image

Gerald Pilz

Reich mit Raritäten

Wie Sie Ihr Geld wertsteigernd einsetzen

2. Auflage

image

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek

© UVK Verlag 2020

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Einbandmotiv: © iStock – blackred

ISBN 978-3-7398-3047-6 (Print)

„Nicht jeder Schatz besteht aus Gold und Silber.“
Jack Sparrow, aus dem Film „Fluch der Karibik“

Lesen Sie sich ein in die verschiedenen Wertanlagen und finden Sie in Ihrem bevorzugten Bereich Ihr “goldenes Ei”.

image

image

INHALT

Einleitung

Briefmarken – kleine Aktien für Sammler

Lohnen sich Briefmarken als Wertanlage?

Welche Briefmarken sind wertvoll?

Die Geschichte der Briefmarke

Die Rendite von Briefmarken

Münzen – Schätze aus vielen Jahrhunderten

Tipps für das Münzensammeln

Die höchsten Münzrenditen der Geschichte

Der Sonderfall: Amerikanische Goldmünzen

Das Währungssystem von Bretton Woods und dessen Ende

Historische Münzen

Die Rendite von Münzen und der Münzindex

Das Mysterium der teuersten Münze der Welt

Was Sie beachten sollten

Kunst

Wie Sie in Kunst anlegen

Welche Rendite Kunstwerke erzielen

Der zeitgenössische Kunstmarkt

Oldtimer

Welche Rendite Sie mit Oldtimern erreichen

Tipps für Investments in Oldtimer

Kostbare Bücher – geistige Schätze

Welche Bücher eignen sich für das Sammeln?

Ausnahmen Harry Potter und Erstausgaben

Sammeln Sie Werke, die vor 1900 erschienen sind

Was Sie beim Sammeln von Büchern beachten sollten

Welche Bücher sind besonders wertvoll?

Tipps und Hinweise für das Büchersammeln

Wie Sie Ihre Bücher aufbewahren

Comics – Rendite in Entenhausen

Reich durch Comics?

Tipps für das Sammeln von Comics

Sammelkarten

Die Rendite von Sammelkarten

Tipps für das Sammeln von Sportkarten

Ansichtskarten

Welche Karten sind besonders wertvoll?

Was Sie beim Sammeln beachten sollten

Welche Rendite Sie mit Ansichtskarten erzielen

Tipps für das Sammeln von Ansichtskarten

Historische Wertpapiere

Wie Sie hohe Renditen mit historischen Wertpapieren erzielen

Reich mit Goethe

Tipps für das Sammeln von historischen Wertpapieren

Patente

Wie meldet man eine Erfindung an?

Lohnen sich Patente?

Whisky

Welche Wertsteigerung Whisky erzielt

Tipps für das Sammeln von Whisky

Welche Whiskys sich besonders lohnen

Was Sie noch über Whisky wissen sollten

Die interessanten Destillerien für Renditejäger

Wie Sie Whisky lagern

Zur Reifung des Whiskys

Wein

Welche Rendite Sie bei Wein erwarten können

Tipps für den Weinkauf

Cognac – der edle Weinbrand

Cognac als Wertanlage

Die wertvollsten Cognacs

Was Sie beachten sollten

Tipps für das Investieren in Cognac

Rum

Die Geschichte des Rums

Die Verbreitung des Rums

Wie Rum hergestellt wird

Rum als Geldanlage

Porzellan – Weißes Gold für Kenner

Die Wertentwicklung bei Porzellan

Welches Porzellan ist besonders wertvoll?

Tipps für das Sammeln von Porzellan

Uhren

Welche Uhren besonders lukrativ sind

Teddybären

Tipps für das Sammeln von Teddybären

Die Steiff-Teddybären

Die Wertentwicklung von Teddybären

Überraschungseier

Die Geschichte der Figuren

Wie sammelt man Überraschungseier?

Die Wertentwicklung der Ü-Eier

Schreibwerkzeuge

Füllfederhalter als Geldanlage?

Wie Sie in Füllfederhalter investieren

Tipps für das Sammeln von Füllfederhaltern

Schallplatten – Kostbarkeiten aus Vinyl

Wie Sie am besten Schallplatten sammeln

Meteoriten – Wertvolles aus dem All

Wie Sie Meteoriten erkennen und sammeln

Tipps für das Sammeln von Meteoriten

Fossilien – Schätze aus der Urzeit

Was Sie beim Fossiliensammeln beachten sollten

Tipps für das Fossiliensammeln

Bonsaibäume

Wie Sie mit Bonsaibäumen Geld verdienen

Agrarland

Wald

Welche Renditen bietet Ihnen der Wald?

Tipps für den Kauf von Wäldern

Literatur- und Linkverzeichnis

Stichwortverzeichnis

image

EINLEITUNG

Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihre Geldanlage gemacht? Sind Sie verunsichert und haben Angst vor der Eurokrise, einem Staatsbankrott oder einem Börsencrash? Fürchten Sie, dass Ihre Rente im Alter nicht mehr ausreichen wird? Dann ergeht es Ihnen wie vielen anderen. Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach sicheren und profitablen Investments.

Was denken Sie über Sachanlagen? Sicher kennen Sie den einen oder anderen Bekannten, der auf einem Flohmarkt eine Rarität erstanden hat. Manche Menschen wurden mit Briefmarken wohlhabend, andere entdeckten per Zufall eine alte Schallplatte in einer staubigen Kiste, die Tausende von Euro einbrachte. Ein seltenes Buch aus dem 16. Jahrhundert kann sich ebenso als Schätzchen erweisen wie ein Füllfederhalter aus den 1920er Jahren oder eine Uhr.

Bilder, alte Bücher, Briefmarken, Münzen, Wein oder Überraschungseier – welche Sachanlage hat wirklich das Potenzial, Ihnen zu Wohlstand zu verhelfen, Ihre Rente aufzubessern oder doch zumindest Ihren nächsten Urlaub zu finanzieren?

Sie werden überrascht sein: Auch wenn Sie Ihr Geld – sagen wir einmal ironisch – den Schlümpfen, Biene Maja oder Schneewittchen aus den Überraschungseiern anvertrauen oder mit Superman-Comics zocken, ist die Wertsteigerung oft erstaunlich höher und beständiger, als Sie annehmen. Und das Beste ist: Die Raritäten trotzen den wilden Börsenschwankungen, der unberechenbaren Staatsverschuldung und den Launen der Finanzmärkte. Auch nach einem verheerenden Börsencrash wird Ihre Münz- oder Briefmarkensammlung einen Wert haben. Ihr Porzellan lässt sich auch in Notzeiten noch versilbern. Denken Sie nur an Ihre Urgroßeltern: In Deutschland gab es im vergangenen Jahrhundert gleich mehrere Währungsreformen, politische Katastrophen und Wirtschaftskrisen. Ein Sparbuch, das Ihr Urgroßvater im Jahr 1914 angelegt hätte, wäre heute völlig wertlos (allein die galoppierende Inflation von 1923 hätte ihm den Garaus gemacht). Doch was wäre, wenn Ihr Urgroßvater das Geld in Kunst, Porzellan, seltenen Münzen und Briefmarken angelegt hätte? Bei einer sorgfältigen Auswahl könnten Sie sich dann heute über ein mehr oder minder großes Vermögen freuen.

Begeben Sie sich also mit mir auf eine vergnügliche Rundreise durch die kuriose Welt der Sachanlagen, und entdecken Sie die eine oder andere Kostbarkeit mit einer erstaunlichen Wertsteigerung. Viel Vergnügen auf dieser Reise!

image

image

BRIEFMARKEN – KLEINE AKTIEN FÜR SAMMLER

Im Zeitalter der E-Mail und der Handybriefmarke, bei der nur noch ein Zahlencode auf dem Umschlag vermerkt wird, hat die Briefmarke beträchtlich an Glanz verloren. In vielen Philatelistenvereinen herrscht Katzenjammer, denn die jüngere Generation lässt sich kaum noch für die bunten Bildchen begeistern, die einst Millionen von Umschlägen zierten. So sind Briefmarkenfans heute in Würde ergraut und trauern den Zeiten nach, als man – mit einer Lupe bewappnet – Zähnchen zählte und Wasserzeichen bestaunte.

image

Während Briefmarken früher als die „Aktie des kleinen Mannes“ galten, ist ihr Nimbus inzwischen verblasst.

image

Händler sehen in ihren riesigen Beständen oft nicht mehr als Altpapier, und Erben zeigen sich nicht selten entsetzt, wenn sie den wahren Wert ihrer vermeintlichen Schätze erfahren. Hatte man nach einem ersten Studium von einschlägigen Katalogen geglaubt, sich noch eine Villa in der Toskana zulegen zu können oder zumindest eine mehrwöchige Traumschiffreise in der Karibik buchen zu dürfen, kommt die Enttäuschung spätestens, wenn der Briefmarkenhändler sich hartnäckig weigert, die Alben anzukaufen.

Opas mehrbändige Briefmarkensammlung im edlen Schweinsleder entpuppt sich unter den Augen des Experten als ein nahezu wertloses Sammelsurium. Die Erben, die schon mit großen Reichtümern gerechnet hatten, werden bitter enttäuscht.

ACHTUNG

In der Realität erzielen die meisten Briefmarken nämlich leider nur 15 bis 25 Prozent des Katalogwertes; die übliche Massenware kommt sogar nur auf weniger als zehn Prozent. Die meisten renommierten Nachschlagewerke setzen einen extrem hohen Standard voraus und präsentieren vorwiegend Spitzenexemplare, und selbst diese müssen oft drastische Abschläge hinnehmen. Selbst herausragende Meisterwerke der Briefmarkengeschichte erzielen oft nur 30 Prozent des Katalogpreises. Gutachter betrachten akribisch jede kleinste Auffälligkeit unter der Lupe – die „Zähne“ der Briefmarke müssen völlig einwandfrei sein; und auch die Gummierung (die klebrige Rückseite) darf keinerlei Mängel aufweisen. Bei wertvollen Stücken müssen nicht selten Gutachten angefertigt werden, um ein endgültiges Urteil fällen zu können.

Der Briefmarkensammler wurde – vielleicht zu Unrecht oder zum Verdruss der ambitionierten Anhänger – bisweilen mit dem Image des Sonderlings assoziiert, der zu Hause im Ohrensessel unter der Lupe in stundenlanger mühseliger und verdienstvoller Arbeit die biedermeierlichen Kleinodien alter Zeiten mustert. Eine Tätigkeit, die von heutigen Zeitgenossen eher mit der Mühsal eines Archivars oder eines Beamten in Verbindung gebracht wird und im Zeitalter von Facebook und After-Work-Partys keinen hippen Charme ausstrahlt.

Seitdem die Post individuell gestaltbare Briefmarken anbietet, auf denen sich jeder selbst porträtieren kann, und moderne Frankiersysteme Postwertzeichen mit Firmenlogo ermöglichen, hat die Briefmarke erheblich an Stellenwert eingebüßt. Selbst Privathaushalte erreicht kaum noch ein Schreiben, das eine richtige Briefmarke schmückt. Häufig begnügen sich auch renommierte Unternehmen mit einem aufgedruckten Logo, das das Wertzeichnen vertritt.

Vielleicht ist der Briefmarke eines Tages dasselbe unerbittliche Schicksal beschieden wie der Telefonguthabenkarte, die Anfang der neunziger Jahre noch euphorisch gesammelt wurde. Mittlerweile fällt die knallbunte, neonfarbene Plastikkarte der Vergessenheit anheim. In der Ära der Smartphones verschwand sie schnell und unwiderruflich von der Bildfläche.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der Briefe stetig zurückgeht. Selbst Weihnachts- oder Urlaubskarten werden heute kaum noch verschickt, sondern durch Fotos ersetzt, die über soziale Netzwerke in Sekundenschnelle verbreitet werden. Jede Nachricht ist heute mit wenigen Klicks verschickt. Die Briefmarke wird nur noch als historisches Relikt oder Kunstwerk eine Chance haben. Ihre goldene Ära zelebrierte die Briefmarke um 1900, als der Transport mit der Eisenbahn den Postverkehr beflügelte und die Postkutsche ablöste. Damals wurden selbst in Österreich gängige Briefmarken in Milliardenhöhe aufgelegt.

Lohnen sich Briefmarken als Wertanlage?

Anfang der achtziger Jahre, als die Inflation noch relativ hoch war, hätte man diese Frage uneingeschränkt bejaht. Die Philatelie konnte sich über viele Jahrzehnte behaupten.

image

Einen wahren Boom gab es in Deutschland nach der Wiedervereinigung im Jahr 1991.

image

Damals legten Briefmarken aus der DDR innerhalb weniger Monate um ein Vielfaches zu und erzielten exorbitante Preise. Die einst geschmähten Wertzeichen aus dem Osten wurden zu begehrten Raritäten. Denn Sammler hierzulande hatten kaum Postwertzeichen aus Ostdeutschland und so schnellte deren Wert empor. Doch schon zehn Jahre später machte sich allenthalben Ernüchterung breit, und der gesamte Markt fiel. Immer weniger junge Leute konnten für das angestaubte Hobby gewonnen werden.

Falls Sie nun denken, Sie könnten dieses Kapitel getrost überschlagen und sich der nächsten Sachwertanlage widmen, dann sollten Sie etwas Geduld aufbringen und nicht vorschnell urteilen.

Einige Briefmarken erzielen durchaus respektable Wertsteigerungen, und außerdem haben die kleinen Bildchen noch weitere entscheidende Vorteile, die nur wenige andere Wertanlagen für sich beanspruchen können.

Überlegen Sie einmal: Mit welchem Sachwert könnten Sie am ehesten einer Diktatur oder einem Krisengebiet entkommen? Stellen Sie sich zudem vor, Sie hätten zur Zeit des Ersten oder Zweiten Weltkriegs oder in einer anderen schwierigen Epoche gelebt. Als die galoppierende Inflation von 1923 kam und ein Brot mehrere hundert Milliarden Reichsmark kostete, hätten Sie mit Ihren gesamten Ersparnissen auf dem Konto höchstens eine Streichholzschachtel kaufen können. Damals wurden sogar Löhne in der Mittagspause ausbezahlt, damit die Menschen noch schnell einkaufen gehen konnten. Ihr gesamtes Sparbuch hätte nicht ausgereicht, um nur ein Brötchen zu erstehen.

Viel besser wären Sie mit einer sorgfältig zusammengestellten Briefmarkensammlung aufgestellt gewesen; denn ein solches Album hätte auch in der Zeit der Hyperinflation nicht an Wert verloren. Voraussetzung ist natürlich, Sie hätten nicht überall erhältliche Allerweltsbriefmarken, sondern begehrte Exemplare aus dem 19. Jahrhundert Ihr Eigen genannt.

Sie werden nun einwenden, dass andere Wertanlagen in Ihren Augen aber doch etwas besser sind – beispielsweise Gold oder Immobilien. Doch sind Sie wirklich sicher?

Wer 1923 ein Haus besaß und die Inflation unbeschadet überstand, musste danach hohe Ausgleichsabgaben an den Staat entrichten. Sogar nach der Währungsreform von 1948 gab es in Westdeutschland eine drastische Hypothekengewinnabgabe, die Hauseigentümer schröpfte. Eine staatlich eingetragene Zwangshypothek musste über mehrere Jahrzehnte an den Staat zurückgezahlt werden. Gerade Immobilieneigentümer werden in Krisenzeiten gerne zur Kasse gebeten. Immerhin stehen sie im Grundbuch und können so ohne bürokratische Probleme für Abgaben herangezogen werden.

Und wie wäre es mit Gold? Während der NS-Zeit stand auf Goldbesitz die Todesstrafe. Und in einer Diktatur wäre das Verschweigen von Goldvermögen ein gefährliches Unterfangen. Selbst in den USA war der Besitz von Gold bis Mitte der siebziger Jahre – also fast ein halbes Jahrhundert lang – verboten. Als Präsident Roosevelt 1933 das Goldverbot einführte, durften Schließfächer in Banken nur noch in der Gegenwart eines Beamten geöffnet werden. Unabhängig vom aufgedruckten Wert können Briefmarken nur dann als Renditeobjekte punkten, wenn sie äußerst selten sind.

Wer das Gold trotz Aufforderung nicht rechtzeitig zum staatlich festgelegten Kurs angegeben hatte, wurde mit einer drakonischen Geld- oder Freiheitsstrafe belegt.

Und falls Sie aus einer Diktatur (wie nach 1933) fliehen müssen, ist Gold eher ungünstig. Goldmünzen und Goldbarren können Sie kaum unauffällig über mehrere Grenzen transportieren, vor allem wenn es verschärfte Kontrollen gibt.

Eine kostbare und unscheinbare Briefmarke hingegen lässt sich nahezu unauffällig und unverdächtig in einem Geldbeutel, einem Buch, einer Schuhsohle, einer Armbanduhr oder in einem Gürtel verstecken. Und welcher Grenzbeamte kann schon den Wert einer Briefmarke einschätzen? Insofern sollten Sie der Briefmarke doch noch eine Chance einräumen.

Welche Briefmarken sind wertvoll?

Welche Postwertzeichen, wie sie amtlich heißen, lohnen sich wirklich? Vergessen Sie die Briefmarken, die in Millionenauflage erscheinen. Ihr Wert steigt nicht, sondern fällt kontinuierlich. Früher hatte man wenigstens noch die beruhigende Gewissheit, dass der aufgedruckte Wert sich zumindest zum Frankieren eignet. Doch mit der Einführung des Euro dürfen die alten DM-Briefmarken nicht mehr verwendet werden.

ACHTUNG

Große Teile von Briefmarkensammlungen sind mehr schmückendes Beiwerk; denn über 90 Prozent des Gesamtwertes wird von einigen wenigen Raritäten bestimmt. Es kommt daher nicht auf den Umfang von Alben an, sondern ob die wirklich wertvollen Marken, die nur fünf oder zehn Exemplare umfassen, in bester Erhaltung vorhanden sind.

Wenn Sie Briefmarken unter Renditeaspekten sammeln möchten, brauchen Sie nicht ein komplettes Fachgebiet abdecken, sondern es genügt, wenn Sie sich die erlesenen Raritäten zulegen.

ACHTUNG

Pauschal lässt sich für deutsche Briefmarken sagen: Vergessen Sie alles, was nach 1960 erschienen ist. Diese Massenauflagen werden nie an Wert gewinnen. Die gesamten Jahrgänge, so traurig das klingen mag, sind im Grunde fast nichts wert. Schon für weniger als 200 Euro erhalten Sie eine vollständige Briefmarkensammlung für Gesamtdeutschland, die alle Marken seit 1960 bis zum Ende der DM im Jahr 2002 umfasst. Nur seltene Fehldrucke oder Besonderheiten aus diesen Jahren haben ein Wertsteigerungspotenzial.

Vergessen Sie also voluminöse Alben, aus denen ganze Jahrgänge hervorquellen und auf denen sich der Staub niederlässt. Auch geheimnisvolle Dachbodenfunde zu Schnäppchenpreisen mit Katalogwerten jenseits der 10.000-Euro-Marke sind nichts anderes als eine Illusion und ein fraglicher Marketing-Gag.

Selbst bei den eher lukrativen Exemplaren aus den fünfziger Jahren sollten Sie eine sorgfältige Auswahl treffen. Gerade einmal eine Handvoll Briefmarken aus dieser Dekade birgt Seltenheitswert. In diesen Fällen spielt die Erhaltung eine unbestrittene Rolle; schon kleinste Beschädigungen der Zähne, die nur unter der Vergrößerung zu sehen sind, mindern den Wert dramatisch.

image

Da Fälschungen dieser begehrten Raritäten häufig vorkommen, sollten Sie auf ein Gutachten bestehen.

image

Sehr seltene Briefmarken steigen natürlich stetig in ihrem Wert. Wenn Sie das Glück gehabt hätten, die erste Briefmarke der Welt zu besitzen, dann wären Sie bereits heute mehrfacher Millionär und könnten einen Tequila Sunrise in der Karibik schlürfen.

Die Geschichte der Briefmarke

Bekanntlich haben die Briten das Kleinod für den Briefverkehr erfunden: Im Jahr 1840 erschien die erste Briefmarke der Welt in London. Sie wurde von Rowland Hill entworfen und zeigte das Porträt von Königin Victoria.

Deutschland zog etwas später nach. Im Jahr 1851 konnte man erstmals im damals sehr fortschrittlichen Großherzogtum Baden einen Brief mit einer Neun-Kreuzer-Marke frankieren. Hätte ihr Urururgroßvater einen netten Brief an seine Geliebte in Karlsruhe geschrieben und die Marke für Sie aufbewahrt, hätten Sie heute immerhin ein Vermögen von 1,5 Millionen Euro und könnten Ihren Lebensabend auf einer Jacht im Mittelmeer und nicht in Karlsruhe verbringen.

WISSENSWERT

Den eigentlichen Ruhm, die Briefmarke in Deutschland eingeführt zu haben, gebührt natürlich den Bayern. Schon im November 1849 kam der „Schwarze Einser“ heraus, der den Wert von einem Kreuzer hatte. Diese Marke ist besonders wertvoll; denn sie wurde erstaunlicherweise am 1. November aufgelegt, also an Allerheiligen – einem katholischen Feiertag in Bayern. Da kaum ein Postamt geöffnet hatte, gibt es so gut wie keine abgestempelten „Schwarzen Einser“.

Eines der wenig erhaltenen Exemplare ziert einen Brief aus Deggendorf. Danach beschloss das Königreich Bayern übrigens sehr bald, den „Schwarzen Einser“ zu ersetzen; denn die Marken konnten mit der schwarzen Stempelfarbe nur schlecht entwertet werden. Auf dem schwarzen Hintergrund war der Stempel kaum zu erkennen. Deshalb beschloss die Postverwaltung in München, rosafarbene, rote und orangefarbene Marken herauszugeben. Damals waren in Bayern noch keine Motive auf den Postwertzeichen üblich (der obligatorische Enzian, ein Stillleben mit einer bayerischen Brotzeit und das Alpenpanorama sind uns also erspart geblieben).

Der „Schwarze Einser“ ist leider in einer Auflage von fast 833.000 Stück erschienen und gilt daher nicht als sehr selten. Ein gut erhaltenes Exemplar erzielt dennoch heute einen Marktwert zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Im Jahr 2010 erbrachte ein Bogen mit 90 „Schwarzen Einsern“ bei einer Auktion einen Zuschlag von immerhin 300.000 Euro.

WISSENSWERT

1841 gab es bereits Briefmarken in den USA, und 1843 führte Brasilien die so genannten „Ochsenaugen“ ein, die ihren Namen dem Kreis verdanken, der die Zahl umgab. Brasilien behielt die lustige Bezeichnung bei und nannte spätere Editionen im 19. Jahrhundert „Katzen-“ und „Ziegenaugen“. Wenig kundenfreundlich war indes die Handhabung. Man musste die Briefmarke noch selbst mit einer Schere vom Bogen schneiden (welch ein Glück, dass wir heute sogar selbstklebende Marken haben).

Zu den Vorreitern in der Geschichte der Briefmarke zählen auch die Schweizer Kantone Zürich (1843) und Genf (1843). 1850 folgten die Staaten Österreich (mit dem „Wappenschild“), Preußen, Schleswig-Holstein und Hannover. Der Vatikanstaat entschloss sich erst 1929, eigene Briefmarken herauszubringen.

Die zu Dänemark gehörenden Faröer-Inseln stießen erst 1975 zur Briefmarkengemeinde vor, als der Archipel zum eigenständigen Postgebiet erhoben wurde. Die autonome und jahrhundertealte Mönchsrepublik Athos im Norden Griechenlands brachte gar erst im Jahr 2008 ihre eigenen Postwertzeichen heraus.

Die Rendite von Briefmarken

Die Briten, die der Welt die Postwertzeichen beschert haben, waren auch diejenigen, die die Geldanlage in Briefmarken perfektionierten und die Leidenschaft für die bunten Bildchen entdeckten. So erstaunt es wohl auch niemanden, wenn es eigene Briefmarkenindizes gibt, die genau die Wertentwicklung eines Briefmarkenportfolios nachzeichnen. So avancieren die illustren Postwertzeichen fast zu Aktien, deren Wertentwicklung an einem Index abgelesen werden kann. Unbestrittener Pionier auf diesem Gebiet ist das älteste Handelshaus für Briefmarken in London: Stanley Gibbons.

WISSENSWERT

Einer der bekanntesten Indizes ist der GB250 Index, der die 250 wichtigsten Briefmarken Großbritanniens umfasst. Dieser Index ist so bedeutend, dass er selbst von dem weltweit anerkannten und renommierten Börsendienst Bloomberg verwendet wird. In den vergangenen 12 Jahren erzielte dieser Index eine jährliche Rendite von beachtlichen 13,14 Prozent. Daneben verblassen nicht nur Ihre Sparbücher und Tagesgeldkonten, sondern auch Aktienanlagen müssen sich geschlagen geben. Im weltweiten Durchschnitt kommt eine Aktienanlage über viele Jahrzehnte auf eine jährliche Wertsteigerung zwischen 7 und 10 Prozent (es sei denn, Sie haben in ein Schwellenland investiert, das ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnet – aber hier gibt es beträchtliche Risiken und die Gefahr großer Verluste).

Der Briefmarkenindex wurde erst vor 12 Jahren konstruiert und ist damit vielleicht noch nicht so aussagekräftig.

Anders verhält es sich bei diesem Barometer: Der GB30 Rarities Index, der die seltensten Briefmarken des Vereinigten Königreiches enthält, kann auf eine Historie von 40 Jahren zurückblicken und kommt auf eine jährliche Rendite von rund 10 Prozent.

Überlegen Sie an dieser Stelle: Welches Investment bietet Ihnen eine relativ kontinuierliche Rendite von zehn Prozent? Sparbuch, Investmentfonds, Immobilien? Die meisten werden mit dieser Performance langfristig nicht mithalten können.

Briefmarken haben außerdem einen weiteren unschlagbaren Vorteil: Selbst der schlimmste Aktiencrash, ein verheerender Staatsbankrott in der Eurozone oder eine andere Katastrophe können den Briefmarken nichts anhaben. Zwar wird die Nachfrage ähnlich wie bei Kunstwerken vorübergehend sinken. Aber wenn Sie einfach abwarten, wird sich der Wert langfristig wieder stabilisieren.

Wenn die Investmentbanker in New York nach einem Jahrhundertcrash längst die Kartons aus den Büros tragen und den Rest des Jahres dank üppiger Millionenboni auf dem Golfplatz verbringen, aufgebrachte Aktivisten in der Wall Street zelten, Fahnen schwenken und die Verstaatlichung fordern, können Sie sich zu Hause seelenruhig zurücklehnen und herzhaft lachen. Zinserhöhungen, Währungskrisen, Schuldenschnitt – für Sie als Anleger in Briefmarken bedeutungslos.

WISSENSWERT

Wie krisensicher Briefmarken sind, erkennen Sie, wenn Sie die Wertentwicklung der Indizes im Jahr 2008 betrachten. Als an der Wall Street mehrere Investmentbanken kurz vor dem Zusammenbruch standen, Lehman Brothers zahlungsunfähig wurde und der deutsche Aktienleitindex innerhalb von Wochen um mehr als 40 Prozent abstürzte, stieg der GB30 Rarities Index mit den Briefmarkenraritäten Großbritanniens um satte 39 Prozent, und auch der marktbreite GB250 Index (der immerhin 250 englische Briefmarken umfasst) konnte um 32 Prozent zulegen.

Falls Sie also Briefmarken für eine sterbenslangweilige Angelegenheit von übereifrigen Lehrern und Bibliothekaren in der badischen Provinz im Ruhestand hielten, werden Sie nun eines Besseren belehrt.

WISSENSWERT

Das renommierte Briefmarkenhaus Stanley Gibbons hat außerdem eine Studie über die Wertentwicklung chinesischer Briefmarken angefertigt. Im Zeitraum von 1989 bis heute konnte eine Anlage um 1.155 Prozent zulegen. Die jährliche Rendite beläuft sich auf 11,6 Prozent. Damit schnitt ein Investment in Briefmarken erheblich besser ab als eine Anlage in chinesischen Aktien.

Zwar konnte die Börse in Schanghai im Jahr 2007 die Wertentwicklung deutlich toppen, aber als der vehemente Absturz des Jahres 2008 kam, fiel die Wertentwicklung wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die chinesischen Briefmarken hingegen stiegen in ihrem Wert Jahr für Jahr ohne nennenswerte Schwankungen.

image

Briefmarken sind folglich keineswegs langweiliges Altpapier, sondern können stattliche Renditen mit sich bringen, sofern Sie eine sorgfältige Auswahl vornehmen und sich auf die Raritäten fokussieren.

image

Eine umfassende wissenschaftliche Studie der Universität Cambridge von Elroy Dimson kam zu dem aufschlussreichen Ergebnis, dass breit gestreute Investments in Briefmarken im Zeitraum von 1900 bis 2008 eine jährliche Rendite von rund sieben Prozent erbrachten. Mit Raritäten konnten Sie diese Rendite noch erheblich steigern, wie die Indizes von Stanley Gibbons verdeutlichen.

Vergessen Sie daher das Klischee vom ergrauten Briefmarkensammler mit der Hornbrille und den Ärmelschonern: Briefmarken können eine lukrative Wertanlage sein, sofern Sie sich intensiver damit befassen und sich die Kostbarkeiten heraussuchen.

image

MÜNZEN – SCHÄTZE AUS VIELEN JAHRHUNDERTEN

Das Münzsammeln, die Numismatik, ist ein altes Hobby, das bereits seit Jahrhunderten gepflegt wird. Nach dem Krisenjahr 2008 gewann die Geldanlage in Münzen deutlich an Zulauf, zumal viele Menschen Münzen für besonders sicher halten.

Ein Grund für diesen Boom besteht darin, dass der Gold- und der Silberpreis in der Zeit nach der Jahrtausendwende nur eine Richtung nach oben kannte. Zeitweilig war die Euphorie für Edelmetalle grenzenlos. Die von den Wechselfällen der Geschichte gebeutelte Dekade nach der Jahrtausendwende gleicht einem einzigen Thriller: Der 11. September, der Irak-Krieg, der Zusammenbruch von Lehman Brothers, der Kollaps des US-Immobilienmarktes und die Staatsschuldenkrise in der Eurozone sorgten für immer neue Preissteigerungen beim Gold und auch beim Silber.

Wer Münzen sammelte, konnte sich über beträchtliche Kurssteigerungen freuen. Doch selbst hier gilt es, genauer hinzusehen. Denn auch Münzen haben ihre Tücken.

ACHTUNG

Wer sich nicht sachkundig macht und blind zugreift, kann bei Münzen vieles falsch machen und ein hohes Lehrgeld zahlen. Seien Sie auf der Hut!

Von dem Anstieg der Edelmetallpreise profitieren vorwiegend so genannte Bullion Coins. Das sind „Anlagemünzen“, bei denen der Gold- oder Silbergehalt im Vordergrund steht. Die Hausse an den Edelmetallmärkten ließ diese Münzen auf Rekordniveau steigen. In den Jahren nach 2001 brach ein regelrechtes Goldfieber aus, das alles in den Schatten stellte, was es bisher gab.

image

Diese Münzen haben keinen eigentlichen Sammlerwert, sondern sie werden nur geprägt, um Gold handelbar zu machen.

image