Klaus Nasilowski

Die Hühner

EINE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE AUS ZWEI
HÜHNERSTÄLLEN

Für meine Frau Almut
und meine Töchter Laura und Lucia,
die mit mir diese Geschichte erzählt haben.

INHALT

Prolog

Kapitel 1: Gut gekräht, Hahn!

Kapitel 2: Der Traum von Freiheit und Musik

Kapitel 3: In der Wildnis wächst die Schönheit

Kapitel 4: Die zwei Richtungen der Leiter

Kapitel 5: Maries Traum

Kapitel 6: Dinner im Musterstall

Kapitel 7: Einsamkeit und Fahnenflucht

Kapitel 8: Wer tief gräbt, muss hoch bezahlen

Kapitel 9: August bringt den Stall zum Wackeln

Kapitel 10: Kuniberts Traum

Kapitel 11: Ein neuer Stern geht auf

Kapitel 12: Baufieber

Kapitel 13: Elf Freunde sollt ihr sein

Kapitel 14: Partyzeit

Kapitel 15: Wind of Change

Kapitel 16: Schwarzweiße Liebe

Kapitel 17: Große Gefühle, große Gefahr

Ende

PROLOG

Morgens auf dem Dorf. Lauthals krähte draußen ein Hahn, lange und ausdauernd. Und irgendwie melodisch, wie ich fand. Aber das war sicher meiner Phantasie geschuldet. War auf dem Lande nicht sowieso alles von einer einfachen, natürlichen Schönheit?

Gedankenverloren glitt ich mit dem Finger über die harte Schale des noch warmen Eies. Glatt war sie, gleichzeitig rau und voller hintergründiger Strukturen. Ich fuhr einmal mit meinem Finger um das Ei herum. Rund war es, sicher, aber niemals so perfekt wie eine Kugel.

„Eben wie ein Ei!“ rief meine Frau von der anderen Seite des Tisches. „Es geht doch nichts über ein frisches, warmes Frühstücksei!“ Auch sie hatte eines im Becher vor sich stehen. Wir saßen am Frühstückstisch unseres geliebten Landgasthofes „Rosenhausen‘.

Warum das Lokal in diesem ansonsten so nüchternen Dorf so hieß, wussten wir nicht. Aber wir fanden das irgendwie sympathisch und schoben das auf die rege Phantasie der Wirtsleute.

Ich hatte mein Ei inzwischen geköpft und bereits den ersten Löffel des warmen, duftenden Inneren genommen. Die Konsistenz war cremig – genau richtig. „Hatte ich das schon gesagt: Es gibt doch nichts Schöneres am Morgen auf dem Lande!“ Meine Frau leckte zustimmend ihr Eigelb vom Löffel. Die Sonne blinzelte durch den altmodischen, gestickten Vorhang und ließ wie zur Bestätigung meiner Gedanken mein Ei in einem sanften Weiß erstrahlen.

„Schmeckt es Ihnen?“ Die Wirtin stand halb hinter mir – ich hatte sie gar nicht kommen gehört.

Als ich nickte, sagte sie: „Ich habe gedacht, dieses Ei passt zu Ihnen. Es ist frisch vom Bauern Leberwurst.“ Bevor ich das mit einem Lächeln bestätigen konnte, wandte sie sich schon an meine Frau.

„Und, Frau N – wie ist Ihr Ei?“

„Vorzüglich“, antwortete diese und hielt ihr geköpftes Ei vorsichtig in beiden Händen hoch wie einen Schatz.

„Das habe ich extra für Sie ausgesucht – vom Mettwursthof nebenan“, fügte die Wirtin hinzu, schmunzelnd, aber mit wissendem Blick.

Das ging mir jetzt doch etwas zu weit. „Bei aller Liebe zum Frühstück: Ei ist doch gleich Ei!“.

„Keineswegs!“ entgegnete unsere Wirtin, diesmal in einem leicht schmollenden Unterton. „Ei ist nicht gleich Ei. Auch wenn diese Eier erst gestern gelegt wurden und dies nur wenige Meter voneinander getrennt.“

„Und warum?“ wollte ich wissen. „Jedes Huhn in unserem Dorf“ sprach sie nun mit bedeutungsvoller Miene, „ist eine eigene Persönlichkeit. So ist kein Ei wie das Andere.“

Damit ließ sie uns allein. Meine Frau und ich tauschten am Tisch nochmals unsere Eier, um an dem jeweils anderen Ei zu probieren. Eigentlich sahen sie gleich aus und schmeckten so, wie Eier eben schmecken. Aber der Charakter war verschieden, auf jeden Fall! Meine Frau und ich schauten uns an. Wir hatten den gleichen Gedanken.

Nach dem Frühstück blieben wir noch eine Weile sitzen und genossen eine zweite Tasse Kaffee. Die Zeit ist doch nicht so wichtig, was gab es denn für Termine hier auf dem Dorf?

Da krähte der Hahn wieder. Aus der gleichen Richtung kam das Krähen und genauso laut wie vorhin, aber ganz anders.

„Ja, ganz anders, es muss ein anderer Hahn sein“, sagte meine Frau. Ich nickte und zum dritten Mal an diesem Morgen waren wir uns einig.

KAPITEL 1:
GUT GEKRÄHT, HAHN!

Kunibert

Junghahn Kunibert streckte verschlafen seinen Kopf aus dem Stroh. Die Luft war noch kalt und feucht. Durch die kleinen Fenster seines Stalles drang schon ein wenig Licht. Früher Morgen. Hähne lieben den Morgen! Das hatte er von den Älteren schon oft gehört. Naja. Früh aufstehen wird überbewertet. Trotzdem schüttelte er das Stroh ab und reckte sich. Die Küken neben ihm schliefen noch alle friedlich, teilweise eng aneinandergeschmiegt. Von der anderen Seite des Stalles her, wo die Hühner wohnten, gab es schon die ersten Geräusche.

Frühaufsteher würden, so sagen die Menschen gerne, mit den Hühnern aufstehen. Ein richtiger Hahn aber, wusste Kunibert, steht noch vor den Hühnern auf. Also krabbelte er durch die Klappe nach draußen. Kaum stand er vor dem Stall in der klaren Morgenluft, da hörte er einen ebenso klaren, durchdringenden Ton.

Er kam von Eberhard, dem Oberhahn seines Stalles und dem ganzen Stolz seines Bauern Mettwurst. Eberhard hatte auf der eigens für ihn eingerichteten kleinen, überdachten Holzplattform auf einem Ahornbaum Aufstellung genommen. Im Stall nannten sie die Plattform einfach „die Kanzel“. So etwas gäbe es auch in der Kirche der Menschen, hatte ihm Bennie, der Sohn des Bauern, mal gesagt.

Eberhards stolz erhobener Schnabel zeigte jetzt nach Osten, wo die Morgendämmerung den Himmel bereits rötlich färbte. Schräg unter ihm lag der Stall, in dem er sein ganzes, kleines Volk noch wohl geborgen wusste.

Der erste Ton verhallte in der feuchten Morgenluft. Die Vögel in den Bäumen hörten auf zu zwitschern, denn sie wussten schon, was folgte. Kunibert auch. Der Ton kam ein zweites Mal und nach einer kleinen Pause ein drittes Mal. Jedes Mal erschallte der Ton lauter, klarer und beständiger. Kammerton A sei das, hatte ihm Eberhard mal erklärt. Der müsse am Anfang des Krähens sicher sitzen.

Dann kletterten die Töne in Halbtonschritten nach oben, bis sie einen schrillen Klang ergaben, die die Blätter des Ahornbaumes zum Zittern zu bringen schienen. Und wieder ging es nach unten bis zu einem sonoren Gurren. Dreimal erklangen die Tonleitern, wie jeden Morgen.

Währenddessen begann vor dem Stall ein reges Treiben. Ein Huhn nach dem anderen kam heraus und nahm auf dem Sandplatz vor dem Haus Platz. Es entstand ein Halbkreis, schön geometrisch wie mit dem Zirkel gezeichnet. Tatsächlich hatte Bauer Mettwurst den Halbkreis einmal vorgezeichnet und mit in den Boden eingelassenen Pflastersteinen verewigt. Kein Wunder, dass der Bauer im Dorf als Perfektionist bekannt war, dachte der junge Hahn. Er selbst postierte sich direkt unter der Kanzel.

Nachdem Eberhard sich vergewissert hat, dass alle Platz genommen hatten und keines seiner Hühner fehlte, begann er mit der ersten Melodie.

Sie war klar und getragen, schwang sich minutenlang auf und ab. Ihr sanfter Klang folgte einem schreitenden Rhythmus, umfing das noch müde Hühnervolk und zog alle in seinen Bann. Auch Kunibert, der wie an jedem Morgen das Krähen vom ersten bis zum letzten Ton in sich aufsog. Etwas kompliziert fand er die Tonfolgen. Aber sie schienen einem geheimen Muster zu folgen, trafen sich manchmal, wiederholten sich und lösten sich wieder auf, harmonisch, aber niemals gleich. Als Küken hatte er schon manchmal leise mit gekräht, so hoch und so tief er eben konnte.

Es folgte eine Pause, die die Hühner – jetzt hellwach – für das erste Morgenschwätzchen nutzten. Andere streckten sich und liefen ein wenig auf und ab, um sich warm zu machen. Das tat er auch, reckte sich nach den tief hängenden Zweigen der Sträucher, pickte im Boden herum und drehte seinen schlanken Hals in alle Richtungen.

Da erschallte erneut der Kammerton – und alle Hühner begaben sich zurück auf ihre Plätze. Eberhard hob an zu einer zweiten Melodie, dieses Mal kraftvoller und schneller gekräht. Alle hörten zu, und der Rhythmus schien unmerklich in ihre Glieder einzudringen und alle Hühner und auch den Junghahn zu einem leichten Wippen anzuregen.

Wieder Pause, wieder Vogelgezwitscher und das Gackern der Hühner. Dann trat eines der Junghühner aus dem Eingang des Stalles. In ihrem Schlepptau folgten die Küken, in Zweierreihen laufend. Zuerst die erst frisch geschlüpften, noch unsicher laufenden Kleinen, dann die größeren Küken und zuletzt die größten mit struppigem Federkleid, die sich bald in Junghühner verwandeln würden. Ganz am Ende des Kükenzuges marschierte ein zweites Junghuhn, wohl bedacht, dass keines der Kleinen vor ihm ihre Formation verlassen würde. Die Küken setzten sich vor den erwachsenen Hühnern unter dem Ahorn zurecht.

Eberhards Kammerton erhob sich wieder. Es war für Alle das Zeichen zur absoluten Ruhe. Daran hatten sich sogar die Küken schon gewöhnt, nur die ganz Kleinen piepten noch ab und zu dazwischen. Nun folgte eine heitere Melodie in einer flotten Geschwindigkeit, eine Melodie, die zum Mitkrähen anregte. Dreimal wurde sie in ihrer ganzen Länge gekräht. Auch die Menschen schienen dieses Stück zu kennen.

Das ist doch „Im Frühtau zu Berge“, haben Spaziergänger bereits mehrmals gesagt. Dabei waren sie immer so aufgeregt und erstaunt, als ob sie noch nie einen Hahn krähen gehört hätten.

Der Oberhahn senkte jetzt seinen Kopf tief hinunter zum Boden seiner Kanzel. Das war das Zeichen zum Applaus. Alle Hühner machten mit, und auch Kunibert fiel mit ein. Nach etwa einer Minute verebbte das Klatschen der Flügel. Die Runde löste sich auf und marschierte Richtung Stalleingang. Obwohl es noch früh war, hatten jetzt alle Hunger.

Die Sonne hatte sich mittlerweile erhoben und sandte ihre wärmenden Strahlen. Kunibert hätte gerne noch etwas in der Morgensonne gesessen, die Melodien nachklingen und die Federn von der Sonne aufwärmen lassen. Das ging aber nicht, denn jede und jeder hatte pünktlich zum Frühstück zu erscheinen. Nur die Küken gingen noch einmal zurück in den warmen Stall.

Am Stalleingang gab es eine weitere überdachte Holzplattform, die immer sauber und gepflegt war. Dort war jetzt emsiges Treiben. Fleißige Hühner hatten bereits mehrere Schälchen aufgestellt; in ihnen waren Körner verschiedener Sorten gefüllt. Es gab aber auch Gemüseschnitze, von den Hühnern bereits am Vorabend selbst geraspelt. Alle nahmen in einer Runde Platz, auf der Stallseite hockte Eberhard. Seit seiner Hahnfirmation durfte Kunibert neben ihm sitzen. Der Oberhahn nahm den ersten Pick, dann begannen alle fröhlich loszupicken.

Als alle satt waren, räumten drei Hühner die Frühstücksplattform auf. Diese wurde auch „Kantine“ genannt, ein Wort, das irgendwie passte. Die Hühner hatten es von Benni aufgeschnappt. Der sagte immer Kantine zu der Frühstücksplattform. Denn diese sähe ganz so aus wie die Kantine in seiner Schule, hatte er immer wieder ebenso begeistert wie belustigt ausgerufen.

Danach holten die Junghühner alle Küken aus dem Stall und marschierten mit ihnen in die Kantine. Dort gab es eine große Schüssel mit den feineren Körnern. Alle Küken stürzten sich darauf und nach wenigen Minuten war diese ebenfalls leergepickt.

Marie

Junghuhn Marie streckte verschlafen ihren Kopf aus dem Stroh. In Ihrem Stall war noch alles ruhig. Unten schliefen die meisten Hühner noch und oben im ersten Stock, in der Hahnensuite, um diese Tageszeit sowieso.

Trotzdem war die Ruhe vorbei. Sie hörte einen Hahn mit lauter, klarer Stimme Tonleitern auf und ab krähen. Das war der Hahn von nebenan.

Marie setzte sich auf und hörte zu. Krähen kann er, der verrückte Frühaufsteher. Auf seine Art schön, wenn auch nicht so beindruckend wie Bert, ihr eigener Oberhahn.

Der wiederum lag oben in seiner gemütlichen Suite. Wahrscheinlich noch tief schlafend und rechts und links neben ihm seine Lieblingshühner wärmend an ihn geschmiegt.

Marie schüttelte einen Anflug von Eifersucht beim Gedanken an Berts Lieblingshühner ab, stand auf und lief vor dem Stall auf dem Sandplatz herum. Das hat durchaus seine Vorteile, man findet immer das eine oder andere Korn oder einen Käfer. Der Hahn dort drüben nahm seinen Weckauftrag jedenfalls sehr ernst. Er krähte jeden Tag zuverlässig und exakt eine Viertelstunde vor Sonnenaufgang. Er war bekanntlich der ganze Stolz von Bauer Mettwurst, dachte Marie und erinnerte sich schmunzelnd daran, wie der Bauer von nebenan wöchentlich seinen Traktor putzte oder am Sonntag stundenlag seine geliebten Buchsbaumkugeln schnitt.

Eigentlich gar nicht so schlecht, die Hühner dort hatten definitiv mehr vom Tag. Mittlerweile war der Frühaufsteher bei seinem letzten Stück angekommen, bei dem immer alle mitklatschten. Marie drehte sich um und schlüpfte wieder zurück in ihren Stall. Hier war es noch warm von den vielen anderen Hühnern. Von draußen hörte sie noch gedämpft den Applaus der MettwurstHühner. Brav geklatscht, ihr frühen Vögel, gackerte sie leise und spöttisch. Dann streckte sie sich genüsslich im Stroh aus und schlief noch einmal ein.

Edeltraud

Nachdem alle Küken die Kantine verlassen hatten, beobachtete Edeltraud, wie die Junghühner das Chaos aufräumten, das die Kleinen hinterlassen hatten. Am Ende kontrollierte sie das Ergebnis. Es lagen immer noch Körner in den Ritzen des Holzes herum und sogar noch ein angepicktes Stück Rübe. Nach einigen energischen Rufen ihrerseits kamen die drei Junghühner zurück und durften nicht eher gehen, bis das letzte Korn weggepickt oder beseitigt war. Alle hörten auf ihre Anweisungen, dachte Edeltraud mit Genugtuung. Nur so waren Hof und Stall so sauber und geordnet, dass alle sich wohlfühlten und sogar der penible Bauer Mettwurst sich freute.

Schließlich war sie Edeltraud, dachte sie, immer noch an der Tür stehend und die Sonne auf ihren Federn spürend. Das Lieblingshuhn von Eberhard! Sie lächelte innerlich bei dem Gedanken, dass der Hahn ihr fast blind und stets vertraute. Weil sie eben Edeltraut war, das Huhn, das alles im Griff hatte, das Oberhuhn sozusagen.

Aber war sie wirklich sein Lieblingshuhn? Sein Huhn Nummer 1, wie er ihr schon manchmal leise ins Ohr gekräht hatte? (Ja, auch Hühner haben Ohren, man sieht sie nur nicht unter den Federn). Ihr Lächeln verschwand auf einmal und wich einem melancholischen Blick. War sie wirklich noch sein Lieblingshuhn? Oder beschäftigte er sich lieber mit diesen verrückten Junghühnern, die dauernd im Kreis herumliefen, Kniebeugen machten und die Flügel streckten?

Er war schon mit der einen oder der anderen im Gebüsch verschwunden, erinnerte sich Edeltraud missmutig. Naja, auch Eberhard war eben nur ein Hahn, und wie Hähne so ticken, weiß Huhn ja.

Sie sah, wie hinten die Junghähne mit einem Fallapfel herum kickten. „Fußball“, sagten sie dazu. Dass hatte ihnen Lukas beigebracht. Alle Menschen sind verrückt nach diesem Spiel, hatte Lukas den Hähnen gesagt. Seitdem spielten sie es jeden Tag.

Weiter vorne sah sie die Küken picken und herumspringen, betreut von mehreren Junghühnern.

In der hinteren Ecke ihres Reiches unter den Haselsträuchern liefen mehrere Hühner eine Runde nach der anderen. Wie die das eigentlich schafften, so lange zu laufen? Naja, sie waren doch alle jünger als sie selbst, die meisten jedenfalls.

Vorne weg wie immer Viktoria, die schnellste und ausdauerndste von ihnen. „Das Sporthuhn“, sagte der Bauer manchmal, wenn er Besuch hatte und diesem seine Hühner zeigte. Ihr Fleisch werde mal kräftig und zart zugleich, und Eier lege sie mit federnder Leichtigkeit, zweimal am Tag.

Wer‘s glaubt! Die Menschen sind ja manchmal sehr leichtgläubig.

Alle im Stall waren beschäftigt, dachte Edeltraud. In Gedanken streifte sie sich mit ihrem Schnabel durch die Federn. Sie waren immer noch von einem schönen, leuchtenden Kastanienbraun, dachte sie zufrieden. Da störten die paar grauen Federn noch nicht, oder? Sie war nicht mehr die Jüngste, aber sie war immer noch ein Rassehuhn, das seine Federn pflegt. Und das aufrecht über den Platz schritt und das stolz auf ihr Volk sein konnte!

Und doch: Was fand der Hahn nur an diesen staubigen, schwitzenden Laufhühnern?

Katharina

Helles Sonnenlicht blinzelte bereits durch die löchrigen Vorhänge der kleinen, aber kuscheligen Suite. Es war das oberste Geschoss des Hühnerstalls des Bauern Leberwurst. Stallintern hieß es eben auch „das Kuschelzimmer“. Hier kam nicht jedes Huhn herein. Aber jedes Huhn behaupte, schon mal hier gewesen zu sein.

Ob das wohl stimmte, dachte Katharina, drehte sich noch einmal um und machte die Augen zu.

Minuten später war sie schon wieder wach. Die melodischen Klänge des Hahnes von nebenan – Eberhard sollte er heißen – waren schon lange verhallt. Gut so.

Jetzt hörte sie nur noch das gedämpfte Gackern der Hühner von drüben und manchmal die kurzen Schreie der Junghähne, die schon am frühen Morgen auf dem Sandplatz herum kickten.

Aus dem Leberwurst-Stall hingegen kamen noch nicht viele Geräusche.

Lieber kuschelte sie sich noch ein Viertelstündchen an Bert, der seinen warmen Flügel um ihre Schulter gelegt hatte. Von ihm hörte sie nur ein tiefes, kaum hörbares Schnarchen. Sicher würde der Oberhahn wieder als letzter aufstehen. Ob denn der letzte Abend für ihn so anstrengend gewesen war? sinnierte Katharina. Auf jeden Fall war er lang gewesen, mal romantisch, mal gemütlich, mal wild.

Sie sah den schlafenden Hahn neben sich an. Sein buntes Federkleid plusterte sich locker-struppig auf, wenn er einatmete, und seine paar grauen Federn fielen so gar nicht auf.

Katharina mochte ihn und Bert mochte sie auch, da war sie sich ganz sicher. Sie gehörte immerhin zu seinen Lieblingshühnern. In der letzten Zeit war sie fast jeden Tag bei ihm – im gemütlichen Teezimmer unten oder hier oben im Kuschelzimmer, in das sie dann meistens zu später Stunde über eine Hühnerleiter hinaufstiegen.

Natürlich war sie nicht die einzige bei Bert, das gab es nur selten. Drüben lag noch die dunkelgraue Kunigunde, eines der ältesten Hühner, das nie von seiner Seite wich. Die schöne Aurelia hatte die Suite bereits wieder verlassen und war früh heruntergestiegen. Ja, die war noch jung und voller Energie. Bestimmt zupfte sie unten ihre Augenfedern oder hatte sogar schon ihr Morgenei gelegt.

Egal, dachte Katharina, sie war auf jeden Fall eines seiner Lieblingshühner und würde es immer bleiben.

Sie stupste den Hahn an und gackerte in sein Ohr: „Bert, steh auf! Sonst ist es bald Mittag. Wir wollen dich krähen hören!“.

KAPITEL 2:
DER TRAUM VON FREIHEIT UND MUSIK

Brunhilde

Brunhilde hatte die Notenblätter an die Stallwand geheftet. Das war viel Arbeit, immerhin fünf Blätter. Benni hatte sie ihnen mitgebracht. Er war ja schließlich der Sohn von Bauer Mettwurst und spielte Flöte. Sicher war er sehr musikalisch.

„Eberhard kräht so schön jeden Morgen.“, hatte der Junge ihr einmal gesagt. „Zeig ihm die Noten, dann wird er noch besser!“ Dann hatte er gelacht und rannte weg.

Brunhilde aber sah die vielen Punkte auf den waagerechten Linien. „Die hohen Punkte sind die hohen Töne und die niedrigen Punkte die tiefen. Sing sie hintereinander und schon hast du eine ganze Melodie gekräht.“

Gar nicht so leicht für ein Huhn, dachte sie, und fing an zu üben. Sie sang die hohen Punkte mit hoher Stimme, die niedrigen mit tiefer. Eberhard, der sie mochte und immer wieder in ihrer Nähe war, beobachtete sie und krähte leise mit.

Mit den weißen Notenblättern in ihrem Flügel sah sie aus wie ein echtes Chorhuhn. Denn sie hatte etwas Feierliches an sich. Ihr Federkleid war samtschwarz, so schwarz, wie es kein anderes Huhn besaß. Nur ihr Schnabel war dunkelrot und ihre Augen schimmerten dunkelblau. Im Halbdunkel schien sie fast zu verschwinden. Ihre Augen glänzten wie ein ferner Himmel… und ihre Stimme tönte immer voll, egal wie laut oder leise sie erschallte.

Die Töne gingen lustig rauf und runter, aber sie schienen immer wieder anders zu sein und klangen nicht wirklich wie eine Melodie. Etwas enttäuscht machte Brunhilde nach einiger Zeit eine Pause.

„Wir brauchen einen festen Ton als Grundton“, sagte Eberhard.

„Ja vielleicht. Aber welcher soll das sein?“

„Wir brauchen einen Kammerton A. Das habe ich mal vom Bauern gehört.“

Es hatte sich sogar bis zu den Hühnern herumgesprochen, dass Bauer Mettwurst im Dotterhausener Männerchor sang, so oft wie er darüber redete.

„Ja, wir brauchen einen Kammerton“, gackerte Brunhilde begeistert.

„Einen Kammerton A!“ Eberhard ließ sich nicht lange bitten und krähte einen langgezogenen Ton.

Brunhilde stimmte mit ein, so gut sie konnte mit ihrer hohen, klaren Hühnerstimme. Dann begannen sie erneut die Melodie vom Notenblatt zu singen, diesmal mit dem Kammerton A als Grundlage. Sie krähten sie zweimal, dreimal, viermal.

„Es ist jetzt eine richtige Melodie geworden,“ sagte Brunhilde glücklich und schmiegte sich an Eberhard an.

Der Hahn legte seinen großen Flügel um sie und gurrte „Danke, meine Liebe, das war ein großer Schritt!“

Der Oberhahn schaute sie liebevoll an. „Es war nur eine Übung für uns“ sagte er feierlich. „Aber es war ein großer Schritt für die ganze Huhnheit. Unser Krähen wird jetzt Musik!“

Dann gingen sie ganz nach hinten in Eberhards Nest und zogen den samtenen lila Vorhang zu.

Marie

Jetzt war sie ausgeruht und frisch. Gut gelaunt ging sie Richtung Terrasse. Das ist der überdachte Bereich vor dem Stall. Meistens steht dort eine volle Schüssel mit Körnern oder ein Teller mit Salat. Aber nur, wenn Bauer Leberwurst daran gedacht hatte.

Heute hatte er daran gedacht. Deswegen waren schon einige Hühner dort und waren fleißig am Picken. Marie gesellte sich dazu. Sie pickte, soviel sie konnte, denn nicht immer waren die Schüsseln voll.

Danach zog sie sich wieder in ihr Nest zurück. Marie liebte die späten Morgenstunden. Sie waren so schön ruhig und voller Konzentration. Dann wühlte sie im Stroh und zog mit ihrem Schnabel einen großen flachen Gegenstand heraus.

Es war ein Buch. Ja, so ein flaches Ding, wie die Menschen es manchmal mit sich trugen. Marie sah es an und gackerte laut und deutlich: „Meine erste Lesefibel.“ Die anderen Hühner, die schon auf ihren Nestern saßen, schüttelten die Köpfe.

Kunibert

Erschöpft ließ sich Kunibert auf das Brett am Rande des Kickplatzes nieder. Auch die älteren Küken hatten mit dem Kicken aufgehört. Sie stießen sich noch gegenseitig auf dem Platz herum und neckten sich mit lautem Gepiepe.

Kunibert ging lieber hinter den Stall, wo es noch grün war und allerlei Gestrüpp wuchs. Hier liebte er es, in Ruhe zu scharren nach Wurzeln, Käfern oder Würmern, zu picken und sich dann wieder eine Weile auszuruhen.

Weiter links sah er die sportlichen Hühner, die eben vom Laufen zurückgekommen waren.

Sie gackerten jetzt nicht mehr, sie keuchten nur noch. Ob das lange Laufen wirklich so gesund war, wie das Sporthuhn behauptete, überlegte der Junghahn. Viktoria entließ sie aber nicht, sondern ließ sie noch Übungen machen. Immer wieder wurden die Beine gebeugt und gestreckt, die Flügel über Kreuz nach hinten gebogen und der Kopf gedreht wie bei einem Schwan.

Er hatte genug vom Sport und lief lieber zurück zum Stall. Dort, wo Eberhard sein Apartment hatte, drangen Töne nach draußen.

Neugierig nahm er unter Eberhards Fenster Platz und hörte zu. Es waren Krähtöne, zuerst die Tonleitern, dann immer wieder Teile seiner Melodien. Kunibert ließ sich von den Tönen einfangen und krähte leise mit, ganz auf seine Art. Hier draußen hörte ihn ja keiner und keine.

Ja, der Oberhahn übte täglich fleißig, seine Kräherfol- ge kamen nicht von ungefähr.

Zwischendurch hörte Kunibert immer wieder ein helles Gackern. Eines der Hühner schien bei ihm zu sein. Das war eher ungewöhnlich, denn beim Krähen wollte Eberhard normalerweise alleine sein.

Dann fing er an mit Melodien, die er, Kunibert, noch nie gehört hatte. Es waren Melodien, die fast wie die Lieder der Menschen klangen, ja eben wie richtige Musik. Und dieses gackernde Musikhuhn unterstützte ihn dabei, seine Töne klangen mal piepsig, mal gurrend – meistens wurden sie von der lauten, festen Stimme Eberhards übertönt. Aber das Huhn schien die Töne sicher zu treffen.

Wer auch immer sie war, sie schien dem stimmgewaltigen Althahn Sicherheit zu geben auf seiner Reise durch die Musik der Menschen. Wieder krähte Kunibert mit und seine Stimme wurde mit der Zeit ruhiger und fester.

Da hörte er ein lautes Klatschen hinter sich. Dort stand der Bauer am Zaun in seinem sorgsam gebügelten Hemd, neben ihm Lukas, der auf der mittleren Zaunlatte stand, um mehr zu sehen. Beide lachten und der Bauer streckte seinen Daumen hoch.

Kunibert merkte, wie das Blut in ihm hochstieg. Sicher war sein Kopf jetzt rot wie der eines Truthahns. Bestimmt hatten sie beobachtet, wie er vor dem Stall lauschte und krächzend versuchte mit zu krähen. Mit einer schnellen Bewegung verschwand der Junghahn im Dickicht und wurde bis zum Mittagspicken nicht mehr gesehen.

Bert

Bert richtete sich auf und streckte sich. Der Morgen war gekommen, wenn er wach wurde. Das war genau jetzt. Auch die schöne Aurelia neben ihm rieb sich die Augen.

„Komm Aufstehen, meine Süße!“ sagte der Oberhahn.

Es ist ja noch sooo früh!“, piepste Aurelia. „Du bist der Held des Morgens!“

„Wir beide“, ergänzte Bert jovial.

Die Sonne schien bereits hell durch die Ritzen des Vorhangs. Alle anderen sind sicher schon auf, dachte der Hahn. Ich muss mich jetzt beeilen, damit die mich mit dem Morgenkrähen noch ernstnehmen. Aber der Abend war ja so lang gewesen.

Er trat hinaus auf seinen Balkon direkt vor seinem Teezimmer. Dort atmete er ein paar Züge lang tief die frische Luft ein. Unten war schon Gegacker zu hören, sowohl von seinen Hühnern, als auch von denen seines Nachbarn Eberhard.

Also los, sei ein Hahn!

Mit diesem Gedanken zupfte er seine Federn zurecht und räusperte sich lautstark. Sein Signal zeigte schon bald Wirkung.

Es wurde unten leiser, das Gegacker verebbte. Stattdessen reckten bereits viele Hühner erwartungsvoll ihre Köpfe nach oben zu ihm, Bert, ihrem Oberhahn. Mit einem energischen Schwung drehte er sich um und marschierte mit großen, elastischen Schritten die Hühnerleiter hinauf zum Dach seines Kuschelzimmers.

Dort stellte er sich in Positur, die Beine schulterbreit, die Brust stolz nach vorne geschoben, die Flügel leicht angehoben, der rote Kamm geschwollen.

Seine bunten Federn glänzten im Sonnenlicht, sein Schnabel war zum Himmel erhoben. Ohne den Kopf auch nur einen Millimeter zu senken, sah er im Augenwinkel seine Hühner erwartungsvoll vor dem Stall stehen. Die schöne Aurelia war darunter, die treue Katharina, die kluge Marie … eine Sekunde lang sah er sie alle vor sich.

Dann legte er los.

Er wählte einen tiefen Ton für den Einstieg, stieß ihn gurrend und brodelnd aus, steigerte ihn schließlich zu einem lauten Dröhnen, das die losen Bretter des an vielen Stellen klapprigen Stalls vibrieren ließ. Dann ließ er den Ton wieder leiser werden, was ihm erlaubte, durch seine Nasenöffnungen oberhalb des Schnabels unbemerkt einzuatmen, bis seine Lunge erneut bis zum Rand gefüllt war.

Nun steigerte er den Druck wieder, das Krähen wurde lauter und etwas höher. Der Oberhahn heftete seinen Blick auf die großen Tannen am fernen Horizont und ließ seine Zunge ganz in den hinteren Bereich seines Mundraumes wandern und erhöhte dabei weiter den Druck. Das Krähen wurde immer lauter, zu seinem sonoren Grundton gesellte sich ein Klangteppich aus Obertönen. Er modellierte seine Stimme und die Obertöne wurden immer schriller, schienen seinen Schnabel zu verlassen, zu wandern wie eine Wolke, die über seinem Stall hin- und herwanderte. Weitere Obertöne entstanden eine Oktave höher, flirrten durch die dunkle Krone der Eiche und brachten sogar Foxi, den wohlerzogenen Jagdhund der Mettwursts, zum Jaulen.

Bert machte eine Kunstpause, senkte dabei den Kopf, um mit seinen Hühnern einen kurzen Blickkontakt aufzunehmen. Dabei füllten sich seine Lungen erneut.

Jetzt gab er alles. Sein Krähton erreichte die Hühner wie eine Druckwelle. Der Ton wurde schräg und brüchig, sprang unvermittelt eine Quinte hoher und wieder bis zur Oktave, dann wieder herunter, schwingend, vibrierend und voller Energie. Am Ende seines gewaltigen Atemzuges verhallte ein tiefer Ton im Nirgendwo.

Es wurde einen Moment lang ganz still. Dann brandete der Applaus von unten hoch.

„Bert, Bert!“, riefen die Hühner ihm zu. „Du kannst es! Du bist der beste Kräher!“

Bert sammelte sich, schritt nach vorne, sah auf die Hühner hinunter und verbeugte sich, wobei sich seine Flügel etwas anhoben und ihn noch größer werden ließen. Diese Zeremonie wiederholte er nach allen Seiten, denn alle seine Hühner sollten von ihm die Wertschätzung erfahren, die sie ihm entgegenbrachten.

Erst als wieder Ruhe eingekehrt war, stieg der Hahn die Hühnerleiter hinab und freute sich auf sein Frühstück.

Viktoria

Es war später Nachmittag. Die Sonne war bereits hinter den Bäumen des benachbarten Waldes versunken. Aber es war warm und immer noch hell. Viktoria scharrte ungeduldig mit ihren Füssen im Sand. Ich will laufen, dachte sie. Ich habe so viel Energie. Vielleicht bin ich wie meine Vorfahren, die noch keine Ställe und Gehege kannten, die frei herumliefen durch wilde Wälder und Steppen.

Ich spüre meine Kraft, stellte sie fest, und sie marschierte dicht am Zaun hin und her. Nicht ohne Grund nennen mich alle hier nur das Sporthuhn. Denn ich habe die Kraft, meine Schwestern jeden Morgen zum Sport anzuleiten, zu verhindern, dass sie ganz verkommen zwischen schlafen, picken und Eier legen. All das dachte Viktoria nicht ohne Stolz.

Dann fand sie die Stelle im Zaun, die ihr schon einmal aufgefallen war. Hier war ein Schlitz, zwei Lagen Maschendraht nicht ordentlich miteinander verbunden. Auch die Menschen pfuschen manchmal, dachte das Sporthuhn mit Genugtuung. Schließlich waren sie ja auch nur Hühner.

Mit einer geschickten Bewegung schlüpfte sie durch die Zaunlücke.

Nun befand sie sich außerhalb des Geheges, zum ersten Mal in ihrem Leben. Es fühlte sich gut an. Sie hüpfte herum, entfernte sich ein paar Meter von ihrem vertrauten Terrain.

Freudig visierte sie den Wald an und lief los. Sie lief und lief, und sie fühlte sich phantastisch. Zum Laufen bin ich geboren, wusste sie, nicht zum herumhocken im Stall und zum Gackern ein paar Meter davor.

Dann blickte sie nach oben in den weiten, blauen Himmel. Das war schön. Aber auch irgendwie beängstigend. Zum ersten Mal stiegen in ihr Bedenken an ihrem Vorhaben auf.

Da erinnerte Viktoria sich an Edeltraud. Sie war die älteste Henne im Stall von Bauer Mettwurst und hatte schon viel erlebt. Bevor sie zu Mettwurst kam, war sie in einem anderen Stall in einem anderen Dorf, irgendwo ganz weit entfernt, hatte sie gehört. Als sie, Viktoria, noch ein Junghuhn war, hatte Edeltraud ihnen immer wieder gesagt: „Schaut nach oben und meidet den freien Himmel.“

„Warum?“ wollten die Junghühner wissen und waren gar nicht einverstanden mit Mahnungen dieser Art. „Oben am Himmel gibt es Vögel, große Vögel. Sie kreisen am Himmel, scheinbar leicht und weltentrückt. Ja, sie können fliegen ganz ohne Mühe, auch in größter Höhe. Aber sie tun es nicht nur zum Spaß. Ihr Blick ist immer gesenkt. Sie beobachten den Boden die ganze Zeit und aus großer Höhe. Mit ihren scharfen Augen suchen sie Hühner wie uns oder auch andere Tiere. Sobald sie jemanden sehen, allein auf weitem Feld ohne Schutz und Deckung, dann stürzen sie herab und bringen den sicheren Tod. Egal wie schnell ihr seid, ihr habt keine Chance!“

Viktoria gruselte bei diesem Gedanken. Mit ein paar großen Sätzen erreichte sie die schützende Hecke. Hier fühlte sie sich gleich viel wohler. Sie gönnte sich eine Pause.

In ihr pochte ihr Herz schnell und stark. Aus ihrer Deckung heraus beobachtete sie das weite Feld. Versöhnlich sandte die Sonne ihre warmen, orangenen Strahlen über das Getreidefeld. Weit hinten liefen zwei Menschen mit einem Hund den Weg entlang. Hochzufrieden seufzte sie, hier sieht mich niemand - außer der Sonne selbst.

Hier konnte auch sie, das Sporthuhn sich einmal eine Pause gönnen. Das aber hielt sie nicht lange aus. Sie sprang wieder auf die Beine lief die ganze Strecke ohne Halt zurück und schlüpfte gewandt durch den Zaun zurück in ihr Gehege.

Niemand braucht das zu sehen und – noch besser – niemand hat es gesehen.