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Titelseite

Inhalt

Das ungelöste Rätsel

Silberwinds Warnung

Die Schatzsuche beginnt

Nimm dich in Acht, Jana!

Hinter dem Wasser

Die Rache des Trolls

Schlauer kleiner Wirbelwind!

Omas Freudentränen

Das ungelöste Rätsel

Jana war selig. Silberwinds Fohlen war das schönste Pferd, das sie je gesehen hatte. Früher war sie ein- oder zweimal am Tag zu ihrem Einhorn gelaufen, um es zu streicheln und mit ihm zu reden. Aber nun verbrachte sie jede freie Minute bei Silberwind und dem Fohlen.

Jana hatte ihm einen wunderschönen Namen ausgesucht: Wirbelwind. Sein kleines Horn auf der Stirn war nur für Jana und ihre Freunde zu sehen. Und das auch nur, wenn Jana die wilde Mähne des Einhornfohlens zur Seite strich.

„Dein Horn wächst ja prima“, freute sich Jana eines Morgens mit Wirbelwind. „Du bist wirklich schon ein sehr großes Einhorn!“

Das Fohlen wieherte begeistert und fegte wie ein kleiner Wirbelsturm über die Weide.

Janas Oma lehnte sich zu ihrer Enkelin an den Zaun. „Was für ein wundervolles Fohlen“, schwärmte sie.

Jana nickte. Dann sah sie Oma Friese von der Seite an. „Oma, hast du eigentlich früher auch so aufregende Sachen mit Silberwind erlebt?“ Jana wusste, dass Oma Friese in ihrer Jugend Silberwinds auserwählte Freundin gewesen war.

„Oh ja“, sagte Oma Friese. „Du weißt ja, dass wir damals oft in den magischen Wald geritten sind. Dort haben wir so viele Abenteuer erlebt …“ Sie schaute vergnügt auf das kleine Waldstück hinter Silberwinds Koppel, in dem sich der magische Wald verbarg. „Einmal haben wir gegen eine böse Fee gekämpft. Und ein anderes Mal haben wir die Trolle ausgetrickst, das war auch lustig!“ Oma Friese lachte und tätschelte Silberwind den samtweichen Hals. Nach einer Weile wurde sie wieder ernst. „Nur ein Rätsel konnten wir nie lösen.“

Jana spitzte neugierig die Ohren. „Welches Rätsel denn?“

„Wir mussten damals im Krieg ein paar Dinge verstecken.“ Oma seufzte. „Böse Menschen haben die schweren Zeiten damals ausgenutzt und viele Familien bedroht. Sie haben Sachen gestohlen und ganze Häuser geplündert. Da haben wir unsere wertvollsten Dinge in eine Truhe gelegt und ich habe sie im Wald versteckt.“

„Ein Familienschatz?“, fragte Jana aufgeregt. „So richtig mit Gold und Silber?“

Oma Friese lächelte. „Ja, richtig. Ein echter Familienschatz. Er war auch ziemlich schwer, obwohl die Truhe nicht sehr groß war.“

Janas Augen wurden immer größer. „Und wo hast du ihn versteckt?“

Oma seufzte. „Damals kannte ich Silberwind noch nicht. Aber eines Tages fand ich ein ganz zutrauliches Eichhörnchen, das sich auf den Arm nehmen ließ. Und plötzlich sah der Wald ganz anders aus! Ich musste schon damals in den magischen Wald gekommen sein. Das war mein schönstes Geheimnis! Dorthin brachte ich auch den Schatz und versteckte ihn in einer Höhle. Leider konnte ich erst Jahre später nach dem Schatz suchen. Und habe ihn dann nicht wiedergefunden.“

„Du hast ihn nie gefunden?“, staunte Jana.

„Leider nicht“, sagte Oma Friese bedrückt. „Ich konnte mich nach so langer Zeit nicht mehr erinnern. Als ich dann später Silberwind kennengelernt hatte, hoffte ich, er würde mir helfen können. Wir suchten alles ab, aber ohne Erfolg.“

Jana lachte. „Was? Das kann nicht sein. Silberwind ist ein Einhorn. Er findet alles!“

„Ja, das verstehe ich auch nicht“, gab Oma Friese zu. „Irgendjemand muss den Schatz entdeckt und mitgenommen haben.“ Oma sah traurig zum Haus hinüber. „Meine Eltern waren ungeheuer wütend auf mich. Sie suchten lange nach dem Schatz, fanden aber natürlich nichts im kleinen Wald. Keine schöne Geschichte.“

„Vielleicht habt ihr nicht gut genug gesucht?“, überlegte Jana.

Oma Friese sah sie stirnrunzelnd an. „Nicht gut genug? Jahrelang! Und immerhin hatte ich Hilfe von einem echten Einhorn!“ Sie strich Jana eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Denk nur nicht darüber nach, mein Kind. Das ist schon so lange her. Und alles ist gut geworden – auch ohne Schatz!“ Sie gab Jana einen Kuss auf die Stirn und ging zum Haus zurück.

Jana sah ihr hinterher – und dachte natürlich doch darüber nach.

Silberwinds Warnung