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© 2014 Name des Autors/Rechteinhabers:

Gerhard Vohs

Illustration: Gerhard Vohs

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt

ISBN: 978-3-7357-1177-9

Inhaltsverzeichnis:

1. Mein Zuhause

Seit einigen Jahren lebe ich schon in einer absolut harmonischen Beziehung mit meinem Herrchen. Es geht mir gut, ich habe ein warmes Zuhause, kriege anständiges zu Fressen und kann den ganzen Tag tun und lassen, was ich will. Naja, nicht alles was ich will. Herrchen mag es zum Beispiel nicht, wenn ich Fliegen hinterher jage und dabei die Raufasertapeten als Kletterhilfe benutze oder wenn ich mich aufs Buch lege, wenn er gerade darin liest.

Auch hat er es nicht so gerne, wenn ich meine Krallen in ein gerade vom Drucker eingezogenes Papier verewige oder wenn ich mit den Tasten des Computers spiele, während Herrchen versucht das gestaute Papier aus dem Drucker zu entfernen. Seine anschließende Verwunderung über die Farce, warum ausgerechnet jetzt der Bildschirm weiße Hexadezimalzahlen und Fehlercodes auf blauen Hintergrund präsentierte, überwindet er meist mit einem Lächeln und einer Träne im Auge.

Berauschend findet er es auch nicht, wenn ich während seiner Tiefschlafphase, sein Gesicht abschlecke. Dabei ist es der einzige Augenblick, wo er mal stillhält; oder wenn ich nachts im Bett bergsteigen spiele und versuche seinen Zeh zu fangen.

Frühzeitig wurde mir auch beigebracht, mich niemals in einen Korb mit dreckiger Wäsche zu legen. Seit dem bevorzuge ich saubere Wäsche, am besten wenn sie noch vom Trockner ganz warm ist. Allerdings verfangen sich meine Krallen beim Treteln immer in den dichten Schlingen der Frottierhandtücher und verursachen Ziehfäden.

Am liebsten mag ich es, wenn Herrchen Wäsche gewaschen hat und sie auf einen Trockenständer zum Trocknen auf den Balkon stellt, dann schnapp ich mir ein, zwei, drei, vier Teile, zieh sie über den witterungsbedingten staubigen Balkonboden und verteile sie in Wohnzimmer, Flur und Küche. Herrchen freut sich über solche Aktionen, weil er weiß, dass er dadurch niemals Langeweile bekommt.

Ab und zu kann es auch passieren, dass ich mich übergeben muss. Das ist nicht so schlimm, dass macht jede Katze mal, die eine mehr, die andere weniger. Allerdings ist es ärgerlich, wenn ich dann gerade in seinem Bett liege. Herrchen findet es nicht besonders angenehm, wenn er abends schlafen geht und in eine breiige, unverdaute Katzenmahlzeit greifen muss.

Ist mir auch schon Mal passiert, dass ich mich auf einen seiner teuren Teppichbrücken spucken musste. Zuerst hatte er es gar nicht bemerkt, doch als er dann ausgerechnet Barfuß da hinein trampeln musste, da hatte ich mich doch lieber unters Bett verkrochen, bis er mit der Reinigung fertig war.

Zu gern beobachte ich ihn bei der Badezimmerreinigung, wenn er saugt, wischt und das Katzenklo neu mit den weißen saugfähigen Qualitätskörnchen füllt.

Folglich stürze ich mich sofort auf das für unsere Bedürfnisse speziell entwickelte Substrat und erlöse mich erstmal von meinen solange zurückgehaltenen Viertelpfündern.

So was war sehr Befreiend und da ich ein guter Gräber bin, fang ich an sie in den Substrat zu verstecken. Dabei wirbele ich nicht nur einen heftigen Sandsturm auf, sondern katapultiere einiges an Katzenstreu wieder aus meinem Klo heraus, sodass Herrchen nur noch Kopfschütteln daneben steht und sich fragte:

»Warum gehören selbstreinigende Katzenklos nicht zum Standardprogramm einer jeden Zoohandlung. Selbstreinigende Backöfen, Scheiben und Filter gibt es doch schon überall.«

Ansonsten ist er ein friedlicher Mensch. Es macht ihn wenig aus, wenn er vollbepackt vom Einkaufen nach Hause kommt, ich vor Freude im Slalom um seine Füße laufe und ihn dabei zu Fall bringe. Oder wenn ich ihm jeden Morgen den Weg zum meinen Fressnäpfen zeige, die über Nacht von Geisterhand geleert wurden und ich seine Füße als Pylonengasse mit Geraden, engen Kurven und Spitzkehren verwechsele, er jedes Mal ausweichen muss und dabei ständig mit dem Zeh gegen den Schuhschrank stößt. Es gibt Schlimmeres.

Da ich ja weiß, dass jeder Gang in die Kühe mit dem Ritual der unbezwungenen Nahrungsaufnahme verbunden ist, kommt es auch immer wieder vor, dass ich vor lauter Übereifer in seine Beine hinein bremsen muss. Aber auch das nimmt er mit einem Lächeln entgegen.

Uaaah-gähn, eigentlich bin ich ja noch müde, aber ich glaub es wird Zeit mal wieder ein Häppchen zu essen, bevor ich ganz und gar vom Fleisch falle. Herrchen meint zwar, dass ich Übergewicht hätte und er das jedes Mal spüren würde, wenn ich auf seinen Bauch liege.

Doch wenn es alles so super gut schmeckt. Mir fehlt halt einfach die Vernunft hinter der Gier. Jetzt hat er angefangen mir nur noch kleinere Mahlzeiten am Tag hinzustellen, weil er Angst hat, ich würde weiter aus dem Ruder laufen. Dafür treibt er fast jeden Tag Sport mit mir, das heißt er sitzt rum, schießt die Brekkies mit Daumen und Zeigefinger durch die Wohnung und ich muss sie jagen.

Heute Morgen hat er das Fressnapf mit Rind in Tomatensoße gefüllt ohne zu wissen, dass heute Freitag ist. Freitags ist eigentlich ein Fastentag, an dem Fleischspeisen tabu sind. Fisch ist gefragt, eine Kost die schon in der antiken Klassifizierung nicht als Fleisch galt und deshalb habe ich heute mächtigen Appetit auf Fisch.

Herrchen wird gleich nach Hause kommen, dann wird er die Fressnäpfe neu befüllen, das alte, angetrocknete in die Mülltonne werfen und wenn das Glück auf meiner Seite ist, bekommen ich vielleicht Fisch. Eigentlich ist es egal, was ich zu futtern kriege, Fisch, Huhn, Rind, Lamm, Kaninchen oder sonst was. Mein Herrchen achtet schon darauf, dass es abwechslungsreich und lecker ist, legt Wert auf eine gute Kombination von hochwertigen tierischen Proteinquellen und ausgewählten pflanzlichen Aktivstoffen.

Doch wenn ich so an einen Thunfisch denke, mit sichelförmiger Schwanzflosse oder an einen Lachs, mit seiner typischen orangen Farbe; an einer Regenbogenforelle, mit ihren blassroten Streifen; an der äußerst wendigen Makrele und an dem gelbgrün über blaugrün bis blauschwarz leuchtenden Hering, dann läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen.

Ach ja, Fisch.

Neuerdings wird auch Gemüse mitverarbeitet. Die Menschen denken doch tatsächlich, dass wir uns was aus biologischen Pflanzen machen, dabei ist doch Fleisch unser Gemüse.

Letzten hatte Herrchen Kalb und Truthahn in Grauburgunder mit Reis aufgefahren. Wow, war nicht schlecht, aber mit Reis? Früher war es Brauch bei Hochzeiten das Brautpaar damit zu bewerfen, damit sie ordentlich viele Kinder kriegen.

Doch dann hatte man festgestellt, dass man mit dem bombardieren von Reis gar nicht schwanger werden konnte und verbot damit diesen Brauch. Jetzt versucht man es über Umwege zu erreichen und als ich das erste Mal ein Reiskorn in meinem Fressen vorfand, da dachte ich, der Herr der Fellkugel hätte mich verlassen. Ich bin doch ein Kater, ein kastrierter Kater, ein Wallach unter den Katzen. Ich kann nicht schwanger werden. Bei mir kann höchstens der Bauch nur durch übermäßiges Fressen unerwartet anschwellen.

Am liebsten mag ich Soße, alles in Soße, ganz viel Soße. Da leck ich jeden einzelnen Brocken von allen Seiten ab und lass den Rest liegen, in der Hoffnung, ich kriege noch eine Schlag Soße hinterher.

Herrchen meckert dann zwar, weil wieder achtzig Prozent meines Fressens in der Mülltonne landet, doch dann schaue ich ihn mit meinen herzzerreißenden traurigen Blick an und alles ist wieder Okay. Ich weiß schon, wie ich meinen Vorteil bei ihm einsetzten kann, habe ihn ja lange genug studiert. Wer das Erlernte zu seinem Eigennutzen einsetzten kann ist klar im Vorteil.

Aaah-gähn, ich glaube ich muss mich erst mal wieder hinlegen, ein Nickerchen machen. Schlafplätze habe ich ja genug. Da steht im Wohnzimmer zum Beispiel ein nettes kuscheliges Bettchen mit hochgezogenen gepolsterten Rand, weichem Kissen und einem abgesenkten Einstieg. Den hat Herrchen mir gekauft, als ich bei ihm eingezogen bin. Schlafen tue ich darin, wenn Herrchen auf dem Sofa sitzt und ich ihn nicht stören darf, weil er am Computer arbeitet. Er hat Angst, dass der Bildschirm wieder blau wird, wenn ich ihm dabei behilflich bin, seine eBay Auktionen zu überwachen.

Von meinem Bettchen aus kann ich jeden Winkel des Wohnzimmers und des Flures genauestens beobachten und wenn er mal aufsteht und in die Küche geht, dann weiß ich, ich muss hinterher, denn eine Küche dient immer der Herstellung von Nahrung. Doch meistens holt er sich nur einen Kaffee.

Für den Sessel hat er ein extra dickes mit Schaumstoff gefülltes Schlafkissen gekauft, was ich am Vormittag benutze. Herrchen meinte es hätte unter anderem den Vorteil, wenn Besuch kommt, er das Kissen nur wegnehmen bräuchte, um Sitzgelegenheiten für den Besuch freizustellen, die von keinerlei Fell-Haar verunglimpft sind.

Doch das hatte er sich auch nur gedacht. Wie oft hatte ich schon diesen Platz mit meinen äußerst angsteinflößenden Killerblick und einem bösartigen Knurren verteidigt. Sollte es doch jemand geschafft haben meinen Sessel zu belagern, so setzte ich mich auf deren Schoss und kratze mich ordentlich, dass meine Haare nur so fliegen. Hilft das nicht, so verhänge ich meine Kralle mal eben kurz in dessen Strümpfe, wobei mir Nylonstrümpfe am liebsten sind oder ich beiße in die Fußknöchel.

Nachts schlafe ich auch gern mal im Bad auf der Badezimmermatte. Sie ist schön groß und wenn ich mich damit zudecke, dann ist es wie eine Höhle. Allerdings zum leid von Herrchen, wenn er morgens schlaftrunken ins Bad geht und über die zusammen geknautschte Matte stolpert.

Im Schlafzimmer hat er am Sideboard die unterste Schublade herausgenommen und zwei Wolldecken hineingelegt.

Eine kleiner schummriger Zufluchtsort, der als Symbol der Geborgenheit dienen soll, eine Höhle für mich ganz alleine. Ein Sinnbild, der schon für die Ureinwohner als Zufluchtsort galt und das eng mit den Grundbedeutungen eines Hauses verwandt waren. Naja, ihm zur Freude habe ich mich auch schon mal reingelegt.

Am liebsten aber liege ich auf dem Bett, auf der aufgeschüttelten, zusammengelegten Bettdecke, auf das dicke füllige aufgeplusterte Federbett. Tief sinke ich ein in die flauschige Beschaffenheit der Daunen, rolle mich auf dem Rücken, stecke meine Pfoten weit von mir und sehe ringsherum die Bettdecke, wie beklemmende Steilwände aufsteigen. Hier liege ich wie in einer schachtartigen Vertiefung, wie in einem Krater.

Geräusche wurden gedämpft und eine angenehme wohltuende Ruhe entstand. Ein Moment um den Geist zu reinigen und Sorgen und Ängste loszuwerden, damit ich mich auf das pure Sein konzentrieren kann, mich mit ruhiger Bewusstheit zu öffnen, innerlich mich von meinen um mich kreisenden Gedanken zu entspannen. Ich lausche meinen Atem, wie ich die Luft aus den Lungen stieß und nach dem Motto: ich hab noch was vergessen, sie wieder zurückholte. Ich dachte an meine Katzenbabyzeit…,

2. Erinnerungen wurden wach

… an meine Niederkunft und an die Worte meiner Mama. Auf der Akropolis wurde ich gezeugt, in einer Vollmondnacht mit einem Kreta-Kater, behauptete sie. Aber sie hat immer zu Übertreibungen geneigt. Hätte nicht viel gefehlt und sie hätte mich Platon genannt, nach dem griechischen Philosophen, als Erinnerung gewissermaßen.

Es war nachts, nicht auf der Akropolis sondern in einer Scheune zwischen Milchkühen, Ziegen und Schafen, als ein kleiner Wurm mit achtundneunzig Gramm Gewicht und einer stolzen Länge von fünfzehn Zentimeter als letzter von drei Katzenbabys das Licht der Welt erblickte. Eigentlich hatte ich da noch gar nicht das Licht der Welt erblickt, denn wir Katzenbabys kommen nicht nur taub sondern auch blind zu Welt. Aber das ändert sich so nach zehn Tagen.

Instinktiv kroch ich in Richtung Mamas Brust, da mich der Hunger plagte, doch meine Geschwister drängten mich immer weg. Sie machten sich extra breit, dass ich nicht dazwischen konnte, doch Mama hat mich dann mit ihrer Pfote herangezogen, dazwischen gedrückt und so konnte auch ich an den Zitzen saugen. Eng kuschelte mich an sie heran und fühlte mich wohl an ihrer Brust. Sie war so warm und ihr Fell war weich und geschmeidig.

Eine Geborgenheit baute sich auf, eine enge Verbindung zur Mama, ein einzigartiges Gefühl. Eigentlich ist es eine praktische Einrichtung, denn man braucht nicht auf die Jagd zu gehen um sich zu ernähren, Mamas Brust ist immer "zur Hand". Doch irgendwann wird Mama aufhören mich zu stillen und mich in die Jagd der Nahrungsversorgung einweisen, doch das dauert noch ein bisschen.

Nach zehn Tagen konnte ich meine Augen aufmachen und so sah ich zum ersten Mal meine Geschwister und Mama. Sie war eine hübsche Katze, schwarz/weiß gestromt, hatte weiße Füße und kleine Ohrpinsel. Meine Geschwister möchte ich nicht. Sie hatten mich immer beim saugen weggestrampelt und hatten mich immer gehänselt, weil ich kleiner war als sie. Es war so gut wie unmöglich, sich als kleiner Kater zwischen zwei großen Katzenmädchen durchzusetzen. Wenn ich mal groß bin, dann werde ich mein eigenes Leben führen und dann können meine Geschwister mich mal. Nur für Mama, da werde ich immer da sein.

Ich war nun schon sieben Wochen alt, wurde immer größer und stärker. Am Tage verließ ich mein Zuhause um das Jagen zu üben, mich an einer Beute lautlos heranzupirschen, es zu packen und…. Manchmal spielte ich auch noch eine Weile mit meiner Beute.

Doch das ist gar nicht so einfach. Es gibt verschiedene Arten wie man Jagd. Zum einen die Ansitzjagd, das heißt man sitzt stundenlang vor einem Loch und wartet, bis sich die Maus heraus traut. Oder man verfolgt eine Spur, eine Fährte, an die man sich ganz langsam und leise heranpirscht. Dritte Möglichkeit wäre, die weniger schmackhaften Reste aus den Mülleimern der Anwohner zu fischen.

Nicht jeden Tag findet man was nährstoffreiches, manchmal fand ich auch nur eine aufgerissene Corn Flakes Tüte, in einer rötlichbraungrünen Schlammpfütze. Jagen ist auch nicht ungefährlich. Es werden jedes Jahr viele Katzen unter dem Vorwand abgeschossen, dass sie wildern würden. Um den nach zu helfen, werden sogar Geruchsköder ausgelegt, womit man uns anlockt.

Heute war wieder mal ein schlechter Tag zum Jagen, keine Ratte die mir über den Weg lief, keine Maus und auch kein Wühler. Nur ein paar Grashalme, die zum Satt werden dienten, aber den Hunger nicht wirklich stillten.

Ich machte mich wieder auf den Heimweg, schleiche durch das hohe Gras an den Milchkühen vorbei, die seit dem Frühjahr auf der Weide grasen. Man muss aufpassen, wo man hintritt, denn überall liegen hier die grünbraunen Tretminen herum, die so groß sind, dass ich mich darin verstecken könnte.

Einige von den Viechern lagen faul herum und waren damit beschäftigt, ihr zerkautes nochmal zu zerkauen. Andere standen da, mit leicht gesenktem Kopf und schauen mir hinterher. Dabei peitschen sie mit ihren Schwanz aufgeregt hin und her.

Es ist schon eigenartig, dass wir Tiere über derartige Anhängsel verfügen und zu was sie von Nutzen sind. Kühe vertreiben zum Beispiel damit die Fliegen, die immer wieder versuchen ihr Hinterteil zu belagern; der Fuchs benutzt ihn als Warnsignal und bei Kälte als kuschelige Decke. Das Elefantenbaby greift nach dem Schwanz, um den Kontakt zur Mutter nicht zu verlieren und das Flusspferd verschleudert damit seinen Kot. Der Hund wedelt mit dem Schwanz, wenn er sich freut und klemmt ihn zwischen seinen Hinterbeinen ein, wenn er Angst hat.

Wir Katzen hingegen benötigen ihn zur Stabilisierung, wenn wir über schmale Gegenstände uns im Gleichgewicht halten müssen, so als wenn wir uns waghalsig mit einer Balancierstange auf dem Hochseil bewegen würden.

Plötzlich höre ich das überaus lautstarke Rülpsen einer neben mir stehenden Kuh und mit hohem Druck verlies ein Gasgebilde das Maul des Tieres, als wenn sie gerade eine Biotonne ausgeleckt hätte. Ein Schwall von unverdauten Fressen schoss auf mich zu, blieb wie ein Nebelschleier in der Luft hängen und verätzte mir fast die Schleimhaut.

Ich schritt schneller voran, um aus diesem Gestank rauszukommen, bevor mein Fell den Geruch annimmt und Mama denkt, ich hätte in einem Kuhfladen gesuhlt.

Manche Hunde wälzen sich in so was, dass hatte ich schon mal beobachtet. Da waren zwei Mädchen mit so einem Energiebündel unterwegs und als sie an der Weide vorbei kamen, lief der Hund los, stürzte sich auf die Darmausscheidung einer Kuh und schob seinen Hals quer durch diese grünlich braune, infame, weiche Masse. Danach legte er sich mit dem Rücken darauf und rollte, drehte, kugelte und wälzte sich hin und her.

Einen anderen Hund hatte ich mal gesehen, der lief einem Traktor mit Güllefass hinterher, der gerade dabei war, die Jauche auf dem Feld zu verteilen. Mit hohem Druck wurde sie aus dem Behälter gepresst und durch einen Breitverteiler zu einer bogenförmigen Sprengbreite geformt, die eine optimale Flächendüngung bewirkte. Mittendrin in dem Strahl ein Hund, der sich beim Laufen vom dem Odeur dieser Jauche berieseln ließ.

Man sagt, dass Hunde damit ihren Eigengeruch übertönen wollen, um für potenzielle Beutefänger schwerer zu orten sind. Hm, wer weiß, ob das stimmt.