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Ulrich R. Rohmer

Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an

Vom Finden Gottes in der Sinnlosigkeit





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

A. Lass uns tanzen, lass uns ficken, denn morgen sind wir tot (Scooter)

https://www.youtube.com/watch?v=HzHjOgOAPIQ

 

Wenn Du diese Zeilen liest, dann soll es so sein. Vielleicht hast Du sie gefunden, vielleicht die Zeilen Dich.

 

Wenn Du zu den Klugen gehörst, dann giltst Du als klug, wenn Du ein wenig bekloppt bist, dann giltst Du eben als bekloppt. Es sind nur Bezeichnungen, Namen. An sich hat das kaum Bedeutung, außer: Du gibst Bedeutung. Wenigstens kannst Du lesen und hast vielleicht Geduld für einen längeren Text. Viele können heutzutage lesen und haben keine Geduld. Ich kann und will sie nicht verurteilen. Es gibt schon genug Verurteiler für alles Mögliche.

 

In Wahrheit bist Du nur ein normaler Mensch und hantierst mit Namen, Bezeichnungen, Bedeutungen und der Zeit. Du weißt, was Zeit ist. Sie macht Dich älter. In jüngeren Jahren hat Dich das nicht gejuckt. Was sind schon Namen! Was ist schon Zeit!

 

Lass mich sehr deutlich reden. Du denkst, Du bist Name und Zeit. Du bist überzeugt, dass die Welt aus Dingen und Sachen besteht, die man nennen kann. Von Kindheit an hat man Dir das beigebracht. Alles ist Name und Bezeichnung und Definition und Formel und Ding. Und alles läuft in der Zeit. Und Du bist mittendrin. Es ist eben so. So läuft es. Von der Wiege bis zur Bahre.

 

Die Welt ist für Dich ein Lexikon, dessen Seiten man jeden Tag aufschlagen kann. Im Laufe der Jahre warst Du auch der Suche nach Namen und Begriffen, die Du mit Bedeutungen zu füllen versuchtest. Du wolltest was werden: ein Begriffsverwalter.

 

Du hast gefickt und gesammelt und gesucht. Lass mich sehr deutlich reden. Vielleicht hast Du es schon gemerkt. Du wurdest gefickt, aber gewaltig und auf vielen Ebenen. Nicht nur ist es in unserer Zeit genehm, alle Körperöffnungen zur Penetration bereitzuhalten und unter der Ägide sexueller Geilheit Zuckungen und orgiastische Konvulsionen hervorzurufen. Das ist aber noch längst nicht alles. Auch Seele und Geist suchen den Rausch des Fickens und Geficktwerdens. Du wurdest in Wahrheit auch mental und spirituell gefickt. Denn weder weißt Du genau, wer Du bist, noch hat Dich Dein Glaube, dass alles in der Welt Ding und Sache sei, die einen Namen haben, zur festen Einsicht geführt, dass Du ein Geschöpf Gottes bist. Du liebst Dich selbst nicht und kannst gar nicht glauben, dass Du geliebt bist, ohne Bedingung, ohne Wenn und Aber, einfach so. Du kannst das nicht sehen, weil Du keine Augen dafür hast.

 

Und Du wirst nie sehen. Denn Du hast nur Augen für Namen und Dinge und Sachen. Und Du hast nur eine Chance, dass Du arme Sau in dieser großen Dingwelt etwas wirst, nämlich durch Anstrengung. Du musst immer auf der Hut sein. Immer besser als andere. Immer erfolgreicher. Immer dran am Nerv des Lebens.

 

Mit dieser Mentalität wurdest Du gefickt und hast es nie gemerkt. Du weißt vielleicht schon lange, dass Ficken ohne Liebe, physisch und mental-spirituell, in die Sphäre eines anderen Menschen eindringt und nichts Gutes hinterlässt. Verbunden mit der Geilheit des Fickenden sucht solche Invasion nicht unbedingt Heil und Wohlergehen des anderen. Lass mich noch einmal deutlich reden: ich spreche nicht nur von der sexuellen Exaltation in der geilen Stimulation von Körperöffnungen, ich spreche von einer Invasion in menschliche Geister und Seelen, die so geschehen muss, wie sie geschieht, weil der Mensch sich als Namens- und Zeitverwalter in einer Welt der Namen und Sachen sieht, als Objekt und Ding. Du bist nur ein Ding, mehr nicht. In einer Welt aus Dingen mit Wahrheit als Ding. Und Liebe ist auch nur ein Ding. Du hast für alles Namen, Dingnamen. Und Du gibst ihnen Bedeutung. Darum musst Du der Beste sein, der Wissende und am besten Ausgebildete. Im tiefen Grunde bist Du nur eines: ein Ding auf der Suche nach Attributen, und zwar innerhalb einer Welt, voll von anderen Dingen mit ihren Attributen. Und Deine Suche nach Attributen für Dich als Ding soll Dir Sinn geben und Dich glücklich machen. Du kannst aber nicht glücklich sein, wenn andere Menschen ihre Attribute auch entwickeln. Denn sie sind Deine Konkurrenten und werden schöner als Du, wenn sie mehr Geschick haben.

 

Darum musst Du sie ficken, in sie eindringen und sie davon abhalten. Dein Dingglaube sieht nur Objekte. Und Objekte sind nur Dinge, mit denen man spielen kann. Sie lassen sich mögen und auch wegwerfen. Dein Dingglaube ist Objektglaube – alles ist Ding und Objekt. So, wie Du gefickt wurdest, hast Du auch andere gefickt und bist in sie eingedrungen, ohne auch nur zu fragen. Du weißt in Wahrheit nicht, was Liebe ist. Du weiß nicht, wer Du bist. Du weißt auch nicht, wer der andere Mensch ist. Du bist nur ein verdammtes Ding, dem wehgetan wurde und der wehtut. Andauernd, selbst wenn Du es nicht willst.

 

Hör zu, ich gehe noch ein Stück weiter. Was Du bisher Liebe genannt hast, war immer eine Lüge. Denn Du kannst nicht wirklich lieben als Ding in der Begegnung mit anderen Dingen. Deine Liebe hatte immer mit Objekten zu tun. Du kannst gar nicht anders. Denn so bist du aufgewachsen. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, dass es auch eine große Welt jenseits aller Dinge, Sachen, Objekte, Begriffe, Namen gibt. Selbst Wahrheit kannst Du nicht anders denken als in Dingmanier und Sachbegriffen. Auf die Art hast Du auch Deinen Liebesbegriff: Liebe als Dinggeschehen.

 

Beginnst Du zu ahnen, wie traurig das ist? Wie absolut abgefuckt und armselig? Du kannst von Glück reden, wenn Deine Frau, Dein Mann, Dein Partner noch bei Dir ist, wenn Deine Kinder noch gern zu Dir kommen und Du noch Menschen kennst, die Dich gern haben, ohne dass Du den großem Max hervorkehren musst! Wenn Du, wie Brecht sagte, auch noch gemocht wirst, wenn Du am Morgen aufstehst und aus dem Maul stinkst! Weißt Du, was ich meine? Zur Entspannung lese man einmal zwei kleine Geschichten, die beide von Liebe handeln mit unterschiedlichen Themen. Die erste ist von den Brüdern Grimm, die zweite von Johann Peter Hebel:

 

Gebrüder Grimm, Das alte Mütterchen

 

Es war in einer grossen Stadt ein altes Mütterchen, das sass abends allein in seiner Kammer: es dachte so darüber nach, wie es erst den Mann, dann die beiden Kinder, nach und nach alle Verwandte, endlich auch heute noch den letzten Freund verloren hätte und nun ganz allein und verlassen wäre. Da ward es in tiefstem Herzen traurig, und vor allem schwer war ihm der Verlust der beiden Söhne, dass es in seinem Schmerz Gott darüber anklagte. So sass es still und in sich versunken, als es auf einmal zur Frühkirche läuten hörte. Es wunderte sich, dass es die ganze Nacht also in Leid durchwacht hätte, zündete seine Leuchte an und ging zur Kirche. Bei seiner Ankunft war sie schon erhellt, aber nicht, wie gewöhnlich, von Kerzen, sondern von einem dämmernden Licht. Sie war auch schon angefüllt mit Menschen, und alle Plätze waren besetzt, und als das Mütterchen zu seinem gewöhnlichen Sitz kam, war er auch nicht mehr ledig, sondern die ganze Bank gedrängt voll. Und wie es die Leute ansah, so waren es lauter verstorbene Verwandten, die sassen da in ihren altmodischen Kleidern, aber mit blassem Angesicht. Sie sprachen auch nicht und sangen nicht, es ging aber ein leises Summen und Wehen durch die Kirche. Da stand eine Muhme auf, trat vor und sprach zu dem Mütterlein 'dort sieh nach dem Altar, da wirst du deine Söhne sehen.' Die Alte blickte hin und sah ihre beiden Kinder, der eine hing am Galgen, der andere war auf das Rad geflochten. Da sprach die Muhme 'siehst du, so wäre es ihnen ergangen, wären sie im Leben geblieben und hätte sie Gott nicht als unschuldige Kinder zu sich genommen.' Die Alte ging zitternd nach Haus und dankte Gott auf den Knien, dass er es besser mit ihr gemacht hätte, als sie hätte begreifen können; und am dritten Tag legte sie sich und starb.

 

http://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/das_alte_muetterchen

 

Johann Peter Hebel, Unverhofftes Wiedersehen

 

In Falun in Schweden küßte vor guten fünfzig Jahren und mehr ein junger Bergmann seine junge hübsche Braut und sagte zu ihr: "Auf Sankt Luciä wird unsere Liebe von des Priesters Hand gesegnet. Dann sind wir Mann und Weib, und bauen uns ein eigenes Nestlein." - "Und Friede und Liebe soll darin wohnen", sagte die schöne Braut mit holdem Lächeln, "denn du bist mein einziges und alles, und ohne dich möchte ich lieber im Grab sein als an einem anderen Ort." Als sie aber vor Sankt Luciä der Pfarrer zum zweiten Male in der Kirche ausgerufen hatte: "So nun jemand Hindernis wüßte anzuzeigen, warum diese Personen nicht möchten ehelich zusammenkommen" - da meldete sich der Tod. Denn als der Jüngling den andern Morgen in seiner schwarzen Bergmannskleidung an ihrem Haus vorbeiging, der Bergmann hat sein Totenkleid immer an, da klopfte er zwar noch einmal an ihrem Fenster, und sagte ihr guten Morgen, aber keinen guten Abend mehr. Er kam nimmer aus dem Bergwerk zurück, und sie säumte vergeblich selbigen Morgen ein schwarzes Halstuch mit rotem Rand für ihn zum Hochzeittag, sondern als er nimmer kam, legte sie es weg, und weinte um ihn und vergaß ihn nie.

 

Unterdessen wurde die Stadt Lissabon in Portugal durch ein Erdbeben zerstört, und der Siebenjährige Krieg ging vorüber, und Kaiser Franz der Erste starb, und der Jesuitenorden wurde aufgehoben und Polen geteilt, und die Kaiserin Maria Theresia starb, und der Struensee wurde hingerichtet, Amerika wurde frei, und die vereinigte französische und spanische Macht konnte Gibraltar nicht erobern. Die Türken schlossen den General Stein in der Veteraner Höhle in Ungarn ein, und der Kaiser Josef starb auch. Der König Gustav von Schweden eroberte russisch Finnland, und die Französische Revolution und der lange Krieg fing an, und der Kaiser Leopold der Zweite ging auch ins Grab. Napoleon eroberte Preußen, und die Engländer bombardierten Kopenhagen, und die Ackersleute säeten und schnitten. Der Müller mahlte, und die Schmiede hämmerten, und die Bergleute gruben nach den Metalladern in ihrer unterirdischen Werkstatt.

 

Als aber die Bergleute in Falun im Jahre 1809 etwas vor oder nach Johannis zwischen zwei Schachten eine Öffnung durchgraben wollten, gute dreihundert Ehlen tief unter dem Boden gruben sie aus dem Schutt und Vitriolwasser den Leichnam eines Jünglings heraus, der ganz mit Eisenvitriol durchdrungen, sonst aber unverwest und unverändert war; also dass man seine Gesichtszüge und sein Alter noch völlig erkennen konnte, als wenn er vor einer Stunde gestorben, oder ein wenig eingeschlafen wäre, an der Arbeit. Als man ihn aber zu Tag ausgefördert hatte, Vater und Mutter, Gefreundte und Bekannte waren schon lange tot, kein Mensch wollte den schlafenden Jüngling kennen oder etwas von seinem Unglück wissen, bis die ehemalige Verlobte des Bergmanns kam, der eines Tages auf die Schicht gegangen war und nimmer zurückkehrte. Grau und zusammengeschrumpft kam sie an einer Krücke an den Platz und erkannte ihren Bräutigam; und mehr mit freudigem Entzücken als mit Schmerz sank sie auf die geliebte Leiche nieder, und erst als sie sich von einer langen heftigen Bewegung des Gemüts erholt hatte, "es ist mein Verlobter", sagte sie endlich, "um den ich fünfzig Jahre lang getrauert hatte, und den mich Gott noch einmal sehen läßt vor meinem Ende. Acht Tage vor der Hochzeit ist er unter die Erde gegangen und nimmer heraufgekommen."

 

Da wurden die Gemüter aller Umstehenden von Wehmut und Tränen ergriffen, als sie sahen die ehemalige Braut jetzt in der Gestalt des hingewelkten kraftlosen Alters und den Bräutigam noch in seiner jugendlichen Schöne, und wie in ihrer Brust nach 50 Jahren die Flamme der jugendlichen Liebe noch einmal erwachte; aber er öffnete den Mund nimmer zum Lächeln oder die Augen zum Wiedererkennen; und wie sie ihn endlich von den Bergleuten in ihr Stüblein tragen ließ, als die einzige, die ihm angehöre, und ein Recht an ihn habe, bis sein Grab gerüstet sei auf dem Kirchhof. Den andern Tag, als das Grab gerüstet war auf dem Kirchhof und ihn die Bergleute holten, schloß sie ein Kästlein auf, legte ihm das schwarzseidene Halstuch mit roten Streifen um, und begleitete ihn alsdann in ihrem Sonntagsgewand, als wenn es ihr Hochzeittag und nicht der Tag seiner Beerdigung wäre. Denn als man ihn auf dem Kirchhof ins Grab legte, sagte sie: "Schlaf nun wohl, noch einen Tag oder zehen im kühlen Hochzeitbett, und laß dir die Zeit nicht lang werden. Ich habe nur noch wenig zu tun und komme bald, und bald wird's wieder Tag. - Was die Erde einmal wiedergegeben hat, wird sie zum zweitenmal auch nicht behalten", sagte sie, als sie fortging, und noch einmal umschaute.

 

http://hausen.pcom.de/jphebel/geschichten/unverhofftes_wiedersehen.htm

 

Sehr ergreifend, oder? So haben die Alten geredet. Solche Geschichten haben sie erzählt. Heute ist es nicht viel anders, bloß ist man noch dinglicher geworden: für die Liebe sind Hormone und neurologische Prozesse verantwortlich, und eine wissenschaftliche Verteilung und Aufstellung verrät Präferenzen, Anziehungen und Ablehnungen von Menschen auf der Suche nach Liebe. Wir machen das. Wir können das. Liebe als anderes Ding in einer Dingwelt von Dingmenschen, geeicht zu Dingdenken unter Dingbedingungen.

 

Nein, in solchem Dinguniversum, erfüllt mit Dinggeistern und Dingverständnissen, gibt es keine reine Liebe, bestenfalls nur günstige Verhandlungen und Übereinkünfte, Nutzübereinkünfte. Liebe ist das, was nutzt. Was mir gut tut. Was mich glücklich macht. Was mich weiter bringt. Nur subordiniert, untergeordnet, gleichsam als als gute Zugabe spielt nichtdingliches Vertrauen eine Rolle. Vertrauen als nichtdingliche Beziehung. Beziehung als nichtdingliche Wahrheit. Wahrheit als nichtdingliches Geschehen. Dinge sind und werden. Liebe und Wahrheit und Vertrauen geschehen. Nur Dinge existieren. Liebe, Wahrheit und Gott existieren nicht, sie geschehen aber. Es gibt keine Liebe und keinen Gott, denn es gibt nur Dinge und Sachen und Namen. Und doch geschehen Liebe und Vertrauen und Gott – nichtdinglich und in Wahrheit, soweit Wahrheit nichtdinglich geschieht.

 

Das meinte ich, als ich von der Unmöglichkeit der Liebe in einem Dinguniversum mit Dingprozessen sprach, in dem Dingdenken und Dingwahrnehmung geschieht: die Essenz eines Universums nach Aristoteles.

 

In solchem Universum als humane Denk-, Lebens- und Seinswelt gibt es auch keinen Sinn jenseits von Ding-, Sach- und Begriffsdenken. Der Name ist alles, dann kommt das Ding. Und sämtliche Derivate davon sind eingeschlossen in Gewinn und Verlust, gut und schlecht, sinnvoll und sinnlos, lebenswert und lebensunwert. Hieraus entstehen Markt und merkantile Ökonomie. Und die Macht von Geld, Stellung und Geschäft. Der erfolgreiche Fettsack mit einem Gesicht, als hätte der Teufel Erbsen auf ihm gedroschen, hat mit Haus und auffälligem Automobil mehr Glück bei Frauen als der brave Geselle, der zum Bodensatz solcher Gesellschaft zählt und nennt es natürlich Liebe, während unser minderbemittelte Geselle, sofern er Mut und Ausdauer hat, das perfide Spiel auf niederer Stufe zu kopieren sucht. Ich kenne Kinder privilegierter und anständiger Familien, die schon mit 12 davon träumen, das neueste Modell einer äußerst teuren und auch wunderschönen Autoklasse zu fahren und normale Festtage zu Ritualen enttäuschter Entrüstungen werden, weil Qualität und Quantität erwarteter Geschenke den Level entgrenzter Erwartung nicht treffen. Und die Eltern schauen sich genervt an und wundern sich, wo dieser Geist nur herkommen mag. Von mir nicht, denkt die Mama. Von mir nicht, seufzt der Papa. Das geht solange gut, als sie sich nicht streiten. Sind sie aber verstritten, wirft einer dem anderen ein familienübergreifendes Versagen vor, dass wohl schon in der schlechteren genetischen Ausstattung der verdächtigen Gegenseite zu begründen sei. Und am Ende laufen sie voneinander und stürzen sich in Spiele ähnlicher Struktur. Scheiß Liebe, sagen sie und hoffen doch neu oder leiden. Und dann, eines Tages, ficken sie und glauben erneut an Liebe und nennen sich Schatz und Hasi.

 

Ganz normale Menschen sind sie. Und doch bleiben sie gar zu sehr verhaftet im Dinglichen und bereisen ihr Dinguniversum und nennen ihr Wohlbefinden Liebe und suchen Nutzen, bis es nicht mehr geht und sie wackelnd im Altenheim sitzen und die Welt zutiefst hassen. Solange es aber geht, hält man sich jung, macht Sport und rasiert sich die Genitalien, um noch den letzten Rest sexueller Attraktion hervorzukitzeln. Mir sagte einmal eine Frau von Ende 70, dass sie ihren Mann oft nicht leiden könne, weil er sie noch jeden Tag bedränge, aber eigentlich könne sie froh sein. Später sagte ihr Mann dann zu mir, dass er an Altersgeilheit leide und das schwer zu ertragen sei. Du Armer, sagte ich, und wir schüttelten uns vor Lachen.

 

Dutzendfach habe ich das in meinem Dienst als Pfarrer gesehen. Es gab eine Zeit, da war ich regelrecht angeekelt von angeblichen Liebesbeziehungen zwischen Menschen. Ich habe Männer sich klein und lächerlich machen sehen, nur um ihrer Geliebten zu gefallen. Ich habe Frauen gesehen, deren Gesichter und Verhaltensweisen deutlich davon sprachen, dass sie die Herren abgrundtief verabscheuten, bloß um bei der nächsten Gelegenheit fröhlich weiter zu machen. Und ich habe Paare erlebt, die selbst im Alter respektvoll und zärtlich miteinander lebten.

 

Nach der Trauerfeier eines alten Mannes führte mich die Frau in einen Raum, damit sie mit mir allein sein konnte ohne Kinder und Familie. Dann nahm sie mein Gesicht in ihre Hände, streichelte es und bedauerte, dass sie schon so alt sei. Wenn sie noch jung wäre, hätte sie mich ganz sicher später um ein Rendezvous gebeten. Dann liefen ihre Tränen, und sie erzählte von ihrem Mann, den ich beerdigt hatte. Er war oft böse zu mir, sagte sie, wenn er getrunken hatte, weil er über sein Leben sehr unglücklich war, das anders lief, als beide sich das geplant hattet. Aber, so weinte sie, trotz aller Schwere: ich habe ihn geliebt! Ja, ich habe ihn sehr geliebt über all die Jahre!

 

Mir wird heute noch der Mund trocken, wenn ich an die alte Dame denke und ihr tiefes Bekenntnis zu einer Liebe jenseits aller Dinglichkeit und Machbarkeit. Und im gleichen Atemzug schloss sie mich darin mit ein! Es ist dieser alten Frau zu verdanken, dass mein Blicken auf die Liebe nicht ganz und gar versunken ist in zynischer Resignation und bitterer Seelensklerose. Ich habe durch diese Geschichten auch Ermutigung gefunden, mich selber auf die Suche nach der nichdinglichen Liebe zu machen und bin dabei dem lebendigen Gott begegnet. Mir scheint es heute völlig unmöglich, ohne Gottesbegegnung die tiefe Dimension von beidem, Liebe und Leben, nur ansatzweise zu vernehmen. Gott hat mein Leben gerettet, und zwar vor dem Schlimmsten, was einem menschlichen Wesen geschehen kann: Gefangensein und Verhärtung in einem System, das die ganze Welt und alles menschliche Denken und Wahrnehmen durchdringt, ohne dass es die kleinste Chance gäbe, einfach so von alleine heraus zu kommen. Hier sind einige Worte aus dem Spiegelinterview mit Martin Heidegger von 1976:

 

Die Philosophie wird keine unmittelbare Veränderung des jetzigen Weltzustandes bewirken können. Dies gilt nicht nur von der Philosophie, sondern von allem bloß menschlichen Sinnen und Trachten. Nur noch ein Gott kann uns retten. Uns bleibt die einzige Möglichkeit, im Denken und im Dichten eine Bereitschaft vorzubereiten, für die Erscheinung des Gottes oder für die Abwesenheit des Gottes im Untergang; dass wir im Angesicht des abwesenden Gottes untergehen...

 

http://www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_heidegger-weltgeschichte-nichts.pdf

 

Jeder, der Heidegger studiert hat, muss irgendwann zu einer ähnlich ernüchternden Einsicht wie der berühmteste deutsche Existenzialist kommen. Ich finde das ungeheuer ehrlich. Es ist in Wahrheit eine Bankrotterklärung stolzer Philosophie, die sogar das Metaphysische umfassen will. Ein Dinguniversum mit Dingdenkern und Dingwahrheiten kommuniziert nur mit Dingnamen in Dingzeit. Es ist der Vorhof zur Hölle und der Kälte, weil alles gefroren ist. Dante Alighieri hat in seiner Göttlichen Komödie so die Hölle beschrieben. Am Eingang dahin sieht er ein Schild mit den Worten:

 

Ich bin der Weg ins wehevolle Tal,

Ich bin der Weg zu den verstoßnen Seelen,

Ich bin der Weg zur Stadt der ew'gen Qual.

Mich schuf mein Meister aus gerechtem Triebe:

Ich bin das Werk der göttlichen Gewalt,

Der höchsten Weisheit und der ersten Liebe.

Vor mir war nichts Erschaffenes zu finden

Als Ew'ges nur; und ewig währ' auch ich.

Ihr, die ihr eingeht, laßt die Hoffnung schwinden!“

So stand geschrieben über einer Pforte

In dunkler Schrift „O Meister!“ sprach ich drob,

Zu hart ist mir die Deutung dieser Worte.“

Er aber sprach nach seinem klugen Sinn:

Hier mußt du allen Zweifelmut ertöten;

Hier ziemt sich keine Zagheit fürderhin.

Wir sind nun an dem Ort, wo ich dir sagte,

Du werdest da das Volk des Elends sehn,

Dem eigne Schuld das höchste Gut versagte.“...

 

Man lese nur selbst den Abschnitt über die Hölle nach (http://de.wikisource.org/wiki/Die_H%C3%B6lle_(Dante_Alighieri/Schlegel)). Alles ist im Eis gefroren. Alle Liebe und alle Erkenntnis und alles Sein. Kälte. Hölle. Ja, Hölle...

 

B. Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio (Shakespeare, Hamlet)

Ich gehe noch einen Schritt tiefer, viel tiefer. Gibt es in der Tat viele philosophisch geschulte Zeitgenossen, die durchaus an die Grenze Heideggers kommen und dann zu schweigen bereit sind, hat es in der Geschichte bis heute nicht wenige Menschen gegeben, die, aus welchen Gründen auch immer, den denkerischen Weg der Philosophie nicht beschreiten wollten und vornehmlich ihr inneres Gespür und Gefühl bemühten. Die Religionsgeschichte ist nämlich in der Tat voll von Phänomenen jenseits epistemologischer Beschreibungen.

 

Grundsätzlich geschieht Erkenntnis durch Relation und Analogie. In der Relation entsteht eine Beziehung zu dem, das erkannt werden soll, und durch Analogie lässt sich durch bekannte Verhältnisse auf das zu Erkennende schließen.

 

Ein epistemologisches Vorverständnis liegt dann vor, wenn der nach Erkenntnis strebende Erkennenwollende in ein System der Relation oder Analogie einwilligt, weil es ihm gemäß und genehm ist. Ich habe zum Beispiel nie in meinem Leben Skat verstanden, weil es mir unmöglich schien, mich darauf einzulassen. Also habe ich es bis heute nicht verstanden. Ich habe keine angemessenen Relation dazu, um zu verstehen.

 

Hätte ich eine Relation dazu, die zu einem tieferen Verständnis führen würde, würde ich auch zu angemessenen Analogien stoßen, weil ich sie finden würde. Ich würde sie ohne Zwang und Anstrengung finden, wenn ich eine tieferer Erkenntnis angemessene Relation hätte. So aber habe ich sie nicht zum Skat, auch nicht zum Schach, um ein anderes Beispiel zu nennen. Zu anderen Erscheinungen der Welt und des Lebens habe ich sie aber. Und das macht es mir leicht, angemessene Analogien von dem zu finden, was ich tiefer zu erkennen wünsche.

 

Ein epistemologisches Vorverständnis meint also in diesem Sinne eine natürliche Grenze epistemologischen Prozessierens oder Geschehens, die nicht einfach überschritten werden kann wie eine natürliche Grenze zwischen Sachsen und Bayern oder Deutschland und Holland. Im epistemologischen Vorverständnis setzt man sich gleichsam die Grundbrille auf, in der Erkenntnis im erkennenden Subjekt, also in mir, geschieht. Darin bleibe ich verhaftet, und zwar immer bis zum Heute des Erkennens. Vielleicht werde ich morgen mein Vorverständnis geändert haben, weil ich als Erkennender Zugänge zu Modifizierungen und Verbreiterungen fand, die ich gestern noch nicht hatte, weil sie mir da unmöglich erschienen.

 

Schon in der Wahrheit eines epistemologischen Vorverständnisses, in dem ich gleichsam gefangen bin und bleibe, zeigt sich die Untauglichkeit eines allein aus Namen, Begriffen, Sachen, Formeln und Definitionen bestehenden Dinguniversums, in dem auch Wahrheit verdinglicht ist: es spielen nämlich auch Beziehungen eine Rolle, Verhältnisse jenseits substantieller oder einfach begrifflich zu definierender Provenienz. Im Dinguniversum geschehen Verhältnisse und Beziehungen undinglicher Art, die aber generell in Name, Begriff und Formel wieder verdinglicht werden!

 

Mein epistemologisches Vorverständnis erlaubt mir ohne Schwierigkeiten, mich und Welt in dinglicher Weise zu sehen, als Ding- und Sachuniversum, das durch Mathematik und Physik beschrieben wird, und Mathematiker sind dessen Priester des Zweckes und Sinnes.

 

Ein abgeleitetes Vorverständnis von Ding und Sache ist Spiritualisierung: aus Dingen und Sachen werden gleichsam feinstofflichere Geister und geistige Wesenheiten, im Grunde geistige Dinge und Sachen. Das Universum erscheint dann als Fluss und Bewegung von Geistern und geistigen Geschehnissen, die leben. Fällt es schwer, mit reinen Dingen und Sachen lebendige Beziehungen zu pflegen, findet der Erkennende nun leichteren Zugang, mit lebendigen Geistern Beziehungen und Verhältnisse zu erleben. Hier liegt der tiefe Grund für eine Spiritualisierung des Seins im Seienden. Das reine Ding wurde zum Geist. Ein solches epistemologische Vorverständnis erlaubt dem Erkennenden, das Universum der Dinge und Sachen auszudehnen und zu beleben. Solches Universum wird von Spiritualisten und Schamanen beschrieben, und allerlei in Wochenendseminaren geschulte Adepten, Schamanen, Heiler, Reikilehrer, Handaufleger und vom spirituellen Geist durchdrungene Helfersubjekte mit innerem Missionsdrang sind dessen Priester des Zweckes und Sinnes. Und seltsamerweise liefert die reine Dingwissenschaft Begriffe aus Religionswissenschaft (zum Beispiel aus Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, wie Karma, Liebe, Vergebung) und Physik (zum Beispiel Quantentheorie, Zeitdilatation), die begierig vom Spiritualismus aufgegriffen werden, um wiederum begrifflich systeminterne Verwendung und Verbreitung zu finden. Zumindest erzeugt das einen wissenschaftlichen Farbanstrich.

 

Ich werde später das epistemologische Vorverständnis des Erkennenden wieder aufgreifen, wenn ich zum Finden Gottes komme. Bis hierher habe ich zu zeigen versucht, dass jeder Erkennenwollende von einem epistemologischen Vorverständnis abhängig ist und es nicht einfach zu ignorieren vermag. Weiterhin versuchte ich anzudeuten, dass ein spiritualistisches Universum nur eine Ableitung eines rein dinglichen und sachlichen Universums ist, oder im Bild: Aristoteles konnte sich von seinem Lehrer Platon nie ganz lösen. Das Ding- und Sachuniversum moderner Mathematik und Physik fordert einfach ein spiritualistisches Universum heraus, bedingt es sogar und fördert es buchstäblich. In Grunde ist der zeitgenössische Oberpriester Stephen Hawking neben Isaak Newton und Monsieur Einstein mit seiner Kritik des Spiritualismus als harmlos scheinender Hexenmeister in seinem Rollstuhl vom gleichen Schlage eines John Dee am Hofe der englischen Königin Elisabeth I. Dieser hatte noch offen Kontakt zu Geistern und Dämonen und betrieb Astrologie, während der distinguierte Professor Hawking „nur“ mit Mathematik und Formeln zaubert, allerdings, ohne das zuzugeben, theosophisch und spirituell aufgeladen aus Kabbalah und jüdischer Mystik. Ich habe darüber viele Quellen zusammengetragen und in zwei Büchern verarbeitet: Ulrich R. Rohmer, Mathematik und Wirklichkeit. Bd. I und II. Der bewegte Leser möge selber forschen und nachsehen.

 

In der Tat, es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt! Einerseits sind wir Menschen westlichen Denkens so vollständig, wie ich es zu Beginn nannte, gefickt von Ding- und Sachdenken, indem allerlei ideologische und geistige Mächte tagtäglich invasiv in uns eindringen und ihr Werk verrichten: Medien, Meinungen, Werbung, Propaganda vielfältiger Art. Sie haben unser Denken geformt über lange Zeit und die Welt entzaubert. Sie wurde zu einem Platz des Geldes und Handels und der Wirtschaft und von Kaufen und Verkaufen und von Titten und Ärschen und langen Beinen und von neuester Technik und Autos und Kriegen und Rohstoffen und allerlei glänzendem und verlockendem Furz und Feuerstein. Das ist Invasion allererster Güte!

 

Andererseits machen das viele Menschen nicht einfach mehr mit. Sie wenden sich von der Diktatur der Dinge und Sachen ab und suchen die Welt des Spirituellen. Zwar ist ihnen kaum bewusst, dass ihre spirituelle Substitution des Dinglichen nur aus einer unvollständigen Einsicht ihrer aufgewühlten Seele stammt, man würde nun die Ding- und Sachwelt verlassen. In Wahrheit ist es nicht so. Die spirituelle Ablösung des Dinglichen ist keine wirkliche Ablösung, sondern nur ein anderer Anstrich, eine Scheinmanöver. Man hat nur die Namen geändert und toten Begriffen Leben eingehaucht. Denn bei aller Häme dinglicher Wissenschaft und letztlich allem Schweigenmüssen, weil sie nicht zu sagen hat, erscheinen geistige Wesenheiten und Phänomene im Universum. Wenn das epistemologische Vorverständnis noch passt, hat rein dingliche Wissenschaft ihre Allmacht verloren. Das reine Ding- und Sachuniversum wird erkannt als ziemlich toter Platz. Der Blick hat sich geweitet in ungeahnte Lebendigkeit: sie umfasst alle Dimensionen des Lebens, vom Lachen bis zum Leiden.

 

Als tiefes Beispiel sehe ich hier Steven Wilson, ein begnadeter Musiker, den ich sehr gern höre. In seinem Stück The Raven That Refused To Sing sieht ein alter Mann den Geist seiner Schwester Lily immer wieder, die er als junges Mädchen verloren hatte. Seitdem leidet er und kann nicht lieben und ist einsam und alt geworden. Ständig holen ihn die dunklen Schatten seiner Vergangenheit, seiner Traurigkeit ein und umhüllen ihn.

 

Dann fängt er einen Raben, damit der für ihn singe, wie seine kleine Schwester früher, als sie noch Kind waren. Frustriert erkennt der Mann, dass dies nicht geht und lässt ihn endlich wieder frei. Damit ist der Weg frei, den Geist seiner Schwester freizulassen und vielleicht die Dunkelheit...

 

The Raven That Refused To Sing

 

Sing for me

Sing for me

You can come with me

You can live with me

Heal my soul

Make me whole

 

(the raven sings in a dream)

 

Sister I lost you

When you were still a child

But I need you now

And I need our former life

I'm afraid to wake

I'm afraid to love

 

Just because I'm weak

You can steal my dreams

You can reach inside my head

And you can put your song there instead

Please come to me

Please stay with me

 

Sing to me raven

I miss her so much

Sing to me Lily

I miss you so much

 

http://www.darklyrics.com/lyrics/stevenwilson/theraventhatrefusedtosingandotherstories.html#6

 

Hier ist ein phantastisches Video dazu, das Wilson produzierte:

 

https://www.youtube.com/watch?v=n8sLcvWG1M4

 

Steven Wilson ist auch Sänger der Band Porcupine Tree, die ich sehr schätze und aus gegebenem Anlass hier anführe. In dem folgenden Lied beschreibt er den betäubenden Einfluss seines Alltages und die Unfähigkeit zu lieben. Nur Apathie von den Pillen, die man sich einwirft, nur Fernsehen, MTV und „cod philosophy“, 0-8-15-Philosophie oder Pseudophilosophie, während die Erfahrungen der Liebe traurig machen: you were holding your hat in the breeze, turning away from me in this moment...

 

Anesthetize

 

A good impression of myself

Not much to conceal

I'm saying nothing

But I'm saying nothing with feel

 

I simply am not here

No way I...

Shut up, be happy

Stop whining please

 

Because of who we are

We react in mock surprise

The curse of "there must be more"

So don't breathe here,

Don't leave your bags

 

I simply am not here

No way I...

Shut up, be happy

Stop whining please

 

The dust in my soul

Makes me feel the weight in my legs

My head in the clouds

And I'm zoning out

 

I'm watching TV

But I find it hard to stay conscious

I'm totally bored

But I can't switch off

 

Only apathy from the pills in me

It's all in me, all in you

Electricity from the pills in me

It's all in me, all in you

Only MTV, cod philosophy

 

We're lost in the mall

Shuffling through the stores like zombies

What is the point?

What can money buy?

 

My hand's on a gun

And I find the range, God tempt me

What did you say?

Think I'm passing out

 

[x2]

Only apathy from the pills in me

It's all in me, all in you

Electricity from the pills in me

It's all in me, all in you

Only MTV, cod philosophy

 

Water so warm that day (water so warm that day)

I counted out the waves (I counted out the waves)

As they broke into shore

I smiled into the sun

 

The water so warm that day

I was counting out the waves

And I followed their short life

As they broke on the shoreline

I could see you

But I couldn't hear you

 

You were holding your hat in the breeze

Turning away from me in this moment

You were stolen as black across the sun

 

Water so warm that day (water so warm that day)

I counted out the waves (I counted out the waves)

As they broke into shore (as they broke into shore)

 

http://www.azlyrics.com/lyrics/porcupinetree/anesthetize.html

 

Hier ist ein ein beeindruckendes Video vom Lied samt Performance: https://www.youtube.com/watch?v=iBfY86cktN0.

 

Als Bonus führe ich hier noch Dark Matter an, in dem Wilson mit einer subtilen Traurigkeit von der Vergänglichkeit erzählt. Wie eine zerdrückte Rose im Fluss. Offensichtlich hat das Dinguniversum Wilson gründlich enttäuscht, ent-täuscht, aus der Täuschung gerissen: crushed like a rose in the river flow. I am, I know...

 

Dark Matter

 

Inside the vehicle, the cold is extreme

Smoke in my throat kicks me out of my dream

I try to relax but it's warmer outside

I fail to connect, it's a tragic divide

 

This has become a full time career

To die young would take only 21 years

Gun down a school or blow up a car

The media circus will make you a star

 

Crushed like a rose

In the river flow

I am, I know

I am, I know

 

Dark matter flowing out on to a tape

Is only as loud as the silence it breaks

Most things decay in a matter of days

The product is sold, the memory fades

 

Crushed like a rose

In the river flow

I am, I know

I am, I know

 

http://www.metrolyrics.com/dark-matter-lyrics-porcupine-tree.html

 

Und hier ist das sehr nachdenkliche Video:

https://www.youtube.com/watch?v=OSSC_2Uwl9w.

 

Wir stehen irgendwann an der Schwelle zu etwas Neuem. Unser epistemologisches Vorverständnis ist bereit für weitere Sichten. Das pure Dingliche wird gleichsam flüssig und beginnt zu vibrieren. Aus Gegenständen werden Wesenheiten, aus Sachen lebendige Erscheinungen. Wir finden uns wieder in einer hypermateriellen Welt, in der Beziehungen und Verhältnisse wichtig werden. Der Mensch sieht sich umgeben und durchdrungen von Mächten und Einflüssen. Mathematik und Physik steht nicht mehr auf dem Plan. Nun entfaltet das spirituelle Potenzial ihre Pforten und Schleusen.

 

Der westliche Mensch, aufgewachsen in dinglicher und sachlicher Propaganda, getrimmt in Nachfolge des alten Aristoteles, betäubt vom herrlichen Klang der Worte Peter Sloterdijks und Harald Leschs im Vorstellen seines Kosmos, will immer etwas haben. Am Anfang sind es Dinge und Sachen, später Wissen und Einfluss, am Ende strebt er nach Erleuchtung und spiritueller Durchsetzung seines ganzem ihm verständlichen Seins. Er bewegt sich in Raum und Zeit seiner dinglich verstandenen Welt und ist hier und da bereit, seine epistemologische Vorentscheidung zu beachten und neu zu justieren. Und im Spirituellen eröffnet sich ihm eine völlig neue Welt, von der er noch weniger weiß als vorher. Ohne dass er es wahrnimmt, steht er am Abgrund des Verderbens.

 

Denn das Ego des Menschen will kämpfen und erreichen. Es möchte sich durchsetzen und gewinnen. Es will etwas sein, das es jetzt nicht ist. Es verwechselt Haben und Sein.

 

Und der Gewinnermensch des Habenwollens möchte kaum anerkennen, dass er sich Mächten ausliefert, die er nicht unter Kontrolle hat. Darum sucht er nach Kontrolle: in Ritualen, Beschwörungen, Anrufungen. Der spirituelle Mensch des Kämpfens und Durchsetzens und Gewinnens, durchdrungen mit aristotelischer Denk- und Wahrnehmungsweise, ist stolz auf sein Wissen und Anhäufen mit Erfahrungen. Immer muss er in Bewegung sein, immer lernen und sich schulen, immer Opfer darbringen, um die Gunst der Geister nicht zu verlieren. Er sucht die Meisterschaft. Und ohne die geringste Ahnung begibt er sich in Arenen, in denen er nur verlieren kann. Er wird irgendwann vielleicht das Glück erfahren, dass seine Augen sich öffnen, dass man mit Geistern nicht spielen kann, ohne abzustürzen in tiefe Verzweiflung.

 

moralisch korrumpierbaroffen für Betrug und SchmeicheleiaustauschteUnfreiheit nur den AnstrichMetaphysik ist ein boshafter Gesellenoch mehr gefickt

Bevor ich nun zum Finden Gottes komme, werde ich einige Links veröffentlichen, da der irgendwie berührte und interessierte Leser selber nachforschen kann. Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass solches Unterfangen nicht gerade einfach ist, weil es nicht selten Brechreiz hervorruft und unvorhergesehene Widerstände mobilisiert.

Wer der englischen Sprache mächtig ist, findet in einem Buch von mir reichlich Material, das ich über lange Zeit gesammelt und verarbeitet habe. Darin berichte ich vom Einfluss Madame Blavatskys auf unser Bild von Gott und Jesus. Ich zeige offene Linien, die von Kabbalah über Theosophie und Anthroposophie bis hin zu New Age und Channeling führen:

Ulrich R. Rohmer, The Blavatsky Effect. How Madame Influenced Modern Concepts of God and Jesus.

Hintergrundinformationen und Zeugnisse von Menschen, die in esoterischer Lichtarbeit Erleuchtung und Mitarbeit suchten, finden sich hier:

http://www.achtung-lichtarbeit.de/.

Eine gründliche Orientierung und Aufklärung über okkulte Phänomene kann hier gefunden werden:

http://www.schriftenmission.de/index.php?id=162.

Und hier findet sich eine weitere und ausführliche Aufklärungsseite:

http://www.horst-koch.de/.

Und hier ist das sehr bedenkenswerte Zeugnis einer Frau:

http://www.tennis-aaron.de/lebenskrise-befreiung-glaubenserfahrungen.htm

Leser mit Englischkenntnissen finden hier etliche Anstöße und Informationen:

http://www.jesus-is-savior.com/False%20Religions/New%20Age/theosophy.htm

http://www.experienceproject.com/stories/Am-An-Incarnated-Angel/2011602

http://truthinreality.com/2012/07/28/what-you-should-know-about-reiki/

http://www.truthontheweb.org/nlp.htm

http://www.rapidnet.com/~jbeard/bdm/Psychology/newmed.htm

http://www.jesus-is-savior.com/False%20Religions/Wicca%20&%20Witchcraft/aleister_crowley.htm