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DIE BIBEL

Die Heilige Schrift
des Alten und Neuen Bundes

Vollständige deutsche Ausgabe

Zur vorliegenden Übersetzung der Heiligen Schrift
Dieser Ausgabe liegt als deutscher Bibeltext zugrunde: die Übersetzungen aus dem Bibelkommentar „Die Heilige Schrift für das Leben erklärt“ (Freiburg im Breisgau, Herder, 1935–1955); für die Psalmen: die Übersetzung aus dem „Psalmenbuch“, herausgegeben von den Benediktinern der Erzabtei Beuron (Freiburg im Breisgau, Herder, 1962). Die Bearbeitung des Bibeltextes erfolgte für die deutsche Ausgabe der „Jerusalemer Bibel“ (Freiburg im Breisgau, Herder, 1966 ff.; Original: La Sainte Bible, traduite en français sous la direction de l’Ecole Biblique de Jérusalem).
Für die Ausgaben der „Herderübersetzung“ seit 2004 wurde der Bibeltext von Dr. Johannes Franzkowiak erneut revidiert und der Anhang von Dr. Bruno Steimer redigiert. Die Schreibweise der biblischen Namen folgt weitgehend den „Loccumer Richtlinien“ (Stuttgart, Deutsche Bibelgesellschaft, 21981).

© Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2020
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Imprimatur – Freiburg im Breisgau, den 24. August 1965
Der Generalvikar: Dr. Föhr
Einbandgestaltung: Verlag Herder
Satz: SatzWeise, Bad Wünnenberg
Gesetzt in Minion
ISBN (print) 978-3-451-39200-9
ISBN (PDF-ebook) 978-3-451-82701
ISBN (epub) 978-3-451-82700-6

Inhalt

Das Alte Testament

Der Pentateuch

Das Buch Genesis (Gen)

Das Buch Exodus (Ex)

Das Buch Levitikus (Lev)

Das Buch Numeri (Num)

Das Buch Deuteronomium (Dtn)

Die Geschichtsbücher

Das Buch Josua (Jos)

Das Buch der Richter (Ri)

Das Buch Rut (Rut)

Die Samuelbücher

Das erste Buch Samuel (1Sam)

Das zweite Buch Samuel (2Sam)

Die Königsbücher

Das erste Buch der Könige (1Kön)

Das zweite Buch der Könige (2Kön)

Die Bücher der Chronik

Das erste Buch der Chronik (1Chr)

Das zweite Buch der Chronik (2Chr)

Das Buch Esra (Esra)

Das Buch Nehemia (Neh)

Das Buch Tobit (Tob)

Das Buch Judit (Jdt)

Das Buch Ester (Est)

Die Makkabäerbücher

Das erste Buch der Makkabäer (1Makk)

Das zweite Buch der Makkabäer (2Makk)

Die Lehrweisheit und die Psalmen

Das Buch Ijob (Ijob)

Die Psalmen (Ps)

Das Buch der Sprichwörter (Spr)

Das Buch Kohelet (Koh)

Das Hohelied (Hld)

Das Buch der Weisheit (Weish)

Das Buch Jesus Sirach (Sir)

Die Prophetenbücher

Das Buch Jesaja (Jes)

Das Buch Jeremia (Jer)

Die Klagelieder (Klgl)

Das Buch Baruch (Bar)

Das Buch Ezechiel (Ez)

Das Buch Daniel (Dan)

Das Zwölfprophetenbuch

Das Buch Hosea (Hos)

Das Buch Joël (Joël)

Das Buch Amos (Am)

Das Buch Obadja (Obd)

Das Buch Jona (Jona)

Das Buch Micha (Mi)

Das Buch Nahum (Nah)

Das Buch Habakuk (Hab)

Das Buch Zefanja (Zef)

Das Buch Haggai (Hag)

Das Buch Sacharja (Sach)

Das Buch Maleachi (Mal)

Das Neue Testament

Die Evangelien

Das Evangelium nach Matthäus (Mt)

Das Evangelium nach Markus (Mk)

Das Evangelium nach Lukas (Lk)

Das Evangelium nach Johannes (Joh)

Die Apostelgeschichte (Apg)

Die Paulinischen Briefe

Der Brief an die Römer (Röm)

Der erste Brief an die Korinther (1Kor)

Der zweite Brief an die Korinther (2Kor)

Der Brief an die Galater (Gal)

Der Brief an die Epheser (Eph)

Der Brief an die Philipper (Phil)

Der Brief an die Kolosser (Kol)

Der erste Brief an die Thessalonicher (1Thess)

Der zweite Brief an die Thessalonicher (2Thess)

Die Pastoralbriefe

Der erste Brief an Timotheus (1Tim)

Der zweite Brief an Timotheus (2Tim)

Der Brief an Titus (Tit)

Der Brief an Philemon (Phlm)

Der Brief an die Hebräer (Hebr)

Die Katholischen Briefe

Der Jakobusbrief (Jak)

Der erste Petrusbrief (1Petr)

Der zweite Petrusbrief (2Petr)

Der erste Johannesbrief (1Joh)

Der zweite Johannesbrief (2Joh)

Der dritte Johannesbrief (3Joh)

Der Judasbrief (Jud)

Die Offenbarung des Johannes (Offb)

Anhang

Abkürzungen

Einführungen und Anmerkungen zu den Büchern des Alten Testaments

Einführungen und Anmerkungen zu den Büchern des Neuen Testaments

Maße, Gewichte und Münzen in der Bibel

Biblische Zeitrechnung

Evangelienschlüssel

Zeittafel

Karten

Altes Testament

Das Buch Genesis

Die Anfänge der Welt und der Menschheit

Die Schöpfung und der Sündenfall

Der erste Schöpfungsbericht

1Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. 2Die Erde aber war wüst und leer. Finsternis lag über dem Abgrund und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.

3Da sprach Gott: Es werde Licht! Und es wurde Licht. 4Gott sah, dass das Licht gut war, und Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis. 5Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.

6Nun sprach Gott: Es werde ein Gewölbe inmitten der Wasser und scheide zwischen Wasser und Wasser! Und es geschah so. 7Gott machte das Gewölbe und es schied zwischen den Wassern unterhalb des Gewölbes und den Wassern oberhalb des Gewölbes. 8Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag.

9Nun sprach Gott: Es sammle sich das Wasser, das unter dem Himmel ist, zu einer Ansammlung und es erscheine das trockene Land! Und es geschah so. 10Gott nannte das trockene Land Erde und die Ansammlung des Wassers nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. 11Dann sprach Gott: Es lasse die Erde Grünes hervorsprießen, Pflanzen, die Samen bringen, und Bäume, die Früchte auf der Erde tragen, in denen ihr Same ist! Und es geschah so. 12Die Erde brachte Grünes hervor, Pflanzen, die Samen bringen nach ihrer Art, und Bäume, die Früchte tragen nach ihrer Art, in denen ihr Same ist. Und Gott sah, dass es gut war. 13Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag.

14Nun sprach Gott: Es sollen Leuchten werden am Gewölbe des Himmels, damit sie scheiden zwischen dem Tag und der Nacht; sie sollen als Zeichen dienen für Festzeiten, Tage und Jahre. 15Sie sollen Leuchten sein am Gewölbe des Himmels, um über die Erde zu leuchten. Und es geschah so. 16Gott machte die beiden großen Leuchten, die größere Leuchte zur Herrschaft über den Tag, die kleinere Leuchte zur Herrschaft über die Nacht, dazu die Sterne. 17Gott setzte sie an das Gewölbe des Himmels, damit sie über die Erde leuchten, 18damit sie über den Tag und über die Nacht herrschen und zwischen dem Licht und der Finsternis scheiden. Und Gott sah, dass es gut war. 19Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag.

20Nun sprach Gott: Es sollen die Wasser wimmeln vom Gewimmel lebendiger Wesen und Vögel sollen über die Erde am Gewölbe des Himmels hinfliegen! Und es geschah so. 21Gott schuf die großen Seetiere und alle lebendigen Wesen, die sich regen und von denen das Wasser wimmelt, nach ihren Arten, und alle geflügelten Vögel nach ihren Arten. Und Gott sah, dass es gut war. 22Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch und erfüllt das Wasser in den Meeren mit Leben und die Vögel sollen sich vermehren auf der Erde. 23Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag.

24Nun sprach Gott: Die Erde bringe lebendige Wesen hervor nach ihren Arten: Vieh, Kriechtiere und Wild des Feldes nach ihren Arten! Und es geschah so. 25Gott machte das Wild des Feldes nach seinen Arten, das Vieh nach seinen Arten und alle Kriechtiere auf dem Erdboden nach ihren Arten. Und Gott sah, dass es gut war. 26Nun sprach Gott: Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels, über das Vieh und über alles Wild des Feldes und über alle Kriechtiere auf dem Erdboden! 27Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. 28Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert die Erde und macht sie euch untertan! Herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen! 29Dann sprach Gott: Seht, ich übergebe euch alle Pflanzen, die Samen bringen auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen: das sei euere Nahrung. 30Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt und Leben in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung! 31Und es geschah so. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: sechster Tag.

2So wurden Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer vollendet. 2Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte, und ruhte am siebten Tag von seinem ganzen Werk, das er gemacht hatte. 3Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von seinem ganzen Schöpfungswerk.

4aDies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie erschaffen wurden.

Der zweite Schöpfungsbericht. Das Paradies

4bAm Tag, da Gott, der Herr, Himmel und Erde schuf, 5gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und es wuchsen noch keine Feldpflanzen. Denn Gott, der Herr, hatte es noch nicht auf die Erde regnen lassen und der Mensch war noch nicht da, um den Erdboden zu bebauen. 6Da stieg Feuchtigkeit von der Erde auf und tränkte das ganze Land. 7Dann bildete Gott, der Herr, den Menschen aus Staub von dem Erdboden und blies in seine Nase einen Lebenshauch. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen.

8Gott, der Herr, pflanzte einen Garten in Eden, im Osten, und setzte den Menschen hinein, den er gebildet hatte. 9Und Gott, der Herr, ließ aus der Erde allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und gut davon zu essen, den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. 10Ein Strom ging von Eden aus, um den Garten zu bewässern, und von dort teilte er sich in vier Arme. 11Der Name des einen ist Pischon: Er umfließt das ganze Land Hawila, wo Gold vorkommt. 12Das Gold dieses Landes ist vorzüglich; dort gibt es auch Bdelliumharz und den Schoham-Edelstein. 13Der Name des zweiten Flusses ist Gihon: Er umfließt das ganze Land Kusch. 14Der Name des dritten Flusses ist Tigris: Er fließt östlich von Assur. Der vierte Fluss ist der Eufrat. 15Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewache. 16Und Gott, der Herr, gab dem Menschen dieses Gebot: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen. 17Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aber darfst du nicht essen. Denn am Tag, da du davon isst, musst du sicher sterben.

18Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. 19Gott, der Herr, bildete noch aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und er führte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen würde: so, wie der Mensch sie benennen würde, sollte ihr Name sein. 20Da gab der Mensch allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allem Wild des Feldes Namen. Aber die Hilfe, die dem Menschen entsprochen hätte, fand er nicht. 21Nun ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf über den Menschen fallen und dieser schlief ein; er nahm eine von seinen Rippen und schloss das Fleisch an ihrer Stelle zu. 22Dann baute Gott, der Herr, die Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, zu einer Frau und führte sie zum Menschen. 23Da sprach der Mensch: Das ist endlich Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese soll Frau heißen, weil sie vom Mann genommen ist. 24Darum wird der Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und sie werden zu einem Fleisch. 25Beide waren nackt, der Mensch und seine Frau. Aber sie schämten sich nicht voreinander.

Der Sündenfall

3Die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft nicht von allen Bäumen des Gartens essen? 2Die Frau antwortete der Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens dürfen wir essen. 3Nur von den Früchten des Baumes, der mitten im Garten steht, hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht davon essen und nicht daran rühren, damit ihr nicht sterbt. 4Darauf sprach die Schlange zu der Frau: Keineswegs, ihr werdet nicht sterben. 5Vielmehr weiß Gott, dass an dem Tag, da ihr davon esst, euch die Augen aufgehen und ihr sein werdet wie Götter, die Gutes und Böses erkennen. 6Die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, er lieblich anzusehen war und es begehrenswert wäre, Einsicht zu gewinnen. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß. 7Nun gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

8Da vernahmen sie den Schritt Gottes, des Herrn, der sich beim Tageswind im Garten erging, und Adam und seine Frau verbargen sich vor Gott, dem Herrn, unter den Bäumen des Gartens. 9Gott, der Herr, aber rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? 10Er antwortete: Ich hörte deinen Schritt im Garten; da fürchtete ich mich, weil ich nackt bin, und verbarg mich. 11Darauf sprach er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe? 12Adam erwiderte: Die Frau, die du mir beigesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. 13Da sprach Gott, der Herr, zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt und ich aß.

14Nun sprach Gott, der Herr, zur Schlange:

Weil du das getan hast, verflucht seist du / unter allem Vieh und unter allen Tieren des Feldes. / Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens.

15Feindschaft will ich setzen zwischen dir und der Frau, / zwischen deinem Spross und ihrem Spross. / Er wird dir den Kopf zermalmen / und du wirst ihn an der Ferse treffen.

16Zur Frau aber sprach er:

Überaus zahlreich werde ich die Beschwerden deiner Schwangerschaft machen. / Unter Schmerzen sollst du Kinder gebären. / Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, / er aber wird über dich herrschen.

17Zu dem Menschen aber sagte er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, obwohl ich dir geboten hatte: Du sollst nicht von ihm essen.

Verflucht sei der Erdboden deinetwegen. / Unter Mühsal sollst du dich von ihm ernähren alle Tage deines Lebens.

18Dornen und Disteln soll er dir wachsen lassen. / Die Pflanzen des Feldes musst du essen.

19Im Schweiße deines Angesichts / sollst du dein Brot essen, / bis du zum Erdboden zurückkehrst, / von dem du genommen bist. / Denn Staub bist du / und zum Staub musst du zurückkehren.

20Adam gab seiner Frau den Namen Eva (Leben); denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen. 21Gott, der Herr, aber machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fellen und bekleidete sie damit. 22Dann sprach Gott, der Herr: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, sodass er Gutes und Böses erkennt. Dass er nun aber nicht seine Hand ausstreckt und auch von dem Baum des Lebens nimmt und davon isst und ewig lebt! 23Darum entfernte Gott, der Herr, den Menschen aus dem Garten Eden, damit er den Erdboden bebaue, von dem er genommen ist. 24Und nachdem er den Menschen vertrieben hatte, stellte er östlich vom Garten Eden die Kerubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachen.

Kain und Abel

4Adam erkannte seine Frau Eva. Sie wurde schwanger und gebar Kain. Da sprach sie: Einen Mann habe ich durch den Herrn erhalten. 2Und sie gebar nochmals, seinen Bruder Abel. Abel wurde ein Schafhirt, Kain aber wurde ein Ackerbauer. 3Nach geraumer Zeit geschah es nun, dass Kain von den Früchten des Feldes dem Herrn ein Opfer darbrachte. 4Auch Abel brachte ein Opfer dar von den Erstlingen seiner Herde, und zwar von den Fettstücken. Der Herr schaute gnädig auf Abel und sein Opfer. 5Auf Kain und sein Opfer aber schaute er nicht. Deshalb wurde Kain sehr zornig und senkte seinen Blick. 6Da sprach der Herr zu Kain: Warum bist du zornig und senkst deinen Blick? 7Wenn du recht handelst, erhebst du dann nicht das Haupt? Wenn du aber nicht recht handelst, steht dann nicht die Sünde an der Tür, ein lauerndes Tier, das nach dir verlangt und das du beherrschen sollst? 8Hierauf sprach Kain zu Abel, seinem Bruder: Lass uns aufs Feld gehen! Als sie aber auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.

9Da sagte der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er antwortete: Ich weiß es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders? 10Darauf sprach er: Was hast du getan? Höre, das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde. 11Und nun sollst du verflucht sein, verbannt von dem Ackerboden, der seinen Mund aufgetan hat, um das Blut deines Bruders von deiner Hand aufzunehmen. 12Wenn du den Boden bestellst, soll er dir künftig keinen Ertrag mehr geben. Unstet und flüchtig sollst du auf der Erde sein. 13Da erwiderte Kain dem Herrn: Zu groß ist meine Strafe, als dass ich sie tragen könnte. 14Siehe, du treibst mich heute vom Ackerboden weg und vor deinem Angesicht muss ich mich verbergen. Ich muss unstet und flüchtig auf der Erde sein und wer mich gerade findet, wird mich töten. 15Darauf entgegnete ihm der Herr: Keineswegs! Jeder, der Kain tötet, an dem soll man es siebenfach rächen. Und der Herr machte an Kain ein Zeichen, damit ihn niemand töte, der ihn gerade fände. 16Kain aber ging von dem Angesicht des Herrn hinweg und ließ sich im Land Nod östlich von Eden nieder.

Die Nachkommen Kains

17Kain erkannte seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Henoch. Er wurde der Erbauer einer Stadt und gab der Stadt den Namen seines Sohnes Henoch. 18Dem Henoch aber wurde Irad geboren. Irad zeugte Mehujaël, Mehujaël zeugte Metuschaël und Metuschaël zeugte Lamech. 19Lamech nahm sich zwei Frauen; die eine hieß Ada, die andere Zilla. 20Ada gebar den Jabal; dieser wurde der Stammvater derer, die in Zelten und mit den Herden leben. 21Sein Bruder hieß Jubal; dieser wurde der Stammvater aller Zither- und Flötenspieler. 22Zilla aber gebar den Tubal-Kajin; dieser wurde der Stammvater aller Bronze- und Eisenschmiede. Die Schwester Tubal-Kajins war Naama.

23Lamech sagte zu seinen Frauen: Ada und Zilla, hört meine Rede, ihr Frauen Lamechs, hört auf meinen Spruch! Einen Mann erschlug ich für eine Wunde, einen Jüngling für eine Strieme. 24Wird Kain siebenmal gerächt, dann Lamech siebenundsiebzigmal.

Set und seine Nachkommen

25Adam erkannte seine Frau und sie gebar ihm einen Sohn und nannte ihn Set (Setzling); denn, sagte sie, Gott hat mir einen anderen Spross gegeben anstelle Abels, da Kain ihn erschlagen hat. 26Auch Set wurde ein Sohn geboren und er nannte ihn Enosch. Dieser war der Erste, der den Namen des Herrn anrief.

Die Patriarchen vor der Sintflut

5Dies ist das Buch der Nachkommen Adams: Als Gott den Menschen schuf, machte er ihn Gott ähnlich. 2Als Mann und Frau schuf er sie, segnete sie und gab ihnen am Tag, als er sie schuf, den Namen Mensch.

3Adam war einhundertdreißig Jahre alt, da zeugte er einen Sohn, ihm ähnlich, nach seinem Bild, und nannte ihn Set. 4Adam lebte nach der Geburt Sets noch achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 5Die ganze Lebensdauer Adams betrug neunhundertdreißig Jahre, dann starb er.

6Set war einhundertfünf Jahre alt, da zeugte er Enosch. 7Set lebte nach der Geburt des Enosch noch achthundertsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 8Die ganze Lebensdauer Sets betrug neunhundertzwölf Jahre, dann starb er.

9Enosch war neunzig Jahre alt, da zeugte er Kenan. 10Enosch lebte nach der Geburt Kenans noch achthundertfünfzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 11Die ganze Lebensdauer des Enosch betrug neunhundertfünf Jahre, dann starb er.

12Kenan war siebzig Jahre alt, da zeugte er Mahalalel. 13Kenan lebte nach der Geburt Mahalalels noch achthundertvierzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 14Die ganze Lebensdauer Kenans betrug neunhundertzehn Jahre, dann starb er.

15Mahalalel war fünfundsechzig Jahre alt, da zeugte er Jared. 16Mahalalel lebte nach der Geburt Jareds noch achthundertdreißig Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 17Die ganze Lebensdauer Mahalalels betrug achthundertfünfundneunzig Jahre, dann starb er.

18Jared war einhundertzweiundsechzig Jahre alt, da zeugte er Henoch. 19Jared lebte nach der Geburt Henochs noch achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 20Die ganze Lebensdauer Jareds betrug neunhundertzweiundsechzig Jahre, dann starb er.

21Henoch war fünfundsechzig Jahre alt, da zeugte er Metuschelach. 22Henoch wandelte mit Gott. Henoch lebte nach der Geburt Metuschelachs noch dreihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 23Die ganze Lebensdauer Henochs betrug dreihundertfünfundsechzig Jahre. 24Henoch wandelte mit Gott, dann war er nicht mehr; denn Gott hatte ihn weggenommen.

25Metuschelach war einhundertsiebenundachtzig Jahre alt, da zeugte er Lamech. 26Metuschelach lebte nach der Geburt Lamechs noch siebenhundertzweiundachtzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 27Die ganze Lebensdauer Metuschelachs betrug neunhundertneunundsechzig Jahre, dann starb er.

28Lamech war einhundertzweiundachtzig Jahre alt, da zeugte er einen Sohn. 29Er gab ihm den Namen Noach; denn, sagte er, dieser wird uns Trost verschaffen in unserer Arbeit und der Mühsal unserer Hände um den Ackerboden, den der Herr verflucht hat. 30Lamech lebte nach der Geburt Noachs noch fünfhundertfünfundneunzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 31Die ganze Lebensdauer Lamechs betrug siebenhundertsiebenundsiebzig Jahre, dann starb er.

32Noach war fünfhundert Jahre alt, da zeugte er Sem, Ham und Jafet.

Gottessöhne und Menschentöchter

6Als die Menschen anfingen, sich auf der Erde zu vermehren und ihnen Töchter geboren wurden, 2sahen die Gottessöhne, dass die Menschentöchter zu ihnen passten, und sie nahmen sich Frauen aus allen, die ihnen gefielen. 3Da sprach der Herr: Mein Geist soll im Menschen nicht ewig mächtig sein, weil er Fleisch ist. Seine Lebenszeit soll nur einhundertzwanzig Jahre betragen. 4Damals lebten die Riesen auf der Erde und auch später noch, als die Gottessöhne mit den Menschentöchtern verkehrten und diese ihnen Kinder gebaren, jene berühmten Helden der Vorzeit.

Die Sintflut

Die Bosheit der Menschen

5Als der Herr sah, dass die Bosheit der Menschen auf der Erde groß war und die Gedanken ihres Herzens immer nur auf das Böse gerichtet waren, 6da bereute es der Herr, dass er den Menschen auf der Erde gemacht hatte, und er war tief betrübt. 7So sprach denn der Herr: Ich will die Menschen, die ich auf der Erde geschaffen habe, vom Erdboden weg vertilgen, die Menschen samt dem Vieh, den Kriechtieren und den Vögeln des Himmels. Denn es reut mich, sie geschaffen zu haben. 8Noach aber hatte in den Augen des Herrn Gnade gefunden.

9Dies ist die Geschichte Noachs: Noach war ein gerechter Mann, untadelig unter seinen Zeitgenossen. Er ging seinen Weg mit Gott. 10Noach hatte drei Söhne: Sem, Ham und Jafet. 11Die Erde aber war in Gottes Augen verdorben und die Erde war voller Gewalttat. 12Gott sah die Erde: Sie war verdorben, denn der Weg alles Fleisches auf der Erde war verdorben.

Vorbereitungen auf die Sintflut

13Da sprach Gott zu Noach: Das Ende alles Fleisches ist bei mir beschlossen; denn die Erde ist voller Gewalttat wegen der Menschen. Daher will ich sie von der Erde vertilgen. 14Bau dir eine Arche aus Zypressenholz, mache sie aus Rohrgeflecht und überzieh sie innen und außen mit Pech. 15So sollst du sie bauen: Dreihundert Ellen soll die Länge der Arche sein, fünfzig Ellen ihre Breite und dreißig Ellen ihre Höhe. 16Mache für die Arche oben ein Dach, bringe die Tür der Arche an der Seite an und lege ein unteres, mittleres und oberes Stockwerk an. 17Denn ich will eine Flut, Wasser, über die Erde kommen lassen, um alles Fleisch, in dem Leben ist, unter dem Himmel zu vertilgen. Alles, was auf der Erde ist, soll umkommen. 18Mit dir aber will ich einen Bund schließen. Du sollst in die Arche gehen, du und mit dir deine Söhne, deine Frau und die Frauen deiner Söhne. 19Von allen lebenden Wesen, von allem Fleisch, sollst du zwei von allen in die Arche aufnehmen, damit sie dir am Leben bleiben, ein Männchen und ein Weibchen soll es sein. 20Von jeder Art der Vögel, von jeder Art des Viehs und von jeder Art der Kriechtiere am Boden sollen je zwei von allen mit dir hineingehen, damit sie am Leben bleiben. 21Du selbst aber sollst dir alles besorgen, was an Speise zur Ernährung dient, und es bei dir aufspeichern, damit es dir und ihnen zur Nahrung diene. 22Noach tat so; ganz, wie es ihm Gott befohlen hatte, tat er.

7Der Herr sprach zu Noach: Geh du mit deiner ganzen Familie in die Arche; denn ich habe dich allein unter diesem Geschlecht als gerecht vor mir befunden. 2Von allen reinen Tieren nimm dir je sieben, Männchen und Weibchen, und von den unreinen Tieren zwei, ein Männchen und ein Weibchen, 3auch von den Vögeln je sieben, Männchen und Weibchen, damit sie sich später auf der Erde fortpflanzen können. 4Denn noch sieben Tage, dann lasse ich auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte regnen und vertilge vom Erdboden alles Bestehende, das ich geschaffen habe. 5Noach tat ganz so, wie es ihm der Herr befohlen hatte. 6Noach war sechshundert Jahre alt, als die Flut über die Erde hereinbrach.

7Und Noach ging, bevor die Flut kam, in die Arche und mit ihm seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhne. 8Von den reinen und unreinen Tieren, von den Vögeln und von allem, was auf dem Boden kriecht, 9gingen zwei und zwei, immer ein Männchen und Weibchen, zu Noach in die Arche, wie Gott es Noach befohlen hatte. 10Nach Ablauf von sieben Tagen brach die Flut über die Erde herein. 11Im sechshundertsten Lebensjahr Noachs, am siebzehnten Tag des zweiten Monats, an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Tiefe auf und die Schleusen des Himmels öffneten sich. 12Der Regen strömte auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte lang.

13An diesem Tag gingen Noach und Sem, Ham und Jafet, die Söhne Noachs, mit der Frau Noachs und den drei Frauen seiner Söhne in die Arche 14und mit ihnen alles Wild nach seiner Art und alles Vieh nach seiner Art und alles, was auf dem Boden kriecht, nach seiner Art, und alle Vögel nach ihrer Art, alles, was Flügel und Schwingen hat. 15Paarweise waren sie zu Noach in die Arche gekommen aus allen Wesen, in denen Leben ist. 16Von allen Wesen waren immer ein Männchen und ein Weibchen gekommen, wie Gott es ihm befohlen hatte. Und der Herr schloss hinter ihm zu.

Die Flut

17Nun ergoss sich die Flut vierzig Tage lang über die Erde. Das Wasser schwoll an und hob die Arche empor, sodass sie über der Erde schwamm. 18Es wuchs das Wasser immer weiter und stieg hoch über die Erde. Die Arche aber fuhr auf dem Wasser dahin. 19Bis zu einer gewaltigen Höhe stieg das Wasser über die Erde, sodass alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden. 20Fünfzehn Ellen hoch stand über ihnen das Wasser, so hoch waren die Berge bedeckt. 21Da kam alles Fleisch um, das sich auf der Erde regt, Vögel, Vieh, Wild, alles, was auf der Erde wimmelt, und alle Menschen. 22Alles, was Leben in sich hatte, alles, was auf dem Festland lebte, starb. 23So vertilgte er alles Bestehende, das auf der Erde war, vom Menschen bis zum Vieh, bis zu den Kriechtieren und bis zu den Vögeln des Himmels. Sie wurden von der Erde vertilgt. Nur Noach blieb übrig und was mit ihm in der Arche war. 24Das Wasser stieg auf der Erde einhundertfünfzig Tage an.

Der Rückgang der Flut

8Da dachte Gott an Noach und an alles Wild und alles Vieh, das mit ihm in der Arche war. Und Gott ließ einen Wind über die Erde wehen und das Wasser sank. 2Die Quellen der Tiefe und die Schleusen des Himmels hatten sich geschlossen; der Regen vom Himmel wurde zurückgehalten 3und das Wasser verlief sich allmählich von der Erde. Nach Ablauf der einhundertfünfzig Tage ging das Wasser zurück 4und im siebten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, ruhte die Arche auf den Bergen von Ararat. 5Das Wasser ging immer weiter zurück bis zum zehnten Monat. Im zehnten Monat, am ersten Tag des Monats, kamen die Gipfel der Berge zum Vorschein.

6Nach Ablauf von vierzig Tagen öffnete Noach das Fenster der Arche, das er angebracht hatte, 7und schickte einen Raben aus. Dieser flog hin und her, bis das Wasser von der Erde vertrocknet war. 8Dann ließ er eine Taube fliegen, um zu sehen, ob das Wasser sich von der Oberfläche der Erde verlaufen hatte. 9Die Taube aber fand keinen Ort, wo ihre Füße hätten ruhen können. Darum kam sie zur Arche zurück, denn das Wasser stand noch auf der ganzen Erde. Er streckte seine Hand aus, ergriff sie und holte sie zu sich in die Arche. 10Nun wartete er noch weitere sieben Tage und ließ abermals eine Taube aus der Arche ausfliegen. 11Die Taube kam am Abend zu ihm zurück und siehe, sie trug ein frisches Blatt von einem Ölbaum in ihrem Schnabel. Da erkannte Noach, dass sich das Wasser von der Erde verlaufen hatte. 12Er wartete nochmals sieben Tage und ließ wiederum eine Taube ausfliegen. Diese kehrte nicht mehr zu ihm zurück.

13Im sechshundertundersten Lebensjahr Noachs, im ersten Monat, am ersten Tag des Monats, war das Wasser auf der Erde vertrocknet. Nun entfernte Noach das Dach der Arche und hielt Ausschau und siehe, die Oberfläche des Erdbodens war trocken. 14Im zweiten Monat, am siebenundzwanzigsten Tag des Monats, war die Erde trocken.

Der Auszug aus der Arche

15Nun sprach Gott zu Noach: 16Gehe aus der Arche, du und mit dir deine Frau, deine Söhne und die Frauen deiner Söhne. 17Alles Lebende von allen Wesen, die bei dir sind, Vögel, Vieh und alle Kriechtiere, die sich auf dem Boden regen, lass mit dir herausgehen. Sie sollen auf der Erde wimmeln, fruchtbar sein und sich vermehren. 18Da ging Noach hinaus und mit ihm seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhne, 19alles Wild, alles Vieh, alle Vögel, alle Kriechtiere, die sich auf dem Boden regen, verließen Art um Art die Arche.

20Noach baute dem Herrn einen Altar. Dann nahm er von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. 21Als der Herr den lieblichen Duft roch, sprach er bei sich selbst: Ich will die Erde nicht wieder wegen des Menschen verfluchen, denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an. Nicht noch einmal will ich alle Lebewesen vertilgen, wie ich es getan habe. 22Künftig, solange die Erde besteht, soll nicht mehr aufhören Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Die neue Ordnung der Welt

9Gott segnete Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert die Erde! 2Furcht und Schrecken vor euch lege sich auf alle Tiere der Erde, auf alle Vögel des Himmels und auf alle Kriechtiere auf dem Boden und auf alle Fische des Meeres: In euere Hand sind sie gegeben. 3Alles, was sich regt und lebt, diene euch zur Nahrung; wie die grünen Pflanzen überlasse ich euch alles. 4Nur Fleisch mit seiner Seele, nämlich dem Blut, sollt ihr nicht essen. 5Auch euer Blut, das Blut eueres Lebens, werde ich fordern; ich werde es fordern von jedem Tier und von dem Menschen. Von einem jeden, selbst von seinem Bruder werde ich das Leben des Menschen fordern. 6Wer Menschenblut vergießt, durch Menschen soll sein Blut vergossen werden. Denn nach dem Bild Gottes hat er den Menschen gemacht. 7So werdet fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und herrscht über sie!

8Dann sprach Gott zu Noach und zu seinen Söhnen, die bei ihm waren: 9Seht, ich schließe einen Bund mit euch und mit eueren Nachkommen 10und mit allen Lebewesen, die bei euch sind: mit den Vögeln, dem Vieh und allem Wild des Feldes bei euch, mit allem, was aus der Arche herausgegangen ist, mit allen Tieren der Erde. 11Ich schließe meinen Bund mit euch: Nie mehr soll alles Fleisch durch das Wasser der Flut vertilgt werden und es soll keine Flut mehr kommen, um die Erde zu verwüsten.

12Und Gott sprach: Dies sei das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und euch und allen Lebewesen, die bei euch sind, für künftige Geschlechter schließe: 13Ich stelle meinen Bogen in die Wolken, er soll ein Zeichen des Bundes zwischen mir und der Erde sein. 14Wenn ich die Wolken über der Erde zusammenballe und der Bogen in den Wolken erscheint, 15dann will ich meines Bundes zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allem Fleisch, gedenken: Nie mehr soll das Wasser zur Flut werden, um alles Fleisch zu vernichten. 16Wenn der Bogen in den Wolken erscheint, werde ich ihn ansehen, um des ewigen Bundes zwischen Gott und allen Lebewesen, allem Fleisch auf der Erde, zu gedenken. 17Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allem Fleisch auf der Erde geschlossen habe.

Von der Sintflut bis Abraham

Noach und seine Söhne

18Noachs Söhne, die aus der Arche gingen, waren Sem, Ham und Jafet. Ham ist der Vater Kanaans. 19Diese drei waren die Söhne Noachs und von ihnen stammt die Bevölkerung der ganzen Erde ab.

20Noach, der Landmann, begann die Weinrebe zu pflanzen. 21Als er vom Wein trank, wurde er betrunken und lag entblößt im Inneren seines Zeltes. 22Ham, der Vater Kanaans, betrachtete die Blöße seines Vaters und erzählte es draußen seinen beiden Brüdern. 23Da nahmen Sem und Jafet den Mantel, legten ihn beide auf ihre Schultern, gingen rückwärts hinein und bedeckten die Blöße ihres Vaters. Ihr Gesicht war abgewandt, sodass sie die Blöße ihres Vaters nicht sahen. 24Als Noach von seinem Rausch erwachte und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte, 25sprach er:

Verflucht sei Kanaan, / der niedrigste Knecht sei er seinen Brüdern!

26Weiter sprach er:

Gepriesen sei der Herr, der Gott Sems, / und Kanaan sei sein Knecht!

27Weiteren Raum gebe Gott Jafet; / er wohne in den Zelten Sems, / und Kanaan sei sein Knecht!

28Noach lebte nach der Flut noch dreihundertfünfzig Jahre. 29Die ganze Lebenszeit Noachs betrug neunhundertfünfzig Jahre, dann starb er.

Die Bevölkerung der Erde

10Dies sind die Nachkommen der Söhne Noachs, des Sem, Ham und Jafet. Es wurden ihnen nach der Flut Söhne geboren.

2Die Söhne Jafets: Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras. 3Die Söhne Gomers: Aschkenas, Rifat und Togarma. 4Die Söhne Jawans: Elischa und Tarschisch, die Kittäer und die Rodaniter. 5Von diesen zweigen sich die Inselvölker ab. Das sind die Söhne Jafets nach ihren Ländern und jeder nach seiner Sprache, nach ihren Stämmen und Völkerschaften.

6Die Söhne Hams: Kusch, Ägypten, Put und Kanaan. 7Die Söhne des Kusch: Seba, Hawila, Sabta, Ragma und Sabtecha. Die Söhne Ragmas: Saba und Dedan. 8Kusch zeugte Nimrod. Dieser war der erste Held auf der Erde. 9Er war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Darum sagt man: Ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod. 10Seine Herrschaft erstreckte sich anfangs über Babel, Erech und Akkad, Städte, die alle im Land Schinar liegen. 11Von diesem Land zog Assur aus und erbaute Ninive, Rehobot-Ir, Kelach 12und Resen zwischen Ninive und Kelach, das ist die große Stadt. 13Ägypten zeugte die Luditer, die Anamiter, die Lehabiter, die Naftuhiter, 14die Patrositer, die Kasluhiter und die Kaftoriter, von denen die Philister abstammen. 15Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Het, 16ferner die Jebusiter, die Amoriter und die Girgaschiter, 17die Hiwiter, die Arkiter und die Siniter, 18die Arwaditer, die Zemariter und die Hamatiter. Später zerstreuten sich die Geschlechter der Kanaaniter. 19Die Grenze der Kanaaniter aber ging von Sidon in der Richtung auf Gerar bis Gaza, in der Richtung auf Sodom und Gomorra, Adma und Zebojim bis Lescha. 20Das sind die Söhne Hams nach ihren Stämmen und ihren Sprachen in ihren Ländern und Völkerschaften.

21Auch Sem, dem Stammvater aller Söhne Ebers, dem älteren Bruder Jafets, wurden Söhne geboren. 22Die Söhne Sems: Elam, Assur, Arpachschad, Lud und Aram. 23Die Söhne Arams: Uz, Hul, Geter und Masch. 24Arpachschad zeugte Schelach und Schelach zeugte Eber. 25Dem Eber wurden zwei Söhne geboren: Der Name des einen war Peleg (Teilung), denn in seinen Tagen wurde das Land geteilt; der Name seines Bruders war Joktan. 26Joktan zeugte Almodad, Schelef, Hazarmawet und Jerach, 27Hadoram, Usal und Dikla, 28Obal, Abimaël, Scheba, 29Ofir, Hawila und Jobab. Alle diese sind Söhne Joktans. 30Ihre Wohnsitze erstreckten sich von Mescha bis nach Sefar zum Ostgebirge. 31Dies sind die Söhne Sems nach ihren Stämmen und ihren Sprachen in ihren Ländern und Völkerschaften.

32Dies sind die Stämme der Söhne Noachs nach ihrer Geschlechterfolge und nach ihren Völkerschaften. Von ihnen zweigen sich die Völker auf der Erde nach der Sintflut ab.

Der Turm von Babel

11Die ganze Erde aber hatte die gleiche Sprache und die gleichen Worte. 2Als sie von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und ließen sich dort nieder. 3Sie sprachen zueinander: Auf, wir wollen Ziegel formen und sie brennen! Die Ziegel dienten ihnen als Steine und das Erdpech diente ihnen als Mörtel. 4Dann sagten sie: Auf, wir wollen uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis zum Himmel reicht! Wir wollen uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen!

5Da stieg der Herr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, den die Menschen gebaut hatten. 6Und der Herr sprach: Siehe, sie sind ein Volk und sprechen alle eine Sprache. Das ist erst der Anfang ihres Tuns. Künftig wird für sie nichts mehr unerreichbar sein, was immer sie sich zu tun vornehmen. 7Wir wollen also hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht! 8Da zerstreute der Herr sie von dort über die ganze Erde und sie mussten aufhören, die Stadt zu bauen. 9Darum nennt man sie Babel (Wirrsal). Denn dort hat der Herr die Sprache der ganzen Erde verwirrt und von dort hat sie der Herr über die ganze Erde zerstreut.

Die Patriarchen nach der Sintflut

10Dies sind die Nachkommen Sems: Als Sem einhundert Jahre alt war, zeugte er Arpachschad im zweiten Jahr nach der Flut. 11Nach der Geburt Arpachschads lebte er noch fünfhundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

12Als Arpachschad fünfunddreißig Jahre alt war, zeugte er Schelach. 13Nach der Geburt Schelachs lebte er noch vierhundertdrei Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

14Als Schelach dreißig Jahre alt war, zeugte er Heber. 15Nach der Geburt Hebers lebte Schelach noch vierhundertdrei Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

16Als Heber vierunddreißig Jahre alt war, zeugte er Peleg. 17Nach der Geburt Pelegs lebte Heber noch vierhundertdreißig Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

18Als Peleg dreißig Jahre alt war, zeugte er Regu. 19Nach der Geburt Regus lebte Peleg noch zweihundertneun Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

20Als Regu zweiunddreißig Jahre alt war, zeugte er Serug. 21Nach der Geburt Serugs lebte Regu noch zweihundertsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

22Als Serug dreißig Jahre alt war, zeugte er Nahor. 23Nach der Geburt Nahors lebte Serug noch zweihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

24Als Nahor neunundzwanzig Jahre alt war, zeugte er Terach. 25Nach der Geburt Terachs lebte Nahor noch einhundertneunzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

26Als Terach siebzig Jahre alt war, zeugte er Abram, Nahor und Haran.

Die Nachkommenschaft Terachs

27Dies sind die Nachkommen Terachs: Terach zeugte Abram, Nahor und Haran; Haran zeugte Lot. 28Haran starb schon zu Lebzeiten seines Vaters Terach in seiner Heimat Ur in Chaldäa. 29Abram und Nahor verheirateten sich. Die Frau Abrams hieß Sarai, die Frau Nahors Milka; sie war eine Tochter Harans, des Vaters der Milka und Jiska. 30Sarai aber war unfruchtbar, sie hatte keine Kinder. 31Terach nahm seinen Sohn Abram, seinen Enkel Lot, den Sohn Harans, und seine Schwiegertochter Sarai, die Frau seines Sohnes Abram, und sie zogen von Ur in Chaldäa weg, um nach Kanaan auszuwandern. Als sie nach Haran gekommen waren, ließen sie sich dort nieder. 32Terach wurde zweihundertfünf Jahre alt, dann starb Terach in Haran.

 

Die Geschichte Abrahams

Abrahams Berufung

12Der Herr sprach zu Abram: Ziehe fort aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! 2Ich will dich zu einem großen Volk machen. Ich will dich segnen und deinen Namen groß machen; du sollst ein Segen sein. 3Ich werde segnen, die dich segnen, und die dich verwünschen, werde ich verfluchen! Durch dich sollen gesegnet sein alle Generationen der Erde.

4Da zog Abram fort, wie ihm der Herr befohlen hatte, und mit ihm zog Lot. Abram war fünfundsiebzig Jahre alt, als er von Haran wegzog. 5Und Abram nahm seine Frau Sarai, seinen Neffen Lot und alle ihre Habe, die sie besaßen, sowie alles Gesinde, das sie in Haran erworben hatten. Dann brachen sie auf, um in das Land Kanaan zu ziehen, und sie kamen in das Land Kanaan.

6Abram durchzog das Land bis zur Stätte von Sichem, bis zur Orakelterebinthe. Die Kanaaniter waren damals im Land. 7Da erschien der Herr dem Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben. Da baute er dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar. 8Von da zog er weiter in das Gebirge östlich von Bet-El und schlug sein Zelt auf zwischen Bet-El im Westen und Ai im Osten. Da baute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an. 9Dann wanderte Abram immer weiter dem Negeb zu.

Abraham in Ägypten

10Als eine Hungersnot im Land ausbrach, zog Abram nach Ägypten hinab, um dort zu bleiben, denn die Hungersnot lastete schwer auf dem Land. 11Als er sich Ägypten näherte, sprach er zu seiner Frau Sarai: Ich weiß wohl, dass du eine schöne Frau bist. 12Wenn dich nun die Ägypter sehen, werden sie denken: Das ist seine Frau. Sie werden mich töten, dich aber am Leben lassen. 13Sag doch, du seist meine Schwester, damit es mir deinetwegen gut gehe und ich deinetwegen am Leben bleibe. 14Als nun Abram nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, dass die Frau sehr schön war. 15Es sahen sie auch hohe Hofbeamte des Pharao und rühmten sie vor dem Pharao. Da wurde die Frau in den Palast des Pharao gebracht. 16Abram aber tat er ihretwegen Gutes. Es wurden ihm Schafe und Rinder, Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele geschenkt. 17Der Herr aber schlug den Pharao und auch sein Haus wegen Sarai, der Frau Abrams, mit schweren Plagen. 18Da ließ der Pharao Abram rufen und sprach: Was hast du mir angetan? Warum hast du mir nicht mitgeteilt, dass sie deine Frau ist? 19Warum hast du gesagt: Sie ist meine Schwester, sodass ich sie mir zur Frau nahm? Nun, da hast du deine Frau, nimm sie und geh! 20Darauf beauftragte der Pharao Männer, die ihn und seine Frau und alle seine Habe zurückbrachten.

Abrahams Trennung von Lot

13Abram zog nun mit seiner Frau und mit seiner ganzen Habe – auch Lot war bei ihm – aus Ägypten zum Negeb zurück. 2Abram war sehr reich geworden an Herden, an Silber und Gold. 3Vom Negeb zog er stationsweise bis nach Bet-El, an den Ort, wo er zuerst sein Zelt aufgeschlagen hatte, zwischen Bet-El und Ai, 4an die Stätte des Altars, den er früher dort errichtet hatte. Hier rief Abram den Namen des Herrn an.

5Auch Lot, der mit Abram zog, besaß Schafe, Rinder und Zelte. 6Das Land war aber zu klein, als dass sie beisammen blieben; denn ihr Besitz war zu groß geworden. Sie konnten nicht mehr beisammen bleiben. 7Es entstand Streit zwischen den Hirten der Herden Abrams und den Hirten der Herden Lots; auch die Kanaaniter und Perisiter siedelten damals im Land. 8Da sprach Abram zu Lot: Es soll kein Streit sein zwischen mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten; wir sind doch Brüder. 9Liegt nicht das ganze Land offen vor dir? Trenne dich also von mir. Willst du nach links, so gehe ich nach rechts; willst du nach rechts, so gehe ich nach links. 10Da blickte Lot auf und sah, dass die ganze Ebene des Jordan bewässert war. Bevor der Herr Sodom und Gomorra zerstörte, war sie wie der Garten des Herrn, wie das Land Ägypten, bis nach Zoar hin. 11Lot wählte die ganze Ebene des Jordan. Lot zog weg nach Osten und sie trennten sich voneinander. 12Abram wohnte im Land Kanaan; Lot aber wohnte in den Orten der Ebene und schlug seine Zelte bis nach Sodom hin auf. 13Die Leute von Sodom aber waren sehr böse und sündigten gegen den Herrn.

14Der Herr aber sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Blicke auf und sieh von dem Ort, wo du bist, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen. 15Das ganze Land, das du siehst, gebe ich dir und deinen Nachkommen für alle Zeit. 16Ich will deine Nachkommen zahlreich machen wie den Staub der Erde. Könnte man den Staub der Erde zählen, nur dann könnte man auch deine Nachkommen zählen. 17Auf, durchziehe das Land in seiner Länge und Breite! Denn dir will ich es geben. 18Da zog Abram mit seinen Zelten weiter und ließ sich bei der Terebinthe von Mamre bei Hebron nieder und baute dort einen Altar für den Herrn.

Der Feldzug der vier großen Könige

14Zur Zeit Amrafels, des Königs von Schinar, Arjochs, des Königs von Ellasar, Kedor-Laomers, des Königs von Elam, und Tidals, des Königs von Gojim, 2führten diese Krieg mit Bera, dem König von Sodom, mit Birscha, dem König von Gomorra, mit Schinab, dem König von Adma, mit Schemeber, dem König von Zebojim, und mit dem König von Bela, das ist Zoar.

3Alle diese kamen im Tal Siddim zusammen, das ist das Salzmeer. 4Zwölf Jahre waren sie Kedor-Laomer untertan, im dreizehnten Jahr aber fielen sie von ihm ab. 5Im vierzehnten Jahr kamen Kedor- Laomer und die mit ihm verbündeten Könige und schlugen die Rafaïter bei Aschterot-Karnajim, die Susiter bei Ham, die Emiter in der Ebene von Kirjatajim, 6die Horiter in den Bergen von Seïr bis nach El-Paran, das am Rand der Wüste liegt. 7Hierauf kehrten sie um und kamen nach En-Mischpat, das ist Kadesch, und schlugen das ganze Gebiet der Amalekiter und die Amoriter, die in Hazezon-Tamar wohnten. 8Nun zogen der König von Sodom, der König von Gomorra, der König von Adma, der König von Zebojim und der König von Bela, das ist Zoar, aus und stellten sich im Tal Siddim zum Kampf gegen sie auf, 9gegen Kedor-Laomer, den König von Elam, gegen Tidal, den König von Gojim, gegen Amrafel, den König von Schinar, und gegen Arjoch, den König von Ellasar, vier Könige gegen fünf. 10Das Tal Siddim aber war voll von Erdpechgruben. Als nun der König von Sodom und der König von Gomorra fliehen mussten, fielen sie da hinein; die Übrigen flohen in das Gebirge. 11Da nahmen jene die ganze Habe von Sodom und Gomorra und alle ihre Vorräte und zogen ab. 12Auch Lot, den Neffen Abrams, nahmen sie samt seiner Habe mit und zogen ab. Er wohnte nämlich in Sodom.

13Einer der Flüchtlinge berichtete davon Abram, dem Hebräer. Dieser wohnte damals bei den Terebinthen des Amoriters Mamre, des Bruders des Eschkol und des Aner, die mit Abram verbündet waren. 14Als Abram hörte, dass sein Verwandter gefangen sei, ließ er seine bewährten, im Haus geborenen Knechte, dreihundertachtzehn Mann, ausrücken und verfolgte sie bis nach Dan. 15Er und seine Knechte griffen sie nachts an, in Gruppen aufgeteilt, schlugen sie und verfolgten sie bis Hoba nördlich von Damaskus. 16Er brachte alle Habe zurück, auch seinen Verwandten Lot und dessen Habe brachte er zurück, ebenso die Frauen und die übrigen Leute.

Melchisedek

17Als er nach dem Sieg über Kedor-Laomer und die Könige, die mit ihm waren, zurückkehrte, zog ihm der König von Sodom in das Tal Schawe entgegen, das ist das Königstal. 18Melchisedek aber, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus, er war nämlich ein Priester des Höchsten Gottes. 19Er segnete ihn und sprach:

Gesegnet sei Abram vom Höchsten Gott, / der Himmel und Erde erschaffen hat.

20Und gesegnet sei der Höchste Gott, / der deine Feinde in deine Hände geliefert hat!

Darauf gab ihm Abram den Zehnten von allem. 21Darauf sprach der König von Sodom zu Abram: Gib mir die Leute zurück, die Habe behalte für dich! 22Abram aber erwiderte dem König von Sodom: Ich erhebe meine Hand zum Herrn, dem Höchsten Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat. 23Ich nehme keinen Faden und keinen Schuhriemen an, nichts von allem, was dir gehört! Du sollst nicht sagen können: Ich habe Abram reich gemacht. 24Ich nehme nichts! Nur was die Knechte verzehrt haben und den Anteil der Männer, die mit mir gezogen sind, Aner, Eschkol und Mamre, diese mögen ihren Anteil nehmen.

Die Verheißungen und Gottes Bund mit Abraham

15Nach diesen Ereignissen erging in einer Vision das Wort des Herrn an Abram: Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein Lohn soll sehr groß sein. 2Da sprach Abram: Herr, mein Herr, was kannst du mir geben, da ich kinderlos dahingehe und Eliëser aus Damaskus Erbe meines Hauses ist? 3Und Abram fuhr fort: Siehe, du hast mir keinen Nachkommen gegeben; so wird nun mein leibeigener Knecht mein Erbe sein. 4Da erging das Wort des Herrn an ihn: Nicht dieser wird dein Erbe sein, sondern dein leiblicher Spross wird dich beerben. 5Und er führte ihn hinaus ins Freie und sprach: Sieh hinauf zum Himmel und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Dann sagte er zu ihm: So wird deine Nachkommenschaft sein. 6Er glaubte dem Herrn und der rechnete es ihm zur Gerechtigkeit an.

7Weiter sprach er zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zum Besitz zu geben. 8Er antwortete: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es besitzen werde? 9Da befahl er ihm: Bring mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube! 10Als er ihm alle diese Tiere gebracht hatte, schnitt er sie mitten durch und legte die Hälften einander gegenüber; die Vögel aber zerschnitt er nicht. 11Da stießen Raubvögel auf die Tierleichen herab. Abram aber verscheuchte sie.