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Impressum

Kommt ihr wieder?

Vorschau

Oliver Müller

GEFANGENE DER DOPPELSONNE

 

 

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In dieser Reihe bisher erschienen:

 

5001  Christian Montillon Aufbruch

5002  Oliver Müller Sprung ins Ungewisse

5003  Vanessa Busse Dunkle Energie

5004  Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts

5005  Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne

Oliver Müller

 

 

Gefangene der
Doppelsonne

 

 

RAUMSCHIFF PROMET

Band 5

 

 

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© 2015 by BLITZ-Verlag

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Titelbildgestaltung: Mark Freier

Satz: Winfried Brand

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-95719-495-4

Kommt ihr wieder? Immer wieder klangen diese Worte in Peet Orells Kopf auf. „Kommt ihr wieder ...?“

„Hast du etwas gesagt, Peet?“ Arn Borul trat an ihn heran.

Überrascht wandte Peet ihm den Kopf zu. „Was?“

Die Frage des Moraners riss ihn aus seinen Gedanken. Hatte er nicht nur gedacht, sondern auch laut gesprochen? Wenn ja, war es ihm nicht bewusst gewesen.

„Ob du etwas gesagt hast?“, fragte Arn nochmal.

Peet zuckte mit den Schultern. „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Wahrscheinlich schon, sonst hättest du ja nichts gehört.“

Der Moraner lachte kurz auf. „Gehört habe ich etwas, aber verstanden habe ich nichts. Es hätte auch ein Seufzen sein können.“

Die Annahme des Moraners war nicht unlogisch, immerhin war die Promet, Peets Raumjacht, kurz vorher transitiert. Diese Art des Reisens bereitete der gesamten Besatzung körperlichen Stress. Die unschönen Nebeneffekte waren bisher nicht in den Griff zu bekommen. Vermutlich lag es daran, dass die moranische Technik nicht zu hundert Prozent mit der irdischen Hardware kompatibel war. Zwar setzte eine gewisse Gewöhnung ein, aber wenn es nach Peet und den anderen Menschen an Bord ging, dann konnten sie auf die Schmerzen, die Übelkeit und den Verlust der Besinnung gut und gerne verzichten.

„Also hast du etwas gesagt“, stellte der Moraner fest. „Aber was?“

Peet verzog das Gesicht, schwieg aber beharrlich.

„Es klang etwa wie Kommt ihr wieder?“ Arn ließ nicht locker.

Peet war sich sicher, dass sein moranischer Freund ihn richtig wiedergegeben hatte. Die Wiederholung der Worte hatte es ihm wieder bewusst gemacht. „Du hast gute Ohren. Genau das habe ich gesagt.“

Arn sah ihm direkt in die Augen. „Dich beschäftigen die Rätsel von Riddle noch genauso wie mich.“

Riddle. Der Name passte perfekt. Der von ihnen im Alpha-Centauri-System besuchte Planet hatte diese Bezeichnung mehr als verdient. Unzählige leer stehende Gebäude, frei in der Luft schwebende Straßen, die im Nichts endeten. Riddle hatte unzählige Fragen aufgeworfen, die sie nicht hatten beantworten können. Und eine letzte Frage war ihnen wortwörtlich mit auf den Weg gegeben worden. Kommt ihr wieder?

Sie war ihnen von den Abfangjägern gestellt worden, die sie aus dem System heraus eskortiert hatten. Warum? Peet konnte es sich nicht erklären. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatten sie nicht so freundlich auf ihn gewirkt. Die Promet war durch die neun Raumschiffe unbekannten Ursprungs zunächst nur beobachtet worden. Danach waren die flachen Objekte wieder verschwunden. Erst als man den Himalaya-Kontinent auf Riddle untersuchte, waren sie wieder aufgetaucht.

Durch eine Art von Fernhypnose hatte man ihnen Pläne zugänglich gemacht. Sie hatten sich unauslöschlich in ihre Gehirne eingebrannt. Damit und durch die Anweisung der Abfangjäger hatten sie eine verlassene Station mit einem gigantischen Hangar erreicht, der Platz für Hunderte dieser Raumschiffe bot.

Die weitere Suche dort war unergiebig und so beschlossen sie, Riddle wieder zu verlassen. Bei ihrem Abschied wurde ihnen dann die Frage gestellt: Kommt ihr wieder?

Peet nickte unmerklich. Ja, sie würden wiederkommen. Riddle würde eine phantastische Basis abgeben, von der aus sie weitere Erkundungsflüge in entfernte Sonnensysteme vornehmen konnten. Vorher galt es allerdings, sich auf Basis I umzusehen. Noch vor ihrem Abflug in das Alpha-Centauri-System war der Umbau des Kugelraumers angelaufen, den sie bei ihrer ersten Transition hinter Pluto entdeckt hatten. Noch hatten sie die gewaltige Kugel nicht erreicht, die tot aussah und doch so lebendig war. Die Transition hatte sie in die Nähe der Station gebracht, das letzte Teilstück legte die Promet mit dem deGorm-Antrieb zurück.

Bevor die Station in Sichtweite geriet, erhielten sie eine Nachricht. Eine Meldung Worners, des Captains der HTO-234, lief in der Zentrale der Promet ein. Gus Yonker leitete die Nachricht sofort weiter.

„Wenn Sie wieder bei uns sind, wechseln Sie bitte zur HTO-234 über. Es hat sich einiges getan und ich würde Sie gerne über die neuen Pläne aufklären.“ Mehr gab der Captain nicht bekannt. Worner war schon immer ein Mann knapper Worte gewesen. Er beschränkte sich auf das Notwendige.

„Klingt ja spannend“, meinte Jörn Callaghan, der sich ebenso wie Peet Orell und Arn Borul in der Zentrale aufhielt.

Vivien Raid, die einzige Frau an Bord der Promet, hatte sich in ihre Kabine zurückgezogen. Weiter zur Besatzung gehörten noch Gus Yonker, der für die interplanetare Kommunikation zuständig war, der Astronavigator Szer Ekka und zuletzt Pino Takkalainen, den alle nur Tak nannten und der die Technik an Bord unter sich hatte, wobei er Hand in Hand mit Arn Borul arbeitete, ohne den das Potenzial der moranischen Technik nicht voll ausgenutzt werden konnte.

„Irgendwie freue ich mich auf Worner“, meinte Jörn.

„Du stehst auf ihn“, gab Peet einen kurzen Kommentar ab und grinste seinen Freund an. Jörn schniefte genervt. Sie alle mochten Worner. Er hatte sich in schwierigen Situationen als verlässlicher Partner erwiesen.

Als sie in Sichtweite des Kugelraumers waren, trauten sie ihren Augen nicht.

„Was ist denn hier los? Sieht aus, als hätte dein Vater die halbe HTO-Flotte geschickt“, sagte Jörn.

Gut möglich. Wenn Harry T. Orell ein Ziel vor Augen hatte, setzte er Himmel und Hölle in Bewegung, um es zu erreichen.

Unzählige Spezialschiffe waren im Orbit um die Station verteilt. Während neue Raumschiffe eintrafen, verließen andere den Pluto, wahrscheinlich Richtung Erde.

Peet überlegte, wie lange er die Erde nicht mehr gesehen hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er den blauen Planeten weniger vermisste, als man hätte annehmen können. Er fühlte sich in den unendlichen Weiten des Alls nicht verloren. Im Gegenteil, seine Neugier war noch lange nicht befriedigt.

„Wechseln wir direkt rüber zur 234?“, fragte Arn Borul.

„Ich denke, das ist das Beste. Wenn ich mich hier umsehe, dann möchte ich schon gerne wissen, was sich in unserer Abwesenheit getan hat“, antwortete Peet.

Jörn nickte.

„Gus?“, fragte Peet ins Leere. Der Mann, der von der Insel Sumatra stammte, würde ihn mit Sicherheit hören.

„Ja, Peet?“

„Melde Worner, dass wir so schnell wie möglich zu ihm auf die 234 kommen.“

„Okay, Peet.“

Jörn Callaghan stand auf. „Ich geh Vivien holen.“

 

*

 

Vivien stand unter der Dusche. Leider war es nur die Ultraschalldusche und keine richtige. Sie hätte es jetzt gerne genossen, dass Wasserstrahlen ihren Körper massiert hätten. Die Ultraschalldusche erfüllte ihren Zweck und reinigte sie, aber im Vergleich zur herkömmlichen Methode war es kein echter Genuss.

Ihre Kabinentür öffnete sich. Hatte sie ein Klopfen überhört? Das war unwahrscheinlich, denn die Ultraschalldusche machte keine Geräusche. Sie wollte gerade nach ihrer Kleidung greifen, da erkannte sie, wer ihre Kabine betrat.

„Oh, sorry, Vivy, ich wollte nicht ...“ Jörn blieb verlegen in dem offenen Durchgang stehen.

Vivien verkniff sich ein Grinsen. Mittels Voice-Command stellte sie die Ultraschalldusche ab und trat aus der Kabine. „Kein Problem, komm ruhig rein, Jörn. Dann geht wenigstens die Tür hinter dir zu.“

Jörn trat ein. Automatisch schloss sich die Tür. Während Viviens Blick in aller Ruhe auf ihm verharrte, vermied er es, sie direkt anzusehen.

„Was führt dich zu mir?“, fragte sie. Immer noch nackt stand sie vor Jörn, mit dem sie vor gar nicht langer Zeit das Bett geteilt hatte. Die Hände in die Hüften gestützt und den Oberkörper leicht zur Seite gedreht, sah sie ihn an. Er war ein gut aussehender Mann. Es war nicht geplant gewesen, mit ihm zu schlafen. Weder von ihm, noch von ihr. Es hatte sich bei einem Ausflug nach Joy City einfach ergeben. Die Nacht war schön gewesen und sie bereute keine Minute. Der Sex hatte nichts zwischen sie gebracht, was ihre Freundschaft hatte belasten können. Wenn sie Jörn ansah, wie er beinahe verschämt wie ein kleiner Schuljunge, der zum ersten Mal eine nackte Frau sah, den Blick durch die kleine Kabine wandern ließ, fragte sie sich allerdings, ob er ebenso dachte wie sie.

„Wir sind fast am Kugelraumer“, begann Jörn zögerlich. „Worner möchte, dass wir zu ihm kommen.“

„Okay, lass uns gehen.“

Jörn hob den Kopf. „So etwa? Möchtest du dir nicht lieber etwas anziehen?“

Sie lachte. „Warum? Vielleicht schaut mich wenigstens Worner ausführlich an. Du traust dich ja kaum, einen Blick zu riskieren.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin nur etwas überrascht, dich so zu sehen.“

„Beim letzten Mal warst du nicht so schockiert.“ Sie strich mit den Händen über ihre Brüste. Jetzt wäre es ihr noch lieber gewesen, wenn sie die Wasserdusche hätte benutzen können. Feuchte Haare und zwischen ihren Brüsten herabrinnende Tropfen hätten ihren Auftritt perfektioniert. Die Wasservorräte an Bord mussten jedoch erst wieder aufgefüllt werden.

Sie betrachtete ihren schlanken Körper. Von den Füßen aufwärts, über den flachen Bauch und ihre Oberweite. Dann wandte sie sich wieder Jörn zu. „Verändert habe ich mich eigentlich nicht. Wo ist also das Problem?“

Er blieb ihr eine Antwort schuldig.

Sie lachte auf. „Ist schon gut. Ich weiß ja, dass wir hier an Bord nicht über unseren One-Night-Stand sprechen wollten. Aber eine Frage musst du mir gestatten.“

„Frag“, sagte er nur.

„Bereust du es?“ Kurz fürchtete sie, dass er mit Ja antworten würde.

Doch er schüttelte den Kopf. Mit einem kräftigen Nein unterstrich er die Geste.

„Ich auch nicht. Dann ist doch alles geklärt und du kannst mich auch wieder ansehen. Sonst fühle ich mich nachher noch in meiner weiblichen Eitelkeit gekränkt.“

Ein Lächeln fand den Weg auf Jörns Gesicht und er ließ den Blick über Viviens Körper wandern. „Alles okay bei dir“, sagte er schließlich. „Du kannst dich jetzt trotzdem anziehen.“

Vivien schlüpfte in ihre Unterwäsche. Darüber streifte sie die Bordkombination, die trotz aller Funktionalität immer noch ihre weiblichen Formen betonte. „Was ist denn los?“, fragte sie, während sie ihre Schuhe anzog.

„Draußen geht es zu wie auf einem Raumbahnhof zur Rushhour.“

Vivien wusste Bescheid. „Das kann auch nur der alte Harry schaffen. Vor gar nicht langer Zeit war kurz hinter dem Mars Endstation für alle Raumschiffe von der Erde. Dann verschlägt es uns hinter den Pluto, und wir haben kaum Zeit, uns über unsere Entdeckung zu freuen, denn nur wenige Tage später gondeln wir nach Alpha Centauri.“ Sie schüttelte den Kopf.

„Und jetzt ist der Pluto anscheinend schon zum Alltagsziel geworden“, fügte Jörn hinzu.

„Zumindest für HTO-Angehörige. Es sind doch Schiffe der Corporation?“, fragte sie.

Jörn nickte.

„Gut. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Space Police lange auf sich warten lässt. So ein Flugaufkommen muss Aufsehen erregen“, meinte Vivien.

„Natürlich. Aber wie ich Peets Vater einschätze, hat er auch dafür eine Lösung gefunden.“

„Lassen wir die anderen nicht weiter warten“, sagte Vivien und schob sich dicht an Jörn vorbei auf den Gang.

 

*

 

Eric Worner empfing die Crew der Promet persönlich an der Schleuse. Peet, Vivien und Jörn öffneten ihre Helme. Arn würde darauf verzichten müssen, bis sie unter sich waren und er nicht mehr Gefahr lief, von Unbeteiligten gesehen und als Außerirdischer erkannt zu werden. Seine silbernen Haare und schockgrünen Augen waren zu auffällig. Wie die anderen begrüßte auch er den Kommandanten der HTO-234 per Handschlag.

„Schön, Sie alle gesund wiederzusehen“, begann Worner.

„Gleichfalls, Worner“, erwiderte Peet. Er konnte die Neugier in Worners Blick erkennen, darum vertröstete er ihn auf später. „In ihrer Kabine können wir über alles sprechen.“

Worner nickte und führte sie durch die Gänge des gigantischen Frachtschiffs. Peet kannte die Bauweise der Corporation-Schiffe, aber mit der Hilfe des Captains ging es schneller. Sie zogen sich in Worners Privatbereich zurück. Nun konnte auch Arn seinen Helm öffnen. Getränke und ein kleiner Snack standen für die Besucher parat.

„Greifen Sie ruhig zu“, lud Worner seine Gäste ein.

Jörn griff sofort zu und gönnte sich eine kleine Stärkung.

„Verraten Sie uns bitte, was sie hier in diese ehemals gottverlassenen Pluto-Gegend führt, Captain Worner“, bat Arn Borul.

„Das hat seine Gründe auf der Erde“, begann Worner.

„Mein Vater?“, vermutete Peet.

„Ja. Er hegt ehrgeizige Pläne mit dem Kugelraumer. Eine komplette Demontage in kürzester Zeit. Rund um die Uhr arbeiten alle verfügbaren Leute daran. Alles, das Profit bringen und die technische Entwicklung auf der Erde nach vorne treiben kann, wird ausgebaut, auf Frachter verladen und in die Werkshallen der HTO gebracht.“

Peet nickte. So kannte er seinen alten Herrn. Harry T. Orell war ein Mann mit Visionen, der versuchte, diese auch in die Wirklichkeit umzusetzen.

„Das erklärt die zahlreichen Schiffe. Doch da steckt noch mehr dahinter. Richtig?“, fragte Peet.

Worner nickte. „Sie können sich vorstellen, dass ein gigantisches Projekt wie dieses nicht lange geheim gehalten werden kann. Bisher haben wir Glück gehabt, aber nichts garantiert uns, dass es so weitergeht.“

Arn Borul trank einen Schluck. „Was befürchten Sie?“, fragte er dann.

Worner hob die Hand und spreizte Zeige- und Mittelfinger ab. „Erstens: die Space Police. Bisher lagen die meisten ihrer Raumer zur Wartung in den Werften der HTO. Lange wird Mister Orell diesen Bluff nicht mehr aufrechterhalten können. Bei der Space Police arbeiten nicht nur Idioten.“

„Sind aber in der Überzahl“, murmelte Vivien. „Menschlich gesehen.“

„Fachlich aber nicht“, stellte Worner fest. „Über kurz oder lang werden sie ihre Schiffe zurückerhalten und Kontrollen verstärken.“

„Möglich“, sagte Peet. „Und weiter?“

Worner knickte einen Finger ab, sodass nur noch der Zeigefinger aus der sonst geschlossenen Hand hervorragte. „Die Space Rockets Company.“

Peet verzog das Gesicht. Die SRC war der größte Konkurrent der HTO. „Wenn die an die Koordinaten des Kugelraumers gelangen, dann ...“ Er sprach den Satz nicht zu Ende. Die anderen wussten auch so, worauf er hinauswollte.

„Bei aller Sorgfalt, die Ihr Vater bei diesem Unternehmen mit Sicherheit walten lässt, besteht dennoch immer die Gefahr von Werksspionage.“

„Gibt es Verdachtsmomente?“, fragte Peet.

Worner schüttelte den Kopf. „Zum Glück nicht. Dennoch drängt die Zeit. Denn egal, ob es die Space Police oder die Space Rockets Company ist, sobald jemand von denen hier auftaucht, ist es vorbei mit dem Frieden. Um dies zu vermeiden, hat Ihr Vater einen wahnwitzigen Plan gefasst.“ Aus Worners Stimme war die Anspannung deutlich herauszuhören.

Unwillkürlich beugten sich seine Zuhörer vor. Sie waren gespannt auf das, was der Captain ihnen nun offenbaren würde.

Worner ließ sie nicht lange zappeln. „Der Kugelraumer soll in eine andere Umlaufbahn gebracht werden.“

Der Satz schlug ein wie eine Bombe. Die vier Freunde sahen sich an.

Jörn zuckte mit den Achseln. „Das ist wahnwitzig. Sie kennen die Massewerte des Wracks genauso gut wie wir“, sagte er dann.

Worner breitete entschuldigend die Arme aus. „Es war nicht meine Idee.“

„Wie soll das funktionieren?“ Arn schüttelte ungläubig den Kopf.

„Der Kugelraumer müsste mit einem eigenen Antrieb ausgestattet werden“, sagte Jörn. Sein Gesicht sah so aus, als würde er sich in Gedanken bereits mit der Lösung dieses Problems beschäftigen.

„Weißt du, welche Energie dafür benötigt wird, Jörn?“, fragte Vivien. Sie klang nicht so, als würde sie eine Antwort erwarten. „Herkömmliche Triebwerke schaffen das nicht. Nicht einmal die verbesserten deGorm-Triebwerke.“

Peet hörte seinen Freunden schweigend zu. In technischen Fragen waren sie eindeutig kompetenter als er. „Das weiß mein Vater auch“, sagte er in eine Pause hinein. „Er würde diesen Vorschlag nicht unterbreiten, wenn er nicht eine Chance zur Verwirklichung sehen würde.“

Worner nickte. „Zunächst soll die Masse des Kugelraumers durch größtmögliche Demontage verringert werden. Daran wird, wie schon gesagt, rund um die Uhr gearbeitet.“

„Okay, nehmen wir einmal an, es gelingt uns, den Kugelraumer aus Plutos Gravitation zu befreien. Wohin soll das Wrack dann verbracht werden?“ Damit ging Arn Borul einen Schritt weiter.

„In eine Umlaufbahn um die Sonne. Die Koordinaten könnte ich Ihnen bereitstellen.“

Der Moraner spitzte die Lippen. „Das wäre gut.“

„Du hältst den Plan für durchführbar, Arn?“, fragte Peet.

Der Moraner zuckte die Schultern. „Wenn dein Vater es tut, warum sollte ich zweifeln? Er glaubt daran.“

„Ihr Vater bat mich, eine Frage an Sie zu richten.“ Worner wandte sich direkt an Peet.

„Bitte.“

„Er fragte, ob Sie alle dieses Projekt im Rahmen Ihrer Möglichkeiten unterstützen werden. Auch wenn Sie Ihre ursprünglichen Pläne dann zurückstellen müssten.“

Sie wussten, wovon Worner sprach. Er war darin eingeweiht, dass Arn Borul kein Mensch, sondern ein Moraner war. Arn Boruls Ziel, seine Heimat, den von schwarzen Raumern größtenteils vernichteten Planeten Moran, wiederzufinden, um so die verbliebenen Bewohner zu retten, war Worner bekannt.

Peet sah Arn an. „Deine Meinung dazu ist mir besonders wichtig.“

Der Moraner atmete tief durch und sah Peet ernst an. „Dein Vater hat viel für mich getan. Natürlich unterstützen wir ihn.“

„Gut. Bevor wir damit beginnen, würde ich gerne ein paar Worte mit meinem Vater wechseln. Unter vier Augen.“ Peet drehte sich zu Worner. „Ist das möglich, Captain?“

„Natürlich. Ich lasse das Gespräch in dieses Zimmer legen“, bot Worner an.

„Dafür wäre ich Ihnen dankbar. Technisch stellt das kein Problem mehr dar?“

„Nein. Die Raumschiffe, die sich auf dem Weg zwischen Erde und Pluto befinden, bilden eine perfekte Transponderbrücke.“

„Dann würde ich von dieser Möglichkeit auch gerne Gebrauch machen“, meinte Vivien. „So wie ich meinen Vater kenne, kommt er um vor Sorge. Für ihn bin ich noch immer sein kleines Mädchen.“ Der letzte Satz hatte beinahe entschuldigend geklungen.

Worner versprach ihr, dass auch sie die Möglichkeit erhalten würde, mit ihrem Vater zu sprechen. „Allerdings schulden Sie mir auch noch etwas“, fügte er mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen hinzu. „Einen Reisebericht.“

„Das übernehme ich“, bot Jörn an.

Worner nickte zufrieden.

 

*

 

Peet war in Gedanken versunken, als die Stimme seines Vaters im Raum erklang.

„Kannst du mich hören, Peet?“

„Klar und deutlich, Dad.“

„Ich dich auch. Wie geht es dir?“

Irrte er sich, oder hörte er Sorge aus den Worten seines Vaters? „Alles in Ordnung“, sagte Peet schnell. „Und auf der Erde? Worner erzählte uns von deinen Plänen.“

„Konnten sie dich nicht überzeugen?“ Wieder einmal bewies Harry T. Orell sein feines Gespür, ohne das er nicht so erfolgreich geworden wäre.

„Du hast dieses Wrack nicht mit eigenen Augen gesehen, Dad. Und du hast es nicht betreten. Sonst wüsstest du, was du uns für eine Aufgabe gestellt hast.“

Sein alter Herr war kein Freund von Widerspruch. Er hörte jedoch stets aufmerksam zu und war bereit, seinen Standpunkt zu überdenken. „Eine lösbare Aufgabe, Peet. Ein Teil der Triebwerke ist bereits installiert. Mit der nächsten Flotte werden euch Antigrav-Meiler erreichen. Sobald die installiert sind, kann es an die Umsetzung gehen.“

Peet wechselte das Thema. Er fühlte, dass er seinen Vater nicht umstimmen konnte. Und um die Ausführung hatten sich ohnehin die Techniker zu kümmern. „Was ist mit der Errichtung der Basis für die Promet auf dem Kugelraumer?“

„“