Cover

titel.jpg
step_logo.png
STEP stammt aus den USA und ist dort führend unter mittlerweile mehr als 500 Elterntrainings. Die Kursreihe basiert auf dem STEP Modell der Familientherapeuten Don Dinkmeyer Sr. Ph.D., Gary D. McKay Ph.D. und Don Dinkmeyer Jr. Ph. D. und auf den Forschungsergebnissen der Individualpsychologen Alfred Adler und Rudolf Dreikurs.
Das STEP Konzept:
Die Teenagerjahre als Entwicklungsphase verstehen, die neue Elternrolle annehmen:
STEP vermittelt Informationen über diese Phase der Veränderung, u. a. über den Einfluss von Medien, von Gleichaltrigen, Sexualität und Drogenkonsum.
STEP hilft uns, über unsere Rolle als Erziehende nachzudenken. Wir lernen, loszulassen und gleichzeitig Orientierung zu geben, Freiräume und Rechte mit Verantwortung und Pflichten zu verknüpfen.
Neue Perspektiven erkennen:
STEP hilft uns, sowohl das Verhalten unserer Teenager zu verstehen und bewusst anders als erwartet zu reagieren, als auch unsere Haltung zu überdenken und eventuell zu ändern. Wir schaffen die Voraussetzungen für Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung basieren.
Respektvolle Kommunikation praktizieren:
STEP hilft uns, durch »aktives Zuhören« und »Ich-Aussagen« so mit unserem Teenager zu sprechen, dass er sich verstanden fühlt und uns zuhört.
Ermutigung leisten:
STEP hilft uns, durch Ermutigung das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl unseres Teenagers zu fördern.
Kooperation fördern:
STEP hilft uns, unseren Teenager dazu anzuleiten, Verantwortung für seine eigenen Probleme zu übernehmen bzw. mit anderen zu kooperieren, um Probleme zu lösen.
Disziplin einüben:
STEP hilft uns, die Selbstdisziplin unseres Teenagers zu fördern, indem wir ihm ermöglichen, Entscheidungen innerhalb angemessener Grenzen zu treffen und aus den Konsequenzen seiner Entscheidungen zu lernen.
Den Mut entwickeln, nicht perfekt zu sein:
STEP hilft uns, Fehler als Erfahrungswert zu verbuchen und mutig nach vorne zu blicken.
Über die Autoren
Dr. Don Dinkmeyer, Sr., Autor innovativer und erfolgreicher Trainingsprogramme für Eltern, hat mehr als 20 Bücher und über 100 Zeitschriftenartikel veröffentlicht.
  
Dr. Gary McKay und Joyce L. McKay sind approbierte Psychologen und Mitglieder der amerikanischen Gesellschaft für Ehe- und Familienberatung. Zahlreiche Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Erziehungsberatung.
  
Dr. Don Dinkmeyer Jr., Professor an der Western Kentucky University, ehemals Präsident der Nordamerikanischen Gesellschaft für Adlerianische Psychologie, Autor zahlreicher Bücher auf dem Gebiet der Beratung und Therapie.
Über die Herausgeberinnen
Trudi Kühn hat nach ihrer pädagogisch-philologischen Hochschulausbildung an einem Gymnasium in Hamburg unterrichtet, viele Jahre in London gelebt und Fortbildungen, insbesondere in der Humanistischen Psychologie absolviert sowie als Trainerin für Verhandlungsführung gearbeitet. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Düsseldorf.
  
Roxana Petcov ist Sprachwissenschaftlerin und hat sich im individualpsychologischen Bereich fortbilden lassen. Sie hat die Fremdsprachenabteilung eines Erwachsenen-Weiterbildungsinstituts geleitet und im Qualitätsmanagement gearbeitet. Sie ließ sich bei Dr. Don Dinkmeyer Jr. in den USA zur STEP Kursleiterin ausbilden. Sie ist verheiratet, Mutter zweier erwachsener Kinder und lebt in Düsseldorf.
Impressum
Dieses E-Book ist auch als Printausgabe erhältlich
(ISBN 978-3-407-22883-3)
Titel der Originalausgabe: Parenting Teenagers, Systematic Training for Effective Parenting of Teens (STEP)
by Don Dinkmeyer Sr., Gary D. McKay, Joyce L. McKay, Don Dinkmeyer Jr.
© 1998, AGS® American Guidance Service, Inc.
All rights reserved. English language edition published exclusively
by AGS® American Guidance Service, Inc.,
4201 Woodland Road, Circle Pines, Minnesota 55014-1796 USA
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen
als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen
Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine
Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk
eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen
Bildungseinrichtungen.
www.beltz.de
6. Auflage 2015
Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe:
© 2005 Beltz Verlag, Weinheim und Basel
Umschlaggestaltung: Federico Luci, Odenthal
unter Verwendung des Logos von InSTEP® Weiterbildungsinstitut, Düsseldorf
Umschlagabbildung: © picture services, Mittenwald
E-Book: Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza
ISBN 978-3-407-22254-1

Inhalt

Zum Geleit
Von Professor Klaus Hurrelmann
Vorwort der Herausgeberinnen
Vorwort der Autoren
1 Wir verstehen uns und unseren Teenager
Es ist nicht zu spät
Welcher Erziehungsstil wird uns helfen, unser Ziel zu erreichen?
Die Teenagerjahre sind eine Zeit der Veränderung
Wozu zeigt ein Teenager Fehlverhalten?
Wie beginnen wir damit, eine bessere Beziehung aufzubauen?
2 Wir ändern unsere Reaktion auf unseren Teenager
Was können wir tun, wenn unser Teenager Fehlverhalten zeigt?
Wodurch werden Teenager entmutigt?
Woher kommen Wertvorstellungen und Überzeugungen?
Wie können wir gute Zuhörer werden?
3 Wir kommunizieren respektvoll und ermutigen
Wie drücken wir uns so aus, dass unser Teenager zuhört?
Wie bauen wir das Selbstbewusstsein unseres Teenagers auf?
Was ist der Unterschied zwischen Lob und Ermutigung?
Gibt es andere Möglichkeiten zu ermutigen?
4 Wir ermutigen unseren Teenager, zu kooperieren und Probleme zu lösen
Wie können wir mit Problemen umgehen?
Wie lösen wir Probleme gemeinsam?
Wie können »Familienkonferenzen« die Beziehung zu unserem Teenager verbessern?
5 Wir lassen Konsequenzen folgen, um Verantwortungsbewusstsein aufzubauen
Sind Disziplin ausüben und Strafen das Gleiche?
Wie können wir Disziplin sinnvoll einsetzen?
Wie lassen wir Konsequenzen folgen?
Konsequenzen: Zwei Beispiele
Richtlinien beim Einsatz von Konsequenzen
6 Was machen wir, wenn …? – Teil 1
Wie entscheiden wir, was wir tun werden?
Wie verhalten wir uns beim Thema »Schule«?
Wie gehen wir mit Stimmungsschwankungen unseres Teenagers um?
Wie verhalten wir uns bei Schlankheitskuren und schlechten Essgewohnheiten?
Wie gehen wir mit Wut und Gewalt um?
7 Was machen wir, wenn …? – Teil 2
Was ist zu tun, wenn Geschwister sich streiten?
Wie reagieren wir auf Lügen und Stehlen?
Was ist mit Liebe, Partnerschaft, Sexualität und Sex?
Was tun wir, wenn es um den Gebrauch von Alkohol und anderen Drogen geht?
Wie begleiten wir unsere Kinder beim Umgang mit den neuen Medien?
Sie haben einen weiteren Schritt gemacht
Wie geht es weiter?
Literaturhinweise

Zum Geleit

In allen westlichen Gesellschaften beginnt die Lebensphase »Jugend« heute sehr früh. Die Kindheit ist beendet, wenn die »Geschlechtsreife« einsetzt und sich das Mädchen zur jungen Frau und der Junge zum jungen Mann mausert. Der biologische und psychologische Umbruch, der mit der Pubertät einhergeht, scheint in seinen Strukturen und Formen genetisch ziemlich fest programmiert zu sein. Das gilt aber nicht für den Zeitpunkt. Er hat sich in den letzten beiden Jahrhunderten jeweils um zwei bis drei Jahre im Lebenslauf nach vorne verlagert. Wahrscheinlich sind hierfür die Ernährungsgewohnheiten und das gesamte Lebensumfeld moderner Gesellschaften verantwortlich. Jedenfalls hat eine Vorverlagerung und Beschleunigung der Pubertät von 1800 bis heute um wahrscheinlich fünf bis sechs Jahre stattgefunden.
Viele Eltern sind durch diesen sehr frühen Eintritt der Pubertät und damit der »Teenagerzeit« überrascht. Es ist ja nicht nur die körperliche und psychische Veränderung des eigenen Kindes, die sie staunend und irritiert zur Kenntnis nehmen müssen. Es ist auch die Beziehung zum eigenen Kinde, die sich von heute auf morgen in ihrer Form verändert. Mit der Teenagerzeit verbunden ist die gleich nach der Geschlechtsreife einsetzende psychische und soziale Distanz, die Jugendliche gegenüber ihren Eltern aufbauen. Eine schmerzliche und mitunter bittere Erfahrung für Mütter und Väter, denn sie werden nun auf Abstand gehalten, kritisch beäugt und kommentiert und nicht selten auch in öffentlichen Situationen bloßgestellt.
Es gehört zur Teenagerzeit, sich von den Eltern abzunabeln und das auch nach außen zu demonstrieren. Das Jugendalter ist die Zeit im Leben, in der eine unverwechselbare eigene Persönlichkeit aufgebaut werden muss und in der hierfür eine breite Fülle von Entwicklungsaufgaben zu bewältigen ist. Eine dieser Entwicklungsaufgaben, die jeder junge Mann und jede junge Frau zu bewältigen hat, besteht darin, zu den eigenen Eltern ein neues, selbstständiges und ausgereiftes Verhältnis zu gewinnen und sich als Person ihnen gegenüber zu verselbstständigen.|7|
Mit diesen Ablösungs- und Verselbstständigungsbemühungen des eigenen Kindes können Eltern nur dann angemessen umgehen, wenn sie die Zeit nicht zurückdrehen möchten. Mit der Pubertät des eigenen Kindes beginnt nicht nur ein neuer Abschnitt im Leben des Jugendlichen, sondern auch im Leben des Erwachsenen, des Erziehenden. Diese Lektion müssen Eltern lernen, so schwer sie ihnen auch manchmal fällt. Mit dem Eintritt ihres Kindes in das Teenageralter stehen Mütter und Väter vor einer neuen Entwicklungsaufgabe für sie selbst und für ihr Kind – eine echte Herausforderung. Sie müssen sich an völlig veränderte Bedingungen anpassen und eine neue angemessene Haltung ihrem Kind gegenüber einnehmen.
Das vorliegende Elternbuch setzt sich mit allen Aspekten des Teenagerseins auseinander und macht Vorschläge, wie Mütter und Väter auf diese neue Lebensphase ihrer Kinder am besten eingehen können. Wahrscheinlich ist es gegenüber der vorigen Generation von Eltern heute schwieriger geworden, mit dem jugendlichen Kind umzugehen. Umso wichtiger ist es, keine Scheu vor Hilfen und Unterstützungen zu zeigen und sich unbefangen Rat zu holen. Die langjährigen Erfahrungen amerikanischer STEP Elterntrainer und -trainerinnen kommen hier gerade recht. Trudi Kühn und Roxana Petcov haben nun auch das dritte Elternbuch, das sich mit der Gruppe der Teenager beschäftigt, ins Deutsche übertragen und schließen damit eine Lücke in der Informations- und Ratgeberliteratur für Eltern.|8|
Schon die beiden ersten Bände, die sich auf die 0- bis 6-jährigen und die 6- bis 12-jährigen Kinder beziehen, haben in Deutschland eine überwältigende Resonanz gefunden. Ich bin sicher, dass auch der neue Band wieder auf großen Bedarf treffen wird. Das STEP Konzept mit seinen inzwischen auch in Deutschland sehr stark verbreiteten Elternkursen findet besonders große Resonanz bei Eltern, weil es nicht auf ein billiges Einüben von Erziehungstechniken ausgerichtet ist, sondern an einer Entwicklung von gegenseitigen Beziehungen zwischen Eltern und ihren jugendlichen Kindern orientiert ist und das Ziel hat, das Leben miteinander anregend und bereichernd zu gestalten. Diese Grundhaltung und pädagogische Idee durchzieht auch das vorliegende Buch, das von vielen Eltern schon dringlich erwartet worden ist.
Klaus Hurrelmann,
Professor an der Universität Bielefeld
|9|

Vorwort der Herausgeberinnen

Alle Eltern wollen das Beste für ihre Kinder – natürlich auch für ihre Teenager. Alle Eltern möchten gesunde, selbstbewusste, einfühlsame, kooperative, glückliche, konflikt- und beziehungsfähige Kinder erziehen, die als Erwachsene im Einklang mit sich selbst sind und mit beiden Beinen im Leben stehen.
Während unsere Kinder – insbesondere unsere Teenager – heranwachsen, stellen wir fest, dass wir zwar noch immer unser Erziehungsziel haben, wir jedoch im hektischen, oft stressigen Alltag zuweilen nicht wissen, wie wir »das Beste« erreichen – wir wissen nicht, wie wir tagtäglich am Ball bleiben können. Wie schaffen wir es, unser Erziehungsziel im Laufe der Zeit nicht aus den Augen zu verlieren?
Die »Teenagerjahre« verlangen von uns Eltern, scheinbare Widersprüche zu vereinigen: Wir müssen mit Flexibilität auf die vielen Veränderungen reagieren, wir müssen loslassen, immer mehr Freiräume gewähren, damit der Jugendliche aus seinen Entscheidungen lernen und Verantwortungsbewusstsein zeigen kann. Gleichzeitig ist es wichtig, noch immer Vorbild zu sein, Orientierung zu geben und klar nachvollziehbare Grenzen zu setzen. Wir bleiben auf dem Weg zu unserem Ziel, indem wir mit unserem Teenager im Gespräch bleiben. Auch dadurch zeigen wir ihm unseren Respekt, unsere Anerkennung und unsere Liebe.
STEP Das Elternbuch, Leben mit Teenagern hilft uns Eltern, den erzieherischen Herausforderungen während der Teenagerjahre gerecht zu werden und nachhaltig eine bessere Beziehung zu unserem Teenager aufzubauen – sowohl bei normalen Alltagsschwierigkeiten als auch bei größeren Erziehungsproblemen. Die Bandbreite der Herausforderungen, denen wir uns als Eltern gegenübersehen, reicht von verbalen Entgleisungen, Überempfindlichkeit, Launenhaftigkeit und Respektlosigkeit unseres Teenagers bis hin zu aggressivem Verhalten zu Hause und in der Schule und zu Drogenmissbrauch.|10|
STEP gibt uns Eltern Hilfe zur Selbsthilfe, damit wir durch das Auf und Ab, das der Abnabelungs- und Reifungsprozess der Jugendlichen mit sich bringt, und trotz aller Anfechtungen im Alltag am Ball bleiben. Mit STEP können wir lernen, Entwicklungen und Erfahrungen als fruchtbaren Lernprozess für beide – Eltern und Teenager – wahrzunehmen. Die Haltung, die dem vorliegenden Elternbuch zugrunde liegt, ist lebensbejahend und wertschätzend und hilft uns Eltern, auch in Krisenzeiten das Verhalten unseres Teenagers getrennt von seiner Person zu sehen – »die Tat vom Täter zu trennen«.
Mit STEP können wir als Eltern lernen, unser Erziehungsziel auch während der auf- und anregenden Teenagerjahre im Auge zu behalten und mit Herz und Verstand zu erziehen.
Wir, die Herausgeberinnen des STEP Programms im deutschsprachigen Raum – Trudi Kühn und Roxana Petcov –, freuen uns, mit STEP Das Elternbuch, Leben mit Teenagern, das dritte STEP Elternbuch anbieten zu können.
Im vorliegenden Elternbuch wird STEP speziell als Erziehungskonzept für die Altersgruppe der Teenager vorgestellt. Das Buch ist sowohl zum Selbststudium als auch als Trainingsmaterial für STEP Elternkurse geeignet. Für ein optimales Ergebnis, d. h. eine in relativ kurzer Zeit erkennbare Änderung des Verhaltens unser Kinder, eine Verbesserung der Beziehungen und dadurch eine stressfreiere Atmosphäre in der Familie, empfiehlt es sich, an einem STEP Elternkurs teilzunehmen. In den letzten Jahren wird das Angebot der STEP Kurse von immer mehr Eltern begeistert angenommen.
Bei der Selbstreflexion in den STEP Kursen überdenken die Eltern ihre Einstellung den Kindern gegenüber. Sie lernen, ihren Teenager und sein Verhalten aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Die praktischen themenspezifischen Übungen und der Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern unter Anleitung eines/r zertifizierten STEP Kursleiters/in verschaffen den Eltern die notwendige Praxis und das Vertrauen in ihre eigene Fähigkeit, die STEP Prinzipien und Fertigkeiten in den entscheidenden Situationen zu Hause authentisch umzusetzen.|12|
In den STEP Elternkursen wird mit dem STEP Elternbuch, den STEP Trainervideos, anschaulichem visuellem Material, Fallbeispielen und Rollenspielen gearbeitet, die speziell für den Kurs entwickelt wurden. Die Kurse laufen in der Regel jeweils 10 Wochen, wöchentlich jeweils 2–2 1/2 Stunden. Sie sind sowohl für Ehepaare, Alleinerziehende, Adoptiv- und Pflegeeltern sowie für Patchworkfamilien geeignet als auch für alle Menschen, die sich beruflich mit Teenagern beschäftigen.
Die Wirksamkeit eines STEP Elterntrainings – hinsichtlich der Verbesserung der Erziehungskompetenz und der Stärkung der Verantwortungsbereitschaft der Eltern – wurde in den USA in über 60 wissenschaftlichen Studien untersucht und erwiesen.
Für Deutschland fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Evaluation von STEP Elterntraining im Rahmen der Präventionsforschung. Professor Dr. Klaus Hurrelmann von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld führt die Evaluation durch.
Zusätzliche und jeweils neueste Informationen über STEP Elternkurse, aber auch über STEP Kursleiterseminare erhalten Sie auf den folgenden Websites: Bundesrepublik Deutschland: www.instep-online.de, Österreich: www.instep-online.at, Schweiz: www.instep-online.ch.
Dort haben Sie die Möglichkeit, sich über Kursleiter/innen in Ihrer Gegend zu informieren und sich zu einem STEP Elternkurs oder auch zu einem STEP Kursleiterseminar – wenn Sie entsprechende berufliche Voraussetzungen mitbringen – anzumelden. Nur die auf o.g. Websites mit ihrem Profil und ihren Kursterminen vertretenen Multiplikatoren/innen sind zertifizierte STEP Kursleiter/innen und unterliegen den Qualitätsanforderungen des InSTEP Trainernetzwerks.
Wir danken Herrn Professor Klaus Hurrelmann insbesondere für das Vorwort zum vorliegenden Elternbuch, aber auch für seine fachliche Beratung und Unterstützung bei der Adaptionsarbeit.|13|
Der STEP Kursleiterin Frau G. Herrmann gilt unser Dank für das Einbringen ihrer professionellen Erfahrungswerte als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. Des Weiteren möchten wir der STEP Kursleiterin Frau E. Erfmann-Heinrich für ihr engagiertes Feedback danken. Herzlichen Dank an Frau A. Stauten-Eberhardt, STEP Kursleiterin und Medienreferentin, für ihre Unterstützung beim Thema »Umgang mit Medien«.
Die ermutigende Begleitung und kompetente Beratung, die wir durch Frau Anne Ehrensberger und Herrn Peter Haslebacher erfahren durften, soll an dieser Stelle besonders dankbare Anerkennung finden.
Nicht zuletzt gebührt ein besonderes Dankeschön unseren überaus verständnisvollen und hilfsbereiten Familien und Freunden – insbesondere sei hier Frau Ulla Fischer genannt –, ohne deren tatkräftige Unterstützung dieses dritte STEP Elternbuch nur ein Jahr nach den ersten beiden Büchern nicht hätte erscheinen können.
Kommentare von Teilnehmer/innen am STEP Elternkurs »Leben mit Teenagern«:
»Der STEP Kurs ›Leben mit Teenagern‹ hat mir geholfen, ein klareres Bild sowohl meiner Verantwortungsbereiche als auch der meiner Kinder zu entwickeln. Dadurch kann ich jetzt mit gutem Gefühl Verantwortung altersgerecht nach und nach an meine Kinder übergeben. Wir haben alle gelernt, mit den sich ergebenden Konsequenzen zu leben. Mir persönlich, aber auch meinem Mann und unseren Kindern gibt dieses ›Loslassen können‹ ein hohes Maß an Zufriedenheit zurück.«
Petra Zacharias, zwei Kinder, Düsseldorf|14|
»Mit Teenagern zu leben, ihnen Halt zu geben, sie aber auch loszulassen, empfinde ich als eine ganz besondere Herausforderung. Durch STEP fühle ich mich für all die täglichen Anforderungen viel besser gewappnet. Ich fühle mich gelassener, sicherer und bin besser in der Lage, das zuweilen wundersame Verhalten meiner pubertierenden Kinder zu verstehen und konsequent darauf zu reagieren. STEP bringt Ruhe in unruhige Zeiten. Und STEP ist wunderbar alltagstauglich!«
Bettina Leyer-Pritzkow, drei Kinder, Düsseldorf
»Durch das STEP Elterntraining haben wir gelernt, unseren Alltag harmonischer zu gestalten und aus dem Kreislauf – sich provozieren lassen, aus der Haut fahren, rumbrüllen oder Strafen verteilen – auszubrechen. STEP ist einerseits leicht umzusetzen, andererseits aber verblüffend effektiv. Gegenseitiger Respekt spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir haben erfahren, dass Kommunikation viel wirkungsvoller ist als einseitige Elternmonologe und dass die Jugendlichen im Endeffekt zufriedener sind, wenn ihnen konsequent Grenzen gesetzt werden. Die Anwendung von STEP hat letztendlich bewirkt, dass wir wieder viel mehr gemeinsam mit unseren Teenagern lachen.«
»Was mich angeht, fühle ich mich viel mehr an der Erziehung beteiligt. Meine Einstellung gegenüber ›Fehlverhalten‹ hat sich zum Positiven verändert. Woran ich noch arbeiten möchte ist, unsere Jugendlichen mehr als bisher zu ermutigen. Im Alltag achte ich weiter darauf, dass sie Verantwortungsbewusstsein und Eigenverantwortung entwickeln, indem sie die möglichen Konsequenzen ihres Verhaltens selber tragen. Außerdem ist mir wichtig, mit ihnen zusammen alternative Problemlösungsstrategien zu entwickeln.«
Barbara und Anders Lie, drei Kinder, Düsseldorf
Für Fragen und Kommentare steht Ihnen unsere Emailadresse mail@instep-online.de zur Verfügung.
Trudi Kühn, Roxana Petcov
Düsseldorf, im November 2014|15|

Vorwort der Autoren

Eltern eines Teenagers zu sein ist lohnenswert, aufregend und eine Herausforderung.
Möglicherweise empfinden wir als Eltern eine gewisse Trauer, wenn wir spüren, dass unsere Tochter oder unser Sohn aus dem Kindesalter herauswächst. Vielleicht machen wir uns auch Sorgen wegen Sex, Drogen, Gewalt, Essstörungen, Schulnoten oder Freunden. Manchmal geraten wir in Panik, wenn wir der veränderten Wertvorstellungen und Überzeugungen unseres Teenagers gewahr werden. Zu einem anderen Zeitpunkt wiederum freuen wir uns zu sehen, wie unser Teenager wächst und gedeiht. Viele Eltern sind sehr glücklich, die neue Person »kennenzulernen«, die ihren allmählich reifer werdenden Teenager ausmacht.
Es gibt Zeiten, in denen wir glauben, dass wir bei unserer erzieherischen Aufgabe versagt haben. Viele von uns sind zudem überzeugt, dass wir unseren Teenager – eben weil er praktisch ein Erwachsener ist – nicht beeinflussen oder die Beziehungen in der Familie nicht verbessern können.
Wir, die Autoren des STEP Programms, glauben, dass der Lohn, den die Erziehung unseres Teenagers mit sich bringt, die Herausforderungen bei weitem überwiegt. Mit erzieherischen Fertigkeiten und Verständnis können wir unseren Teenager dahin führen, verantwortungsbewusst, kooperativ und gleichzeitig selbstständig zu sein. Indem wir ihm in dieser Entwicklungsphase Liebe und Orientierung geben, bauen wir eine starke, erfüllende, positive Beziehung zu unserem Teenager auf. Auch Eltern, die sich mit ernsthaften Problemen mit ihrem Teenager konfrontiert sehen, können mit STEP wirksamere Wege finden, um mit ihrem Teenager zurechtzukommen und ihm zu helfen.
STEP Das Elternbuch, »Leben mit Teenagern« bietet uns als Eltern praktische Möglichkeiten, genau das zu tun. Die Anwendung der STEP Prinzipien und Fertigkeiten im Alltag hilft uns, unsere Beziehung zu unserem Teenager zu verbessern. STEP unterstützt uns dabei, die besten Eltern zu sein, die wir sein können.|16|
Wenn Sie STEP im Selbststudium erarbeiten möchten, schlagen wir Ihnen vor, Ihr Tempo so zu bestimmen, dass Sie sich je eine Woche mit einem Kapitel beschäftigen. Lesen Sie jedes Kapitel in der vorliegenden Reihenfolge. Während der jeweils folgenden Woche arbeiten Sie sich durch die empfohlenen Aktivitäten und Tabellen. Nehmen Sie sich die Zeit, besonders die Aktivitäten durchzuführen, die folgende Überschriften tragen: »Aufgabe der Woche«, »Nur für Sie« und »Für Ihre Familie«. Wenn Sie bereit sind, sich mit Selbstdisziplin an diese Vorgehensweise zu halten, wird Ihnen dieses Buch helfen, Ihre nächsten Schritte als Eltern zu gehen.
Natürlich ist der Besuch eines STEP Elternkurses die beste Möglichkeit für Eltern, ihre neuerworbenen Erziehungsfertigkeiten auch nachhaltig erfolgreich im Alltag umzusetzen.
Dr. Don Dinkmeyer Sr., Autor innovativer und erfolgreicher Trainingsprogramme für Eltern, Lehrer und Erzieher, hat mehr als 20 Bücher und über 100 Zeitschriftenartikel veröffentlicht. Präsident des Kommunikations- und Motivationstrainingsinstituts in Coral Springs, Florida.
Dr. Gary McKay und Joyce L. McKay sind approbierte Psychologen und Mitglieder der amerikanischen Gesellschaft für Ehe- und Familienberatung. Zahlreiche Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Erziehungsberatung.
DR. DON DINKMEYER JR., Professor an der Western Kentucky University, ehemals Präsident der Nordamerikanischen Gesellschaft für Adlerianische Psychologie, Autor zahlreicher Bücher auf dem Gebiet der Beratung und Therapie.|17||18|
1
Wir verstehen uns und unseren Teenager
In diesem Kapitel befassen wir uns mit folgenden Themen:
Wir stehen der erzieherischen Herausforderung gegenüber, unserem Teenager zu helfen, selbstbewusst, verantwortungsvoll und unabhängig zu sein.
Wir helfen unserem Teenager, indem wir alles tun, um unsere Beziehung zueinander zu verbessern.
Respekt ist die Basis einer positiven Beziehung.
Das Verhalten unseres Teenagers ist zielgerichtet. |19|
BEISPIEL
Frau T. kommt an einem Freitagabend von der Arbeit nach Hause. Der 15-jährige Daniel begrüßt seine Mutter an der Tür. Er sagt zu ihr: »Heute Abend nach dem Fußballspiel gehe ich zu Paul zu einer Party.« Frau T. setzt ihre Einkaufstaschen ab und fragt: »Wer ist Paul?« Daniel seufzt ungeduldig: »Ein Typ aus der Schule – er ist jünger als ich. Vor dem Spiel esse ich bei Michael. Du musst mich hinfahren.«
»Moment mal«, sagt Frau T. »Ich komme gerade nach Hause. Wir müssen darüber sprechen.« Daniel ist wütend und wird laut: »Mama, ich muss jetzt gehen. Ich habe Michael versprochen, um sechs Uhr dort zu sein. Wenn wir zum Spiel zu spät kommen, ist es meine Schuld.« Frau T. versucht ruhig zu bleiben. »Weiß Michaels Mutter, dass du zum Abendessen zu ihnen kommst? Wie kommt ihr zum Fußballplatz?« Daniel rollt mit den Augen und erwidert gereizt: »Wir nehmen den Bus. Nach dem Spiel fahre ich zusammen mit Paul zu ihm nach Hause.« »Werden die Eltern von Paul zu Hause sein?«, möchte Frau T. wissen. »Mama«, sagt Daniel, »Es ist die Wohnung seines Vaters – und der wird zu Hause sein!«
Frau T. stellt fest: »Ich glaube, ich rufe mal besser Pauls Vater wegen dieser Sache an.« »Mama!«, schreit Daniel wütend, »Ich hab dir doch gesagt, dass er zu Hause sein wird! Wenn du anrufst, ist das wahnsinnig peinlich für mich! Warum glaubst du mir nicht?« Frau T. beginnt zu antworten: »Natürlich glaube ich dir, Daniel. Es ist nur …« Daniel unterbricht sie unwirsch: »Kannst du mich zu Michael fahren oder nicht?« Frau T. meint weiter: »Daniel, ich muss mehr darüber wissen, was du vorhast.« Daniel schreit: »Warum bist du so komisch? Keiner von den anderen Eltern macht so ein Getue wegen eines Fußballspiels und einer Party!« Er rennt in sein Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu. Frau T. schließt ihre Augen und seufzt. Sie fragt sich: »Wo ist der Junge geblieben, der immer so zuvorkommend und fröhlich war?«|20|
Als Eltern von Teenagern wissen wir wahrscheinlich alle, wie sich Frau T. fühlt. Das Kind, das einst so einsichtig war, rebelliert jetzt, hat sich einen rauen Umgangston zugelegt und ist forsch und respektlos. Unser Kind, das einst gerne mit der Familie zusammen war, hat jetzt nur noch Zeit für seine Freunde. Wir fragen uns vielleicht: »Weshalb passiert das? Wie können wir unseren Teenager dazu bringen, uns zu respektieren und zu kooperieren? Ist es zu spät?«
Sie können Ihr Kind nicht zwingen, sich zu ändern. Sie können jedoch Ihre Beziehung zu Ihrem Kind ändern.

Es ist nicht zu spät

Unser Teenager ist kein Kind mehr – und noch kein Erwachsener. Keiner von uns kann die Zeit zurückdrehen. Ist es zu spät, unserem Teenager zu helfen, mehr Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln und sich kooperativ zu verhalten? Nein.
Viele Eltern möchten eine schnelle Lösung finden für die Probleme, die sie mit ihren Kindern haben. Im Grunde genommen ist es unmöglich, unseren Teenager »in Ordnung zu bringen«. Wir können ihn nicht dazu zwingen, etwas Bestimmtes zu tun. Wir können jedoch an unserer Beziehung zu unserem Teenager arbeiten. Wir können damit beginnen, eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der wir gemeinsam Probleme lösen. Wir können die Art ändern, wie wir mit unserem Teenager kommunizieren. Sobald wir beginnen, unsere Einstellung und unseren Umgang miteinander zu ändern, wird sich sehr wahrscheinlich auch die Beziehung zu unserem Teenager verändern.
Es ist nicht zu spät. Aber die Veränderung muss von uns ausgehen. Die einzige Person, die wir ändern können, sind wir selbst.|21|
Erzieherische Fähigkeiten sind erlernbar
Um Eltern zu sein, brauchen wir bestimmte Fertigkeiten, die wir erlernen und üben können. Dadurch verbessern wir unsere erzieherischen Fähigkeiten. Wir lernen
unseren Teenager – und uns selbst – mit Respekt zu behandeln;
die Ziele des Fehlverhaltens zu verstehen und unsere Reaktion zu ändern;
wie wir unseren Teenager ermutigen können;
auf die Gefühle unseres Teenagers zu achten;
unseren eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, damit unser Teenager eher bereit ist, uns zuzuhören;
unseren Teenager zu ermuntern, Entscheidungen zu treffen und aus ihnen zu lernen;
auf positive und effektive Art und Weise Disziplin auszuüben.
Das STEP Elternbuch, »Leben mit Teenagern« kann uns helfen, unseren erzieherischen Herausforderungen gerecht zu werden. Es kann uns helfen, Wege zu beschreiten, die zu einer besseren Beziehung mit unserem Teenager führen. Wir gehen einen Schritt nach dem anderen. Wir üben, was wir gelernt haben. Wenn wir das regelmäßig tun, werden unsere Fertigkeiten und unser Vertrauen in uns selbst wachsen.
Die erzieherische Herausforderung für uns Eltern
Während wir an unseren Fertigkeiten arbeiten, behalten wir die Ziele unserer Erziehung im Auge. Wir wollen
unseren Teenager ermutigen, gesund, voller Selbstvertrauen und kooperativ zu sein;
eine tragfähige, erfüllende Beziehung zu unserem Teenager aufbauen;
unserem Teenager helfen, ein verantwortungsbewusster Erwachsener zu werden.|22|
Die drei Erziehungsstile
1.Befehle erteilen
Bei diesem Erziehungsstil setzen die Eltern viele Grenzen. Sie versuchen ihren Teenager zu kontrollieren. Sie geben dem Teenager wenig oder gar keine Freiheit.
2.Zu oft gewähren lassen oder nachgeben
Bei diesem Erziehungsstil geben die Eltern dem Teenager viel Freiraum, setzen jedoch wenige oder keine berechenbaren und zuverlässigen Grenzen.
3.Entscheidungsmöglichkeiten anbieten
Bei diesem Erziehungsstil finden die Eltern ein Gleichgewicht zwischen Freiräume gewähren und Grenzen setzen. Sie zeigen – und erwarten – Respekt.

Welcher Erziehungsstil wird uns helfen, unser Ziel zu erreichen?

Die Art, wie wir mit unserem Teenager umgehen, bezeichnen wir als Erziehungsstil.
Es gibt viele Erziehungsstile. Die drei häufigsten sind Befehle erteilen, zu oft gewähren lassen bzw. nachgeben und Entscheidungsmöglichkeiten anbieten.
Es gibt nur wenige Menschen, die ausschließlich einem Stil folgen. Aber jeder von uns bevorzugt einen der drei Erziehungsstile. Während wir lesen, denken wir über unseren eigenen Erziehungsstil nach. Wir fragen uns:
Befehle erteilen
Einige Eltern glauben, dass sie einen Teenager zwingen können zu gehorchen. Sie glauben, dass sich das Familienleben verbessern wird, wenn sie »hart bleiben« und darauf bestehen, dass der Teenager ihre Anordnungen befolgt. Manchmal schreien oder schlagen Eltern. Diesen Erziehungsstil bezeichnet man oft auch als autoritär. Eltern, die diesen Erziehungsstil benutzen, neigen dazu, ihren Teenager zu kritisieren. Sie fordern und drohen. Sie verwenden Strafen oder Belohnungen, um zu kontrollieren. Sie erinnern ständig an vergessene Aufgaben und nörgeln. Sie machen Hausaufgaben – Schule insgesamt – zu ihrem Thema. Sie vertrauen ihrem Teenager nicht und bringen ihm keinen Respekt entgegen.
Was lernt der Teenager daraus?
Wenn Eltern Befehle erteilen, reagieren Teenager ganz unterschiedlich. Einige werden wütend und rebellieren in Bereichen und auf Gebieten, die wir nicht kontrollieren können – wie zum Beispiel: Freunde, Schule, Rauchen, Drogen oder Sex. Eltern und Teenager tragen dann einen Machtkampf miteinander aus. Möglicherweise »gewinnt« der eine oder der andere eine Zeit lang. Der Respekt geht jedoch verloren und die Beziehung leidet.
Manchmal sind Teenager, die autoritäre Eltern haben, sehr entmutigt. Diese Teenager glauben, dass ihre Eltern »Recht« haben und sie selbst deswegen im »Unrecht« sind. Sie möchten nicht kritisiert werden und versuchen deshalb alles zu tun, um ihre Eltern zufrieden zu stellen. Sie machen, was die Eltern wollen. An der Oberfläche mag diese Art des Familienlebens ideal aussehen. Schließlich benimmt sich der Teenager sehr gut! Die Eltern scheinen den Machtkampf gewonnen zu haben. Aber der Preis, der für den Sieg bezahlt wird, ist zu hoch. Der Teenager verliert den Respekt vor sich selbst und lernt nicht, für sich selbst zu denken.|24|
Der autoritäre Eriehungsstil hilft nicht, Vertrauen oder Respekt aufzubauen.
Dieser Stil bietet weder Freiräume noch erlaubt er dem Teenager, Verantwortung zu übernehmen.
Der Teenager lernt nicht, für sich selbst zu denken.
Eltern, die ihren Teenager zu oft gewähren lassen bzw. nachgeben, geben ihm die Erlaubnis, Fehlverhalten zu zeigen.
Nachgeben oder zu oft gewähren lassen
Einige Eltern glauben, es sei normal, dass Teenager rebellieren. Sie akzeptieren, dass es schwer ist, mit ihnen zu leben. Sie glauben, dass der beste Weg, mit einem Teenager umzugehen, darin besteht, ihm aus dem Weg zu gehen. Sie geben nach und erlauben ihrem Teenager zu tun, was er will. Sie lassen ihn immer gewähren.
Diese Form der nachgiebigen Erziehung, die keinerlei Grenzen setzt, bezeichnet man auch als laissez faire bzw. antiautoritär. Eltern, die diesen Erziehungsstil praktizieren, vermeiden Konflikte um jeden Preis. Sie fühlen sich machtlos, wenn es um Themen wie Drogenmissbrauch, Sexualität, Vandalismus und Respektlosigkeit gegenüber jeder Form von Autorität geht. Sie haben beschlossen, nicht verhindern zu können, wie sich ihr Teenager in diesen Dinge verhält.
Einige Eltern fühlen sich schuldig. Vielleicht arbeiten sie viel und sehen ihren Teenager selten. Möglicherweise sind sie auch geschieden oder wieder verheiratet. Vielleicht glauben sie, dass sie für ihre Kinder einen Ausgleich schaffen müssen. Deshalb möchten sie auch Probleme lieber nicht angehen.|25|
Indem die Eltern auf diese Weise immer den Wünschen der Kinder entsprechen, zeigen sie für beide keinen Respekt, weder für sich selbst noch für den Teenager. Der Teenager scheint unfähig zu sein, sich und sein Verhalten zu kontrollieren, zu kooperieren oder sich zu verändern. Die Eltern scheinen hilflos und unfähig, ihre Aufgabe als Eltern zu erfüllen.
Was lernt unser Teenager daraus?
Ein Teenager sieht Nachgiebigkeit bzw. eine Erziehung, die keine Grenzen setzt, oft als ein Zeichen der Schwäche. Er scheint dann eine Entschuldigung zu haben, zu machen was er will und sich respektlos zu verhalten. Der Teenager ist möglicherweise schnell dabei, die Macht an sich zu reißen.
Eine Zeit lang fühlt sich der Teenager vielleicht gut, weil ihm erlaubt wird zu tun, was er oder sie (Der Lesbarkeit wegen verwenden wir im Folgenden die männliche Form] möchte. Aber nicht lange!
BEISPIEL
Nadia erzählt der Schulpsychologin, dass sie weiß, dass sie ihrem Vater gleichgültig ist. Sie sagt: »Ich komme immer zwei Stunden später als verabredet nach Hause. Er sagt nie was dazu. Wenn er mich liebt, weshalb sagt er nie etwas, um mir zu zeigen, dass es ihm nicht gleichgültig ist, was mit mir passiert und er sich deshalb Sorgen macht?« Vielleicht liebt Nadias Vater seine Tochter sehr. Aber indem er sie gewähren lässt, teilt er ihr etwas anderes mit.
Wenn Eltern nachgiebig sind oder keine Grenzen setzen, spürt der Teenager, dass seine Eltern ihn nicht respektieren. Er findet es dann schwer, sich selbst zu respektieren. Ohne irgendwelche Grenzen aufzuwachsen, hilft unserem Teenager nicht,
mit anderen auszukommen,
Verantwortungsbewusstsein zu lernen,
mit sich selbst zufrieden zu sein und sich selbst zu mögen.|26|
Auch Sie haben Eltern
Der Erziehungsstil Ihrer Eltern beeinflusst Ihren eigenen Erziehungsstil. Sie akzeptieren und übernehmen ihn oder Sie lehnen ihn ab.
Vielleicht sind Sie erzogen worden zu glauben, dass Sie in allem der/die Beste sein müssen. Aus diesem Grund erwarten Sie möglicherweise auch immer sehr viel von Ihrem Teenager. Vielleicht möchten Sie, dass andere denken, dass Ihr Teenager der klügste, begabteste oder der stärkste ist.
Vielleicht sind Sie erzogen worden zu glauben, dass es Ihnen zusteht, tun zu können, was Sie wollen. Deshalb möchten Sie Ihren Teenager vielleicht zwingen, das zu tun, was Sie wollen. Oder Sie erwarten möglicherweise, dass andere Menschen tun, was Ihr Teenager möchte.
Vielleicht sind Sie erzogen worden, andere zu respektieren. Dann erwarten Sie wahrscheinlich, dass andere Menschen sich genauso verhalten. Sie bringen Ihrem Teenager bei, sich selbst zu respektieren und gleichzeitig Ihnen und ebenso anderen Menschen gegenüber Respekt zu zeigen.
Entscheidungsmöglichkeiten anbieten
Welcher Erziehungsstil hilft uns, unseren Teenager dahin zu führen, dass er sich verantwortungsbewusst verhält? Schauen wir uns den demokratischen Stil an. Ein demokratischer Stil schafft ein Gleichgewicht zwischen Rechten und Pflichten. Er zielt darauf ab, dem Teenager zu helfen, verantwortungsbewusst zu werden, indem die Eltern
Respekt zeigen,
dem Teenager die Möglichkeit geben, Entscheidungen zu treffen.|27|
Der demokratische Stil lässt dem Teenager Raum, für sich zu sprechen; der Teenager bekommt jedoch nicht immer, was er gerade möchte.
Respekt ist wichtig
Unsere Aufgabe als Eltern besteht darin, unserem Teenager Orientierung zu geben, Grenzen zu setzen und Konsequenzen folgen zu lassen und ihn dadurch zu Selbstdisziplin zu erziehen. Aber wir haben auch die Verantwortung, unseren Teenager mit Respekt zu behandeln.
Eltern beklagen sich oft, dass ihr Teenager sie nicht respektiert. Es kommt jedoch auch oft vor, dass wir, die Erwachsenen, dem Teenager gegenüber Respekt vermissen lassen. Wodurch zeigt sich der mangelnde Respekt? Wir nörgeln, schreien, schlagen oder sprechen auf herablassende Weise mit ihm. Vielleicht nehmen wir dem Teenager auch Aufgaben ab, die er selbst erledigen könnte. Zu nachgiebig zu sein, keinen Beitrag von unserem Teenager zu erwarten oder eine Doppelmoral zu verfolgen, ist auch respektlos.
In einer demokratisch geführten Familie wird niemand als mehr oder weniger wichtig erachtet. Wir zeigen Respekt, indem wir unseren Teenager als gleichwertig behandeln.
Bedeutet das, dass wir beide gleich sind? Nein. Wir haben mehr Lebenserfahrung als unser Teenager. Wir tragen mehr Verantwortung. Aber sowohl wir als auch unser Teenager sind menschliche Wesen, die beide Respekt verdienen.
Bedeutet das, dass unser Teenager uns sagen kann, was wir zu tun haben? Bedeutet das, dass unser Teenager keine Disziplin braucht? Nein. Unsere Aufgabe besteht darin, unseren Teenager respektvoll zu leiten und zu führen, ihm Orientierung zu geben.|28|
s_29.png
Eine Doppelmoral führt unseren Teenager nicht dazu, uns Respekt entgegenzubringen.
BEISPIEL
Lisa ist 13. Sie ist seit 30 Minuten am Telefon. Ihre Mutter, Frau Z., möchte telefonieren. Frau Z. gibt ihr ein Zeichen. Lisa sagt zu ihr: »Okay – noch eine Minute.« Zehn Minuten später ist Lisa noch immer am Telefon. Der Anruf von Frau Z. ist nicht dringend. Sie beschließt, ihre Tochter nicht zu unterbrechen.
Schließlich legt Lisa den Hörer auf. Frau Z. sagt: »Ich dachte, du hättest verstanden, dass ich das Telefon brauche.« Lisa erwidert: »Ich konnte nicht auflegen, weil Kerstin ein Problem hat. Sie musste dringend mit mir sprechen.«|29|
Frau Z. meint dazu: »Ich verstehe, dass du mit Kerstin reden musstest. Aber 40 Minuten ist eine lange Zeit. Es muss für mich möglich sein, das Telefon auch zu benutzen, wenn ich es brauche.« Lisa bemerkt dazu: »Manchmal sprichst du auch weiter, wenn ich darauf warte, das Telefon benutzen zu können.« Frau Z. erwidert: »Ich muss jetzt telefonieren. Lass uns am Wochenende zusammen darüber sprechen. Wir werden sehen, ob wir eine Telefonregel aufstellen können, die für uns beide funktioniert.«
Frau Z. hätte Lisas Telefongespräch unterbrechen können. Sie hätte Lisa zwingen können, mit dem Telefonieren aufzuhören. Sie hätte wütend werden können. Sie hätte zu Lisa sagen können: »Ich bezahle die Telefonrechnung und deshalb stelle ich die Regeln auf, wie das Telefon benutzt wird!« Sie hätte sagen können, dass Lisas Gespräche nicht so wichtig sind wie ihre. Aber hätte sich Lisa dann respektiert gefühlt? Würde sie ihre Mutter respektieren? Würde sie kooperieren wollen? Indem Frau Z. Lisa mit Respekt behandelt, öffnet sie eine Türe für Lisa, sich auch respektvoll zu verhalten. Sie bereitet den Weg für Lisa, zu kooperieren und verantwortungsbewusst zu sein.
Bedeutet das, dass Frau Z. nachgiebig handelt? Nein. Frau Z. lässt Lisa wissen, dass die Benutzung des Telefons für beide gerecht sein muss. Sie macht den ersten Schritt, damit Mutter und Tochter das Problem gemeinsam lösen können.
Wenn Sie respektvoll behandelt werden möchten, verhalten Sie sich selbst respektvoll.
Teenager müssen lernen, Entscheidungen zu treffen
Teenager werden zu Erwachsenen. Sie müssen lernen, Entscheidungen zu treffen. Sie müssen üben, Entscheidungen zu treffen und mit den Folgen dieser Entscheidungen zu leben. Wenn wir Teenagern Befehle erteilen, helfen wir ihnen nicht, das zu lernen. Ebenso wenig hilfreich ist es, nachgiebig zu sein bzw. sie immer gewähren zu lassen.|30|
BEISPIEL
Erik ist 17. Er möchte sich ein Moped zulegen, weshalb er einen Teilzeitjob annimmt. Durch den Job kann er Versicherung und Benzin bezahlen, aber keine teuren Reparaturen. Eriks Eltern freuen sich, dass er bereit ist, für etwas zu arbeiten, das er gerne haben möchte. Aber sie machen sich Sorgen, dass es Erik nicht möglich sein wird, Reparaturen für ein klappriges Moped zu bezahlen. Sie hätten gerne, dass er etwas mehr zusammenspart, um sich ein besseres Moped kaufen zu können. Deshalb geben sie ihrem Sohn die Möglichkeit, eine Wahl zu treffen.
Er kann sich das klapprige Moped kaufen. Wenn er das tut, muss er auch die Reparaturen selbst bezahlen. Wenn das Moped nicht fahrtüchtig ist, muss er mit dem Bus zur Schule fahren.
Erik entscheidet sich für das klapprige Moped. Es dauert nicht lange, bis es nicht mehr fährt. Die Reparaturen sind teuer und bald kann Erik sein Moped gar nicht mehr benutzen. Er muss den Bus nehmen. Seine Eltern respektieren seine Entscheidung. Sie sagen nicht: »Wir haben es doch gleich gesagt.« Sie geben Erik auch kein Geld, um das Moped wieder fahrtüchtig zu machen.
Eriks Entscheidung hat ihn um ein gutes Stück Lebenserfahrung reicher gemacht. Indem Eriks Eltern ihm erlaubt haben, seine eigene Entscheidung zu treffen, haben sie ihm geholfen. Was wäre gewesen, wenn sie ihm verboten hätten, das alte Moped zu kaufen? Erik wäre vielleicht wütend geworden. Er hätte nicht gelernt, gute Entscheidungen zu treffen. Was wäre gewesen, wenn sie ihm in der Situation geholfen hätten, indem sie für die Reparaturen aufgekommen wären? Er hätte nicht gelernt, mit der Konsequenz zu leben, die sich aus seiner Entscheidung ergeben hat.|31|
Was lernen Teenager daraus?
Sobald die Eltern aufhören, ihren Teenager zu kontrollieren, beginnt er, sich zu ändern. Veränderungen gehen jedoch nicht über Nacht vonstatten und möglicherweise wird einiges schlechter, bevor es besser wird. Sobald Eltern, die zuvor nachgiebig waren und keine Grenzen gesetzt haben, Interesse zeigen und Stellung beziehen, fühlt sich der Teenager mehr respektiert und geliebt. Langsam wird der Teenager fähig sein, seinen Eltern mehr zu vertrauen. Diese Veränderungen werden nicht über Nacht eintreten. Aber mit der Zeit beginnt der Teenager wahrscheinlich damit, verantwortungsbewusster zu handeln.
Denken Sie über Erziehungsstile nach
Denken Sie an Ihre eigenen Teenagerjahre.
Denken Sie jetzt über Ihre Beziehung zu Ihrem Teenager nach.
  

Die Teenagerjahre sind eine Zeit der Veränderung

Erinnern wir uns an unsere eigene Zeit als Teenager? Wir waren keine Kinder mehr, aber auch noch keine Erwachsenen. Es war eine Zeit der Veränderung, der Irrungen und Wirrungen. Den Teenagern heute geht es ebenso. Wahrscheinlich ist es für sie noch verwirrender, aufregender, gefährlicher und mit mehr Spaß verbunden. Fernsehen, Radio, Kino, Internet, Computerspiele, Zeitschriften, Bücher, CDs, DVDs, Videos – sie alle geben den Teenagern Botschaften bezüglich der Welt und ihrem Platz darin. Auch andere Teenager, Lehrer, Eltern und Menschen im sozialen Umfeld unserer Teenager üben einen Einfluss auf sie aus.|32|
Für Teenager: Verwirrung, Probleme und Möglichkeiten
Die meisten Teenager können nicht umhin, sich der Möglichkeiten und Probleme, die es auf der Welt – und in ihrem eigenen Leben – gibt, bewusst zu sein. Manchmal können sie es gar nicht erwarten, sich der Welt der Erwachsenen anzuschließen. Ein anderes Mal würden sie am liebsten gar nicht erwachsen werden. Sie möchten Spaß haben und gleichzeitig ernst genommen werden. Vielleicht sind sie gelangweilt und suchen nach aufregenden Aktivitäten. Vielleicht haben sie viel zu tun und machen sich Sorgen, wie sie alles auf die Reihe bekommen können. Sie sorgen sich um ihr Aussehen und was sie anziehen sollten. Sie haben Angst vor der Zukunft.