was ich selbst herausgefordert habe. Doch bevor ich sterbe, werde ich mein Schwert nach ihm benennen.«

Tertish gab sich keine Mühe, ihr spöttisches Grinsen zu verbergen. Umständlich erhob sie sich und ging auf Burra zu.

»Du empfindest mehr für diesen Mann als für jede Gegnerin?«

Eine Weile herrschte Schweigen. Der Reihe nach sah Burra ihre Gefährtinnen an.

Da war Tertish, die Todgeweihte mit dem steifen linken Arm. Zu sterben – egal ob heute oder morgen – bedeutete ihr nichts. Sie hatte sich längst damit abgefunden.

Dann Gorma. Ihr kantiges Gesicht ließ nicht erkennen, was sie dachte. Unbewegt hielten ihre schwarzen Augen Burras Blick stand.

Gudun war vielleicht die begehrenswerteste von ihnen. Ihre Züge besaßen etwas Edles. Dabei war sie hart gegen sich und andere. Ihr anzusehen, was sie dachte, fiel mitunter sehr schwer.

Alle drei waren hervorragende Kämpferinnen, dem Schwertmond treu ergeben, und sie hatten Burra von Anfang an auf ihren Reisen begleitet. Auch ihre Namen sprach man vielerorts mit Achtung aus.

»Du zögerst«, ließ Tertish sich wieder vernehmen. »Was ist dieser Mann wirklich für dich – nur Gegner, Freund oder gar Gespiele? Willst du ihn besitzen? Ist es das, was dich Zaem gegenüber rechtfertigen soll?«

»Ich brauche keine Entschuldigung für mein Handeln«, fuhr Burra auf. »Und selbst wenn – nichts lässt sich ungeschehen machen.«

Mit hastiger Bewegung riss sie ihr Herzschwert aus der Scheide, wirbelte die Klinge einige Male durch die Luft und hielt sie dann mit ausgestrecktem Arm vor sich.

»Ja, verdammt«, schnaufte sie. »Mythor ist für mich mehr als nur ein Mann. Auf unbestimmte Weise fühle ich mich zu ihm hingezogen, und gleichzeitig scheue ich davor zurück.«

Gudun lächelte. Unergründlich war das Grün ihrer Augen. Einzig das Schwert in ihrer Hand redete eine deutliche Sprache.

»Diese Klinge, die ich einst von Zaem erhielt, als ihr Kuss mich zur Amazone machte«, sagte Burra, »werde ich nach dem Sohn des Kometen benennen. Fortan soll sie Mythor heißen und zusammen mit Dämon für das Licht kämpfen.«

»Du wirst beide nicht mehr lange führen«, bemerkte Gorma.

»Ich weiß, was mich erwartet, nachdem ich mich zweimal dem Willen der Zaubermutter widersetzt habe. Doch niemand wird die Hand gegen mich erheben, selbst Zaem nicht.« Auf dem Absatz wirbelte sie herum.

»Deine Ehre ...«, warf Tertish ein, wurde indes jäh unterbrochen.

»Sie gebietet mir, selbst die Waffe gegen mich zu richten«, fuhr Burra fort. »Ich werde den Freitod wählen, sobald Zaems Ansichten sich als richtig erweisen.« Sie stieß ihr Herzschwert heftig in die Scheide zurück.

 

*

 

Zum ersten Mal stand Mythor der Zaubermutter Zahda unter vier Augen gegenüber und sah all das bestätigt, was er bisher von ihr wusste.

Die hellen, freundlichen Farben des Regenbogens dominierten.

Zahda schien uralt. Auf ihrem Antlitz lag ein Zug von Güte und Milde, und aus ihren Augen sprach neben einem eisernen Willen auch der Sinn für die schönen Dinge des Lebens.

Sie mag sich am Gesang eines Vogels mehr erfreuen als an einem Schaukampf zwischen Amazonen, durchzuckte es den Sohn des Kometen.

Von Zahda ging etwas Unbeschreibliches aus, das ihn sofort in seinen Bann schlug. Vielleicht war es die Erfahrung, die ein hohes Alter mit sich bringt, gepaart mit dem Willen zum Frieden. Eine andere Erklärung dafür wusste Mythor nicht.

Ihr Blick ruhte lange auf ihm, und er wagte es nicht, ihr Schweigen zu durchbrechen. Ein Hauch von Wehmut lag in der Luft – als bedauere Zahda, dass eigentlich Welten sie trennten.

Oder war dem nicht so? Stand sie ihm näher, als es den Anschein hatte?

»Schwarz war der Himmel, schwarz das Meer. In solchen Nächten wurden Prophezeiungen wahr und Helden geboren«, lächelte die Zaubermutter.

»Ich verstehe dich nicht«, erwiderte Mythor. »Was meinst du damit?«

»Es war nur ein Vers aus den geheimen Gesängen der Zaubermütter. Du wirst verstehen lernen, Mythor, wenn du erst alles weißt, was ich dir zu sagen habe. Oder soll ich dich, wie zu Anfang, Honga nennen? Manches kennst du bereits oder hast dir selbst einen Reim darauf gemacht.« Sie streckte die Hand aus: »Gib mir dein Schwert, lass mich sehen, welche Zeichen es trägt.«

Fragend zog Mythor die Brauen zusammen, nickte dann kurz und reichte ihr Alton. Die Klinge verbreitete einen angenehm warmen Schimmer.

Sanft strich Zahda mit der Linken über das Gläserne Schwert; ihre Finger verharrten auf den Symbolen.

»Eine wertvolle Waffe«, stellte sie anerkennend fest. »Sie stammt vom Lichtboten?«

»Ich erhielt sie in einem seiner Fixpunkte«, erwiderte Mythor ausweichend.

»Du trugst Alton nicht bei dir, in jener Nacht ... hüte es gut, denn du hast einmal erlebt, dass es der Schlüssel zu deinen Erinnerungen sein kann. Auch in Vanga finden sich die Zeichen wieder, in den Häusern des Regenbogendoms.«

»Ich sah einige von ihnen. Was bedeuten sie?«

Zahda machte eine Geste, die der Sohn des Kometen nicht verstand.

»Manches steht in den geheimen Gesängen«, sagte die Zaubermutter. »Sie sind wie Wahrträume, in denen Zukunft und Vergangenheit bedeutungslos werden. So verkünden sie dein Kommen, Sohn des Kometen.

Wenn die Winde von Ost und West, Nord und Süd sich vereinen und nur mehr eine Richtung kennen, dann ist es an der Zeit, Vanga und Gorgan wieder miteinander zu verbinden. – Du wirst den Hinweis erkennen und die Rolle, die dir darin zugedacht ist.«

»Nur der Nabel der Welt kann damit gemeint sein. Aber wann soll es geschehen? Auch Caeryll könnte der Krieger gewesen sein, auf den Vanga wartet.«

»Du irrst, Mythor, und gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen weiß ich, dass nur du der Mann bist, denn ich habe deine Spuren ein Jahr lang verfolgt – zum anderen besteht keineswegs Einhelligkeit unter den Zaubermüttern. Zaem zum Beispiel wird alles daransetzen, zu verhindern, dass unsere Welten jemals wieder eins werden. Sie mag ihre Gründe dafür haben wie ich die meinen habe, dir zu helfen.«

»Sollte für euch alle nicht Fronjas Meinung gelten?«

»Hier, nimm.« Zahda reichte Mythor das Gläserne Schwert zurück.

»Du wirst mich zu Fronja führen?«

Die Zaubermutter zögerte. Der Blick, mit dem sie Mythor bedachte, hatte in der Tat etwas Mütterliches an sich.