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Stephanie Raatz

Ein Funke Hoffnung in der Dunkelheit


für meine Mutter, die nie ihren Glauben an mich aufgegeben hat


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Er spürte es in seinem Inneren pulsieren. Dunkel und brennend. Die Lust, die in ihm brannte, die ihn zu verzehren schien, war so unwirklich und wie eine Qual, schien sie ihn zu zerreißen, gar innerlich aufzufressen. So als wäre sie ein Geschwür, das in ihm wucherte und langsam all seine Organe angriff und zerfraß.
"Gib mir Deine Hand", Serafina's Hand lag ausgestreckt vor ihm.
Er wußte, dass sie seine Qual lindern wollte, dass es ihr auch für den Augenblick gelang, doch kaum war sie wieder fort, da war dieses Sehnen in ihm wieder da und unweigerlich überkam es ihn wieder. Diese tiefe, schmerzhaft süße Lust, die ihn dazu antrieb, Dinge zu tun, die er nicht tun wollte.
"Nein", er wehrte die zartgliedrige Hand ab.
Er wollte ihr nicht wieder einen Teil ihrer Kraft nehmen, er wollte sie nicht schwächen. So oft hatte er schon dankbar ihre Hilfe angenommen, sich für wenige Augenblicke den Genuß gegönnt, normal zu sein, doch irgendwann mußte das vorbei sein. Und irgendwie schien der richtige Moment dafür gekommen zu sein. Er mußte es beenden - seine Abhängigkeit zu ihr, seine sinnlosen Selbsttäuschungsmanöver. Er war, was er war, eine Ausgeburt der Hölle, ein dunkles Wesen der Schattenwelt, befähigt zu töten, um zu leben.
"Stoss mich nicht weg, Damien", ihre sanfte und zugleich glockenhelle Stimme drang in seine Überlegungen.
"Geh Serafina, geh, so lange ich noch die Kraft dazu habe", tönte seine dunkle Stimme durch die Katakomben, hallte an den Wänden nieder und schien alles auszufüllen.
Doch sie blieb und reichte ihm abermals die Hand. Und er konnte doch nicht widerstehen, konnte nicht fliehen und sich seinem Schicksal ergeben. Die süße Verlockung der Normalität, der Realität zu entfliehen, war zu groß, zu unbändig.
So ergriff er ihre Hand, legte sie auf seine Brust und spürte den Fluß der positiven Energie, die ihn augenblicklich durchflutete.
Ihre Augen schlossen sich, blaue Augen, klar wie Wasser, rein wie ihre Seele. Serafina, seine Gesandte des Guten, sein göttliches Wesen, sie spürte nun den Schmerz, den er nicht mehr erdulden mußte. Ihre blasse Hautfarbe wurde noch blasser und während er sich frei und hinfort aller Dunkelheit fühlte, so führte sie einen inneren Kampf mit dem Bösen, welchen sie doch schlußendlich immer gewann.
Doch heute schien alles anders. Er konnte nicht erlauben, dass sie sich immer wieder diesem Kampf stellte. Wer war er, dass er dieses Geschenk annahm und nichts zurück geben konnte?