Vorwort

Er wuchs in drei deutschen Ländern auf: Im Deutschen Reich, in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland. Mit 30 Jahren kam er Deutschland ganz abhanden; aber eigentlich ging er schon mit 26 ins Ausland.

Sein Leben fing 1935 an. Im Jahr 1945 erlebte Max den ersten großen Umschwung: Das Deutsche Reich war zu Ende und die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands wurde etabliert, jedenfalls in dem Teil von Deutschland, wo er wohnte. Das Jahr 1945 hat er stets für den größten Einschnitt in seinem Leben gehalten. Schon 1949 ging die Sowjetische Besatzungszone in die Deutsche Demokratische Republik über. Seine Eltern und die beiden Geschwister, später auch seine Schwiegereltern, blieben dort wohnen. Deshalb machte ihm dieser Staat zu schaffen, bis die DDR 1989 endlich das Zeitliche segnete.

Aber schon 1952 ging Max schwarz über die Grenze nach Westberlin. Damit war er dem Zugriff der DDR entronnen, außer, wenn er sich später auf deren Gebiet traute. Das geschah nicht selten. Im Westen galt er als Bürger Westberlins, später der Bundesrepublik, aber er traf auch da auf Menschen, die er nicht gerade sympathisch fand. Schließlich ging er 1964 nach Nordamerika.

„Das ist nicht fair den Deutschen gegenüber,“ sagte seine Frau Johanna zu ihm, sodass ich es hören konnte, „das klingt, als ob du wegen der Deutschen ins Ausland gegangen bist; dabei hat dein Erlebnisdrang mindestens eine ebensolche Rolle gespielt.“ Max gab das zu. Er wollte aber nicht über die fünfzig Prozent hinausgehen, mit denen sein Erlebnisdrang ihn motiviert hatte.

Seine Entwicklung werde ich anhand von Episoden erzählen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben. Man kann diese Geschichten auch jeweils für sich lesen, aber dann geht einem die zeitliche Abfolge verloren. Allerdings überlagert eine Episode zeitlich manchmal eine andere; dann halte ich selbst die chronologische Folge nicht ein. Doch das geschieht selten.

Max hat es gegeben; es gibt ihn noch immer, und vielleicht erzähle ich irgendwann noch die anderen Episoden, die er mir mitgeteilt hat, die aus seinem späteren Leben. Schon die Geschichten, die ich hier erzählt habe, sind alle passiert. Es wird deshalb niemanden wundern, dass ich wegen dieser großen Nähe zur Wirklichkeit alle Personennamen und auch die geografischen Namen – außer den Namen von Ländern und mittelgroßen und großen Städten – geändert habe, denn ich musste Max und die Menschen, die um ihn waren, ja vor bloßer Neugier schützen.


Ottawa, 15. September 2014


Heinz Wetzel




1 Die gespenstische Kutsche

 

Die Leute sagen, das Früheste, an das man sich erinnert, hat mit großem Lärm und schneller Bewegung zu tun. Möglich, dass Max nur dadurch im Lauf der Zeit zu dem Glauben gekommen ist, die Sache mit dem Einspänner sei seine älteste Erinnerung.

Er spielte in sich versunken auf der Straße vor dem Haus; es war eine enge, mit Kopfsteinen gepflasterte Straße. Die Häuser waren niedrig, höchstens zwei Stockwerke hoch, und weil sie auf sumpfigem Grund standen, neigten sich manche nach vorn und manche nach hinten. Gerade beobachtete Max eine Ameisenstraße, und er dachte darüber nach, was die Tiere sich wohl zu sagen hatten, wenn sich zwei von ihnen begegneten, dabei kurz stehen blieben und die Köpfe zusammensteckten.

Da kam von der breiten Hauptstraße her plötzlich ein Pferd in vollem Galopp die Straße herab, einen leichten Einspänner hinter sich herziehend, der vorn eine Sitzbank und dahinter eine kastenförmige Ladefläche hatte. Mäxchen blickte auf, und sofort sah er, dass der Wagen hin und her schlenkerte und nicht wie üblich in gerader Linie hinter dem Pferd blieb; er scherte mal nach links, mal nach rechts aus. Der Platz des Kutschers, der sonst das Gespann von seiner Sitzbank her weit überragte, war diesmal gespenstisch leer. Nur die Lehne konnte man sehen.

Max sprang schreiend auf, wie das geisterhafte Gefährt von oben her auf ihn zukam, die Hufe in einem ungewohnten, erschreckend schnellen Rhythmus klapperten und die eisenbereiften Räder auf dem Pflaster rasselten, und lief die drei Stufen hinauf zur Haustür. Die aber war, wie immer, verschlossen. Weil das Trottoir nur schmal war, schloss die unterste Stufe mit der Hausfront ab, und die drei Stufen führten in einer Nische bis zur Haustür aufwärts. Hier oben konnte man sich schon sicherer fühlen. Wenn man auch wissen wollte, was auf der Straße los war, stellte man sich auf die untere Stufe, reckte den Kopf hinaus und konnte nun die Straße hinauf- und hinabsehen. Mäxchen aber hatte schon viel zu viel gesehen. Von der oberen Stufe erreichte man die Hausklingel, aber dazu war er noch zu klein. Die Angst vor dem aufsässigen Pferd schrie aus ihm, er wollte ins Haus.

Als er Luft holte, hörte er das rettende Geräusch: Von innen wurde der Schlüssel ins Schlüsselloch geschoben und fast gleichzeitig mit einem energischen Ruck umgedreht. Er stürzte an seiner Mutter vorbei und sah sich erst aus dem kühlen Hausflur nach ihr um. Sie stand auf der untersten Stufe und sah die Straße hinauf, von wo der Lärm kam. Weil er fürchtete, dass Mutter sich irgendeiner Gefahr aussetzte oder dass auch ihm diese Gefahr durch die offene Tür irgendwie ins Haus folgen könne, hörte er nicht auf zu schreien sodass Mutter die Haustür hinter ihm wieder verschloss und mit ihm ins Wohnzimmer lief, aus dessen zwei Fenstern sie auf die Straße sahen.

Dort war es seltsam still geworden. Als sie sich in die Ecke neben dem linken Fenster drängten, um die Straße ein kleines Stück nach rechts hinaufzusehen, stand Nachbar Ambros schon auf dem Damm und hielt das Pferd am Zügel, während Herr und Frau Vierling aus ihrem Haus schräg gegenüber gestürzt kamen und den Kutscher von der Ladefläche zogen, auf die er gefallen war. Mäxchen staunte, als er sich bewegte und als Frau Vierling, die immer etwas vornübergeneigt, sehr resolut und immer drei Schritte vor Herrn Vierling durch die Stadt lief, Herrn Ambros zurief: „Is nischt passiert. Er is bloß besoffen!“ Noch mehr staunte er aber über das Pferd, weil es so plötzlich stehen geblieben war.

Vater erklärte es beim Abendbrot: Man könne Pferde, die durchgehen, aufhalten, wenn man sich ihnen mit ausgebreiteten Armen in den Weg stelle. Dann bekam er einen Schreck und ermahnte seinen Sohn eindringlich, das nicht etwa zu versuchen. Aber damals hätte der es sowieso nicht getan, und im Lauf der Jahre gab es immer weniger Gelegenheiten dazu; es gehen ja kaum noch Pferde durch. Max war froh, weil alles so schnell wieder in die gewohnte Bahn gekommen war. Aber auch angstvoll war er geworden, weil die Weltordnung so schnell und ohne vernünftigen Grund aus ihrem sicheren Gleis geraten konnte.

Alltags trug er eine blaue Kinderschürze mit Trägern und einer großen Tasche, auf der eine Ente mit ihren Kücken zu sehen war. Die Ente war von einem klaren Weiß, die Kücken aber von kräftigem Gelb, und alle gingen im Gänsemarsch, man sah sie nur im Profil. Er trug kurze braune Strickhosen und ein Alltagshemd. Sonntags aber durfte er sich auf keinen Fall schmutzig machen. Er musste ein Sonntagshemd, gute Hosen – die mit den aufgesetzten Perlmuttknöpfen – und weiße Kniestrümpfe tragen, letztere aber nur in der warmen Jahreszeit, weshalb es um Ostern immer zu Spannungen in der Familie kam. Dazu hatte er einen Hut, der wie ein Tirolerhut aussehen sollte und an dem hinten eine riesige Truthahnfeder festgenäht war. Mäxchen sollte glauben, dass es eine Adlerfeder war. Das tat er viel zu lange. Die Feder, die seinen Kopf weit überragte, erregte so viel Aufsehen, dass man ihn öfter danach fragte, auch Erwachsene. Dann sagte er stolz: „Adlerfeder“, aber die Leute kamen näher und sahen sie sich genauer an, und manchmal wollten die Männer ihren fachmännischen Blick beweisen und sagten: „Det is ‘ne Truthahnfeder.“ Er wusste natürlich genau, dass es eine Adlerfeder war. Sollten sie reden. Aber dann wollte er einmal beim Sonntagsspaziergang erhobenen Hauptes unter einem überhängenden Ast hindurchschreiten, was ihm in seiner Alltagskleidung anstandslos gelungen wäre. Die Feder war aber zu hoch und knickte ein. Damit war auch sein Stolz gebrochen. Er hatte das verächtliche „Truthahnfeder“ zu oft gehört.

Mit Putern hatte er ohnehin nichts im Sinn. Am südlichen Ende seiner Straße, wo es zur Burg ging, stand das Hotel Preußischer Adler. Es diente schon lange nicht mehr als Hotel, das ganze obere Stockwerk stand leer, nur die Gastwirtschaft unten war noch in Betrieb, und der schon alte Besitzer wollte sich mit seiner Putenzucht was dazuverdienen. Mäxchens Problem war, dass manchmal das Hoftor des Preußischen Adler offen blieb und die Tiere auf die Straße kamen. Sie liefen blau und rot an, wenn jemand bloß vorbeikam, und machten komische Geräusche, als ob sie einen synkopierten Schluckauf hätten, nur viel lauter. Dabei hing ihnen irgendein rotes Gezottel im Gesicht, und aus dem Schwanz wurde ein riesiger Fächer; der bewegte sich kaum, dafür aber ruckartig. Mäxchen richtete im Vorbeigehen immer ein Auge auf das Hoftor, und einmal ist er auf die oberste Stufe vor der Haustür seiner Eltern retiriert, als sich bloß ein Hühnerkücken unter dem Tor des Preußischen Adler durchgequetscht hatte und auf der Straße zwischen den Pflastersteinen herumpickte. Als seine Mutter mit missbilligendem Blick die Tür wieder öffnete, rief er ihr entgegen: „Dahinten geht ein Kücken!“

 

 

 

2 Der Sonntagnachmittagsspaziergang

 

Die Samthose blieb Mäxchen aus gutem Grund in Erinnerung. Ich muss hier etwas ausholen: Max galt als jähzornig. Selbst sah er das natürlich anders, aber es kam wegen dieses unschönen Charakterzugs immer wieder zu lebhaften Auseinandersetzungen, wobei Mutter, Vater und seine Schwester Lena die eine Seite einnahmen, und nur Mäxchen die andere – man sieht schon: Er war allein. Anlässe für seine Ausbrüche gab es viele. Er weiß aber nicht mehr, wer im Folgenden wirklich im Unrecht war, falls man hier überhaupt von Recht und Unrecht sprechen kann, denn welches die richtigen Maßstäbe sind, das ist ein anderes Problem, und kein kleines.

Die Auseinandersetzungen fingen wie immer mit einer kleineren Missetat Mäxchens an, die seine Eltern nicht hinnehmen wollten. Er aber sah in ihren Erziehungsmaßnahmen ein himmelschreiendes Unrecht und weigerte sich, klein beizugeben und „artig“ zu sein. Allein vor dem Wort, das ihm Unterwerfung und Konformismus bedeutete, empfand er tiefen Ekel. Aber immer wieder stieß er an die Grenzen seiner Macht, denn in der Speisekammer, gleich links in der Ecke, stand der Rohrstock, vor dem er wirklich Angst hatte, nicht der Schmerzen, sondern der Demütigungen wegen.

Mit Schlägen in die Ecke getrieben und seiner Würde beraubt, ist er oft in das wenig benutzte Wohnzimmer gerannt, hat sich mit einem Aufschrei auf die Chaiselongue geworfen und seinen Kopf in die Kissen gedrückt. Auch wenn sein Schluchzen längst aufgehört hatte, ist er noch lange liegen geblieben. Den Geruch, der in der Polsterung hing, kannte er genau. Er stellte sich dann allerlei vor: wie er von zu Hause wegläuft und alle ihn ängstlich suchen oder wie er sich das Leben nimmt und alle um seinen Sarg stehen und weinen, das Übliche eben. Solche Vorstellungen hatte er auch später noch, in der „schlechten Zeit“, als Vater im Krieg, sein Bruder Joachim noch ein Baby war und Mutter mit den dreien allein zurechtkommen musste. Die Geschichte mit der Samthose ist aber schon früher passiert, mehrere Jahre bevor Max in die Schule kam.

Es war an einem Sonntag nach dem Mittagessen, er hatte irgendwas angestellt und musste nach mehreren Ermahnungen, die er nicht beachtet hatte, ins Bett. Draußen schien die Sonne, aber im Zimmer war es stockdunkel, denn die Jalousien im Schlafzimmer waren heruntergelassen. Vater muss sehr erzürnt gewesen sein, denn dass Mäxchen mit Sachen im Dunkeln ins Bett musste, und das während des Tages, hatte es noch nie gegeben. Sein Kinderbett hatte am Kopf- und am Fußende metallene Verzierungen; er schlief immer in einer Art Drahtkäfig. So waren Kinderbetten damals; man konnte sich dann nicht verletzen. Aus diesem Käfig konnte er aber auch nicht heraussteigen, und zur Gesellschaft hatte er nur seinen Teddy.

Es war also Sonntagnachmittag. Er hatte seinen Sonntagsanzug an; dazu gehörte die Samthose mit den Perlmuttknöpfen. Der Sonntagnachmittagsspaziergang stand bevor, und weil er immer noch schrie, als wenn er am Spieß steckte, fragten sich seine Eltern, was zu tun sei. Der Sonntagnachmittagsspaziergang war eine geheiligte Institution. Er durfte nicht ausfallen. Man traf andere wohlgekleidete und wohlgescheitelte Familien, Mäxchens Vater lüftete jedes Mal den Hut, wenn man einander im Vorbeigehen grüßte, und auch die Route lag fest. Zwar erkundigte sich Mutter vor jedem Aufbruch danach, aber Vaters Antwort, obwohl sie immer abwägend klang, blieb stets dieselbe: „Na, erst durchs Bürgerholz, dann über den Friedhof und dann bei Oma mit ran.“

Das Wort „Bürgerholz“ benutzte nur Vater; alle anderen sagten „Hölzchen“. Lange hielt Mäxchen Vaters Ausdrucksweise für steifleinen und witterte darin eine Art übertriebenes Standesbewusstsein, aber später kam er dahinter, dass Vater zuinnerst ein Demokrat war. Als der Krieg nämlich zu Ende war, begriff Max allmählich, was Demokratie ist, und er glaubte, dass Vater mit dem Wort „Bürgerholz“ nur die wahren Besitzverhältnisse betonen wollte, denn er hatte einen ausgeprägten Ordnungs- und Gerechtigkeitssinn, und das Hölzchen war nun mal städtisches Eigentum; es gehörte den Bürgern.

Oma in der Ahornstraße war Vaters Mutter. Seit ihr Mann schon sehr früh gestorben war – selbst Vater hatte ihn kaum gekannt –, wohnte sie in ihrem kleinen Häuschen, und Max hatte den Verdacht, dass Vater die Besuche bei ihr an die Sonntagnachmittagsspaziergänge anhängte, weil das Einvernehmen zwischen Mutter und ihr nicht so groß war, dass extra Familienbesuche angebracht gewesen wären. Ich will gleich noch von ihr erzählen.

An jenem Sonntag nun drängte die Entscheidung, weil sonst der Zeitplan allzu sehr durcheinander gekommen wäre, denn man musste ja auch noch Kaffee trinken und Abendbrot essen, wie es sich gehört. Ein paarmal war Mutter schon im Schlafzimmer erschienen, wobei von der Tür her immer etwas Licht in Mäxchens Dunkel gefallen war, und hatte gefragt, ob er nun „artig“ sein wolle, worauf er jedes Mal mit erneutem Wutgeheul geantwortet hatte. Mutter konnte ja nicht wissen, wie sehr ihm das Wort ein rotes Tuch war. Ihm wurde also verkündet, dass die Familie dann ohne ihn spazieren gehen werde. Der bloße Verdacht, er solle damit unter Druck gesetzt werden, reizte ihn zu einem nochmaligen lautstarken Protest.

Die Familie ging spazieren, Max blieb zurück. Erst musste er seine Lage als im Dunkeln Eingesperrter begreifen, dann steigerten sich sein Selbstmitleid und die Wut über seine Machtlosigkeit so sehr, dass er ihnen Ausdruck geben musste. Das war nicht einfach, weil niemand ihn hören konnte. Doch mit der Not kommen auch die Einfälle. Mutter hatte den Drahtkäfig, sein Bett, innen mit einer gekräuselten Bespannung aus lichtem, hellblauen Stoff mit kleinen Blümchen darauf ganz ringsum verziert, sodass eigentlich von einem Käfig gar nicht die Rede sein konnte, so wenig war von innen her von dem Gitter zu sehen. In seiner grenzenlosen Wut zerriss er diese Bespannung. Er riss sie nicht nur vom Bett ab, was ihm sonst nicht entfernt in den Sinn gekommen wäre, sondern er riss sie auch noch in Fetzen. Sein Teddy flog in hohem Bogen auf die Elternbetten. Erst dann beruhigte er sich etwas.

Der Spaziergang wurde diesmal abgekürzt, der Schlüssel drehte sich im Schloss, und im nächsten Augenblick sah Mutter ihr Mäxchen mitten in der Verwüstung sitzen. Sie schrie auf, Vater kam, sah, und schritt stumm zur Speisekammer. Von dort kam er mit dem Rohrstock zurück und verprügelte Mäxchen, dass ihm Hören und Sehen verging, aber nicht das Schreien, das markerschütternd gewesen sein muss.

Die Tür zum Schlafzimmer war offen geblieben. Durch das geriffelte Glas im ovalen Fenster der Korridortür am anderen Ende des Korridors konnte man sehen, was im Hausflur vor sich ging. Deshalb sah Max nach einer kleinen Weile, wie jemand in grüner Uniform, mit Stiefeln und gemessenem Schritt die Treppe herabkam und gleich darauf energisch an die Korridortür klopfte. Statt der Klinke hatte diese Tür einen Knopf, den man nicht drehen konnte; sie war auch, wie die Haustür, immer verschlossen. Vater ließ von Mäxchen ab und ging, um zu öffnen. Draußen stand der Landgendarmeriewachtmeister, der große Herr Zimmermann. Ihm und seiner Frau hatten die Eltern die obere Wohnung vermietet; Zimmermanns hatten selbst keine Kinder und waren vernarrt in Lena und Mäxchen. Max erfüllte es immer mit Stolz, dass am Elternhaus, neben dem Eingang, eine Emaille-Tafel mit einem ehrfurchtgebietenden grünen Emblem und der Aufschrift „Landgendarmerie-Meisterei Sachsenbach“ prangte. Es gab auch noch einen kleinen Herrn Zimmermann, der aber nur das eine Zimmer bewohnte, das gleich über der Treppe lag, und über den nichts weiter zu sagen ist.

Der große Herr Zimmermann stand also gestiefelt und gespornt in seiner grünen Uniform vor der Wohnungstür, was Max wusste und was Vater, als er durch den Korridor schritt, ebenfalls sah, denn das geriffelte Glas im ovalen Rahmen ließ die Umrisse dessen, der Einlass begehrte, und die Farbe seiner Kleidung erkennen. Beide konnten sich denken, was der große Herr Zimmermann wollte. Vater sah sich aber im Recht, und so bat er Herrn Zimmermann diesmal nicht in die Wohnung, obwohl die Familien befreundet waren. In und vor der Tür kam es zu einer lautstarken Auseinandersetzung. Die Kontrahenten legten einander ihre jeweilige Rechtsposition dar, dann stiefelte der große Herr Zimmermann wieder treppauf, unverrichteter Dinge, könnte man meinen. Aber so war es nicht, denn Vaters Zorn war während der juristischen Disputation einer Nachdenklichkeit gewichen, wozu wahrscheinlich die polizeiliche Meinungsäußerung beigetragen hatte, der Rohrstock war zurück in die Speisekammer gewandert, und in Mäxchens Wut und Angst hatte sich schon wieder Neugier gemischt, alles Voraussetzungen für eine allmähliche Normalisierung.

Nur Mutter blieb auf der Arbeit sitzen, sie musste für eine neue Bettbespannung sorgen. Und dann entdeckte sie noch, dass an Mäxchens Samthose ein Perlmuttknopf zerbrochen war, zerschlagen von einem der väterlichen Hiebe, von deren Wucht dieser Perlmuttknopf noch lange zeugte. Ohne ihn wäre das Ereignis vielleicht niemandem im Gedächtnis geblieben.

Heute sagt Max, dass man, um die Handelnden richtig beurteilen zu können, viel mehr wissen müsste, als diese Geschichte verrät. Das klingt geheimnisvoll, aber wenn man ihm glaubt, ist er der Auflösung dieser Zusammenhänge nie näher gekommen.

 

 

 

3 Oma in der Ahornstraße

 

Zum Wohnzimmer von Mäxchens Oma ging es gleich rechts, wenn man die Haustür in der Ahornstraße 17 hinter sich geschlossen hatte. So wie „die Eltern in Ellenhausen“ zu Mutter gehörten, gehörte Oma, wie gesagt, zu Vater. Innen über ihrer Tür hing in einem dreidimensionalen Glasrahmen, von kleinen Spiegeln und allerhand Verzierungen umgeben, ein Myrtenkranz, Omas Brautkranz. Wer ins niedrige Wohnzimmer trat, musste darunter hindurch. Geradeaus über dem Sofa, dem Tisch und den zwei Stühlen tickte eine Wanduhr, die zwischen zwei großen Bildern hing. Auf dem linken Bild, einer großen Fotografie, die in einem leichten Braunton gehalten war, sah man die Offiziere und Soldaten eines preußischen Füsilierregiments, die auf ansteigender Tribüne um ihren Ehrenkommandeur, einen preußischen Prinzen in strahlend weißer Uniform und mit einem Vogel auf dem Helm – wahrscheinlich war es ein Adler – aufgebaut waren. Mäxchens Opa, der schon lange tot war, stand auf dem Bild ganz oben rechts, weit weg vom Prinzen, in der zweitobersten Reihe. Unter dem Bild standen alle Namen gedruckt, deren Anordnung derjenigen der Namensträger auf dem Bild entsprach. Mäxchen stand lange auf dem Sofa und fuhr von seinem Nachnamen mit dem Finger hinauf, um zwischen all den jungen Soldaten nach seinem Opa zu suchen, bis Oma ihn ihm zeigte.

Auf der anderen Seite der Wanduhr war ein ebenso großes Bild aufgehängt, das aber schön bunt war. Es war nicht wirklich eine Fotografie. Zwischen allerlei Ranken und Eichenblättern standen drei Soldaten in Großformat, alle in tadelloser Haltung und makellosem Preußischblau, die beiden äußeren im Schrägprofil, der mittlere direkt von vorn. Obendrüber in einem Bogen stand: „Mit Gott für König und Vaterland!“ und unten drunter: „Füsilier Paul Emil Bärenreiter".

Er fragte Oma einmal, wer das auf dem Bild sei. Sie antwortete: „Det is dein Opa.“ Das erste Mal nahm er es hin, dass sie nicht auf die beiden andern Soldaten einging und ihm auch nicht sagte, welcher der drei sein Opa sei. Er dachte, es müsse ein Geheimnis dahinter lauern, an das er besser nicht rührte. Aber dann plagte ihn die Neugier doch. Er wollte Oma überlisten, zeigte auf den Soldaten am linken Rand und fragte: „Wer is ‘n der da?“ Die Antwort war wieder: „Det is dein Opa.“ Dann zeigte er schnell auf den in der Mitte: „Und der?“ – „Der ooch.“ Dann zeigte er auf den Soldaten rechts im Bild: „Und der?“ Nun hatte sie etwas Ungeduld in der Stimme: „Na, der ooch.“ Lange hat er dieser wundersamen Vermehrung seiner Großväter väterlicherseits nachgesonnen, bis er sich eines Tages wieder einen Stuhl vor das Bild rückte – das Sofa reichte nicht bis unter das zweite Bild – und erkannte, dass das Gesicht jedes der drei Soldaten fotografiert und aufgeklebt und dass es jedes Mal dasselbe Gesicht war.

Wenn seine ganze Familie bei Oma „mit ran“ kam und alle vier in ihre Stube traten, war es oft schon dämmrig. Mutters erster Griff war dann nach dem Lichtschalter. Wenn es draußen schon kälter war, saß Oma mit dem Rücken an ihrem großen, grünen Kachelofen. Dann kam regelmäßig die Frage, die eigentlich nur eine Feststellung war, aber auch eine leichte Kritik einschloss: „Du sitzt ja hier ganz im Dunkeln.“ Die Antwort darauf war: "Ick kann meine Fennje ooch im Dustern zähln.“ Es folgte eine etwas gezwungene Unterhaltung, bei der Max sich in seinen Sonntagssachen fehl am Platz vorkam, und danach ging die Familie wieder.

War der Ofen geheizt, dann stellte sich Mäxchens Vater wenigstens einige Augenblicke mit dem Rücken dagegen. Dabei musste er aufpassen, dass er sich nicht an der Ofenröhre versengte, an der kleinen metallenen Tür, mit der die Röhre verschlossen war. Darin hielt sich Oma ihr Essen warm. Die Röhre war Gegenstand eines Verses, den sie den Kindern vorsang – ihr Repertoire reichte nicht weit; außer diesem Vers gab es nur noch „Horch, was kommt von draußen rein“ und das Horst-Wessel-Lied. Das kleine Lied aber ging so:

 

Weene man nich, weene man nich,

inne Röhre steht Klump,

den sehste bloß nich.

 

Eigentlich war es nur ein Singsang. „Klump“ übersetzte sie mit „Klöße“. Mäxchen konnte sich nicht vorstellen, wie man ein weinendes Kind mit der Aussicht auf Klöße trösten kann. Oma hat es ihm nicht erklärt, aber sie hat es gewusst.

Besser fand er es, wenn er wochentags mit Lena in die Ahornstraße gehen konnte, mit einer Bestellung oder mit Obst aus dem Garten, oder wenn Mutter irgendwas für Oma eingekauft hatte. Aus der Speisekammer, wo immer eine Mausefalle aufgestellt war, holte sie Butter, Mehl und den Zuckertopf und nahm drei Eier aus einer braunen Tonschüssel. Dann ging sie zum Herd, der in der Küche aus Backsteinen gemauert war, und legte Holz nach. Eier, Mehl und Milch tat sie in einen tiefen Teller mit Zwiebelmuster und schlug das Ganze mit einer Gabel. Wenn das Feuer richtig brannte, nahm sie den Wasserkessel und einige eiserne Ringe aus dem Herd, dass das Feuer durch die Öffnung hoch aufloderte und die ganze Küche erleuchtete. Max bedauerte immer, dass sie die Öffnung gleich darauf wieder mit der Pfanne verschloss. Darin schmolz zuerst ein Stück Butter, dann goss sie den Inhalt des tiefen Tellers dazu.

Die Eierschalen wurden zusammengeschoben, Oma öffnete die Hintertür, durch die man aus der Küche auf den Hof trat, die Hühner kamen herbeigerannt, eins fing die hinausgeworfenen Schalen mit dem Schnabel auf und rannte damit los, alle andern dicht hinterdrein, immer um den Hof herum, vorbei an den Ställen, dem Misthaufen, der Scheune, dem Bretterzaun, der Pumpe und dem Birnbaum. Dabei wechselten die Schalen mehrmals den Besitzer. Es dauerte lange, bis das eine Huhn es endlich wagte, sie fallen zu lassen, um daran zu picken, denn im selben Moment kam schon das nächste von hinten, schnappte zu, und die wilde Jagd ging wieder von vorn los. Max blieb auf dem Hof, bis der letzte Rest in den Schnäbeln der Kontrahentinnen verschwunden war.

Dann legte sich eine gespenstische Stille über den Hof. Die Hühner standen im weiten Halbkreis vor der geschlossenen Hintertür und betrachteten sie mal mit dem einen Auge, und wenn sie den Kopf auf die andere Seite gelegt hatten, mit dem andern. Manchmal sagte ein Huhn lang gezogen und wie fragend in die Stille hinein „kook, kook“. – „Ja, nu wundert ihr rum“, sagte Oma dann, die noch einmal in der Tür erschienen war, um die Kinder zu rufen, und niemand hätte es treffender sagen können.

Inzwischen waren die Eierkuchen fertig. Lieber hätte sie Speck daran getan, weil sie glaubte, Lena und Max könnten es gebrauchen und der Zucker, den sie sich darüber streuten, sei nichts Halbes und nichts Ganzes. Sie hat sich aber mit ihrem dekadenten Geschmack abgefunden.

In ihrem großen Kopftuch, das über der Stirn zu einem kleinen Dach geformt und unter dem Kinn verknotet war, ihrem schwarzen Kattunkleid, vor das sie sich immer eine dunkelgraue, leicht in sich gemusterte und makellos saubere Schürze band, und in ihren schwarzen Wollstrümpfen strahlte sie die Würde ihres Alters aus.

Später saß sie oft auf ihrem Hof in der Sonne auf einem Küchenstuhl, den sie sich unter den Birnbaum gestellt hatte. Die Sorge von Max‘ Eltern, ihr könnte mal eine Birne auf den Kopf fallen, wischte sie beiseite. Im Winter saß sie in der Küche an der Wand, dicht beim Herd, auf dem Holzdeckel eines hohen Tonkrugs, in dem sie ihr Brot aufbewahrte. Der Krug war nicht ganz rund und hatte ein paar Dellen. Offenbar war der Ton vor dem Brennen etwas in sich zusammengesackt. „Ausschussware“, sagte Oma, was sie aber nicht abwertend meinte.

Zuletzt – Max war schon in Westberlin – hatte sie mehrere Schlaganfälle, aber sie wollte in ihrem Haus bleiben. Max‘ Mutter versorgte sie mit Essen, das sein Bruder Joachim ihr brachte. Bei seinen späteren Besuchen in Sachsenbach ging Max immer auch in die Ahornstraße. Das letzte Mal fuhr er auf seinem Fahrrad hin; er musste wieder zurück nach Berlin und wollte auf Wiedersehen sagen. Sie konnte kaum sprechen, sagte aber, dass es ihr schon wieder besser gehe, und wenn sich ihre Sprache erstmal berappelt habe, dann werde alles wieder gut. Als er aus dem Haus ging, kam sie an ihrem Krückstock mit vor die Tür. Er stieg aufs Rad und drehte sich im Abfahren noch einmal um. Da stand sie auf dem großen Tritt, hatte ihren Krückstock erhoben und rief ihm nun doch sehr verständlich nach: „Komm nich untern Leierkasten!“ Er winkte zurück, rief „Nee nee, Oma!“ und fuhr davon. Er wusste genau, was sie meinte.

Wer sie wirklich war, hat er erst später, Jahrzehnte nach ihrem Tod, erfahren. Sie war Waschfrau geworden. Seine Eltern sprachen nicht darüber, vielleicht glaubten sie, dass ein sozialer Makel daran hing. Seit er es weiß, sieht er Oma mit anderen Augen. Das liegt auch an den beiden Geschichten, die man ihm inzwischen erzählt hat:

Atze Bergmann, ein wohlhabender, menschenfreundlicher und stadtbekannter Textilkaufmann in der Breiten Straße, bot ihr eines Tages an, Max‘ Vater auf seine Kosten auf eine Oberschule zu schicken. Sie lehnte ab. Sie war zu stolz. Zwar lag ihr alles daran, ihren Jungen so weit zu bringen, dass er nicht wie sein Vater im Freien arbeiten musste, wo, wie sie wusste, Gefahren lauern. Sie hat das aber ohne Atze Bergmann geschafft.

Max hat sich lange gefragt, warum er ihr das Angebot gemacht hat. Schließlich fiel ihm ein, dass man in der Nische zu Atze Bergmanns Ladentür, die zurückgezogen war wie die Haustür in der Wallstraße, zwischen zwei Spiegeln stand, die so gegeneinander versetzt waren, dass man sich wie in einer leichten Kurve und in einer schier endlosen Reihe mal von hinten und mal von vorn sah, wenn man in einen der Spiegel blickte. Dergleichen war einmalig in Sachsenbach. Wollte Bergmann mit seinem Mäzenatentum vielleicht das Besondere? Natürlich glaubte Max, dass sein Vater besonders sei. Aber diese Erklärung ist vielleicht doch zu weit hergeholt.

Max hat Atze noch gut gekannt. Er war ein drahtiger, quirliger alter Herr mit lebhaften Augen und einem ironischen Blick hinter kreisrunden Brillengläsern. Wenn er redete, hatte er es immer so eilig, dass er öfter ins Stottern kam. Deshalb nannte man ihn überall Atze-Atze.

Die andere Geschichte betrifft Herrn Schwengel, einen Lehrer von Mäxchen, der so alt war, dass auch sein Vater als Schulanfänger schon bei ihm gewesen war. Max mochte Herrn Schwengel nicht. Immer wenn er in die Schule ging, kam er an Kasimirs Fotoladen vorbei, wo in einem Schaufenster Fotos von bedeutenden Sachsenbacher Persönlichkeiten ausgestellt waren, darunter eins von Lehrer Schwengel, wie er in seiner Wohnung in der Poststraße sitzt und mit bedeutender Miene den Flügel traktiert. Eine Zimmerpalme steht daneben, ein leichter Vorhang bauscht sich, die Sonne scheint herein. Max hatte Gründe, Lehrer Schwengel eher kleinlich und das Foto von vorn bis hinten verlogen zu finden. Darin sah er sich bestätigt, als er hörte, dass Oma früher einmal mit Vater, als der sieben oder acht Jahre alt war, durch die ganze Stadt bis in die Wohnung von Lehrer Schwengel gegangen war, ihrem Sohn dort das Hemd ausgezogen und Schwengel mit den blutigen Striemen konfrontiert hatte, die von seinen Erziehungsmethoden zeugten. Was gesprochen wurde, weiß Max nicht, aber niemand kann ihm ausreden, dass die Waschfrau damals gegenüber der wilhelminischen Respektsperson Größe bewiesen hat. Max freute sich, als er von ihrem Beruf hörte und dass sie Atze Bergmanns Angebot abgelehnt hatte. Er war auch später noch jedes Mal froh, wenn von ihr die Rede war.

Als sie gestorben war, begleitete er sie mit seiner Verwandtschaft zum Friedhof. Alle waren in feierliches Schwarz gekleidet, auch die Pferde in ihren langen Umhängen, die Männer, die sie führten und Zweimaster trugen, auch der Wagen selbst.

 

 

 

4 Wallstraße und Kaiserschloss

 

Als die Russen sich 1945 näherten, wohnte Großvater mit im Haus. Er ging auf die achtzig zu. Weil er ein pensionierter Förster war, hatte er Anspruch auf Deputatholz, feste Buchenstämme, die auf einem Ackerwagen zu Kuhlemanns in die Werkstatt gefahren wurden. Dort kreischte die Bandsäge so laut, dass Max es noch immer hört. Ein zweiter Ackerwagen stand am Eingang vom Krötensteig unter dem Fenster der Werkstatt, und aus diesem Fenster kamen die rund fünfunddreißig Zentimeter langen zylindrischen Stücke geflogen und polterten direkt auf den Wagen. Wenn der voll war, spannte Nachbar Ambros seine Pferde davor, die Holzstücke wurden drei Häuser weiter vor Max‘ Haustür auf die Erde gekippt, und dann half er, sie durch den Hausflur und über den Hof auf den Platz zwischen Stallgebäude und Garten zu tragen.

Hier stand Großvaters Hauklotz. Hier hackte er Holz. Er wusste sich nichts Besseres, und man durfte ihn nicht dabei stören. Großvater zeigte auch Max, wie man die Axt halten muss, wie man sie in die Buchenstücke hineintrieb, sie im Ausholen umdrehte und dann mit Wucht auf den Hauklotz sausen ließ, wobei sich das Holz spaltete, sodass auf jeder Seite des Hauklotzes eine Hälfte runterfiel. Nur wenn ein Ast in dem Stück war, musste man öfter als einmal zuhauen. Mäxchen hatte das bald begriffen und teilte Großvaters Begeisterung fürs Holzhacken noch lange. Großvater wusste, dass auch Wilhem II im holländischen Exil Holz hackte.

Er hatte den Kaiser noch selbst gekannt. Als junger Forsteleve war er mit auf die Kaiserlichen Hofjagden gegangen, da hatte er zusammen mit einem anderen jungen Jäger hinter ihm auf der Kanzel gewartet, bis Wilhelm II geschossen hatte. Hatte Majestät getroffen, dann blies Großvater auf seinem Hifthorn das Signal „Hirsch tot!“ Natürlich wollte Max wissen, ob das Verhältnis zwischen den beiden Männern nicht doch etwas tiefer gegangen sei, ob der Kaiser vielleicht mal was zu Großvater gesagt habe. Großvater musste lange überlegen, dann stellte sich heraus, dass es tatsächlich einmal zu einer Art Gespräch gekommen war:

Das Wild für die Hofjagd wurde immer im Voraus zusammengetrieben und in einem großen, runden Gehege eingesperrt. Dann errichtete man aus Gattern so etwas wie einen Korridor, der an diesem Gehege seinen Anfang nahm und in bequemer Schussweite unter der Kanzel vorbeiführte, auf welcher der Kaiser und mit ihm das Verderben lauerte. Durch diesen Korridor wurden nun die Tiere eins nach dem andern getrieben und von Kaiser Wilhelm II abgeschossen.

Einmal, erzählte Großvater, sei ein Keiler galoppierend des Wegs gekommen, Majestät habe angelegt, die Büchse aber gleich darauf wieder sinken lassen, denn der Keiler hinkte, was eigentlich schon am Galopp zu hören gewesen sei. Natürlich habe der Kaiser kein krankes Wild schießen können, und so wartete man, dass der Keiler vorbeilief. Der aber habe es nicht eilig gehabt, schließlich sei er ganz stehen geblieben und habe neugierig zur Kanzel und der kaiserlichen Hoheit hinübergeblinzelt und sich auch durch die Zurufe der Wildhüter nicht bewegen lassen, sich aus dem Staub zu machen. Majestät drehte sich unwirsch um, Großvater verstand, kletterte von der Kanzel, sprang über das Gatter und wollte den Keiler mit seinem Taschentuch verscheuchen, als man weiter hinten den regelmäßigen Galopp eines gesunden Keilers hörte. Großvater wusste wohl, dass ihm die größere Gefahr nicht von diesem Keiler, sondern von der kaiserlichen Büchse drohte, die schon wieder in Anschlag gebracht wurde, der gesunde Keiler aber wusste es nicht und lief schnurstracks auf den jungen Forsteleven zu. Da hallten die kaiserlichen Worte durch den deutschen Wald: „Nu machen Se mal, det Se da wechkommm!“ Großvater sprang über das Gatter zurück, der Schuss krachte, und der bis dahin gesunde Keiler wälzte sich in seinem Blut.

Max wurde nicht recht damit fertig. Er dachte, dass es Unrecht sei, den kranken Keiler laufen zu lassen und den gesunden zu töten, obwohl der doch dieselben Rechte hatte. Auch dass Großvater die Worte des Kaisers, der damals für Max noch eine strahlende Lichtgestalt war, so im Berliner Dialekt wiedergab, störte ihn. Erst Jahre später erkannte er die Ironie.

Weil ich einmal dabei bin und die Russen sowieso noch auf sich warten lassen, will ich gleich noch einer anderen Verbindung zwischen Max‘ Familie und dem Berliner Schloss gedenken: Einer seiner Großonkel, diesmal väterlicherseits, war Chauffeur beim Kaiser gewesen und hatte dessen Vorliebe fürs Rasen geteilt. Autos waren noch neu und Autostraßen unbekannt, auch das Vieh und die Menschen in den Dörfern waren noch nicht an die unheimlichen Gefährte gewöhnt, sodass ein Mann mit einer roten Fahne vor jedem Auto herlaufen und alle warnen musste. Diesen Mann hielt mein Großonkel ganz schön auf Trab, denn er fuhr – auf Geheiß des Kaisers – wie ein Wilder; 34 Stundenkilometer soll er einmal erreicht haben. Die Rechnungen für die überfahrenen Gänse, Hühner, Hunde und Katzen, die nach solchen Ausfahrten im Schloss eingingen – auch Ferkel und Ziegenlämmer waren manchmal dabei –, wurden anstandslos aus der kaiserlichen Privatschatulle beglichen, schließlich war man in Preußen. Später ist Max oft am Marstall neben dem zerstörten Berliner Schloss vorbeigegangen und hat das stolze Bewusstsein genossen, dass hier einmal die schnellen Autos seines Großonkels gestanden hatten. Na gut, es waren des Kaisers schnelle Autos.

Aber wie alles einmal an sein Ende kommt, so musste 1918 auch der Kaiser abdanken. Er fuhr mit der Eisenbahn in das holländische Doorn, und Max‘ Großonkel fuhr mit der kaiserlichen Kalesche mitten durch das revolutionäre Deutschland hinterdrein. Und nicht nur das: Der Großonkel hatte auch die kaiserliche Standarte auf dem Kotflügel aufgepflanzt, obwohl er das erstens in Abwesenheit Seiner Majestät eigentlich gar nicht gedurft hätte, und zweitens war es lebensgefährlich, denn mit den Revolutionären in Deutschland war nicht gut Kirschen essen. Aber so war der Großonkel, monarchistisch und treu bis ins Mark.

Max‘ Vater hat als Junge selbst gesehen, wie sein Onkel den kaiserlichen Wagen durch Sachsenbach steuerte und zum Gaudi der Kinder vor dem Haus in der Wallstraße, das damals noch bescheiden und einstöckig war, parkte. Da habe er selbst die kaiserliche Standarte bewundert. Die Familie soll aber froh gewesen sein, als Max‘ waghalsiger Großonkel sich mitsamt der kaiserlichen Standarte wieder davonmachte.



5 Krieg

 

Solange die deutschen Soldaten vorrückten, begriff Max nichts von Politik; er war noch zu klein. Später war alles ganz anders. Auch als er im Herbst 1941 in die Schule kam, ging alles noch seinen ruhigen Gang. Wann Mutter das staatstragende Hitlerbild über Vaters Schreibtisch angebracht hat und wann sie dasjenige mit dem Handschlag Hitlers und Hindenburgs vor der Potsdamer Garnisonkirche im Wohnzimmer neben die Tür hängte – beide waren mit schweren, dunklen Rahmen umgeben –, wußte Max später nicht mehr. Für seine Begriffe hingen sie schon immer dort. Er hatte das Gefühl, dass Vater diese Bilder nicht mochte, weil er sich manchmal über die Frisur des Führers in einer Weise mokierte, die seine Abneigung gegen Hitler verriet. Max bekam aber beim besten Willen nicht heraus, warum er diese Abneigung hatte und trotzdem in die Nazipartei eintrat. Vater arbeitete beim Katasteramt in der Kreisstadt. Dort hatte man es ihm, wie Max später erfuhr, nahegelegt. Wahrscheinlich hat er gedacht, dass er es für seine Familie tun müsse. Wissen konnte er das ja wirklich nicht.

In der Wand draußen über der Haustürnische war ein Fahnenhalter, von dem an nationalsozialistischen Feiertagen eine Hakenkreuzfahne wehte. Und am Wochenende kam manchmal jemand, der fürs Winterhilfswerk sammelte. Ab und zu wurde auch ein Eintopfsonntag ausgerufen, dann musste Max Suppe essen. Was daran politisch sein sollte, oder dass man das alles auch ablehnen konnte – und zu welchem Preis –, wusste er nicht. Vater, der abends mit der Schmalspurbahn nach Haus kam, äußerte sich öfter skeptisch über den Fortgang des Krieges. Allmählich verstand Max, dass er nicht an den Endsieg glaubte. Er respektierte seine Meinung, fand sie aber doch unpassend.

Er konnte sich später auch nicht erinnern, wann der Krieg angefangen hatte. Allmählich machte er sich aber – zugleich mit der Politik – in seinem Leben breit. Wenn im Herbst die Schule anfing, mussten alle Schüler im Carré vor der Schultür antreten, die Hakenkreuzfahne wurde unter dem Getrommel zackiger Hitlerjungen aufgezogen, dann kam Rektor Scharnowski in Braunhemd und Reithosen, in Schaftstiefeln und mit einem Revolver am Koppel aus der Schultür. Zeremonien wurden abgewickelt, und er hielt eine markige Rede. Danach sangen die Kinder die Nationalhymne und das Horst-Wessel-Lied, alle Strophen. Dabei musste der rechte Arm zum Hitlergruß erhoben bleiben. Nur manchmal, wenn Max und seinesgleichen glaubten, dass es niemand sah, riskierten sie es, ihn mit dem linken Arm abzustützen.

Max hätte gern gewusst, warum in die Reithose von Rektor Scharnowski ein lederner Hintern eingesetzt war, als wolle er gleich in die Schlacht reiten, wo er doch in Wirklichkeit immer nur auf seinem Schreibtischsessel saß. Mutter, die er danach fragte, sagte, das verstehe er noch nicht, das habe was mit Männlichkeit zu tun. Als später die Russen kamen, wurde Rektor Scharnowski als einer der Ersten abgeholt. Er ist nicht wiedergekommen.

 

 

 

6 Vater wird auch Soldat

 

Mutter und Vater sprachen viel von „Zurückstellung“; Vater fuhr weiter ins Amt. Als Max aber eines Tages ins Wohnzimmer kam, saß Mutter mit verweinten Augen im Sessel, und Vater stand bleich am Tisch. Er hatte einen Zettel in der Hand, den Gestellungsbefehl. Mutter sagte: „Vater wird eingezogen.“ Was das hieß, wusste Max: Vater musste seine Familie verlassen und in den Krieg ziehen. Max setzte sich in sein Kinderstühlchen, dem er eigentlich schon entwachsen, das aber so stabil war, dass es weiter zur Einrichtung gehörte. „Vater soll Sanitäter werden“, sagte Mutter ungläubig, aber Max dachte gleich ans Praktische: „Kriegst du dann einen Sanitätshund?“ Er war elektrisiert, er muss wohl eine Geschichte über unsere tapferen Sanitätshunde gehört haben, wie sie die deutschen Verwundeten unter Einsatz ihres Lebens mitten im feindlichen Feuer aufspürten. Mutter lächelte unter Tränen, Vater seufzte.

Nach der Ausbildung kam die Zeit, in der Vater von Königsberg aus in einem Lazarettzug fuhr und für einen Waggon verantwortlich war. Darin musste er die Verwundeten auf ihrer Fahrt von der Ostfront zurück nach Deutschland betreuen. Auf den Fahrten an die Front schrieb er lange Briefe an Mutter, jeden Abend einen, die er dann alle mit einem zusammenfassenden Bericht nach seiner Rückkehr aus Königsberg abschickte. Mutter las den Kindern daraus vor. Allmählich machte Max sich ein Bild, das er später zu vervollkommnen suchte. Das war nicht leicht, denn Vater hat dann nichts mehr von seinen Kriegserlebnissen erzählt.

Es war immer dasselbe, wenn ein Bündel Briefe kam: Er schrieb, welcher Kamerad mit seinem Waggon auf eine Mine gelaufen und in die Luft geflogen war, wie sie unterwegs anhalten mussten, um die Verwundeten, die gestorben waren, neben den Gleisen zu begraben, wie sie oft warten mussten, bis deutsche Pioniere die Gleise, die von sowjetischen Partisanen zerstört waren, notdürftig geflickt hatten, wie die Verwundeten vor Schmerzen schrien, die Waggons überladen waren und wie er selbst, das Gewehr im Anschlag, nächtelang auf seinem Perron hocken musste, um Partisanenangriffe abzuwehren. Später kam die russische Luftwaffe und bewarf den Zug trotz der großen roten Kreuze, die auf die Dächer gemalt waren, mit Bomben. Als er zurückkam, hatte Vater sich einen Bruch gehoben; es war in Königsberg geschehen. Er hatte helfen müssen, den ausfahrenden Lazarettzug mit Munitionskisten zu beladen, was natürlich genauso gegen die Genfer Konvention gewesen war.

Mutter kannte die toten Kameraden, von denen er schrieb; der Oberstabsarzt hatte, als der Zug einige Tage vor der Ausfahrt im Reichsbahnausbesserungswerk Delitzsch stand, erlaubt, dass die Frauen noch ein paar Tage bei ihren Männern verbrachten. Immer wenn Vaters Briefe kamen, konnte Mutter sich deshalb die Leute vorstellen, die seit der letzten Fahrt tot waren. Sie war froh, dass Vater die Fahrt überlebt hatte. Aber sie wusste auch, dass er inzwischen schon wieder in Russland unterwegs war.

Später schickte er Pakete. Mutter sandte abgelegte Sachen nach Königsberg, auch Schuhe, die Max zu klein geworden waren, und Vater erhandelte, wenn der Zug in Russland hielt, Lebensmittel dafür, denn die waren in der Heimat knapp geworden. Speck, Wurst, Schinken, Butter, sogar Eier waren in den Paketen, und einmal bekam Max geschnitztes Spielzeug: Ein fantastisches, aber liebevoll bemaltes Tier, geformt wie ein Fuchs, saß vor einem Tischchen, das ein Klavier vorstellen sollte. Seine Arme und sein langer Schwanz waren durch Schnüre mit einem bunten Holzblock verbunden, der unten, jenseits eines Brettchens, an der Figur hing. Wenn man diesen Block in eine Kreisbewegung versetzte, trommelte das Tier mit den Pfoten auf das Tischchen, wobei sich der Schwanz hob und senkte. Das faszinierte Max: Er träumte immer wieder davon, was für ein Mensch sich das bunte Tier wohl hatte einfallen lassen, das keiner Wirklichkeit entsprach. Ein Russe? Aber das waren doch Untermenschen, von denen man in der Schule nur Schlimmes hörte, und außerdem trachteten sie Vater nach dem Leben.

Mutter saß Abend für Abend und schrieb lange Briefe. Das Warten wurde immer angstvoller, vor allem, als die Ostfront näher an Sachsenbach herankam. Die Zimmer waren verdunkelt; an den Straßenecken klebten Plakate vom Kohlenklau, der mit seinen Bartstoppeln und seiner Augenklappe eigentlich lustig aussah, aber man konnte auch lesen „Licht lockt Bomben“, und das war kein Spaß. Denn Wachtmeister Lindenberg sah nicht länger darauf, wer das Unkraut auf der Straße zwischen den Pflastersteinen sprießen ließ. Er ging abends und nachts herum und spähte nach Lichtstrahlen, die aus Häusern drangen. Sein Notizbuch steckte zwar immer noch in seiner Uniformjacke zwischen dem zweiten und vierten Knopf, aber sein Schleppsäbel hätte ihn jetzt nur behindert, er trug ihn nicht mehr. Am Radio der Familie hing ein leuchtend roter Zettel, auf dem allen die Todesstrafe angedroht wurde, die Feindsender hörten.

Mutter zählte die Lebensmittelmarken, die ihr noch blieben. Auch Strümpfe wurden abends gestopft, wozu Frauen aus der Nachbarschaft kamen. Auf dem Wohnzimmertisch lag dann immer ein großer Berg davon, die gehörten Nachbarn und der Familie, und zwischen Jalousien und Fenster waren Kissen gestopft, damit Herr Lindenberg nichts zu beanstanden hatte.

 

 

 

7 Der Luftschutzkeller

 

Zuletzt hatte es immer häufiger Bombenalarm gegeben; Sachsenbach lag unter der Flugschneise von Westdeutschland nach Berlin. Wenn im Radio die Meldung verbreitet wurde, dass sich „feindliche Bomberverbände im Raum Hannover – Braunschweig zusammenziehen“, gab die schauerliche, durchdringende Sirene auf dem Elektrizitätswerk bald Voralarm, und fünfzehn Minuten später kam der Hauptalarm. Lange Zeit hindurch geschah das nur nachts, und auch nicht jede Nacht. Dann aber nahm es zu. Immer wenn der laute Heulton mit seinem Auf und Ab sie aus dem Schlaf weckte, musste Max‘ Familie aus den warmen Betten in den Luftschutzkeller.

Dabei war Max nun gar keine Hilfe, schon gar nicht, nachdem sich Mutter um Joachim kümmern musste, der im Mai 1943 geboren wurde. Im Winter, wenn hoher Schnee lag, verpackte sie das Baby nicht nur in Decken und im Kinderwagen, sondern der Wagen musste auch auf den Schlitten gebunden werden. Lena half, die Koffer standen bereit – aber Max! Er war mit viel Mühe aus dem Schlaf gerüttelt worden, dann hatten sie ihm die Sonntagssachen hingelegt – denn wenn das Haus zerstört wurde, sollten wenigstens die guten Sachen gerettet werden – und jemand machte ihm verständlich, dass alle in Eile waren. Er stand ja auch mit viel gutem Willen in seinem Bett, zog sich umständlich den Schlafanzug aus; Mutter dachte, der Anfang sei gemacht, aber nein, er griff nicht nach den Sonntagssachen, vielleicht wegen seiner instinktiven Abneigung dagegen, sondern er zog sich schlaftrunken den Schlafanzug wieder an, nicht wissend, was er nun eigentlich wollte.

So kam die Familie immer auf den letzten Drücker in den früheren bischöflichen Weinkeller auf der Burg, den man jetzt als Luftschutzkeller benutzte. Die Nachbarn waren schon versammelt und murrten, und der Luftschutzwart drohte, nächstes Mal werde er die Tür zuschließen, dann müssten sie eben draußen bleiben.      

Einmal, es war im Winter, gab es einen Luftkampf, während sie noch auf dem Weg durch den Burgpark waren, und weil man sie auf dem hellen Schnee sehen konnte – es war gerade Vollmond –, kommandierte Mutter kurzentschlossen: „Ins Gebüsch!“ Das Baby wurde im Kinderwagen, der auf dem Schlitten stand, so weit hineingeschoben, wie es eben ging, sie kauerten daneben und hörten voller Angst auf das Heulen der Motoren und das Knattern der Maschinengewehre. Ob sie in dieser Nacht überhaupt noch in den Luftschutzkeller kamen, wußte Max später nicht mehr.

Wie die ganze Burg, so war dieser Keller aus gewaltigen Findlingen erbaut, die, so wurde ihnen versichert, jeder Bombe standhielten. Links vom Eingang erhob sich der Bergfried, ein massiger Turm, auch er aus riesigen Findlingen, mit einer großen gemauerten Bischofsmütze obendrauf und allerlei Wappen unter dem runden Wehrgang. Auch er stehe ganz fest, sagte man. Nur im Fall eines Volltreffers könnten seine Steine vor den Kellereingang fallen, dann allerdings seien die Leute darin verschüttet. Da traf es sich gut, dass ein enger, mehrfach gewundener und nur mit äußerster Mühe auf dem Bauch zu durchkriechender Gang vom Luftschutzkeller durch das Gemäuer hindurch und auf der anderen Seite des Wirtschaftsgebäudes ins Freie führte. Ein paar von den großen Jungs gaben schaurig damit an, dass sie schon durchgekrochen seien, aber gesehen hat es keiner.