Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Hinweis: Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor mit größter Sorgfalt erarbeitet bzw. zusammengestellt und unter Einschaltung wirksamer Kontrollmaßnahmen reproduziert. Trotzdem sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Der Verlag und der Autor sehen sich deshalb gezwungen, darauf hinzuweisen, dass sie weder eine Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte Angaben zurückgehen, übernehmen können. Für die Mitteilung etwaiger Fehler sind Verlag und Autor jederzeit dankbar. Internetadressen oder Versionsnummern stellen den bei Redaktionsschluss verfügbaren Informationsstand dar. Verlag und Autor übernehmen keinerlei Verantwortung oder Haftung für Veränderungen, die sich aus nicht von ihnen zu vertretenden Umständen ergeben. Evtl. beigefügte oder zum Download angebotene Dateien und Informationen dienen ausschließlich der nicht gewerblichen Nutzung. Eine gewerbliche Nutzung ist nur mit Zustimmung des Lizenzinhabers möglich.

©  2015 Franzis Verlag GmbH, 85540 Haar bei München

Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien. Das Erstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, auf Datenträgern oder im Internet, insbesondere als PDF, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags gestattet und wird widrigenfalls strafrechtlich verfolgt.

Die meisten Produktbezeichnungen von Hard- und Software sowie Firmennamen und Firmenlogos, die in diesem Werk genannt werden, sind in der Regel gleichzeitig auch eingetragene Warenzeichen und sollten als solche betrachtet werden. Der Verlag folgt bei den Produktbezeichnungen im Wesentlichen den Schreibweisen der Hersteller.

Autor: Dirk Mann

Herausgeber: Ulrich Dorn

Programmleitung: Jörg Schulz

k01-doppelseite

1. Richtige Ausrüstung

Um schöne Gartenfotos zu erstellen, brauchen Sie grundsätzlich nur eine Fotokamera, ausreichend Motive und den richtigen Zeitpunkt zum Auslösen. Wenn die Qualität und Wertigkeit ihrer Aufnahmen steigen soll, brauchen Sie neben Talent und dem Blick für das Wesentliche auch etwas mehr Equipment. Schließlich gilt auch in der Gartenfotografie: »Ganz ohne geht es nicht.«

Kamerakauf leicht gemacht

40 MM :: F/7.1 :: 1/125 S :: ISO 200

Fotokamera, Handschuhe und Knieschutz begleiten den Gartenfotografen bei der Arbeit.

Beim Schlagwort Fotografie ist der erste Gedanke: Fotokamera. Heute denkt man fast ausschließlich digital. Analog fotografieren nur noch Enthusiasten, da die Entwicklung von Dias aufwendig und kostspielig ist. Ich vermisse dennoch meine Mittelformat-Dias, denn es war ein visueller Hochgenuss, auf dem Leuchtpult mit der Lupe in die Fotos einzutauchen. Die Angebotspalette an Digitalkameras lässt keine Lücken mehr offen. Sie bedient alle – vom Gelegenheitsschnappschützen über den ambitionierten Hobbyfotografen bis hin zum Profi.

Was braucht man zum Einstieg? Diese Frage lässt sich nicht objektiv beantworten. Es hängt einerseits ab, wie erfahren man sich in der Fotografie bewegt, andererseits spielen die Motivation und der eigene Anspruch eine wichtige Rolle. Viele Einsteiger sind häufig der Meinung, eine teure Kamera macht die besseren Fotos. Grundsätzlich hat der Preisunterschied seine Berechtigung, aber sie macht noch lange keinen guten Fotografen aus. Zum Einstieg benötigt man kein Profiequipment. Das hat Zeit und lässt sich mit zunehmender Erfahrung Stück für Stück der Ausrüstung hinzufügen.

Fachhandel oder Internet?

Vor dem Kauf ist es ratsam, sich im Fachhandel zu informieren. Es macht einen deutlichen Unterschied, ob man nur von Merkmalen und Haptik liest oder sie in den eigenen Händen spürt. Bewertungen im Internet sollten durchaus Beachtung finden, aber Vorsicht: Das Internetzeitalter gehört den selbst ernannten Experten, die in Foren und Bewertungsportalen durch unverhältnismäßige Fachsimpelei mehr Verunsicherung hervorrufen als konstruktive Einschätzungen abgeben.

Premium-Kompaktkameras

Gute Bilder lassen sich heute sogar mit modernen Smartphones und Kompaktkameras verwirklichen. Technisch sind fast alle Modelle ausgereift, nehmen in hohen Bildauflösungen (Megapixel) auf und sind mit vielen Automatismen ausgestattet. Etwas bessere Modelle besitzen sogar manuelle Einstellungsmöglichkeiten, die sich auf die Bildgestaltung positiv auswirken.

Hier die vielfach ausgezeichnete Premiumkompakte Sony RX100 mit Carl-Zeiss-Zoomobjektiv. Eine Point-and-shot-Kamera mit herausragender Bildqualität für den universellen Einsatz – vom einfachen Weitwinkel für Landschaftsfotos oder Gruppenbilder bis zur Telebrennweite für Porträts und Motivdetails.

Der große Nachteil der kompakten Geräte ist die Einschränkung in Bezug auf Brennweite und Lichtstärke. Die fest verbauten Objektive sind in ihren Eigenschaften vordefiniert. Damit lassen sich durchaus gute Aufnahmen verwirklichen, aber irgendwann stößt man an die Grenzen des Möglichen. In der Praxis ist noch ein zweiter Punkt sehr störend: Vielen Kameras fehlt ein Sucher, sodass die Motivwahl über das Display erfolgt. Spätestens bei Gegenlicht wird man seine Probleme haben, etwas auf dem kleinen Bildschirm zu erkennen.

Der große Vorteil von Smartphones ist die kompakte Bauweise und die ständige Verfügbarkeit. Die meisten Menschen haben ihr »Mobile« stets griffbereit. Zudem können aufgenommene Bilder unmittelbar im Anschluss in sozialen Netzwerken geteilt werden.

Premium-Kompaktkameras

+ Einfache Bedienung mit vielen Automatismen.

+ Kompakte und leichte Bauweise.

+ Gute Verfügbarkeit.

+ Vergleichsweise geringes Preisniveau.


– Eingebautes Objektiv (Einschränkung bei Lichtstärke und Brennweite).

– Kleine Sensoren (Einschränkung bei der Schärfentiefe).

– Fehlender Sucher (Motivsuche über das Display).


Fazit: Kompakte Kameras eignen sich für Schnappschüsse und Gelegenheitsfotografen, die gern mit leichtem Gepäck unterwegs sind.

Spiegellose Systemkameras

Eine spannende Entwicklung zeichnet sich um spiegellose Systemkameras ab. Sie bestechen im Vergleich zu herkömmlichen Spiegelreflexkameras mit einer kompakten Bauweise, lassen den Austausch von Wechselobjektiven zu und liefern brillante Bildqualitäten. Beeindruckend sind sowohl die kompakte Bauweise als auch das geringe Gewicht. Die Kameras lassen sich problemlos auf Reisen mitnehmen, ohne eine schlechtere Bildqualität befürchten zu müssen. Je nach Geschmacksempfinden ist der elektronische Sucher ein Nachteil. Im Gegensatz zu einer DSLR-Kamera sieht man im Sucher nicht das reale Motiv, sondern ein Bild des Motivs auf einem Miniaturdisplay. Das angezeigte Bild weicht von der Realität etwas ab, sodass man einige Zeit zur Umgewöhnung braucht.

Obwohl ich persönlich eine kleine spiegellose Systemkamera noch als Zweitgerät nutze, ist die Technik zwischenzeitlich so ausgereift, dass man über einen Komplettumstieg von »Spiegelreflex« auf »spiegellos« durchaus nachdenken kann.

Die Fujifilm XE2 überzeugt mit einem extrem schnellen Hybridautofokus, einem erstklassigen elektronischen Sucher und einem in allen Belangen durchdachten Bedienkonzept.

Spiegellose Systemkameras

+ Umfangreiche Features.

+ Kompakte und leichte Bauweise.

+ Wechselobjektive.

+ Brillante Bildqualitäten.


– Preisintensives Zubehör.


Fazit: Spiegellose Systemkameras bieten wirklich viel fürs Geld. Sie sind empfehlenswerte und kompakte Alternativen zu Spiegelreflexkameras.

Digitale Spiegelreflexkameras

Die digitalen Spiegelreflexkameras, kurz als DSLR bezeichnet, sind für Profis und Fotoenthusiasten das Nonplusultra. Die Motive vor der Kamera werden durch das Objektiv über den Spiegel in den Sucher geleitet. Dort sieht der Fotograf eine reale Abbildung des Motivs und kann durch Einstellungsänderungen auf die Bildgestaltung einwirken. Der entscheidende Vorteil digitaler Spiegelreflexkameras ist die Wechselmöglichkeit der Objektive. Sie sind durch variierende Brennweiten und Lichtstärken maßgeblich für die Bildgestaltung verantwortlich.

Zwar sind Spiegelreflexkameras noch immer teurer als Kompaktkameras, jedoch findet man im Fachhandel schon zu moderaten Preisen sehr gute DSLR-Kameras. Oder Sie sparen etwas länger und greifen direkt zu einer Kamera, mit der auch Vollprofis arbeiten – zur Canon EOS 7D Mark II.

Digitale Spiegelreflexkameras

+ Umfangreiche Möglichkeiten zur Bildgestaltung.

+ Große Auswahl an Wechselobjektiven.

+ Brillante Bildqualitäten.

+ Vielfältiges Zubehör.

+ Optischer Sucher.


– Hohes Gewicht und klobige Bauweise.


Fazit: Digitale Spiegelreflexkameras sind bislang für Fotografen das Maß der Dinge. Sie sind die Wahl für diejenigen, die gern und häufig fotografieren.

Objektive und Zubehör

Fotoeinsteiger sind häufig im Glauben, dass eine gute Kamera für professionelle Bilder ausreicht. Grundsätzlich stimmt das auch, aber fast noch wichtiger sind hochwertige Objektive. Sie sind durch ihre Lichtstärke und Brennweite die Werkzeuge für die Bildgestaltung. Profiobjektive zeichnen sich durch eine hohe Lichtstärke aus, spielen jedoch preislich in einer eigenen Liga. Für die Hobbyfotografie im eigenen Garten reichen Lichtstärken bei einer maximalen Offenblende von f/4 vollkommen aus. Ungünstigen Lichtverhältnissen kann durch den Einsatz eines Stativs und die Erhöhung des ISO-Werts entgegengewirkt werden.

Objektive für die Gartenfotografie 

Anhand der Brennweite werden Objektive in die Hauptgruppen Weitwinkel-, Normal- und Teleobjektive unterteilt. Weitwinkelobjektive mit 12/24 bis 38 mm Brennweite werden bevorzugt in der Landschaftsfotografie eingesetzt, um möglichst viel von einer Szene abzubilden. Normalobjektive mit einem Brennweitenbereich von 45 bis 50 mm versuchen, das menschliche Blickfeld nachzuempfinden, und werden gern in der Porträtfotografie eingesetzt. Teleobjektive mit 70 bis 300 mm Brennweite dienen dazu, weit Entferntes nah heranzuholen und groß abzubilden.

Weiterhin unterscheidet man Objektive in Festbrennweiten und Zoomobjektive. Feste Brennweiten besitzen in der Regel hohe Lichtstärken, aber immer nur eine vordefinierte Brennweite. Sie werden gern von Profis genutzt, seltener von Hobbyfotografen. Zoomobjektive haben hingegen den großen Vorteil, am Objektiv verschiedene Brennweiten in einem festgelegten Bereich einstellen zu können. Im Umkehrschluss bedeutet jedoch eine längere Brennweite eine geringere Lichtstärke. Schon mit zwei Objektiven, beispielsweise einem 18-85 mm und einem 70-200 mm, lässt sich die gesamte Bandbreite zwischen Weitwinkel- und Telebrennweite ablichten.

Für die Gartenfotografie benötigt man keine außergewöhnlichen Brennweiten. Gärten oder Gartensituationen werden häufig im Brennweitenbereich von 20 bis 30 mm aufgenommen. Porträts sind zwischen 50 und 80 mm angesiedelt. Nahaufnahmen oder Porträts aus weiter Entfernung werden mit Brennweiten über 70 mm erzeugt. Grundsätzlich lassen sich die meisten Motive im Garten mit ein oder zwei Zoomobjektiven verwirklichen.

Interessiert man sich für tiefer gehende Informationen zu Lichtstärken und Brennweiten sowie ihrer Berechnung, wird man im Internet auf zahlreichen Seiten fündig.

Spezialobjektive

In der Fotografie begegnet man zahlreichen Spezialobjektiven. Für die Gartenfotografie nimmt das Makroobjektiv einen besonderen Stellenwert ein. Mit einem Abbildungsmaßstab von bis zu 1 : 1 vermag es selbst kleinste Blütendetails groß herauszubringen.

Filter mit speziellen Eigenschaften

Bei Filtern handelt es sich um Linsen mit speziellen Eigenschaften, die an die Vorderseite des Objektivs geschraubt werden. Im Fachhandel gibt ein buntes Repertoire an verschiedensten Filtern, die jedoch zunehmend an Bedeutung verlieren. Moderne Bildbearbeitungssoftware kann heute die meisten Effekte von Filtern nachbilden und macht sie damit überflüssig. Immer noch relevant sind Pol-, Grau- und UV-Filter.

Gegenlichtblende ist ein Muss 

Von vielen Fotografen gefürchtet, können Blendenflecken (Lense Flares) in der Gartenfotografie durchaus gestalterisch eingesetzt werden. Im Normalfall sind sie aber störend und lassen sich durch Gegenlichtblenden verringern. Zusätzlich schützt dieser Kunststoffvorsatz das Objektiv vor Kratzern.

29 MM :: F/6.3 :: 1/125 S :: ISO 100

Ohne Gegenlichtblende entstehen bei tief stehender Sonne im Bild unschöne Flecken durch Lichtreflexionen.

Stabile Dreibeinstative

Stative sind für Gartenfotografen unerlässlich. Bilder im Schatten, unter schlechten Lichtverhältnissen oder mit großer Brennweite sind schwierig aus der Hand zu schießen. Unschärfe und Verwacklungen lassen sich bei langen Belichtungszeiten durch einen festen Stand auf einem Stativ ausschließen. Empfehlenswert sind leichte Ausführungen mit Schnellwechselplatte, um die Kamera bei Bedarf unkompliziert und schnell vom Stativ zu lösen.

Standfestes Stativ.

Externe Aufsteckblitze 

Blitzgeräte sind grundsätzlich wertvolle Hilfen zur Lichtsteuerung. Leider sind die kameraeigenen Blitzgeräte nicht sehr hilfreich. Das frontale Zusatzlicht ist sehr hart und zerstört die vorherrschende Lichtstimmung. Aufsteckblitze sind gut geeignet für indirektes Licht. Ringblitze am Objektiv sorgen bei Nahaufnahmen für eine optimale Ausleuchtung. Ich persönlich verwende Blitzlicht nur im Studio. Lieber arbeite ich mit Reflektoren und Aufhellern, um die vorherrschenden Lichtverhältnisse zu unterstützen.

Beschichtete Reflektoren 

Die Sonne als Lichtquelle trifft immer aus einer Richtung auf die Pflanze. Diese Richtung ändert sich am Tag durch den Sonnenlauf und wirkt sich auf die Perspektive aus, aus der betrachtet wird. Die sehr tief stehende Sonne erzeugt starke Schatten, die ein Bild sehr dunkel erscheinen lassen. Um die starken Kontraste zu entkräften, kann mit Seitenlicht gearbeitet werden.

Hierzu behilft man sich mit Reflektoren, die entweder silbrig oder golden beschichtet sind. Die Flächen reflektieren das Sonnenlicht und hellen das Motiv auf. Schatten werden reduziert, und das Bild wirkt harmonischer. Goldene Reflektoren hinterlassen eine wärmere Stimmung durch den gelblichen Farbton. Reflektoren gibt es in unterschiedlichen Größen im Fachhandel.

Silbriger Reflektor.

Das ganze Gegenteil findet man in der Mittagssonne vor. Die Sonne knallt von oben auf das Objekt, und durch das harte Licht gehen Schatten und Struktur verloren. Das Motiv verliert seine Plastizität und wirkt platt. Mittels eines Diffusors kann dieses harte Sonnenlicht zerstreut werden. Die Sonnenstrahlen werden gebrochen, und es entsteht ein weiches, gleichmäßiges Licht. Im Garten lässt sich die Wirkung mit Milchfolie oder einer halb transparenten Kunststoffplatte aus dem Baumarkt ausprobieren. Mit zwei helfenden Händen wird sie einfach zwischen Objekt und Sonne gehalten. Die Unterschiede sind verblüffend.

Einfache Alternative

Als einfache Alternative kann ebenso ein mit Alufolie beklebter Pappkarton dienen. Dieser lässt sich mühelos mit einer Klammer oder Leimzwinge an einem Spatenstiel neben dem Motiv befestigen.

Graukarten für den Weißabgleich

Lange Zeit habe ich den Nutzen von Graukarten nicht gesehen. Für die hobbymäßige Gartenfotografie wird man sie auch kaum brauchen, denn die meisten stellen in der Kamera den automatischen Weißabgleich ein. Der funktioniert auch ganz gut – zumindest bei normalen Lichtverhältnissen.

Spätestens bei Blütenporträts von Gelb auf Grün oder Rot auf Grün, vielleicht noch im Morgen- oder Abendlicht aufgenommen, entstehen selbst mit Profikameras Farbstiche. Die Bilder wirken farblich verzerrt, und man hat seine Schwierigkeiten in der Nachbearbeitung. Genau für diese Momente sind Graukarten ideal. Bei dem Hilfsmittel handelt es sich um kleine Kärtchen, die nach bestimmten DIN-Vorgaben grau gefärbt sind. Für den Hobbygebrauch reicht eine graue Pappe aus dem Bastelshop.