Nur so:

Ich habe das Buch „Haschwärts“ genannt, obwohl nur Ede gelegentlich Hasch rauchte. Aber der Titel verkauft sich so sicher besser :-)))

Der ursprüngliche Titel war „Die Würstchenbude“, denn das war der VW-Bus wohl mal, mit der Doppeltür links und rechts einer großen, nach ober zu klappenden Seitenwand.

Damals war Hasch in Afghanistan und Nepal legal und so begegneten wir einigen Europäern, die tatsächlich haschwärts reisten.

Es war einmal, 1972.

Verdammt und ist nicht mehr möglich, heutzutage.

Warum? Weil einige Leute daran verdienen, Krieg zu machen und oder Ihre Egos zu befriedigen!

Trotzdem möchte ich Euch eine Geschichte erzählen, von vier jungen Männern, die mit einem alten VW-Bus über Land nach Nepal fuhren und dabei vier Motoren verbrauchten.

Aber sich einen Traum verwirklichten.

Für sich selbst.

Und die hinterher sagten, es war wichtig.

Für sie selbst.

Aber fangen wir an, denn ich war einer von ihnen und weiß, wovon ich rede.

Die anderen waren Udo Biernat, Wolfgang (Ede) Pospiech und sein Bruder Werner (zeitweise).

Und ich weiß, dass es heute noch möglich wäre, wenn die Leute erschossen würden, die Unheil anzetteln und nicht die unschuldige Bevölkerung, die nur in Frieden ihre Felder bestellen möchten.

Aber das ist eine andere, uralte Geschichte.

Wollen Sie wissen, wo wir langfuhren? Damals.

Wir starteten in Berlin und durchquerten eine perverse Grenze, von denen es heute immer mehr gibt. Diese nicht mehr. Manchmal siegt der Verstand.

Weiter durch Österreich und Italien. Jugoslawien, gibt es so nicht mehr, Griechenland, Türkei, Iran, kein Kommentar, auch wenn der Glaube viel erklärt aber nichts entschuldigt. Afghanistan, was soll man sagen.

Pakistan, Indien, Nepal. Zurück wieder durch Indien, Pakistan, Iran und dann Irak. Jordanien, Israel, Libanon, Syrien und wieder die Türkei. Der Kreis hatte sich geschlossen.

Alles klar, versuchen Sie diese Tour heute nicht.

Inhaltsverzeichnis:

Vorbereitung

Die Zahl der Reisewilligen schwankt, während der Planung zwischen vier und sechs, als die Arbeit anfängt blieben Udo, Ede, Werner und ich übrig.

Zuerst müssen wir ein Auto finden, was aber bei den geringen geplanten Kosten, kein einfaches Unterfangen ist.

Nach einigen Wochen besichtigen wir einen VW-Bus.

12 Jahre alt, kein TÜV.

Aber wer spricht da von Bus?

Seine Merkwürden hat die Doppeltür statt rechts auf der linken Seite.

Aha, englische Ausführung.

Irrtum.

Das Lenkrad ist links. Baufehler? Montagsproduktion?

Nein, das Gefährt entpuppt sich als ein ehemaliger Imbisswagen.

Rechts hat es keine Fenster, sondern eine Klappe, die man ab halber Wagenhöhe nach oben aufklappen kann.

In einer Würstchenbude nach Nepal?

Wohl nichts.

Wir verabschieden uns und gehen, da es schon spät ist, ein paar Bier trinken.

Aber irgendwie ist Udo und Werner das Bier nicht bekommen.

Plötzlich meint Udo, man könne ja Fenster in die Klappe schneiden, und Werner will sie in warmen Gegenden ganz abmachen.

Jedenfalls entdecken wir proportional zur Biermenge die Vorzüge der Würstchenbude.

Die Reifen sind fast neu. Prost.

Herr Ober, noch ein Bier.

Die kleine Gepäckbrücke und die Einrichtung lassen sich vielleicht noch verkaufen?

Bedienung! Sollen wir verdurschten?

Vorne sind zwei Einschelsichtze mit Schischerheitsgurten.

Frau Wirtshaus!

Der Wagen ist vom Besitzer schon mal zum TÜV gebracht worden.

Zwar durchgefallen, aber jetzt wischen wir, was gemacht werden muß.

Drei Bier, Hicks.

Außerdem ist er Innen mit Holz ausgekleidet, und zwischen Blech und Holz ist Styropor. Gute Isolierung.

Sechs Bier für meine vier Freunde und mich zwei! Aber dalli!

Und so ein netter Mensch, der Verkäufer. Hicks.

Und er schtudiert auch Pschyschik an der Unität.

Bedienung.

Und ich will endlich einen Busch haben!

Schluchts. Hicks.

Also gehe ich zum Telefon und wir verabreden uns mit dem Besitzer noch einmal für morgen.

Uns so wird dann doch das Gefährt für 450.- DM der unsere.

Stellen Sie sich vier Typen, ein Schrottauto und viel guten Willen und wenig Geld vor.

Das heißt nämlich: Drei Monate Arbeit in jeder freien Minute.

Nebenbei müssen wir jobben, um Geld zu verdienen und die Uni geht auch noch weiter.

Ede liegt unter dem Auto und entrostet den Unterboden mit Hammer und Drahtbürste. Dabei hat er sich eine Taucherbrille aufgesetzt, um nicht allen Dreck in die Augen zu bekommen, denn er wird halb verschüttet.

Trotzdem bleiben erstaunlicherweise Reste vom Boden erhalten.

Udo schmiert die Längstträger mit Beton aus und modelliert sie nach. Endlich täuschen Glasfibermatten, Polyester und Unterbodenschutz einen Unterboden vor.

Feinarbeiten wie die Scheinwerferreflektoren oder elektrische Probleme regen uns kaum noch auf.

Zwischendurch bohrt mir Udo mit der elektrischen Bohrmaschine in die Hand, als ich ein Blech festhalte, dass er von der anderen Seite anbohrt.

Ich weiß gar nicht, wer von uns beiden blöder aus der Wäsche guckt. Dabei blutet es gar nicht und wir können uns den Knochen ansehen. Erst nachdem ich die Hand unter kaltes Wasser halte, strömt mein Lebenssaft heftig los und wir müssen einen dicken Druckverband auflegen, der aber wieder durchgeblutet ist, bis wir bei meinem Hausarzt ankommen. Letztlich macht der aber auch nichts anderes als wieder die Hand zu verbinden.

Udo schweißt noch einiges. Wenn das alte Blech anfängt zu fließen, ist das neue erst angewärmt. Ist letztes weißglühend, ist das alte Blech schon lange nicht mehr vorhanden. Udo ist ziemlich verzweifelt und deshalb müssen wir dann halt die Bleche nieten.

Wir schmieren anschließen dick Unterbodenschutz drauf.

Und so naht der TÜV Termin.

Unser Angstschweiß tropft und der Techniker hämmerte irritiert auf den Trägern herum. "Ich weiß ja nicht, was das ist, aber es hält ja offensichtlich" meint er nur.

Wir bekommen die begehrte Plakette.

Der Wagen soll auf Udo zugelassen werden, wegen der billigen Beamtenversicherung seines Vaters. Dieser verweigert aber seine Unterschrift und die Mutter lädt uns vor, immer wollen wir ihr armes Kind missbrauchen, damit aller kommende Ärger mit dem Bus an ihm hängen bleiben würde.

Aber so nicht. Nicht mit ihr. Sie hat unsere schmutzigen Tricks durchschaut.

Wir finden uns nicht zum Rapport ein und melden das Auto auf Ede an.

Wir basteln weiter. Die Inneneinrichtung, eine Reserveradhalterung vorne am Bus und was noch so nötig ist oder uns nötig erscheint. Dabei werden unsere Ansprüche mit nachlassender Lust geringer.

Die Unzuverlässigkeit von Udos Bruder ist zuverlässig, wir bekommen das Holz nicht billiger.

Wir setzen einen weiteren kleinen Dachgepäckträger aufs Dach.

Der Motor wird ausgebaut und durchgesehen. Trotzdem, dass Werner jedem von uns Dreien erzählt, die anderen zwei Kumpel wären auch dagegen, denn er hat keinen Bock.

Es kommt raus - wie auch der Motor.

Die Inneneinrichtung besteht jetzt aus einer durch gehenden Liegefläche hinter den Vordersitzen mit viel Stauraum darunter.

Es soll ja eigentlich auch nur zum Schlafen sein, denn überwiegend werden wir uns wohl außerhalb aufhalten, wenn wir nicht gerade fahren.

Schenken wir uns die Streitereien bei den Einkäufen der Lebensmittel, denn wer war nicht da, wie versprochen.

Warum mussten wir warten bis einer endlich den alten Ersatzmotor besorgt hatte.

Wer hatte wen versetzt.

Wer hatte die Farbe für den Innenanstrich weggeräumt.

Wer kam mit den Gardinen erst am Abfahrtstag an.

Egal, wir sind fertig.

Autoput und Co

Aber jetzt fahren wir tatsächlich. Km-Stand 7110 ( plus 100000 ), 12. Juli.

An der Grenze will der DDR-Zöllner die amtstierärztliche Untersuchung für den Hund sehen, der hinter auf der Liegefläche liegt. Jedenfalls so lange, bis der Hund zwischen den Schlafsäcken hervorkriecht und sich als Werner entpuppte. Haha, wauwau.

Selbst der Grenzer findet das komisch, auch wenn es nicht in seiner Dienstvorschriften steht.

Ich glaube, Werner sollte es mal mit einer Rasur versuchen.

Oder was würde dann zum Vorschein kommen?

Österreich. Wir bringen die Halogenscheinwerfer oben an der Dachgepäckbrücke an. Wegen Steinschlag und so.

Bei uns ist das verboten.

Außerdem sieht der Wagen dann im Dunkeln bei den zu erwartenden Duellen mit Entgegenkommenden größer aus, wenn das Licht so hoch ist. Vielleicht.

Km-Stand 8513. Autoput in Jugoslawien.

Eigentlich sind wir doch noch nicht weit gefahren.

Jedenfalls sagt Udo nur noch Scheiße und das Auto gar nichts mehr, nachdem es vorher fürchterlich im Motor gerappelt hat.

Uns anderen verschlägt es auch die Sprache.

Wir rollen im Leerlauf an den Straßenrand.

Udo nimmt einen Ventildeckel ab und hat Recht. Scheiße.Nicht im Motor, aber dafür ist das berühmte, übliche Ventil am dritten Zylinder gebrochen.

Wir gehen schlafen, es ist dunkel.

Am nächsten Morgen, immer in Übung bleiben, kommt der Motor raus.

Es ist nicht nur das Ventil gebrochen, es hat der Vollständigkeit halber gleich den Kolben durchschlagen und das Kurbelgehäuse zertrümmert. Nur keine halben Sachen.

Aber wir haben ja noch den alten Ersatzmotor dabei, der jetzt eingebaut wird.

Schön ist es neben der Straße nicht, selbst wenn wir den Wagen 100 Meter auf einen Feldweg geschoben haben, um nicht von LKW` s, eingeschlafenen Urlaubern und überladenen Kleinbussen der Gastarbeiter in Richtung Süden überrollt zu werden. Genug Beispiele haben wir schon gesehen.

Die brauchbaren Teile von Motor Nummer eins bleiben an Bord. Man kann nie wissen.

Wenigstens regnet es nicht mehr.

Wie sagt man doch: Positiv denken.

Wir donnern bis Istanbul durch, zwei ruhen, zwei fahren.

Nur einen Stopp legen wir kurz vorher am Meer ein.

Die Einsamkeit ist herrlich, gleich sind wir von Menschenscharen umgeben.

Trotzdem schrubben wir den Motordreck mit viel Seife von uns runter.

Ich rasiere mich sogar und verführe auch Udo dazu.

Er sieht hinterher aus wie ein abgestochenes Schwein und schwört, sich nie mehr nass zu rasieren.

Mein Rasierwasser auf den Schnitten begeistert ihn auch nicht. Eigenartig.

Ein paar Bier, eine warme Suppe, es geht weiter.

Wir haben uns vorgenommen, Istanbul auf der Rückreise ausgiebig anzusehen Irgendwer fragt: Was für eine Rückreise - böse Vorahnungen?

Schnell finden wir die Autofähre.

Werner und ich bestellen uns ein Sandwich und Ayron, eine Art Dickmilch. Es schmeckt uns gut. Also überreden wir auch Udo zu Ayron.

Udo < Wie kann man nur alte vergammelte Milch trinken? Igitt.

Zwei Stunden später wird mir schlecht.

Anhaaaalten.

Wieder raus mit dem Zeug. Jetzt geht es mir etwas besser.

Wie war das mit den bösen Vorahnungen?

60 Km vor Ankara muss ich noch mal dringend raus.

Ich fühle mich etwas abgespannt und beantrage eine Pause.

Ede breitet eine Decke aus und wir legen uns gemütlich hin.

Man liegt so da und denkt, da erstarren plötzlich die Gedanken. Es kraucht etwas Gummihaftes, Kühles von hinten in meine Hose.

Panik. Ich mag keine Eidechsen in der Hose.

Ich dresche mit der einen Faust auf dem Untier rum und reiße mit der anderen die Hose herunter.

Dabei fühle ich, wie die Eidechse seltsam lang wird.