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Titelseite

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Herbstbesuch

Blütentag

Wusels Zauber

Überraschung für Fibi

Die Edelsteinhöhle

Matschbälle

Geheimnis im Blütental

Partyzeit!

Tierinfos von Lili und Jessi

Mit besonderem Dank an Valerie Wilding

Für Edward Greatorex, in Liebe

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Herbstbesuch

Jessi Forester schlurfte durch einen raschelnden Haufen Herbstlaub. „Hier liegen ganz viele Nüsse“, sagte sie. Sie und ihre beste Freundin, Lili Hart, waren im Garten und sammelten Kastanien.

„Da wird sich das Eichhörnchen aber freuen, das gerade bei meinen Eltern in der Klinik ist“, sagte Lili.

Das Eichhörnchen war Patient in der Tierklinik Helfende Pfote, die sich auf der anderen Straßenseite in der Scheune der Familie Hart befand. Lilis Eltern betrieben die Tierklinik und die Mädchen halfen ihnen, wann immer sie Zeit hatten. Beide liebten Tiere über alles.

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Goldgelbe Blätter regneten von dem großen Baum herab.

Jessi fing eines aus der Luft. „Ich mag die Herbstfarben, du auch?“, fragte sie. „Gelb und rot und – sieh doch!“ Sie deutete zu den Ästen hoch. „Da! Ein Eichhörnchen.“

Noch mehr Blätter segelten zu Boden, während das Eichhörnchen immer höher kletterte.

„Es ist so niedlich“, sagte Lili. „Vielleicht kommt es zu uns, wenn ich ihm eine Nuss anbiete?“

Sie hielt eine Nuss in der ausgestreckten Hand nach oben, aber das Eichhörnchen blieb auf seinem Ast sitzen und beäugte die Mädchen misstrauisch.

„Es ist scheu. Wir lassen einfach ein paar für es liegen“, schlug Jessi vor und häufte eine Handvoll Nüsse auf dem Boden auf.

„Ich wünschte, wir könnten ihm klarmachen, dass wir ihm nichts tun“, sagte Lili. „Schließlich haben wir schon mit Eichhörnchen gesprochen, im Wald der Freundschaft.“

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Jessi grinste. Der Wald der Freundschaft war eine geheime, magische Welt. Die Tiere dort wohnten in kleinen Häuschen und gingen zum Teetrinken ins Café Fliegenpilz. Am allerbesten aber war, dass sie sprechen konnten. Eines von ihnen, die Katze Goldi, war Lilis und Jessis ganz besondere Freundin. Mit ihr hatten sie schon viele aufregende Abenteuer im Wald der Freundschaft erlebt.

„Wenn Goldi doch bald mal wieder vorbeikommen würde“, sagte Lili seufzend.

Jessi stieß sie mit dem Ellbogen an und deutete auf einen Baum. „Sie ist da!“, rief sie begeistert.

Zwischen den gelben Blättern blickten ihr Augen entgegen, die so grün waren wie frisches Gras.

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„Goldi!“, riefen die Mädchen.

Eine wunderschöne Katze mit goldfarbenem Fell kam hinter dem Baum hervor und schmiegte sich schnurrend an die Beine der Freundinnen. Die beiden bückten sich und streichelten die Katze.

„Ob der Wald der Freundschaft unsere Hilfe braucht?“, überlegte Lili laut. „Bedroht Griselda wieder die Tiere?“

Griselda war eine gemeine Hexe. Bisher hatten Goldi, Jessi und Lili verhindern können, dass Griselda ihre bösen Pläne in die Tat umsetzen konnte. Sie wollte den Wald der Freundschaft nämlich ganz für sich allein haben. Allerdings hatte die Hexe vier Helfer – vier Tiere aus dem Hexental.

Das Hexental war früher einmal ein wunderschöner Garten mit Teichen, Seerosen und Weidenbäumen gewesen. Aber dann hatten Griseldas Gehilfen ihn in eine Müllhalde verwandelt, denn sie mochten nichts lieber als Unordnung und Schmutz. Und nun wollte die Hexe, dass die Tiere ihr halfen, aus dem Wald der Freundschaft einen genauso schmuddeligen, unordentlichen Ort zu machen. Denn dann würden die Waldbewohner ihr Zuhause mit Sicherheit verlassen.

Als Jessi und Lili das letzte Mal im Wald der Freundschaft gewesen waren, hatte Pieps, die Fledermaus, Henni Hamster verhext. Das freundliche Hamstermädchen war durch den Zauber genauso wüst geworden wie die Fledermaus und hatte sich beinahe selbst in eine Fledermaus verwandelt. Die Freundinnen hatten zum Glück einen Gegenzauber gefunden, aber sie wussten, dass die anderen drei Tiere aus dem Hexental noch immer darauf aus waren, Unfug und Unordnung zu stiften.

Goldi miaute und wandte sich zum Gartentor um.

„Komm, Lili!“ Jessi hüpfte vor Aufregung auf und ab. „Goldi bringt uns wieder in den Wald der Freundschaft.“

Die Mädchen liefen über die Straße und an der Tierklinik vorbei. Zwei Hasenkinder machten erschrockene Gesichter, als Lili und Jessi an ihrem Gehege vorbeisausten.

Von Stein zu Stein hüpfend, folgten sie Goldi über den Bach unterhalb von Lilis Garten. Am anderen Ufer lag die große Wiese, in deren Mitte die alte, abgestorbene Eiche stand.

Der magische Baum!

Jessi und Lili sahen sich aufgeregt an. Gleich hatte Goldi die Eiche erreicht und dann würde etwas ganz Erstaunliches geschehen.

Und tatsächlich! Plötzlich sprossen aus allen Ästen Blätter hervor, allerdings waren sie nicht so saftig grün wie sonst. Diesmal leuchteten sie in allen Farben des Herbsts – rot, gelb, orange und golden. Sie schimmerten im Sonnenlicht. Drosseln und Rotkehlchen sausten zwischen den Blättern umher und naschten von den reifen Beeren.

Goldi streckte eine Pfote aus und strich über die drei Worte, die in die Rinde geritzt waren. Jessi und Lili lasen laut vor: „Wald der Freundschaft!“

Im Baumstamm öffnete sich eine kleine Tür mit einem wie ein Blatt geformten Türgriff. Goldgelbes Licht drang heraus.

Goldi schlüpfte geschmeidig hindurch.

Die Freundinnen nahmen sich an der Hand und folgten der Katze in den goldenen Glanz.

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Ein Kribbeln erfasste ihre Körper. Jessi und Lili wussten, dass sie schrumpften, aber nur ein kleines bisschen.