Titelbild
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Für den Erfinder des doppelten Espresso.

ISBN 978-3-492-96767-9

April 2015

© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2015

Covergestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung eines Fotos von Felbert + Eickenberg/Getty Images/STOCK4B

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

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»Von Bayern gehen die meisten politischen Dummheiten aus. Aber wenn die Bayern sie längst abgelegt haben, werden sie anderswo noch als der Weisheit letzter Schluss verkauft.«
Franz Josef Strauß (1915 – 1988), erster deutscher Atom-Minister.

»Dumm ist der, der Dummes tut.«
Forrest Gump

1

Es war das Beeindruckendste, was er seit Langem gesehen hatte. Dabei war er hier aufgewachsen. Ganz in der Nähe. Dass er es in über vierzig Jahren nicht geschafft hatte, hier heraufzukommen! Dabei waren es nur drei Stunden vom Tal.

Unter ihm schoss das Wasser aus dem Berg, fiel die senkrechte Wand hinab, schlug auf, stürzte in Kaskaden tief und immer tiefer. Ohrenbetäubendes Getöse begleitete den harten Fall des weichen Wassers. Seit Tausenden von Jahren musste dieser Klang alle anderen Geräusche übertönen. Die Kuhflucht gehörte diesem Getöse, und es gehörte zur Kuhflucht.

Strahlend drehte er sich um. Er wollte danken. Umarmen. Seine Begleitung hatte ihn überredet heraufzuwandern.

Das Strahlen kam nicht zurück. Er schaute in kalte Augen. Erschrak, als er die Hände auf sich zukommen sah. Er konnte nicht fassen, dass er gestoßen wurde. Nach hinten, in die Schlucht.

Sein gellender Schrei begleitete den Fall. Er übertönte das Tosen des Wasserfalls für unendliche drei Sekunden. Seit Jahrtausenden das erste und einzige Geräusch, das lauter als der dröhnende Wasserfall war.

Den dumpfen Aufschlag seines Körpers auf dem Felsquader nahm kein Mensch wahr. Kein Tier schreckte auf.

Die Kuhflucht gehörte wieder ganz dem Getöse ihres Wassers.

2

Leopold Seidl war nicht sicher. Er war auch nicht ziemlich sicher. Und auch nicht ganz sicher. Er wusste, was er gesehen hatte. Durch das Fernglas hatte er es genau beobachtet. Die Person im roten Anorak hatte den Mann in den Wasserfall gestoßen. Den Mann, der jetzt in einem schwarzen Sack verpackt an der Seilwinde des Bundeswehrhubschraubers hing. Der zum Umbetten in den Zinksarg der Gerichtsmedizin in das Klinikum geflogen wurde. Leopold Seidl wusste, was er gesehen hatte. Er wusste es genau.

Schlecht für Leopold Seidl, dass ihm das niemand glaubte. Und dass die Person im roten Anorak, die er gesehen hatte, nicht zu finden war. Nicht von den zwanzig Beamten der Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen, die das Gelände durchsuchten. Nicht von der Hundestaffel der Polizei. Nicht von den Jagdgehilfen, die der Polizei zu Hilfe gekommen waren. Nicht von der Besatzung des Polizeihubschraubers, der knapp über den Baumwipfeln kreiste und mit der Infrarotkamera nach einer Person suchte, die sich im Unterholz verkrochen hatte.

Dumm für Leopold Seidl, dass der Tote von den Männern der Bergwacht als Mathias Kupfer identifiziert worden war. Der Verunglückte hatte einen Geldbeutel mitsamt Ausweis im Rucksack gehabt. Den Rucksack hatten sie zusammen mit der zerschmetterten Leiche in den schwarzen Sack gepackt. Und den schwarzen Sack an die Seilwinde des Bundeswehrhubschraubers gehängt.

Saudumm für Leopold Seidl, dass Mathias Kupfer der Mann seiner Exfrau war.

Großartig, das Ganze, für Ludwig Bernbacher. Der Leiter der Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen würde in die Annalen der bayerischen Polizei eingehen als leitender Beamter mit der kürzesten Aufklärungszeit bei einem Mord. Glaubte er. Den Seidl hatte er schon lange auf dem Kieker.

Blöd nur für Bernbacher, dass er nach einer Stunde Vernehmung des Leopold Seidl noch immer keinen Grund wusste, warum dieser die Polizei hätte verständigen sollen, nachdem er den Kupfer Hias in die Kuhfluchtfälle geschubst hatte.

Besser verhielt es sich mit einem Motiv für den Schubser. Bei Licht betrachtet musste der Seidl Leo dem Kupfer Hias eigentlich dankbar sein. Dafür, dass er ihm seine Exfrau Luise ausgespannt hatte. Die ihm damals derartig Hörner aufgesetzt hatte. Ach was, Hörner! Mit dem Geweih eines Vierzehnenders war der Seidl Leo durch den Ort gelaufen. Alle hatten es gewusst. Dass sich, während er die kalten Nächte auf dem ungemütlichen Hochstand verbrachte, in seinem Bett der halbe John’s Club – Crew wie Gäste – an den warmen Gemütlichkeiten seiner Luise labte. Alle hatten das gewusst. Nur der Leo nicht. Erst als sich ein Jagdgast mit der Flinte den rechten kleinen Zeh weggeschossen hatte, darauf der Seidl Leo statt morgens um acht schon um vier Uhr die Dienstwohnung im Forstamt Garmisch-Partenkirchen aufsperrte, hatte auch er mit einem Schlag Bescheid gewusst. Da war der Kupfer Hias mit der Luise zu Gange gewesen.

Mit der Scheidung hatte der Leo dann das große Los gezogen. Das fanden alle am Ort. Erstens war er die blöde Gans los, die die Luise von Geburt an halt war. Zweitens hatte der Leo die Frankfurter Bankierstochter Annabella von Bürstner geehelicht. Beziehungsweise hatte sich die reiche Annabella den einsamen Leo gekrallt.

Zum schier unüberschaubaren Vermögen der Familie von Bürstner gehörte der Bergwald am Wank, der vom Staatsforst umgeben war. Für diesen Staatsforst war der Seidl Leo zuständig. Treibjagden gegen das baumfrevelnde Rotwild veranstaltete man gemeinsam. Auf einer solchen Veranstaltung hatten sich Leo und Annabella kennengelernt. Schon vor zehn Jahren. Annabella hatte von ihrem Vater Eduard Wilbert von Bürstner III. das Bankhaus, die Firmenbeteiligungen und Ländereien auf allen Kontinenten sowie die Liebe zu den Bergen übernommen – und daraus, zu Leo Seidls Glück, eine Liebe zu unrasierten lodenbejankerten Gebirglern entwickelt. Sie hatte ihn erst getröstet und dann geheiratet, kaum dass er von Luise geschieden gewesen war.

Sollte dieser Glückspilz sein Leben durch einen Mord ruinieren? Das unfassbare Glück derart zu gefährden, da wäre der Leo ein vollkommener Idiot. Einen Mord am Kupfer Hias? Warum sollte sich der betrogene Ehemann fünf Jahre Zeit dafür lassen? Andererseits: Richtige Rache rostet nicht (oder so), dachte sich Bernbacher.

Ja, wenn er es sich so richtig überlegte: Das Setting taugte zum Beziehungsmord. Er nahm sich vor, durch unerbittliches Fragen die Wahrheit aus dem Seidl Leo herauszuquetschen. Mochte der auch über seine Frau und deren Verbindungen mit einer Macht ausgestattet sein, gegen die die Autorität eines Landpolizisten so klein erschien wie die einer Fruchtfliege im Vergleich zu einem AWAKS-Flieger. Immerhin lebte man in Bayern in einem Rechtsstaat. Zumindest in so etwas Ähnlichem.

»Und du sagst, du bist nach wie vor sicher, dass das ein Mann im roten Anorak war, der den Hias da runtergeschmissen hat?«, fragte er den Leo zum gefühlt dreihundertsten Mal.

»Nein, das habe ich nicht gesagt.«

»Hast du schon.«

»Ich hab gesagt, dass es eine Person war. Ich hab nicht gesehen, ob es ein Mann war. Dass da eine Person war, die den Hias geschubst hat – da bin ich mir nicht sicher, das weiß ich. Sie sind zu zweit an den Rand des Wasserfalls gegangen, und dann hat der Hias sich umgedreht. Und die Person hat den Hias geschubst. So ungefähr.« Leopold Seidl packte Polizeihauptkommissar Bernbacher an den Kragenaufschlägen der Uniform und schob ihn einen Meter nach hinten. Der bräsige Polizist geriet ins Straucheln.

»Spinnst du?«, plärrte Bernbacher. Er fing sich, bevor er vor drei seiner Beamten auf dem Hosenboden landete und den Abhang ein paar Meter hinunterkullerte. Frech war der Leo schon immer gewesen. Aber das ging zu weit.

So leicht würde Bernbacher ihn nicht davonkommen lassen. War es nicht an der Zeit, dass er seine Karriere mit einem Erfolg krönte? Wobei – ob er sich da den Richtigen ausgesucht hatte? Die Anwälte der Familie von Bürstner waren sicher nicht die schlechtesten. Egal, es galt den Verdächtigen unter Druck zu setzen. Vielleicht kam dabei ein spontanes Geständnis heraus. Hier, direkt in der Nähe des Tatorts, noch im Wald an den Kuhfluchtfällen.

»Wir haben einen Zeugen, der dich gesehen hat«, log Bernbacher.

Leopold Seidl musste lachen. »So ein Schmarrn. Ich war da drüben auf meinem Hochstand. Kannst raufgehen. Meine Thermosflasche und meine Brotzeit liegen da immer noch.«

»Eine Thermosflasche wird vor Gericht nicht als Zeuge anerkannt. Und eine Brotzeit schon zweimal nicht.«

»Na, dann zeig ihn mir halt, deinen Zeugen, Ludwig. Da bin ich aber gespannt. Weil, der kann mich gar nicht mit dem Täter verwechseln. Der hatte einen roten Anorak an. Rotes Plastik, verstehst? Und ich hab einen grünen Wetterfleck an. Loden. Da, magst ihn anlangen? Lo-den.«

»Ja, ja, was man alles an Sachen dabei hat im Wald. Eine Thermosflasche, eine Brotzeit, einen roten Anorak, um ein Alibi zu konstruieren … eine Person dazu …«

»Ja, und wo wär er denn jetzt, der rote Anorak. Mit der Person dazu?«

»Wir werden sie finden. Keine Angst, Leo. Wenn es sie gibt.«

»Willst mich jetzt verhaften, Ludwig?«

»Vorübergehend festnehmen, heißt das, Leo.«

»Von mir aus. Tu’s. Ich sag dir das eine: Bevor wir da unten in deinem Bullenkloster sind, ist eine Armada von Rechtsanwälten unterwegs. Die holen mich nicht nur da schneller raus, als du schauen kannst, sondern hinterlegen gleich eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei deinen Vorgesetzten.«

»Drohst mir jetzt, Leo?« Bernbacher kam mit der Nase auf zwei Zentimeter an die seines Verdächtigen heran.

»Es ist keine Drohung, es ist ein Versprechen. Ich werde Garmisch-Partenkirchen von dir befreien. Kannst Gift darauf nehmen.«

»Du verlässt nicht den Ort, sonst lass ich dich zur Fahndung ausschreiben, ist das klar?«

»Kann ich jetzt gehen?«

»Erst wirst du noch erkennungsdienstlich behandelt. Steig ins Auto, wir fahren dich nach unten und nehmen deine Fingerabdrücke. Du hast sicher auch nichts gegen eine Speichelprobe einzuwenden, oder?«

»Und ob ich das habe. Erst werde ich mit meinen Anwälten sprechen, ob ich das muss.«

»Kannst in der Polizeiinspektion telefonieren.«

»Das werd ich. Und dann gnade dir Gott, Ludwig.«

»Hunde, die bellen, beißen nicht, Leo.«

»Das ist ein Gerücht, Ludwig. Nur ein Gerücht.« Leopold Seidl nahm sein Gewehr und wollte den Polizei-Landrover besteigen, mit dem Bernbacher so weit wie irgend möglich den Waldweg hinaufgefahren war.

Bernbacher packte die Jagdflinte am Lauf. »Das Gewehr lässt du da, Leo. Wird ballistisch untersucht.«

»Ich dachte, ich habe ihn reingeschmissen und nicht erschossen.«

»Wir werden sehen. Vielleicht hast du ja irgendwann irgendwen anderen damit erschossen.«

»Das hab ich sicher. Den einen oder anderen Rehbock. Und gute Lust hab ich, die Munition an einem Rindviech auszuprobieren.«

»Meinst du mich? Wird das jetzt eine Beamtenbeleidigung?«

»Hab gar nicht gewusst, dass Rindviecher verbeamtet werden. Weil ein Rindviech wäre das Einzige, was ich beleidigen würde, wenn ich es mit dir verwechseln tät.«

»Das wird Konsequenzen haben!«, schnaubte Bernbacher.

»Passt scho, Ludwig. Ich hock mich jetzt ins Auto. Und dann bitte presto ins Bullenkloster. Ich muss meine Anwälte anrufen!«

3

Es war ein Traumstart. Exakt um 8 Uhr 55 hob der Airbus A319 des Lufthansa-Fluges LH 145 vom Münchner Flughafen ab. Die ersten paar Kilometer über dem Erdinger Moos ging es parallel zur Nordalpenkette. Hartinger konnte durch das Fenster keinen der vom Föhn frei geblasenen Gipfel erkennen, dazu war das Gebirge zu weit entfernt, mit Ausnahme des Zugspitzmassivs, das er am jähen Abbruch des Wettersteingebirges am Horizont ausmachen konnte. Seine Heimat, das Werdenfelser Land, lag am Fuß dieser Gebirgskette.

Der Businessbomber drehte nach Osten ab und ließ die Berge hinter sich. Bald hatte der Flieger Reiseflughöhe erreicht. Deutschland lag unter einer glatten Wolkenschicht, nur unterbrochen von der nach oben steigenden Abluft der großen Kraftwerke. Der Airbus rauschte zwischen den Wolken und einem strahlend blauen Himmel gen Berlin. Bevor er endgültig zum alten Eisen gehörte und die große Stadt den Ruf verloren hätte, die Partymetropole des feiernden Europas zu sein, würde Hartinger noch einmal Gas geben, auf den Putz hauen, die Sau rauslassen. Einfach nur weg aus der muffigen Spießigkeit, die ihn im Postkartenort Garmisch-Partenkirchen auf Schritt und Tritt umgab.

Dabei waren es nicht so viele Schritte und Tritte, die er im letzten Jahr vor die Tür des Mittererhofes gesetzt hatte. Er hauste dort noch auf dem Dachboden und ließ sich nur zu nachtschlafender Zeit unten im Ort blicken. Er war dort nicht überall gern gesehen seit der Geschichte mit den Nazis, die sich in Garmisch-Partenkirchen hatten niederlassen wollen, dann aber weg gewesen waren, nachdem der Hartinger eine große Geschichte über sie in allen wichtigen Medien dieser Erde lanciert hatte. Eigentlich war er nirgends mehr in Garmisch und Umgebung gern gesehen. Nur wegen Anton, seinem Sohn, war er noch da. Der pubertierte zunehmend und brauchte ihn.

Darum vegetierte Hartinger auf dem Dachboden des Hofes von Antons Mutter, der Mitterer Kathi. Nach wie vor trug er die Hemden des verstorbenen Großvaters der Kathi auf. Ob er irgendwann den Absprung schaffen würde? Er hatte keine Lust auf Stadtleben, egal, wie die Stadt denn nun hieß. München, Berlin, Tel Aviv, New York … Nirgends trieb es ihn hin. Doch auch im Werdenfelser Land hielt es ihn nicht, und er wollte sicher nicht irgendwann auf einem der beiden Friedhöfe der Doppelgemeinde Garmisch-Partenkirchen begraben sein.

Aus diesem Grund war die E-Mail aus Berlin auf fruchtbaren Boden gefallen. Einmal ausprobieren konnte er es ja. Nur für ein Wochenende. Sein Freund Klaus hatte vorgeschlagen, dass er Samstag und Sonntag in der Hauptstadt verbringen sollte. Er würde Hartinger die coolsten Clubs zeigen und auch diejenigen, »wo immer etwas ginge«, wie Klaus sich ausgedrückt hatte. Hartinger hatte von diesen Lasterhöhlen gehört, vom Kitkat-Club und anderen, in denen an den Wochenenden öffentlich das stattfand, was sich der gemeine Garmisch-Partenkirchner nur in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Wozu außerhalb der Hauptstadt schummrige Ecken des Internets über die Incognito-Fenster der Browser aufgesucht wurden.

Klaus hatte einen Deal vorgeschlagen, der zu verlockend war: ein Wochenende in Berlin mit allem, was nach Klaus’ Ansicht dazugehörte, gegen ein Wochenende in den Bergen. Hartinger sollte drei Wochen nach seinem Städtetrip dem Hauptstädter einige Plätze in den Bergen zeigen, die der sich aus Reiseführern herausgesucht hatte. Das Beste daran war, dass Klaus für alle Kosten aufkommen würde. Denn der hatte auf seinen Geschäftsreisen so viele Lufthansa-Meilen gesammelt, dass der größte Kostenblock des bayerisch-preußischen Austauschs von der hessischen Lufthansa übernommen wurde. Das war zumindest Klaus Westphals Einladungs-Mails zu entnehmen gewesen.

Hartinger hatte schlechte Erfahrungen als Wanderführer von Zugereisten gesammelt, aber bei Klaus lag die Sache anders als beim toten Oliver Klammert. Sein Freund aus Münchner Tagen stand nicht im Verdacht, Millionen in touristische Giga- und Gaga-Projekte zu investieren. Er hatte sich zwar von der Seite des Journalismus auf die des schnöden Mammons geschlagen und buckelte seit Jahren für eine Berliner PR-Agentur. Doch die wollte sicher keine Tempelfreilichtmuseen oder einen Immersportort am Rand der Alpen errichten.

Fünfundvierzig Minuten nach dem Start in München setzte LH 145 mit einem leichten Rumpeln auf der Runway des Flughafens Berlin-Tegel auf. Hartinger erwachte aus dem leichten Schlaf, in den er über Nürnberg gefallen sein musste. Er brauchte die Zeit, die das Flugzeug zum Gate rollte, um richtig wach zu werden. An diesem Samstag waren nur wenige Geschäftsreisende im Airbus. Dennoch demonstrierten die Mitreisenden um ihn herum ihre Flugroutine durch lässiges Anknipsen der Handys. Hartinger tat es ihnen gleich. Seiner Sitznachbarin, einer höchstens dreißigjährigen Frau im hellgrauen Hosenanzug, mit hochgesteckten blonden Haaren und schwarz gerandeter Brille, wollte er nicht wie der letzte Dorftrottel erscheinen. Grummelig quittierte er die Ankunft einer SMS.

»Erwarte dringend deinen Anruf, Job in Garmisch!«, lautete die Text-Botschaft von Kurt Weißhaupt.

»Wird nix, bin in der Hauptstadt«, schrieb Hartinger zurück.

Postwendend kam zurück: »Schlecht, ganz schlecht!«

Auf das »Wieso?« von Hartinger folgte kein Text mehr von Weißhaupt, dafür ein Anruf. Hartingers Handy klingelte im furchtbaren Sirenenton, den ihm sein Sohn Anton eingestellt hatte.

Die Stewardess blickte missbilligend zu ihm hinüber. »Die Maschine rollt noch!«, zischte sie Hartinger zu. Der hatte bereits auf Rufannahme gedrückt.

»Du musst diese Geschichte machen!«, brüllte Weißhaupt ins Telefon. »Damit kannst du ein Riesending landen.«

»Was für eine Geschichte?«

»Du weißt es nicht?«

»Ich sitz in einem Flieger.« Dieser dockte an, und die Flugbegleiterin hatte sich ihren Aussteigevorbereitungen zu widmen, sonst hätte sie Hartinger das Handy sicher quer in den Hals gesteckt. »In einem Flieger in die Hauptstadt, verstehst?«

»Was machst du da um Himmels willen? Wer will da freiwillig hin? Ist auch wurscht. Hast also nichts gehört?«

»Nein.«

»Sie haben heute früh einen Mann in einen Wasserfall geworfen bei dir da draußen.«

»Welchen Mann?«

»Einen gewissen«, Weißhaupt raschelte mit Papier, »Mathias Kupfer.«

»Den Kupfer Hias, echt? Der ist der größte Bestattungsunternehmer bei uns.«

»Weißt du, wer der Tatverdächtige ist?«

»Mach’s nicht so spannend.«

»Ist es aber. Der Mann von der Milliardärstochter aus Frankfurt, die sich bei euch da draußen angesiedelt hat. Von der Annabella von Bürstner. Weißt schon, Fürst von Bürstner’sche Privatbank.«

»Du meinst den Seidl Leo?«

Hartinger hörte wieder Papierrascheln.

»Leopold Seidl. So heißt er. Hat den Namen von Bürstner nicht angenommen. Oder nicht annehmen dürfen?«, grübelte Weißhaupt. »Na ja, jedenfalls war der Typ wohl vorher mit der jetzigen Frau vom Opfer zusammen. Sogar verheiratet. Bis der ihm die Frau ausgespannt hat. Gibt doch was her!«

»Und das soll ausgerechnet ich machen? Für wen?«

»Na, für den internationalen Markt. Die von Bürstner und ihre Bank kennt jeder auf der Welt. Und da gibt’s nicht nur die Bank, sondern auch die Beteiligungen. Reedereien, Energie, neue Technologie. Überall haben die ihre Finger drin. International, transkontinental. Da kannst du entsprechend auch überall etwas unterbringen. Von der New York Times bis zur Asahi Shimbun.«

»Danke, von internationalen Scoops hab ich die Nase voll.«

»Aber dieses Mal ist es doch nix mit Nazis, sondern ein Eifersuchtsmord. Oder wenigstens schaut’s so aus. Nach einer Beziehungstat halt. Da schreit die komplette Yellow Press: hurra! Stell dir das vor: Der Mann der Bankerin und Milliardärin bringt seinen eigenen Dings um … Na ja, wie nennt man das? Seinen Ehe-Nachfolger. Oder Ex-Nebenbuhler. Oder Vor-Buhler. Nach-Buhler … Wie man das auch immer nennen mag …«

»Lochschwager nennen wir das.«

»So nennt ihr das? Na, das passt zu euch da draußen. Jedenfalls der Typ ist in die … na, wie heißt’s? Wo hab ich’s mir aufgeschrieben? Ah ja, hier: in die Kuhflucht gefallen. Kennst du die?«

»Die kennt jeder. Ein wunderschöner Wasserfall. Du kannst ihn von Partenkirchen aus sehen. Liegt oberhalb von Farchant. Da ist der Kupfer Hias reingefallen?«

»Reingeschmissen worden. Vom Leopold Seidl. Wenn es nach eurem Oberpolizisten da draußen geht. Der hat ihn oben auf seiner Liste.«

»Der Bernbacher … Na ja, das bedeutet, dass es der Seidl Leo eher nicht war.«

»Wie dem auch sei. Vielleicht war er’s doch. Jedenfalls hast du das nicht alle Tage. Einen oberbayerischen Revierförster mit Schnauz- und Gamsbart, der von einer Milliardärin geehelicht wird. Der weiterhin jeden Tag in aller Herrgottsfrüh in seinen Wald rennt, auch, nachdem seine Gattin das gesamte Vermögen bekommt. Und der eines schönen Morgens seinen – wie war das gleich? – Lochschwager in einen wildromantischen Wasserfall schmeißt. Mutmaßlich halt, aber egal. Der Ganghofer hätt da was draus gemacht. Und die Amis und Japaner fahren auf solche Storys ab, das ist ja mal so was von klar.«

»Ich muss dich nicht fragen, woher du das alles hast?«

»Das Landeskriminalamt beschäftigt sich damit. Die lassen so was nicht euren depperten Sheriff da draußen allein machen, bei dem Hintergrund.«

Hartinger wusste, dass Kurt Weißhaupt, sein ehemaliger Chef bei der Süddeutschen Zeitung, auch nach seiner Pensionierung die besten Kontakte im Freistaat pflegte. »Aber wieso stecken sie es dir so schnell?«

»Zufall. Ich hatte ein Frühstück mit einem Profiler, da kam die Nachricht rein.«

Hartinger war alarmiert. »Nicht mit dem Bernd Schneider, oder?«

»Das Wort ›Profiler‹ wird in Fachkreisen auch für die weibliche Ausprägung verwendet.« Der Stolz des Eroberers schwang in der Stimme des alten Herrn mit.

»Verstehe. Frühstück. Soso, na, du bist mir einer.«

»Also, machst du’s? Sonst muss ich der Redaktion einen Tipp geben. Und zwar bald. Nicht vergessen: Ich hab den Beratervertrag mit der Süddeutschen. Die wollen auch mal was sehen für ihr Geld.«

»Kann das nicht bis Montag warten?« Hartinger wusste selbst, dass das keine Option war.

»Natürlich. Es mag sein, dass es unserer alten Zeitung nicht so sehr auf Aktualität ankommt. Aber die New York Times, die Asahi Shimbun und die Internetportale warten nicht, bis du dich in Berlin ausgetobt hast. Denk an CNN! Das große Ding. Der Scoop. Direkt vor deiner Nase.«

»Von allein kommen die nicht auf die Geschichte.«

»Gonzo, du weißt doch, wie’s läuft. Der Erste ist der Erste. Bis jetzt sind da wahrscheinlich nur die Leute von deinem Heimatblatt da draußen dran und höchstens die Burschen von der Bild. Aber wenn da am Montag früh was drinsteht, dann liest das die ganze Welt. Du willst dich also vielleicht über das Internet als Garmisch-Spezialist bei allen möglichen Medien in Erinnerung bringen. Nächste Woche steht die Geschichte in allen Zeitungen dieser Erde, ob du sie geschrieben hast oder nicht. Wünsche viel Vergnügen in der Disco!« Weißhaupt legte auf.

Hartinger war während des Gesprächs aus dem Sitz aufgestanden, hatte seinen Rucksack aus dem Gepäckfach gefischt und war über den Finger in das Flughafengebäude geschlurft, wo er am Gepäckband auf seinen Koffer wartete. Zehn Minuten später stand er am Ticketschalter der Lufthansa.

Bis Flug LH 2035 nach München um 11 Uhr 55 starten sollte, hatte er über seinen Laptop die wichtigsten Nachrichtenagenturen und Zeitungen der Welt davon in Kenntnis gesetzt, dass es einen mysteriösen Todesfall in Garmisch-Partenkirchen gab. Dass der Mann der Milliardärin Annabella von Bürstner, Alleingesellschafterin der von Bürstner Bank, der Tat verdächtigt war. Und dass er, Hartinger, praktisch direkt neben der Leiche stand. Das würde wenige Stunden später tatsächlich der Fall sein; er musste nicht nach Garmisch-Partenkirchen fahren, um des toten Mathias Kupfer ansichtig zu werden. Mordopfer landeten im Institut für Rechtsmedizin der Universität München. Und zu Teilen von dessen Personal pflegte Hartinger ganz besondere Beziehungen.

Nachdem er seine elektronischen Depeschen in alle Welt gesendet hatte, zog er das Handy aus der Hosentasche und kündigte sich bei Dr. Dorothee Allgäuer an. Ob es nicht einmal wieder an der Zeit sei, dass sie beide ein Wochenende verbrächten, war die Eröffnungsfrage des Telefonats. Er könne so zwischen halb zwei und zwei bei ihr in der Münchner Wohnung sein.

Es sei durchaus an der Zeit, fand seine Gesprächspartnerin.

Danach galt es, das schwierigere Gespräch zu tätigen. Hartinger wählte einen Kontakt auf dem Handy und drückte auf »Anruf«. Es klingelte am anderen Ende nur zwei Mal, dann wurde bereits abgehoben. »Servus, Klausi. Du, tut mir leid, mir ist da was dazwischengekommen. Ich muss nach Garmisch. Jetzt.«

Klaus Westphal reagierte anders als erwartet. Nämlich nicht beleidigt. »Gut. Dann machen wir dieses Wochenende die Berge unsicher. Ich seh gerade, der nächste Flieger nach München geht um fünf vor zwölf. Den erwisch ich.«

»Ich auch«, murmelte Hartinger.

»Wie meinst du das?«

»Ich meine, dass ich den nehme, um zurückzufliegen.«

»Du bist schon hier in Berlin?«

»Ja, aber wir haben da einen Fall, den muss ich übernehmen, ein einmaliger Job.«

»Verstehe. Dienst ist Dienst und Kitkat-Club ist Kitkat-Club.«

»Genau.« Hartinger war erleichtert.

»Dann treffen wir uns am Flughafen.«

»Du, ich weiß nicht, ob ich Zeit haben werde. Ich kann dich da nicht durch die Gegend führen. Der Fall … es ist Mord. Auf hohem Niveau.«

»Macht nichts. Ich hab sowieso zu tun.«

»In München?«

»Nein, in Garmisch. Darum wollte ich da hin in drei Wochen. Aber früher ist sogar besser. Die Sache brennt.«

»Welche Sache? Ich dachte, du wolltest mit mir ein bisserl bergsteigen.«

»Es gibt nicht nur Berge bei euch, Gonzo. Beziehungsweise eignen sie sich nicht nur dazu, auf ihnen rumzukraxeln.«

»Kann mir nicht vorstellen, was das sein soll. Aber wenn du meinst, dann tauschen wir halt Berge gegen Berlin.«

»Sehr gut. Also, ich muss jetzt los«, sagte Klaus Westphal. »Ich erzähl dir im Flieger, um was es geht. Der um 11 Uhr 55 ist nicht voll, wie ich im Internet sehe. Da bekommen wir einen Platz nebeneinander. Servus, bis gleich.«

»Ja, aber in München muss ich erst einmal …«, wollte Hartinger einwerfen, aber Klaus Westphal hatte bereits aufgelegt.

4

»Speicherkraftwerk. Pumpspeicherkraftwerk, um genau zu sein.« Klaus Westphal blickte kurz zur Flugbegleiterin auf, die das Zeug, was die Deutsche Lufthansa als Kaffee deklarierte, auf den Klapptisch vor ihm abstellte.

»Wie bitte? Tomatensaft mit Tabasco?«, antwortete die Stewardess wie in Trance.

»Nein danke, Sie verwöhnen mich schon genug. Ich spreche mit dem Mann neben mir.«

»Für mich ein Wasser ohne Sprudel. Danke schön«, sagte Hartinger und fuhr dann fort, Klaus Westphal auszufragen. »Ein Pumpspeicherkraftwerk auf dem Wank? Das baut ihr?«

»Wir bauen es nicht, sondern die d.off AG. Wir machen die Kommunikation.«

»Schon klar. Wieso weiß ich nichts davon? Ich arbeite bei der Lokalzeitung in Garmisch.«

»Weil wir einen guten Job machen, Gonzo. Es soll derzeit noch niemand wissen.«

»Ja, aber jetzt weiß ich es. Und, wie gesagt, ich arbeite bei der Zeitung. Ich könnte es reinschreiben.«

»Du bist mein Freund, verstehst du?«

Hartinger starrte auf das Bordmagazin, das in seiner Plastikhülle in der Rückenlehne vor ihm steckte. In seinem Hirn machte es »klick«. »Und deswegen die Einladung nach Berlin, mit Vollbespaßung, Ringelpiez mit Anfassen und so weiter und so fort? Und von wegen, du zahlst die Flüge mit deinen Vielfliegermeilen. Die zahlt die Saubande von d.off!«

»Jetzt seh das nicht so einschichtig, Gonzo. Du bist ein Freund. Und ein Stakeholder. Und ein Multiplikator. Da kann man das Angenehme mit dem Nützlichen …«

»Ein was bin ich?«

»Ein Stakeholder. Jemand, der Interessen hat, die mit dem Projekt verbunden sind. Im weitesten Sinn.«

»Hab ich das? Wusste ich noch gar nicht. Ich wusste ja nicht mal was von dem Projekt.«

Klaus Westphal grinste. »Da siehst du mal wieder, wie gut wir arbeiten. Wir machen uns halt schon Gedanken über deine Gedanken, bevor du überhaupt nachdenken kannst.«

»Danke. Aber ich mach mir meine Gedanken am liebsten selbst.«

»Denkst du

»Dachte ich bisher, ja.«

»Du sollst ja auch denken. Du bist ja nicht nur ein Mitglied der Gesellschaft der aufgeklärten freien Bundesrepublik Deutschland, sondern sogar Journalist. Also Multiplikator. Aber du sollst halt das Richtige denken.«

»Und was das ist, das sagst du.«

»Beziehungsweise mein Auftraggeber.«

»Die d.off AG

»Beziehungsweise das Konsortium. Die vielen Zulieferer, Investoren, Banken um die d.off AG herum. Das Konsortium, das das Kraftwerk baut.«

»Das Pumpkraftspeicherwerk.«

»Das Pumpspeicherkraftwerk. Beziehungsweise die Pumpspeicherkraftwerke.«

»Also mehrere. Und wo kommen die hin?«

»Oooch, hier und da. Aber halt eines auch zu euch da draußen.« Klaus Westphal kramte in seinem Rucksack, der zu seinen Füßen stand, zog einen roten Schnellhefter hervor und blätterte ihn auf. Schließlich gelangte er an eine A3-Kopie einer topografischen Landkarte, die wie eine Ziehharmonika zusammengefaltet war. Er zog sie auseinander, dann deutete er mit dem Finger in die Mitte der Karte. Dort war ein ovaler See eingezeichnet. »Da, schau. Esterberg.«

»Da baut ihr einen See hin?«

»Wir nicht. Das Konsortium. Aber egal. Ja, da kommt der Speicher hin. Da wird Wasser hingepumpt, wenn Strom im Überfluss im Netz ist. Und wenn es zu wenig Strom gibt, dann lässt man das Wasser durch Fallrohre hinab ins Tal und treibt damit eine Turbine an. Saubere Sache. Der Strom, der das Wasser raufpumpt, entsteht aus Sonnen- und Windenergie. Und der Strom, der dann unten wieder rauskommt, entsteht aus Wasserkraft. Absolut umweltfreundlich. Ach was, die pure Natur selbst.«

»Und die Fallrohre? Und die Pumpstation? Und die Turbine?« Hartinger legte die Stirn in Falten. »Und das Wasser?«

»Gute Fragen, sehr gute Fragen, Gonzo. Das Pump- und das Kraftwerk im Tal sind praktisch unsichtbar. Hier«, Klaus Westphal fuhr mit dem Finger von der Esterbergalm in Richtung Tal, »da unten wird das Turbinen- und Pumpenhaus hinter den Sportplatz gebaut. In Farchant. Das Wasser kommt aus dem Fluss. Der Loisach. Und aus der Kuhflucht, diesem Wasserfall.«

»Farchant. Betonung auf der langen ersten Silbe, du Preiß.«

»Von mir aus. Jedenfalls, auch ein paar Arbeitsplätze entstehen da. Verstehst du? Alles ganz nachhaltig.«

»Klar. Ein Pumpenwärter, ein Turbineningenieur und ein Hausmeister.«

»Sei nicht so negativ. Wir reden hier von Spitzentechnologie. Deutsche Hightech-Industrie. Zukunftsgerichtet. Weltmarktführend. Und vor allem …«

»Ja, ja, sag’s ruhig: nachhaltig.«

»Genau. Aber so was von. Schau dir das Walchenseekraftwerk an. Das hat der Oskar von Miller im Jahr 1924 gebaut. Da wird seit neunzig Jahren Strom aus Wasser gemacht. Vollkommen nachhaltig, das Ganze.«

Hartinger starrte an die Decke und fixierte das Leselicht über ihm. Er überlegte, ob er nicht jeglichen Kontakt zur Außenwelt abbrechen sollte, gelegentliche sexuelle Erlebnisse ausgenommen. Wenn sogar seine alten Freunde jetzt diesen neumodischen Schmarrn nachplapperten … 

»Wo ist der Haken?«, fragte er. »Weil es muss einen geben. Sonst hättet ihr es schon längst groß und breit auf einer Pressekonferenz als die beste Erfindung seit geschnittenem Brot verkauft. Du und deine Agentur und das geschissene Konsortium. Und der eine oder andere lodenbemäntelte Großpolitiker unserer geschätzten Staatsregierung.«

»Du hast hellseherische Kräfte, Gonzo. Genau deshalb fliegen wir dahin. Weil wir diese PK vorbereiten.«

Hartinger verschluckte sich am ungesprudelten Wasser, an dem er genippt hatte. »Was heißt da ›wir‹?«

»Na ja, beruflich könntest du doch mal eine Erfrischung brauchen. Und rein kontostandstechnisch auch, oder?«

»Das glaubst auch nur du, dass ich bei so was mitmache. Zurück zum Haken an der Geschichte. Ihr verschandelt die Landschaft. Der Speichersee da oben an der Esterbergalm, der wird dahin betoniert. Und die Rohre lasst ihr durch den Kuhfluchtgraben runterrennen, stimmt’s?« Hartinger hatte längst die gestrichelte Linie zwischen dem See und dem Kraftwerksgebäude auf der Karte entdeckt. »Also Maximalverschandelung. Die Alm oben ist einer der schönsten Flecken des Werdenfelser Landes. Und die Kuhflucht und ihre Kaskaden hinunter nach Farchant sind ein einmaliges Naturschauspiel. Sauerei.«

»Gonzo, jetzt flipp nicht gleich aus. Das wird alles minimalinvasiv geplant und umgesetzt. Nachhaltig, verstehst du? Vielleicht vergraben wir die Rohre auch im Wald, also … wir, das Konsortium. Das sieht dann keiner.«

»Das Konsortium?«

»Nein, die Rohre.«

»Vielleicht?«

»Budgetfrage«, murmelte Klaus Westphal. »Bayern muss sparen. Schuldenfrei will man werden. Du weißt schon. Ich kommuniziere ja nur.«

Hartinger fummelte das Lufthansa-Magazin aus dem Fach vor ihm, entnahm es der Plastikhülle und starrte hinein, ohne auch nur eine Zeile zu lesen.

Den Rest des Fluges herrschte Schweigen zwischen Hartinger und Westphal. Erst, als der Flieger auf dem Beton des Franz-Josef-Strauß-Airports aufsetzte, der das Erdinger Moos so nachhaltig versiegelte, sagte Hartinger wieder etwas. »Da oben ist heute früh einer umgebracht worden. Bin mal gespannt, wie das in eure Kommunikationsstrategie passt.«

5

Hartinger kam mit einem weißen Handtuch um die Hüfte aus der Dusche. Dotti stand in der Küche, wo sie ein spätes Mittagessen bereitete. Die ersten anderthalb Stunden nach Hartingers Ankunft in der Schwabinger Wohnung der Dr. Dorothee Allgäuer waren die beiden nur zu Dingen gekommen, die sich am besten im Bett erledigen ließen, aber auch auf der Couch im Wohnzimmer und gegen den Biedermeierschrank im Flur gestützt. »Willst du auch Rühreier?«, rief sie ihm entgegen.

»Eier tun der Mutti gut, wenn sie der Papi essen tut«, alberte Hartinger.

»O Mann, Gonzo, how low can you go?«, stöhnte Dotti auf. »Also, wie viele? Drei?«

»Ja, bitte. Und dann würde ich gerne mit dir ins Institut.«

Dorothee Allgäuer warf die Gabel, mit der sie die Eier gerade verquirlte, in die Schüssel. »Deswegen bist du da! Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht! Nach einem Vierteljahr Funkstille meldet sich der Herr Hartinger, bumst mich kreuz und quer durch meine Wohnung – was zu verkraften wäre – und will sich dann unerlaubten Zutritt zur Rechtsmedizin verschaffen?! Die Höhe!«

»Ich zieh mir einen weißen Kittel an.«

»Darum geht’s nicht, du Depp. Es geht darum, dass du glaubst, du kannst mich benutzen wie ein Stück Seife. Wenn du mich nötig hast, dann freust du dich über mich, aber sonst führ ich ein Dasein auf dem Klo!«

»Na, na, na.«

»Ist doch wahr«. Sie rührte weiter und ließ ihre Wut an den Eigelben aus.

»Du weißt, das stimmt nicht. Ich bin in dich … na ja, du weißt schon.«

»Soso, du bist also in mich … verliebt, verschossen, verknallt? Ist es das, was du bist? Das reicht mir nicht auf Dauer, mein Lieber!«

»Ach komm, du weißt, dass es nicht so ist. Da ist schon etwas mehr zwischen uns.«

»Ach.«

»Genau. Muss man das immer gleich aussprechen, das L-Wort?«

»Immer nur das F-Wort reicht halt nicht.« Sie schüttete das verklepperte Ei in die Pfanne.

»Ich muss auf die Beine kommen. Finanziell und so. Da wär eine gute Geschichte über den Toten von der Kuhflucht schon was. Dazu muss ich ihn sehen, den Kupfer Hias.«

»Erstens: Du lenkst vom Thema ab. Und zweitens: Was ist die Kuhflucht, und wer ist der Kupfer Hias?«

»Erzähle ich dir beim Hinfahren. Ich mag die Eier nur leicht angestockt.«

»Ich dachte, du magst sie am liebsten gekrault. Das ist doch auch einer deiner Spitzenwitze.« Kopfschüttelnd rührte sie weiter. »Unfassbar, auch noch Kochanweisungen erteilen. Mister Jamie Oliver für Arme.« Sie stellte ihm den Teller auf das Küchenbuffet. »Bitte schön, Eier, leicht angestockt. Gabel in der Schublade.«

Hartinger verschlang die Eier und schob eine dicke Scheibe Butterbrot hinterher. Als er fertig war, verschwand er ins Schlafzimmer und kam drei Minuten später angezogen zurück. »Können wir?«

Dotti schüttelte nur den Kopf. Auch sie ging ins Schlafzimmer, zog sich ein Kleidchen an und schnappte sich ihren Autoschlüssel von der Kommode im Flur. »Los, dann sind wir wieder mal ein bisschen kriminell, um die wahren Kriminellen zu stoppen.«

6

Mathias Kupfer sah nicht gut aus. Der Sturz in die Kuhflucht hatte keinen Knochen in seinem Körper ganz gelassen. Die Bergwachtler hatten die Arme und Beine des Toten in ihre natürliche Ausrichtung gebracht. Aber man sah an den offenen Brüchen, dass der Mann mit verdrehten Gliedern dagelegen hatte. Wie eine Puppe, die nach dem Spiel in die Kinderzimmerecke gefeuert worden war. Nur dass das Spiel für Mathias Kupfer ein für alle Mal vorbei war.

»Er muss mehrfach aufgeschlagen sein, bei einem Aufprall direkt mit dem Kopf. Schau, wie er links eingedrückt ist. Hoffen wir für ihn, dass es der erste Aufprall war«, murmelte Dr. Dorothee Allgäuer, nachdem sie einmal um den nackten Leichnam herumgegangen war.

Hartinger besah sich die Verletzungen. »Ich frage mich sowieso, was man als Sturzopfer mitbekommt.« In seinem weißen Pathologenkittel, den ihm seine Freundin zur Tarnung gegeben hatte, sah Hartinger unverschämt gut aus, wie Dotti fand. Irgendwie nach mittelaltem Orthopäden mit Porsche in der Garage und Finca auf Mallorca.

»Hier, die Kopie des Polizeiberichts. Der Sturz war wohl dreißig Meter tief. Also, der erste. Das ist zu kurz, um bewusstlos zu werden. Da kriegst du mit, dass es jetzt gleich wehtut. Und das tut es dann sicher auch erst mal. Das aber nur kurz.«

Hartinger war immer wieder fasziniert, wie scheinbar teilnahmslos Gerichtsmediziner ihre Arbeit verrichteten. Als ehemaliger Polizeireporter der großen Zeitung hatte er einige Leichen gesehen, und der Anblick hatte ihn jedes Mal aufgewühlt. Aber die forensischen Mediziner? Die ließen sich auch von Schmeißfliegenschwärmen, die um eine halb zerflossene Leiche brummten, nicht von kühler Analyse abhalten. Man musste schon ganz hart im Nehmen sein, um diesen Job auszuüben. »Irgendetwas Besonderes?«, fragte er.

»Von außen nicht. Siehst du ja selbst. Bergtote sehen halt so aus. Einer der sichersten Wege, einen Mord als Unfall aussehen zu lassen. Wer will in all dem Blut, den Schürfungen und Knochenbrüchen eine Vorverletzung finden? Wenn der Mann einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, bevor er gefallen ist, wie willst du das nachweisen? Sogar bei einem Messerstich wird’s schwierig außer, das Messer hat einen klaren Einstich in einem inneren Organ hinterlassen. Und dann bräuchtest du auch noch das passende Gegenstück dazu …«

»Ich muss also warten, bis du ihn auseinandergenommen hast?«

»Seziert heißt das. Ich bin kein Metzger. Ich mach das auch nicht selbst, wie du weißt. Ich bin mittlerweile Schreibtischtäterin. Aber ich kann Dampf machen, damit der hier bevorzugt behandelt wird. Doch vor allem auf die chemische Analyse musst du warten. Wie ist denn eigentlich die Beweislage vor Ort? Was hast du erfahren von deinem alten Freund Weishaupt?«

»Es gibt einen Hauptverdächtigen. Der sagt allerdings, er habe auf der anderen Seite der Schlucht auf einem Jägerstand gesessen. Und beobachtet, wie ein unbekannter Dritter den da reingeschubst hat.« Hartinger hielt das Mobiltelefon mit ausgestreckten Armen vor sich.

Dorothee Allgäuer sprang um den Seziertisch herum und nahm ihm das Gerät ab. »Du machst aber kein Foto von der Leiche, bist du bekloppt? Es reicht, dass ich dich hier am Samstagnachmittag reinschmuggle. Wenn die mich erwischen, bin ich endgültig fällig!«

»Soll nicht für die Öffentlichkeit sein. Nur damit ich die Verletzungen …«

»Merk sie dir ganz einfach«, fiel sie ihm ins Wort. »Sie können zusammengefasst werden unter dem Oberbegriff ›zerschmetterter Körper‹.«

»Aber warum wurde er nicht längst obduziert? Der Hauptverdächtige ist nicht vollkommen unprominent. Beziehungsweise seine Frau.«

»Ah, deshalb das Handyfoto. Und morgen finde ich das in der Bild-Zeitung!«

»Quatsch, würde ich niemals …«

»Und wer ist sie, die prominente Frau?« Dorothee Allgäuer wollte es jetzt genau wissen.

»Annabella von Bürstner.«

»Die Annabella von Bürstner?«

»Genau die.«

»Dann ruft mich spätestens heute Abend der Staatsanwalt an, dass wir die Leiche sofort sezieren sollen. Können wir also auch gleich machen. Ich ruf die Kollegen vom Notdienst an.«

»Du bist ein Ass, Dotti!«, strahlte Hartinger. Er drückte ihr einen dicken Kuss auf den Mund.

Dann sah Dorothee Allgäuer nur noch die Schöße des weißen Laborkittels aus der Türe wehen.

7

Der Zeigefinger der rechten Hand zog die schwarze Kladde am Rücken aus dem zweitobersten Fach des Bücherregals. Die Hand umfasste das Buch und legte es mit der Vorderseite nach unten auf den Couchtisch. Der Daumen blätterte die Seite mit der Liste auf. Sie war mit einem Stück Zeitungspapier eingemerkt. Während die Hand zum Stift griff, musste der Handballen die Seiten der Kladde nicht auseinanderdrücken. Bindung und Papier des linierten Schreibbuches hatten den Kampf gegen die Zeit längst aufgegeben; flach lag es auf der Tischplatte. Der Daumen drückte den Kopf des Kugelschreibers, sodass die Mine auf der anderen Seite herausgedrückt wurde und arretierte. Zusammen mit dem Zeigefinger umfasste der Daumen das Schreibgerät. Bald ging ein Strich, wie mit einem Lineal gezogen, durch einen Namen auf der Liste. Es war der oberste Eintrag von fünf. Er lautete:

Kupfer, Mathias, geb. 23.05.1964

8

Das weiß lackierte Eisentor mit den goldenen Spitzen glitt auf, noch bevor Hartinger die Klingel am rechten Pfeiler gedrückt hatte. Klar: Kameras wachten über das Anwesen der Familie Seidl-von Bürstner. Das Personal hatte ihn schon auf dem Schirm gehabt, seitdem er den alten Volvo am Rand der alten Gsteigstraße geparkt hatte. Er wollte nicht durch das riesige Tor fahren und in der Vorfahrt der Villa parken, sondern lieber die letzten fünfzig Meter zu Fuß zurücklegen. Dort drinnen hätte ihm sicher ein Lakai sofort den Autoschlüssel entrissen, um den ungewaschenen und verbeulten Youngtimer vor den Augen der Hausherrin zu verbergen. Und wer konnte sagen, was sie mit dem Wagen gemacht hätten, während Hartinger seine Audienz bei Annabella von Bürstner und ihrem Ehemann Leopold Seidl absolviert hätte. Sie hätten den 760er vielleicht durchsucht, womöglich verwanzt … 

Hartinger ärgerte sich darüber, dass er mittlerweile so paranoid geworden war. Für ihn war schon jeder, der nur in der Nähe von Macht und Geld oder beidem war, Teil des Überwachungsapparates, den er in den letzten Jahren so umfangreich hatte kennenlernen dürfen. Vielleicht, so sagte er sich, war es auch nur ein normaler Minderwertigkeitskomplex, dass er seinen Schrotthaufen nicht vor dem großherrschaftlichen Gebäude abstellen wollte.

Nein, diesen Gedanken schob er schnell wieder beiseite. Wie uncool wäre das denn. Inspektor Columbo hatte seinen alten Peugeot auch immer vor den Villen der Hollywoodproduzenten geparkt, gegen die er ermittelte, und seine scheinbare Harmlosigkeit genutzt, um in deren Schatten die großen Verbrechen aufzudecken.

Hartingers Problem aber war, dass ihm in Garmisch-Partenkirchen gerade das nicht gelingen konnte. Denn hier war er bekannt wie ein bunter Hund. Und zwar nicht gerade als harmloser.

Annabella von Bürstner bat Hartinger in den Wintergarten, den sie nicht »Wintergarten«, sondern »Orangerie« nannte. Sie hatte darauf verzichtet, ihn durch ein Hausmädchen empfangen und erst einmal zehn Minuten warten zu lassen, um dann einen umso wirkungsvolleren Auftritt auf die marmornen Hochglanzfliesen des Hauses hinzulegen. Nein, die Angelegenheit, wegen der sie Hartinger einbestellt hatte, duldete keinen Aufschub.

»Hübsch haben Sie es hier«, bemerkte Hartinger, nachdem er sich auf dem weißen Korbmöbel niedergelassen hatte. Auf dem Beistelltisch stand eine silberne Teekanne und feines Porzellan. Eine Bedienstete erschien fast geräuschlos, goss ungefragt ein und stellte die Tasse zusammen mit einem kleinen Tablettchen, auf dem Sahne, Zucker und ein paar Zitronenscheibchen drapiert waren, vor ihm ab. Seine Gesprächspartnerin verzichtete auf Teatime, für sie war keine Tasse vorgesehen.

Annabella von Bürstner ließ keinen Zweifel daran, dass sie Karl-Heinz Hartinger nicht zu sich geladen hatte, um über ihr gehobenes Wohnambiente zu plaudern. Also ging sie gleich in medias res. »Mein Mann war es nicht. Und ich will nicht, dass nur der geringste Verdacht auf ihn fällt.«

Hartinger rührte etwas Zucker und Sahne in den Tee und widerstand der Versuchung, den Löffel abzuschlecken. Er sah von seinem Rührwerk auf und schaute seine Gastgeberin fragend an.

»Sie werden doch über den Unglücksfall berichten, Herr Hartinger?«

»Unglücksfall? Ich denke, es wird wegen Mordes ermittelt.«

»Ermittelt, ermittelt … Diese Polizei hierzulande nimmt sich natürlich den erstbesten Verdächtigen und hängt ihm alles Mögliche an. Alles Unmögliche sowieso.«

Hartinger nahm einen Schluck und stellte die Tasse aus hauchdünnem Porzellan wieder auf den Unterteller. Es war ihm gelungen, weder zu kleckern noch zu schlürfen. Das verlieh ihm Selbstsicherheit. Er traute sich jetzt zum ersten Mal, sein Gegenüber von oben bis unten zu mustern. Es missfiel ihm nicht, was er da im hellen Sommerkleid sah. Annabella von Bürstner war zwar keine klassische Schönheit, doch ihre blonden Locken, die sie nur mit Mühe in einem strengen Pferdeschwanz zu bändigen vermochte, ihre hellblauen Augen und ihre Sommersprossen verliehen ihr ein reizvolles Aussehen. Wäre sie nicht in diesen goldenen Käfig gepfercht, sie wäre ein Mädel gewesen, um mit ihr die Nacht durchzumachen, dachte Hartinger. Dass sie Anfang dreißig und somit nicht ganz sein Jahrgang war, störte ihn keinesfalls.

Annabella von Bürstner machte nicht den Eindruck, als würden die Blicke Hartingers sie stören. Und dass sie außerhalb ihres natürlichen Habitats und der eigenen gesellschaftlichen Kreise freite, war durch die Verehelichung mit dem äußerst bodenständigen Seidl Leo erwiesen. Der war zudem ebenso alt wie Hartinger; die beiden hatten sogar gemeinsam die Volksschule in Partenkirchen besucht. Vor über vierzig Jahren. Hartinger erwischte sich dabei, wie er sich eine heiße Affäre mit der Milliardärin vorstellte. Er musste zugeben, dass ihn der Reichtum seiner Gesprächspartnerin noch schärfer darauf machte, sie gleich hier und sofort auf dem Korbkanapee zu vögeln.

»Nun, Herr Hartinger, was gedenken Sie zu tun?«, riss Annabella von Bürstner ihn aus seinen schmutzigen Gedanken.

»Pffff …«, machte Hartinger. Nicht nur, um Zeit zu gewinnen, sondern deshalb, weil er bisher noch nicht viel zu tun vorgehabt hatte. Er wusste nur, dass er bis 18 Uhr an diesem Samstag seine erste Geschichte an die Nachrichtenagenturen und Newsrooms der großen Zeitungen und Internetportale zu senden hatte. Am besten einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch. Und 18 Uhr war es in knapp einer Stunde. So gern er hier mit der Ehefrau des Hauptverdächtigen beim Tee in ihrer Orangerie saß und wie wichtig dieser direkte Zugang auch sein konnte, eigentlich hatte er gar nicht die Zeit dazu. Erst einmal musste er die großen Redaktionen an die Angel bekommen.

Wie immer, wenn ihm eine Antwort nicht leichtfiel, probierte er es mit einer Gegenfrage. »Sie haben mich angerufen. Was haben Sie vor?«