Schatten-Kartell

Schatten-Kartell

Nudio

 

Schattenkartell

Ein utopischer Femdom-Roman

 

Coverfoto: fetograf.com

 

ISBN 978-3-94596-776-8

 

(c) 2018 Schwarze-Zeilen Verlag

www.schwarze-zeilen.de

 

2. Auflage

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

Vorwort / Setting

 

Das kleinstaatliche Europa des späten 21. Jahrhunderts war nur noch ein Schatten seiner selbst, degradiert zur wirtschaftspolitischen Bedeutungslosigkeit. Nach dem spaltenden Keim des Brexits in 2016 hatte es nur noch fünf Dekaden gedauert, bis sich die EU als Institution vollständig aufgerieben hatte. Die Ökonomien des Ostens waren der Marktplatz der Welt, sich selbst befeuernd, stets hungrig aus sich selbst heraus. Europa nur noch eine verkümmerte Randerscheinung, durch protektionistische Marktpolitik auf Distanz zu den asiatischen Konsumenten gehalten, und an seiner eigenen Demografie vertrocknet.

Nudio – Fetisch-Model in eigener Sache, exportierte das Einzige, was die fernen Märkte noch aufnahmen, unter strengsten Auflagen: seinen Körper. Für jeweils 6 Monate ließ er sich staatlich anheuern zum Verleih an bizarre Ladys-only-Clubs. Sechs Monate entkleidet und entrechtet, nackt in Ketten und tabulos genital-gefoltert auf den Bühnen der Nachtclubs für ein Auskommen in seiner musealen Heimat ohne Perspektive … bis zur nächsten Saison.

Sex sells!

Ankunft

Aus der Perspektive von Nudio

 

Veronique war ihr Name. Eine traumhaft schöne Französin von geschätzt Mitte 20 aus dem Elsass. Keine 24 Stunden war es her, dass uns das Schicksal zusammengeführt hatte, auf bizarre Art und Weise.

Jetzt lagen wir zusammen auf der großen Matratze unserer gemeinsamen Zelle, ich auf dem Rücken, sie halb auf meiner Brust, Beine und Füße eng verschlungen. Veronique schlief noch. Ruhig spürte ich ihren Atem auf meiner Haut. Delikat und genussvoll war die Intimität mit ihrem Körper. Sie war nackt, wie ich, gekleidet nur in verplombte Ledermanschetten um Hals, Hände und Füße. Nicht nur die Erinnerung an unsere erste Begegnung erst am Vortag konservierte meine morgendliche Erektion.

***

Unsere erste Begegnung: Sie stand bereits in dem fenster- und schmucklosen Raum, den ich bereits von meiner ersten Saison kannte. Die Ausstattung des kalt beleuchteten, mit Stein gefliesten Raumes beschränkte sich auf einen Stuhl, daneben eine geöffnete Aluminium-Box. Die Offizierin, welche mich eskortierte, stellte eine weitere daneben, gab ein brüskes Kommando und entfernte sich wieder, die Türe hinter sich verriegelnd.

Die noch unbekannte junge Frau war sichtlich verunsichert, in einer Ecke des Raumes einen Schutz suchend, den es nicht gab. Kameras in den oberen Ecken des Raumes erfassten jeden Winkel, wir wurden observiert.

Wir müssen uns ausziehen und die Kleidung in die Boxen legen», begann ich unsere Konversation. Große ungläubige Augen schauten mich an. Schließlich entgegnete sie etwas auf Französisch. Leider verstand ich nicht die Worte, doch der Sinn erschloss sich mir. Fremd angekommen in einem fernöstlichen Land, eingeschlossen in einen Profanbau des Flughafens zusammen mit einem ebenso fremden Mann, konfrontiert mit der Aufforderung, alle Kleider abzulegen.

Längeres Zögern würde die Gefahr mit sich bringen, dass man uns fremdgesteuert der Kleider beraubte, also begann ich die degradierende Prozedur. Ich vermied es, ihrem Blick zu begegnen, aber ich spürte ihn ohne Unterlass. Als ich alle meine Habseligkeiten in der Box verstaut hatte, zog ich mich selbst in die gegenüberliegende Ecke zurück, den Blick von ihr abgewendet. Es war das letzte Fragment an Intimität, welches ich ihr anbieten konnte. Die Steinfliesen unter meinen nackten Fußsohlen, ließen mich bereits meinen sozialen Stand für das nächste Halbjahr spüren: SM-Sklave.

Es dauerte noch wenige Minuten, dann hörte ich die zögerlichen Schritte ihrer Absätze. Ein Reißverschluss öffnete sich dezent sirrend, Stoffe falteten sich leise gedämpft auf dem Boden der Box, schließlich das Einrasten des Deckels in seine Spannschlösser. Unentschlossene Stille, dann doch das softe Auftreten nackter Füße, elektrisierend ihre sanfte Berührung meiner Schulter: »Je suis Veronique

Zögerlich drehte ich mich zu ihr. Allein das Kopfkino dessen, wie sie sich Teil für Teil bis zur Gänze gestrippt hatte, hatte mein Glied leicht anschwellen lassen. Ihr blanker Anblick vom Kopf mit ihren rehbraunen Augen, der fein gezeichneten Nase, dem langen glatten braunen Haar, welches sich über ihr elegantes schmales Gesicht bis auf Brusthöhe wellte, ihre drallen, von Natur wohlgeformten Brüste mit den angestellten Nippeln, der schmalen Hüfte, welche in lange grazile Beine überging bis hinunter zu makellos geformten Füssen. Im letzten Augenblick verhinderten meine Hände, dass meine Penisspitze ihre Scham touchierte.

Sie lächelte, nahm es als Kompliment, und drehte ab in eine Art Catwalk im Bogen um den Stuhl und die Boxen in der Mitte des Raumes.

Schritte vor der Tür, Stopp, das Geräusch schwerfälliger Entriegelung. Zwei BeamtInnen traten ein. Sie trugen schwer an der Metallkiste zwischen ihnen, setzten diese mühsam neben den Stuhl. Nachdem sie deren Deckel geöffnet hatten, packte jede je eine Box mit unseren Kleidern und verließen ohne weitere Worte den Raum.

***

»E alors?«, frage Veronique, als die Tür wieder verriegelt und die Schritte sich entfernt hatten.

»Fesseln!«

»Pardon?«

»Wir sollen uns gegenseitig fesseln.«

Veronique brauchte ihre Zeit. Wir standen diagonal in gegenüberliegenden Ecken des Raumes. Ich wartete geduldig. Es war eigentlich ein sehr schöner erotischer Part unseres kommenden BDSM-Martyriums. Als ich beim ersten Mal hier war, stand ich noch alleine im Raum, auf dem Stuhl, ebenso nackt, und wurde von einer Offizierin gefesselt. Ihr Ausdruck emotions- und mitleidslos, ihre Hände ungeniert an meinem Körper, mein Geschlecht maximal erigiert. Für einen devoten Charakter ein wundervoller Akt der Unterwerfung, im Grunde jedoch entehrend. Und nun die delikate Variation des gegenseitigen Fesselns der Gefangenen selbst, ein in doppelter Sicht Akt der Selbstauslieferung. »Du beginnst« sagte sie schließlich in meiner Sprache.

Wundervoll! »Stell dich auf den Stuhl, dreh Dich mit dem Rücken zu mir, und reich mir deine Hände.«

Ich wollte ihrem Blick, so gut es geht, ausweichen. Es war mir peinlich, wie offensichtlich mich der Akt erregte, das Anlegen der Ledermanschetten um ihre zarten Gelenke an den Händen, an den wunderschönen Füssen. Das massive Collier welches ich ihr um den Hals schmiegte, war festes Leder mit Nieten und Ösen.

Alle Schnallen wurden mit Schlössern verriegelt, die Schlüssel abgezogen und in der Kiste deponiert, bis zum Tage unserer noch fernen Abreise.

»Steig herunter ... Bitte.«

Ein Traum von einem Frauenkörper. Welch bizarrer Kontrast, als ich ihren grazilen Zügen die schweren Stahlketten anlegte. Veronique ertrug die demütigende Prozedur mit schweigender Contenance. Ein Blick in die Metallkiste offenbarte jedoch, dass wir noch nicht am Ende der Peinlichkeiten waren. Mit weiterem Spielzeug musste ich schließlich vor sie treten.

»Es erregt dich mich zu fesseln.« Eine schlichte Feststellung, keine Frage, kein Leugnen meines erigierten Geschlechtsteils.

»Wir müssen noch weiter gehen.«

Fragende Pause.

»Wirst du mich jetzt … penetrieren?«

Ich zögerte. Nichts Lieber als das, doch ...

»Im Prinzip ja … aber leider nicht so wie es den Anschein hat», umschrieb ich meine Gefühle, um ihr am Ende doch den bereitgelegten Dildo mit Spanngürteln zu zeigen. Beim Anblick dessen extrapolierter Größe und intensiver Noppung geriet ihre Fassung ins Wanken, verspannte sich ihre Komposition in Nuancen, schoben sich ihre delikaten, vor den Körper gefesselten Hände instinktiv vor ihre Vagina.

»Zuerst du!«

Wie meinen, sagte ich lautlos ins Gesicht geschrieben.

»Zuerst … dein Penis!«

Welch bizarres Rendezvous?! Keine Stunde war vergangen, dass wir uns das erste Mal im Leben gesehen hatten, keine halbe, dass wir völlig entblößt voreinander standen und ich begann sie in Fesseln zu legen. Nun die unmissverständliche Aufforderung … zum Sex! Oder musste man es schlimmer nennen? Nein, es sollte trotz aller einvernehmlichen Annullierung unserer sexuellen Selbstbestimmung ein Akt der körperlichen Liebe werden. Stilles Einverständnis. Sie öffnete ihre Beine, soweit es die Kette zwischen ihren Fesseln zuließ, umfasste mein erigiertes Glied und führte es an ihre Scham, bis zum elektrisierenden Kontakt. Was für ein Tag! Was für ein süßer verführerischer Einstieg in unsere sexuelle Versklavung auf Zeit. Meine blanke Eichel touchierte ihre feuchten, aufnahmebereiten Schamlippen. Sie hob ihre Hände über meinen Kopf und wieder hinunter bis zur Taille, zog mich mit der Kette zwischen ihren Cuffs näher an sich heran. Unsere Blicke trafen sich. Welch sinnliche Augen, welch sinnliche Lippen, …

»Commence, mon general!«

Sanfter Druck überwand den letzten Widerstand, dann drang ich behutsam in sie ein, während wir uns küssten, wie Liebende, leidenschaftlich bis in die Zungenspitzen, bis ich bis zum Schambein in ihr war. Maximal vereint intonierten wir eine schlängelnde Bewegung. Meine sekundäre Mission war ihre Vagina zu weiten, vorzubereiten für den mächtigen Dildo, welcher sie zur Sex-Sklavin degradieren sollte. Später, so viel später wie ich es nur herauszögern konnte. Aber welch ein Ansturm der Reize! Ihre wunderbar weiche Haut, die sich an der meinen rieb, ihre vollen Lippen auf meinem Mund, und dazu das Klingen der Ketten zwischen ihren Fesseln. Oh Himmel auf Erden. Das Paradies, so elementar. Viel zu schnell wurde aus dem Schlängeln ein Pushen, ein Stöhnen, eine Koloratur … und ein orgiastischer Höhepunkt.

Innehalten! Unsere Köpfe gegenseitig auf die Schultern des anderen gelegt, umklammerten wir einander, wiegten uns schweigend in den Nachklang unseres ersten Koitus. Sex in Ketten, so bizarr, so geil! Und Sex vor laufenden Kameras! Ich weiß nicht, ob Veronique sie schon entdeckt hatte, aber ich kannte sie, je eine in den obersten Ecken unseres Gefängnisses. Und wenn schon, es sollte bald unser tägliches Brot werden.

Wir waren Sklaven auf Zeit, entrechtet für die Zeit unserer freiwilligen Unterwerfung. Veronique erging es nicht anders als mir. In den Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs unseres alten Kontinents boten wir unsere Körper feil auf dem ewig florierenden Markt des sexuellen Voyeurismus. Und die zahlungskräftigen Voyeure saßen jetzt in Asien, und zu meinem guten Auskommen auch »zahl-Reiche« weibliche. Erfolgreiche Geschäftsfrauen aus Finanz und Wirtschaft leisteten es sich, sich abends in exklusiven Ladys-only-Clubs zu treffen, um auch abseits des Business ihre Macht zu zelebrieren. Eine besonders genussvolle Art ihre Dominanz auszuleben, war die bühnen-inszenierte Unterwerfung des anderen Geschlechts: von Bondage bis CBT.

Besonders perfide: Ich hatte aus der ersten Saison gelernt, dass die staatlichen Behörden das Geschäft an zentraler Stelle selbst organisierten, und mächtig daran verdienten. »Menschenhändler in eigener Sache« wie wir wurden gleich bei Ankunft am Flughafen von den Ankommenden separiert. Es gab keine Visa, wir wurden vom Staat selbst unter Vertrag genommen, unter einen Beherrschungs-Vertrag, ein Begriff wie ich ihn bislang nur aus der Wirtschaft kannte. In unserem Fall veräußerten wir unser Recht auf sexuelle Selbstbestimmung für die Dauer der »Nutzung«. Ein halbes Jahr, ohne Kleidung, in Ketten, Sklaven des Etablissements, welches uns gegen exorbitante Gebühr wiederum vom Staat entlieh. Wir selbst erhielten unsere Gage von der Zollbehörde, an die wir uns vertraglich verkauften. Es war gutes Geld für uns, aber alle verdienten am Ende gut an uns, auch die Clubs.

Ein halbes Jahr Volontariat als SM-Sklave ist eine harte Zeit. Ich hatte es bereits einmal durchlebt und durchlitten. Abend für Abend in Ketten auf die Bühne gezerrt zu werden, exzessives Bondage zu ertragen im Rampenlicht vor den Augen des diskreten Auditoriums in seinen Separees, intime Spielereien auszuhalten mit Feuer und Wachs, das Auspeitschen der Fußsohlen zu erdulden bis hin zu schamlosem CBT vor hochauflösenden Webcams, welche Nahaufnahmen ohne Tabus auf großformatige Bildschirme projizierten. Aber nun war ich wiedergekommen, für eine zweite Saison, und erst in zweiter Linie wegen des Geldes. Primär war es meine Lust an submissivem BDSM.

Mein Glied erschlaffte, rutschte aus ihrer Vagina und lehnte sich tropfnass an ihren Schenkel.

»Vite! Der Dildo, mon ami!«

Auch dies eine neue Erfahrung für mich. Tapfer stöhnte sie sich durch die peinliche Prozedur. Es tat mir in der Seele weh zu sehen, wie ihre sich rhythmisch anspannenden Zehen die unnatürliche Penetration verarbeiteten. Mich fröstelte bei dem Gedanken, den monströsen Fremdkörper ganz in ihrem zarten Körper zu wissen. Am Ende zog ich die Riemchen durch den Schritt und spannte die Schnallen um ihre Lenden.

Ich stand auf und zog mich einen Meter zurück. Sie hatte die Augen geschlossen. Tief und ruhig horchte sie in ihren Körper hinein, atmete durch, versuchte einen ersten Schritt … und verharrte gleich wieder. Das Zucken in ihren Mundwinkeln verriet ihr verstecktes Leiden. Der nächste Schritt, und noch einer.

»Ca va

In der Verlautbarung, dass der körperliche Schmerz erträglich schien, beobachtete ich zunehmend entspannt, wie sie sich entlang des Zellenperimeters quälte. Ich ohrfeigte mich innerlich, dass ich das Schauspiel … sexuell erregend fand. Als Veronique schließlich vor mir zum Stehen kam, ließ ich mich gar zu einer Bemerkung hinreißen.

»Die Fesseln und Ketten adeln deinen exquisiten Körper. Eine schöne Frau braucht nicht mehr Kleidung.«

»Merci, mein Adam. Aber zum Ausgehen wärest du mir noch zu nackt.»

»In der Kiste findet sich vielleicht eine passende Garderobe für mich.«

»Bon chance pour moi.«

Gefesselt zu werden war mein favorisierter Fetisch. Sehr erregend bereits, einer fremden Offizierin ausgeliefert zu sein, der dominante Kontrast von Uniform zu nackt, mit Genugtuung zu fühlen, wie sie auf Befehl doch wider Willen deinen entblößten Körper fesselt, deine Hoden knebelt, dein blankes Geschlechtsteil in ihren Händen wächst.

Und dennoch kein Vergleich zu Veronique, einer Göttin die selbst zur Sklavin wurde und nun mit Lust Hand an mich legte, womöglich gar ein wenig Rachelust: Ich gönnte ihr selbst Letzteres, ergab mich genussvoll in ihr geschicktes Tun, erfreute mich sogar an dem dezenten Lächeln, welches ihr Gesicht bei der Schnürung meines Penis reflektierte. Dessen revitalisierte stählerne Härte war zugegeben auch der einsetzenden Wirkung der Blue-Pills geschuldet, welche bereitgelegen hatten, aber auf eine solide emotionale Grundstimmung trafen. Fast hätte sie die Hodenpresse übersehen, doch diese Gelegenheit wollte ich partout nicht verstreichen lassen, so Leid mir dieses in mehrfacher Hinsicht noch tun würde. Allein der entzückt staunende Blick in ihren Augen während sie die Schrauben anzog, war es mir allemal wert. Was für ein Wandel von dem schüchternen Wesen zu Beginn! Ich träumte bereits von CBT mit ihr, und meine Erregung drohte überzukochen.

Am Ende wagte auch ich einen vorsichtigen Gang entlang der Wände. Trotz behutsamer Schritte, mit jedem Auftreten klirrten die Ketten, geriet die gläserne Presse an meinen Hoden ins Pendeln, pulsierte die zarte Haut meines Penisschafts von innen gegen die Spikes des Leder-Korsetts. Himmel und Hölle auf engstem Raum. Mit gequältem Lächeln stand ich schließlich wieder vor ihr.

»Jetzt noch gegenseitig die Hände auf den Rücken fesseln. Dann wären wir abholbereit.«

Po an Po und mit sensorischem Geschick gelang uns auch diese Prozedur. Dann postierten wir uns Seite an Seite in die Nähe der Tür, der Schritt zur Entlastung gespreizt, die Hände zwischen uns gefasst, die Füße touchiert.

»Wie lange sollen wir warten?«

»Sie haben uns die ganze Zeit beobachtet,Veronique

***

Zwei mit Ledergerten bewaffnete ZollbeamtInnen traten in die Zelle. Zusammen wurden wir aus dem Raum eskortiert, ließen unsere sämtlichen Sachen hinter uns. Es war mir vergönnt, hinter Veronique zu gehen. Was für ein Körper, was für ein Po, welch fein gezeichnete und gepflegte Hände und Füße in ihren Fesseln, dazu ein attraktiver Teint.

Der lange Weg über verlassene Korridore in kaltem Neonlicht war geprägt von der Kakofonie nackter Füße zwischen groben Stiefeln. Endlich trat unter einer Tür etwas Licht hervor. Unsere Eskorte hielt, die leitende Beamtin trat zur Tür, klopfte, dann eine mir fremde Entgegnung von innen. Wir traten ein. Es war die Ambulanz. Medizinische Eingangsuntersuchung.

Das wohl markanteste Element dieses Raumes war der ambulante Gyn-Stuhl zur Linken. Hinter dem zentralen Schreibtisch saß dieselbe Ärztin wie beim ersten Mal. Noch war ihre Aufmerksamkeit vollständig von den Akten auf ihrem Tisch adsorbiert. Dass zwei nackte Menschen in Fesseln in den Raum eskortiert worden waren, nahm sie zunächst, als weniger bedeutend war. Auch als sie uns schließlich in Augenschein nahm, zeugte ihre Mimik weniger von Erstaunen als von Gewohnheit.

»You agree that you submitted to your temporary bizarre slavery on behalf of your own free will?!« Die Basics: Als ranghöchste anwesende offizielle Vertreterin der Zollbehörde erinnerte sie uns daran, dass wir aus freien Stücken und ohne Zwang hier waren. Wir hätten bewusst und freiwillig ein Abkommen unterzeichnet, welches gegen eine vertragliche Summe und für die Dauer von sechs Monaten der Behörde die Rechte am Verleih unserer Körper zu Zwecken des bizarr-erotischen Entertainments zusichert.

Wir bejahten.

Weiter erklärte sie, dass sich die Behörde an die international anerkannten Regeln und Sitten des BDSM gebunden fühlt: Bondage & discipline, Dominance & submissaion, Sadism & Masochism und zudem die Grundprinzipien des SSC garantiert: safe, sane and consensual, sprich sicher, mit klarem Verstand und in gegenseitigem Einverständnis. Da letztgenannter Aspekt der Einvernehmlichkeit in der Praxis der Live-Auftritte nicht explizit zu jeder BDSM-Session und jeder einzelnen BDSM-Praktik eingeholt werden kann, wird dieses Einverständnis pauschal erteilt. Anale Praktiken schließt die Behörde von selbst aus und verpflichtet auch sämtliche Vertrags-Clubs auf diese Grundsätze.

Für den Fall, dass die angewandten Praktiken innerhalb einer BDSM-Session uns über unsere individuell erträglichen Grenzen quält, hätten wir je ein Safeword hinterlegt. Sie belehrte uns dahingehend, dass wir dieses Not-Aus maximal 3 Mal in der Saison einsetzen dürften, bevor wir den Anspruch auf unsere Gage verlören.

Auch dies bejahten wir.

Abschließend folgte das Rezitieren diverser Nebenaspekte, denen wir zugestimmt hatten: keinerlei Kleidung bis zur Rückführung in sechs Monaten hier in den Räumen der Behörde; auch der Transfer zum und vom Einsatzort gänzlich nackt und in massiver Fesselung. Die Ledermanschetten um Hals, Hände und Füße bleiben ausnahmslos verschlossen und verplombt und dürfen erst bei Entlassung wieder durch behördliches Personal abgenommen werden. Der Grad der zusätzlichen Fesselung zu Zwecken des Entertainments liegt im Ermessen der ausleihenden Clubs. Wir bejahten auch dies im Spiegelbild unserer bereits angelegten »massiven« Fesselung.

Letzter Punkt: Wir willigen ein, vor Auslieferung von der Behörde einer umfassenden Eingangsuntersuchung unterzogen zu werden.

Damit blickte die Ärztin wieder zu uns auf: »You see that we need to ensure that your physical and psychological condition complies with the demands of our customers

Ich hatte bereits leidliche Erfahrung mit dem, was dem letzten Statement folgen würde. Zum einen wurde unsere aktuelle körperliche Verfassung bei Auslieferung in zahlreichen Fotos festgehalten, um später nach Ablauf der Verleihung eventuelle Schadenersatzansprüche gegen den Club geltend zu machen. Zum anderen wollte die Behörde nachweislich sichergehen, dass ihre Ware sich devot und folgsam den Ansprüchen der Kunden fügte. Der Gradmesser: Intimfolter.

***

Veronique wurde als erste auf den Gyn-Stuhl beordert, ihr reflexartiger Widerstand mit Leichtigkeit überwunden von den Wachen, die unsere Eskorte flankiert hatten. Zu meiner Erleichterung signalisierte sie mir leise im Vorbeigehen: »Je sais. c’est tout ...consensual.« Trotz eines gewissen Hintergrundrauschens ob sachte empfundener Mitschuld, ich genoss still den Anblick ihrer exponierten Zurschaustellung. Hände und Füße an den Stuhl gefesselt, saß sie mit gespreizten, hochgelegten Beinen im grellen Licht. Dennoch konnte ich mitfühlen, wie peinlich es ihr sein musste, in Gegenwart von Männern mit direkter Sicht auf ihre primären Geschlechtsteile drapiert zu sein. Es gab jedoch kein Entkommen, und so schloss sie zumindest ihre Augen.

Ich selbst wurde überrascht vom Auftritt eines zierlichen, drahtigen Mannes aus dem Halbschatten zu meiner Rechten. Wortlos trat er zwischen Veroniques gespreizte Beine, nahm sich den bereitgestellten Hocker und setzte sich.

Obwohl die blanke Fußsohle ihres rechten Beines meine direkte Sicht verstellte, konnte ich mir seinen Auftrag schnell erschließen. Er rasierte ihren Schambereich. Die hilflose Veronique ließ diese Art der nochmals gesteigerten Entblößung ohne Protest über sich ergehen, aber das Strecken, Zucken und Winden ihrer gebundenen Füße verriet ihre angespannten Emotionen.

In zweiter Instanz nahm schließlich die Ärztin den Platz auf dem Hocker ein. Dem nochmals heftigeren Ausschlag ihrer Füße und dem Spreizen ihrer Zehen entnahm ich, dass die Ärztin recht grobmotorisch in ihrem Intimbereich probte. Begleitet von einem feucht-schmatzenden Geräusch zog sie sich wieder aus Veroniques Innerem zurück und machte sich ein paar Notizen.