Erst auf der Basis einer sicheren Bindung ist ein Kind dazu fähig, glücklich und neugierig die Welt zu entdecken. Die Bindung zwischen Eltern und Kind bildet das Fundament einer tragfähigen Beziehung.
Damit Ihr Kind seine Fähigkeiten und individuellen Potenziale entfalten kann, braucht es Ihre Liebe und die tiefe Bindung zu Ihnen.
Eine geschützte und warme Atmosphäre in der Familie ist die Quelle der Geborgenheit und der Abwesenheit von Angst. Sie schenkt emotionale Sicherheit.
In der ersten Zeit mit dem Kind hängt die Bildung der Bindung vor allem von der zugewandten und liebevollen Präsenz der Eltern bzw. eines Elternteils ab. Das Baby erhält schon in den ersten Lebensmonaten Gewissheit darüber, dass es liebevoll umsorgt wird und seine Bedürfnisse erkannt werden. Durch die Aufmerksamkeit und eine fürsorgliche Art und Weise, mit der auf die Signale des Kindes reagiert werden, zeigen sich die Eltern als zuverlässige Bindungspartner. Wenn Ihr Kind einen relativ unkomplizierten Charakter hat, dann wird es dank der sicheren Bindung in den ersten Monaten Ausgeglichenheit zeigen und neben der Freude am Kontakt mit Ihnen auch Interesse am eigenständigen Spiel haben. Ich habe mit Bedacht das Wort „Wenn“ gewählt, denn es kann auch sein, dass Ihr Kind sich trotz all Ihrer liebevollen Bemühungen anders verhält. Sollte das der Fall sein, dann machen Sie sich keine Sorgen. Selbst wenn Ihr Baby nicht der „Norm“ entspricht, sind Sie trotzdem der sichere Bindungspartner für Ihr Kind. Im Kapitel über die verschiedenen Temperamente können Sie mehr über das Themenfeld der „schwierigen“ Babys und Kinder lesen.
Ihr Kind braucht also diese intensive Bindung zu Ihnen, damit es glücklich aufwachsen kann. Jedes Kind besitzt individuelle Persönlichkeitsmerkmale und vielfältige Charaktereigenschaften.
Deshalb macht es Sinn zu fragen: „Welche Art von sicherer Bindung braucht mein Kind genau?“ Selbstverständlich besteht die Essenz der sicheren Bindung aus bestimmten Grundlagen. Doch abgesehen davon kommt es auf die ureigene Persönlichkeit Ihres Kindes an, wie die Bindung in Wort und Tat gestaltet wird.
Das frühe Glück des Kindes wächst in Ihren Armen, die es liebevoll halten. Die bindungsorientierte Elternschaft erstreckt sich natürlich nicht nur auf die Baby- und Kleinkinderzeit, es ist eine innere Haltung, mit der Sie Ihr Kind ein Leben lang begleiten. Einfühlungsvermögen und Verständnis sind die Grundlagen, auch wenn Sie den Bedürfnissen Ihrer Kinder situationsabhängig nicht immer nachkommen können.
Sie sehen: In Erziehungsfragen gibt es nicht DIE eine richtige Lösung oder DIE eine konkrete Handlungsanweisung, an die man sich immer halten kann. Es gibt sicher Situationen, in denen gewisse „Erziehungsrezepte“ funktionieren. Aber Ihr Kind und Sie sind Menschen mit einer individuellen Persönlichkeit. Stimmungen und Bedürfnisse variieren und die Konstellation in der Familie unterliegt einem steten Wandel. Jede Situation hat andere Rahmenbedingungen und dann gibt es auch noch die Sachzwänge von außen. Sie kennen das sicher, wenn Sie zum Beispiel so unter Zeitdruck stehen, dass Sie ganz anders auf Ihr Kind reagieren als Sie es eigentlich möchten. Aber machen Sie sich keine Sorgen, nur, weil Sie ab und zu einen Fehler machen, wird Ihr Kind nicht gleich einen negativen Gefühlsballast mit sich herumtragen. Niemand ist perfekt, auch Eltern nicht. Ein vorrangiges Thema unserer Zeit ist die Optimierung und der Perfektionsdrang, auch die Erziehungslandschaft wird geradezu von dieser Welle überrollt. Lassen Sie sich davon nicht beeinflussen, solange Sie intuitiv und liebevoll mit Ihrem Kind umgehen, machen Sie alles richtig.
Eltern haben heutzutage große Angst etwas falsch zu machen. Weil sie das Beste für ihre Kinder möchten, stellen sie sich ständig selbst in Frage und wollen ihren Nachwuchs kontinuierlich fördern. Das ergibt einen enormen Druck. Dabei ist Gelassenheit für das Glück in der Familie so wichtig. In glücklichen Familien werden die Zügel auch einmal lockergelassen, es wird nicht alles so eng gesehen und ein kleiner Scherz kann ein sich anbahnendes Drama im Kinderzimmer schnell beenden.
2.1 Behütet schlafen
Gerade in den ersten Lebensjahren ist für die Eltern der Schlaf mitunter eines der wichtigsten Themen. Der Schlafrhythmus Ihres Kindes entwickelt sich über einen langen Zeitraum, er ist mit dem Erreichen des 2. Lebensjahres noch nicht abgeschlossen. Zu Beginn muss sich der Säugling an einen Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnen. Danach können bestimmte psychische Entwicklungsphasen oder auch körperliche Ausnahmezustände wie eine Krankheit oder das Durchbrechen der Zähne das Ein- und Durchschlafverhalten beeinflussen. Vieles spiegelt sich im Schlaf des Kindes wider. Auch das individuelle Temperament Ihres Kindes ist ein wichtiges Element.
Es gibt jedoch Faktoren, mit denen Sie das Schlafverhalten positiv beeinflussen können. Ihr Kind kann gut schlafen, wenn es sich sicher fühlt. Deshalb ist das Thema Schlaf für eine glückliche Eltern-Kind-Bindung sehr wichtig. Das Gefühl der Sicherheit wird durch Ihre Anwesenheit vermittelt. Babys und Kleinkinder möchten in der Nähe ihrer Eltern schlafen, weil sie sich dann sicher und geborgen fühlen. Ob Sie sich in diesem Zusammenhang für ein gemeinsames Familienbett, ein Beistellbett oder das Kinderbett neben dem Elternbett entscheiden, ist eine Sache, die nicht nur von den Bedürfnissen Ihres Kindes abhängt. Auch Sie müssen sich damit wohlfühlen und vor allen Dingen gut schlafen können, denn nur ausgeschlafene Eltern können gelassen sein.
Wenn es mit dem Einschlafen nicht klappen will
Wahrscheinlich kennen Sie das: Nach einem langen Tag freuen Sie sich auf den Abend, wenn Sie Ihr Kind schlafen legen und endlich Zeit für sich haben. Dann möchten Sie all die Dinge tun, für die Sie am Tag keine Zeit gefunden haben, zum Beispiel ein Buch lesen, mit einer Freundin telefonieren oder einfach die Beine hochlegen und entspannen. Aber schon mit dieser Einstellung kann eine angespannte Situation entstehen, wenn das Kind Ihre Erwartung und gestiegene Anspannung am Ende des Tages spürt. Und umso länger es zum Einschlafen benötigt, umso angespannter werden Sie. Kinder haben feine Antennen für die Stimmungen der Eltern, sie fühlen deren Anspannung, nehmen sie als verstörend oder sogar beängstigend wahr und finden deshalb noch schwerer in den Schlaf. Auf diese Weise entsteht ein verhängnisvoller Kreislauf.
Damit dieser Kreislauf erst gar nicht in Gang gesetzt wird, können Sie einiges tun. Bereits während des Tages sollten Sie sich zwischendurch immer mal wieder etwas Ruhe gönnen. Wenn Sie darauf achten, Ihre Batterien auch tagsüber hin und wieder aufzuladen, dann sind Sie am Abend nicht komplett erschöpft. Auch wichtige Erledigungen sollten Sie nicht auf den Abend legen, damit Sie beim Schlafenlegen Ihres Kindes nicht unnötig unter Zeitdruck stehen. Mir ist bewusst, dass die letzten beiden Ratschläge sich nicht immer umsetzen lassen. Aber es lohnt sich, sie im Auge zu behalten.
Und an den Abenden, an denen das Kind nur schwer zur Ruhe findet, nehmen Sie die Situation einfach so an, wie sie ist. Kuscheln Sie mit Ihrem Kind oder singen Sie ihm ein Schlaflied vor, mit anderen Worten: Machen Sie sich die Zeit mit dem Kind schön.