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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

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1. Auflage 2015

© 2015 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© der Originalausgabe 2014 by Alexis Jones. I Am That Girl © 2014 by Alexis Jones.

All Rights Reserved. Original English edition published by Evolve Publishing, lnc.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2014 bei Evolve Publishing unter dem Titel I Am That Girl.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung, vorbehalten. Die Übersetzung ist in Absprache mit dem Verlag und dem Autor für nichtkommerzielle Nutzung möglich. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Almuth Braun

Redaktion: Carina Heer

Umschlaggestaltung: Maria Wittek (in Anlehnung an AVEC.US)

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-86882-561-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-732-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-733-2

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Für meine Mutter, meinen Vater und Jane.

Dass ich so bin, wie ich bin, verdanke ich euch.

Danke dafür, dass ihr mir Flügel verliehen habt.

Ich liebe euch.

Und für dich, meine Liebe, die du dieses Buch liest,

und alle jungen Frauen, die ich auf dieser großartigen

Reise kennengelernt habe.

Ihr seid der Grund, warum ich tue, was ich tue.

INHALT

Vorwort

Einleitung

So bin ich – Manifest

Kapitel 1 – Sei leidenschaftlich

Der erste Schritt auf dem Weg zu deiner Leidenschaft

Was willst du wirklich?

Steuere dein eigenes Lebensschiff

Sein, und nicht nur tun

Es ist gut und richtig, loszulassen und sich dem Leben hinzugeben

Kapitel 2 – Du bist das Wichtigste

Ein gesunder Egoismus

Wenn man sich zu stark auf seine Leidenschaft fixiert – eine Geschichte zur Warnung

Vier Schritte zu einem gesunden Egoismus

Liebe als Allererstes dich selbst

Kapitel 3 – Mach ernst

Die vier Schritte, um ernst zu machen

Verwandele negative Erfahrungen aus der Vergangenheit in positive Energie

Integrität: die beste aller Investitionen

Stelle hohe Ansprüche an dich, träume in großen Dimensionen und lebe ohne Reue

Kapitel 4 – Mach dich unbeliebt

Harte Entscheidungen

Miss Frannie Scott

Wer ist der Wind in deinen Segeln?

Schütze deinen Ruf

Eine unterstützende Kultur beginnt bei dir selbst

Kapitel 5 – Sei wagemutig

Erst träumen – dann handeln

Wähle dein eigenes Abenteuer aus

Los geht’s

Sorge dafür, dass du gut vorbereitet bist

Du musst wissen, wann du loslassen musst

Lebe dein eigenes Leben (Das Gras ist nirgendwo grüner)

Hör auf zu warten

Kapitel 6 – Sei widerstandsfähig

Wie Phoenix aus der Asche

Drei Schritte zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit

Echte Courage

Kapitel 7 – Saug alles auf wie ein Schwamm

Was macht einen guten Mentor aus?

Mentoren aus dem Freundes- und Familienkreis: zu eng, um sich damit wohlzufühlen?

Meine Mentorenliste

Sauge Wissen und Weisheit auf wie ein Schwamm

Kapitel 8 – Sei für andere da

Die falsche Art von Schönheit

Der Feind sind wir

Kämpfe für etwas, das größer ist als du

Meine abschließende Botschaft

»I Am That Girl«

Quellen

Weitere Quellen

Weitere unglaubliche Geschichten unglaublicher Frauen

Danksagung

Einige Informationen über mich, Alexis Jones

VORWORT

Meine liebe Freundin, meine Seelenverwandte, die Frau, die meine Sätze vollenden kann, bevor ich sie zu Ende gesprochen habe – Alexis Jones –, rief mich an, um mich etwas zu fragen. Ob ich wohl ein Vorwort für ihr Buch schreiben könne? Ich … uh… ob ich was könnte? Was sollte ich schreiben? Wo sollte ich anfangen? Was dachte sie sich nur dabei? Angst und Selbstzweifel machten sich beinahe augenblicklich in mir breit. Ich hörte mich ins Telefon sagen: »Ich fühle mich sehr geehrt«, während mir gleichzeitig ganz schlecht wurde. Alexis machte mir einige unglaublich überzeugende Komplimente, indem sie sagte, was für ein Licht ich in ihr Leben und das all der jungen Frauen gebracht hätte, zu denen ich täglich spräche. Wie viel meine Leidenschaft und meine Sicht der Dinge ihr und meinem Publikum bedeuteten. Welch furchtlose Kriegerin ich für junge Frauen darstellte. Ich hörte ihre Worte, aber keines konnte die Panik beruhigen, die unverzüglich in mir aufstieg. Erinnert ihr euch an Bubble Boy aus dem gleichnamigen Film? Ich fühlte mich wie dieses Kind, eingesperrt in eine Plastikblase. Meine Blase bestand jedoch aus meinen innersten Ängsten und tiefsten und geheimsten Unsicherheiten. Diese riefen Dinge, wie zum Beispiel: »Ich bin live und aus der Situation heraus viel besser! Wie soll ich mich hinsetzen und etwas aufschreiben, ohne spontan von einem globalen Thema inspiriert zu sein, einem Twitter-Storm oder einer Ungerechtigkeit, die irgendwo geschieht? Ich bin ganz schlecht darin, ein leeres Blatt Papier zu füllen, ich brauche Vorgaben von außen. Ich brauche …« Und in diesem Moment begann ich zu lachen. Erst langsam und dann merkwürdig, denn ich lachte hysterisch – ganz alleine in meinem Haus, umgeben von meinen Hunden, die mich ansahen, als würde ich verrückt.

Wollt ihr wissen, warum ich lachte? Weil ich erkannte, dass mich die ganze Situation bei meinem eigenen zentralen Problem erwischte. Der Hass junger Frauen auf junge Frauen ist eine Pandemie. In diesem Fall war es meine innere Kritikerin, die mich hasste. Die lauthals schreienden Zweifel. Die Schamspirale des Gefühls der eigenen Unzulänglichkeit. All das kam aus mir selbst. Und ich erinnerte mich an das, was meine Freundin Jo immer sagt, wenn eine ihrer Freundinnen sich in Selbstkritik ergeht: »Hey, du sprichst hier über meine beste Freundin.« Die Reaktion junger Frauen auf diesen Satz ist ganz erstaunlich. Ja, du sagst etwas ganz und gar Negatives über meine beste Freundin. Und diese Freundin bist du selbst. Ladys, warum können wir uns selbst nicht genauso annehmen wie unsere Freundinnen? Ich weiß, dass ich mein Leben für meine besten Freundinnen geben würde. Ich würde für jede von ihnen in ein brennendes Haus laufen, mich dem fiesesten Feind entgegenstellen und mich intensiver anstrengen, als ich je für möglich gehalten hätte. Warum also nicht auch für mich selber?

Es gibt zahlreiche Theorien dafür, wie es dazu gekommen ist. Wie wir von der Gesellschaft dazu erzogen wurden, uns für uns selbst zu schämen. Wie wir zu einem imaginären Konkurrenzkampf gegeneinander aufgestachelt werden, der uns immer mehr im Griff hat, je mehr wir dieses Spiel mitspielen. Wie wir gleichzeitig völlig sexualisiert und dann wieder für unsere Sexualität verteufelt werden. Wie wir dafür kritisiert werden, dass wir zu dick, zu dünn, zu mädchenhaft und dann wieder zu herrisch sind. Wir werden viel zu oft niedergemacht. Und das schlucken wir nicht nur, wir nehmen aktiv daran teil. Aber wisst ihr was? Damit ist Schluss. Ende. Noch einmal … schreit es mit mir aus euch heraus: EN-DE. Schmeißt die Brocken hin und lasst uns lieber zusammen essen gehen, was meint ihr?

Um auf den Punkt zu kommen, muss ich euch ein ganzes Stück in eurem Leben zurückführen. Weit zurück. Bis in die Uni. Ein Jahrzehnt in die Vergangenheit – ein Jahrzehnt, das, ganz nebenbei, so schnell verflogen ist, dass es sich anfühlt wie 100 Jahre. Ich studierte an der University of Southern California. Ich kam von einer unglaublich toughen Mädchenschule namens Westridge an die Uni. Ich hatte eine super Ausbildung, war behütet, sehr direkt, völlig verwirrt und bereit, alles aufzunehmen. Allerdings hatte ich festgefügte Meinungen. Studentinnenverbindungen? Bescheuert. Partygirls? Würden nie meine Freundinnen sein. Bis ich feststellte, dass eines der Mädchen aus meinem Heimatort, das ich am liebsten mochte, zu einer solchen Studentinnenverbindung gehörte und trotzdem eine Art philantropisches Wunderkind und ein akademischer Superstar war. Sie ermutigte mich, die Klischeevorstellungen abzulegen und einen Blick auf den Menschen dahinter zu werfen. Waren die Partygirls in einigen Mädchenverbindungen nur auf dem College, um das zu erreichen, was manche das »Ehefrauendiplom« nannten? Sicher. Aber was hatte das mit mir zu tun? Es gab unter ihnen auch viele brillante, motivierte, kultivierte Mädchen mit vielfältigen kulturellen Hintergründen, die sowohl ihre akademischen Studienziele als auch ein ausgefülltes Sozialleben im Blick hatten. Was war daran so falsch?

Ich war überwältigt von der Idee großer Studiengruppen und den dadurch verfügbaren Ressourcen, einschließlich des Wissens der Studenten aus höheren Jahrgängen, die jüngeren Studenten Unterstützung im Studienfach boten. Ich war auch davon überwältigt, dass sich die Studentenwohnheime wie die Schule anfühlten, von der ich kam. Große Gruppen cooler Mädchen, die auf dem Rasen des Vorgartens vor ihren jeweiligen Häusern saßen, so wie wir früher auf dem Schulhof von Westridge gesessen hatten. Und siehe da: Ich wurde ein richtiges Verbindungsmädchen. An der USC wurde ich zum ersten Mal Philanthropievorsitzende des Wohnheims meiner Studentinnenverbindung – diesen Titel hatte ich zwei Jahre lang inne – und lernte, meine Motivation für wichtige Anliegen zu kanalisieren. Dort lernte ich auch, meine Rolle als Gewinnerin eines Hochschulstipendiums wegen herausragender Leistung mit Wochenenden in Einklang zu bringen, an denen ich unsere Sportmannschaften anfeuerte, an offiziellen Veranstaltungen teilnahm und mich – weit weg vom häuslichen Sicherheitsnetz – selbst kennenlernte. Ich machte Fehler. Ich hatte unglaubliche Erfolge. Ich hatte schrecklichen Liebeskummer, brach selbst aber auch einige Herzen. Es war großartig, albern, inspirierend, chaotisch, motivierend, kindisch und oh-so-erwachsen. Das war echtes Leben, weil es nicht schwarz-weiß und statisch, sondern grau und fließend und ständig in Bewegung war. Ich lernte auch, mich von meinen festgefügten Urteilen und Meinungen zu verabschieden. Ich lernte, mich selbst zu akzeptieren, und zwar ALLE Aspekte meiner Persönlichkeit – die guten, die schlechten und die, die dazwischenlagen. Und irgendwo inmitten dieser Mischung aus Liebe und Spaß und Erwachsenwerden an der Uni lernte ich Alexis Jones kennen. Lex war auch nicht wirklich das, was man sich gemeinhin unter einer Studentin einer amerikanischen Studentenverbindung vorstellt. Natürlich, wir sind Verbindungsschwestern. Aber wir wurden auch beste Freundinnen. An einem Ort, der den Eindruck erweckt, als könne er auch ein Hexenkessel gegenseitigen Mobbings und heimtückischer Angriffe sein, habe ich eine Freundin fürs Leben gefunden. Ich wusste damals schon, dass sie etwas Besonderes ist. Ein ganz besonders helles Licht. Und das ist sie immer noch.

Eine Zeit lang verloren wir uns aus den Augen. Als wir jeweils am anderen Ende des Landes landeten und völlig verschiedene Tageszeiten hatten, verloren wir in dem ganzen Stress den Kontakt. Alexis arbeitete daran, in der Frage weiterzukommen, über die sie ständig nachdachte: wie sie bei jungen Frauen eine Veränderung bewirken könnte. Und ich arbeitete im Rahmen meiner ersten langfristigen Fernsehserie, One Tree Hill, an der Verwirklichung meiner Träume. Alexis baute an der Westküste eine Bewegung auf und ich fand meine Stimme außerhalb meiner Arbeit an der Ostküste, nämlich indem ich begann, mich öffentlich für Themen einzusetzen, die von Bildung bis Umweltschutz reichten. Viele meiner Gesprächspartner waren junge Frauen. Und dann geschah etwas Aufregendes: Lex und ich wurden durch eine E-Mail einer gemeinsamen Freundin wieder zusammengebracht, die uns beiden schrieb: »Ich habe das Gefühl, ihr seid inzwischen beste Freundinnen.« Da mussten wir echt lachen, denn das stimmte. Plötzlich knüpften wir wieder an dem Punkt an, an dem wir uns aus den Augen verloren hatten, aber inzwischen waren wir erwachsene Frauen, die an den Träumen und Problemen arbeiteten, über die wir Jahre zuvor in den Stockbetten unseres Studentenzimmers nachgedacht hatten. Inzwischen lebten wir unsere Träume. Wir fühlten uns als vollständig ausgeformte Erwachsene. Und wir machten uns daran, unsere Träume gemeinsam zu verwirklichen. Das tun wir immer noch. Ich bin mehr als glücklich, dass Lex Teil meines Lebens ist. Ich glaube, das sind wir alle, Ladys.

Lex ist immer eines der Mädchen gewesen, die sich für andere einsetzen. Und sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen, indem sie uns auf unser größtes Problem aufmerksam gemacht hat: Wir müssen füreinander und für uns selbst einstehen. Wir müssen zusammenarbeiten und dürfen uns nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Wir müssen uns gegenseitig anspornen und unterstützen und Triumphzeichen der gegenseitigen Verbundenheit durch das World Wide Web senden und uns diese Zeichen auch persönlich geben. Wir müssen in Zeiten der Freude und der Trauer zusammenstehen. Kann sein, dass wir uns im Zeitalter der namenlosen Internetmonster befinden, die uns beschimpfen. Aber wir können dafür sorgen, dass sich Dinge ändern. Wir können zu all dem Nein sagen. Und wir können mit der Veränderung bei uns selbst anfangen. Wir können diejenigen sein, die zu Klatsch und Tratsch »nein danke« und zu Freundschaft »ja, bitte« sagen. Wenn wir anfangen, die jungen Frauen in unserer Umgebung zu loben, wenn sie in Prüfungen Supernoten erzielen, wenn sie tolle Jobs ergattern, wenn sie wunderbare Familien haben oder was auch immer, dann erheben wir sie –und ganz nebenbei auch uns selbst. Wenn wir in schweren Zeiten für andere da sind, wenn eine von uns eine Trennung verkraften muss, bei einer Prüfung durchgefallen ist, eine Chance verpasst hat, dann zeigen wir, dass junge Frauen sich gegenseitig den Rücken stärken können, anstatt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen.

Davon handelt dieses Buch – von der Initiierung einer Bewegung, die Fremde und Freundinnen gleichermaßen einschließt. Lex macht es uns vor. Sie erinnert uns daran, dass wir unsere Rüstung ablegen und uns gegenseitig umarmen können, anstatt uns zu bekämpfen. Wir können so sein. Die beeindruckende Frau, die für eine andere Frau da ist, die in schweren Zeiten Unterstützung braucht. Die Frau, die so inspirierend ist, dass wir ihr alle nacheifern wollen. Die Frau, die so verletzlich und ehrlich in Bezug auf ihre Gefühle ist, dass sie uns dazu motiviert, in unser Innerstes zu blicken, um herauszufinden, wer wir wirklich sind und was wir wirklich wollen und wovor wir uns füchten. Jede Einzelne von uns kann diese Person sein, wenn wir es nur zulassen. Denn – seien wir ehrlich – wir haben alle Angst. Wir haben alle Selbstvertrauen. Wir sind alle Kriegerinnen auf diesem Lebenspfad. Und wir sind alle gelegentlich chaotisch. Junge Frauen sind äußerst facettenreiche, komplizierte, vielschichtige und emotionale Wesen. Wer kann uns also besser verstehen als andere junge Frauen? Lasst uns die Freundinnen und Schwestern sein, die wir verdienen. Das wünsche ich mir für euch. Für alle von uns. Dass wir den Frauen, die wir kennen und die wir nicht kennen, eine gute Freundin sein können. Dass wir aufhören, andere Frauen für alles zu verurteilen. Wir sollten reine Hausfrauen genauso unterstützen und anerkennen, wie wir berufstätige Mütter anerkennen. Wir müssen den jungen Frauen, die genauso sind wie wir, und denen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, die gleiche Unterstützung und Anerkennung bieten. Wir können so viel voneinander und von unseren unterschiedlichen Sichtweisen lernen und haben so viel Liebe zu teilen. Wir sollten uns gegenseitig das Beste wünschen, und zwar immer. Lasst es mich wiederholen. Immer, Ladys – IMMER. Schluss mit Klatsch und Tratsch, Schluss mit der Verurteilung. Und Schluss auch damit, die Frau, die uns aus dem Spiegel entgegenblickt, niederzumachen. Behandelt jede, einschließlich euch selbst, als wäre sie eure beste Freundin. Ja, mit derselben Freundlichkeit.

Im Gälischen gibt es einen Ausdruck, der diesen Wunsch wiedergibt. Er lautet Anam Cara. Das bedeutet »Seelenfreund«. In der keltischen Tradition ist Anam Cara ein Lehrer, ein Gefährte, ein spiritueller Führer. Mit dem Anam Cara kannst du dein Innerstes und die intimsten Dinge deines Lebens, deine Gedanken und dein Herz teilen. Diese Art der innigen Verbundenheit überschreitet alle konventionellen Vorstellungen von Freundschaft und schafft Anerkennung und eine Zugehörigkeit, die zwei Seelen auf ganz ursprüngliche und ewige Art und Weise miteinander verbindet. Was für ein Ausdruck. Was für eine Idee! Hörst du es? Eine Seelenfreundin. Lasst uns Seelenfreundinnen sein. Das verdienen wir. DU verdienst es.

Sophia Bush

EINLEITUNG

Um dieses Buch zum Abschluss zu bringen, fehlt mir nur noch die Einleitung, aber der schwarze Cursor auf meinem Computerbildschirm spielt mir ständig Streiche. Ich habe mehr Entwürfe geschrieben und wieder gelöscht, als ich zugeben möchte, und bei jedem stelle ich fest, dass ich geschrieben habe, was ich meine, das ihr hören möchtet. Das ist doch verrückt, oder? Ich habe soeben ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie du deine innere Stimme findest und dein Selbstvertrauen nicht von der Zustimmung Dritter abhängig machst, und nun sitze ich hier und mache genau das. Aber dann wurde mir klar, dass meine Einleitung kein hochtrabendes, prätenziöses Dokument werden soll, dass dich beeindrucken oder dazu überreden soll, mein Buch zu kaufen. Das willst du auch gar nicht, stimmt’s? Ich bin kein Fan von eitlem Wortgeklingel, sondern eher der unkomplizierte Typ nach dem Motto »Sag einfach, was Sache ist«. Meine Einleitung ist wie ich und das ganze Buch – einfach nur ehrlich.

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich alles satthabe. Ich habe es satt, mich unzureichend, unperfekt, nach Anerkennung lechzend und chronisch selbstunsicher zu fühlen. Ich bin es leid, mich immer so zu fühlen, als würde ich ständig irgendein unsichtbares Wettrennen gegen die Zeit, andere Frauen und sogar gegen mich selber verlieren – ein Wettrennen, an dessen Beginn ich mich nicht einmal erinnern kann, das ich aber nicht mehr mitmachen will. Stattdessen habe ich beschlossen zu lernen, die zu sein, die ich bin, und zu verstehen, dass das allein mehr als genug, um nicht zu sagen außerordentlich ist. Als ich mich auf diesen Trip begab, habe ich schnell erkannt, dass ich nicht die einzige Frau bin, die nach Bestätigung von außen sucht, anstatt echtes Selbstvertrauen zu entwickeln, und nach Aufmerksamkeit lechzt anstatt nach bedingungsloser Liebe.

Vor einigen Jahren beschloss ich, ein Non-Profit-Unternehmen zu gründen, dessen einzige Mission darin besteht, andere Frauen an ihren angeborenen und unermesslichen Selbstwert zu erinnern. Ich habe dieses Vorhaben »I Am That Girl« genannt, und seitdem sind meine beste Freundin und Mitbegründerin und ich durch die Welt gereist und haben mit anderen Frauen unterschiedlichester Herkunft und breit gefächerten Erfahrungen gesprochen, ihnen zugehört und uns gegenseitig unsere Geschichte erzählt. Oft war ich schockiert und immer bewegt von dem, was ich zu hören bekam. Das Überraschendste von alldem ist, dass es auf meiner ehrgeizigen »Weltveränderungsreise« ausgerechnet meine Welt war, die am meisten Veränderung brauchte. Wenn eine »Lehrerin« merkt, dass sie von ihren Schülerinenn genauso viel lernt wie diese von ihr, ist das immer ein paradoxer und demütiger Augenblick. Dieses verrückte Abenteuer machte mir klar, dass wir uns alle viel ähnlicher sind, als wir glauben. Vielleicht unterscheiden sich die Dämonen in uns, unsere Herausforderungen haben unterschiedliche Namen und die Widrigkeiten, gegen die wir kämpfen, tragen unterschiedliche Masken. Aber die Tatsache, dass wir alle mit diesen Problemen zu tun haben, bildet das gemeinsame Band, das uns verbindet und uns menschlich macht.

Ich beschloss, dieses Buch zu schreiben, um noch mehr junge Frauen wie uns zu erreichen und ihnen mitzuteilen, was ich auf meiner Reise gelernt habe, was sich für mich bewährt hat und welche Fehler ich gemacht habe; welche Kämpfe es nicht wert sind, ausgefochten zu werden, und welche so wichtig sind, dass man dafür sein Leben geben möchte. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass niemand von uns die ultimative Wahrheit gefunden hat. Wir befinden uns auf ewig im Prozess der ständigen Weiterentwicklung. Die leuchtenden Momente im Leben werden immer wieder von Momenten der Verletzlichkeit, Unsicherheit und Zweifel abgelöst. Je eher man damit seinen Frieden macht, desto glücklicher das eigene Leben.

Ich weiß, dass das hart ist. Vor einiger Zeit zog ich zurück nach Hause, um bei meinem Vater zu sein, der gegen den Krebs kämpfte, und während dieser äußerst belastenden Zeit erinnerte er mich an eine der tiefgehensten Lektionen des Lebens. Er sagte mir, man müsse lernen, sich selber mit all seinen Schwächen und Stärken zu akzeptieren, weil man mit ihnen ein Leben lang auskommen muss. Wenn du also einen Teil von dir entwertest und als »imperfekt« von dir abtrennen willst, indem du so tust, als gehörte diese Seite deiner Persönlichkeit nicht zu dir, dann wirst du dich nie wirklich selber kennenlernen oder lieben. Das ist mein Ziel bei diesem Buch gewesen – dir dabei zu helfen, sich von dem zu lösen, was dich bisher gebremst hat; dir dabei zu helfen, diese innere Stimme zum Schweigen zu bringen, die dir einflüstert, du würdest nicht genügen, und dabei, deine geistige Kraft und dein Handeln von dem Teil deines Ichs wegzubringen, der alles perfekt machen will, anstatt die Dinge so zu machen, dass sie für dich richtig sind.

Wenn du allerdings eine Anleitung zur »Selbstreparatur« suchst, dann bin ich nicht deine Frau und dies ist nicht dein Buch. Ich glaube nämlich nicht, dass du eine Reparatur brauchst. Das hier ist kein Selbsthilfebuch, in dem ich verspreche, dass deine persönlichen Regentage durch leuchtende Regenbogen und strahlenden Sonnenschein ersetzt werden, oder das dir dabei hilft, deinen Traummann, Traumkörper oder Traumjob zu bekommen. Ich werde dich nicht davon überzeugen, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt, und dann versuchen, dir mein Patentrezept zu verkaufen, damit alles besser wird. Und selbst wenn ich einen Zauberstab hätte und all deine Probleme zum Verschwinden bringen könnte, würde ich es nicht tun. Weil ein »perfektes« Leben so ist wie ein Schwarz-Weiß-Fernseher: Es ist nicht bunt. Wir brauchen das Abenteuer, die Höhen und Tiefen, den unerwarteten Liebeskummer, die Ekstase, die Herausforderungen und das wunderbare, reibungslose Dahingleiten, wenn gerade einmal alles passt. Leben bedeutet nicht, sich die Rosinen herauszupicken und den Rest zu verschmähen, sondern zu lernen, alles anzunehmen und sich auf das Schöne, die Anmut und das Heitere zu konzentrieren, dabei aber auch die unvermeidlichen Enttäuschungen und Misserfolge zuzulassen.

Als ich mich hinsetzte, um dieses Buch zu schreiben, bat ich mehr als dreißig junge Frauen – einige davon sind meine liebsten Gefährten –, ganz ehrliche Geschichten aus ihrem persönlichen Schatz an Lebenserfahrungen beizusteuern, die ich dann in diese Seiten eingeflochten habe. Ich erhielt Geschichten über Liebe, Liebeskummer, Misserfolge und Erfolge. Ich bat sie, Geschichten über die Entdeckung ihrer Leidenschaft, ihre eigene Neuerfindung, die Ausbalancierung von Arbeit und Privatleben und das Wiederaufstehen nach einem Rückschlag zu erzählen. Anschließend schloss ich mich monatelang in mein Zimmer ein, öffnete mein Herz und ergänzte die Geschichten um meine eigenen Gedanken und Ratschläge. Dieses Buch ist, wie wir selber auch, eine unvollkommene Collage aus Tipps, gewürzt mit Weisheit, Inspiration und einigen praktischen Ratschlägen, die dich daran erinnern sollen, dass du, so wie du bist, ein toller Mensch bist; dass die Verwirklichung deiner Träume möglich ist und du die Welt und ihre Mitmenschen besser machst, wenn du ganz du selber bist und dein Licht nicht unter den Scheffel stellst. Ich hoffe, dass auf diesen Seiten Körnchen der Wahrheit deine Seele berühren und deinem Leben ein Leuchten verleihen. Dieses Buch ist eine Erinnerung daran, dass du wichtig bist, dass wichtig ist, was du denkst und was du sagst, und dass die Person, die du sein willst, unantastbar ist.

Du bist bereits so, meine Liebe. Alles, wonach du suchst, existiert bereits in deinem Inneren. Dich selber zu entdecken und dich daran zu erinnern, wer du eigentlich bist, ist einer der vielfältigen Wege, über die dieses Buch dir dabei hilft, das Gewicht an den Füßen abzuschütteln und endlich zu fliegen. Irgendwo entlang des Weges haben wir Frauen vergessen, wie großartig wir sind und wie wir uns gegenseitig helfen können, unser großartiges und einzigartiges Leben zu leben. Wir haben vergessen, dass wir im selben Team spielen, und stattdessen begonnen, uns gegenseitig niederzumachen. Und was noch schlimmer ist: Wir haben angefangen, uns selbst niederzumachen. Glücklicherweise ist das einfach nur eine fehlerhafte Programmierung, eine Art Virus, aber ich habe bei anderen gesehen und selbst erlebt, dass wir die Kraft besitzen, unserer Software ein Update zu verpassen.

Wenn es je einen Zeitpunkt für unsere Generation gegeben hat, um aufzustehen und die Fackel der Frauen weiterzutragen, die vor uns ihren Weg gegangen sind, um Eingefahrenes aufzurütteln und uns zu fragen »Warum nicht wir?«, dann ist er jetzt gekommen. Unsere Generation wird dafür kritisiert, die anspruchvollste aller Zeiten zu sein. Ich denke, das ist das größte Problem, das wir überhaupt haben können, weil es bedeutet, dass wir eine Generation junger Frauen sind, die glauben, sie könnten die Welt verändern. Doch bevor wir in größenwahnsinnige Fantasien verfallen, müssen wir demütig an Gandhis Rat denken – wir dürfen uns nicht darauf beschränken, schöne Worte zu machen, darüber zu twittern oder Kommentare auf einer der zahlreichen Social-Media-Sites einzustellen – wir müssen es sein. Dieses Buch ist mein Versuch, so zu sein – die Frau in dir zu inspirieren; die Frau, die das Potenzial besitzt, Magie auszuüben, Veränderung anzustoßen und die Welt zu inspirieren.

Ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet, dich – die junge Frau, die in diesem Augenblick dieses Buch in den Händen hält – daran zu erinnern, dass du mehr als genug bist; dass du über alle Maßen Wertschätzung verdienst und dein Wert a-n-g-e-b-o-r-e-n und u-n-e-r-m-e-s-s-l-i-c-h ist. Vergiss das nie! Zwar stehen wir vor einigen der größten Herausforderungen der Welt, aber ich glaube, dass wir auch die besten Lösungen der Welt sind. Ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass du und ich die Geheimwaffe sind.

Es wird einen Zeitpunkt in der Geschichte geben, an dem die Welt sich an diesen Moment erinnern wird – den Moment, in dem eine ganze Generation junger Frauen aufstand, an sich selbst glaubte, tiefes Selbstvertrauen schöpfte … und die Welt nie wieder dieselbe war. Das ist unsere Chance. Nimm dir inmitten der Verrücktheit und des Durcheinanders deiner eigenen Welt also die Zeit, dieses Buch zu lesen, und gib weiter, was du gelernt hast. Kannst du dir vorstellen, wie die Welt mit einer ganzen Armee an jungen Frauen, die sich selbst und andere wahrhaft lieben, aussehen würde? Was wäre dann alles möglich? Drei Worte fallen mir dabei ein: Los geht’s.

SO BIN ICH – MANIFEST

Ich bin genug. Ich habe genug. Ich tue genug.

Ich bin ich. Jeden Tag.

Und nicht, was andere von mir erwarten,

sondern die echte, unbearbeitete, schöne und perfekt fehlerhafteVersion.

Ich denke für mich selbst.

Ich spreche meine Wahrheit aus

Und ringe immer wieder mit den schwierigen Fragen des Lebens.

Ich träume von einer besseren Welt und versuche, sie Wirklichkeit werden zu lassen.

Meine Bestimmung treibt mich an

Und verleiht mir die Freiheit, mich zu verändern und mich weiterzuentwickeln.

Ich hauche meinen Träumen und den Träumen anderer Leben ein.

Ich glaube an Magie. Ich halte überall nach ihr Ausschau.

Ich verwandle gewöhnliche Dinge in ein Abenteuer.

Ich fantasiere, erschaffe, erfinde und verliere mich.

Ich tue Dinge, die mich inspirieren.

Ich fordere das Schicksal heraus, erhebe meine Hand, sitze am Tisch und knie mich rein.

Ich weigere mich aufzugeben.

Ich verfolge meine Leidenschaft, egal, was es kostet. Ich tue Dinge, die mich selber erschrecken.

Mein Kopf tanzt in den Wolken und meine Füße bleiben fest auf dem Boden.

Ich bin bereit, unangenehme Fragen zu stellen, etwas zu riskieren und von ganzem Herzen zu lieben.

Meine Fehler und Misserfolge machen mich stärker.

Ich bemesse meinen Wert nicht nach äußerer Anerkennung, sondern meinem Charakter.

Ich umgebe mich mit fantastischen Menschen, vor allem solchen, die nicht immer einer Meinung mit mir sind.

Ich stelle Authentizität über Perfektion.

Ich achte die kleinen Dinge, die anderen nicht auffallen.

Mein Wert liegt in mir selber und ist unermesslich. Das rufe ich mir jeden Tag in Erinnerung.

Ich übe mich so oft wie möglich in Geduld, bleibe verletzlich und berührbar, wenn ich mein Herz verschließen will, und übe, mit den Dingen zu leben, die mir Unbehagen bereiten.

Ich setze Grenzen und arbeite daran, sie zu verteidigen, und bin bereit, mich von Menschen zu lösen, die sie nicht beachten.

Ich versetze mich, so gut ich kann, in andere Menschen.

Und warte so lange wie möglich mit einem Urteil.

Ich erinnere mich daran, mehr zu lachen, weniger zu drängen, oft zu verzeihen und, wo immer ich kann, Liebe zu säen.

Ich tue mein Bestes, nicht alles kontrollieren zu wollen, denn das ist vergeblich.

Ich ergebe mich, schließe die Augen und lasse mich auf die großartige und geheimnisvolle Lebensreise ein.

Meine Gefühle sind vergänglich, sie bestimmen mich nicht.

Meine Entscheidungen bestimmen mich, und ich tue mein Bestes, gute Entscheidungen zu treffen.

Ich nähre meinen Körper mit vollwertiger Kost, bestrafe mich aber nicht für gelegentliches Schlemmen.

Ich bewege meinen Körper jeden Tag – dehne mich, fordere ihn und bringe ihm Wertschätzung entgegen.

Ich ruhe mich aus, wenn mein Körper Ruhe braucht.

Ich nehme nicht jede Einladung an, die mir angetragen wird.

Ich übe, Nein zu sagen.

Ich bin mir selbst gegenüber freundlich und mitfühlend.

Und begegne mir mit bedingungsloser Liebe.

Ich bin meine beste Freundin; ich bin stolz auf mich.

Ich teile die Lektionen, die mir das Leben erteilt, mit anderen …

Auch die nicht so angenehmen.

Ich halte nichts zurück, weine, wenn ich mich danach fühle, aber erkenne auch, wann ich mich einmal zusammenreißen muss.

Ich erinnere mich daran zu atmen und finde in meinen Atemzügen die Ruhe im Chaos.

Ich schulde mir selber, bemerkenswert zu sein, also bin ich es.

TEIL I

Bereit für den Start?

Willst du ein großartiges Leben führen? Bevor du jedoch den Sprung in dein großartiges Abenteuer wagst, musst du dich auf die Reise vorbereiten. In Teil I dieses Buches sprechen wir darüber, wie wichtig es ist, dass du dich in dieser Welt der endlosen Ablenkungen erdest und in dich hineinhorchst. Wir sprechen darüber, wie du gute Angewohnheiten und eine persönliche Verfassung entwickelst, die dir eine solide Grundlage bieten, auf die du dich sowohl in Hochzeiten als auch an absoluten Tiefpunkten verlassen kannst, wenn du dich verwirrt, innerlich zerrissen oder wurzellos fühlst.

In Kapitel 1 sprechen wir darüber, wie du deine wahre Leidenschaft herausfindest und warum das der erste Schritt zu dem großartigen Leben ist, dass du dir so sehr wünschst. In Kapitel 2 stelle ich dir die gute Art des Egoismus vor und erkläre, wie du deinen Bedürfnissen auf eine Weise Vorrang einräumen kannst, die dir ermöglicht, anderen noch effektiver zu helfen, ohne deine eigenen Träume und Ziele zu vernachlässigen. Kapitel 3 handelt davon, wie du die Ausreden vermeidest, die wir alle finden und die uns bewusst oder unbewusst davon abhalten, ein wirkmächtiges Leben auf der Grundlage von Ehrlichkeit und Integrität zu führen. Und in Kapitel 4 sprechen wir über die unvermeidlichen Herausforderungen, mit denen du auf deiner Traumverwirklichungsreise konfrontiert werden wirst. Wir fragen, wie du das Leben lebst, das zu dir passt, und warum du dich mit großartigen Menschen umgeben musst, die dir auf deinem Weg Liebe, Anerkennung und Unterstützung bieten.

Im Wesentlichen handelt Teil I davon, wie du Energie und Kräfte sammelst und den Motor anwirfst, um mit voller Kraft in ein großartiges Leben zu starten. In dieser Phase findet die wichtige, harte Arbeit statt, in der du all die Dinge herausfindest, die du brauchst, um das Leben zu leben, das du dir vorstellst, und täglich dein Bestes zu geben. Setz deine Kämpfermiene auf und bereite dich auf eine turbulente Schlacht vor, denn die nächsten Kapitel sind nichts für Verzagte.

Kurzum, es geht los.

KAPITEL 1

SEI LEIDENSCHAFTLICH

»Jeder große Traum beginnt mit einem Träumer. Denk immer daran, dass die Stärke, die Geduld und die Leidenschaft, nach den Sternen zu greifen und die Welt zu verändern, in dir selbst liegen.«

Harriet Tubman

Ich war Studienanfängerin, die an ihrem Traumcollege studierte, und lebte im sonnigen Los Angeles. Ich hatte alles, was mich die Welt zu wertschätzen gelehrt hatte, und dennoch lechzte ich nach mehr, ich konnte nicht genau sagen, wonach. Ich hörte, wie andere mit einer solchen Überzeugung über ihr Leben und ihre Leidenschaften sprachen, und ich wusste, dass ich nichts hatte, was mich mit Feuer erfüllte. Ich hatte kein Ziel, das meine Seele in Brand setzte und mich noch vor dem Weckerklingeln morgens aus dem Bett trieb, weil ich vor Ideen nur so übersprudelte. Ich wollte mich unbedingt lebendiger fühlen.

Eines Tages kam meine Zimmerkameradin (die sich leidenschaftlich für Schauspielerei interessierte) herein und schwärmte von einem neuen Theaterstück von Eve Ensler mit dem Titel Die Vagina-Monologe. Sie hatte das Skript und übte für das große Casting. Als sie mir sagte, das Stück handle von den Rechten der Frauen und beleuchte die Ungeheuerlichkeiten, die Frauen auf der ganzen Welt angetan werden, horchte ich auf. Ich weiß immer noch nicht genau, warum. Dieses Theaterstück war ungefähr das Letzte, woran ich normalerweise interessiert war.

Zwei Tage später sah ich auf dem Universitätsgelände die Plakate, mit denen Die Vagina-Monologe angekündigt wurden. Am folgenden Tag wurde ich auf dem Weg zu meiner Vorlesung zufällig der Regisseurin dieses Stücks vorgestellt. Kennt ihr diese Momente im Leben, in denen man das Gefühl hat, etwas klopft laut an die Tür und das Klopfen wird irgendwann so laut, dass man es nicht mehr überhören kann? Das war so ein Moment. Im Verlauf meiner Unterhaltung mit der Regisseurin sagte ich: »Ich habe eine Menge über Ihr Stück gehört« (eher scherzhaft, denn sie konnte nicht wissen, dass mich ihr Theaterstück geradezu verfolgte). Sie antwortete: »Oh, wie schön. Kommst du dann heute Abend zum Vorsprechen?«

Natürlich hatte ich überhaupt keine Schauspielerfahrung, daher lachte ich und erwiderte schnell: »Oh, hmmm, … ich bin keine Schauspielerin.« Als sei sie auf diese Antwort vorbereitet gewesen, antwortete sie: »Ich habe nicht gefragt, ob du schauspielern kannst, sondern ob du zum Vorsprechen für mein Theaterstück kommst.«

Wie das Schicksal es wollte, fiel meine Abendvorlesung aus, die sich mit dem Vorsprechen überschnitten hätte, also hatte ich, technisch gesehen, Zeit, um dorthin zu gehen. Die Vorstellung, meine Komfortzone zu verlassen, verursachte mir jedoch augenblicklich Übelkeit.

Im Rückblick ist mir klar, dass der einzige Grund, warum ich schließlich vom Vorsprechen ging, darin bestand, dass ich einfach nicht den Mut hatte, ihr unverblümt »nein« ins Gesicht zu sagen. Nennt es Schüchternheit oder sozialen Druck, jedenfalls fand ich mich einige Stunden später mit einem Blatt Papier mit mehreren Monologen in einem Raum wieder und fragte mich, warum in aller Welt ein konservatives burschikoses Texasgirl an einem Vorsprechen für ein ausgeflipptes feministisches Theaterstück teilnahm, in dessen Titel das Wort »Vagina« vorkam.

Bevor ich wusste, wie mir geschah (und bevor meine Unsicherheit eine Chance hatte, mich zur Flucht durch die Hintertür zu bewegen), wurde mein Name aufgerufen. Sobald mich die Regisseurin sah, wusste ich, dass es kein Entrinnen mehr gab. Ich hatte nur wenige Momente, um einen nervösen Blick auf die Monologe zu werfen – die vergangenen fünfzehn Minuten hatte ich damit verbracht, mir einen guten Grund auszudenken, um fliehen zu können. Aber erst als ich aufstand, um nach vorne zu gehen, konnte ich hören, wie mir mein Herz schier aus der Brust hüpfen wollte. Die reine Panik.

In diesem Augenblick fragte ich mich: »Lex, was hast du dir da nur eingebrockt? Und was wirst du jetzt tun?«

Ich setzte mich vorne vor diejenigen, deren Aufgabe es war, jede meiner Gesten, meine Mimik und meine Worte kritisch unter die Lupe zu nehmen. Indem ich vor der Tatsache kapitulierte, dass es wahrscheinlich das Beste war, das Ganze schnellstmöglich hinter mich zu bringen, begann ich den Monolog vorzulesen, der den Titel trug »Meine einzige Tochter«.

Ich hatte keine Ahnung, wie man einen Monolog vorträgt, also begann ich einfach zu lesen. Ich konnte meine eigenen Worte nicht hören, und als ich fertig war, stand ich einfach auf, um zu gehen. In dem Moment hörte ich die Regisseurin sagen: »Kannst du das noch mal machen, Alexis?« Soll das ein Witz sein? Ich litt Höllenqualen. Jede Sekunde, die ich in diesem Raum verbrachte und mit den Mädchen konkurrierte, die jahrelange Schauspielerfahrung hatten und wussten, was sie taten, verursachte mir körperliche Schmerzen. »Aber dieses Mal stell dir beim Lesen innerlich vor, was da passiert«, fuhr die Regisseurin fort. »Hier spricht ein iranischer Vater, dessen einzige Tochter brutal mit Säure verätzt wurde, und beide wissen, dass das Leben, so, wie es bisher war, zu Ende ist. Du hast selber einen Vater, also stell dir vor, wie es wäre, wenn du in einer Kultur leben würdest, die nicht nur Schande über dich, sondern die gesamte Familie gebracht hat. Und nun lies den Monolog bitte noch einmal.«

Kein Druck. Ich atmete tief ein und begann erneut. Dieses Mal stellte ich mir meinen Vater vor, wie sehr er mich liebte und wie seine ganze Welt zusammenbrechen würde, wenn mir etwas Ähnliches geschehen würde. In Sekunden brach meine Stimme, während ich mein Bestes versuchte, um den Text zu Ende zu lesen. Wenige Augenblicke später sah ich auf, schreckerfüllt, weil nun Ströme von Tränen über meine Wangen liefen und ganz offensichtlich meinen Mascara mit sich rissen.

Ich wischte die schwarzen Tränenbahnen mit dem Handrücken weg und putzte die Hände an der Jeans ab. Wenn mir jemals zuvor etwas peinlich gewesen war, dann war das nichts, verglichen mit dieser Situation, in der ich stumm dasaß, auf meine Turnschuhe starrte und wünschte, ich könnte mich in einem Erdloch verkriechen. Wenn man vier ältere Brüder hat, lernt man, dass »Heulen Weibersache ist« – eine Schwäche, die einem das schreckliche Etikett »Heulsuse« einbrachte. Ich bin das Mädchen, das niemals weint. Ich bin das Mädchen, das niemals weint, auch wenn es hinfällt oder auf dem Spielplatz von anderen gepiesackt wird.

Und schlimmer noch, es war eine unerwartete, plötzliche Heulattacke. Habt ihr so was schon mal erlebt? Wenn ein Schluchzen in dir aufsteigt und du nichts dagegen tun kannst? Die dreißig Sekunden, die ich dasaß, an meinen Fingernägeln herumfummelte und das Gefühl hatte, meine »Toughes Mädel«-Maske falle von mir ab, und nicht aufblicken wollte, fühlten sich an wie hundert Jahre. Schließlich stand ich auf und ging Richtung Tür, denn das tun Menschen, die sich schämen. Wir suchen nervös den Ausgang. Wenn man sich in einer Situation befindet, in der es keinen Sand gibt, in den man den Kopf stecken könnte, ist Flucht die beste Alternative.

Kurz vor der Tür hörte ich meinen Namen erneut: »Alexis.« Ich hielt an, schloss meine Augen und betete zu Gott, das Ganze möge endlich enden. Ohne mich umzudrehen, hörte ich: »Du bist dabei. Wir sehen uns nächsten Montag zur Probe.«