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Grundlage für den Druck der sogenannten Folio-Ausgabe war ein playbook (der Text, der dem sogenannten Master of the Revels, dem im englischen Königreich die Zensur von Theaterstücken oblag, zur Genehmigung vorgelegt wurde). Aus verschiedenen Gründen ist der Text unzuverlässig: Einige Szenen wurden von späteren Herausgebern oder Dichtern hinzugefügt, und an vielen Stellen scheinen einzelne Wörter oder Vershälften zu fehlen.
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Diese Szene stammt nicht von Shakespeare und ist für die Handlung unbedeutend.
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Sofern er welche hat. Die Fragen, ob die Macbeths Kinder haben oder nicht, und ob es womöglich ein gemeinsames Kind gab, das bereits vor Beginn der Handlung auf der Bühne gestorben sei, wurde in der Forschung heftig diskutiert. Siehe dazu L. C. Knights, »How many children had Lady Macbeth?«, in: L. C. K., Explorations, London 1946, S. 1–39.
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So der Dramatiker Harley Granville-Barker, zit. nach: William Shakespeare, Macbeth, hrsg. von Kenneth Muir, London [u. a.] 1984 [zuerst 1951] (The Arden Shakespeare.), S. 3 Anm.
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Diesen interpretatorischen Ansatz schlägt Janette Dillion vor: The Cambridge Introduction to Shakespeare’s Tragedies, Cambridge 2007, S. 124.
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So formuliert in: Ina Schabert, Shakespeare Handbuch. Die Zeit, der Mensch, das Werk, die Nachwelt, Stuttgart 2009, S. 560.
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David Crystal and Ben Crystal, Shakespeare’s Words. A Glossary and Language Comparison, London 2002, S. 453.
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Siehe hierzu: Stanley Wells, Shakespeare and Co.: Christopher Marlowe, Thomas Dekker, Ben Johnson, Thomas Middleton, John Fletcher and the other players in his Story, London 2006.
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Diese acht Historien werden gerne in zwei Tetralogien eingeteilt, wobei die ›zweite‹ Tetralogie die ersten vier Dramen, die ›erste‹ die letzten vier umfasst. Das spiegelt die Reihenfolge der Entstehung wider. Die drei Teile von Henry VI und Richard III sind in den frühen 1590er Jahren geschrieben worden. Richard II, die beiden Teile von Henry IV und Henry V sind in den späten 1590er Jahren entstanden. Üblicherweise spricht man Titel wie 2 Henry VI übrigens so aus: »Henry the sixth, part two«.
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Schabert (s. Anm. 6) S. 26.
Autor |
William Shakespeare (1564–1616), englischer Dramatiker und Lyriker |
Erscheinungsjahr |
Entstehung zwischen 1603 und 1606; Uraufführung 1606; Erstveröffentlichung 1623 in der ersten Sammlung von Shakespeares Stücken (First Folio) |
Gattung |
Tragödie |
Ort der Handlung |
Verschiedene Schauplätze in Schottland und England |
Zeit der Handlung |
11. Jahrhundert |
Zeitgeschichtlicher Hintergrund |
Anfang der Regentschaft von James I (1566–1625), der 1567 zum König James VI von Schottland ernannt wurde und ab 1603 auch als König von England und Irland regierte; Blick zurück auf Machtkämpfe um die schottische Krone im 11. Jahrhundert |
Shakespeares Macbeth ist eine vielschichtige psychologische Studie des Bösen, die mit Hexen, Bluttaten, Wahnsinn und Selbstmord aufwartet. Im Vergleich zu den anderen großen Tragödien Shakespeares wie Hamlet, Othello oder King Lear ist Macbeth in vieler Hinsicht ein relativ unkompliziert gestaltetes Drama. Es ist eines der kürzesten Dramen Shakespeares – etwa halb so lang wie Hamlet –, es hat keine nennenswerte Nebenhandlung und kann sogar ohne Pausen aufgeführt werden.
Macbeth wurde wahrscheinlich zwischen 1603 und 1606 geschrieben und ist somit ein Spätwerk Shakespeares. Erst 1623 – siebzehn Jahre nach der Erstaufführung und sieben Jahre nach Shakespeares Tod – wurde der Text in einer gedruckten Ausgabe veröffentlicht, im sogenannten Fist Folio, der ersten Sammlung von Shakespeares Stücken.1 Wahrscheinlich hätte Shakespeare kein Drama über Shakespeare und SchottlandSchottland geschrieben, wäre nicht 1603 der schottische König James VI. auch König von England geworden, wo er bis zu seinem Tod 1625 als James I regierte. In Anlehnung an die lateinische Entsprechung seines Namens, Jacobus, spricht man von der Jacobean era (das deutsche Adjektiv ›jakobäisch‹ ist lediglich in Fachkreisen gebräuchlich). Die Theatertruppe, für die Shakespeare seit 1594 gearbeitet hatte, The Chamberlain’s Men, wurde mit der Krönung James I zu The King’s Men – ein Zeichen dafür, wie sehr der neue König die Künste schätzte. Er förderte die Theatertruppe als Patron. In Macbeth schlägt sich dieses besondere Verhältnis zum König sowohl im historischen Stoff als auch in den vielen Anspielungen auf das aktuelle politische Geschehen nieder.
Zur Gestaltung des historischen Stoffes griff Shakespeare auf ein mehrbändiges Geschichtswerk, Holinshed’s Chronicles of England, Scotland, and Ireland (1577), zurück, in dem über die Herrschaft von Duncan und Macbeth (1034–57) berichtet wird, aber er weicht auch erheblich von dieser Vorlage ab. Shakespeares Macbeth ist schon unmittelbar nach seiner Krönung ein Tyrann, während die historische Figur, von der Holinshed’s Chronicles berichten, zehn Jahre lang friedlich und umsichtig regierte; Shakespeares Duncan ist wiederum tugendhafter als die inkompetente und nachlässige Figur der Chronicles. Hexen werden zwar in den Quellen genannt, spielen dort jedoch keine zentrale Rolle, während Shakespeares »Weïrd Sisters« (IV,1, V. 136) dem Stück die unheilvolle Atmosphäre verleihen, für die die Tragödie berühmt ist. Viele werden, wenn sie den Namen ›Macbeth‹ hören, zunächst an die drei Frauengestalten denken, die gleich in der ersten Szene bei Donner und Blitz den Verlauf des Dramas prägen.
Macbeth hat auf Schauspieler und Regisseure schon immer eine große Faszination ausgeübt. Die vielen Bluttaten, die Konzentration auf die psychischen Folgen des Mordens und das Walten dunkler Kräfte haben dazu geführt, dass es unter Schauspielern Macbeth und der AberglaubeUnglück bringen soll, auch nur den bloßen Namen des Stückes zu erwähnen. In Theaterkreisen sagt man stattdessen – sofern man sich als Eingeweihter zu erkennen geben möchte – »The Scottish Play«; und wer außerhalb eines Theaters so leichtsinnig ist, Zeilen aus Macbeth zu zitieren, sollte sofort etwas unternehmen, um die Gefahr zu bannen. Bekannte Methoden sind z. B. dreimal um das Theatergebäude zu gehen oder als eine Art Gegenmittel ebenso viele Zeilen aus einer heiteren Komödie Shakespeares zu zitieren, wie man in seinem Leichtsinn gewagt hat, aus »The Scottish Play« wiederzugeben. Das alles ist zwar bloß Aberglaube und altehrwürdige Tradition, spiegelt aber das Beunruhigende und Unheimliche wider, das mit den vielen entsetzlichen Taten und deren Folgen für die Psyche der Hauptfigur einhergeht.
Seit Jahrhunderten fasziniert Macbeth nicht zuletzt dadurch, dass das Publikum Gelegenheit hat, ein bemerkenswert ehrgeiziges, dynamisch handelndes und durchaus skrupelloses Ehepaar auf der Bühne zu erleben. Wie kaum ein anderes Drama Shakespeares ist Macbeth zum ›star vehicle‹ mutiert, einem Drama, in dem nicht die ganze Theatergruppe gleichermaßen zur Geltung kommt, sondern vielmehr zwei Stars die Gelegenheit haben, als Macbeth und Lady Macbeth zu glänzen. Die Rolle Lady Macbeths, die an ihren Taten und an ihrer Schuld zugrunde geht und zuletzt als schlafwandelnde Irre auftritt, gehört zu den schwierigsten Rollen des Theaters überhaupt.
Ein Augenzeugenbericht über eine Aufführung von Macbeth am Globe Theatre ist in einem Werk des Astrologen Simon Forman (1552–1611) überliefert. In seinem Book of Plays berichtet er von einer Aufführung aus dem Jahr 1611. Es ist bemerkenswert, dass Forman vor allem drei Augenblicke in Erinnerung geblieben sind, die nicht in den Chronicles vorkommen, sondern Shakespeares eigene Ergänzungen sind: die blutverschmierten Hände der Hauptfiguren, das Erscheinen des Geists beim Bankett und schließlich die schlafwandelnde Lady Macbeth. Das sind berühmte Elemente einer Tragödie, die mehr als 400 Jahre später noch immer fasziniert und beunruhigt.
Shakespeares Macbeth besteht aus fünf Akten, die insgesamt neunundzwanzig Szenen umfassen. Das Geschehen spielt im 11. Jahrhundert in Schottland und England.
1. Bei Donner und Blitz treffen sich unter freiem Himmel drei Hexen. Sie reden von einer Schlacht, nach der sie sich wieder treffen wollen – noch vor Sonnenuntergang –, um mit Macbeth zu sprechen.
2. Im Lager des schottischen Königs Duncan empfängt dieser einen verwundeten Kapitän, der von den Macbeth als verdienstvoller Kriegertapferen Taten Macbeths beim Kampf gegen den Rebellen Macdonwald berichtet. Macbeth habe Macdonwald getötet und Angriffe der Norweger, auf dessen Seite dieser kämpfte, abgewehrt. Der Edelmann Rosse tritt auf und berichtet, unter Macbeths Führung habe das schottische Heer zudem die Armee des norwegischen Königs sowie den Verräter Cawdor besiegt. Duncan spricht das Todesurteil für Cawdor aus; Macbeth soll dessen Titel erhalten und ist künftig »Thane of Cawdor« (I,2, V. 65) (ein Thane ist ein Mitglied des Adels und erhält vom König Land und Privilegien).
3. Die Schlacht, bei der Macbeth in so eindrucksvoller Weise seine Tapferkeit bewies, ist nun vorbei. Auf der Heide grüßen die drei Hexen den vorbeireitenden Macbeth, der mit Banquo unterwegs ist. Die erste Hexe nennt Macbeth bei seinem aktuellen Titel, »Thane of Glamis« (I,3, V. 48); die zweite grüßt ihn als »Thane of Cawdor« (I,3, V. 49) (obwohl Macbeth von seinem neuen Titel noch nichts weiß); die dritte schließlich Die Prophezeiungen der Hexenkündigt zu seinem größten Erstaunen an, er werde bald König sein. Auch für Banquo haben sie eine Prophezeiung: Er selbst werde niemals König, wohl aber seine Nachkommen. Macbeth möchte mehr erfahren, doch die Hexen verschwinden. Rosse und Angus treten auf und überbringen nun die Neuigkeit, dass Macbeth von König Duncan der Titel des »Thane of Cawdor« zugesprochen worden sei. Macbeth ist erstaunt, dass sich die erste Prophezeiung der Hexen damit bereits erfüllt hat, und denkt schon jetzt an die Erste MordgedankenBeseitigung des Königs.
4. In Duncans Palast zu Forres berichtet sein Sohn Malcolm vom Tod des ehemaligen Thane of Cawdor, der kurz vor der Hinrichtung seinen Verrat tief bereut habe. Duncan heißt Macbeth und Banquo willkommen und Ernennung Malcolms zum Thronfolgerernennt seinen Sohn Malcolm zum Prinzen von Cumberland und somit zum Thronfolger. Duncan will Macbeth auf dessen Burg in Inverness besuchen, wohin Macbeth eilt, um seine Frau über den bevorstehenden hohen Besuch zu informieren – schließlich hat er Pläne, die er ihr rasch mitteilen will: Er denkt darüber nach, dass er wohl neben Duncan auch den Thronfolger Malcolm beseitigen muss, will er, dass sich die Prophezeiung der Hexen erfüllt.
5. Lady Macbeth liest einen Brief von ihrem Mann, in dem er von der Begegnung mit den Hexen berichtet. Sie weiß, dass ihn sein Gewissen womöglich am zügigen Handeln hindern wird, und will ihn zum Mord an Duncan ermutigen. Ein Diener überbringt die Nachricht der baldigen Ankunft Duncans. Lady Lady Macbeths BeschwörungMacbeth beschwört dunkle Mächte, auf dass sie unweiblich werde und somit grausam genug, um sich an Duncans Ermordung zu beteiligen. Bei Macbeths Ankunft drängt sie ihn dazu, sich gutmütig zu geben und gleichzeitig gerissen zu handeln, und verspricht ihrerseits, das Nötige zu tun.
6. Duncan ist bei seiner Ankunft in Inverness, wo Lady Macbeth ihn willkommen heißt, vom Anblick der Burg Macbeths angetan. Seine Söhne Malcolm und Donalbain sowie andere Edelmänner, darunter auch Macduff, begleiten ihn.
7. Während Duncan die Abendmahlzeit einnimmt, reflektiert Macbeth abseits über das Verbrechen, das er bald um seiner Machtgelüste willen begehen wird. Als Lady Macbeth erscheint, verwirft er das Vorhaben, den König zu töten. Indem sie seine Männlichkeit in Frage stellt, bringt sie ihn jedoch dazu, sein Ziel weiter zu verfolgen. Sie hat vor, Duncans Kämmerer betrunken zu machen, so dass sie als die Täter gelten werden.
1. Es ist nach Mitternacht. Banquo und sein Sohn Fleance treffen auf Macbeth. Banquo spricht die Prophezeiungen der Hexen an, doch Macbeth will zu einem späteren Zeitpunkt darüber reden. Macbeth wartet auf den Glockenschlag Lady Macbeths, der als Zeichen dienen soll, dass der Zeitpunkt gekommen ist, Duncan zu ermorden. Auf einmal sieht Macbeth einen Dolch vor sich schweben, dessen Klinge zunächst sauber, aber dann blutbefleckt ist. Der Dolch führt ihn zu Duncans Kammer. Die Glocke läutet; Macbeth geht ab, um Der Königsmordden Mord zu begehen.
2. Lady Macbeth, die vorher Duncans Kämmerer mit Drogen betäubt und deren Dolche als Mordwaffen für Macbeth bereitgelegt hat, wartet angespannt auf die Rückkehr ihres Mannes. Er kehrt zurück, Macbeths Gewissensbisseentsetzt über die begangene Tat und voller Ängste. Zudem hört er eine Stimme, die ihn zur ewigen Schlaflosigkeit verdammt. In den Händen hält er noch die blutigen Dolche. Lady Macbeth fordert ihn dazu auf, diese zurückzubringen, doch Macbeth weigert sich, an den Schauplatz des Mordes zurückzukehren, so dass Lady Macbeth die Dolche selbst in Duncans Kammer bringt. Macbeth glaubt, seine blutigen Hände nie wieder sauber zu bekommen, und ängstigt sich, weil es am Südeingang der Burg klopft. Lady Macbeth kehrt zurück und fordert Macbeth auf, sich mit ihr in ihr Schlafgemach zurückzuziehen, damit sie sich waschen und umziehen können.
3. Auch der betrunkene Pförtner wird durch das Klopfen gestört. Nach einer kurzen Fantasie, er bewache nicht Macbeths Burg, sondern die Höllenpforten, lässt er Macduff und Lennox herein und erörtert vor diesen in derber, aber witziger Weise die Wirkung des Alkohols auf den Menschen. Macbeth tritt auf und begleitet Macduff, der von König Duncan den Auftrag erhalten hatte, ihn zeitig zu wecken, zu dessen Tür. Lennox beschreibt die vergangene Nacht, in der eine unheimliche Atmosphäre geherrscht habe. Macduff kehrt von der Kammer des Königs zurück und Die Entdeckung des Mordesberichtet entsetzt von Duncans Ermordung. Er weckt den ganzen Haushalt. Macbeth und Lennox begeben sich in die Kammer. Banquo, Malcolm und Donalbain erfahren von Duncans Tod und auch davon, dass Macbeth die beiden anscheinend schuldigen Kämmerer getötet habe, als er mit Lennox die Kammer betrat. Macbeth erklärt, sein gerechter Zorn habe sein Urteilsvermögen getrübt; Lady Macbeth fällt in Ohnmacht (oder täuscht dies zumindest vor). Banquo fordert die anderen dazu auf, sich anzukleiden und zu bewaffnen. Malcolm und Donalbain, die Söhne des ermordeten Königs, bleiben zurück und beschließen zu fliehen, denn sie glauben auch sich gefährdet: Malcolm kündigt an, nach England zu fliehen; Donalbain beschließt seine Flucht nach Irland.
4. Rosse erörtert mit einem alten Mann einige unnatürliche, unheilvolle Die Natur in AufruhrVorkommnisse. So haben sie beobachtet, wie eine Eule einen Falken erlegte und Duncans Pferde sich gegenseitig angegriffen und zerfleischt haben. Macduff stößt dazu und berichtet von der Vermutung, die beiden Kämmerer seien von den flüchtigen Söhnen Malcolm und Donalbain bezahlt worden, um Duncan zu töten. Da Malcolm und Donalbain geflohen sind, fällt die Regentschaft an Macbeth, der nach Scone gereist ist, um gekrönt zu werden. Duncans Leiche ist nach Colmhill gebracht worden, wo sie beigesetzt werden soll. Rosse will der Krönung beiwohnen; Macduff hingegen kündigt an, nach Hause nach Fife aufzubrechen.