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ISBN 9783839177204

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

Gestaltung und Satz:

Marco W. Linke

artivista | Werbeatelier

www.artivista.de

Fotos: Barbara Schilling | www-hunde-buch.com

Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung der Autoren urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

Copyright ©2008 Barbara Schilling

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Inhaltsverzeichnis

Columbo Big Nose

Gartenzwerg

Frühlingszeit

Columbo und die Handwerker

Columbos “Marktwert”

Nachbarschaft - Hilfe!

Columbo natural

Columbo & Family

Up To Date

Brot und Spiele

Ganz Ohr

Papakind

Zähneputzen

Columbo Handwerker 2

Seh´n oder nicht seh´n…

Freuden der Freunde der Freunde

Echte Kumpel

Columbo läuft und läuft und läuft…

Telefon

Existenzialismus

Actionhero

Kosenamen

Starlet

Nachmittag

Reise Ostsee

Columbo im Sportwagen

Columbo am Schloss

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Columbo Big Nose

In Kürze ist wieder Weihnachten, und ich brauche meinem liebsten Plüschfreund nicht einmal eine Mütze aufsetzen. Ein kleines Plastikgeweih und fertig: Columbo, the red-nosed Reindeer… Seine unübersehbar große breite Nase, die so zuckend alles und jeden, sogar die gut versteckten Marzipanschweine, erschnüffeln kann, ist Kostümierung genug. Der ehemals tiefschwarze, immer feuchte Riechkolben hat sich mit den Jahren in eine blassrosa dunkelumrandete Stupsnase verwandelt und bildet nach wie vor unleugbar den klaren Mittelpunkt des Hundegesichtes. Schnuppern kann er immer noch genauso gut, nur habe ich mich aufgrund des überraschenden Farbwechsels gefragt, ob die schwarze Nasenfarbe mit der Zeit abblättert oder ich meinen Hund zu heiß gewaschen habe. Columbos wichtigstes Sinnesorgan lässt mich seit jeher über alles mögliche und unmögliche stolpern: verstoßene Käsebrote, Nacktschnecken-Familien, in halbleeren Ölsardinenbüchsen wuchernde Biotope oder unglückliche - weil tote - Igel… Und natürlich Hündinnen in allen Größen und Formen bzw. alles, was diesen auch nur entfernt ähnlich sieht – inkl. dem mit Naturfellen ausgelegten Bollerwagen unserer Nachbarn; schließlich will sich mein treuer Freund keine Gelegenheit entgehen lassen zum … Wenn er mich nicht gerade in Verlegenheit bringt, in dem ich meinen erregten Hund aus dem oben beschriebenen plüschigen Wagen herausholen muss, streckt die Supernase Columbo morgens noch in der geöffneten Tür erst einmal sein immenses Organ in die Luft, um zu checken, was draußen vor sich geht. Hoch erhobenen Hauptes trabt er dann los; zielstrebig in eine Richtung, in der es weder Bäume noch Buddelsand noch sonst etwas Hundeaffines gibt. Doch als wir um die Ecke biegen und Columbo vor Aufregung wild mit der Rute um sich schlägt, erkenne ich den Grund seiner Freude – in Form eines sich bekleckernden Currywurst mampfenden dicken Herrn, der dabei die Hälfte fallen lässt. Schneller als das menschliche Auge zu sehen vermag, schießt Columbo vor, dreht sich Matrix-artig in der Luft und kommt schließlich rittlings auf dem Boden auf – in der Schnauze das Stück Pelle, welches nicht den Hauch einer Chance hatte, auf der Erde aufzukommen. Auf meine „Komm her“-Rufe hingegen reagiert Columbo wieder ausgesprochen langsam. Langsam, zögernd… bis gar nicht. Das heißt, den Kopf in die richtige Richtung drehen, zählt doch auch schon, oder?!

Gartenzwerg

Sommerzeit – Gartenzeit: Schön ist, dass unsere Familie einen gemütlichen Schrebergarten ihr Eigen nennt, noch schöner ist, dass wir oft zum Grillen eingeladen werden, und am schönsten ist, dass Columbo immer willkommen ist! Er freut sich ja generell wie ein Schneekönig, wenn wir mit ihm ins Auto steigen. Aber er freut sich genauso, wenn wir in seiner Lieblingsstraße mit den hohen Bäumen und dichten Hecken parken, weil; er weiß, nun steht ihm ein grandioser Nachmittag im Freien bevor, inkl. Pool-, Massage- und Büffettservice … Nach der ausgiebigen Begrüßung unserer Gastgeber, und Columbos erstem Hundekuchen, dem noch viele viele folgen werden, „weil der kleene Hund doch so dünne aussieht“, hopst unser Gartenzwerg direkt ins Planschbecken zu einem anderen Zwerg – meinem Neffen. Je nach Tagesform duldet er Columbos Schwimmversuche in seinem Reich, oder aber er versucht ihn solange mit Wasser zu bespritzen, bis er ihn rausgeekelt hat. Doch unser Hund freut sich über das Spiel und schnappt engagiert nach den dicken durch die Luft fliegenden Wassertropfen. Daraufhin versichert sich der kleine Teufel, dass keiner guckt und haut Columbo kurzerhand sein Plastikförmchen über die Rübe, worauf unser Vierbeiner nun tatsächlich beleidigt die Flucht ergreift. Als Trost gibt es gleich noch einen Keks von der gutmütigen Hunde-Menschen-Oma – für beide Schwimmer versteht sich … Columbos nasser schmaler Anblick bringt ihm gleich noch ein Leckerchen ein, diesmal vom Herrn des Hauses, der „ja die Rippen sehen kann!“ Columbo dreht seine Runde: Er flirtet mit dem echten Keramikgartenzwerg und stellt sich so auffordernd in Positur daneben, dass der Opa sofort einen Schnappschuss für die nächste Vereinssitzung schießt, erkundet interessiert seine knallrote Zipfelmütze, die so herrlich leuchtend aus dem grünen Gras lugt, und jagt sozusagen präventiv einige imaginäre Maulwürfe – denn es sind keine da. Columbos Kommen muss sich herumgesprochen haben. Schließlich erfrischt er die auf den Liegen dösenden Eltern meines Neffen, indem er sich vor sie stellt und sein nasses Fell so kräftig schüttelt, dass seine Ohren umher fliegen. Prompt sind sie wieder hellwach, und mein Gott, ich staune, was die beiden für originelle Kraftausdrücke kennen! Der Kleinste und Frechste in der Runde, neben meinem Neffen natürlich, knabbert an Brennnesseln, jagt zum Entsetzen meiner Mutter ein paar Setzlinge, beobachtet die Insekten am Johannisbeerstrauch, dessen Stacheln er zu spüren bekommt, buddelt halb den Stamm des Kirschbaumes aus, bis mein Vater energisch eingreift, stupst das Vogelhäuschen an, probiert einige der Körner und flieht erschrocken vor der umfallenden Gießkanne.

Als ich wieder hinschaue, ist ein Kissen zerfleddert, der Stuhl umgefallen, das Handtuch zerfetzt und jemand hat an den hölzernen Verandazaun gepinkelt – und mein Freund war es nicht, hoffe ich … Unsere Gastgeber wüten rotgesichtig um uns herum, und ich bin sicher, dass uns Columbo dieses Mal ein Hausverbot auf Lebenszeit eingehandelt hat. Doch da ertappen wir den kleinen zweibeinigen Zaunpinkler, meinen Neffen, nun hinterm Haus die Veranda des Nachbarn anvisierend, auf frischer Tat und unser Vierbeiner ist aus dem Schneider! Für dieses Mal. Dass tatsächlich er es war, der das Kissen säuberlich in Hülle und Füllung zerlegt hat, müssen wir ja niemandem verraten. Das schieben wir dem frechen Pinkler einfach mit in die Schuhe. Schnell zupfe ich eine verräterische Feder zwischen den Zähnen hervor und lasse sie in der Hosentasche verschwinden. Ich schicke unseren vermeintlich so wohl erzogenen Hund friedlich grasen. Dabei pustet er einen sichtlich irritierten Käfer ins Gebüsch und verspottet das arme angeleinte Hündchen auf der anderen Seite der Gartentür. Als er sich allerdings mächtig ins Zeug legt, den vorbeiflanierenden Hundedamen zu imponieren, würde er doch gern raus und beneidet den eben noch verspotteten Rüden jenseits der Hecke um dessen Position – der sieht wenigstens etwas und kann sich in Szene setzen… Als erfahrene Mutter und Oma aller Erziehungstricks mächtig, lenkt ihn seine Ersatzgroßmutter mit einem dicken Gummiball von seinen unerfüllten Sehnsüchten ab. Mit dem Resultat, dass mein Gefährte fünf Bälle innerhalb von zwei Minuten zerkaut hat – inklusive den meines plärrenden Neffen. Ok, Zeit für’s Grillen, denke ich. Als ich die Würstchen auf den Rost legen will, fehlen drei Stück. Ich sehe hinunter zu Columbo, der sich verräterisch die Schnauze leckt und jetzt vor Durst aus der Regentonne säuft. Er hat sie stiebizt – und zwar roh. Nach einem sicheren Platz Ausschau haltend, er ist sich des Diebstahls durchaus bewusst, verheddert sich unsere Quietschnase im herunter hängenden Kirschbaumnetz, das eigentlich die Vögel von den Früchten und nicht Columbo von uns fernhalten soll. Gegen Abend lutscht er die Gehwegplatten von Eistortenresten frei. Die Ameisen, die sich auf die leckeren Zuckerpfützen gestürzt haben, werden gleich mit aufgeschleckt beziehungsweise inhaliert. Danach wälzt er sich zufrieden auf der liebevoll gepflegten Rasenfläche. An seinen langen „Schnurrbarthaaren“ reihen sich Bröckchen Erde und Wassertropfen – immer abwechselnd Tropfen, Erde, Tropfen, Erde – wie an einer Perlenkette. Schließlich niest er zweimal hintereinander, so stark, dass die Sabber im hohen Bogen davon fliegt und diese das herrlich frische grüne Gras sowie das niedlich frisch gewaschene Gesicht meines Neffen hässlich wie einen Alienkokon verklebt.

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Es wird Zeit für’s Einräumen, alle helfen mit – außer mein Neffe und Columbo. Der Hund hat dem Kind sein Heiligstes, seinen Knabberknochen überlassen. Versöhnt sitzen sie nun nebeneinander: Mein Neffe pult den Gänseblümchen die Köpfe ab und füttert damit vergnügt unseren unfreiwilligen Vegetarier. Columbo lässt die Blumenreste geduldig auf der einen Seite seines Schlundes verschwinden, um sie auf der anderen Seite angekaut wieder auszuspucken. Da er heute davon abgesehen hat, die Nachbarn zu verbellen und das Kleingartenordnungsschild ernsthaft zu beschmutzen, wider Erwarten nicht mit dem Schwanz den Salat vom Tisch gefegt hat und sich darüber hinaus auch seinen von rohen Würstchen herrührenden Durchfall schön bis Mitternacht, wenn wir schlafen, einhält, habe ich Hoffnung, dass wir wiederkommen dürfen. Die Jury ist jedoch noch zu keinem endgültigen Urteil gelangt.

Frühlingszeit

Frühlingszeit – Columbo trippelt durch´s Gras, die Nase konsequent am Boden. Er spürt Krokusse, Käfer und Karnickel auf, ungefähr in dieser Reihenfolge. Die Krokusse schmecken nicht, ihm hängt noch ein Blatt im Brustfell von der letzten Vegetarierverkostung, die mein Vierbeiner als unbefriedigend empfand und stattdessen den süßen kleinen Käfer probieren wollte. Doch dieser versteckte sich schnell unter einem Blatt und entkam so einem ehrenlosen frühzeitigen Dahinscheiden im Maul eines sabbernden Golden Retrievers. Da die Kaninchen ohnehin die Sause machen, sobald unser Hund nur in ihre Nähe kommt, was dieser inzwischen weiß und doch nicht davon lassen kann, ihnen einige Meter alibimäßig – er kommt dann mit seinem unschuldigen „ Ich-hab-es-versucht“ Jagdhundblick zurück -nachzusetzen. Beim zweiten Haken jedoch täuscht er Müdigkeit oder gar eine Verletzung vor und humpelt leidend in die andere Richtung. Bis er etwas Neues entdeckt, dann ist das Humpeln vergessen und er springt fröhlich einer Krähe hinterher…

Doch heut ist es anders; er hat etwas wahnsinnig Aufregendes, das sogar Kaninchen und Krähen toppt, entdeckt: Es quiekt, ist braun gefleckt, kugelt sich vorwärts und riecht ganz fantastisch. Columbo hüpft enthusiastisch um eine Hand voll Beagle herum. Der Welpe ist winzig – im
Verhältnis zu Columbos 35 Kilogramm schwerem und lang behaartem Körper – und unbeschreiblich niedlich. Unwillkürlich muss ich beim Anblick der kleinen Ohren und großen Pfoten, der tolpatschigen Schritte und ungestümen Freudensprünge an Columbos Welpenalter denken. Die beiden umkreisen sich interessiert – immer die Nase am Hinterteil des Vordermanns. Der Welpe streckt den Hals, um an Columbos Schwanz zu kommen, doch sie reicht ihm gerade bis zum Knie. Also legt er sich hin; das Beaglechen turnt nun munter auf seinem Bauch herum und beschnüffelt ohne Ausnahme sämtliche Körperregionen des Hundeberges unter ihm. Später tollen die Hunde – bzw. der Hund und der, der es mal werden möchte, wenn er groß ist ;-) -ausgelassen umher. Hin- und hergewälzt, abgeschleckt, angeknabbert; die Frauchen sind total abgeschrieben – Menschen? Gerade extrem uncool. Na gut, die Dame, die dieses Süße Häufchen Hund später auf dem Arm zurück über die Straße tragen wird, ist sehr sympathisch und hat ihre Angst um das Hundekind schnell verloren – auch wenn dieses ab und zu zur Gänze unter Columbos Fell zu verschwinden droht. Auf der anderen Seite taucht es immer wieder auf und freut sich, meinen Hausgenossen mit der winzigen Nase frech in die Seite zu stupsen. Es muss einige Male stupsen, bis Columbo die Bewegung überhaupt wahrnimmt, doch dann heißt es: jagen und gejagt werden … Nach einer Weile liegen beide erschöpft am Boden und wir sitzen auf einem Stein im Gras daneben. Die Sonne spielt im seidigen Fell der Tiere und ich freu mich auf die kommenden Wochen. Und im Übrigen: nein. Ich möchte nicht die Zeit zurückdrehen. Als Columbo noch so klein war, war es sehr schön, doch jetzt ist das Zusammensein mit ihm auch sehr schön. Ich möchte keinen Tag missen.

Am nächsten Morgen gehen er und ich erwartungsvoll zur gleichen Zeit exakt dieselbe Route in der Hoffnung, wieder den kugelnden Beagle und Frauchen zu treffen…

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Und tatsächlich: Da hinten im hohen Gras wackelt und quietscht es verdächtig.

Columbo und die Handwerker