Cover

Wolfgang M. Heckl (Hg.)

Die Welt der Technik
in 100 Objekten

C.H.Beck

Zum Buch

«Dieses Buch unternimmt eine Reise zurück in die Vergangenheit und am Schluss vorwärts in die Zukunft, um zu erzählen, wie die Menschen im letzten halben Jahrtausend die Welt mit Wissenschaft und Technik erst erforscht und dann verwandelt haben, wie aber auch sie selbst und die Gesellschaft durch technische Erfindungen geprägt wurden und werden. Es erzählt diese Geschichte anhand von Objekten, die aus dem Deutschen Museum stammen – die Bandbreite reicht von einem Zirkel aus dem 16. Jahrhundert, der sich zugleich als Kompass und Sonnenuhr verwenden lässt, über den Benz-Patent-Motorwagen Nr. 1 und den Segelapparat von Otto Lilienthal bis zu einer von philippinischen Frauen gefertigten Recyclingtasche.»

Über den Herausgeber

Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl ist seit 2004 Generaldirektor des Deutschen Museums. Er hat an der TU München in Biophysik promoviert und an der LMU München in Nanowissenschaften bei Prof. Dr. Hänsch habilitiert. Er leitet den Oskar von Miller Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation an der TU München mit einem Labor für Experimentalphysik im Deutschen Museum und lehrt in diesem Rahmen Physik und Wissenschaftskommunikation.

Inhalt

Vorwort: Titanen der Technik und namenlose Erfinder

Einleitung: Der Makrokosmos im Mikrokosmos

Die Technosphäre

Sammlungen und Wissensordnungen im Technikmuseum

Jenseits der Objekte

Die Objektauswahl

Der Makrokosmos im Mikrokosmos

Preziosen der Frühen Neuzeit und die Verwandlung der surinamischen Insekten

1482: Poeticon Astronomicon (vermutl. Julius Hyginus/Erhard Ratdolt (Druck) Venedig)

Inkunabelzeit

Der Drucker Erhard Ratdolt

Die erste gedruckte und bebilderte Himmelsbeschreibung

1561: Cembalo (Franciscus Patavinus Venedig)

Der Erbauer

Eine neue Art der Musik

Zeugnis einer hohen Kunst

Spuren der Zeit

1561/1586: Multifunktionszirkel (Christoph I. und Christoph II. Schissler Augsburg)

Gimmicks der Frühen Neuzeit

Die Augsburger Familienwerkstatt –
eine europäische Schnittstelle frischen Wissens

Multifunktionstools nicht nur für den Adel

1588: Astrolabium (Erasmus Habermel Prag)

Vermessung und Orientierung

Vom Instrument mit Geschichte zum Statussymbol

Ein Prunkstück für Kunstkammer und Museum

1652: Klappsonnenuhr (Leonhard Miller Nürnberg)

Orientierung in Zeit und Raum

Europa in die Tasche stecken

Die Nürnberger Kompassmacher:
Akkumuliertes Spezialwissen seit dem Mittelalter

1662: Magdeburger Halbkugeln mit Luftpumpe (Otto von Guericke Magdeburg)

Experimente mit Luftpumpen

Große Spektakel

Der Weg nach München

Das Vakuum bis in die Gegenwart

1670: Einfaches Mikroskop (Antoni van Leeuwenhoek Delft)

Erste Einblicke in Mikrowelten

Alles Forschen beginnt mit Neugier

um 1700: Doppelbrennlinsenapparat (Ehrenfried Walther von Tschirnhaus Kieslingswalde)

Tschirnhaus – Erfinder und Wissenschaftler

Das Sonnenlicht mit Spiegeln einfangen

1719: Verwandlung der
surinamischen Insekten (Maria Sibylla Merian Amsterdam)

Eine ungewöhnliche Frau

Reisen in ferne Länder

Vermächtnis und Erinnerung

Ikonen der Aufklärung und der Geheimcode der Sterne

1764 [1856]: Spinning Jenny (James Hargreaves [H. Hölscher] Lancashire [Bramsche bei Osnabrück])

Die Automatisierung des Spinnrads

Das Patent N° 962

Maschinensturm und Industrielle Revolution

Die Mule Jenny

Die Museums-Maschine

1780: Cembalo mit Hammerflügelregister und Notenschreibeinrichtung (John Joseph Merlin London)

John Joseph Merlin, ein rastloser Erfinder

Merlins Kombinations-Cembalo – zwei Instrumente in einem

Ein Instrument mit einer bewegten Geschichte

1788: Beschreibung der Entwürfe und des Baus der Brücken von Neuilly (Jean-Rodolphe Perronet Paris)

Das Buch

Das Modell

Die vier Bauabschnitte

1792/1820: Rechenmaschinen

Rechenmaschinen vom Uhrmacher

Der Lehrer und sein Schüler – Hahn und Schuster

Handwerkliches Meisterwerk mit
faszinierender Mechanik

Rechnen durch Kurbeln

Der Weg ins Museum

1792: Reisebarometer (Haas & Hurter London)

Reisetauglich? Von wegen!

Ein Reisebarometer erkennt man an seiner Skala

Mit dem Reisebarometer unterwegs

1797: Stangenpresse (Alois Senefelder München)

Galgen oder Presse?

Senefelders Stangenpresse im Deutschen Museum

Lithografie reloaded

um 1800: Kempelen’scher Sprechapparat (vermutl. Wolfgang von Kempelen vermutl. Wien/Preßburg (Bratislava))

Geschichte einer Passion

Originale Kempelen’sche Sprechapparate

Replik

1806: Repetitionstheodolit (Brander & Hoschel (Theodolit)/Schechner (Unterbau) Augsburg/München)

Optimierung …

… und Ergänzung des Bestehenden

Neugestaltung statt stetiger Veränderung

1814: Prismenspektralapparat (Joseph von FraunhoferBenediktbeuern)

Farbfehler und achromatische Objektive

Der Prismenspektralapparat

Die Entdeckung der dunklen Linien im Sonnenspektrum

Der Einzug der Maschinen und ein Schutzpocken-Impfungs-Zeugniß

1817: Wassersäulenmaschine (Georg von Reichenbach Pfisterleiten)

Die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein, 1619

Georg von Reichenbach

Erweiterung der Soleleitung nach Rosenheim, 1810

Wassersäulenmaschinen zur Solehebung

Die Soleleitung von Berchtesgaden nach Reichenhall, 1817

Der Weg ins Museum

1820: Langsiebpapiermaschine (Maschinenfabrik Calla Paris)

Von Robert zu Donkin

1820: Lithografie
Ballonfahrt der Madame Reichard (München)

Pionierin der Luftfahrt mit Feingefühl

1829: Refraktor für die Sternwarte Berlin (Joseph von Fraunhofer München)

Fraunhofer’sche Präzision

Bahnbrechende Fernrohrtechnik

Der Lohn der Entdeckung

1833: Fahrkunst (Georg Ludwig Wilhelm Dörell Zellerfeld)

Die älteste Methode

Die Lösung eines Problems: die kraftsparende Fahrkunst

1835: Balancier-Betriebsdampfmaschine (Gutehoffnungshütte Sterkrade)

Eine Dampfmaschine muss her

Die Maschine zieht ein

Die Maschine kommt an ihre Grenzen

1839: Schiebekastenkamera Le Daguerreotype (Louis Jacques Mandé Daguerre und Alphonse Giroux Paris)

Die Partnerschaft zwischen Niépce und Daguerre

Die Fotochemie

Die Kamera

Erste Daguerreotypien in München

1842: Optischer Gehaltmesser (Carl August von Steinheil München)

Vom Brauhandwerk zur Wissenschaft

Steinheil-Refraktometer im Deutschen Museum

1845: Metallisches Aluminium (Friedrich Wöhler Göttingen)

Vom Alaun zum Aluminium

Ein neues Metall

Vom Schmuckmetall zum Massenprodukt

Mobilitätsmetall

Vom Kriegsmetall zum Allerweltsmetall

1848: Zylinderflöte (Theobald Böhm München)

Eine «neue Art von Flöten»

Zustimmung und Ablehnung

1855: Schutzpocken-Impfungs-Zeugniß (Kaisertum Österreich Graz)

Hochrisiko-Impfung mit echten Pocken

Kuhpocken statt menschlicher Pocken

Impfpflicht

Surveillance and Containment

Die Elektrifizierung der Welt und die Mona Lisa der Automobilgeschichte

1863: Telefon (Philipp Reis Friedrichsdorf)

Das Pferd frisst keinen Gurkensalat

Das Ohr stand Pate – ein bionisches System

Die Würfelform

Der Siegeszug

1866: Dynamomaschine (Siemens & Halske Berlin)

Auf den Magneten kommt es an

Wer hat’s erfunden?

Die zwei Innovationen in der Dynamomaschine

Bedeutung der Dynamomaschine

1867: Atmosphärischer Gasmotor (Nicolaus August Otto und Eugen Langen/Gasmotorenfabrik Deutz Deutz)

… nicht patentierbar

Das Problem des Zündzeitpunkts

Partnerschaft mit Eugen Langen

Ottos neuer Motor

1875: Schreibmaschine Sholes & Glidden (Christopher Latham Sholes, Carlos S. Glidden, E. Remington & Sons Ilion (NY))

Schneller als der Stift

Tüftler und Produzenten

Die Erfindung von QWERTZ

Ein neues Rollenbild entsteht

1876: Zementprüfapparat (Wilhelm Michaëlis Berlin)

Die Anfänge der Zementprüfung

Zugversuche für Zementmörtel?

1879: Differentialbogenlampe (Friedrich von Hefner-Alteneck/Siemens-Schluckertwerke Berlin)

Ein wichtiger Meilenstein: die Differentialbogenlampe

Die Erfindung der Glühlampe

1879: Elektrische Lokomotive (Siemens & Halske Berlin)

Eine elektrische Lok sorgt für Aufsehen

Von der Ausstellung in den Grubenbetrieb

1880: Ewer Maria HF 31 (Hinrich Sietas Cranz bei Hamburg)

Fischfang in Not

Steigerung der Fangerträge

Umzug nach München

1881: Brutschrank (Robert Koch/Kunstschlosser Hermann Scharlach Berlin)

Gut isoliert und wohltemperiert

Bakterien in Reinkultur: der Tuberkuloseerreger

Höchste Sicherheitsstufe

1882: Modelle zur Reliefperspektive (Ludwig Burmester Dresden)

Die Modelle – in drei Akten

Faszination Reliefperspektive

1882 [1905]: Organette Ariston (Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich & Co. Leipzig)

Das Instrument

Ein neuer Wirtschaftszweig

Eine Fülle von Musik

1885: Benz-Patent-Motorwagen (Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim)

Gut Ding braucht Weil

Die Technik

Vom Technikpionier zum Automobilbauer

Der Patentwagen als Werbeträger und Museumsstück

1889: Dampfturbine mit Generator (Charles Parsons Newcastle)

Von der Dampfmaschine zur Dampfturbine

Der Erfinder Charles Parsons

Aller Anfang ist schwer

Die Dampfturbine als Schiffsantrieb

1890: Luftreifen-Fahrrad Victoria Fire Fly (Victoria Cycle Works Co. Manchester)

Aus Ärger Luft machen

Der Luftreifen – eine «erfolgreiche Rückerfindung»

Erfolg auf Luft gebaut

1890: Präzisionspendeluhr (Sigmund Riefler München)

Uhren für die Welt

Präziser als ein Wimpernschlag

1890 [1964]: Zeilensetz- und Gießmaschine
Linotype (Ottmar Mergenthaler [Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft] Baltimore [Berlin])

Ottmar Mergenthaler – ein genialer Mechaniker

Was eine Linotype so alles kann

Die Linotype 6c S Quick des Deutschen Museums

1891: Generator zur Drehstromübertragung (Maschinenfabrik Oerlikon Oerlikon)

Gleichstrom versus Wechselstrom

Die Internationale Elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt am Main

Die erste Drehstromübertragung zwischen Lauffen und Frankfurt

Der durchleuchtete Mensch und der Siegeszug der neuen Verkehrsmittel

1892: Interferometer (Ludwig Mach Prag)

Der lange Schatten eines berühmten Vaters

Wissenschaftliche Präzision und militärische Anwendung

1892: Vakuumspektrograph (Viktor Schumann Leipzig)

Vom Ingenieur zum Naturforscher

Rezeption und Interpretation von Schumanns Arbeit

1893: The Great Barrier Reef of Australia (William Saville-Kent London)

Ein Leben für die Meeresforschung

Umweltschutz gegen Ende des 19. Jahrhunderts

1893: Dieselmotor DM 250/400 (Rudolf Diesel/Maschinenfabrik Augsburg Augsburg)

Eine Idee wird geboren

Auch heute noch der «Rationellste»

1894: Motorrad Hildebrand & Wolfmüller (Heinrich Hildebrand & Alois Wolfmüller München)

Große Ambitionen und ein frühes Ende

Die Lösung grundsätzlicher Probleme erfolgte erst später

1894: Normal-Segelapparat (Otto Lilienthal Berlin-Lichterfelde)

Die Flugfrage

Segelapparate aus der Maschinenfabrik Otto Lilienthal

Das Original im Deutschen Museum

1895: Aufnahme der Hand von Anna Bertha Röntgen (Wilhelm Conrad Röntgen Würzburg)

Der «durchleuchtete Mensch»

Freund und Förderer des Deutschen Museums

1895: Cinématographe (Auguste und Louis Lumière Paris)

Von der Laterna magica zur Filmprojektion

Der vielseitige «Cinématographe»

Erfolgsgeschichte

1898 [1907]: Apparatur zur Messung
der Radioaktivität (Pierre und Marie Curie/Société Centrale des Produits Chimiques Paris)

Eigenartige Strahlen

Neue chemische Elemente

1900: Fadenmodell zur Darstellung eines einschaligen Hyperboloids (Alexander Brill/Martin Schilling München/Halle (Saale))

Ein filigranes, wandelbares Objekt

Tradition der mathematischen Modelle

1900: Teerfarbstoffe (Deutsche Chemische Gesellschaft Berlin)

Die Farben der Wissenschaft

Ein Rätsel und ein Streit: Das Benzol-Sechseck

Ein Riesenerfolg: Die aufkommende Farbstoffindustrie in Deutschland

1902 [1913]: Fünfmast-Vollschiff Preussen (Joh. C. Tecklenborg Schiffswerft und Maschinenfabrik AG Bremerhaven)

Konkurrenz durch die Dampfschifffahrt

Die Strandung

Das Modell der «Preussen»

1905 [1922]: Schüttelrutsche (Gebr. Eickhoff Maschinenfabrik u. Eisengießerei GmbH Bochum)

Schrittmacher der Mechanisierung unter Tage

Welche Veränderungen brachte die Schüttelrutsche?

1906: Unterseeboot U1 (Germaniawerft Kiel)

Die List neuer Techniken – eine Waffe des Schwachen?

Hybridantrieb für Unter- und Überwasserfahrt

Dauerhaft wie Krupp-Stahl

1907: Protos Wettfahrtwagen New York–Paris (Motoren-Fabrik Protos GmbH Berlin)

Solide, praktisch, robust

New York–Paris: ein Wettbewerb, der zur Legende wurde

Improvisation ist alles

Eine große Werbetour für den Automobilismus

Elektronentanz und ein Staubkorn mit Bedeutung

1909: Nobelurkunde und Nobelmedaille von Ferdinand Braun (Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften Stockholm)

Guglielmo Marconi und Ferdinand Braun

Nobelurkunde und -medaille

1909: Präparat 606 (Paul Ehrlich Frankfurt)

Magische Kugeln

Ehrlich färbt am längsten

Von der Serumtherapie zur Chemotherapie

Präparat 606

1909: Wright Model A (Gebrüder Wright Dayton (OH))

Erste flugtechnische Arbeiten

Der «Flyer»

Wright Model A

1913: Röhrensender (Alexander Meißner Berlin)

Kommunikationshunger

Die Schwingungen bändigen

«Telephonspielereien», die Zweite

1917: Barkhausen-Kurz-Röhre (Jenaer Glaswerk Schott Jena)

Eine Weltreise bis ins Deutsche Museum

Wertvolle Erinnerung – technischer Meilenstein

Vom zweiten Leben der Dinge

1919 [1927]: Verkehrsflugzeug Junkers F 13 (Otto Reuter/Junkers-Flugzeugwerk AG Dessau)

Eine «fliegende Limousine»

Ein Produkt schafft sich Märkte

Auf dem Weg zur «Tante Ju»

Von Deutschland nach Afghanistan und zurück

1922: Segelflugzeug HAWA H 1 Vampyr (Flugtechnisches Institut der Hochschule Hannover/Hannoversche Waggonfabrik Hannover)

Der Stammvater aller Hochleistungssegelflugzeuge

Weltrekorde auf den Rhön-Wettbewerben

Der Weg ins Museum

1922: Aufnahme des Spektrumseines Spiralnebels (Mount-Wilson-Observatorium Mount Wilson (CA))

Das Rätsel der kosmischen Nebel

Die Milchstraße ist nicht allein!

Wachsende Entfernungen, expandierender Weltraum

Vom Mount-Wilson-Observatorium ins Deutsche Museum

1922: Versuchsapparatur zur Synthese
von Ammoniak (Fritz Haber, Robert Le Rossignol, Hermann Lütge Berlin)

Brot und Bomben

Reif für die Museumsinsel

Die Funktionsweise der Apparatur

1922: Rumpler Tropfenwagen (Rumpler-Motoren-Gesellschaft mbH Berlin)

Ein Flugzeug für die Straße

Zu viele Neuerungen!

Ein Auto aus einer anderen Welt

Die Zukunft von gestern im Museum von heute

Aufbruch ins atomare Zeitalter und die neuen Rechenmaschinen

1923: PlanetariumsprojektorZeiss Modell I (Carl Zeiss Jena)

Die Vorgeschichte

Die Idee

Sonne, Mond und Planeten

Bewegungen am Nachthimmel

Didaktik verfehlt, Simulation geglückt

1925: Begehbares Diorama Firstenbau (Deutsches Museum München)

Die Inszenierung «Firstenbau»

Die Entstehungsgeschichte

1928: Ackerschlepper Fordson Model F (Ford Motor Company Dearborn (MI))

Henry Ford und seine Experimente mit dem Traktor

Traktoren für Großbritannien

Beginn der Massenproduktion

1930: Trautonium (Friedrich Trautwein Berlin)

Neuartige elektrische Musikinstrumente

Ein Instrument der Zukunft?

1931: Fernseh-Versuchsanordnung (Baron Manfred von Ardenne Berlin)

Die tollkühnen Männer und ihre flimmernden Kisten

Das Labor des Barons

Auf der Höhe der Zeit

1938: Gezeitenrechenmaschine (Heinrich Rauschelbach/Mechanoptik, Aude & Reipert Potsdam-Babelsberg)

Im Auftrag der Kriegsmarine

Ebbe und Flut

Harmonisch analysiert

Heinrich Rauschelbachs gigantische Umsetzung

1938 [1952]: Kernspaltungstisch von Hahn,
Meitner und Straßmann (Max-Planck-Institut für Chemie Mainz)

Die Entdeckung der Kernspaltung

Ein Exponat für das Deutsche Museum

1939: Turbinenluftstrahltriebwerk HeS 3B (Ernst Heinkel Flugzeugwerke Rostock-Marienehe)

Vom Kolbenmotor zum Strahltriebwerk

Zukunftsversion eines Flugzeugantriebes

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1941/1950: Programmgesteuerte Rechenmaschinen Z 3 und Z 4 (Konrad Zuse Berlin/Hopferau Krs. Füssen/Neukirchen)

Vom Versuchsmodell V 3 …

… zum einsatzfähigen Rechner Z 4

Der Nachbau und der Ruhm des Erfinders

Das Museum und der Platz des Originals in der Geschichte

1941: Rotor-Chiffriermaschine Enigma M4 (Arthur Scherbius/Chiffriermaschinengesellschaft Heimsoeth & Rinke ohG Berlin)

Der Erfinder der Enigma

Mit jedem Buchstaben ändert sich der Strompfad

Die Umkehrwalze: geniale Einrichtung oder Einfallstor?

1945: Raketenwaffe Aggregat 4 (V2) (Heeresversuchsanstalt Peenemünde)

Anfänge der militärischen Raketenforschung in Deutschland

Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde und das KZ Mittelbau-Dora

Wernher von Braun und die «V2» im Deutschen Museum

Alltagshelfer im Wirtschaftswunder und Bilder aus der Nanowelt

1952: Küchenmaschine Bosch HM/KA1/220 B (Robert Bosch GmbH Stuttgart)

Gerührt und geschnitten im Handumdrehen

Alles neu – und manches noch beim Alten

Immer mehr, immer schneller, immer besser?

1955: Zerstäuber für das Schädlingsbekämpfungsmittel DDT (H. J. Polzer Wien)

Ein vermeintlich ideales Insektizid

Der Einsatz gegen Insekten – und ein Nobelpreis

Ein langwieriger Prozess: die Interpretation der beobachteten Schäden

Proteste und Verbot

1957: S-Dübel (Artur Fischer Waldachtal-Tumlingen)

Der Dübel bekommt seine Farbe und wird patentiert

Kleiner Dübel, große Folgen

1957: Segelflugzeug fs 24 Phönix (Richard Eppler und Hermann Nägele/Akademische Fliegergruppe Stuttgart)

Ein neues Material erfordert neue Bauweisen

Der Urahn schneller Segelflugzeuge – und des Airbus A350 XWB

1961: Verhütungsmittel Anovlar (Schering AG Berlin)

Die «Väter» der Antibabypille

Die Pille und ihre Folgen

1964: Laser (Theodore Maiman/Hughes Research Laboratories Malibu (CA))

Universalwerkzeug der Wissenschaft

Mehr Werkstatt als Labor

Der Weg ins Deutsche Museum

1965: Apparatur zur Messung der kosmischen Hintergrundstrahlung (AT&T Bell Laboratories Holmdel (NJ))

Vom unerklärlichen Rauschen zur Entdeckung
der kosmischen Hintergrundstrahlung

Die Messapparatur

Wichtigste Informationsquelle für Kosmologen

1969: Modularer Synthesizer Moog IIIp (R. A. Moog Music Co. Trumansburg (NY))

Vom Experiment zum Meilenstein

Berühmte User

Eberhard Schoener – Wanderer zwischen den Welten

1971: Europa-Rakete (ELDO)

Europäische Hoffnungen, ein technisches Desaster und die Folgen

Politische Verwicklungen und technische Entwicklungen

Stufe für Stufe ins Museum

1974: Sonnensonde Helios (Messerschmitt-Bölkow-Blohm München)

Gemeinsame Erforschung der Sonne

Helios – ein authentisches Objekt?

1981: Rastertunnelmikroskop (Gerd Binnig und Heinrich Rohrer/IBM Research GmbH Rüschlikon (Schweiz))

«Spitzen-Mikroskopie»

Heureka-Moment in der Mikroskopiegeschichte

Das unsichtbare Kleine im Deutschen Museum

Fragen der Menschheit

1988 [1991]: Roboter HelpMate (Joseph Engelberger/Transitions Research Corporation Danbury (CT))

Von der Leinwand in die Fabrik

Von der Fabrik ins Krankenhaus

Vom Krankenhaus in unser Wohnzimmer?

Umhängetasche aus Safttüten
und andere Objekte
mit Zukunft

1991: Raumanzug SOKOL-KV-2 (RD & PE Zvezda Tomilino bei Moskau)

Warum brauchen Raumfahrer einen Druckanzug?

Hightech-Textilien für den Flug ins Weltall

Auf Umwegen ins Museum

Wie konserviert man einen Raumanzug?

1998: DNA-Sequenzierer ABI Prism 3700 (PE Applied Biosystems Foster City (CA)/Hitachi)

Das technische Innenleben des DNA-Sequenzierers

Aktuelle und zukünftige Anwendungsmöglichkeiten

2000: Versuchsfahrzeug für autonome Mobilität (Universität der Bundeswehr München)

Prometheus – ein Programm für sicheren und effizienten Verkehr

VaMoRs und VaMP – Prototypen einer revolutionären Entwicklung

Vom Wettkampf zur Alltagstauglichkeit

2000: Frequenzkamm-Generator (Theodor Hänsch und Thomas Udem Garching)

Ein Uhrwerk aus Licht

Gepulste Präzision

Synchronisation und Exoplaneten

2002: Mainboard Regatta 4 des Supercomputers IBM p690 (IBM Corp. Armonk (NY))

Simulation als virtuelles Experiment

Schnappschüsse des Universums

Zusammenarbeit von Menschen und Computern

2004: Hydrosol-Reaktor (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Köln)

Erzeugung von Wasserstoff

Wasserstoff aus Sonnenwärme

Wieso Wasserstoff?

2007: Supraleitende Hohlspiegel (Laboratoire Kastler-Brossel ENS Paris)

Photonen in der Falle

Blue Skies Research

2013: Umhängetasche aus Safttüten (Women’s Cooperative Manila)

Kunststoffe: sehr vielfältig und sehr langlebig

Aus Müll entsteht Mode

Das etwas andere Meisterwerk

2014: Gezeitenturbine SCHOTTEL SIT (SCHOTTEL Hydro GmbH Spay am Rhein)

Wie alles begann

Das erste Gezeitenkraftwerk

Die Nutzung der Gezeitenströmung

2018: Flugauto Pop.Up Next (Italdesign Turin)

Das Auto der Zukunft

Objekte mit Zukunft

2018: Robotersystem Panda (Franka Emika GmbH München)

Maschine mit Tastsinn

Fühlen statt sehen

Für eine leichtere Zukunft

2020: Bioprinter BIO X 3D (CELLINK Göteborg)

Der Bio-3D-Drucker und die Forschung

Science und Fiction

2021: Fallturm (VOLKE Kommunikations-Design GmbH Nürnberg)

Forschen in Schwerelosigkeit – Versuche auf der Erde

Experimente im freien Fall

2021: COVID-19-Impfstoff (Özlem Türeci und ˘ğur Şahin/Pfizer-BioNTech Mainz)

Ein Impfstoff «Made in Germany»

Von der Idee zum Produkt – Projekt Lightspeed

Der unbeachtete Bote

Die Idee wird geboren

Eine Idee umsetzbar machen

Gefahren? Weniger als sonst!

Anhang

Bibliographie

EINLEITUNG

OBJEKTE

1482 – Poeticon Astronomicon

1561 – Cembalo

1561 – Multifunktionszirkel

1588 – Astrolabium

1652 – Klappsonnenuhr

1662 – Magedeburger Halbkugeln mit Luftpumpe

1670 – Einfaches Mikroskop

1700 – Doppelbrennlinsenapparat

1719 – Verwandlung der surinamischen Insekten

1764 – Spinning Jenny

1780 – Cembalo mit Hammerflügelregister und Notenschreibeinrichtung

1788 – Beschreibung der Entwürfe und des Baus der Brücken von Neuilly

1792 – Rechenmaschinen

1792 – Reisebarometer

1797 – Stangenpresse

1800 – Kempelen’scher Sprechapparat

1806 – Repetitionstheodolit

1814 – Prismenspektralapparat

1817 – Wassersäulenmaschine

1820 – Langsiebpapiermaschine

1820 – Lithografie Ballonfahrt der Madame Reichard

1829 – Refraktor für die Sternwarte Berlin

1833 – Fahrkunst

1835 – Balancier-Betriebsdampfmaschine

1839 – Schiebekastenkamera Le Daguerreotype

1842 – Optischer Gehaltmesser

1845 – Metallisches Aluminium

1848 – Zylinderflöte

1855 – Schutzpocken-Impfungs-Zeugniß

1863 – Telefon

1866 – Dynamomaschine

1867 – Atmosphärischer Gasmotor

1875 – Schreibmaschine Sholes & Glidden

1876 – Zementprüfapparat

1879 – Differentialbogenlampe

1879 – Elektrische Lokomotive

1880 – Ewer Maria HF 31

1881 – Brutschrank

1882 – Modelle zur Reliefperspektive

1882 – Organette Ariston

1885 – Benz-Patent-Motorwagen

1889 – Dampfturbine mit Generator

1890 – Luftreifen-Fahrrad Victoria Fire Fly

1890 – Präzisionspendeluhr

1890 – Zeilensetz- und Gießmaschine Linotype

1891 – Generator zur Drehstromübertragung

1892 – Interferometer

1892 – Vakuumspektrograph

1893 – The Great Barrier Reef of Australia

1893 – Dieselmotor DM 250/400

1894 – Motorrad Hildebrand & Wolfmüller

1894 – Normal-Segelapparat

1895 – Aufnahme der Hand von Anna Bertha Röntgen

1895 – Cinématographe

1898 – Apparatur zur Messung der Radioaktivität

1900  – Fadenmodell zur Darstellung eines einschaligen Hyperboloids

1900 – Teerfarbstoffe

1902 – Fünfmast-Vollschiff Preussen

1905 – Schüttelrutsche

1906 – Unterseeboot U1

1907 – Protos Wettfahrtwagen

1909 – Nobelurkunde und Nobelmedaille von Ferdinand Braun

1909 – Präparat 606

1909 – Wright Model A

1913 – Röhrensender

1917 – Barkhausen-Kurz-Röhre

1919 – Verkehrsflugzeug Junkers F13

1922 – Segelflugzeug HAWA H 1 Vampyr

1922 – Aufnahme des Spektrums eines Spiralnebels

1922 – Versuchsapparatur zur Synthese von Ammoniak

1922 – Rumpler Tropfenwagen

1923 – Erster Planetariumsprojektor Zeiss Modell I

1925 – Begehbares Diorama Firstenbau

1928 – Ackerschlepper Fordson Model F

1930 – Trautonium

1931 – Fernseh-Versuchsanordnung

1938 – Gezeitenrechenmaschine

1938 – Kernspaltungstisch von Hahn, Meitner und Straßmann

1939 – Turbinenluftstrahltriebwerk HeS 3B

1941 – Programmgesteuerte Rechenmaschinen Z 3 und Z 4

1941 – Rotor-Chiffriermaschine Enigma M4

1945 – Raketenwaffe Aggregat 4 (V2)

1952 – Küchenmaschine Bosch HM/KA1/220 B

1955 – Zerstäuber für das Schädlingsbekämpfungsmittel DDT

1957 – S-Dübel

1957 – Segelflugzeug fs 24 Phönix

1961 – Verhütungsmittel Anovlar

1964 – Laser

1965 – Apparatur zur Messung der kosmischen Hintergrundstrahlung

1969 – Modularer Synthesizer Moog IIIp

1971 – Europa-Rakete

1974 – Sonnensonde Helios

1981 – Rastertunnelmikroskop

1988  – Roboter HelpMate

1991 – Raumanzug SOKOL-KV-2

1998 – DNA-Sequenzierer ABI Prism 3700

2000 – Versuchsfahrzeug für autonome Mobilität

2000 – Frequenzkamm-Generator

2002 – Mainboard Regatta 4 des Supercomputers IBM p690

2004 – Hydrosol-Reaktor

2007 – Supraleitende Hohlspiegel

2013 – Umhängetasche aus Safttüten

2014 – Gezeitenturbine SCHOTTEL SIT

2018 – Flugauto Pop.Up Next

2018 – Robotersystem Panda

2020 – Bioprinter BIO X 3D

2021 – Fallturm

2021 – COVID-19-Impfstoff

Bildnachweis

Personenregister

Wolfgang M. Heckl

Vorwort

Titanen der Technik und namenlose Erfinder

Dieses Buch unternimmt eine Reise zurück in die Vergangenheit, die uns bis heute prägt, und vorwärts in die Zukunft, um zu berichten, wie die Menschen im letzten halben Jahrtausend die Welt mit Technik erst erforscht und dann verwandelt haben, wie aber auch sie selbst und die Gesellschaft durch technische Erfindungen geprägt wurden. Es erzählt diese Geschichte anhand von Objekten, die aus dem Deutschen Museum stammen, das zu den größten, bedeutendsten und meistbesuchten Wissenschafts- und Technikmuseen der Welt gehört.

Jedes Objekt erzählt seine Geschichte auf mehreren Ebenen: was zu seiner Erfindung führte; für welche Zeit es geschaffen wurde; wie es die Beziehung des Menschen zur Wirklichkeit und nicht zuletzt diese Wirklichkeit selbst verändert hat; wie sein Lebenslauf aussah und schließlich auch, auf welchen Wegen es ins Deutsche Museum fand. Auf diese Weise entstehen anschauliche, facettenreiche Porträts, in denen sich sowohl die Entwicklungslinien von Naturwissenschaft und Technik als auch die großen Zusammenhänge der Weltgeschichte spiegeln.

Das Deutsche Museum ist reich an Superlativen. Es gibt hier eine Vielfalt an Themen, Herangehensweisen und Ausstellungsstücken zu besichtigen wie in kaum einem anderen Museum dieser Welt. Die versammelten Meisterwerke bringen uns zum Staunen – etwa 25.000 Exponate sind in den Ausstellungen auf der Museumsinsel und in den vier Zweigstellen zu sehen. Und doch ist dies nur rund ein Fünftel der insgesamt mehr als 120.000 Objekte, die zur Sammlung des Deutschen Museums gehören und zu denen noch die Bestände der Bibliotheken und des Archivs hinzuzurechnen sind.

Der Fundus aus Sammlung, Bibliothek und Archiv ist ein kulturhistorisch herausragender Schatz der Technik- und Wissenschaftsgeschichte. In 54 Fachabteilungen werden historisch bedeutende Objekte gesammelt – von Schiffen über Automobile bis zu Quantenprozessoren und der Atomphysik –, und in allen Bereichen gibt es Bemerkenswertes aufzufinden. Man darf skeptisch sein, ob 100 Objekte ausreichen, all dies abzubilden – und wer genau nachzählt, wird auch feststellen, dass die Zahl 100 im Titel dieses Buches mehr symbolisch zu verstehen ist und die exakte Zahl der vorgestellten Objekte etwas darüber liegt. Ähnlich wie die interessanteste Ausstellung nur dann besucherfreundlich ist, wenn ihr Spannungsbogen zu überblicken ist, dient auch hier die Begrenzung dazu, einen Rahmen abzustecken.

Wie aber wählt man aus Tausenden von Objekten gut 100 aus? Selbst wenn man sich nur auf die «Meisterwerke» beschränkt, wird es schwierig; zu breit ist das Haus aufgestellt und zu viele Stücke gibt es, die dieses Kriterium erfüllen. Die Redaktion dieses Buches hat daher einen anderen Weg gewählt und sich zum Ziel gesetzt, eine Auswahl zusammenzustellen, die mit den Objekten aus dem Deutschen Museum zugleich auch die Welt der Technik der letzten fünfhundert Jahre repräsentiert.

Damit ist dieses Buch kein Inventar der Meisterwerke des Deutschen Museums. Natürlich erfährt man etwas über die Höhepunkte der Sammlung wie den Benz-Patent-Motorwagen Nr. 1 oder den Lilienthalgleiter, die allen sofort in den Sinn kommen, wenn sie ans Deutsche Museum denken. Aber das Buch möchte den Blick auch in die Breite lenken: Die größten und prächtigsten Stücke des Hauses werden vorgestellt, aber auch kleine, unscheinbare; millionenfach hergestellte Massenartikel ebenso wie unbezahlbare Prototypen oder kurios anmutende technische Spielereien. Chronologisch geordnet geht es von den ältesten Exponaten des Hauses bis zu noch nicht inventarisierten Zukunftstechnologien. Die präsentierten Objekte erzählen von der Entdeckung des Neptuns, von der Elektrifizierung der Welt, der Fortpflanzung der Flöhe, von magischen Kugeln in der Medizin, Samstagsnachmittagsideen oder dem Nachleuchten des Urknalls. Die Exponate stammen von Titanen der Wissenschaft ebenso wie von vergessenen und namenlosen Erfindern. Manche – vielleicht der Ewer Maria HF oder die «Tante Ju» – werden Ihnen wie alte Bekannte vorkommen. Manche stehen als Leitobjekte exemplarisch für ganze Bereiche der Entwicklung, andere werfen Schlaglichter auf nur einzelne, fast vergessene Ereignisse.

Die Objekte sind so vielfältig wie die Welt der Technik und wie das Deutsche Museum selbst. Die einschlägigen Felder der Technik, von der Produktionstechnik über die Verkehrs- und Bautechnik bis hin zu den verschiedenen Energie- und Informationstechniken, sind genauso umfassend vertreten wie die unterschiedlichen Phasen der Technikentstehung von der Erfindung bis zum Massenprodukt. Gleichzeitig erhalten Sie auch einen vollständigen Einblick in die Welt des Deutschen Museums – in seine Zweigstellen, in die Bibliothek, in das Archiv, in die Depots, in Schätze, die nur im Rahmen besonderer Führungen zu besichtigen sind. Besonders freut mich, dass nicht zuletzt die Autorinnen und Autoren der Beiträge die Bandbreite des Hauses wie der Technik aufzeigen. Dies sind natürlich die Kuratorinnen und Kuratoren, die die Fachbereiche und Sammlungen verantworten, aber auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausstellungsdienst und aus den Werkstätten, Mitarbeiter im Forschungsinstitut, in der Bibliothek und im Archiv, Restauratoren, Volontäre oder der Generaldirektor des Hauses.

In der Zusammenschau aller Objekte und Themen kann und will das Buch weder Geschichtsbücher noch Speziallektüre ersetzen – und erst recht nicht den Besuch des Museums! Vor allem anderen möchte es Lust machen auf die Auseinandersetzung mit der Technik – einem gewichtigen Teil der Menschheitsgeschichte. Ich hoffe, dieses Buch bereitet Ihnen beim Lesen Freude und verschafft Ihnen den einen oder anderen Aha-Moment, wenn Sie auch bei weithin bekannten Meisterwerken noch etwas Neues erfahren. Seien Sie neugierig, lassen Sie sich ein auf eine Reise in Bekanntes und Unbekanntes, und freuen Sie sich auf die Faszination von Wissenschaft und Technik!

Das Buch ist das Ergebnis einer zeitintensiven fünfjährigen Zusammenarbeit. Immer wieder wurden Objekte verworfen, neue aufgenommen – und bis zuletzt wieder gestrichen. Danken möchte ich an dieser Stelle dem Redaktionsbeirat, der die Auswahl der Objekte inhaltlich begleitete: Anja Bayer, Dirk Bühler, Sabine Gerber, Rolf Gutmann, Ulf Hashagen, Kathrin Mönch.

Ein herzliches Dankeschön geht außerdem an das Fotoatelier des Deutschen Museums mit Hans-Joachim Becker (Leitung), Hubert Czech, Christian Illing, Reinhard Krause, Susanne Weiß und Konrad Rainer, die sich für das Gros der Bilder in diesem Band verantwortlich zeigen, sowie an das Textbüro des Deutschen Museums unter Leitung von Kathrin Mönch mit Claudia Hellmann, Andrea Lucas und Cornelia Schubert, die sich der Organisation und dem internen Lektorat der einzelnen Beiträge gewidmet haben und ohne die das Projekt nicht durchführbar gewesen wäre.

Nicht zuletzt danke ich dem Verlag C.H.Beck für sein Engagement und die äußerst angenehme Zusammenarbeit, insbesondere Dorothee Bauer für das gelungene Layout sowie, allen voran, Stefan Bollmann für sein scharfsinniges und sorgfältiges Lektorat und seinen Einsatz bei der Entstehung des Buchs.

WOLFGANG M. HECKL

Einleitung

Der Makrokosmos im Mikrokosmos

Um die Wende zum dritten Jahrtausend trat Paul Crutzen, Atmosphärenchemiker, Entdecker des Ozonlochs und Nobelpreisträger, eine Debatte los, deren große Dynamik und gewaltige Resonanz in Wissenschaft und Öffentlichkeit ihn selbst überraschte. Verzweifelt über den rasant voranschreitenden Klimawandel und die Untätigkeit der Menschheit, ihm wirksam zu begegnen, plädierte er dafür, eine neue erdgeschichtliche Epoche in die geologische Zeitskala aufzunehmen. Das Holozän als gegenwärtiger Zeitabschnitt sollte durch eine neue, nach dem Menschen (griechisch anthropos) benannte Epoche abgelöst werden. Crutzen schlug vor, das Anthropozän um die Mitte des 18. Jahrhunderts starten zu lassen, als die Menschheit in der Industriellen Revolution mit Hilfe neuer Techniken wie der Dampfmaschine begann, die Erde tiefgreifend zu verändern und sich zu einem geologischen Akteur zu entwickeln. Mittlerweile geht die Mehrheit der Experten allerdings davon aus, den Beginn des Anthropozäns auf die sogenannte «Große Beschleunigung» der menschlichen Eingriffe in die Erde um die Mitte des 20. Jahrhunderts zu datieren.

Als das Deutsche Museum in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in München beheimateten Rachel Carson Center für Umwelt und Gesellschaft 2014 unter dem Titel Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Erde die weltweit erste große Ausstellung zu diesem Thema eröffnete, war der Begriff in der breiten Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Die Wissenschaft arbeitete zwar bereits intensiv daran, die ebenso faszinierende wie erschreckende These der technisch gestützten Transformation der Erde durch den Menschen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auf ihre wissenschaftliche Evidenz hin zu überprüfen. Weit über die unmittelbar betroffenen Disziplinen wie Geologie, Erdsystemforschung oder Biologie hinaus setzten sich zahlreiche Forscher und Forscherinnen, vor allem auch in den Geisteswissenschaften, kritisch mit der These des Menschen als geologisches Subjekt und ihren vielfältigen Implikationen für das Verständnis der Verbindung von Natur, Technik und Kultur auseinander. Auch die Medien beteiligten sich lebhaft an der Debatte und nahmen begierig die neuen Erkenntnisse der Fachwissenschaft auf.

Das wissenschaftliche und mediale Dauerfeuer zeigt mittlerweile Wirkung. Heute ist der Begriff in vieler Munde. Politikerinnen wie Angela Merkel geht er ebenso leicht von den Lippen wie Besuchern des Theaters des Anthropozäns, der Oper Anthropozän oder des Spielfilms Die Epoche des Menschen. In Zeiten, in denen der Klimawandel und das Massenaussterben der Arten Wahlen entscheiden können, ist er für die einen zur begrifflichen Verkörperung drohender Umweltkatastrophen geworden und für die anderen zur Hoffnung auf eine Bewältigung künftiger Großkrisen durch einen vernünftigeren Umgang mit den Ressourcen der Erde.

Die Technosphäre

Beide Wahrnehmungsformen des Anthropozäns, die natur- und die geisteswissenschaftliche, richten den Fokus nicht zuletzt auf die Rolle der Technik – als Ursache der Umweltprobleme, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen, oder als Lösung dieser Probleme. Bereits Crutzen hatte in technischen Innovationen eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Entwicklung des Menschen zum Umgestalter der Erde gesehen. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen sind ihm in dieser Anschauung gefolgt. Diesem gedanklichen Zusammenhang verdankt sich auch der mit der Anthropozändebatte verknüpfte Komplementärbegriff des «Technozäns».

Weiter noch reicht die faszinierende Idee der «Technosphäre». Auch sie entstand zunächst aus einem kulturkritischen Zusammenhang, als im Kontext der sich ab den 1960er-Jahren formierenden Umweltbewegung und der planetarischen Grenzen des Wachstums – so der Titel des berühmten Berichts des Club of Rome zur Zukunft der Weltwirtschaft aus dem Jahr 1972 – massive Zweifel am technikfixierten Fortschrittsdenken der Nachkriegszeit aufkamen. Mit der Technosphäre markierte die aufkeimende Umwelt- und Erdsystemforschung die menschlichen Eingriffe in die globalen Stoffkreisläufe und den Austausch von Energie und Materie. Konsequent zu Ende gedacht wird daraus die These, dass die Technik eine eigene Sphäre bildet, die den in der Natur vorkommenden Räumen der Atmosphäre, Hydrosphäre, Lithosphäre, Kryosphäre und der Biosphäre gegenübertritt. Sie ist, wie Peter Haff, Mitglied der Anthropocene Working Group, argumentiert, zunächst vom Menschen geprägt worden, mittlerweile aber seiner Kontrolle entglitten, und entwickelt sich nach ihr eigenen Gesetzlichkeiten. Dies ist einerseits eine sehr weitgehende These, die dem allgemeinen Verständnis von Technik als Produkt menschlichen Handelns zuwiderläuft; sie ist andererseits eine produktive Provokation, die spannende neue Perspektiven auf die wahrhaft planetarischen Dimensionen eröffnet, welche die Technik in der Gegenwart hat und künftig haben wird. So hat sich eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern jüngst der Aufgabe angenommen, die Größenordnungen der Technosphäre zu bestimmen, und diese sind gewaltig. Sie schätzen die Masse der Technosphäre auf fast 30 Billionen Tonnen und damit auf das 100.000-Fache des Gesamtgewichts aller existierenden Menschen. Rein rechnerisch ist jeder Quadratmeter der Erde (einschließlich der Meere) von 50 kg Technik bedeckt. Die Gruppe geht zudem von etwa 130 Mio. Arten technischer Objekte aus, womit die Diversität der Technosphäre diejenige der Biosphäre mit rund 90 Mio. Spezies übertreffen würde.

Der Begriff der Technosphäre schärft den Blick für die Allgegenwart von Technik in unserer modernen Welt und den langen Prozess der Herausbildung einer Kultur der Technik. Die Erde wird von pflanzlichen, tierischen und menschlichen Spezies bevölkert, denen im Laufe der Menschheitsentwicklung und insbesondere seit dem Anthropozän eine rasant wachsende Menge von technischen Spezies gegenübertreten. Es gehört zur menschlichen Kultur, all diese Spezies zu sammeln, zu erforschen und zu bewahren, um das in ihnen enthaltene Wissen und das Wissen über sie für die Gegenwart und für künftige Generationen zu sichern. Und genau das ist die Aufgabe von Museen.

In diesem Sinne dokumentieren die Sammlungen des Deutschen Museums Entstehung, Wachstum und Diversität der Technosphäre in exemplarischen Spezies – «Meisterwerke» nannten sie die Gründer des Museums, und dieser Begriff hat sich bis heute im Namen «Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaften und Technik» erhalten. Würde das Museum heute gegründet werden, könnte eine von vielen möglichen Namensgebungen «Deutsches Museum von Spezies der Technosphäre» lauten.

Sammlungen und Wissensordnungen im Technikmuseum

Das moderne Wissenschafts- und Technikmuseum ist eine Schöpfung des frühen 20. Jahrhunderts. Das 1903 von Oskar von Miller gegründete Deutsche Museum wirkte dabei für mehrere Jahrzehnte als strahlendes Vorbild, das weltweit vielfach nachgeahmt wurde. Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts, dem durch zwei Weltkriege und den Kalten Krieg geprägten «Zeitalter der Extreme» (Eric Hobsbawm), musste sich das Deutsche Museum mehrfach neu erfinden und kreativ seine Führungsposition in der rasant wachsenden Museumslandschaft konsolidieren. Basis und Rückgrat seiner Entwicklung waren – und sind – dabei die Sammlungen.

Die Wende zum 20. Jahrhundert war für die Museen generell eine Modernisierungs- und Reformphase. Unter dem Druck der breiten Bewegung zur Popularisierung naturwissenschaftlich-technischen Wissens wurden innovative Konzepte des Ausstellens realisiert und neue Strategien der Wissensvermittlung erprobt. In dieser Phase entstanden im Deutschen Museum – und darüber hinaus – neben den klassischen Sammlungen historischer Originale Objektgruppen, die speziell für das Museum hergestellt wurden. Sie verfolgten die doppelte Zielsetzung, Fachwissen über die aktuellen Entwicklungen in Naturwissenschaft und Technik zu vermitteln und dieses Wissen in historische Zusammenhänge einzuordnen. In den Ausstellungen standen Originale neben Modellen und Nachbildungen, Rekonstruktionen neben Demonstrationen und aufwendig gestalteten Dioramen, Texte neben Bildern und Grafiken.

Im Deutschen Museum erfunden wurde das Konzept der technischen Entwicklungsreihe. Ganz der zeitgenössischen Fortschrittsidee verpflichtet, erzählten die Museumsausstellungen lineare Fortschrittsgeschichten, in denen sich die Technik nach einer ihr eigenen Logik aus sich selbst heraus entwickelte. Ein gutes Beispiel für eine solche Fortschrittsgeschichte ist etwa der Entwurf des Ausstellungsbereiches «Schreibmaschinen» aus dem Jahr 1906. Hier sollte die Entwicklung der maschinellen Schreibtechnik vom ersten Modell der Firma Remington aus dem Jahr 1877 bis zum damals neuesten Modell des Unternehmens abgebildet werden. In enger Abstimmung mit den fachlichen Experten des Deutschen Patentamts wurden «erstklassige» von «zweitklassigen» Maschinen unterschieden, und anschließend gingen die Verantwortlichen des Museums daran, die ausgewählten Objekte einzuwerben.