Waldführer für Neugierige

300 Fragen und Antworten über Wälder, Bäume und Tiere

Texte von Philippe Domont

Illustrationen von Nikola Zaric

Herausgegeben vom Verband Schweizer Förster VSF

Aus dem Französischen übersetzt von Revitext

Inhalt

Vorwort

Der Wald, Treffpunkt von Natur und Zivilisation

Waldführer für Neugierige

Vom Detail zum globalen Verständnis

Der Baum im Wald

Die Wurzeln

Der Stamm und das Holz

Alter und Grösse der Bäume

Abgebrochene und entwurzelte Bäume, Totholz

Rinde

Äste

Knospen

Blüten, Früchte und Samen

Blätter

Begleitende Waldpflanzen

Pilze und Flechten

Moose, Schachtelhalme, Farne und Frühblüher des Unterholzes

Exzetrische Holzpflanzen

Waldtiere

Säugetiere, Vögel, Amphibien

Insekten, Schnecken & Co.

Der Lebensraum des Baumes

Das Klima

Der Waldboden

Der Wald

Der Wald ohne menschlichen Einfluss

Erscheinungsbild und Entwicklung

Wald und Mensch

Geschichte einer Beziehung

Der Wald und seine Funktionen

Naturnaher Waldbau

Holzernte

Berufe im Wald

Neugier in der Praxis

Verwendung dieses Waldführers

Wie auf «Warum»-Fragen antworten?

Und wenn man die Antwort nicht kennt?

Suchaufträge im Wald

10 Regeln im Umgang mit Gruppen im Freien

Wald- und Baumrätsel

Sprichwörter ergänzen

Rücksichtsvolles Verhalten im Wald

Anhang

Bestimmungsschlüssel

Bibliografie

Interessante Internetseiten

Stichwortverzeichnis

Vorwort Der Wald, Treffpunkt von Natur und Zivilisation

Das angenehme Gefühl, «in der Natur» zu sein, genügt heute Vielen nicht mehr. Sie möchten ihre Beziehung zur Umwelt durch eine Vertiefung ihrer Kenntnisse bereichern. Ein Beweis dafür sind die zahlreichen Fragen, die von Wissbegierigen jeden Alters immer wieder im Wald oder über den Wald gestellt werden. Es sind diese Fragen, die den vorliegenden Waldführer entstehen liessen. Er soll Spaziergänger, Pädagogen und alle Waldliebhaber bei ihrer Entdeckungsreise durch die Wälder begleiten, die eine weite, in ständiger Wandlung befindliche Kulturlandschaft darstellen, wo sich Natur und Zivilisation begegnen. Dieses Werk soll eine Orientierungshilfe nicht nur im Wald selbst, sondern auch bei den sich daraus ergebenden Diskussionen sein.

Schon in den siebziger Jahren hat Jean-Louis Loutan, ein Genfer Lehrer und leidenschaftlicher Waldfreund, erkannt, dass Lernen eine Beziehung schaffen heisst. So hat er während Jahren unzählige Wald-Workshops für Schulklassen durchgeführt. Zudem hat er viele der von seinen Schülern gestellten Fragen in einer heute vergriffenen pädagogischen Broschüre gesammelt, die nun für das vorliegende Buch verwendet und ergänzt wurde. Die Fragen verraten eine ausgeprägte Neugier und eine auf dem direkten Kontakt mit dem Wald beruhende Beobachtungsgabe. Darüber hinaus haben der Wissensdurst der Erwachsenen, verstärkt durch die Diskussionen über das Waldsterben in Europa oder die Abholzung der Tropenwälder und das Prinzip der Nachhaltigkeit, zu neuen Fragen geführt, die einen grossen Teil dieses Buches einnehmen.

Der Wald, welche Fragen er auch immer aufwerfen mag, bleibt indes ein Sinnbild für Natur und Lebenskraft und darüber hinaus eine lebendige Realität mit erstaunlichem Reichtum. Die Tatsache, dass sich die europäischen Wälder heute in beispiellosem Ausmass ausdehnen, dürfte für Viele überraschend sein. Ebenso die Entdeckung, dass die Wälder manchmal trotz, oft hingegen dank des Einflusses des Menschen ein Lebensraum mit grossem biologischem Reichtum bleiben.

Unter den Werken, die von Natur, von Fauna und Flora reden, behandeln nur wenige die heutige oder vergangene Beziehung zwischen der Natur und dem Menschen. Noch seltener sind Werke, die anschaulich aufzeigen, wie sich die Natur und die Zivili-sation gegenseitig bereichern können. Denn auch wenn der Mensch in seiner (aufgezwungenen) Rolle als «Räuber an der Natur» Fehler an seiner Umwelt begangen hat, so hat er doch auch oft Wege gefunden, seinen Platz zu behaupten, ohne den eigenen Lebensraum zu zerstören. Hier bietet die moderne Waldbewirtschaftung durch naturnahen Waldbau bemerkenswerte Beispiele eines gelungenen Gleichgewichts zwischen den menschlichen Bedürfnissen und den Ressourcen der Natur. Diese Modelle nachhaltiger Entwicklung verdienen es, in allen Bereichen der Wirtschaft Schule zu machen.

Wir alle sind trotz der Komplexität des Waldes in der Lage, ihn sowohl unter dem Gesichtspunkt der Natur als auch der Bewirtschaftung zu beobachten und zu verstehen. Eine solche Kenntnis des Waldes in all seinen Aspekten ist in dem Masse wichtig, als die modernen Methoden der forstlichen Planung eine vermehrte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den Diskussionen erfordern.

Möge dieser Waldführer dazu beitragen, das Auge zu schärfen und die Diskussionen zu bereichern.

Philippe Domont

Waldführer für Neugierige Vom Detail zum globalen Verständnis

Ein Waldführer für Neugierige mit und ohne Vorkenntnisse

Dieses Buch soll diejenigen begleiten, welche die Welt der Bäume und des Waldes besser beobachten und verstehen möchten. Der Leser geht von einer Beobachtung im Wald oder einer Frage aus, die er sich stellt. Dann kann er über das Stichwortverzeichnis, die Zeichnungen oder die behandelten Fragen tiefer in die Problematik eindringen.

Ein Mittel zum Beobachten und zum Gedankenaustausch

Dieses Buch regt auch zum Gedankenaustausch an, sei es im Familienkreis, in der Schule oder unter Freunden (siehe Kapitel «Neugier in der Praxis»). Es erweitert nicht nur die Kenntnisse über die Bäume, sondern ermöglicht es auch, den Blick zu schärfen, Vorgänge aufzudecken, Veränderungen zu verstehen, in eine Dynamik einzudringen, bei der aus jeder Entdeckung wieder eine andere hervorgeht. So trägt es schliesslich zu fundierten Kenntnissen über so verschiedene Themen wie Tropenwälder, Wachstum der Bäume, Waldsterben oder Holzernte bei.

Eine Sammlung von Fragen, kein Lexikon

Es sind Fragen des Publikums, welche den Aufbau und den Inhalt des Buches bestimmt haben. Dieses ist keineswegs ein erschöpfendes Werk. Es soll vielmehr dazu anregen, neugierig zu werden oder zu bleiben, und es ist diese Neugier, die zur Fachliteratur oder zum Kontakt mit Spezialisten führen wird.

Gültig für die meisten Baumarten und Waldtypen

Die gestellten Fragen könnten sich auf irgendeinen Baum oder auf irgendeinen Wald in Mittel- oder Westeuropa beziehen. Oft ist ihre Tragweite sogar unbegrenzt, vor allem, wenn sie den Lebensablauf der Bäume oder das Ökosystem des Waldes betreffen.

Vom wahrgenommenen Detail zum globalen Verständnis führend

Der Wissensdurst der Fragesteller zeigt nicht nur das momentane Erscheinungsbild des Waldes mit einer Fülle von Details auf, sondern auch seine Dynamik über längere Zeiträume. Dieser weit reichende Überblick über Jahrhunderte hinweg ist nötig, um über den Lebensraum Wald sprechen zu können. Ein solches Vorgehen, welches die Wahrnehmung des Details mit der Gesamtsicht verbindet, gehört zum beruflichen Alltag der Forstleute. Darüber hinaus sind diese Grundsätze wegweisend für all jene, die um einen für kommende Generationen bewohnbaren Planeten besorgt sind.