Buchinfo

Benni ist ja so süß! Kiki ist bis über beide Ohren in ihn verliebt. Außerdem sind sie ein tolles Projektteam bei der Tiernotrettung. Aber hat er überhaupt mitgekriegt, dass Kiki ihn nicht nur als Kumpel gut findet? Das ist eindeutig ein Fall für die Pepper Dollies! Mit ihrem Intensivkurs im »Jungsverstehen« machen sie Kiki fit für die große Flirtattacke ...

Autorenvita

Minte-König

 

© Thienemann Verlag GmbH

 

Bianka Minte-König, als Tochter eines Buchhändlers in Berlin geboren, promovierte in Literaturwissenschaft und lehrte als Professorin für Literatur-, Theater- und Medienpädagogik. Mit ihren Jugendbüchern der Reihe »Freche Mädchen – freche Bücher!« hat sie sich in die Bestsellerlisten und die Herzen ihrer Leserinnen geschrieben. Ihre Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt, in zahlreichen Hörbüchern vertont und für das Kino verfilmt, wo sie zusätzlich ein Millionenpublikum erreichten. Mehr Informationen über die Autorin auf ihrer Homepage unter www.biankaminte-koenig.de

IT

Kurze Vorrede –
wirklich ganz kurz – ehrlich!

Also, damit das mal klar ist!

Das Leben ist eine Achterbahn. Mal geht es rauf und mal geht es runter und bei mir, da geht es gerade so was von rauf, also räufer geht gar nicht!

Räufer? Äh … egal, ist ja kein Deutschlehrer in der Nähe. Kein Sägebrecht weit und breit, überhaupt kein Lehrer, denn es ist schulfrei, weil die Lehrer heute und morgen Schilf haben.

Schulinterne Lehrerfortbildung! Ein Wort, das sich nur ein Beamter ausdenken kann, von einer übergeordneten Dienstbehörde, Schulamt oder so … so was von sperrig. Aber wenn man weiß, dass es zwei freie Tage in sich trägt, dann zergeht es einem geradezu auf der Zunge wie ein Softeis … S.C.H.I.L.F! Herrlich, hat glatt das Potenzial zu einem Lieblingswort, finde ich. Kommt gleich nach Mädchenfreundschaft … Liebe und Benni!

Jaha! Ich habe Benni und Liebe in einem Atemzug erwähnt. Na und! Gehören schließlich zusammen.

Muss ja nun keinen erstaunen, der mitgekriegt hat, wie mies mich mein Exfreund Meik behandelt hat und was für ein tolles Team Benni und ich bei dem 24-Stunden-Nonstop-Filmfestival gewesen sind.

Zwei Preise haben wir abgeschleppt für unsere gemeinsamen Filme: den Publikumspreis und den Sonderpreis der Jury. Für den engagiertesten Film zum Tierschutz. Aber egal, selbst wenn wir zehn oder zwanzig Preise abgeschleppt hätten, das Beste war doch, dass ich, Kiki Siebert, Benni abgeschleppt habe …

Ja, meine Güte, ich habe mich neu verliebt und es ist in der Tat nicht ganz aussichtslos, dass er mich wiederliebt.

Wer? Benni natürlich!

Immerhin hat er gesagt, dass ich seine Hauptdarstellerin sein soll – im nächsten Film und … das zergeht ebenfalls auf der Zunge … wenn ich mag auch im Leben! Wenn ich mag! Was für eine Frage? Natürlich mag ich, denn Benni ist ja so was von … nein, süß ist er nicht, das wird ihm irgendwie nicht gerecht … er ist einfach … genial! Und er küsst sooooo perfekt! Wie gesagt, auf der Achterbahn meines Lebens geht es im Moment steil bergauf und das Tollste ist: Ich bin absolut schwindelfrei!

Neue Liebe – neues Glück!

Ich habe einfach viel zu lange an Meik geklebt. Doch, wirklich, das sagte auch meine Freundin und Hobby-Psychologin Franzi, als ich mich bei ihr auf der Couch lang machte und von dem wunderschönen Abend mit Benni am Baggersee erzählte. Da hatte uns nach der Preisvergabe des Nonstop-Filmfestivals beim Spazierengehen ein traumhaft romantischer Sonnenuntergang überrascht und so blieb uns einfach gar nichts anderes übrig, als auf den Findling zu klettern und uns … zu küssen.

Klar habe ich einen kurzen Moment an Meik gedacht und dieser Gedanke war verdammt traurig, aber Benni wusste ja nicht, dass er mit mir auf einem Felsbrocken saß, der schon ganz viel Zärtlichkeit und Tränen gesehen hatte. Und ich war die Letzte, die ihm verraten würde, wie oft ich hier vergeblich auf Meik gewartet und wie ein Schlosshund geheult hatte. Sogar unserer Hündin Schnuffel ging das so an ihr kleines Hundeherz, dass sie aus Solidarität stets mitgewinselt hatte. Was mich dann nur noch trauriger machte. Das kann Meik gar nicht wiedergutmachen, was er mir und dem Hund angetan hat. Ich hab dann meist nur mit der Heulerei aufgehört, weil mir der Hund noch mehr leidtat, als ich mir selber. Nein wirklich, Meik hat mich in letzter Zeit echt mies behandelt und viel zu oft alleine auf dem Findling warten lassen … Und darum war ich auch ganz schrecklich glücklich, als Benni mich wie selbstverständlich in den Arm nahm, und so lieb von unserer gemeinsamen Filmarbeit geschwärmt hat … und das mit der Hauptrolle gesagt hat …

Er ist so ein toller Junge und ich konnte es gar nicht fassen, dass er mir, Kiki Siebert, einer anerkannten Katastrophenfrau, eine Hauptrolle in seinem Leben geben wollte.

Allein so etwas zu sagen, hat doch wohl total Stil!

Ich war natürlich völlig hin und weg und dann noch dieser blutrote Sonnenuntergang … also, mein Herz hat mir wirklich bis zum Hals geschlagen und wenn er mich nicht geküsst hätte, dann hätte ich es getan, also nicht mich … sondern ihn geküsst. Auf eigene Verantwortung.

Im Grunde sind wir aber mal wieder beide gleichzeitig auf die Idee gekommen und das fand ich besonders schön. Bei Benni ist alles ganz anders als mit Meik. Eben weil wir von Anfang an etwas zusammen gemacht haben. Nämlich diese tollen Filme für das Nonstop-Filmfestival gedreht haben. Da haben wir uns voll reingehängt und sogar zwei Nächte in der Schule im Schneideraum verbracht. Es war sehr stressig und trotzdem so romantisch und … ich musste lachen, wenn ich an meinen Vater dachte, der gleich wieder wer weiß was befürchtet hatte, nur weil ich mal eine Nacht mit einem Jungen zusammen war … in der SCHULE!!! Ehrlich, wir haben nur gearbeitet und zwischendurch mal eine Cola gezischt und uns ein paar Sandwiches reingedrückt. Dass Väter so wenig Vertrauen in ihre Töchter haben, schrecklich!

Natürlich hätte es gleich so weitergehen können … neuer Film … mit mir in der Hauptrolle. Aber leider ist Benni nach diesem megaromantischen Abend mit seinem Englischkurs nach Cambridge gefahren, mit Mrs Ingrimm! Ich weiß nicht, ob ich noch mal auf eine Kursfahrt gehen möchte, bei der sie als Lehrerin mitfährt. Sie ist so streng und pingelig, aber Benni mag sie … warum auch immer, aber das muss er selber wissen. Mrs Ingrimm ist ja auch nicht das eigentliche Problem, sondern die Kursfahrt überhaupt. Weil sie mich und Benni und unsere junge Liebe gleich auseinandergerissen hat. Jetzt hängt er in England im Regen rum und ich stehe hier unter der Traufe und werde nass. Und keine Chance, sich ein wenig am Feuerchen unserer brennenden Sehnsucht zu wärmen. Schnief!

Nun werde mal nicht gleich sentimental, Kiki! Dass du immer so übertreiben musst. Brennende Sehnsucht! Das ist doch ausgesprochener Kitsch! Groschenroman!, mischte sich ungebeten meine innere Stimme in meine Gedanken. Irgendwann wird der Junge ja auch mal wiederkommen. Hauptsache, er bleibt dir bis dahin treu.

Wie bitte? Warum soll er mir nicht treu sein?

Weil Gelegenheit Liebe macht! Bei einer Kursfahrt hängt man doch sehr aufeinander und wer weiß … wenn man sich nahekommt … kommt man sich auch näher …

Ich hörte einfach nicht mehr hin. Mein innerer Coach war und blieb ein missgünstiger Typ! Der gönnte mir einfach meine neue Liebe nicht und ich konnte mir auch denken warum!

Weil an Benni nämlich nichts auszusetzen war und er darum also nichts zu kritisieren an ihm fand. Kritisieren war nämlich eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, wenn er mir nicht gerade in mein Leben reinredete und versuchte, mir gute Ratschläge zu geben. Die allerdings meistens nach hinten losgingen …

Manchmal spielte er sich auf wie eine Supernanny! Grauenvoll! Kiki, was tust du … ab auf die stille Treppe!

Na ja, ehrlich gesagt befolgte ich seinen Rat nur noch äußerst selten, weil der Typ einfach nur ein besserwisserischer Quatschkopf war. Innerer Coach?! Selfcoaching?! Dass ist nicht lache! Es mag ja sein, dass manche Menschen mit so einem virtuellen inneren Lebensberater ganz gut fahren und sich und ihr Leben besser in den Griff bekommen. Meine Mutter hatte das wohl auch geglaubt, als sie mich zu diesem Guru mitgeschleppt hat, bei dem man lernte auf seine innere Stimme zu hören. War am Anfang ja auch ganz lustig, aber jetzt war er nur noch eins: verdammt nervig.

Ist wirklich nicht witzig, wenn sich so eine innere Stimme immer grade dann zu Wort meldet, wenn ich kurz vor einer schwierigen Entscheidung stehe oder mal wieder spontan geneigt bin, irgendetwas aus dem Bauch heraus zu machen … Da palavert mein privater Coach ständig über das Für und Wider und will mit mir Alternativen diskutieren. Und natürlich mischt er sich ungefragt bei jeder Krise ein, die ich so habe. Also reichlich oft … da mein Leben bisher eigentlich nur aus Krisen bestanden hat … und Katastrophen …

Ich habe Mama gefragt, wann das denn endlich mal wieder aufhört, da sagte sie doch glatt: »Wenn du innerlich etwas mehr zur Ruhe gekommen bist und nicht mehr von einer Katastrophe in die nächste stolperst. Ich denke, spätestens zum Ende der Pubertät!«

Ich könnte Pickel kriegen!

Also gut, das zur Erklärung, warum ich manchmal mit meiner inneren Stimme diskutieren muss, aber es meistens zu vermeiden versuche. Ich bin schließlich nicht schizophren!

 

Ich hatte mich am Nachmittag, nachdem Benni nach England abgedüst war, auf den Weg zu meiner besten Freundin Franzi gemacht. Trotz der Kälte nahm ich das Fahrrad und das war eine prima Entscheidung, denn der frische Wind tat mir gut, brachte meinen Coach zum Verstummen und ließ in mir die optimistische Überzeugung reifen, dass so eine kleine Kursfahrt der Liebe zwischen Benni und mir nichts anhaben konnte.

»Think positively«, meinte auch Franzi, als ich mich durchgefroren auf ihrer Couch räkelte und heißen Chai schlürfte. Was war das aber auch wieder gemütlich bei ihr.

»Ich freue mich ja so für dich, Kiki«, sagte sie neidlos. »Mit Meik, das konnte einfach nicht so weitergehen. Ich habe ja gesehen, wie du gelitten hast, weil er immer nur noch mit Mandy zusammengehangen und dich über das Bioprojekt vollkommen vernachlässigt hat.«

Ich seufzte, stellte den Teepott auf den kleinen Tisch und lehnte mich zurück. Als ich die Augen schloss, fragte Franzi: »Soll ich eine kleine psychoanalytische Sitzung mit dir machen? Kostenlos und unverbindlich …«

Ich fuhr hoch wie von einer Tarantel gebissen.

»Um Himmels willen! Nein! Es geht mir gut … genau gesagt ging es mir nie besser, ich habe absolut keinen Beratungsbedarf, also lass deine Hobbypraxis heute bitte mal zu.«

»Na, wenn du meinst, dass du ohne mich klarkommst«, sagte sie und es klang ein wenig eingeschnappt.

»Sei doch nicht gleich beleidigt. Es geht mir wirklich total gut … ich bin voll auf der Überholspur auf der Achterbahn des Lebens.«

Franzi sah mich skeptisch über ihre kleine Brille hinweg an.

»So, auf der Überholspur und dann noch auf der Achterbahn. Dann sieh mal zu, dass du bei deinem Tempo nicht entgleist!«

Sie schickte mir einen fragenden Blick rüber.

»Geht ganz schön schnell mit Benni und dir … und jetzt ist er ganz ohne dich in England?«

Ich merkte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. War sie denn genauso durchgeknallt wie mein innerer Coach? Wieso witterte jeder Gefahr? Das klang ja so, als würde auf einer Kursfahrt nur auf Teufel komm raus herumgeflirtet und geknutscht!

»Wird es doch auch, jedenfalls zu einem ganz erheblichen Teil«, meinte Franzi gelassen. »Wozu gibt es all die schönen Spielchen, wie zum Beispiel Flaschendrehen, Tat oder Wahrheit, bei denen man sich bei einer heimlichen nächtlichen Pyjamaparty näherkommen kann!?«

Nun musste ich aber lachen. »Mensch, Franzi! Die sind doch nicht mehr in der Fünften!«

»Weiß ich ja«, meinte sie versöhnlich und goss mir Tee nach. »Und dein Benni ist dir garantiert treu. Mach dir da keine Sorgen. Ist einfach nur blöd, dass ihr euch grade gefunden habt und dann schon wieder trennen müsst.«

Da war sie genau bei meinem Problem. Denn obwohl ich sehr glücklich war und voll euphorisch, machte ich mir ebenfalls ein wenig Sorgen wegen der Kursfahrt. Immerhin war Benni da mit vielen gleichaltrigen Mädchen aus seinem Kurs zusammen und niemand konnte mir garantieren, dass er mich darüber nicht einfach vergaß. Ich erklärte also Franzi meine seelische Verfassung.

»Was soll ich denn jetzt machen?«, fragte ich. »Ich bin einerseits total glücklich, aber andererseits kann ich keine Nacht mehr ruhig schlafen, seit er in England ist. Immer muss ich an ihn denken. Ich kann ihn doch nicht einfach so auf der Kursfahrt anrufen?«

»Und warum nicht?«

»Weil … äh … das sieht so aus, als ob ich ihm hinterherlaufen würde.« Und bei mir dachte ich, dass ich gar nicht wüsste, was ich sagen sollte: »Äh … he … hallo, Benni ... ich bin’s … du hast mich als Hauptrolle in deinem Leben besetzen wollen … ich wollte … äh … mal fragen, was aus dem Projekt geworden ist … noch … äh … Interesse?«

Nee, das ging ja gar nicht. Und sowieso, Kiki Siebert hatte es noch nie nötig, einen Jungen anzurufen … wenn der sich nicht selber meldete, dann …

Was dann? Willst du ihn einfach abschreiben? Hast du vergessen, dass ihr euch im Sonnenuntergang am Baggersee geküsst habt? Nun schien offenbar selbst mein innerer Personaltrainer irritiert. Ach ja, der Kuss … wie war der süß gewesen, aber … das war ja schon sooooo lange her … Warum nur hatte Benni sich danach gar nicht mehr gemeldet?

Aber ehe ich darauf eingehen konnte, sagte Franzi sehr bestimmt: »Findest du so einen Gedanken nicht etwas altmodisch? Warum soll ein Mädchen einen Typ, den es nett findet und der ihr so coole Sachen gesagt hat, nicht anrufen? Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert. Aber wenn du eine Anstandsdame brauchst, ich vermittele dir gerne dein nächstes Date mit ihm. Du weißt doch, ich bin geprüfte Diplom-Beziehungsberaterin … und was diese kleine psychische Blockade bei dir angeht: Meine Psychoanalytiker-Couch wartet auf dich!«

Ich musste lachen, ziemlich laut und in dem Moment steht doch wie aus dem Boden gestampft plötzlich das Objekt meiner Sehnsucht direkt hinter mir, hält mir die Augen zu und flüstert in mein Ohr: »Ich vergehe vor Sehnsucht nach dir, Kiki, lass uns zusammen einen Liebesfilm drehen!«

Nein, Quatsch! War natürlich nur ein kurzer Wunschtraum. Seufzend kam ich in die Realität zurück.

»Was hast du gesagt, Franzi, was von Psychoanalyse? Meinst du echt, ich brauche eine Therapie, um Benni ganz für mich zu erobern? Bin ich irgendwie nicht okay für ihn?«

»Nein, keine Therapie, um Himmels willen … du bist völlig in Ordnung … na ja … ein paar kleine Macken trägt ja jeder von uns mit sich herum … aber das ist nicht so wichtig. Was ich meinte, ist eine praxisbezogene Beratung … Flirthilfe sozusagen. Du weißt doch, bei den meisten Jungs muss man ein bisschen nachhelfen … zu ihrem eigenen Glück …«

Ich hatte nur mit halbem Ohr hingehört, denn mir war plötzlich was eingefallen.

»Sind die nicht mit Mrs Ingrimm auf Kursfahrt?«, fragte ich für Franzi sicherlich völlig zusammenhanglos.

»Ja, wieso?«, erwiderte sie auch entsprechend verwundert.

»Weil, erinnerst du dich nicht an unsere Klassenfahrt? Die sammelt doch immer alle Handys ein …«

Franzi nickte.

»Dann kann Benni mich vielleicht gar nicht anrufen … also ich meine … er kann gar nichts dafür, dass er mich nicht anruft … äh … also anruftechnisch ist da für uns im Moment gar nichts drin … wegen der Ingrimm …«

Franzi sah das genauso. »Ja, das erklärt natürlich alles, aber dann kannst du ihn auch nicht erreichen. Völliger Schwachsinn, so was … wozu hat man schließlich Handys?!«

Wie aufs Stichwort summte plötzlich Franzis Handy los.

Es war Mona, unsere Freundin aus dem Mädchenclub der Pepper Dollies.

Franzi schaltete auf Mithören und sogleich vernahm ich aus dem Lautsprecher Monas dunkle sanfte Stimme. Hach, wie beneidete ich sie um die. Die klang so total erwachsen. Damit konnte sie sich selbst im Sekretariat der Schule entschuldigen, wenn sie mal keinen Bock auf einen Test hatte. Es merkte niemand, dass da nicht ihre Mutter dran war. Ich musste grinsen, denn mich hatte sie auch schon mal auf die Art rausgehauen.

»… ist Kiki bei dir?«, fragte sie und es klang so, als bräuchte sie diesmal jemanden, der ihr half. Denn ihre schöne Stimme klang ziemlich wässrig, so als hätte sie geweint …

»Ja, ich bin da«, rief ich und hoffte, dass sie es hörte.

»Hast du gehört, Mona? Ich gebe dich mal an Kiki weiter …« Franzi stockte kurz und fragte dann: »Geht es dir gut, Mona?«

Offenbar hatte sie genau wie ich bemerkt, dass Mona irgendwie von der Rolle war. Wir erfuhren auch gleich warum.

»Bastian zieht weg!«

Die Botschaft zischte wie ein Peitschenknall durch den Raum und verschlug uns glatt die Sprache. Beide mussten wir schlucken. Ich zumindest hatte einen regelrechten Kloß in der Kehle stecken. Dann aber gewann ich als Erste die Fassung zurück und sagte mit noch etwas kratziger Stimme: »Das, das … kann er dir doch nicht antun!«

»Er nicht, aber seine Eltern. Sein Vater ist versetzt worden, nach Süddeutschland … für fünf Jahre ... und Basti zwingen sie, mitzugehen …«

Mona versagte die Stimme, was ich angesichts dieser Tragödie bestens nachvollziehen konnte.

So ähnlich schockiert hatte ich mich auch gefühlt, als mein Vater unbedingt wollte, dass die ganze Familie nach Berlin zieht … nur weil er ein Bundestagsmandat bekommen hatte. War natürlich die totale Katastrophe.

Und so würde es bei Basti wahrscheinlich auch sein. Was für eine Rücksichtslosigkeit von Eltern, ihre Kinder einfach aus ihrem Freundeskreis und ihrer Schule zu reißen! Das war so brutal … ich hatte so gelitten … und gehofft, dass Meik mir auch über die Entfernung treu bleiben würde. Na ja, es gab da schon ein paar Probleme in der Hinsicht, auch bei mir … aber das tat jetzt ja nichts zur Sache. Ich musste erst mal Mona ein bisschen Trost spenden. Da ließ ich die alten Geschichten mitsamt ihren negativen Erfahrungen besser ruhen.

»Es gibt viele Beziehungen, die so eine Trennung überstehen«, sagte Franzi in meine Gedanken hinein und so griff ich das auf und sagte so taff wie möglich ins Handy:

»Eure Beziehung übersteht doch so eine Trennung ganz locker! Ihr seid schon so lange zusammen und liebt euch und es gibt Ferien, in denen man sich besuchen kann … und … später geht ihr studieren und sucht euch die gleiche Uni in der gleichen Stadt und nehmt euch eine gemeinsame Butze oder wir ziehen alle in eine WG …«

Plan doch Eheschließungen und Nachwuchs gleich mit, empfahl mein innerer Coach ironisch. Merkst du nicht, dass du dich schon wieder vergaloppierst? Mona möchte konkrete Hilfe, nicht utopisches Geschwafel …

Ich fand die Äußerung fies, aber sie hatte leider einen wahren Kern. Ich schwafelte tatsächlich, aber nur, weil ich auch keinen Rat für Mona wusste. Eltern können laut Gesetz über den Aufenthaltsort ihrer unmündigen Kinder bestimmen und sie sind so gemein … und tun es auch!

Natürlich hatte ich das mal wieder laut gedacht und Mona antwortete darauf mit einem kleinen Schluchzen und der völlig frustrierten Feststellung: »Das ist ja das Problem. Und darum wird er fortgehen, nach München, und mich vergessen … Sie reißen uns einfach auseinander und wir können nichts dagegen tun. Ich gehe ins Wasser!!«

Ich starrte Franzi total verstört an und Franzi riss mir das Handy aus der Hand und sagte mit engelsanfter Therapeutenstimme: »Das wirst du nicht tun, Mona, weil nämlich deine Freundinnen, die Pepper Dollies, bestimmt einen Rat wissen. Wenn du willst, löse ich Freundschaftsalarm aus und wir treffen uns morgen nach der Schule und besprechen dein Problem.«

Mona klang immer noch resignativ, aber sie stimmte zu.

»Kann ich Kiki noch mal haben?«, sagte sie.

Ich nahm das Handy und merkte, wie meine Hand dabei zitterte. Der Schock über diese Nachricht war mir wirklich in die Glieder gefahren, denn ich konnte mir die schrecklichen Konsequenzen sehr gut ausmalen. Schließlich hatte ich es ähnlich erlebt, auch wenn ich damals weggezogen war und nicht Meik.

»Ja?«, fragte ich also vorsichtig. »Kann ich noch was für dich tun?«

»Wann gehst du nach Hause?«

»Gleich, so in einer halben Stunde vielleicht. Warum?«

»Bist du mit dem Fahrrad unterwegs?«

»Ja, nun sag schon, warum fragst du?«

»Ich bin im Stadtpark, kannst du da am Blücherdenkmal vorbeikommen?«

Franzi mischte sich ein. »Sag ihr, sie soll lieber hierher kommen …«

Ich schüttelte den Kopf, hielt das Mikro zu und flüsterte: »Nein, sie will mich offenbar alleine sprechen …«

Dann sagte ich ins Handy: »Klar, mache ich. Ich fahre gleich los. Ist ja so kalt. Wenn ich noch ‘ne halbe Stunde hierbleibe, frierst du dir da den Hintern ab. Ciao.«

»Na, toll!«, sagte Franzi und wirkte schon wieder beleidigt. »Dabei könnte ich ihr wirklich gute Ratschläge geben …«

Ich unterbrach sie: »Aber ich habe das Gleiche erst vor Kurzem durchgemacht und es ist doch normal, dass Mona mich nach meinen Erfahrungen ausfragen will. Wie das mit Meik und mir damals gelaufen ist und so …«

»Klar, weil deine Erfahrungen ja total positiv und aufbauend sind!«, fiel Franzi mir schnippisch ins Wort. »Deswegen habt ihr euch wohl auch getrennt!«

Jetzt wurde ich aber wirklich sauer und weil ich mir meine gute Grundstimmung von Franzi nicht ruinieren lassen wollte, stand ich auf und sagte um einen ruhigen Ton bemüht: »Du vergisst, dass Meik und ich uns nicht deswegen getrennt haben, sondern erst, als meine Eltern das Experiment Berlin für gescheitert erklärt hatten, den Umzug rückgängig machten und ich wieder hier war. Genau gesagt hat es bei uns immer schon gekriselt und das ist bei Mona und Bastian ganz anders. Und das werde ich ihr darum auch sagen.«

Ich ging in die Diele und zog meine warme Jacke an.

Als ich Franzi zum Abschied ein Küsschen auf die Wange drückte, war sie immer noch eingeschnappt. Beziehungsberatung war nun mal ihr liebstes Hobby und da durfte ihr keiner in die Quere kommen.

»Mensch, Franzi«, sagte ich darum. »Jetzt krieg dich mal wieder ein. Wir alle wissen deine psychologische Hilfe zu schätzen und garantiert wird Mona sie noch mehr als einmal in Anspruch nehmen, wenn Basti wirklich wegzieht.«

Franzis Augen glänzten. »Meinst du wirklich?«, fragte sie sichtlich geschmeichelt.

»Ja, klar! Also denk schon mal nach, was du ihr an Ratschlägen für eine Fernbeziehung geben kannst. Ich höre mir jetzt erst mal an, wie der Stand der Dinge überhaupt ist, und spende ihr ein bisschen Trost. Den braucht sie nämlich nach dieser Hiobsbotschaft wahrscheinlich jetzt noch mehr als gute Ratschläge.«

Franzi nickte einsichtig und knuddelte mich kurz, dann trat ich hinaus in die Kälte, schloss mein Rad frei und radelte in Richtung Blücherdenkmal. Der eisige Wind schnitt mir ins Gesicht und die Kälte trieb mir Tränen in die Augen …

Als ich das Denkmal erreichte, zog sich eine kalte, feuchte Spur über meine linke Wange. Mona saß verfroren auf der Bank neben dem Denkmal. Bei unserer Umarmung bemerkte sie die sofort.

»Aber du weinst ja, Kiki«, sagte sie verblüfft.

»Die Kälte, Mona, es ist nur die Kälte«, erwiderte ich. »Das hat nichts zu bedeuten.«

Aber als ich ihr ein Küsschen auf die Wange gab, da schmeckte ihre Haut salzig und mir war klar, dass sie ebenfalls Tränen vergossen hatte … und bestimmt nicht nur wegen der Kälte.

 

Tja, da hockten wir dann eine Weile schweigend nebeneinander und während sie um Basti trauerte, dachte ich an Benni, der mir so liebe Worte gesagt hatte und dann einfach nach England verschwunden war – das machte mich ebenfalls traurig. Aber ich wollte mich einfach nicht von Monas Stimmung runterziehen lassen. Alles war so gut gelaufen für mich in letzter Zeit, dass es überhaupt keinen Grund gab, Trübsal zu blasen. Benni würde wiederkommen, wir würden zusammen in die Film-AG gehen und dann brachen rosige Zeiten an … denn ich würde die Hauptrolle in seinem Film und in seinem Leben spielen … das hatte er schließlich gesagt und mit einem Kuss im Abendrot besiegelt. Und Benni war ein Junge, dem ein Mädchen vertrauen konnte. War er doch, oder?

»Meinst du, ich kann Benni vertrauen?«, ploppte mir auch schon die Frage aus dem Mund.

Dass du aber auch nie deine Spontaneität zügeln kannst!, kritisierte sofort mein innerer Coach. Dem war ja jede meiner Lebensäußerungen zuwider! Ganz besonders natürlich, wenn sie spontan war. Ich ignorierte ihn standhaft.

»Warum fragst du?« Mona sah mich verwundert an, um nun ihrerseits zu fragen: »Meinst du, ich kann Basti vertrauen?«

Tja, da war ich ehrlich gesagt überfragt. Aber eine Freundin in einer solchen Situation interessiert schließlich nicht die Wahrheit – die wollte aufgebaut werden.

Also sagte ich betont locker: »Hundertpro. Der Junge liebt dich. Was sind da ein paar Hundert Kilometer zwischen euch? Ihr könnt skypen und über Facebook Kontakt halten … das ist, als würdet ihr auf dem Sofa zusammenhocken ... also fast.«

»Man kann sich aber über Skype und Facebook nicht küssen«, gab Mona zu bedenken.

»Aber man kann sich sehen, wenn du die Kamera einschaltest … und das ist so viel mehr, als Meik und ich damals hatten … und trotzdem ist er mir treu geblieben und ich ihm. Und bei euch wird das alles noch viel einfacher sein, denn ich habe schon Franzi gesagt, dass ihr euch doch wirklich liebt und es bei euch immer alles so toll und harmonisch war, während es bei Meik und mir ständig gekracht und irgendwelche Katastrophen gegeben hat. Und trotzdem war es nicht der Umzug und die Trennung, die uns auseinandergebracht hat …«

»Was war es denn dann eigentlich?«, wollte Mona es nun doch genau wissen.

Hm, wenn ich jetzt sagte, Mandy Müller-Machwitz, dann würde sie sofort befürchten, dass in München auch eine Art Mandy auf ihren Bastian lauerte … und genau genommen war es ja auch eigentlich gar nicht Mandy, sondern die – reichlich späte – Erkenntnis, dass wir einfach nicht zueinandergepasst haben.

»Wir hatten einfach zu unterschiedliche Interessen«, sagte ich darum. »Und ich glaube, ich habe mit der Zeit gemerkt, dass Meik immer nur an sich und seinen Vorteil gedacht hat. Er hat Mädchen ausgenutzt, um über sie Beziehungen zu knüpfen, die für ihn nützlich waren. Als Mandy ihn mit Versuchsmäusen aus der Pharmafabrik ihres Vaters geködert hat, war ich abgemeldet. Der Erfolg seines Bioprojektes war ihm tausendmal wichtiger als ich. Und auch so … er hat mich nie in die Dinge, die er gemacht hat, einbezogen.«

Ich lächelte sie aufmunternd mit gefrorenem Gesicht an, was vermutlich etwas schief aussah.

»Bei dir und Basti ist das ganz anders. Ihr macht so viel zusammen, weil ihr so viele gleiche Interessen habt. Ich habe euch eigentlich immer deswegen beneidet. Eure Beziehung, die ist etwas ganz Stabiles, glaube ich … der kann gar nichts etwas anhaben. Das hat von Anfang an gepasst. Du weißt ja, ich fand Basti auch mal ganz toll und wollte ihn sogar auf seiner Geburtstagsparty angraben …«

Mona lächelte, weil sie wohl daran auch noch eine ganz spezielle Erinnerung hatte.

»Stattdessen hast du ihn in den Seerosenteich befördert …«

Ich nickte, was war das unangenehm gewesen. Ich hatte mich so was von peinlich benommen! Schwamm drüber.

»Das war dann auch schon egal, denn er hat immer nur Augen für dich gehabt.«

»Ja, das hat er auch gesagt. Nachdem er wie Neptun persönlich mit Seerosen behangen aus dem Teich geklettert war und sich trockengelegt hatte und du von der Party klammheimlich verschwunden warst, da hat es bei uns nämlich gefunkt. Tja, und dann haben wir tatsächlich sehr viel zusammen gemacht. Er war ja damals Schulsprecher und ich war als Klassensprecherin im Schülerrat … da gab es die Schulzeitung zu organisieren, das Schulfest, die Einrichtung einer Cafeteria …«

Ich schwieg einen Moment nachdenklich. Genau das war es, worum ich Mona und Basti immer beneidet hatte. Sie liebten sich und stellten gemeinsam tolle und erfolgreiche Sachen auf die Beine.

»Bei mir und Meik gab es am Ende kaum noch etwas, was uns zusammenhielt … Da habe ich ja mit Simon mehr Berührungspunkte.«

Nun lachte Mona offen. »Tja, aber Gedichte hat Meik dir wenigstens nicht geschrieben!«

Ich schüttelte mich spaßeshalber. »Das hätte ja noch gefehlt!«

Mona stand auf. »Komm, ich lade dich noch auf eine Latte ein. Zum Aufwärmen. Du hast mir sehr geholfen.«

Als wir dann im Warmen saßen, kam ich noch mal auf Franzis Vorschlag zurück, uns mit allen Pepper Dollies zu treffen, um Monas Problem zu besprechen.

Aber davon wollte Mona nichts wissen, was ich mir schon gedacht hatte. Obwohl sie inzwischen eine echte Pepper Dollie war und für unseren Mädchenclub alles tat, war sie doch die Eigenständigste von uns allen. So etwas musste sie erst einmal mit sich selber ausmachen. Dass sie sich mir in einem so persönlichen Gespräch überhaupt anvertraut hatte, machte mich direkt ein wenig stolz.

»Ich muss das erst mal alleine verdauen«, sagte sie also erwartungsgemäß. »Aber es ist gut zu wissen, dass ihr alle Anteil an meinen Problemen nehmt und ich im Notfall auf eure Hilfe zählen kann.«

»Na klar«, sagte ich grinsend. »Eine für alle, alle für eine! Du wirst dir auf Dauer schon helfen lassen müssen.«

Mona nickte ergeben. »Sag Franzi, dass ich ihre Idee und das Angebot supernett finde. Ich komme bei Bedarf darauf zurück. Vorher beherzige ich deinen Rat und versuche es mit Basti über Skype und Facebook.«

Tja, schade, dass Benni in England kein Skype hatte und von Mrs Ingrimm garantiert die Handys eingesammelt worden waren.

 

Aber was Skype anging, hatte ich mich getäuscht. Als ich Franzi am Abend kurz von meinem Treffen mit Mona Bericht erstattete, da wählte sich plötzlich ein unbekannter Teilnehmer in unsere Konversation ein.

Oh, mein Gott! Ich dachte, ich kippe vom Hocker! Das war doch Bennis Stimme.

»Ist das Benni?«, fragte Franzi auch sofort.

»Äh, nein, äh, ja, äh, vielleicht …«, stammelte ich. »Ich, äh, mache dann mal Schluss …«

Brutal kickte ich Franzi aus der Verbindung, nur um mich stotternd und stammelnd bei Benni zu blamieren.

Ich hörte ihn lachen und erstarrte.

»Hallo? Kiki? Warum sagst du denn gar nichts mehr?«

»Ich, äh … sag du doch mal was!«

»Was denn?«

»Wie es dir geht, zum Beispiel …«

»Gut, und dir?«

»Auch gut. Wie ist Mrs Ingrimm?«

»Ganz nett … ein bisschen streng, sie hat die Handys eingesammelt …«

»Ich weiß, das macht sie bei jeder Klassenfahrt. Wieso kannst du skypen?«

»Wir sind hier in einem Studentenheim, da haben die Internet …«

»Toll … aber … äh … die Verbindung rauscht ziemlich …«

»Ja, ich krieg auch kein Bild von dir …«

»Hab die Kamera gar nicht an.«

»Magst du sie für mich anschalten?«

»Ich sehe aber ganz schlimm aus, verfroren und ich hab einen Pickel auf der Stirn …«

»Bin ich auch, verfroren. Die Engländer sind ja so was von abgehärtet, im Haus ist es nie wärmer als 17 Grad … Ich bin total erkältet. Willst du sehen?«

Mir kamen die Tränen, als Benni plötzlich auf meinem Bildschirm auftauchte. Er fröstelte wirklich, hatte einen dicken Schal um den Hals gewickelt, die Nase schien zu tropfen und die Augen trieften … ach, der Arme.

Ich schaltete meine Kamera ebenfalls ein. Nun war es egal, wenn er keine Probleme mit seinem Aussehen hatte, dann hatte ich auch keine …

»Ich mag dich so, Kiki … die Kälte auf den Wangen steht dir. Wir drehen einen Winterfilm … und du bist meine Schneekönigin.«

»Wenn du die aus dem Märchen von Hans Christian Andersen meinst, dann war das aber eine ganz böse Person …«, warf ich ein.

»Stimmt … da hast du recht … die Rolle passt gar nicht zu dir … dann lieber Schneewittchen …«

»Klar«, konnte ich nicht umhin ihn zu necken. »Und die Gorillas aus meiner Klasse spielen die Zwerge!«

Wir lachten gleichzeitig los und Bennis Gelächter endete in einem lautstarken Dauerniesen.

»Du, Kiki, ich mach Schluss«, stieß er dazwischen hervor. »Ich melde mich, sobald ich kann, wieder. Erreiche ich dich um diese Zeit immer gut?«

»Doch, ja, so vorm Abendessen passt das. Ich freue mich!«

»Ich auch … trägst du mich in die Film-AG mit ein, wenn die Listen schon aushängen sollten?«

»Klar, mache ich. Das wird so toll.«

»Das wird es. Ich habe schon ein paar coole Ideen.«

»Ich auch …«

»Super! Mach’s gut, Kiki.«

»Du auch …«

Ich liebe dich, wollte ich sagen, aber mein innerer Coach brüllte mir förmlich ins Ohr: Untersteh dich! Damit jagst du jeden Jungen in die Flucht! Erinnere dich bitte, wie allergisch du selber schon mal auf Liebesschwüre reagiert hast.

Ja, hatte ich, aber die waren ja unerwünscht und Benni würde …

Was würde Benni? Du hast doch gar keine Ahnung, was er würde. Was macht dich so sicher, dass es auch bei ihm Liebe ist?

Ich weiß es eben, dachte ich wütend. Aber als ich den Computer ausschaltete und zum Abendessen hinüberging, musste ich mir eingestehen, dass ich Benni noch viel zu wenig kannte, um mir seiner Gefühle wirklich sicher sein zu können. Wie blöd, dass er in England war!

 

Beim Abendessen kam mein Vater natürlich mal wieder auf sein Lieblingsthema zu sprechen. Die bevorstehenden Zeugnisse.

»Ich will deswegen jetzt noch keine Familienkonferenz einberufen«, sagte er mit aufgesetzt ernster Miene. »Aber euch sollte klar sein, dass die Schule das Wichtigste in eurem Leben ist. Sie ist für euch so bedeutend wie für uns unsere Arbeit. Schüler zu sein ist also auch eine Art Beruf, in dem man seine Pflichten gewissenhaft erfüllen muss.«

»Leider kriegt man kein Gehalt dafür«, meinte mein Bruder, der Scherzkeks, respektlos. »Ein regelmäßiges Schülergehalt würde meine Motivation sehr verstärken.«

Ich konnte ein Grinsen nicht zurückhalten. Denn bei mir war es nicht anders. Schule als Job zu sehen, machte wirklich nur Sinn, wenn man dafür auch bezahlt wurde. Und zwar nicht zu knapp. Leute wie Sägebrecht und Fächer wie Mathe und Erdkunde zu ertragen, rechtfertigte fast schon eine Gefahrenzulage.

Meinem Vater ging natürlich erwartungsgemäß jeder Humor in dieser Sache ab.