Widmung

Urlaub

wollen wir genießen,

ohne zu verdrießen,

den Schein hinter uns lassen

und mit dem Sein prassen,

die Lust im Frust entdecken

und unsere Seele zum Leben erwecken.

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen ist rein zufällig.

Martina Stubenschrott
Christiane Krieger

Urlaub

Schlimmer geht immer

Episoden

Vier gewinnt

 

Vorspiel

Susi und Hans-Peter sind schon seit Maturazeiten ein Pärchen. Viktor und seine Marie kennen sich gar aus Grundschulzeiten. Und die Vier waren einmal best friends. Vor vielen Jahren. Vor sehr vielen Jahren. Wirklich, vor sehr, sehr vielen Jahren. Bei einem heiteren Klassentreffen begegnete frau und man sich wieder und schüttete sich nieder.

Na. So san ma net.

Wir hier in Österreich san alle korrekt.

Es gibt kane Saufschädln und linke Partien.

Höchstens Rechte.

Na. Des stimmt jo net. „Liangn und Panschal schmiern“ is links und rechts salonfähig. Und wenn du in der Mittn drin bist, dann rutscht aus vor lauter Schmier. Haargel. Selfperformance.

Na. Wos? Kennt sich kana aus? Achtung, Achtung, eine wichtige Durchsage: „Herzlich willkommen! Sie befinden sich in Österreich.“

Zurück zum Klassentreffen

Es ward eine geniale Idee geboren: Wir fahren zu viert auf Urlaub. All 4 One. All inklusive. Sonne, Strand und Meer. Fressen, Saufen und S…chlafen. Wos? Wor noch wos?

A bissl Schnacksln mit meiner Marie.

Vielleicht no a bissl fremdfickificki und wenn ma ganz bsoffen san, a flotte Partie.

Feuchte Träume. Warum a net?

Mia san die Leit liaba, die net heilig san.

Dann is net so vül Dreck versteckt.

Na geh. Wer wird denn do immer nur Sex wollen. Jo, wenns denn nur so wär, des wär schen. Beim Wollen fangts ja schon an. Wenn der eine will, will die andere net. Und wenn die andere bereit warat, is der ihrige scho fertig. Wenn er heiß is, is ihr kalt. Und wenn sie in Dessous vor ihm steht, hot er kan Bock.

Länderspiel.

Des gibts jo net. Kunt ma fast glauben, da spielt ana folsch. Und wenns dann amol gemeinsam die richtige Temperatur hätten, dann…

…klingelts an der Tür, hot ana an Termin, schreit des Kind und so furt.

Na geh. Wie war denn das früher? Wieso isn des damals so leicht von der Hand gangan?

Na, des Parship-Ding is a Wissenschaft. Moch ma lieba a Kissenschlacht, da san ma wenigsten in die Federn. Und buch ma den Urlaub.

Ma, bin i aufgeregt.

Des wird sicher ganz toll.

Startlöcher

Bald is es so weit. „Na endlich“, säuselt Susi ins Telefon. Eigentlich wollt sie jo krank spielen, owa der Hans-Peter, der Blödmann, hot ka Stornoversicherung abgschlossen. So a Geizkragen. Also is die Susi schnell wieder gesundet.

Susi: „Die Vitaminpulverl… I sag das, die san a Hammer. Brauchst net a wos? Zufällig hätt i a poar zhaus und könnt dir ganz günstig wos verkaufen – Freundschaftspreis.“

Marie: „Na danke. Mir fehlt nix.“

Susi: „Des glaubst a nur du. Gehst zum Dokta, mochst an Bluattest und i bin ma sicher, wir finden an Mangel.“

Marie: „Na. Echt net.

I hobs Bluat schon getestet. Alles guat ba mir.“

Susi: „Geh, du naives Schneckerl bist beim falschen Doktor. Gehst zu mein, a zweite Meinung einholen. Und wirst sehen, du host sicha wos. So blass wie du ausschaust…“

Stille am Apparat.

Am Smartphone is der Bildschirm finster.

„Hans Peter, die Marie hat aufgelegt, die blede Kuah…“, entrüstet sich die Susi.

Zuhause bei Marie und Viktor

„Du. Die Susi halt i net aus. Die will mir was andrahn. Von ihre Pillen.“

„Schaden darats da net. Vielleicht bist dann besser drauf“, antwortet er galant. „Was hats denn alles so? Benzos oder bissal a Gras…“

Die Marie lasst an stillen Schaß. Um ihr Statement zu unterstreichen. „Wenn du mir mit dem Zeug ankommst, dann is es aus. I will net mit ana Psychose ins Krankenhaus.“

Da Viktor grinst verschlagen. Na endlich. Jetzt weiß er, wie der Hase läuft. Wenn er noch ein dummes Ding dreht, dann wirft sie das Handtuch. Und dann kann er sagen, dass er es net gewesen is, der aufgeben hot.

Flug

Nachdem die Voraussetzungen die allerbesten sind, startet man und frau gemeinsam in den Urlaub. Das heißt, Marie und Viktor fliegen First Class, Susi und Hans-Peter Second Schaß.

Na geh, immer diese Ausdrücke.

Aber am Flughafen findet das erste erbauliche gemeinsame Pläuschchen statt. Viktor will Prosecco schlürfen und Lachsbrötchen knabbern. Die Susi packt stattdessen ihre Käse-Butterbrot- Jausn aus und dazu den Saft aus der Ökoflaschn. Der Viktor geniert sich ungemein und will am liebsten verschwinden in den Boden hinein.

A paar Minuten später erscheint die Kellnerin und spricht ihr Gsatzerl auf: „Die Konsumation von mitgebrachten Speisen ist net erlaubt.“

Susi: „Welche Speisen? Des is nur a Jausn und a bissl a Wossa.“ Die Kellnerin verdreht die Augn und gibt auf. Die Leut mit dem Baumwollgwand san auf ana Mission. Do is nix zum mochen.

„Welcher Trottel hat nochmal gesagt, dass wir gemeinsam Urlaub machen sollen?“, fragt Viktor sodann leise seine Frau.

Sie: „Na, du.“ So a Koffer.

Er: „I? Und wieso hast mi net abghalten?“

Sie: „I hob da eh an Saft ins Glas eingschenkt, aber du hast dir glei die Schnapsflaschen reingstellt.“ Na geh. Wer wird denn do saufen?

Doch net in Österreich. Wir san alle korrekt.

Na bitte. So is es denn. Besiegelt.

Hoff mas wird des wos.

Gemeinsames Abendessen

Flug überstanden. Quartier bezogen. Endlich getrennt. Für zwa Stund. Alsdann trifft sich Frau und Mann wieder zum Dinieren. Schließlich ham wir Schmalz im Hirn und in der Taschn. Auf gehts, wir lossns im Urlaub krachen.

Aber Susi und Hans-Peter erscheinen in Jesuslatschen, Strohhut, Bermudas und irgendwelche Stofffetzen – do kriagst jo die Kretzn. Viktor und Marie glänzen im eleganten Smoking und Dress. Wos solln des jetzt?

Verstört wischt der Viktor sich übers Haar und rückt die Designerbrille zurecht. Er is jo ka Knecht. Er will gelten (und die andern Trotteln schelten. Na – Pssst!).

Wohin mit dem ungleichen Paar? Sie einigen sich auf an Kompromiss – sind wir ja alle gscheit und Leit von heit. Viktor kehrt hervor das Businessschwein und tut ganz eloquent – aber nur zum Schein.

Um des lieben Frieden Willens steigen Susi und Hans-Peter fadenscheinig mit ein. Was der falsche Fuchzger kann, können sie scho lang.

So wird es irgendein 08/15 Lokal. Was für eine Qual. Das ist die größte Strafe für den Viktor.

Mittelmaß. Ist er nicht. Und alles wegen diesen dummen Hinterwäldlern.

„Verkackter Spießer“, murmelt Hans-Peter.

So ein Urlaubsverdrießer.

„Wos?“

„Na, nix, nix.“

Der feine Herr Viktor lässt sich innerlich stöhnend hernieder in die Steign. Die Schmach kann er nur ertragen, wenn er sich gönnt a Glaserl. Oda – „Herr Ober, gebns her die Flaschn! Danke.“ So und jetzt Tropferl für Tropferl verkosten. Wos? Is de Flaschn scho la?

Viktor wird leutselig und bestellt no a bottle fürs Volk. Oda zwa. Es wird gelacht und gescherzt. Is doch a rechte Gaude, der Urlaub.

Zum Glick wor ma spontan.

Und sitzn jetzt net do alan.

Ende

Owa das dicke Ende kommt sogleich.

Denn Viktor ist besoffen und hot scho des Hosentürl offen. Völlig unverfroren wird die Susi als Beute auserkoren. Liebevoll nennt sie ihn „Ficktor“. Eindeutig. Eine Aufforderung.

Der Viktor flirtet ungeniert, weil es ihn nach Susi giert. Handerl tätscheln, Fußal zuwi schmiern und in den Ausschnitt stieren.

Da langts dem Hans-Peter. Er baut sich vor dem Viktor auf mit seine zwa Meter. „Du Lackaff, was wird denn des, wenns fertig is?“

„Nix, wos is? Wos bist denn glei so aggressiv?“, tuat da Viktor ahnungslos. Auch die Marie, seine Frau, is peinlichst berührt. Sie waß eh, dass hinter dem feinen Getue von ihrem Mann bloß a geila Hecht steckt und a Schluckspecht.

„Hoch den Rock, für den geilen Bock“, is sei Leitspruch. Normalerweise mocht die Marie vier Augen zua, stellt sich blind und tot, damit sie ihr Ruah von dem Deppn hot.

Owa des kommt für den Hans-Peter net in Frog. Er packt den feinen Herrn beim Krawattl und zerrt ihn vor die Tür. Damit alles geklärt wird nach österreichischer Manier.

„Bum, Bum, Pow.“

Na. Es wor nur a Drohung, net die volle Verrohung. So san ma net.

Ham ma doch Manieren und außerdem is da Hans-Peter Pazifist, a wenn er des manchmal vergisst. Kurve gekratzt. Gepflegt und gesittet, Krone gerichtet, gehts zurück an den Tisch.

Wo bloß Stille is.

Marie ist entfleucht und auch die gute Laune is endgültig verscheucht. Der Lack is ab. Und drunter die rostige und löchrige Garnitur. Des wars mit dem Urlaub im Doppelpack.

Vier gewinnt? Na verschwind.

Anfang

3 Monate später. Susi trifft Marie im DritteWelt-Laden beim Shoppen. Na, so was? Wer hat denn die geläutert? Marie erstrahlt in gleißend hellem Glanz. Wos hot die denn für a Droge an der Hand?

„Sog scho. Wos is‘n los?“, fragt die Susi neugierig. „Du, der Urlaub zu viert, des wor des Beste, was mir is passiert. Danke!!!“ Marie fällt der Susi um den Hals und schmatzt an Kuss auf ihre Hand.

„Wos?“ Spinnt die jetzt komplett? I hobs jo gwusst. Die hat an Anderen, der sie versorgt.

I find des echt org. Dabei waß doch jedes Kind, dass die eine Freundeshand die andere wäscht.

Wo kumma do hin, wennst afoch irgend an Fremden zuwi lässt?

Marie fährt fort mit Schwung: „Seit 20 Jahr probier i den Koffer abzustellen. Und genau den Urlaub hots no braucht, damit i‘s endlich schaff.

Nix is mehr mit Kuschen, Totstellen und Genieren. Oder zu die Nachbarn umigieren, wos die für a schens Leben hom. Jetzt bin i I.

I sag das du, I hob gor net mehr gwußt, dass i unter all den verleimten Schichten no steck.

Owa jo!!! I bin do!!! Des is a Freid, mit dem Meißl endlich mei Gestalt freizulegen. I dank da Göttin für mei Leben und ihren Segn!

Machs guat und pfiat di!“

Die Susi schaut und schaut…

Olta he.

Die Marie – die hot wos! Des hätt sie a gern. Owa leida is as net käuflich.