SCHLUSSWORT

»Commodities tend to zig when the equity markets zag.«

Jim Rogers

Für das erste Halbjahr 2008, das sich später als das annus horribilis der Finanzindustrie erweisen wird, sieht die Bilanz an den Rohstoffmärkten hervorragend aus: Ein deutlich zweistelliger Wertzuwachs steht einem deutlich zweistelligen Abschlag an den internationalen Aktienmärkten gegenüber. Der Ölpreis handelt Anfang Juli 2008 bei über 145 US-Dollar pro Fass, Kupfer bei über 8.100 US-Dollar pro Tonne, und Gold hatte nach einer fulminanten Rallye bereits im März 2008 zum ersten Mal die Marke von 1.000 US-Dollar je Feinunze erreicht.

Innerhalb der sogenannten Alternative Investments haben Rohstoffe als Assetklasse in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden. Ein geringer bis negativer Gleichlauf der Renditen (Korrelation) mit traditionellen Assetklassen wie Aktien und Anleihen in Kombination mit einer attraktiven erwarteten Rendite machen Rohstoffe als Investment interessant. Eine Vorreiterrolle auf der institutionellen Seite spielten die großen US-Stiftungsvermögen wie Yale und Harvard. David Swensen, seit 1985 Chief Investment Officer der Yale University, allokierte mehr als 50 Prozent der Anlagegelder der Yale University – in der Summe über 20 Milliarden US-Dollar – in Alternative Investments wie Hedge-Fonds, Rohstoffe, Immobilien und Wälder. »Von Yale lernen, heißt, siegen lernen«, titelte die Financial Times Deutschland im März 2008, als Swensen ein weiteres Jahr mit Traumrenditen verkünden kann.

Im zweiten Halbjahr 2008 folgt dann aber der jähe Absturz: Breite Rohstoffmarktindizes verlieren rund die Hälfte ihres Wertes und fallen damit deutlich stärker als die ebenfalls stark negativ tendierenden Aktienmärkte. Bear Stearns und Lehman Brothers lassen grüßen – die Welt steht am Rande einer globalen Finanzkrise. Bereits Ende September müssen sowohl Yale als auch Harvard Verluste von über 30 Prozent ihres Stiftungskapitals bekannt geben. Wie bereits Roger Lowenstein in seinem Buch über den Kollaps von LTCM in 1998 feststellte (When Genius Failed – The Rise and Fall of Long-Term Capital Management), tendieren während einer Krise die Korrelationen aller Wertpapiere gegen eins, und alternative Investments, außer Gold, bieten keinen Diversifikationsvorteil mehr. Mit der Finanzkrise – nach einer exorbitanten Rallye der vergangenen Jahre – durchschreiten die Rohstoffmärkte ein Tal der Tränen. Allein der Ölpreis verliert von seinem Hoch im Sommer bei knapp über 145 US-Dollar pro Fass beinahe 80 Prozent an Wert.

Zweifellos bewirken die Panik vor einem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems und der hiermit verbundene Rückzug von Anlagekapital eine Übertreibung der Abwärtsbewegung. 2009 und 2010 melden sich die Rohstoffmärkte jedoch mit Stärke zurück: Rohöl über 80 US-Dollar pro Fass, Kupfer über 7.500 US-Dollar pro Tonne, Gold über 1.200 US-Dollar je Feinunze und hohe Preisniveaus von Kaffee, Kakao und Zucker – eine Krise sieht anders aus. Das Preisniveau vieler Rohstoffe ist im Rekordtempo auf den durch die Finanzkrise unterbrochenen Wachstumspfad zurückgekehrt. Denn die ressourcenintensiv wachsenden Emerging Markets in Asien, vor allem China, führen weiter das weltweite Wachstum an.

Die 40 Kapitel dieses Buches zeigen zum einen, dass die Spekulation mit Rohstoffen beileibe keine Erfindung des neuen Jahrtausends darstellt. Vielmehr waren Rohstoffe unter Investment-Gesichtspunkten in den 1980er und 1990er Jahren lediglich vom Radarschirm der meisten Investoren verschwunden, während die 1970er Jahre ebenfalls einige Rohstoffpreise haussieren sahen. Zum anderen belegen viele der hier geschilderten Episoden – vom niederländischen Tulpenwahn im 17. Jahrhundert bis zum Untergang von Amaranth im 21. Jahrhundert –, wie dramatisch sich temporäre Ungleichgewichte auf der Angebots- oder der Nachfrageseite auf einzelne Rohstoffmärkte auswirken können. Nicht zu unterschätzen sind hierbei die realwirtschaftlichen Folgen, denn anders als bei Aktien, Anleihen oder Währungen handelt es sich bei Rohstoffen um reale Güter.

Und so schließt sich der Kreis zwischen dem Schriftsteller Robert Jordan und der Investment-Legende Benjamin Graham: Das Rad der Zeit dreht sich weiter, und Geschehnisse an den Rohstoffmärkten wiederholen sich in abgewandelter Form. Jeder Markt wird dabei in seinen Extremphasen von Gier und von Angst bestimmt; und das kurze Gedächtnis der Kapitalmärkte ist dabei bereits sprichwörtlich.

Die in diesem Buch zusammengestellten Episoden vermitteln einen Einblick in das Geschehen an den Rohstoffmärkten. Mit vielen extremen Preisbewegungen an einzelnen Märkten sind Schicksale und Spekulationen verbunden. Geschwindigkeit und Ausmaß von Veränderungen überrollen dabei auch erfahrene Marktteilnehmer. Der mehrere Hundert Jahre zurückreichende Blick zeigt durchaus Parallelen auf zwischen Geschehnissen der Vergangenheit und solchen der jüngsten Zeit oder unserer aktuellen Gegenwart. Die lange Historie der Rohstoffmärkte birgt ein großes Potenzial interessanter Geschichten; einige wurden hier ausgewählt, um die Faszination für eine Assetklasse zu wecken, neben der die Aktien- und Anleihenmärkte noch in den Kinderschuhen stecken.

ÜBER DEN AUTOR

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Dr. Torsten Dennin, 1976 in Leverkusen geboren, hat an der Universität zu Köln und an der Pennsylvania State University, USA, Volkswirtschaftslehre studiert und an der Schumpeter School of Business and Economics zum Thema Rohstoffmärkte promoviert. An der International Faculty of Finance, London, gewann er einen Einblick ins Commodity Futures and Options Trading. Von 2003 bis 2010 war Dr. Dennin bei der Deutschen Bank AG in Frankfurt am Main als Portfoliomanager tätig und analysierte die internationalen Rohstoffmärkte sowie Aktien des Basic Resources Sektors. Hierbei verantwortete er die Anlageentscheidungen von zwei Rohstoff-Fonds sowie mehrerer diskretionärer Rohstoffstrategien und beeinflusste maßgeblich die Anlagestrategie innerhalb der Assetklasse Rohstoffe des Private Wealth Managements der Deutschen Bank AG. Mitte 2010 ergriff Dr. Dennin die Chance, den Rohstoffbereich der Altira Group in Frankfurt am Main mit aufzubauen. Hier ist er verantwortlich für die Analyse der internationalen Rohstoffmärkte sowie für Unternehmen der Sektoren Metals & Mining und Oil & Gas. Er ist Manager des VCH Commodity Alpha und Co-Manager des VCH Expert Natural Resources Fonds. Neben zahlreichen Fachvorträgen und -artikeln ist Dr. Dennin häufig als Experte zum Thema Rohstoffmärkte in den Medien präsent.

Der Autor freut sich über weitere Anregungen zum Thema Rohstoffmärkte und kann über XING oder über Facebook kontaktiert werden.

ANMERKUNGEN

Kapitel 1 – Flowerpower (Tulpen, 1637)

Jan Friedmann: »Tulpen-Wahn in Holland – Wie die große Gartenhure Investoren verrückt machte«, www.spiegel.de, 01.08.2009

Winand von Petersdorff: »Eine Blumenzwiebel für 87.000 Euro«, www.faz.net, 18.03.2008

Mike Dash: Tulpenwahn. Die verrückteste Spekulation der Geschichte, Claasen Verlag, München 1999

Kapitel 2 – Der Dojima Reismarkt und der »Gott der Märkte« (Reis, 1750)

Philipp Mattheis: »Der Reishändler«, SZ-Serie: Die großen Spekulanten (39), www.sueddeutsche.de, 28.10.2008

John Needham, »Samurai Trader!«, www.financialsense.com, 20.01.2008

Kapitel 3 – Der Kaiser von Kalifornien (Gold, 1849)

Axel Bojanowski, »Neuer Goldrausch in Kalifornien – ›Es ist wie 1849‹«, www.sueddeutsche.de, 17.06.2008

»Going to California – 49ers and the Gold Rush«, http://american-history.about.com, 2008

»Gold Rush«, The California State Library, www.library.ca.gov/goldrush, 2007

Kapitel 4 – Old Hutchs fette Beute (Weizen, 1866)

W. G. Ferris: The Grain Traders. The Story of the Chicago Board of Trade, Michigan State University Press, East Lansing 1988

Richard J. Teweles/Frank J. Jones: The Futures Game – who wins? Who loses? And why?, McGraw-Hill, New York 1987

»The Great Speculator Fails – Mr. Hutchinson leaves Chicago and his trades closed out«, The New York Times, 30.04.1891

»B. P. Hutchinson Dead – Once Leading Grain Speculator in This Country«, The New York Times, 17.3.1899

Eingangszitat aus: Charles Geisst: Wheels of fortune – The history of speculation to respectability, John Wiley & Sons, Hoboken 2002. Hutchinsons Sohn Charlie lobt in seiner Antrittsrede als Präsident der Chicago Board of Trade (CBOT) die philanthropische Funktion der Börse für die Landwirte.

Kapitel 5 – Rockefeller und die Standard Oil Company (Rohöl, 1870)

Martin Kunz: »Reichster und meistgehasster Mann der Welt«, www.focus.de, 23.05.08

B. W. King: »John D. Rockefeller und das Zeitalter des Öls«, http://finanzen.coart.de/BörsenKnowHow/Geschichtliches, 18. August 2006

Kapitel 6 – Der Große Brand von Chicago (Weizen, 1872)

Charles Geisst: Wheels of fortune – The history of speculation to respectability, John Wiley & Sons, Hoboken 2002

W. G. Ferris: The Grain Traders. The Story of the Chicago Board of Trade, Michigan State University Press, East Lansing 1988

»The Wheat Corner – Sudden Collapse of the Grain Gamblers’ Schemes in Chicago Loss of the Clique Over $1,000,000«, The New York Times, 23.08.1872

Kapitel 7 – Midas Touch (Rohöl, 1956)

»Aristoteles Onassis – Reicher Mann ganz arm«, www.stern.de, 13.01.2006

»Kalkuliertes Risiko«, Der Spiegel 29/1978, www.spiegel.de

Werner Seebach: »König Saud und Aristoteles Onassis«, Die Zeit, 17.06.1954, www.zeit.de

Kapitel 8 – Versteckspiel in New Jersey (Sojabohnen, 1963)

Norman C. Miller: The Great Salad Oil Swindle, Penguin Books, Baltimore 1965

»Wall Street: Spreading the Losses«, 06.12.1963, www.time.com

»The Man Who Fooled Everybody«, 04.06.1963, www.time.com

The Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), www.fao.org, 12/2008

Kapitel 9 – Der russische Bär hat Hunger (Weizen, 1972)

May Peters/Suchada Langley/Paul Westcott: »Agricultural Commodity Price Spikes in the 1970s and 1990s«, United States Department of Agriculture (USDA), März 2009, www.ers.usda.gov

Philipp Mattheis: »Der Turtle-Chef«, SZ-Serie: Die großen Spekulanten (33), www.sueddeutsche.de, 29.01.2008

»Another Soviet Grain Sting«, www.time.com, 28.11.1977

The Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), www.fao.org, 12/2008

Kapitel 10 – Die Ölkrisen der siebziger Jahre (Rohöl, 1973 und 1979)

»Die Ölkrise 1973«, http://zeitenwende.ch, 2009

The Organization of the Petroleum Exporting Countries (OPEC), www.opec.org, 2008

US Department of Energy, www.eia.doe.gov, 2008

Kapitel 11 – Der Crash der härtesten Währung der Welt (Diamanten, 1979)

Bettina Schulz: »Nicholas Oppenheimer – Der Diamantenkönig«, www.faz.net, 22.10.2006

Bartholomäus Grill: »Herr der Diamanten«, www.zeit.de, 02.10.2003

Claudia Kühner: »A Diamond’s best Friend – Antwerpen, Weltzentrum des Diamantenhandels«, NZZ Folio 12/1993

»Im Griff des Syndikats«, Der Spiegel 44/1989, www.spiegel.de

Kapitel 12 – Der »Silver Thursday« und der Ruin der Gebrüder Hunt (Silber, 1980)

Simone Boehringer, »Aufstieg mit Öl, Absturz mit Silber«, SZ-Serie: Die großen Spekulanten (17), www.sueddeutsche.de, 14.05.2008

»Die Gebrüder Hunt verzocken sich am Silbermarkt«, www.faz.net, 26.02.04

Kapitel 13 – Der Zweite Golfkrieg (Rohöl, 1990)

Michael Thumann: »Trotz Blut kein Öl«, www.zeit.de, 16.06.2009

»Fünf Jahre Irak-Krieg – Chronik eines umstrittenen Feldzugs«, www.spiegel.de, 17.03.2008

Kenneth Pollack: »Der gefährlichste Mann der Welt«, Der Spiegel 06/2003, www.spiegel.de

Kenneth Pollack: The Threatening Storm – The Case for Invading Iraq, Random House, New York 2002

»Der Golfkrieg 1991«, www.faz.net, 24.02.2001

Kapitel 14 – Der Fall der Metallgesellschaft (Rohöl, 1993)

Mark Landler: »Spotlight: Heinz Schimmelbusch’s comeback«, www.nytimes.com, 10.08.2007

»Missmanagement bei Metallgesellschaft«, www.manager-magazin.de, 28.08.2001

Thomas Knipp: Der Machtkampf. Der Fall Metallgesellschaft und die Deutsche Bank, Econ Verlag, Düsseldorf 1998

»Metallgesellschaft Reports Talks With Ex-Chief Fail«, New York Times, 05.04.1996

Kapitel 15 – Die drei Weisen (Silber, 1994)

Emily Chasan: »Apex Silver Mines files for bankruptcy protection«, www.reuters.com, 14.01.2009

Hal Weitzman: »Morales pledges to nationalize mining industry in Bolivia«, www.ft.com, 09.05.2006

Gretchen Morgenson: »Gates Putting Some Money in Silver Miner«, www.nytimes.com, 29.09.1999

Jonathan Fuerbringer: »Buffett Likes Silver; Soros, a Silver Mine«, www.nytimes.com, 26.03.1998

The Silver Institute, www.silverinstitute.org

Kapitel 16 – Mr. Five Percent bewegt die Märkte (Kupfer, 1996)

Christoph Neidhart: »Hamanaka – der Vorstadt-Spießer«, SZ-Serie: Die großen Spekulanten (2), www.sueddeutsche.de, 29.01.2008

Nicole Bastian: »Kupferfinger sucht einen neuen Job«, www.handelsblatt.com, 12.12.2005

www.kupferinstitut.de

Kapitel 17 – Welcome to the Jungle (Gold, 1997)

»Goldenes Grab«, Der Spiegel, 16/1997, www.spiegel.de

Richard Behar, »Jungle Fever«, Fortune, 09.06.1997

Douglas Goold/Andrew Willis, The Bre-X Fraud, McClelland & Stewart, Toronto 1997

BHP Billiton, Minerals Companion, 2006

Kapitel 18 – Teurer als Gold (Palladium, 2001)

Christian Wolf: »Palladium – Rasante Rekordjagd«, www.focus.de, 18.01.2001

René Frank: »Eine Seltenheit: Palladium-Münzen«, moneytrend, 01/2001

United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD)/Market Information in the Commodities Area (InfoComm), www.unctad.org/infocomm

Kapitel 19 – Le marché, c’est moi (Propan, 2004)

Andrew Clark: »Don’t invite traders to your barbeque«, The Guardian, www.guardian.co.uk, 26.10.2007

»Price Fixing Scandal Plagues BP«, http://seekingalpha.com, 17.07.2006

S. D. Simpson: »BP: Bad Propane«, in: The Motley Fool, www.fool.com, 30.06.2006

Kapitel 20 – Liu Qibing ist spurlos verschwunden (Kupfer, 2005)

Alexander Busch: »China treibt den Kupferpreis von allen Seiten in die Höhe«, www.handelsblatt.com, 12.12.2005

Andreas Hoffbauer: »Die diskreten Kontrakte des Herrn Liu«, www.handelsblatt.com, 12.12.2005

Bill Powell: »Buy! Sell! Run!«, www.time.com, 20.11.2005

»Bad bets in the copper market«, www.economist.com, 18.11.2005

Carl Mortished: »City gripped by mystery of the phantom copper dealer«, The Times, 15.11.2005

Kapitel 21 – Treibgut und Beute (Zink, 2005)

»Zinc in New Orleans flooded warehouses«, Reed Business Information, 2009

»Zinc price soars after New Orleans supply freeze«, www.telegraph.co.uk, 07.09.2005

»Zinc under supply tightness«, Metalworld, 09/2005

»A User Guide to Commodities«, Deutsche Bank, 09/2008

London Metal Exchange, www.lme.co.uk, 2009

International Lead and Zinc Study Group, www.ilzsg.org, 2009

BHP Billiton, Minerals Companion, 2006

Kapitel 22 – Der Untergang von Amaranth (Erdgas, 2006)

»Amaranth Trading Led to MotherRock Loss«, Bloomberg, 25.06.2007

»Hedge-Fonds hat angeblich fünf Milliarden Dollar verwettet«, www.handelsblatt.com, 19.09.2006

»In sieben Tagen 4,5 Milliarden Dollar Verlust«, www.manager-magazin.de, 19.09.2006

»Milliardenverlust von Hedge-Fonds läßt Märkte kalt«, www.fazfinance.net, 20.09.2006

»Hedge-Fonds MotherRock schließt«, www.handelsblatt.com, 07.08.2006

US Department of Energy, www.energy.gov, 2009

Energy Information Administration, www.eia.doe.gov, 2009

NB: Die British thermal unit (Btu bzw. BTU) ist eine Einheit der Energie und ist definiert als die Wärmeenergie, die benötigt wird, um ein britisches Pfund Wasser von 63 Grad Fahrenheit auf 64 Grad Fahrenheit zu erwärmen. Der Erdgasverbrauch wird in MMBtu (million British thermal units); 1 MMBtu entspricht 26,4 Kubikmeter Gas, basierend auf einem Energieinhalt von 40 Megajoule/m3.

Kapitel 23 – Collateral Damage (Orangensaft, 2006)

US Department of Agriculture (USDA), Situation and Outlook for Orange Juice, www.fas.usda.gov, Februar 2006

»Orange juice rises«, The New York Times, 14.08.2004

»Orange juice falls«, The New York Times, 22.01.2004

www.flcitrusmutual.com

www.nws.noaa.gov

Kapitel 24 – Die »Jahrtausenddürre« in Australien (Weizen, 2007)

»Der Weizenpreis läuft von Rekord zu Rekord«, www.faz.net, 26.02.2008

»Dried up, washed out, fed up«, The Economist, 04.10.2007

»Dramatische Dürre«, www.spiegel.de, 20.04.2007

»Dürre in Australien«, www.stern.de, 02.01.2007

»Dürre in Australien«, www.faz.net, 10.11.2006

»Extremwetter – Jahrtausend-Dürre in Australien«, www.spiegel.de, 07.11.2006

»Dürre treibt Bauern in den Selbstmord«, www.stern.de, 24.10.2006

International Grains Council (IGC), www.igc.org.uk, 2009

Kapitel 25 – Rückspiel in Kanada (Erdgas, 2007)

»Ex-BMO trader gets fine«, www.thestar.com, 7.11.2009

»BMO says commodity-trading losses to dent profit«, Reuters, April 2007

»BMO Financial hikes commodity-trading loss view, Reuters, Mai 2007

»How did BMO’s $450M loss just materialize?«, Financial Post, April 2007

Kapitel 26 – In Südafrika geht das Licht aus (Platin, 2008)

»Eskom says SA needs ›at least‹ 40 new coal mines«, www.mg.co.za, 11.08.2009

»Stromausfall in Südafrika erreicht Rohstoffmärkte«, www.fazfinance.net, 25.01.2008

London Platinum and Palladium Market, www.lppm.org.uk, 2009

Johnson Matthey, www.matthey.com, 2009

Kapitel 27 – Das Reis-Orakel (Reis, 2008)

»USA rechnen mit mehr als 100.000 Toten,« www.focus.de, 07.05.2008

Oliver Müller: »Angst vor Hungersnot – Hoher Reispreis macht Asien nervös«, www.handelsblatt.com, 09.04.2008

Kapitel 28 – Working in Memphis (Weizen, 2008)

»Rohstoffmärkte sind spekulativ überhitzt«, www.faz.net, 06.03.2008;

»Rogue trader rocks firm – Huge wheat futures loss stuns MF Global«, www.chicagotribune.com, 29.02.2008

Kapitel 29 – Contango in Texas (Rohöl, 2009)

Brian Baskin: »Oil Stored at Sea Washes Out Rallies«, http://online.wsj.com, 05.02.2009

Claus Hecking/Tobias Bayer: »Abgeschmiert in der Prärie«, www.ftd.de, Januar 19.01.2009

Tobias Bayer: »›Super-Contango‹ – Unternehmen bunkern Öl«, www.ftd.de, 08.12.2008

Kapitel 30 – Warten auf den Monsun (Zucker, 2010)

Thomas Kutty Abraham: »World Sugar Shortage to Extend a Third Year«, Bloomberg, 29.01.2010

Wolfgang Merkel: »In Indien und Australien wird die Dürre noch größer«, www.welt.de, 24.09.2009

Hasnain Kazim: »Dürre bedroht Indiens Wirtschaft«, www.spiegel.de, 18.08.2009

Nicole Stern: »Ernteausfälle in Indien treiben Zuckerpreis«, http://diepresse.com, 16.08.2009

Christoph Hein: »Indien betet für einen stärkeren Monsun«, www.faz.net, 12.08.2009

Judith Lembke: »Der Zuckerpreis ist kaum zu stoppen«, www.faz.net, 07.08.2009

Christine Mai: »Zuckerpreis erreicht 25-Jahres-Hoch«, www.ftd.de, 03.08.2009

Kapitel 31 – Das Ende des Goldstandards (Gold, 1973)

»US-Bundesstaaten wollen einen Gold- und Silberstandard«, www.bullion-investor.net, 07.03.2011

T. Schulte: »Silber – das bessere Gold«, Kopp Verlag 2010

»Die Silber-Panik (1893)«, http://zeitenwende.ch

Kapitel 32 – Der Seewolf (Fisch, 2006)

»Kathrine und Cecilie Astrup Fredriksen – Schnappen sich diese schönen Milliardärs-Töchter TUI?«, www.bild.de, 02.07.2010

C. Bomsdorf »John Fredriksen – Milliardär und Tankerkönig«, www.welt.de, 14.03.2008

»Lachsfieber: Brisante Recherchen über einen Nahrungsmittelgiganten«, www.ardmediathek.de

OECD-FAO: »Agricultural Outlook 2011-2020«, www.fao.org

Kapitel 33 – Feel the Steel* (Stahl, 2006)

*Schlachtruf der American Football Mannschaft Pittsburgh Steelers

**Sunday Times, 04.09.2005

»Mittal/Arcelor – Fusion perfekt«, Manager Magazin, www.manager-magazin.de, 26.07.2006

J. Kanter/H. Timmons/A. Giridharadas: »Arcelor agrees to Mittal takeover«, New York Times, www.nytimes.com, 25.06.2006

»Arcelor und Mittal – Stahl-Giganten einigen sich auf Fusion«, Spiegel Online, www.spiegel.de, 25.06.2006

C. Sator: »Lakshmi Mittal - ›Stahl-Maharadscha‹ mit Familiensinn«, www.stern.de, 27.01.2006

G. Zitzelsberger: »Fusion der Stahlgiganten – Ein moderner Maharadscha«, Süddeutsche Zeitung, www.sueddeutsche.de, 27.01.2006

J. James: »Steel’s new spring«, Time Magazine, www.time.com, 31.10.2004

»Der größte Stahlproduzent der Welt entsteht«, Frankfurter Allgemeine Zeitung, www.faz.net, 26.10.2004

T. Kroder: »Lakshmi Mittal: Der Stahlbaron aus Indien«, www.ftd.de, 25.10.2004

www.arcelormittal.com

Kapitel 34 – Die Rückkehr der »Sieben Schwestern« (Rohöl, 2007)

»Petro-China – Das teuerste Unternehmen der Welt«, www.faz.net, 05.11.2007

N. Vardy: »The New Seven Sisters: Today’s Most Powerful Energy Companies«, http://seekingalpha.com, 28.03.2007

C. Hoyos: »The new Seven Sisters: oil and gas giants dwarf western rivals«, www.ft.com, 11.03.2007

»The Seven Sisters still rule«, www.time.com, 11.09.1978

Kapitel 35 – Charlie und die Schokoladenfabrik (Kakao, 2010)

*Charlie und die Schokoladenfabrik (2005)

»Sweet Dreams – A hedge fund bets big on chocolate«, The Economist, 7-13. August 2010

S. Murugan: »What’s driving cocoa?«, http://seekingalpha.com, 04.08.2010

D. Marron: »The Cocoa Corner: Is Choc Finger down $150 Million?«, http://seekingalpha.com, 26.07.2010

J. Werdigier/J. Creswell: »Trader’s cocoa binge wraps up chocolate market«, www.nytimes.com, 24.07.2010

»Kakao als Spielball der Spekulation«, www.faz.net, 20.07.2010

Kapitel 36 – King of the Congo (Kupfer, 2010)

W. MacNamara/M. Johnson: »Disquiet over ENRC’s purchase of Congo assets«, www.ft.com, 03.09.2010

W. MacNamara/C. Thompson : »Congo seizes First Quantum Minerals’ assets«, www.ft.com, 31.08.2010

C. Thompson/W. MacNamara: »ENRC buys into disputed Congo project«, www.ft.com, 21.08.2010

»Congo – Africa’s disaster«, www.independent.co.uk, 30.06.2010

»Kongo will mehr von eigenen Rohstoffen profitieren«, www.gtai.de, 24.06.2010

R. Pagnamenta: »Nikanor and Katanga Mining merge to create $3.3bn African giant«, http://business.timesonline.co.uk, 07.11.2007

»Camec Katanga bid withdrawn after DRC ›uncertainy‹«, www.miningweekly.co, 05.09.2007

»Die Drei vom Baggersee«, www.kongo-kinshasa.de, 14.08.2007

J. Criekinge: »Kongo (DRC) und Kriegsprofiteure«, www.wri-irg.org, Januar 2007

Kapitel 37 – The Spill (Rohöl, 2010)

P. Bethge/C. Meyer: »Die Alptraum-Bohrung«, www.spiegel.de, 23.08.2010

»›Static Kill‹ erfolgreich: BP stopft Öl-Bohrloch«, www.stern.de, 4.08.2010

»780 Millionen Liter – die bisher größte Ölpest aller Zeiten«, www.zeit.de, 3.8.2010

»Ölkatastrophe im Golf von Mexiko - Alarm auf Bohrinsel war offenbar abgeschaltet«, www.spiegel.de, 24.07.2010

»BP-Experten durchtrennen leckendes Öl-Rohr«, www.spiegel.de, 3.6.2010

L. Wolz: »Auch BP macht die Katastrophe jetzt Angst«, www.stern.de, 30.05.2010

Kapitel 38 – Weißes Gold im Höhenrausch (Baumwolle, 2011)

»Rekordproduktion von Baumwolle«, www.textilwirtschaft.de, 17.03.2011

G. White, »Cotton price causes ›panic buying‹ as nears 150-year high«, www.telegraph.co.uk, 04.02.2011

C. Cui, »Chinese take a cotton to hoarding«, http://online.wsj.com, 29.01.2011

»Engpass bei Rohstoff - Knappe Baumwolle bringt Schneider in Not«, www.ftd.de, 14.12.2010

A. Cancryn/C. Cui, »Flashback to 1870 as Cotton Hits Peak«, http://online.wsj.com, 16.10.2010

»Preisexplosion bei Baumwolle - Das Ende der Billig-Jeans«, www.spiegel.de, 25.05.2010

United States Department of Agriculture, www.usda.gov

National Cotton Council of America, www.cotton.org

Industrievereinigung Chemiefaser e.V., www.ivc-ev.de

Kapitel 39 – Neodym, Dysprosium und Lanthan? (Seltene Erden, 2011)

D. Lohmann, »Kampf um Seltene Erden«, www.scinexx.de, 13.05.2011

A. Jung, »Rohstoffe – Wettlauf der Trüffelschweine«, www.spiegel.de, 15.11.2010

»China verknappt Molybdän-Förderung«, www.handelsblatt.com, 01.11.2010

G. Blank, »Wichtiger Rohstoff Seltene Erden – Knappheit made in China«, www.stern.de, 29.12.2010

C. Geinitz: »Streit mit China um seltene Erden spitzt sich zu«, www.faz.net, 25.10.2010

»Chinas schwere Hand auf den seltenen Erden«, www.nzz.ch, 22.10.2010

M. Liedtke/H. Elsner: »Seltene Erden«, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 20.11.2009

Kapitel 40 – Glencore! (2011)

»Warum Marc Rich bei Madoff rechtzeitig ausstieg«, http://bazonline.ch, 27.01.2011

Daniel Ammann, »King of Oil«, Orell Füssli Verlag AG, 2010, Zürich

Daniel Ammann, »Marc Rich: Der Mann, der seinen Namen verlor«, www.weltwoche.ch, 23.05.2007

Alex Schärer, »Die Erben des Marc Rich«, 13.12.2001, www.woz.ch

Mark Honigsbaum: »The rich list«, The Observer, 13.05.2001, www.guardian.co.uk

KAPITEL 1 – FLOWERPOWER
(TULPEN, 1637)

In den Niederlanden greift im 17. Jahrhundert der Tulpenwahn um sich: Die Blumen avancieren zum Statussymbol der prosperierenden Oberschicht, und der Terminhandel mit Tulpenzwiebeln macht aus Familienvätern ruchlose Zocker, die Haus und Hof riskieren. Tulpenzwiebeln werden mit Gold aufgewogen, bis die Blase 1637 platzt.

»Like the Great Tulip Mania in Holland in the 1600’s
and the dot.com mania of early 2000, markets
have repeatedly disconnected from reality.«

Tony Crescenzi, Pimco

Die Niederlande stehen zu Beginn des 17. Jahrhunderts an der Schwelle eines Goldenen Zeitalters, einer rund einhundert Jahre andauernden wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit. Die dort herrschende Religionsfreiheit zieht die unterschiedlichsten, andernorts aufgrund ihres Glaubens verfolgten Menschen an. In dieser Epoche steigt die kleine, gerade gegründete Republik der Sieben Vereinigten Niederlande zur Weltmacht und einer der führenden Handelsnationen auf, während die Entwicklung im übrigen Europa stagniert. Nicht zuletzt profitieren die junge Seemacht und ihre Kaufleute vom Niedergang der Hanse. Es werden Kolonien und Handelsposten auf der ganzen Welt errichtet: Neu-Amsterdam (das heutige New York), Niederländisch-Indien (Indonesien) und Kolonien in Südamerika und der Karibik wie Aruba und die Niederländischen Antillen. 1602 schließen sich niederländische Kaufmannskompanien zur Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie; VOC) zusammen, die vom niederländischen Staat mit Hoheitsrechten und Handelsmonopolen ausgestattet wird. Die VOC ist der erste multinationale Konzern und eine der größten Handelsunternehmungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Kaufleute aus Haarlem und Amsterdam erleben einen nie gekannten wirtschaftlichen Aufschwung.

Die neureiche Klasse der Kaufleute eifert dem Fürstenstand durch große Anwesen mit riesigen Gärten nach, es entstehen Herrschaftssitze und Gartenlandschaften. Die Tulpe, die sich von allen anderen Blumen im Gartenbau des 17. Jahrhunderts unterscheidet, avanciert schnell zum Luxusgut und Statussymbol des neuen Geldadels. In der Oberschicht tragen Damen Tulpen zu gesellschaftlichen Anlässen als Schmuck im Haar oder an den Kleidern. Die exotischen Blumen gelangen aus Armenien und der Türkei im 16. Jahrhundert über Konstantinopel, Wien und Frankfurt am Main ins holländische Leiden und wecken im rasanten wirtschaftlichen Aufschwung schnell Begehrlichkeiten. Das Angebot an Tulpenzwiebeln wächst jedoch nur langsam, obwohl das Angebot nicht künstlich knapp gehalten wird: Nur zwei bis drei Zwiebeln entspringen jährlich einer Mutterzwiebel, die selbst nach wenigen Jahren eingeht. Dann dauert es wiederum Jahre, um aus den neuen Zwiebeln Blumen zu ziehen. So wächst das Angebot langsamer als die Nachfrage, die Preise steigen. Die hohe Nachfrage nach Tulpen und Tulpenzwiebeln eröffnet Zwischenhändlern eine lukrative Nische. Tulpen werden nun nicht mehr pfundweise von Gärtnern an die wohlhabende Kundschaft verkauft, sondern auf Auktionen. Statt an organisierten Börsen findet der Handel in Kneipen und Wirtshäusern statt. Später finden sich Gruppen zu sogenannten Kollegien zusammen und veranstalten Auktionen nach festen Regeln. Zunächst werden die Tulpenzwiebeln nur während der Pflanzzeit gehandelt. Da sich die Nachfrage jedoch über das ganze Jahr erstreckt, verkauft man auch solche Zwiebeln, die sich noch in der Erde befinden: Es werden nicht mehr die Blumen selbst gehandelt, sondern die Rechte an Tulpenzwiebeln (Terminhandel). Spätestens zu diesem Zeitpunkt in den 1630er Jahren ist der Tulpenhandel zum reinen Spekulationsgeschäft geworden, denn niemand weiß, wie die Blumen wirklich aussehen werden. Rund 400 Maler werden mit der Anfertigung von Bildern beauftragt, die potenzielle Käufer überzeugen sollen.

Züchter befriedigen die anspruchsvolle Kundschaft mit immer neuen und prächtigeren Kreationen, die sich durch besonders gleichmäßige Blütenblätter und auffällige Farbmuster auszeichnen. Schließlich macht das Auftreten des Mosaikvirus, ein durch Blattläuse übertragener Befall der Pflanze, aus seltenen Exemplaren kostbare Raritäten: Die bis dahin einfarbige Pflanze überrascht im Frühjahr mit zweifarbigen, geflammten Blütenblättern. In der Hochzeit wechseln die Terminkontrakte manchmal bis zu zehnmal am Tag den Besitzer. Die Preise explodieren und steigen von 1634 bis 1637 auf über das Fünfzigfache an: Für Tulpenzwiebeln wird in Einzelfällen bis zu 10.000 Gulden bezahlt, etwa das Zwanzigfache des Jahresgehaltes eines Handwerkers. Im Januar 1637 verdoppeln sich die Preise binnen kurzer Zeit – was dazu führt, dass in Amsterdam ein komplettes Haus für drei Tulpenzwiebeln verkauft wird. Den Höhepunkt erreicht die Spekulationsblase am 5. Februar 1637: In Alkmaar treffen sich Händler aus der gesamten Region, 99 Posten Tulpenzwiebeln erzielen rund 90.000 Gulden, was heute dem Gegenwert einer knappen Million Euro entspricht. Der Exzess trägt bereits den Keim des Untergangs in sich und bereits zwei Tage zuvor hat der Crash in Haarlem seinen Anfang genommen: Bei einer einfachen Wirtshausversteigerung findet sich zum ersten Mal kein Käufer. Das spricht sich schnell herum, und plötzlich wollen alle Marktteilnehmer verkaufen, keiner kaufen; der gesamte Tulpenmarkt in den Niederlanden bricht zusammen.

Tulpen avancieren schnell zum Statussymbol des neuen Geldadels. Die Preise explodieren und steigen zwischen 1634 und 1637 auf über das Fünfzigfache an.

Am 7. Februar 1637 stoppt der Handel ganz; die Preise sind um 95 Prozent gefallen. Die Anzahl der offenen Kaufverträge übersteigt das real existierende Angebot um ein Vielfaches. Käufer und Verkäufer stehen sich gegenüber und erhoffen sich von der holländischen Regierung eine Lösung. Der Terminhandel wird verboten; Käufer und Verkäufer sind gezwungen, sich untereinander zu einigen.

1637 platzt die Blase: Binnen kurzer Zeit fallen die Preise um 95 Prozent und der Handel kommt zum Erliegen.

Große Teile der niederländischen Bevölkerung waren vom Tulpenfieber infiziert worden; von Adligen über Kaufleute und Bauern bis zu Gelegenheitsarbeitern und Tagelöhnern stiegen viele ohne Kenntnis des Marktes in das Geschäft mit der exklusiven Zwiebel ein und verwetteten Haus und Hof, um ihr Startkapital im Tulpenhandel zu erhöhen. Die florierende Wirtschaft kann jedoch die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Spekulationsblase dämpfen.

Der Tulpenwahn gilt als erster dokumentierter Börsencrash der Geschichte und die Systematik des Ablaufs lässt sich zum Beispiel auf die Dotcom-Blase 1998 bis 2001 übertragen. In den Jahrzehnten nach dem Tulpenwahn entwickelt sich die Tulpe von einer Blume der Oberschicht zu einer weit verbreiteten Zierpflanze, was sie auch heute noch ist, über 350 Jahre nach der Tulpenmanie. Und noch immer stammen fast 80 Prozent der weltweiten Tulpenproduktion aus den Niederlanden.

KAPITEL 2 – DER DOJIMA REISMARKT
UND DER
»GOTT DER
MÄRKTE« (REIS, 1750)

Am Dojima Reismarkt, Osaka/Japan, werden im 18. Jahrhundert Terminkontrakte auf Reis eingeführt. Der japanische Reishändler Homma Munehisa verdient sich durch seine Marktkenntnis den Beinamen »Gott der Märkte« und wird zum reichsten Mann Japans.

»After 60 years of working day and night I have gradually acquired
a deep understanding of the movements of the rice market.«

Homma Munehisa, 1755

Osaka ist im 18. Jahrhundert das Zentrum des japanischen Reishandels. Während der Edo-Periode, der längsten ununterbrochenen Friedensperiode des Landes, erstarken der Binnenhandel und die Landwirtschaft. In dieser Zeit, zum Ende des 17. Jahrhunderts, entsteht in Osaka der Dojima Reismarkt (cho-ai-mai).