Alfred Döblin
Die Pilgerin Aetheria
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Die beiden in diesem Band versammelten, in den 1940er Jahren entstandenen Erzählungen stellen bis heute eine Provokation dar. Vielfach als vormoderne Erbauungsliteratur oder als autobiographische Dokumente von Döblins später Religiosität abgetan, unternehmen beide Texte nichts Geringeres als den Versuch einer »Wiederherstellung der Menschheit« nach dem nationalsozialistischen Zivilisationsbruch. Ob in der Geschichte vom hartherzigen Oberst der Wehrmacht oder in der legendenhaften Pilgerreise der italienischen Bäuerin Aetheria – in beiden Fällen geht es um die großen Themen Schuld und Gerechtigkeit. Ganz bewusst greift Döblin dabei auf alte Textformen und die mit ihnen einhergehenden praktisch-didaktischen Funktionen von Literatur zurück. Auch in seinen späten Erzählungen also experimentiert Döblin mit Möglichkeiten des Erzählens, zu denen Mythos und Legende genauso wie die Verfahren der Moderne gehören. Dabei gelingt ihm eine erstaunliche Verlebendigung alter Stoffe und Erzählmuster, die ganz im Zeichen der drängenden Fragen des 20. Jahrhunderts steht.
Alfred Döblin wurde am 10. August 1878 in Stettin an der Oder geboren. Nach dem Studium der Medizin arbeitete er fünf Jahre lang als Assistenzarzt und eröffnete 1911 in Berlin eine eigene Praxis. Nach der Veröffentlichung erster Erzählungen, darunter ›Die Ermordung einer Butterblume‹, erschien Döblins erster großer Roman, ›Die drei Sprünge des Wang-lun‹, im Jahr 1915/16 bei S. Fischer. Sein größter internationaler Erfolg war der 1929 ebenfalls bei S. Fischer publizierte Roman ›Berlin Alexanderplatz‹. 1933 flüchtete Döblin vor dem Nationalsozialismus nach Zürich. Die meiste Zeit seiner Jahre im Exil verbrachte er in Frankreich und den USA. Aus dem Exil zurückgekehrt, lebte Döblin zunächst wieder in Deutschland, zog dann aber 1953 mit seiner Familie nach Paris. Alfred Döblin starb am 26. Juni 1957.
Erschienen bei FISCHER E-Books
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2014
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ISBN 978-3-10-403013-5