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Schön, dass Du dieses Buch gekauft hast. Denn das heißt, dass Du Dich für den Klimawandel und den Klimaschutz interessierst.

Das Klima unserer Erde hat einen riesigen Einfluss darauf, wie wir in Zukunft leben werden. Und wir Menschen haben einen riesigen Einfluss auf das Klima: wie viel Energie wir verbrauchen, wie wir uns fortbewegen, wie viel wir kaufen und was wir essen. Obwohl das seit Jahrzehnten bekannt ist, wurde viel zu wenig unternommen, um unser Klima zu schützen. Die schwedische Schülerin Greta Thunberg will das nicht länger hinnehmen. Sie fordert, dass die Regierungen und die Erwachsenen auf der ganzen Welt so schnell wie möglich handeln. Darum hat sie beschlossen, freitags nicht mehr zur Schule zu gehen, sondern zu streiken. Greta hat unheimlich viel Mut bewiesen, und daraus ist eine ganze Bewegung entstanden: Kinder in allen Ländern der Welt gehen an Freitagen auf die Straße. Gemeinsam demonstrieren sie für das Klima und ihre Zukunft. Denn jedes Kind, heute und in der Zukunft, hat ein Recht darauf, auf einem gesunden Planeten zu leben. Dafür sollten wir alle wie Greta Thunberg kämpfen!

Warum Greta für das Klima kämpft

Eines Montagmorgens, während alle anderen Kinder zur Schule gehen, läuft Greta Thunberg zum schwedischen Reichstag. Der ist im Zentrum von Stockholm, der Hauptstadt Schwedens. Greta ist ganz allein: ein kaum 1,50 Meter großes Mädchen mit zwei Zöpfen, einem lila Rucksack und ganz viel Wut im Bauch. Sie hält ein großes Schild aus Sperrholz im Arm. »Skolstrejk för klimatet«, steht darauf. Das heißt: »Schulstreik für das Klima«.

Es ist der 20. August 2018, der erste Schultag in Stockholm nach den Sommerferien. Nach den heißesten Sommerferien, die viele Menschen in Schweden je erlebt hatten. Aber Greta Thunberg (Aussprache: »Greta Tunbärj«) geht nicht zum Unterricht ihrer neunten Klasse – obwohl sie schulpflichtig ist. Die 15-Jährige hat beschlossen: Ich streike für den Klimaschutz. Am besten vor Schwedens Reichstag. Hier ist das Parlament, hier treffen sich die Politiker und entscheiden über Gesetze. Das Parlament wird in drei Wochen neu gewählt, und die schwedischen Politiker kümmern sich Gretas Meinung nach zu wenig um die Umwelt.

Zuerst hockt sich Greta auf den Steinboden vor dem Gebäude. Kaum jemand beachtet das stille, etwas unscheinbare Mädchen. Dann steht sie auf und verteilt wortlos Zettel an die vorbeilaufenden Menschen. Darauf hat sie geschrieben:

»Wir Kinder tun oft nicht das, was ihr uns sagt. Wir tun das, was ihr tut. Und weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt, tue ich das auch. Mein Name ist Greta, und ich bin in der neunten Klasse. Und ich bestreike die Schule für das Klima bis zum Tag der Wahl.«

Greta hat ihre Ankündigung wahr gemacht. Nicht ein einziges Mal ist sie bis zum Wahltag zur Schule gegangen – dafür aber jeden Tag zum Parlament. Und seit die Wahl vorbei ist, demonstriert sie immer noch jeden Freitag.

Aber allein und einsam ist Greta bei ihrem Streik längst nicht mehr. Nein: Hunderttausende, Millionen Kinder und Jugendliche überall auf der Welt machen es ihr nach. Sie ziehen auf die Straße ihrer Städte, immer wieder freitags. Unter dem Motto »Fridays for Future«, Freitage für die Zukunft. Sie fordern die Politiker und Wirtschaftsbosse auf, den Ausstoß des Gases Kohlendioxid (CO2) zu senken. CO2 entsteht unter anderem bei der Verbrennung von Benzin in Motoren oder von Kohle in Kraftwerken und sorgt dafür, dass es immer wärmer wird auf der Erde. Greta Thunberg ist heute weltberühmt. Sie führt Demonstrationszüge an. Sie sagt den mächtigsten Politikern der Erde ins Gesicht, dass sie viel zu wenig tun im Kampf gegen diese Klimakatastrophe. Ausgerechnet sie, die einmal über sich selbst gesagt hat: »Normalerweise bin ich das stille Mädchen, das ganz hinten sitzt.«

Wie ist dieses einst »stille Mädchen« zum Vorbild für Hunderttausende Kinder und Jugendliche geworden?

Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg wird am 3. Januar 2003 geboren. Ihre Mutter heißt Malena Ernman. Sie ist eine bekannte schwedische Opernsängerin und hat immer wieder Auftritte in Opernhäusern in anderen Ländern. Gretas Vater Svante Thunberg ist Schauspieler. Er tritt aber nicht mehr am Theater auf. Als seine Freundin Malena schwanger wurde, hat er entschieden, sie überallhin zu begleiten und sich um das Kind zu kümmern. Und so tourt die junge Familie bald quer durch Europa. Sie bleiben ein paar Wochen in einer Stadt und reisen dann zur nächsten weiter – wo immer die Mutter gerade singt. Von einem Land zum anderen: Frankreich, Deutschland, Österreich, Niederlande oder Spanien. Berlin, Paris, Wien, Amsterdam, Barcelona. Zwischendurch sind sie immer wieder mal in Schweden. Und ihr Kind Greta ist immer mit dabei.

2005 wird Gretas knapp drei Jahre jüngere Schwester Beata geboren. Alles ist zunächst in Ordnung mit den beiden Kindern. Die Familie führt ein glückliches Leben. In ihrem Buch »Szenen aus dem Herzen – unser Leben für das Klima« beschreibt Gretas Mutter Malena Ernman diese »wunderbaren Jahre«. Sie erzählt, wie die Eltern und die Mädchen im Winter in ihrer hellen Wohnung miteinander spielten und wie sie im Frühling durch die Parks spazierten. Für die Familie war dieser Alltag einfach wunderbar.

 

Und Malena Ernman macht Karriere. 2009 nimmt sie teil am schwedischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC), den großen Wettbewerb, bei dem Musiker aus ganz Europa gegeneinander antreten. Und Malena Ernman gewinnt die Vorauswahl der Schweden. Auch wenn sie beim ESC am Ende nur einen hinteren Platz belegt, ist sie jetzt noch viel bekannter als zuvor. Viele Konzertveranstalter und Opernhäuser bitten Gretas Mutter, bei ihnen zu singen.

 

Aber dann wird alles anders. Greta wird in der Schule von ihren Klassenkameraden gehänselt. Sie wechselt die Schule. Doch auch in der neuen Klasse, Greta ist mittlerweile zehn Jahre alt, fangen ihre Mitschüler an, sie zu mobben: erst nur ab und zu, dann immer öfter. Sie locken Greta in einen Hinterhalt oder verprügeln sie auf dem Schulhof. Greta versteckt sich manchmal in den Pausen auf der Mädchentoilette. Aber dann entdeckt die Pausenaufsicht sie und zwingt das Mädchen, nach draußen auf den Schulhof zu gehen. Greta hat kaum Freunde in der Klasse, sie fühlt sich allein.

 

Eines Tages führt eine Lehrerin Gretas Schulklasse ein Video vor. Der Film zeigt, wie stark Plastikmüll unsere Weltmeere verschmutzt. So treibt im Pazifischen Ozean, dem großen Meer zwischen Asien und Amerika, ein riesiger Müllstrudel vor der Küste des Landes Chile. Als Greta diese Bilder sieht, fängt sie an zu weinen. Auch ihre Klassenkameraden sind traurig.

Dann ist der Film zu Ende. Und Gretas Lehrerin erzählt den Schülern, dass sie bei der nächsten Stunde in der kommenden Woche nicht da ist. Sie ist auf eine Hochzeit in den USA eingeladen. Und deswegen wird sie nun von Schweden nach Amerika fliegen: Tausende Kilometer weit. Gretas Klassenkameraden finden das toll. Sie gratulieren der Lehrerin. Dann schwärmen sie sich gegenseitig vor, von ihren eigenen Flugreisen rund um die Welt. Sie vergessen dabei, dass Flugzeuge enorme Mengen Treibstoff verbrennen, Abgase ausstoßen und damit zur Vermüllung der Umwelt beitragen. An den Film über den Plastikmüll denkt niemand mehr. Außer Greta.

Das Mädchen sitzt nach der Stunde in der Schulkantine. Es gibt Hamburger, aber Greta kriegt keinen Bissen herunter. Sie will nicht ein Stück totes Tier essen. Greta hat noch immer die Bilder vom Müllstrudel im Kopf. Sie versteht die Menschen um sie herum nicht. Wie können sie sich erst einen Film über Plastikmüll ansehen und darüber traurig sein, dass die Weltmeere so verschmutzt sind? Und wie können sie dann nur ein paar Minuten später alles vergessen und wieder über ihre Flugreisen, Smartphones und Markenklamotten reden? Obwohl all das dazu führt, dass die Erde und die Meere immer weiter verschmutzt werden?