Madeira DE_R1018 13. März 2018, 13:22

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IMPRESSUM: MADEIRA mit Porto Santo

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© Nelles® Verlag GmbH, 81379 München, Machtlfinger Str. 26 Rgb.

Info@Nelles.com, www.Nelles.com

ISBN 978-3-86574-588-0

- R1018 -

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IMPRESSUM / KARTENLEGENDE

Foto: Cicero Castro (Shutterstock.com)

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Madeira

Beim Madeira-Weinfest (Ende August) in Funchal

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Höhepunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Einstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Geschichte im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

FEATURES

Madeiras Pflanzenwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Madeiraweine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Aus Madeiras Küche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

FUNCHAL UND UMGEBUNG

Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Monte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Reid’s, Câmara de Lobos und Cabo Girão. . . . . . . . . . . . . . . . 37

Curral das Freiras („Tal der Nonnen”). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

INFO: Restaurants, Sehenswürdigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . 40-41

MADEIRAS OSTEN

Ostküste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Nordküste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Pico do Arieiro. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

INFO: Restaurants, Sehenswürdigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . 54-55

MADEIRAS WESTEN

Südwestküste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Westküste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Nordwestküste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Paúl da Serra. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

INFO: Restaurants, Sehenswürdigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

WANDERWEGE

Elf Wanderungen auf Madeira. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

PORTO SANTO

Porto Santo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

INFO: Restaurants, Sehenswürdigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

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INHALTSVERZEICHNIS

REISE-INFORMATIONEN

Reisevorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Einreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Anreise mit dem Flugzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Anreise mit dem Schiff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Geld / Währung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Offizielle Touristeninformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Diplomatische Vertretungen auf Madeira. . . . . . . . . . . . . . 86

Portugiesische Botschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Klima / Reisezeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Kleidung / Ausrüstung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Reisen auf Madeira und Porto Santo . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Praktische Tipps. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Apotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Ärztliche Versorgung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Camping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Elektrizität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Feiertage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Fernsehen und Radio. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Feste und Festivals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

FKK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Fotografieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Haustiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Kriminalität / Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Notruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Öffnungszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Post und Porto. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Presse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Telefon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Trinkgeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Zoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Sprachführer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Autorinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

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REISE-INFORMATIONEN

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Foto: Eckhardt Kiwitt

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Höhepunkte

HÖHEPUNKTE

xxFunchal (S. 25): Ein Besuch der Inselhauptstadt rundet jeden Madeira-Aufenthalt ab. Es locken ehr-würdige Bauten, tropische Parks, ein bunter Markt, schicke Promenaden und Cafés mit Flair.

xThe Old Blandy Madeira Wine Lodge (S. 29): Ein uriger Weinkeller lädt zur Probe des oft jahrzehntelang im Fass gelagerten Madeiraweins.

xxKathedrale (Sé) (S. 30): Fun-chal war der erste Bischofssitz außer-halb Europas. Die Kathedrale besticht durch manuelinische Verzierungen und eine feine Mudéjar-Holzdecke.

xxMuseu de Arte Sacra (S. 30): Die herausragende Sammlung flämi-scher Gemälde aus dem 15./16. Jh. macht das Kirchenkunstmuseum in Funchal besonders sehenswert.

xxMercado dos Lavradores (S. 34): Subtropische Fülle bietet der Obst- und Gemüsemarkt der Insel-hauptstadt. In der Fischabteilung las-sen sich Tiefseefische bestaunen.

xxMonte (S. 35): Ehrwürdige Villen mit prächtigen Gärten zieren den Bergort hoch über Funchal. In der Wallfahrtskirche ruht der letzte öster-reichische Kaiser.

xxJardim Tropical Monte Palace (S. 36): Die skurrile Dekoration ist Markenzeichen dieses Parks rund um das ehemalige Palasthotel.

xKorbschlittenfahrt (S. 36): Die-se Gaudi ist wohl einmalig: Früher als Transportmittel reicher Weinhändler im Einsatz, kutschieren die Schlitten heute Touristen.

xJardim Botânico da Madeira (S. 36): Baumriesen im Park einer ehrwürdigen Sommervilla bilden den Rahmen für den gepflegten Botani-schen Garten.

xxPalheiro Gardens (S. 37): Französische und englische Gärten

Oben: Im Jardim Botânico da Madeira. Rechts: Am Cabo Girão.

Foto: saiko3p (Shutterstock.com)

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Höhepunkte

bilden ein stilvolles Ensemble, und die Besitzerfamilie Blandy lebt noch heute hier in ihrer viktorianischen Villa.

xReid’s Palace Hotel (S. 37): Die-ser weltberühmte Hotelklassiker lockt mit dem Fünfuhrtee in seine vorneh-men Räumlichkeiten.

xxCabo Girão (S. 39): Ein spek-takulärer Blick bietet sich aus 580 m Höhe über eine der höchsten Steilküs-ten der Welt.

xEira do Serrado (S. 39): Wie ein Adlernest schwebt der Aussichtspunkt hoch über dem Nonnental, das schon im Zeitalter der Romantik frühe Rei-sende in seinen Bann zog.

xxPonta de São Lourenço (S. 48): Für Wanderer ein Traum: der schmale Küstenweg zur Ostspitze Ma-deiras. Bizarre Felsen und schäumen-de See begleiten die Route.

xxCasas de Colmo (S. 50): As-terix und Obelix könnten sich in den viel fotografierten Strohhäusern von Santana wohl fühlen. Einige sind noch bewohnt, andere Museum.

xxPico Ruivo (S. 52): Madeiras höchster Gipfel bleibt nicht nur Berg-steigern vorbehalten. Auch Freizeit-wanderer bewältigen ihn. Ein großarti-ger Panoramablick lohnt die Mühe.

xCafé Relógio (S. 53): Das Café in einem Uhrturm war Keimzelle für den meistbesuchten Korbflechterla-den Madeiras.

xxPico do Arieiro (S. 53): Auch wer nicht wandert, kann einen Aus-sichtsgipfel erleben den dritthöchs-ten der Insel. Eine Autostraße führt hinauf.

xxPiscinas Naturais (S. 62): Baden im rauen Norden ermöglichen die Lavapools von Porto Moniz. Ihre Bildung verdanken sie dem Zusam-menspiel von Vulkanismus und Mee-resbrandung.

xxPraia Dourada (S. 79): Porto Santo verführt mit seinem langen „gol-denen Strand“. Seine Farbe verdankt er sehr fein zerriebenen Muschelschalen.

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Foto: Rainer Hackenberg

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EINSTIMMUNG

Ewiger Frühling, blühende Gärten, idyllische Wanderwege, elegante Ho-tels all diese Bilder verbindet man mit Madeira, und die Insel wird die-sen Klischees tatsächlich gerecht: Die Temperaturen sind rund ums Jahr fast gleichbleibend es wird nie richtig heiß, aber auch nicht eisig kalt. Nur wenn die fast immer über den höchs-ten Inselgipfeln hängenden Wolken tiefer rutschen und das ganze Eiland in eine graue Suppe tauchen, frös-teln Madeirenser und Urlauber aber dieser Spuk ist dank der beständigen Winde bald vorbei, und die Sonnen-strahlen brechen sich in den Regen-tropfen auf erfrischten Blüten. Den gelegentlichen Regengüssen und den mit Feuchtigkeit gesättigten Winden verdankt Madeira seinen Pflanzen-reichtum und den Beinamen „Blumen-topf im Atlantik“. Doch Strelitzien, Cal-la, Bougainvillea, Frangipani, Hibiskus, Weihnachtsstern, Königsprotee und vor allem die vielen Orchideen sind keine Einheimischen: Sie wurden von Engländern und Portugiesen impor-tiert, um Gärten und Parks zu schmü-cken, und heute ist die weitaus weni-ger spektakuläre, autochtone Flora der Laurazeenwälder auf der Südseite der Insel fast verschwunden. Im Norden hingegen bedeckt der Lorbeer-Ur-wald noch ausgedehnte Flächen, die von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurden.

Madeira ist der aus dem Meer ra-gende Teil eines unterseeischen Vul-kansystems, zu dem auch die Nach-barinsel Porto Santo und die Felsklip-pen der Desertas und Selvagens ge-hören. Der Vulkan ist längst erloschen, geblieben aber ist seine steil aus dem Meer ragende Gestalt, die kaum von

ebenen Flächen unterbrochen ist. Dennoch wird die Insel seit der Entde-ckung 1419 intensiv landwirtschaft-lich bearbeitet. Wälder mussten dem Zuckerrohr weichen, man baute Ge-treide an und vor allem Wein. Immer höher arbeiteten sich die Bauern an den steilen Bergflanken empor, Stufe für Stufe wurden Terrassen angelegt und mittels levadas bewässert. Die-se gemauerten Wasserkanäle lenken das Wasser der Gebirgsbäche auf die winzigen Terrassenfelder, schmale Pfade führen an ihnen entlang, um die Instandhaltung zu ermöglichen heu-te laufen neben Bauern immer mehr Wanderer auf diesen Wegen über die Insel. Ganz Madeira ist durch solche Levada-Wanderwege erschlossen, jedes Jahr kommen neue Strecken dazu und die Zahl der Aktivurlauber steigt stetig. Die häufigen Wetterum-schwünge im Gebirge erfordern gute Ausrüstung und etwas Erfahrung, und schwindelfrei sollte man auch sein.

Die ersten Feriengäste besuch-ten Madeira im 19. Jh. nicht, um hier zu wandern, sondern weil das Klima angenehm war und bei verschie-denen Leiden des Körpers und der Seele Linderung versprach. Zunächst wohnte Europas Adel in angemiete-ten Quintas, Herrenhäusern, die von den madeirensischen Eigentümern zur Verfügung gestellt wurden. Der erste Immobilienmakler der Insel, ein gewisser William Reid, machte ein Vermögen mit solchen Vermietungs-geschäften und beschloss schließlich, ein Hotel zu bauen. Die Eröffnung 1891 erlebte er nicht mehr; seine Söh-ne machten das Reid’s Palace zu einer Hotel-Legende. Die illustre Gästeliste ist lang und umfasst Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens: Sir Winston Churchill, Georg Bernard Shaw, Rainer Maria Rilke, Ku-bas ehemaliger Diktator Battista, Al-bert Schweitzer, Gregory Peck und di-

Links: Der Mercado dos Lavradores in Funchal Spiegel der reichen Vegetation der Insel.

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verse gekrönte Häupter sind darunter. Andere Luxushotels sind gefolgt, und heute kann die Insel stolz auf eine klei-ne Armada von Fünf-Sterne-Häusern verweisen. Besonders reizvoll wohnt es sich in den vielen ehemaligen Her-renhäusern, die, zu Luxusherbergen umgebaut, nun als „Quintas“ mit his-torischem Ambiente locken.

Die ersten Siedler auf Madeira hat-ten es nicht so gut. Der sogenannte Inselentdecker João Gonçalves Zarco landete 1418 auf der Nachbarinsel Porto Santo und „entdeckte“ von dort Madeiras wuchtige Silhouette im Atlantik (Madeira war bereits im Medici-Atlas von 1351 verzeichnet). Bei Machico an der Südostküste gin-gen Zarco und seine Männer 1419 an Land und errichteten notdürftige Un-terkünfte, später erforschten sie die Südküste nach Westen, fanden den Hafen von Funchal und die „Bucht der Mönchsrobben“ (Câmara de Lobos). Prinz Heinrich der Seefahrer, in dessen Auftrag portugiesische Schiffe durch die Weltgewässer segelten, war mit seinen Mannen zufrieden und belieh sie mit dem neuen Land: Tristão Vaz Teixeira erhielt den Osten mit Machi-co, João Gonçalves Zarco den Westen mit Funchal, und Bartolomeu Perestre-lo die nur mageren Gewinn verspre-chende Wüsteninsel Porto Santo.

Ab 1425 landeten Schiffe mit Skla-ven, denn Wälder sollten gerodet, Zuckerrohr gepflanzt und Wasserka-näle gebaut werden. Das Mutterland schickte die ersten Siedler hinüber, und Ende des 15. Jh. wurde Funchal bereits als blühendes Gemeinwesen beschrieben. Handelsbeziehungen bestanden besonders nach Antwer-pen, wo madeirensischer Zucker von flämischen Kaufleuten geschätzt wur-

de. Die Handelsachse nach Antwerpen bescherte Kaufleuten und Adeligen auf Madeira einen großen Wohlstand, das Geld wurde in Kirchenbauten und Kunstwerke investiert, die bis heute einen unermesslichen Schatz der Insel bilden.

Auf der anderen Seite erlebte das fruchtbare Madeira Ende des 15. Jh. eine schreckliche Hungersnot, und weitere sollten folgen, denn aus lauter Profitgier hatte man es versäumt, für den Eigenbedarf anzubauen. Jeder Quadratmeter Bodens diente dem Zu-ckerrohr. An dieser Situation hat sich bis in die Neuzeit nicht viel geändert: In den Jahrhunderten dazwischen pflanzte man überall, wo es möglich war, Wein; ab dem 20. Jh. kamen Bana-nen und Nutzholz für den Export dazu. Heute überziehen die Monokulturen von Wein und Bananen die meisten agrarisch nutzbaren Hänge; in größe-ren Höhen erstrecken sich Eukalyptus- und Kiefernforste. Eine kleine Rolle spielt die Aufzucht von Strelitzien, Or-chideen und Proteen für den Verkauf an Touristen. Nach wie vor müssen Ge-treide, Fleisch und die meisten ande-ren Lebensmittel importiert werden.

Rinder oder Schafe kann man auf den steilen Hängen kaum halten. Doch auch den Fischern bereitet die Inselgestalt Probleme, denn Madeira setzt sich ebenso steil wie der übers Wasser ragende Teil unter dem Mee-resspiegel bis in über 2000 m Tiefe fort. Dies bedeutet, dass Fischschwär-me nur wenig Plankton als Nahrung finden und das Meeresleben in großen Tiefen stattfindet. Madeiras Fischer-boote kommen also meist nicht mit Tunfisch oder Sardinen in den Hafen zurück; dafür haben die „Könner“ ei-nen anderen Schatz an Bord: espada preto, Schwarzen Degenfisch. Das aal-ähnliche Tier lebt in großer Tiefe, steigt aber nachts auf und wird dann mittels 600-1600 m tief reichender Leinen ge-

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Rechts: Der Jardim Tropical Monte Palace in Funchal profitiert von dem milden, subtropischen Klima Madeiras.

Foto: DaLiu (Shutterstock.com)

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fangen, um mit gebratenen Bananen serviert die Spezialität Madeiras abzu-geben.

Neben dem großen, grünen Ma-deira wirkt die kleine, bräunlich-gelbe Nachbarinsel Porto Santo eher un-scheinbar. Bartolomeu Perestrelo, der erste Inselgouverneur, hat sich wohl über seine Versetzung in diese Wüste-nei ziemlich geärgert, denn die Insel gab damals kaum mehr her als das Harz der Drachenbäume, das als Farbe und Heilmittel Verwendung fand.

Porto Santo und Madeira sind ein ungleiches Paar, das sich jedoch bes-tens ergänzt: Was der einen fehlt Wasser hat die andere im Überfluss, und während es Madeira an Stränden mangelt, scheint sich die praia von Porto Santo am Horizont zu verlieren. Ende des 15. Jh. erhielt Porto Santo wahrscheinlich mehrmals Besuch von dem Zuckerhändler und späteren Amerika-Entdecker Christoph Kolum-bus, denn der war mit der Gouver-neurstochter verheiratet. Die Porto-

santeser behaupten, dass Kolumbus hier auf ihrer Insel Meeresströmungen beobachtete und Treibgut fand, das ihn in seiner Vision bestärkte, Land im Westen zu finden.

Mit kurzen Unterbrechungen unter spanischer und britischer Hoheit ge-hören Madeira und Porto Santo seit ihrer Entdeckung zu Portugal. Seeleu-te aus aller Herren Länder, Sklaven aus Schwarzafrika, Bauern von den Kana-ren, portugiesische Beamte, flämische Händler und britische Soldaten und Unternehmer haben dazu beigetra-gen, dass es einen einheitlichen Typus des „Madeirensers“ nicht gibt. Portu-gal dominiert sprachlich und in der Architektur, Großbritannien hat eini-ge Kauzigkeiten hinterlassen, Afrika den dunkleren Teint. Viele Hautfarben und Kulturen sind sich hier im Atlantik begegnet, und so stellen die heute rd. 270 000 Insulaner eine einzigartige Mischung dar.

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Foto: H.Spilker / haspil (Fotolia)

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